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(Petra)

literarisches Schreiben - wie geht das?

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Hallo, Spinner.

 

Was ich - im Rahmen meiner kläglichen Möglichkeiten - zu sagen versucht habe, war: Es ist nicht generell vorbestimm- und auch nicht vorhersehbar, welche Leser ein Buch erreichen wird. Mag sein, daß Autor und/oder Verlag bestimmte Gruppen im Sinn haben, aber sie werden diese weder ausschließlich, noch ausschließlich diese erreichen. Weniger als in anderen Bereichen läßt sich bei Literatur prognostizieren, welche Gruppen bestimmte Bücher für sich entdecken. Das gilt m.E. vor allem für solche Werke, die nicht klassischen Genrevorgaben (Hosenrollenromane, Thriller, SF) entsprechen.

 

Und ich widerspreche energisch Deiner Behauptung, alleine die sozialen Indikatoren der Leserschaft wären Gradmesser für die "Wertigkeit" von Literatur, oder, vereinfacht gesagt: Je intelligenter/gebildeter ein Leser, umso wertiger ein Buch. Tatsächlich ist für die Rezeption einiger Werke ein gewisses Bildungsniveau erforderlich, aber der Umkehrschluß - das Buch ist ..., weil es von diesen Leuten gelesen wird - scheint mir grundfalsch. Die Aspekte sind, wenn überhaupt, im Werk zu suchen, und nicht beim Leser.

 

Mmh. All das scheint mir vergleichbar mit der Suche nach intelligentem Leben auf unserem Planeten. 8) Was zeichnet "hohe Literatur" aus? Die Originalität des Stils? Der Anspruch der Fragestellungen? Der Abstraktionsgrad? Die Menge vorausgesetzten Wissens? Die Höhe der Provokationslatte? Die Rätselhaftigkeit der Prämisse? Jedenfalls nicht der soziale Status der Leserschaft.

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Was zeichnet "hohe Literatur" aus? Die Originalität des Stils? Der Anspruch der Fragestellungen? Der Abstraktionsgrad? Die Menge vorausgesetztem Wissens? Die Höhe der Provokationslatte? Die Rätselhaftigkeit der Prämisse? Jedenfalls nicht der soziale Status der Leserschaft.

Interessant ist die Fragestellung vor allem vor dem HIntergrund der Tatsache, daß wir uns bereits, von der anderen Seite kommend, über die Frage Was ist trivial? gerauft haben ...

 

Grinsegrüße,

Iris :s17

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Wobei, wie schon schon angemerkt, das Triviale wesentlich einfacher zu definieren ist und auch bereits hinreichend definiert wurde.

 

Wenn man es einfach haben wollte, könnte man die Hochliteratur als Nicht-Trivialliteratur definieren, aber das ist einigen Herrschaften ja nicht genug. Sie möchten keine binäre, sondern trinäre Einteilung: Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur, Trivialliteratur.

Und dann wundern sie sich, wenn es darauf hinausläuft, daß für die Hochliteratur keine Unterhaltsamkeit mehr im Topf übrigbleibt, hehe.

 

Peter

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Was ich - im Rahmen meiner kläglichen Möglichkeiten - zu sagen versucht habe' date=' war: Es ist nicht generell vorbestimm- und auch nicht vorhersehbar, welche Leser ein Buch erreichen wird.[/quote']

 

Da gebe ich dir Recht. Auch, dass es bei Genreliteratur einfacher ist. Die Tatsache, dass ein Verlag für ein Buch eine bestimmte Zielgruppe im Auge hat, bedeutet noch lange nicht, dass es dort auch landet. Manchmal landet der Titel dann überraschend bei einer nicht anvisierten Zielgruppe - die meist aber doch irgendwo in der "Nähe" des anvisierten Publikums liegt. Manchmal begründet das Buch ein neues Subgenre und damit eine neue Zielgruppe. Meist floppt ein Buch einfach, wenn es die intendierte Zielgruppe nicht erreicht.

 

Und ich widerspreche energisch Deiner Behauptung, alleine die sozialen Indikatoren der Leserschaft wären Gradmesser für die "Wertigkeit" von Literatur, oder, vereinfacht gesagt: Je intelligenter/gebildeter ein Leser, umso wertiger ein Buch.

 

Halt, halt - dagegen verwehre ich mich energisch! Damit stellst du meine Aussage auf den Kopf. Ich habe gesagt, dass "Hochliteratur" eben keine objektivierbare Wertigkeit impliziert, weil "Hochliteratur" nur durch die Umsetzung letztlich geschmacksbestimmter Zielgruppenvorstellungen zu solcher wird. Wertigkeit ist das, was der Leser dem Buch beimisst.

Ich habe mich von der Aussage distanziert, dass "Hochliteratur" sich an einem inhärenten Wert des Werkes misst, der dann nur von einer gebildeten Schicht erkannt wird - ich habe im Gegenteil gesagt, dass ein Buch dann als "literarisch" gilt, wenn es von einem gewissen Querschnitt dieser speziellen, sehr lose strukturierten Zielgruppe akzeptiert wird.

 

Ich möchte den Begriff der "Wertigkeit" also eher vom Begriff der "Hochliteratur" trennen, weil ich glaube, dass man auf Basis werkinhärenter Merkmale eben keine Zuordnung treffen kann - man wird also keinen Katalog mit Merkmalen abhaken können, um nur am Werk festzustellen, ob es nach der Veröffentlichung als "Hochliteratur" anerkannt wird oder nicht. Aber genau das müsste man mit einer gewissen Reproduzierbarkeit tun können, wenn die Gründe für diese Zuordnung tatsächlich im Werk zu suchen wären.

Und genau so verstehe ich die Frage "was ist literarisch?" als eine Frage der Zuordnung und eben nicht der Wertung.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Lieber Spinner,

 

ich befinde mich noch im Rausch deines ersten Versuchs, meine Frage zu beantworten, da umwölkst du mich bereits mit einer Essenz der Kernaussagen, die du glaubst gefunden zu haben.

 

Es ermüdet mich zu meinem Leidwesen, dir zu folgen, aber das weißt du ja. Ich muss dir auch nicht folgen - und schon gar nicht deine Fragen beantworten, denn niemand gibt dir, wie du einmal mehr beweist, befriedigendere Antworten als du dir selbst.

 

Glasklar ist, dass du nicht verstanden hast, was ich meine.

 

Die Kernaussage war nämlich, dass die Verliebtheit eines Schriftstellers in sein eigenes Sprachgefühl niemals ausreicht, um "Hochliteratur" abzuliefern. Insofern schließe ich mich mit einem ??? Tom an, wenn ein hohlköpfiger Verleger einen überengagierten Autor bittet "literarischer" zu schreiben.

 

Für mich als Leserin - als Lektorin für Unterhaltungsliteratur habe ich anderes zu tun und zu bewerten - gehört ein spürbarer Blick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse dazu - gerne so subtil, dass erst eine Textanalyse diese Erkenntnis bringt. Oder eben aus dem Bauch heraus :)

 

Gruß,

 

Tin

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Es ermüdet mich zu meinem Leidwesen' date=' dir zu folgen, aber das weißt du ja. Ich muss dir auch nicht folgen - und schon gar nicht deine Fragen beantworten, denn niemand gibt dir, wie du einmal mehr beweist, befriedigendere Antworten als du dir selbst.[/quote']

 

Nun, vermutlich das übliche Kommunikationsproblem zwischen Männern und Frauen: Während ich noch versuche, über Dinge zu reden, suchst du darin schon nach den Botschaften über den Sprecher ... Upps, jetzt hab ich das ja auch gemacht. ;)

Na ja, Wechsel von der Sachebene zur persönlichen Ansprache ist ja ein bekanntes rhetorisches Mittel, dessen Wirksamkeit hiermit mal wieder bewiesen ist.

 

Glasklar ist, dass du nicht verstanden hast, was ich meine.

 

Die Kernaussage war nämlich, dass die Verliebtheit eines Schriftstellers in sein eigenes Sprachgefühl niemals ausreicht, um "Hochliteratur" abzuliefern.

 

Du hast Recht. Diese Kernaussage hätte ich aus deinem ursprünglichen Posting (wenn du auch dieses hier (Link ungültig) (Link ungültig) meinst) niemals herausgelesen. Und hätte jemand anderes mir das als Essenz deiner damaligen Worte angeboten - nach dem Motto der klassischen schulischen Literaturbetrachtung: "was will der Autor uns damit sagen" - so hätte ich das zumindest als gewagte Interpretation empfunden. Also danke ich für die Aufklärung ... und stimme dir zu :s12

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Es ist nicht generell vorbestimm- und auch nicht vorhersehbar' date=' welche Leser ein Buch erreichen wird. Mag sein, daß Autor und/oder Verlag bestimmte Gruppen im Sinn haben, aber sie werden diese weder ausschließlich, noch ausschließlich diese erreichen. [/quote']

Kann ich sogar aus eigener Erfahrung bestätigen! Mein zweites Buch wurde für Leserzielgruppe B gefertigt und angepriesen, wobei der Verlag immer im Auge hatte, dass ich garantiert nicht Gruppe A bedienen sollte. Fazit: Gruppe B war über das Buch verärgert, Gruppe A hat zugegriffen wie sonstwas, und plötzlich gab's noch Gruppe C. (War ein Sachbuch)

 

Und ich widerspreche energisch Deiner Behauptung, alleine die sozialen Indikatoren der Leserschaft wären Gradmesser für die "Wertigkeit" von Literatur, oder, vereinfacht gesagt: Je intelligenter/gebildeter ein Leser, umso wertiger ein Buch. Tatsächlich ist für die Rezeption einiger Werke ein gewisses Bildungsniveau erforderlich, aber der Umkehrschluß - das Buch ist ..., weil es von diesen Leuten gelesen wird - scheint mir grundfalsch.

Schönstes Beispiel für das, was du sagst, Tom: Der Name der Rose von Eco.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo Leute,

 

da geht man mal für ein paar Tage offline und schon wird hier diskutiert, dass man Stunden braucht um sich auf den neuesten Stand zu bringen.  :o

 

Interessantes wurde gesagt, aber mich interessiert noch immer die Frage aus dem Thread: "Wie geht das?"

 

Kann man das lernen?

Ist es eine reine Talentfrage?

Eine reine Frage der eigenen Bildung?

 

(Mit Talent meine ich jetzt nicht das Talent zum Schreiben schlechthin - das dürfen wir wohl bei den meisten hier voraussetzen.)

 

Schade, dass Petras Verlag sich nie geäußert hat was sie nun eigentlich genau meinen. Geschliffenere Sprache wahrscheinlich. Das wird gemeinhin als literarisch bezeichnet.

 

Wie gesagt, und kurz zusammengefasst: Mich interessiert das "wie", wenn man bereits mit "Unterhaltungslit." Erfolg hat und es nun einfach mal versuchen will. Ich bin immer experimentierfreudig und habe das Schreiben damals nur angefangen, weil ich eine Phase hinter mir hatte, in der ich über Monate hinweg nur an "schlechte" Bücher geraten war. Damals sagte eine Stimme in mir: Das kann ja sogar ICH besser! Eine andere Stimme forderte mich heraus: Dann mach doch mal!

 

Literarisch schreiben habe ich noch nie direkt versucht und ich denke ich bewege mich in dem erwähnten Graubereich, in der Mischzone von literarisch und unterhaltend.

 

Aber GEHT das überhaupt? Kann ein Autor seinen eigenen Stil so verändern wie beispielsweise der Klassik-Sänger, der plötzlich eine Rockballade singt?

Verfügt ein Autor über ein solch breites Spektrum seines Könnens?

Mist, ich denke das wäre schon fast ein anderer Thread. Aber heute nicht mehr. Bin schon fast auf dem Weg zur Silvesterfeier.

 

Alles Liebe euch allen, und eine gute Landung im neuen Jahr!

Joy

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Schade' date=' dass Petras Verlag sich nie geäußert hat was sie nun eigentlich genau meinen.[/quote']

*Arrrggglllseufzblubberundkeuch* MEINE Verlage haben gar nix mit diesem Thread zu tun! :s03

Ich gelobe, nie wieder fiktive Fragen zu stellen, die aus Fragen unbeteiligter Dritter gesponnen sind. :-/

 

Aber GEHT das überhaupt? Kann ein Autor seinen eigenen Stil so verändern wie beispielsweise der Klassik-Sänger, der plötzlich eine Rockballade singt?

Verfügt ein Autor über ein solch breites Spektrum seines Könnens?

Genauso wie es Opernsänger gibt, die mit Rocksängern singen - und umgekehrt - gibt es durchaus Autoren, deren eigener Stil zwischen allen Stühlen angesiedelt ist... und an denen dann der ein oder andere auch mal zerrt.

Genau deshalb fand ich Toms Antwort so gut, dass es darum geht, den eigenen Stil und die eigene Stimme zu entwickeln.

 

War das nicht ein schönes Schlusswort zum Jahr?

In diesem Sinne G'sundheit und Prosit!

Petra

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Hallo, ich glaube ein Autor "kann" seinen Stil nicht nur verändern, sondern er verändert ihn fast zwangsläufig. Das wäre ja grausam, wenn ein Mensch mit dreißig noch den selben Stil schreibt wie mit Fünfzig. Der Stil und die Art des Erzählens ist ja auch ein Spiegelbild des Menschen selbst und damit Ausdruck seiner gesammelten Erfahrungen und -tjo- Persönlichkeit, Seele, was auch immer? Wenn jemand diesen Stil dann zwanghaft beibehalten will, verändert er sich entweder nicht (was schlimm wäre) oder er macht es bewußt so -schreibt also künstlich- um Geld damit zu verdienen (Heftromane und ähnliches, da muss ein Stil eingehalten werden). Letzteres wäre Gift für den literarischen Stil, das Zwängen in ein enges Korsett dürfte jeden literarischen Ansatz im Keim ersticken.

Was ich mir schwer vorstelle -ich spreche nur aus Vermutungen- wäre, nun von heute auf morgen zu sagen: Und nun muß ich meinen Stil auf eine "höhere" Ebene hieven. Dann schreibt man eben gesucht und nicht mehr natürlich und der Stil wird zwangsläufig seine Leichtigkeit und Melodie einbüßen.

Ob man das Erlernen kann oder eine Talentfrage ist, kann ich gar nicht beurteilen, weil meiner Ansicht nach eben Literatur nicht zwangsweise etwas mit "Stil" zu tun hat. Es ist nicht Trivial, wenn man schreibt: "Sie hatte das Gemüt einer Fleischfachverkäuferin" und es ist nicht Literatur ,wenn man schreibt : "Ihr Wesen erinnerte mich an einen Sonnenuntergang in einer blitzdurchzuckten Nacht."

Um ein Beispiel zu geben: "Der Mann ohne Eigenschaften" wurde vor einigen Jahren zum besten deutschen Roman des Jahrhunderts gewählt und beginnt mit einer meterologischen Abhandlung über Isothermen. Schlinks Vorleser beginnt mit einem prosaischen "Mit Sechszehn hatte ich Gelbsucht." Morbus Kitahara mit "Zwei Tote lagen schwarz im Januar Brasiliens". Das ist alles zweifellos Literatur -Musil sogar Hochliteratur- und alles sind ganz verschiedene Stilebene.

Der Stil muss sich der Perspektive und dem Thema anpassen, das macht für mich Literatur aus. Man kann literarische Sprache nicht unabhängig von ihrem Gegenstand definieren und man kann nicht literarisch ohne einen Gegenstand schreiben. Das sind so Aufgabestellungen: Beschreiben Sie literarisch einen Tisch und dann fängt der arme Autor an mit: "Die Beinen ähneln denen eines grasenden Büffels in der Wüstensonne Texas", wenn die Frage lauten müsste: "Aus welcher Perspektive, in welchem Zusammenhang?".

Das klingt nun viel dogmatischer als ich vorhatte, aber ich kann mir einfach Literarischen Stil für sich genommen, nicht vorstellen, lasse mich da aber gerne eines besseren belehren.

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Hi,

bin neu im Forum und hab mich durch den Riesen-Thread geackert. Ich weiß ja nicht, ob der Thread hier schon tot ist, aber:

 

IMHO gilt zum literarischen Schreiben amerikanische Spruch: "Literarisches Schreiben ist wie Pornografie: Mann erkennt erst, ob´s das ist, wenn man´s sieht/liest."

 

Dichte wäre für mich eine Komponente - und Stimme (was die Amis Voice nennen).

 

Nur mal zum Beispiel diese Anfänge:

 

 

,,Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt."

Franz Kafka, „Die Verwandlung“

 

“It is a truth universally acknowledged, that a single man in possession of a good fortune must be in want of a wife. (“Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau".)

 

Jane Austen, „Pride and Prejudice“ – “Stolz und Vorurteil”

 

„Mein Name war Salmon, also Lachs, wie der Fisch; Vorname Susie. Ich war vierzehn, als ich am

6. Dezember 1973 ermordet wurde.“

 

Alice Sebold, „In meinem Himmel“

 

„Wenn du gern Geschichten mit einem Happy End liest, solltest du lieber zu einem anderen Buch greifen. In diesem gibt es kein Happy End, auch keinen glücklichen Anfang und nur wenig erfreuliches mittendrin.“

 

Lemony Snicket, „Der schreckliche Anfang“

 

Kathrin

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Siehst du Kathrin, da sieht man es mal wieder. Man könnte stundenlang darüber diskutieren, wochenlang, und sich doch nie einigen.

In meinen Augen sind diese Anfänge nicht "literarisch", sie sind höchstens originell, und damit Anfänge, die ich von jedem interessanten Buch erwarte, was sie aber noch nicht literarisch macht.

 

LG

Joy

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Tja Joy,

 

da siehst Du aber auch mal wieder, wie sehr der Terminus "literarisch" Geschmacksache ist. Du brauchst bloß mal eine Literaturkritik von Frau Radisch in der Zeit zu lesen, da siehst du, dass wir alle nur gaaanz kleine Würmchen sind ;D.

LG

 

Kathrin

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Ich würd ja sagen: Literarisch ist ein Text, der durchdacht ist, dessen Worte überlegt und mit einer Absicht gezielt gesetzt wurden, und wenn der Tatbestand der "Unterhaltenden Lektüre" verknüpft ist mit der "ernsthaften, aber subtilen, zwischen den Zeilen stattfindenden Auseinandersetzung mit unbequemen, ernsten oder wichtigen Tabeständen und Gedanken des Autors darüber'.

 

Es gibt auch Literarische Briefe und Werbebroschüren, sind aber beide eher selten.

Es mag auch literarische Splatterromane geben, wobei hier aber die subtile, zwischen den Zeilen stattfindende Auseinandersetzung mit ernsten Themen oft fehlt.

 

Reine Sachliteratur hingegen lässt oft das unterhaltende Weg, und die Auseinandersetzung mit ernsten Themen findet nicht subtil, sondern an der Oberfläche statt, und die Wortwahl ist nicht gar so wichtig wie in der Belletristik.

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Ich moechte mal dreist fragen:

Gibt es hier keinen einzigen, der seinen eigenen Text fuer "literarisch" haelt?

Das finde ich beachtlich. Ansonsten laufen die, die ihr's dafuer halten, doch eher zuhauf rum, oder?

 

Oder gibt es einen, der - bei ausreichendem Talent - gern so geschrieben haette? (Ja. Mich.)

 

Vielleicht traut sich ja einer, einen eigenen Text zu zeigen und zu erklaeren, warum er den nicht fuer literarisch haelt? (Ich trau mich nicht.)

 

Viele Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Vielleicht traut sich ja einer' date=' einen eigenen Text zu zeigen und zu erklaeren, warum er den nicht fuer literarisch haelt? (Ich trau mich nicht.)[/quote']

 

LOL!!! Ich hab mich schon getraut. Nicht literarisches von mir befindet sich in den Textkritiken. ;D Und warum ist der Text nicht literarisch? Weil er nur den Anspruch von humorvoll braucht um zu funktionieren (in seinem Genre).

 

LG

Joy

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LOL!!! Ich hab mich schon getraut. Nicht literarisches von mir befindet sich in den Textkritiken. ;D Und warum ist der Text nicht literarisch? Weil er nur den Anspruch von humorvoll braucht um zu funktionieren (in seinem Genre).

 

Also, Joy,

 

ich persönlich finde ja: Ein Text, der sich, auch ironisch, mit dem Esoterikwahn und dem oftmals unreflektierten Umgang mancher Menschen damit auseinandersetzt, erfült für mich, dank seines Subtextes, bereits den Strafbestand der Literarität...

 

Peters Trash des Dezembers erfüllt für mich alle Vorraussetzungen für einen 'NICHT' literarischen text, weil ausser menschenfressenden Ameisenbären nichts weiter darin behandelt wird, was in einem Subtext stecken könnte.

 

Gruß,

Marco! :s17

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Marco, jetzt bin ich aber verblüfft. Wieder einmal scheiden sich Geister an der Bedeutung eines Begriffs, der anscheinend für jeden eine andere hat. Danke Charlie, für den Ruf nach Beispielen!

Vielleicht können wir das Rätsel ja doch noch lösen?

 

Hier noch ein Textauszug von mir, den ich für nicht literarisch halte, der mir aber schon als solcher bescheinigt wurde. Was meint ihr? Literarisch? Oder gebührt ihm ein anderes Label?

 

Handlung: Ein Pärchen erkundet einen langen Tunnel, der gerade im Wüstengestein gefunden und ausgegraben wurde.

 

"Er fuhr sich durchs Haar und ich erkannte an dieser Geste seine Ratlosigkeit, obwohl er mit dem Mundschutz wie ein erfahrener Chirurg aussah, der genau wusste wo der Tumor saß. Wir gingen langsam weiter und ich untersuchte die Wände nach Schriftzeichen. Sie waren kahl und kühl und verrieten nichts über die Ereignisse, die sich in den vergangenen Jahrtausenden hier abgespielt hatten. Ein Luftzug streifte meinen Nacken und meine feinen Härchen stellten sich auf, als wenn die Vergangenheit noch immer präsent war, nur auf einer anderen Ebene und für unsere Sinne nicht greifbar.

Nichts erinnerte an das aktuelle Kalenderdatum, wir hätten uns ebenso gut im Jahr dreitausend vor Christi befinden können. Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft schienen in diesen Felswänden egalisiert, ihrer Wichtigkeit beraubt. Zeit spielte keine Rolle mehr, selbst in zwanzigtausend Jahren würde dieser Gang noch existieren, auch wenn die Menschheit sich bis dahin vielleicht selbst aus der Geschichte gestrichen hatte.

Warum konnten diese Wände nicht sprechen? Es müsste eine Maschine geben, mit der man die Schwingungen der Vergangenheit aufnehmen und messen könnte, denn es schien als seien sie noch da, fast berührbar, fast hörbar, wenn man es nur schaffen könnte seine eigenen Gedanken aus dem Bewusstsein zu verdrängen und genau hinzuhören."

 

Ich schreibe "Unterhaltung" und habe mir über den literarischen Wert meiner Arbeit vor Euch (dem Forum) noch nie Gedanken gemacht.

 

LG

Joy

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Ich habe mich jetzt eine Stunde durch diesen Thread gelesen (Kopf raucht heftig) und fand ihn extrem interessant.

 

Habe für mich ein paar Schlussfolgerungen produziert, die ich jetzt doch (ganz gewagt, obwohl noch etwas unsicher...) mal schreibe (hoffe, ich wiederhole jetzt nicht zu viel schon Gesagtes - aber habe tlw. nicht mehr so den Überblick ;), aber nach all dem ausgiebigen Beschäftigen mit Euren Texten muss ich jetzt halt doch was schreiben... :-/, obwohl der Thread wirklich schon ziemlich lang ist...

 

 

@Petra:

Deine (übrigens wirklich sehr subversive;-) ) Frage "Wie schreibt man das (literarisch)?" hat mich sehr, sehr beschäftigt, und andere auch, wie ich sehe.

 

Sie ist für mich deshalb so schwer zu beantworten, weil fast niemand (incl. Ich selbst) genau weiß, was "DAS" eigentlich ist. Hat man z.B. etwas Konkreteres wie: Wie schreibt man einen Krimi? - ist klar, was Mindestinhalte sind.

 

Aber literarisch? Hm. Wenn ich (verwirrte Lionne) also nicht einmal so genau weiß, was literarisch eigentlich ist - wie soll ich dann herausfinden können bzw. von einem Profi gezeigt bekommen können, wie es geht? (O Gott, was für ein Satz, aber habe momentan die Grippe und produziere schon seit Tagen seltsame Sätze - hoffe, das Hirn schaltet irgendwann wieder auf Normalmodus??!)

 

Für mich gibt es (nur mal so als Grundlage) m.E. sogar zwei Definitionsrichtungen:

 

Die eine habe ich aus meinen englischen Wurzeln gezogen: literary = Literatur als Adjektiv (z.B. she has literary tastes: Sie interessiert sich für Literatur.) - Bezieht sich im Prinzip auf alles, was nicht wissenschaftliches, journalistisches usw. Schreiben ist; beinhaltet also Erzähltes im weitesten Sinn. Darauf zielen auch die zahlreichen amerikanischen Ratgeber zum literarischen Schreiben ab: Wie erzählt man (gut)? Oder eben: creative writing... D.h. Die Frage, wie man literarisch schreibt, bezieht sich für mich dann auf die üblichen, schon oft sehr ausführlich diskutierten Fragen (Adjektive - Verben - Plots - Ansprechen der Sinne - Variieren von Satzlänge usw..........................)

 

Die zweite ist (zumindest in meinen Augen) die deutsche Richtung, in der literarisch tatsächlich mit "hoher Qualität" gleichgesetzt wird, was immer das in deutschen Landen auch bedeuten mag. Dann ist literarisch das, was i.A. auch als Hochliteratur bezeichnet wird und (vorausgesetzt, der/die Kritiker/in o.ä. hat Ahnung) auch wirklich meist verdammt gut geschrieben und - ketzterisch gesagt? - neben dem vorhandenen Talent einfach handwerklich genial gemacht ist. (Die Nobelpreissorte.)

 

Wenn man literarisch ohne Wertung verwendet, was ich sehr schwierig finde (ich kenne es noch aus dem Deutschunterricht nur mit dieser Wertung), stammt die Verwirrung bez. dieses deutschen Begriffs m.E. daher, dass die einen darunter eine bestimmte, fast lyrische Sprache mit vielen Bildern, Metaphern usw. verstehen, die anderen bestimmte tiefergehende Inhalte, Beschreibungen oder Konflikte, die dritten eine Art Sprachkompetenz (die Sorte Buch, die man liest und denkt: WOW! So will ich auch schreiben können), die vierten mischen fleißig...

 

Ich glaube, schlussendlich ist literarisch einfach nicht definierbar, und die Frage, wie man literarisch schreibt, würde ich daher mit anderem "Akzent" beantworten:

 

Ich habe mich also (Kopf raucht, voller Aschenbecher, Nachbarn rufen die Feuerwehr) mit mir selbst darauf geeinigt, das Wort "literarisch" im Gegensatz zu "wissenschaftlich" zu setzen (ja, ich leide, ich muss nämlich im Geld-Verdien-Job grauenhaft viel "wissenschaftlich" schreiben;-)) und "literarisch" nicht als exakt definierbaren Begriff sondern als eine Art Kategorienbezeichnung zu verwenden.

 

Am Nächsten kommt dem Ganzen als Kategorie dann für mich noch: Literarisch ist "einfach" Sprache, Erzähltes, muss leben, atmen, bewegen. Wie? Oje, also: Sich in seine Charaktere einfühlen, sensibel für Situationen, offen für Neues und das Leben an sich sein (nichts ist unmöglich), dafür die passende Sprache finden, ganz fleißig an der Qualität der eigenen Sätze arbeiten usw. Und was den Rest betrifft, hat meiner Meinung nach jede/r seine eigenen "literarischen" Talente, die er/sie entdecken, pflegen und entwickeln sollte.

 

Also, auch wenn ich noch so lange überlege, mir fällt einfach keine konkretere Antwort ein.

 

Viele (kategorische, verrauchte, koffeinsüchtige) Grüße!

 

Lionne

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Ich schreibe "Unterhaltung" und habe mir über den literarischen Wert meiner Arbeit vor Euch (dem Forum) noch nie Gedanken gemacht.

 

Das schließt sich ja nicht aus...

Irving schriebt sehr unterhaltend, teilweise absurd und schräg, bis zum Rande der Unglaubwürdigkeit, dennoch ist er literarisch.

 

Zu deinem Beispiel:

Ich kann 'Literarität' nicht an einem Ausschnitt bemessen, da brauche ich schon einen Überblick über das Gesamtwerk. Willst du mit dem Text etwas sagen? Etwas 'anprangern'? Auf etwas hinweisen? Den Finger auf etwas legen? Sollen die Forscher das Wüstengestein nicht weiter traktieren? Sollen Chirurgen ihre Kleidung stärker von der von Tunnelwanderern absetzen?

 

Du weißt schon: Willst du dem Leser etwas mit auf den Weg geben? Etwas, worüber er nachdenken kann, soll?

Und nutzt du den indirekten Weg, dem Leser diese Gedanken mitzugeben, oder sagst du: "Liebe Leser, bitte lassen sie die Wüstentunnel in Ruhe!"?

 

Denn sonst ist es doch schon literarisch... :-/

 

Gruß,

Marco! :s17

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Also schreiben wir alle literarisch aber nur manche bekommen das Label "wertvoll".  :s21

 

So, nun gehts aber genau darum, oder? Wie macht man das? Wie schreibt man literarisch wertvoll?  :s22*und wech....*

 

 

LG

Joy

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