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Münsterland ist abgebrannt (Jürgen Kehrer)

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»Abgesehen von den bräunlichen Flecken auf dem Parkettboden, war die Einrichtung perfekt. Eine kuschelige Sofaecke, so groß, dass eine ganze Grundschulklasse darauf hätte herumhüpfen können. Alte Schränke und Hightech, alles aufeinander abgestimmt. Die Bilder an der Wand waren sicher keine billigen Drucke, und der Farbton der blutroten Landschaft neben dem Kamin passte exakt zu dem klotzigen Kronleuchter, an dem der Hausherr baumelte. Von da oben hatte man bestimmt einen phantastischen Blick über die sanft abfallenden Wiesen bis zum Waldrand.

Bastian Matt dachte an seine schäbige Zweizimmerwohnung im münsterschen Geistviertel.«

 

Carl Benedikt Mergentheim ist Privatbankier mit exquisitem Geschmack und außerdem ist er tot, Bastian Matt ein Mitglied der K-Wache, also der Kripo Bereitschaft, der gerne zur KK 11 versetzt werden würde, also zu den Mordexperten. Und Mergentheim könnte ihm vielleicht diese Chance bieten, hofft er. Doch leider sieht es erst mal nach einem Selbstmord aus. Bei der Obduktion trifft er eine attraktive chinesische Rechtsmedizinerin, die eigentlich keine Chinesin ist und sehr eigene Vorstellungen von Männerbeziehungen hat aufgrund ihres kulturellen Hintergrund. In Spitzbergen gibt es eine Samenbank der ganz eigenen Art und im Münsterland eine lukrative kleine Pharmafirma, die ein Patent hält, über dessen Hintergrund es unterschiedliche Auffassungen gibt ...

 

Jürgen Kehrer hat Biopiraterie, Spitzbergen und zwei sehr unterschiedliche Protagonisten zu einem spannenden Krimi vereint. Gut geschrieben, spannend zu lesen und abseits der üblichen Verdächtigen ragt die Geschichte aus den gängigen Texten heraus und verdient uneingeschränkt fünf Sterne. Einfach nur gut.

 

Leseprobe: (Link ungültig)

Homepage des Autors: (Link ungültig)

 

Münsterland ist abgebrannt, Krimi, Jürgen Kehrer, Rowohl, Mai 2013

ISBN-13: 978-3499266508, Tb, 352 Seiten, Euro 9,99

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Gut geschrieben, spannend zu lesen und abseits der üblichen Verdächtigen ragt die Geschichte aus den gängigen Texten heraus

 

Hallo Hans-Peter,

 

ich bin jetzt ausnahmsweise auch mal ganz streng... :-)

was meint eigentlich hier "die üblichen Verdächtigen" bzw. "gängige Texte" ??!!

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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ich bin jetzt ausnahmsweise auch mal ganz streng... :-)

was meint eigentlich hier "die üblichen Verdächtigen" bzw. "gängige Texte" ??!!

Bauchschlitzer, vulgo Serienmörder et al ;-). Wobei ich sagen muss: Es gibt hervorragende Serienmörder (zumindestens auf Papier), aber die zunehmende Bevölkerungsdichte obiger Personen in Verlagprodukten nervt mich langsam.

 

herzliche Abendgrüße

 

Hans Peter

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Worauf ich hinauswollte. Ein Redakteur würde den von mir monierten Satz nicht durchgehen lassen. Er würde sagen: der Satz sagt nichts aus und muss ersatzlos gestrichen oder aber innerhalb der Buchbesprechung präzisiert werden.

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Worauf ich hinauswollte. Ein Redakteur würde den von mir monierten Satz nicht durchgehen lassen. Er würde sagen: der Satz sagt nichts aus und muss ersatzlos gestrichen oder aber innerhalb der Buchbesprechung präzisiert werden.

Jueb, jetzt hast du mich ins Grübeln gebracht. Ich liebe ja allgemeine und nichtssagende Sätze auch nicht.

 

Andererseits sind "die üblichen Verdächtigen" durchaus eine Anspielung, die schon in Casablanca etwas aussagte ;-). Frage bleibt natürlich, tun sie das heute und im Zusammenhang mit Krimi immer noch?

 

Grübelnde Grüße

 

Hans Peter

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Lieber Hans-Peter,

 

ganz abgesehen davon, dass mir die Konstruktion auch grammatikalisch falsch vorkommt: "Eine Geschichte .. abseits der üblichen Verdächtigen"-

Was soll das sein?!

Und "ein gängiger Text" auch da frage ich mich, was das sein soll?

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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ganz abgesehen davon, dass mir die Konstruktion auch grammatikalisch falsch vorkommt: "Eine Geschichte .. abseits der üblichen Verdächtigen"-

Was soll das sein?!

Das steht da nicht, sondern: "Abseits der üblichen Verdächtigen ragt die Geschichte ..."

 

Natürlich hätte ich auch schreiben können: "Abseits der üblichen Serienmördergeschichten ragt die Geschichte ...", oder "Abseits der heute üblichen Krimis ragt die Geschichte ...", aber sorry, diese Formulierung, nein, das muss nicht sein. Man muss nicht alles detailliert ausführen, bis es auch der letzte versteht. Und "gängiger Text" ist eine sehr häufig verwendete Formulierung, deren Sinn offensichtlich ist (ob auch immer angemessen, da sind Zweifel angebracht) - allerdings hast du recht, genau deshalb könnte man darauf verzichten.

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

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Lieber Hans-Peter,

 

"die üblichen Verdächtigen" sind zunächst einmal Personen und keine Krimis, und und deshalb grammatikalisch falsch, zumindest bedenklich, wenn es deine Bezugsgröße zu "Geschichte" sein soll.

 

Bloß weil eine Formulierung sehr häufig verwendet wird, ist das noch kein Kriterium sie zu benutzen. Und ich finde der Sinn, was ein "gängiger Text" sein soll, ist einfach nicht offensichtlich. Ist es "Die Wanderhure", "Der Turm", meine Schreibe, deine Schreibe oder irgendetwas dazwischen?

 

Ich finde wir als Autoren müssen sehr sorgfältig mit Sprache und Worten umgehen und gerade dann, wenn wir einen Text als Buchkritik ausgeben und ihn auch öffentlich als einen solchen rezipiert haben wollen.

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Lieber HP, ganz unparteiisch, nur vom eingewachsenen Rotstift gepiekst, muss ich sagen: Der jueb hat recht. Der Satz hat grammatikalisch eine Beule, in erster Linie auf der Satzbau-Seite. Davon sind dann die "üblichen Verdächtigen" allerdings syntaktisch mit betroffen.

 

Du hast der Geschichte –

 

Gut geschrieben, spannend zu lesen und abseits der üblichen Verdächtigen ragt die Geschichte aus den gängigen Texten heraus und verdient uneingeschränkt fünf Sterne.

 

– drei Linksattribute spendiert, von denen die ersten beiden Partizipialkonstruktionen sind, im Wesentlichen also von ihren Verben (schreiben, lesen) leben. Das dritte Attribut ist eine präpositionale Konstruktion, also syntaktisch etwas anderes. Da es innerhalb einer Reihung auch noch mit "und" angeschlossen wird, erwartet des Lesers Hirn jetzt aber irgendwo ein Verb. Da keins folgt, stellt sich ein Gefühl der Verwirrung ein. So als ob der Satz humpelte. Hättest du ihm ein Verb spendiert, dann hättest du wohl ein transitives gewählt, um klar zu stellen, dass die Geschichte so und so verfertigt/produziert/erfunden/komponiert etc. wurde. Und dann hätten sich die so personal vorgestellten üblichen Verdächtigen womöglich von Hause aus nicht eingefunden.

 

Gut geschrieben, spannend zu lesen und abseits der/des ... angelegt, ragt die Geschichte aus den gängigen Texten heraus und ...

 

Für die drei Pünktchen bist jetzt natürlich wieder du zuständig, da halt ich mich zurück.  8-)

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Mich hat da nichts verwirrt. Ich fand es kurz und knapp und überzeugend. "die üblichen Verdächtigen" habe ich als Bild empfunden, das eine bestimmte Art Krimis charakterisiert und diesen davon abheben will.

 

"Gut geschrieben, spannend zu lesen und abseits von 0815-Krimis mit den üblichen Verdächtigen angelegt, ragt die Geschichte aus den gängigen Texten heraus und ... " würde mir z.B. weniger gut gefallen.

 

Liebe Grüße

Beate

Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor")

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Ich habe "die üblichen Verdächtigen" als ironische Anspielung auf "Verhaftet die üblichen Verdächtigen!" in Casablanca empfunden. Und so war es wohl auch gemeint, oder?

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Lieber Jueb

"die üblichen Verdächtigen" sind zunächst einmal Personen und keine Krimis, und und deshalb grammatikalisch falsch, zumindest bedenklich, wenn es deine Bezugsgröße zu "Geschichte" sein soll.

Rote Karte ist auch was für Fußballspieler und dennoch kann ich im Büro jemandem die rote Karte zeigen. Ich kann sogar dem Hund, wenn er sich auf meinen Lieblingssessel setzt, die rote Karte zeigen, obwohl er garantiert kein Fußballspieler ist und ich kein Schiedsrichter.

 

Ehrlich gesagt verstehe ich das jetzt überhaupt nicht mehr. Warum soll ich nicht von Krimis als den üblichen Verdächtigen sprechen können? Deine Behauptung ernst genommen würde bedeuten, dass eine ganz wesentliche Möglichkeit der Sprache wegfallen muss. Die Übertragung von Worten und Bildern aus ihrem eigenem Bereich in einen anderen ist unzulässig? Das wäre Sprachkastration.

 

Natürlich kann man darüber streiten, ob es in der Rezension gelungen ist, aber das ist eine andere Frage.

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

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drei Linksattribute spendiert, von denen die ersten beiden Partizipialkonstruktionen sind, im Wesentlichen also von ihren Verben (schreiben, lesen) leben. Das dritte Attribut ist eine präpositionale Konstruktion, also syntaktisch etwas anderes. Da es innerhalb einer Reihung auch noch mit "und" angeschlossen wird, erwartet des Lesers Hirn jetzt aber irgendwo ein Verb. Da keins folgt, stellt sich ein Gefühl der Verwirrung ein. So als ob der Satz humpelte. Hättest du ihm ein Verb spendiert, dann hättest du wohl ein transitives gewählt, um klar zu stellen, dass die Geschichte so und so verfertigt/produziert/erfunden/komponiert etc. wurde. Und dann hätten sich die so personal vorgestellten üblichen Verdächtigen womöglich von Hause aus nicht eingefunden.

 

Gut geschrieben, spannend zu lesen und abseits der/des ... angelegt, ragt die Geschichte aus den gängigen Texten heraus und ...

Angelika, wo du recht hast, hast du recht.

 

Ich habe mittlerweile auch noch was gefunden (auf was man alles stößt, wenn man Texte seziert ...). Ein Baum, der in einer Baumgruppe steht, kann herausragen aus der Gruppe. Ein Baum abseits der anderen Bäume kann sie überragen, aber nicht herausragen.

 

sezierende Grüße

 

Hans Peter

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Ich habe mittlerweile auch noch was gefunden (auf was man alles stößt, wenn man Texte seziert ...). Ein Baum, der in einer Baumgruppe steht, kann herausragen aus der Gruppe. Ein Baum abseits der anderen Bäume kann sie überragen, aber nicht herausragen.

 

Stimmt auch wieder!

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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Ich bin ein bisschen verwirrt. Habe ich mich in der Rubrik vertan und wir sind hier in der Textkritik?

Luise, du hast recht, das gehört eigentlich nicht hierher. Wir hatten ja schon einen anderen Thread über Formeln in Rezensionen, dort habe ich jetzt nochmal meine Meinung gepostet und da sollten wir darüber weiterdiskutieren, wenn gewünscht:

 

(Link ungültig)

 

Herzliche Grüße, Hans Peter

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(Peter_Dobrovka)

Was ist das hier für eine groteske Diskussion? Üben wir uns im öffentlichen Bereich jetzt in Realsatire?

Ein Mod sollte den Teil, der nicht das Buch zum Thema hat, abtrennen und woandershin verschieben.

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(Peter_Dobrovka)

Im übrigen möchte ich anmerken, dass ich diese Rezension gut finde, vollumfänglich verstehe, nichts an ihr zu mäkeln habe, auch grammatisch nicht, und sie mich in der Tat auf dieses Buch neugierig gemacht hat.

Bin übrigens derselben Meinung wie hpr, dass gewisse Figurentypen inflationär geworden sind und das dies ein wenig nervt.

 

Peter

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