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Michelle

Antagonist als Protagonist

Empfohlene Beiträge

Ich betrachte Antagonisten oder antagonistische Kräfte als Materialisierung des inneren Konflikts meines Protagonisten. Der Held versucht seinen inneren Konflikt zu verdrängen, aber durch die Konfrontation mit den antagonistischen Kräften wird ihm sein Problem immer wieder vor Augen geführt. So lange und in steigernder Intensität, bis er sich seinem Koflikt stellt und ihn überwindet. Dabei müssen diese antagonistischen Kräfte nicht böse sein und für den Leser nicht unbedingt als solche erkennbar, wie es vielleicht bei den Beispielen wäre, die Michelle nennt.

 

Menschen sterben in Sandstürmen oder durch wilde Tiere -' date=' aber man kann ihr keinen Vorwurf machen, sie ist eben, wie sie ist.[/quote']

Wichtig ist, dass ich weiß, welche Funktion diese antagonistischen Kräfte für meinen Protagonisten haben.

 

Andrea

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In einem Liebesroman gibt es ja selten einen richtigen Antagonisten oder eine richtige Antagonistin. Nur dann, wenn es tatsächlich um eine Nebenbuhlerin oder so geht. Ansonsten sind es immer die widrigen Umstände, Missverständnisse, moralische Überzeugungen o.ä., die die beiden Liebenden davon abhalten, zueinander zu kommen.

 

Wie bitte?

 

Solche absoluten Aussagen sind gefährlich.

Eben gerade in Liebesromanen gibt es Antagonisten, die den beiden oder einem von ihnen aber so richtig in die Quere kommen.

Der klassische Fall ist der böse Papa, der die Beziehung vereiteln will oder gar ein mörderischer Stalker, die Schwiegermama oder der oder dir Ex.

 

Die Lektüre des Klassikers "Romeo und Julia" wäre vielleicht auch hilfreich ...

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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In einem Liebesroman gibt es ja selten einen richtigen Antagonisten oder eine richtige Antagonistin. Nur dann, wenn es tatsächlich um eine Nebenbuhlerin oder so geht. Ansonsten sind es immer die widrigen Umstände, Missverständnisse, moralische Überzeugungen o.ä., die die beiden Liebenden davon abhalten, zueinander zu kommen.

 

Auch widrige Umstände können Antagonisten sein. Wie schon weiter oben beschrieben, ist der Antagonist das, was den Protagonisten behindert.

 

Aber einen Liebesroman nur darauf zu beschränken, dass die Liebenden sich nicht sofort kriegen, weil sie andauernd irgendwelche blöden Missverständnisse haben, die  sie - wenn sie nur ein einziges Mal vernünftig miteinander reden würden, anstatt immer alberne Annahmen zu hegen, auflösen könnten - oder überkommene Moralvorstellungen, die sie am Schluss dann sowieso brechen - wird dem Genre m.E. nicht gerecht. Das wird nicht mal den Heftromanen des Genres gerecht.

 

Auch Liebesromane brauchen eine Handlung  ;) - schöne Landschaft mit zwei schönen Menschen, die andauernd aneinander vorbeireden und sich missverstehen, reicht da m.E. nicht aus.

 

Insofern sind Antagonisten - erst recht die menschlichen - ganz normal im Liebesroman.

 

Gruß, Melanie

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Aber einen Liebesroman nur darauf zu beschränken' date=' dass die Liebenden sich nicht sofort kriegen, weil sie andauernd irgendwelche blöden Missverständnisse haben, die  sie - wenn sie nur ein einziges Mal vernünftig miteinander reden würden, anstatt immer alberne Annahmen zu hegen, auflösen könnten - oder überkommene Moralvorstellungen, die sie am Schluss dann sowieso brechen - wird dem Genre m.E. nicht gerecht. Das wird nicht mal den Heftromanen des Genres gerecht. [/quote']

 

Geben tuts das aber. Ich glaube, es war Ludwig Thoma, der solchen (meist ausgesprochen bittersüßen) Geschichten als Obertitel den Namen "Ja-host-denn-du-mein'-Briaf-net-kriagt!" verlieh.  

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Aber einen Liebesroman nur darauf zu beschränken' date=' dass die Liebenden sich nicht sofort kriegen, weil sie andauernd irgendwelche blöden Missverständnisse haben, die  sie - wenn sie nur ein einziges Mal vernünftig miteinander reden würden, anstatt immer alberne Annahmen zu hegen, auflösen könnten - oder überkommene Moralvorstellungen, die sie am Schluss dann sowieso brechen - wird dem Genre m.E. nicht gerecht. Das wird nicht mal den Heftromanen des Genres gerecht. [/quote']

 

Geben tuts das aber. Ich glaube, es war Ludwig Thoma, der solchen (meist ausgesprochen bittersüßen) Geschichten als Obertitel den Namen "Ja-host-denn-du-mein'-Briaf-net-kriagt!" verlieh.  

 

Angelika

 

Ja, dass es das gibt, weiß ich. Aber das bedeutet ja nicht, dass es Vorschrift ist, einen LiRo so zu schreiben und dass er nicht von ein bisschen mehr Handlung profitieren könnte ;)

Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele interessante LiRos es gibt. Ich lese z.B. gerade "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" - auch ein LiRo, aber eben ein ganz besonderer.

 

Gruß, Melanie

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Ich glaub, das war gerade ein Missverständnis, Melanie. Eigentlich wollten Herr Thoma und ich das nur unterstreichen, was du weiter oben geschrieben hattest. Von Vorschriften sollte das nicht handeln und schon gar nicht bedeuten, dass etwas gelungen ist, nur weil vorhanden. Oder sogar erfolgreich vorhanden. Im ZDF sehen wir jedenfalls immer wieder mal solch aufwühlende Spektakel, worin Kinder gezeugt, geboren und getauft werden, ohne dass der Erzeuger eine Ahnung hätte und sich eine Minute vor Schluss zwei schöne, kreuzbrave junge Leut fassungslos ins Auge schauen: "Ja hast denn du meinen Brief nicht ...?"

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Ja, genau diese Serien und Romane ... ;)

Oder besonders klasse ist die Variante, wenn eine Frau einem total netten Mann aus lauter Wut nicht sagt, dass sie schwanger ist und dann lieber das Kind allein aufzieht, obwohl sie ihn ja liebte und sie dann erst zusammenkommen, wenn das Kind als Jugendlicher/Erwachsener durch Zufall Papa findet ...

 

Da möchte ich am liebsten die Autoren schütteln und fragen, warum es notwendig ist, die Romanfiguren zu solchen Idioten zu stilisieren. Wenn der Konflikt nur daraus besteht, dass zwei Leute nicht in der Lage sind, die banalste Kommunikation auf die Reihe zu kriegen, sondern lieber schmollen oder Vermutungen anstellen, ohne die mal zu hinterfragen.

 

Interessanter wäre es, wenn es da z.B. einen Antagonisten gäbe, der gezielt Falschinformationen streut, um die Leute auseinander zu bringen. Dann wäre es eine außenstehende Kraft, die zwar im Prinzip plottechnisch das gleiche Ziel erreicht (z.B. Kind, das seinen Vater erst als Jugendlicher selbst findet), aber die Protagonisten sind nun Opfer des Antagonisten, mit denen man mitleiden kann und keine reinen Idioten mehr, denen man am liebsten gleich das Sorge- (oder besser noch Zeugungs-)recht abgesprochen hätte. :)

 

Gruß, Melanie

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In einem Liebesroman gibt es ja selten einen richtigen Antagonisten oder eine richtige Antagonistin. Nur dann, wenn es tatsächlich um eine Nebenbuhlerin oder so geht. Ansonsten sind es immer die widrigen Umstände, Missverständnisse, moralische Überzeugungen o.ä., die die beiden Liebenden davon abhalten, zueinander zu kommen.

 

Ich glaube, du siehst die Liebesromane viel zu einseitig, Michelle. Es gibt sehr viele Liebesromane mit echten Antagonisten und anderen Problemen als widrige Umstände, Missverständnisse usw.

 

[Edit: Ich sehe gerade, dass Andrea S. mir schon zuvorgekommen ist. ;D ]

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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Da möchte ich am liebsten die Autoren schütteln und fragen' date=' warum es notwendig ist, die Romanfiguren zu solchen Idioten zu stilisieren. Wenn der Konflikt nur daraus besteht, dass zwei Leute nicht in der Lage sind, die banalste Kommunikation auf die Reihe zu kriegen, sondern lieber schmollen oder Vermutungen anstellen, ohne die mal zu hinterfragen.[/quote']

Aber gerade in Liebe und Sex ist miteinander reden eine verdammt schwere Aufgabe, vor allem, wenn man dabei bei der Wahrheit bleiben will, die man möglicherweise selbst noch gar nicht verstanden hat. Verglichen damit ist die Welt zu retten, eine vergleichsweise einfache Aufgabe. Du musst nur dem Bösewicht den Knopf mit der Bombenzündung entreißen ;-).

 

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

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Da möchte ich am liebsten die Autoren schütteln und fragen' date=' warum es notwendig ist, die Romanfiguren zu solchen Idioten zu stilisieren. Wenn der Konflikt nur daraus besteht, dass zwei Leute nicht in der Lage sind, die banalste Kommunikation auf die Reihe zu kriegen, sondern lieber schmollen oder Vermutungen anstellen, ohne die mal zu hinterfragen.[/quote']

Aber gerade in Liebe und Sex ist miteinander reden eine verdammt schwere Aufgabe, vor allem, wenn man dabei bei der Wahrheit bleiben will, die man möglicherweise selbst noch gar nicht verstanden hat. Verglichen damit ist die Welt zu retten, eine vergleichsweise einfache Aufgabe. Du musst nur dem Bösewicht den Knopf mit der Bombenzündung entreißen ;-).

 

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

Ich glaube, du weißt ganz genau, welche Art von schlecht gemachter Literatur und Filme ich damit meine.

Gruß, Melanie

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Ich glaub, das war gerade ein Missverständnis, Melanie. Eigentlich wollten Herr Thoma und ich das nur unterstreichen, was du weiter oben geschrieben hattest. Von Vorschriften sollte das nicht handeln und schon gar nicht bedeuten, dass etwas gelungen ist, nur weil vorhanden. Oder sogar erfolgreich vorhanden. Im ZDF sehen wir jedenfalls immer wieder mal solch aufwühlende Spektakel, worin Kinder gezeugt, geboren und getauft werden, ohne dass der Erzeuger eine Ahnung hätte und sich eine Minute vor Schluss zwei schöne, kreuzbrave junge Leut fassungslos ins Auge schauen: "Ja hast denn du meinen Brief nicht ...?"

 

Angelika

 

Genau auf einem verlorengegangenen Brief basiert die wunderbare Geschichte von Marcel Pagnol: "Das Wasser der Hügel." In der Verfilmung ist es Yves Montand (Papet), der am Ende seines Lebens erfahren muss, dass der von ihm malträtierte und zu Tode gebrachte Bucklige (Gérard Depardieu) sein Sohn ist.

 

Gruß aus Tirol

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