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(Peter D. Lancester)

Adjektivitis

Empfohlene Beiträge

(Peter_Dobrovka)

History repeating, hehe.

Ich habe den Thread an einen älteren angeklebt.

Außerdem möchte ich noch auf die Existenz eines weiteren verweisen:

(Link ungültig)

 

Peter

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"Eisengrau und bedrückend hingen die Wolken über Sanforan' date=' der geschäftigen Hafenstadt an der Küste des schwarzen Ozeans"[/quote']

 

Hallo Joy,

 

hilf mir mal auf die Sprünge: sind das nicht Adverbien? Das "bedrückend"war mir gleich beim ersten Lesen zu viel, wie euch auch. Interessant Marcos Bemerkung, dass es wertend ist-

In der Schreibwerkstatt, in der Adjektive sehr verpönt waren, schrieb ich mal eine Abenteueregeschichte, die in Venezuala spielte. Da ich die Naturbeschreibungen schlecht ohne alle Farben usw. machen konnte, habe ich-meiner Meinung nach - Adverben eingesetzt, Beispiel etwa: Das Maul des Curare-Frosches blitzte rot aus dem Gebüsch auf und nicht : Das rote Maul des Curare-Frosches blitzte -möglicherweise noch aus dem grünen -Gebüsch auf.

In einem Kommentar hieß es: viel zu viel Adjektive.

 

Ich glaube, dass es nicht nur genreabhängig ist, sondern dass es um die Bilder geht, die ich vermitteln will. Die kann man mit wenig Adjektiven(Adverben) herstellen. "Regenwolken hingen schwer ...Oder auch ganz ohne.

 

Oder sind sie generell als schlechter Ausdruck zu bezeichnen?

 

Nicht schlechter Ausdruck, ich finde, dass die Sprache dadurch etwas schwerfällig werden kann.

 

Da scheiden sich wohl die Geister. Ich finde Adjektive in sämtlichen Bestsellern.

 

;)

 

"Der Schuß hallte laut peitschend durch die Nacht", erzeugt ein klares Bild mit Geräusch. Schließlich gibt es auch Schalldämpfer, die nur ein Plopp von sich geben.

 

Noch ein Grund für mich, es sparsamer einzusetzten.

Daran kann ich dir zeigen, was ich meine:

 

Der Schuss hallte peitschend durch die Nacht. Dass er laut ist, ergibt sich aus der Gesamtsituation- also "laut" ist irgendwie doppelt gemoppelt.

 

 

Wenn Letzteres, dann: Wo ist die verdammte Grenze?

 

Das muss du, so verdammt umständlich es ist, immer wieder rausfinden, glaube ich. Irgendwann geht es dann in Fleisch und Blut über.

 

LG Christa

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(Peter_Dobrovka)

hilf mir mal auf die Sprünge: sind das nicht Adverbien? Das "bedrückend"war mir gleich beim ersten Lesen zu viel, wie euch auch. Interessant Marcos Bemerkung, dass es wertend ist-

In der Schreibwerkstatt, in der Adjektive sehr verpönt waren, schrieb ich mal eine Abenteueregeschichte, die in Venezuala spielte. Da ich die Naturbeschreibungen schlecht ohne alle Farben usw. machen konnte, habe ich-meiner Meinung nach - Adverben eingesetzt, Beispiel etwa: Das Maul des Curare-Frosches blitzte rot aus dem Gebüsch auf und nicht : Das rote Maul des Curare-Frosches blitzte -möglicherweise noch aus dem grünen -Gebüsch auf.

In einem Kommentar hieß es: viel zu viel Adjektive.

Hehe, der Kommentar tut recht daran, dir das nicht durchgehen zu lassen. Deine Adjektive in Adverben umzuwandeln war nichts anderes als Dollar in Euro umzutauschen, das Ergebnis bleibt erst mal dasselbe.

(Ob der Kommentar stilistisch recht hat, ist eine andere Sache.)

 

Es bleibt erst mal festzuhalten, daß alles, was in diesem Thread über Adjektive gesagt wurde, auch für Adverbien gilt und umgekehrt.

 

Gut, wenn wir uns auf die Ebene der Sprachtheorie begeben, sind Adjektive und Adverbien nicht dasselbe, aber von ihrer Funktion im Satz sind sie es. Adjektive sind die Eigenschaftsworte der Nomen, Adverbien die Eigenschaftsworte der Verben, und jedes Adjektiv kann als Adverb gebraucht werden und vice versa.

Erschwerend kommt hinzu, daß die Adverbien oft sinngemäß mehr mit dem Subjekt als mit dem Prädikat verbunden sind. Allein wenn wir das Beispiel nehmen: "Eisengrau und bedrückend hingen die Wolken". Eisengrau ist grammatisch hier eine Eigenschaft des Hängens, aber sinngemäß natürlich die Eigenschaft der Wolken.

 

Das "bedrückend" ist übrigens in dieser Hinsicht auch sehr interessant, denn es ist sinngemäß weder den Wolken noch dem Hängen zuzuordnen, sondern dient nur dazu, eine Stimmung in den Raum zu werfen und mit dem Bild im Kopf der Lesers zu verbinden.

 

Von der Nuancierung her ist das Adverb übrigens stärker.

"Eisengraue Wolken hingen" klingt beiläufig.

"Eisengrau hingen die Wolken" exponiert das Farbadjektiv, macht den Leser stärker darauf aufmerksam.

 

Ich glaube, dass es nicht nur genreabhängig ist, sondern dass es um die Bilder geht, die ich vermitteln will. Die kann man mit wenig Adjektiven(Adverben) herstellen. "Regenwolken hingen schwer ...Oder auch ganz ohne.

Man KANN ganz ohne, ja. Man kann das immer. Aber in diesem Fall liefert das "eisengrau" eine sehr schöne Zusatzinformation, die das blasse Bild stimmungsvoll einfärbt.

 

Der Schuss hallte peitschend durch die Nacht. Dass er laut ist, ergibt sich aus der Gesamtsituation- also "laut" ist irgendwie doppelt gemoppelt.

Ja. Wobei das obige immer noch zuviel ist.

"Der Schuß hallte durch die Nacht." gefällt mir besser.

"Der Schuß peitschte durch die Nacht." ist sogar noch stärker.

 

Peter

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Deine Adjektive in Adverben umzuwandeln war nichts anderes als Dollar in Euro umzutauschen, das Ergebnis bleibt erst mal dasselbe.

(Ob der Kommentar stilistisch recht hat, ist eine andere Sache.)

 

Wenn ich die Eigenschaftsworte den Verben zuordne, ist es auf jeden fall "dynamischer"-finde ich.

 

Von der Nuancierung her ist das Adverb übrigens stärker.

"Eisengraue Wolken hingen" klingt beiläufig.

"Eisengrau hingen die Wolken" exponiert das Farbadjektiv, macht den Leser stärker darauf aufmerksam.

 

Genau das meinte ich.

 

Man KANN ganz ohne, ja. Man kann das immer. Aber in diesem Fall liefert das "eisengrau" eine sehr schöne Zusatzinformation, die das blasse Bild stimmungsvoll einfärbt.

 

Finde ich auch.

 

[quoteJa. Wobei das obige immer noch zuviel ist.

"Der Schuß hallte durch die Nacht." gefällt mir besser.

"Der Schuß peitschte durch die Nacht." ist sogar noch stärker.

 

Ich glaube, ich weiß es jetzt. Es kommt auf das an, w a s man beschreibt.

Wolken können über den Himmel gepeitscht werden, wenn es stürmt. Ein Schuss geht immer ganz schnell. Wolken ziehen auch oder stehen als Eisfahnen in der Stratosphäre oder ballen sich wie Blumenkohl zusammen.

 

 

Sehr lehrreich! :s20

Christa

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Hallo zusammen,

das Problem, das ich mit diesen Beispiele "eisengrau und bedrückend" habe, ist die Perspektive.

Auf wen wirken sie bedrückend? Wer sagt das? Wenn da steht, Clara schaute nach oben. Die Wolken hingen eisengrau und bedrückend über ihr, ist das ok.

Dann kennzeichnet das "bedrückend" ja vielmehr die Perspektivträgerin nach dem Motto ach guck mal, die is so down, sogar nen paar Wolken ziehen sie schon runter.

Aber bei so einer auktorialen Erzählweise habe ich mit solchen Dingen immer Probleme.

 

Ansonsten zu den Fragen: Einen Satz laut lesen, wie klingt er? Passt er vom Sprachgefühl? Hört er sich gut an? Liest er sich gut? Da hilft dir kaum eine Regel weiter -und im Zweifelsfall einfach herumprobieren. Adjektiv weglassen, Satz nochmal laut lesen, ist es besser oder schlechter.

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Hallo Christa,

 

hilf mir mal auf die Sprünge: sind das nicht Adverbien?

ich hoffe, ich darf dir auch helfen.

 

Adverbien werden nicht dekliniert, sie sind unveränderbar mit ein paar wenigen Ausnahmen, die gesteigert werden können.

In deinem Beispielsatz:

Da ich die Naturbeschreibungen schlecht ohne alle Farben usw. machen konnte, habe ich-meiner Meinung nach - Adverben eingesetzt, Beispiel etwa: Das Maul des Curare-Frosches blitzte rot aus dem Gebüsch auf und nicht : Das rote Maul des Curare-Frosches blitzte -möglicherweise noch aus dem grünen -Gebüsch auf.

 

stehen immer noch Adjektive, auch wenn du sie an anderer Stelle im Satz schreibst.

Diese nicht immer ganz einfache Unterscheidung kommt daher, weil man Adjektive in adverbialen Gebrauch nehmen kann, sie dann also an gleicher Stelle im Satz stehen wie ein Adverb.

 

Ein eindeutiger Unterschied: Ein Adjektiv kann immer zwischen einem Artikel und seinem Substantiv stehen. Ein Adverb nicht.

 

Otto lügt selten.

Otto lügt nie.

 

Man kann sagen: Das seltene Ding (hier ist selten sogar dekliniert), also ist selten ein Adjektiv.

 

Man kann nicht sagen: Das nie Ding, also ist nie ein Adverb.

 

[Diese Beispiele sind natürlich aus dem Duden, und nicht von mir ;)]

 

Sie sprang kopfüber ins Wasser. -> Adverb

Sie sprang schnell ins Wasser. -> Adjektiv in adverbialen Gebrauch. (Der schnelle Sprung)

 

Viele Grüße

Andrea

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