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Elke

ärgerlich auf - oder ärgerlich über?

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Oder womöglich ärgerlich mit???

Wie muss es heißen? Könnt ihr mir helfen?

Liebe Grüße

Elke

 

„Wo arbeitet Papa, weißt du das?“, fragte Lou.

Frieda zuckte mit den Schultern. „Im Geschäft, im Büro, irgendwo.“

„Machst du ein Gedicht?“ Lou lachte. „Wieso?“

„Ach nur so.“

Sie lachten beide und aßen schnell ihren Teller leer, damit Tereza nichts vom Zucker bemerkte, wenn sie zurückkam.

„Papa ist der Chef, aber es gibt noch den Vorstand, die sind auch irgendwie die Chefs und ärgern ihn dauernd. Blöder Vorstand sagt er immer.“

„Blöder Vorstand!“, wiederholte Lou. „Was ist Vorstand?“ Sie kratzte mit dem Löffel über das Porzellan, dass es quietschte.

„Lass das! Ich krieg Zahnweh davon!“ Frieda sah ihre Schwester böse an.

Aber sie war nicht ärgerlich über ihre Schwester, sondern über sich, weil sie nichts über Papa wusste. Oder über ihn, weil er nie da war und nie Zeit für sie hatte.

Romane:  http://weigel-elke.net/      Sachbücher/Psychotherapie: https://weigel-elke.de/

Instagram: https://www.instagram.com/elke_weigel_psychologin/

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Eine andere Variante als das Verb wäre noch "verärgert".

"Ärgerlich" passt wirklich nicht.

Es ist ärgerlich, dass der Bus Verspätung hat, ich bin darüber verärgert, dass ich nun den Zug verpasse ... Oder ich ärgere mich darüber.

 

Liebe Grüße

Ingrid

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Hallo, liebe Elke,

 

ich denke auch, es müsste "verärgert über" heißen, aber ich würde ohnehin nach einem Synonym suchen, da du einige Zeilen davor ja "ärgern" verwendest.

 

Vielleicht so: Sie war nicht wütend/sauer/ auf ihre Schwester, sondern auf sich.

 

Liebe Grüße

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Ich würde eher das erste "ärgern" ändern. Wie alt sind die Kinder? Damit man sagen kann, welche Ausdrücke sie verwenden würden.

 

Wenn das erste "ärgern" dann weg ist, würde ich hier unten "ärgern" verwenden.

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Interessant! Vielen Dank euch allen!

Es stimmt, sie ärgert sich nicht über ihre Schwester. Das passt viel besser.

 

Die beiden sind 5 und 10 Jahre. Also, die die sich ja eigentlich über ihren Vater ärgert ist 10.

 

LG Elke

Romane:  http://weigel-elke.net/      Sachbücher/Psychotherapie: https://weigel-elke.de/

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Ist das ein Kinderbuch? Weil die sehr einfache Sprache und Syntax darauf hindeutet. Ich überlege gerade so, ob "ärgern" nicht irgendwie altertümlich klingt, fast zu erwachsen. Wenn der ganze Text an Kinder gerichtet ist.

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... der Duden kennt „ärgerlich über/ auf“ als verbale form, das Internet ebenso. Der Ausdruck entspricht also dem Sprachgebrauch – auch wenn manche Sprecher/ Schreiber die Form nicht bevorzugen.  Michelle weist aber auf eine wichtige Frage hin, nämlich die sprachliche Angemessenheit des Ausdrucks für die kindlichen Leser. Für welches Alter ist das Buch denn gemeint?

 

„... ärgert sich“ ist fast hundert mal häufiger als „ ärgerlich über“ und daher Kindern vermutlich geläufiger. Allerdings liegen Welten zwischen dem Sprachverständnis von fünf- und zehnjährigen Kindern.

 

Gruß,

 

Manfred

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Eine ganze Reihe von Präpositionen kann in Konkurrenz zu anderen treten – man kann wissen "von" oder "über" etwas, schimpfen "auf" oder "über" oder "mit" jemanden usw. und die Bedeutungsunterschiede sind oft hauchfein, dennoch spürbar.

 

In deinem Fall hat das "über" eine weiter gespannte Bedeutung: Man ist ärgerlich über diverse Geschehnisse, die von meinem Ärger nicht unbedingt etwas mitbekommen müssen – wie im genannten Beispiel der abgefahrene Bus. Ärgerlich sein kann man auch über Verhaltensweisen einer Person.

 

"auf" richtet sich gern direkt auf ein konkretes Objekt. Man schießt, schimpft, zielt auf eine Sache oder Person.

 

In deinem Fall geht grundsätzlich beides, Elke. Wenn du "über" verwendest, ist der Ärger eine Nuance weiter gefasst (ganz so wie der Lichtschein einer Lampe, die über der Schwester hängen mag). Bei "auf" geht es eine Kleinigkeit direkter zu (wie bei einem vorgestellten Gewehr, das sich auf das Mädchen richtet).

 

Du kannst das natürlich auch kombinieren, wie teilweise schon vorgeschlagen:

 

Aber sie war nicht ärgerlich auf ihre Schwester, sondern über sich, weil sie nichts über Papa wusste. Oder auf ihn, weil er nie da war und nie Zeit für sie hatte.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Angelika, ich liebe deine Erklärungen, überhaupt alle eure Wortklaubereien :)

 

"Aber sie war nicht ärgerlich auf ihre Schwester, sondern über sich, weil sie nichts über Papa wusste. Oder auf ihn, weil er nie da war und nie Zeit für sie hatte."

 

"Sie ärgerte sich nicht über ihre Schwester, sondern über sich ..."

 

"Wütend/ sauer ..."

 

"ärgern statt ärgerlich"

 

 

Danke euch allen, wie spannend! Ich staune immer wieder, was rauskommt, wenn man über einzelne Wörter im (Kon-)Text nachdenkt.

Ich hirne jetzt schon eine Weile daran rum. Vielleicht muss ich es ganz anders schreiben?

 

Frieda reagiert dauernd gereizt auf ihre kleine Schwester und ich stelle mir vor, dass ihr in dieser Szene bewusst wird, dass sie sich an Lou nur abreagiert. Und dann wird es für sie kompliziert, sie merkt, dass die Gereiztheit ja in ihr ist, aber dass sie auch sauer auf ihren Vater ist, der sich immer entzieht und dass sie gern mehr über ihn wissen würde.

 

Ach so, was man vielleicht auch noch wissen muss: die Szene spielt Ende der 80er Jahre.

 

Im oberen Abschnitt habe ich das erste "ärgern" rausgenommen und durch "nerven" ersetzt.

 

„Papa ist der Chef, aber es gibt noch den Vorstand, die sind auch irgendwie die Chefs und nerven ihn dauernd. Blöder Vorstand sagt er immer.“

 

Aber sie ärgerte sich nicht über ihre Schwester, sondern über sich, weil sie nichts von Papa wusste. Ja, sie war sauer auf ihn, weil er nie da war und nie Zeit für sie hatte.

 

Was meint ihr?

 

Liebe Grüße

Elke

Romane:  http://weigel-elke.net/      Sachbücher/Psychotherapie: https://weigel-elke.de/

Instagram: https://www.instagram.com/elke_weigel_psychologin/

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Frieda reagiert dauernd gereizt auf ihre kleine Schwester und ich stelle mir vor, dass ihr in dieser Szene bewusst wird, dass sie sich an Lou nur abreagiert. Und dann wird es für sie kompliziert, sie merkt, dass die Gereiztheit ja in ihr ist, aber dass sie auch sauer auf ihren Vater ist, der sich immer entzieht und dass sie gern mehr über ihn

„Papa ist der Chef, aber es gibt noch den Vorstand, die sind auch irgendwie die Chefs und nerven ihn dauernd. Blöder Vorstand sagt er immer.“

 

Aber sie ärgerte sich nicht über ihre Schwester, sondern über sich, weil sie nichts von Papa wusste. Ja, sie war sauer auf ihn, weil er nie da war und nie Zeit für sie hatte.

 

Was meint ihr?

 

Ich weiß ja nicht, wie wichtig es für deinen Text ist, dass Frieda sich auf ihre Erkenntnis erst hin arbeiten muss. Sollte das der Fall sein, dann würde ich dem Absatz schon noch einen oder zwei Sätze mehr gönnen, in dem das deutlich wird. Dann fände ich auch das "Ja" am Anfang des letzten Satzes irreführend. Vielleicht so:

 

Aber sie ärgerte sich nicht über ihre Schwester, merkte sie, sondern über sich selbst. Weil sie nichts von Papa wusste. Aber war sie eigentlich daran schuld? Er war es doch, der nie nach Hause kam und nie Zeit für sie hatte. Ja, jetzt verstand sie erst, was mit ihr los war: Sie war sauer auf Papa.

 

Würde so etwas vielleicht passen?

 

Herzlich,

Angelika

 

P.S. Ich finde übrigens viel Stimmung in dem kleinen Textausschnitt.

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

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Danke Angelika!

Jetzt wird der Abschnitt immer präziser, das gefällt mir!

Es ist nämlich schon wichtig, was sie das erkennt. Denn danach verbindet sie sich immer enger mit ihrer Schwester und das Krimidrama nimmt seinen Verlauf.

Können wir noch alle anderen Abschnitte durchgehen ;)

 

Liebe Grüße

Elke

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