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(Petra)

literarisches Schreiben - wie geht das?

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Ich hab mal einem Freund auf die Frage: "Was ist Hochliteratur?" geantwortet: "Das ist, wenn Beliebigkeit durch Gediegenheit veredelt wird."

Das klang recht griffig und kam nach einigen Dosen Bier zustande - jetzt im Nachhinein denke ich, dass es durchaus zutreffend ist.

Literarisches Schreiben ist für mich, wenn die Sprache, mit der eine Geschichte erzählt wird, wichtiger ist als die zu erzählende Geschichte.

 

Mir kommt es manchmal so vor, als würde man heute den Begriff Hochliteratur genauso verwenden wie das Wort Superstar. Es impliziert auf medienwirksame Weise ein Ideal, postuliert Qualität und löst im erwartungsvollen Leser eine Verkettung von Impressionen aus. So erscheint mir der Begriff eher ein verkaufsförderndes Schlagwort als ein zu beschreibender Zustand.

Wenn also ein Verleger zum Autor einer Weihnachtsgeschichte sagt: "Schreiben sie das bitte literarischer!", meint er vielleicht: Streu Rosenblätter auf die schneebedeckte Wiese, wirf Vögel in den Himmel und lass die Wolken dunkler dräuen!"

 

Vielleicht ist Hochliteratur einfach nur das Wort, dass ein Verleger auf den Buchumschlag stempelt. Das ein Rezensionist verwendet um zu beschreiben, wofür er sonst keine Worte mehr hat. Der Versuch, dem Text zwischen den Buchdeckeln etwas würdevolles zu verleihen.

Oder nur noch die Existenzgrundlage Literarischer Zirkeln, die das Kaffeesudlesen perfektioniert haben.

 

Liebe Grüße aus Wien, wo es endlich schneit,

 

Peter

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Hallo Peter,

@Jan: Ich sehe durchaus Wertungen in den Antworten. Ich kenne das "literarisch" auch als gar nichts anderes als eine Wertung ohne fest umrissene objektivierbare Kriterien.

Wir könnten genauso gut auch darüber diskutieren, was es heißt, "geil" zu schreiben oder "zwingend" oder "kreativ". Das ist alles mit keinem genauen Sinn besetzt.

Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen, auch wenn ich jetzt gleich wieder eins auf die Mütze bekomme: Es gibt sehr wohl wertfrei "Literatur" und wenn es dir in Schubladencountry wohler damit ist, nenn es Hochliteratur, wonach ich frage. Dafür gibt es Kriterien, ich fand im Web etliche megabyte-beladene Seiten von Universitäten, bei denen mir aber das Hirn rauschte. Deshalb frage ich nach einfacheren Antworten.

 

Um es noch einfacher zu formulieren: Ich meine das "Zeug", das Leute schreiben wie Kafka oder Mann, Hesse oder Feuchtwanger, Roth oder Morrison, Foers, Llosa, Barnes und wie sie alle heißen... Da es in Deutschland sogenannte literarische Verlage und Programme gibt, muss es auch Kriterien für diese Art des Schreibens geben. Außerdem haben wir hier im Forum mindestens eine, die einen literarischen Roman in einem literarischen Verlag veröffentlicht hat (Werbung: Eleonora Hummel). Es gibt also auch Nachwuchs  :)

 

Also bitte beim Thread-Thema bleiben und nicht auf Wertungsnebenschauplätze ausweichen.  :s23:s22

 

...Natürlich geht's nicht drum, eine Weihnachtsgeschichte literarisch "umzudichten", Mensch Peter D, du kannst dir doch sicher auch mal denken, dass man Fragen umdichtet? ;-)

 

Andere Frage: Welche Rolle spielt Handlung?

Ich habe immer den Lektorenspruch im Ohr: Diese Szene muss noch viel handlungsgetriebener werden!" - wie ist das in der Literatur?

 

Neugierige Grüße,

Petra

 

PS an Peter N: Mir sind im französischen Exil die deutschen Literaturschubladen nicht nur unbekannt, sondern auch suspekt, deshalb versuche ich, sie zu vermeiden. Bei uns liegt der Prix Femina und der Prix Goncourt neben der Fleisch- und Käsetheke im Hypermarché, und seid gewiss, Muttern greift beim Einkaufen nicht nur zu Fleisch und Käse. Sicher kann nur eine kleine Elite solche Preise erreichen, aber gekauft und gelesen wird alles andere als elitenhaft... im Supermarkt eben! (Deinen erste Definitionsversuch fand ich passender)

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Viel Wertvolles steckt für mich im Gesagten, vor allem Peter N. und Capella haben Interessantes beigesteuert. An der Art ihrer Beschreibung kann man sehen: dieses Sujet verweigert sich den ratgeberhaften Definitionen und Kochanleitungen, Peter D. wird also eher scheitern, wenn er nach Schwarz-Weiß-Rezepten sucht.  ;)

Na Klasse, nach all dem, was ich geschrieben habe, wird die Essenz meiner Postings anderen Leuten zugeschrieben und mir das Kochbuch-Etikett aufgeklebt. :s07

 

Peter

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Armer schwarzer Kater, äh Peter...

ich meine Peter N's Posting, wo er mit Textdichte anfängt und Capellas Beschreibung, die Iris auch zitiert. Gönn den beiden doch die Streicheleinheiten.  :-*

Muss ich mich jetzt auch noch in Zukunft entschuldigen, wenn mich jemand inspiriert hat?  :s07

Belustigte Grüße,

Petra, leidenschaftliche Kochbuchsammlerin

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Hallo Peter,

Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen, auch wenn ich jetzt gleich wieder eins auf die Mütze bekomme: Es gibt sehr wohl wertfrei "Literatur" und wenn es dir in Schubladencountry wohler damit ist, nenn es Hochliteratur, wonach ich frage. Dafür gibt es Kriterien, ich fand im Web etliche megabyte-beladene Seiten von Universitäten, bei denen mir aber das Hirn rauschte. Deshalb frage ich nach einfacheren Antworten.

Die hast du bekommen, Petra.

Aber verstehen mußt du sie selber.

 

Peter

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Wem die Frage nicht konkret genug ist: Stellt euch vor, jemand schreibt eine kurzweilige Geschichte über den Weihnachtsmann und sucht sich jetzt einen Verlag. Kommt ein sogenannter literarischer Verlag daher und sagt: Können Sie die Geschichte vielleicht noch literarischer machen? Was muss unser Weihnachtsmann-Erfinder beachten?

 

Was er beachten muss: Möglichst schnell davonlaufen. Den Verlag wechseln. Denn da will jemand Zuckerguß auf der Geschichte.

"Schreiben Sie die Geschichte literarisch"? Das ist so, wie wenn ein Lektor sagt: "Bringen Sie eine starke Frau unter, weil 80% der Leser sind Frauen, die wollen das so."

 

Na gut, ich habe noch keine Veröffentlichung, also muss ich dem Verlag den Gefallen tun. Ich schreibe die Geschichte, als wäre ich Judith Hermann. Und weiß: Jetzt ist sie Dreck, aber veröffentlicht. Und mit etwas Glück wird sie von den Feuillitons hochgelobt. Aber es ist nicht mehr meine Geschichte.

 

Nein, wenn jemand mich nach einer Figur fragt: Warum hebt X. die Schokolade vom Boden auf und steckt sie in den Mund? Was steckt hinter X.? Dann hätte ich das Gefühl, das ist ein Hinweis, da will jemand die Geschichte besser machen.

 

Literatur, Kunst hat nun mal was mit Tiefe zu tun. Mit dem was nicht im Text steht, was zwischen den Zeilen steht, was der Leser in die Geschichte "hineinliest". Gute Literatur ist was, was man mehrmals lesen kann.

 

Von daher gibt es nur wenig gute Literatur.

 

Am besten finde ich noch diese Definition von PeterN:

Puh, keine Ahnung. Beides sind hübsch verpackte Pakete. Wenn man beim literarischen den Knoten findet, an dem die Verpackung aufgeht, bekommt man einen leckeren Kuchen? Beim "nicht-literarischen" gibt es keinen Knoten?

 

Tja, so isses, Peter, du hast den Knoten auf den Punkt getroffen ;-). Vor allem kriegt jeder Leser seinen eigenen Kuchen! Die Geschichte rührt in ihm was an.

 

Ich lese grade "Die flüsternde Straße" von einem Armenhausjungen um 1830. Natürlich kommt da sofort Oliver Twist in Erinnerung.

 

Ist der Literarisch? Jedenfalls ist es beste Kolportage. Aber im Literaturkanon gelandet, also darf man es auch als Gebildeter lesen.

 

Dabei ist "Oliver Twist" so eine langweilige, unglaubwürdige Figur, die nur eine Eigenschaft hat: Sie ist edel. Sehr edel.

 

Aber das, was ihr zustößt, die Personen um ihn herum, das Ambiente und wie Dickens das erzählt, das ist einmalig. Also habe ich es mehrfach gelesen und vor allem: Ich erinnere mich immer noch daran.

 

Das mit dem Zitronenfalter und dem Schmetterling: Nein, meiner Meinung nach hat das nichts mit Kunst zu tun. Natürlich kann es sinnvoll sein, statt Schmetterling Zitronenfalter zu schreiben. Kunst garantiert das noch lange nicht, besonders dann nicht, wenn der Zitronenfalter keine Relevanz für die Geschichte hat ;-).

 

Hans Peter

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Hi Petra,

 

 

Genau an dem Punkt würde ich einem literarischen Autoren gerne über die Schulter schauen: Macht er sich wirklich all die Gedanken und plant minutiös ein kompliziertes Gebäude - oder passiert das ganz intuitiv - und zwar aus dem Grund, weil der Autor auch als Mensch einfach diese "Metapherndenke" über die Welt hat?

 

 

Ja. Natürlich gehört beides dazu. Picasso musste Guernica sehen, aber er musste es auch auf die Leinwand bringen. Der Prozess unterscheidet sich IMO nicht sehr von dem, was z.B. Kafka getan hat.

 

Nur zu beidem, zum Sehen und zum Beschreiben, gehört etwas, das nicht jeder hat, der schreibt. Aber da geht sicher wieder das Geschrei los. Sorry, es ist hart, aber wahr: Die meisten Schriftsteller haben nicht die Fähigkeit, literarisch zu schreiben.

 

 

ich glaube, der Jan meint nicht, dass sich da einer seelisch auszieht vor Publikum und sozusagen selbst befriedigt.

 

 

Das ist es auch nicht, was ich meine. Ich denke, wer literarisch schreibt, muss die Innensicht ausblenden können. Natürlich gehört zum Verständnis und zur Weltsicht auch die Klarheit über das Ich, aber sobald es in die Werke einfließt, wird es mit ziemlicher Sicherheit "Betroffenheitsliteratur", also das Übelste überhaupt.

 

Gruß

 

HW

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Natürlich gehört zum Verständnis und zur Weltsicht auch die Klarheit über das Ich, aber sobald es in die Werke einfließt, wird es mit ziemlicher Sicherheit "Betroffenheitsliteratur", also das Übelste überhaupt.

 

Gruß

 

HW

 

Tja, jetzt wissen wir es endgültig: Oliver Twist ist keine Kunst, sondern "Betroffenheitsliteratur", das übelste überhaupt.

 

Ich hatte es ja schon immer geahnt ;-).

 

Hans Peter

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Die meisten Schriftsteller haben nicht die Fähigkeit' date=' literarisch zu schreiben.[/quote']

Das unterschreibe ich sofort -- ohne zu beanspruchen, einen soundsogroßen Anteil an Begabung zu haben. ;D

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Das ist es auch nicht' date=' was ich meine. Ich denke, wer literarisch schreibt, muss die Innensicht ausblenden können. Natürlich gehört zum Verständnis und zur Weltsicht auch die Klarheit über das Ich, aber sobald es in die Werke einfließt, wird es mit ziemlicher Sicherheit "Betroffenheitsliteratur", also das Übelste überhaupt.[/quote']

Das wiederum unterschreibe ich nicht. ;D

Ein Literat hohen Ranges ist für mich keineswegs jemand, der vollkommen abgeklärt über der Welt schwebt, sondern jemand, dem es gelingt, als Individuum im Bewußtsein der eigenen Subjektivität und Beschränktheit die Welt so weit als möglich zu durchdringen. Selbstverständlich bedeutet das, so weit als möglich vom Egoismus abzusehen, aber der Mensch Franz Kafka bleibt auch als Schriftsteller der Mensch Franz Kafka -- und das gilt für jeden anderen ebenso.

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Ganz bestimmt gibt es die, Peter (D)!

Jan hat deine Frage bereits beantwortet mit dem Beispiel des Komponisten, der am Schlager scheitert.

HW:

Nur zu beidem, zum Sehen und zum Beschreiben, gehört etwas, das nicht jeder hat, der schreibt. Aber da geht sicher wieder das Geschrei los. Sorry, es ist hart, aber wahr: Die meisten Schriftsteller haben nicht die Fähigkeit, literarisch zu schreiben.

Unterschreibe ich. Geschrei nützt da nichts, es ist eine Tatsache. Ich glaub auch, dass in dem gewissen "Etwas" die Antwort auf meine Fragen liegt...

 

Bezüglich des Ich bin ich allerdings eher Iris' Meinung:

jemand, dem es gelingt, als Individuum im Bewußtsein der eigenen Subjektivität und Beschränktheit die Welt so weit als möglich zu durchdringen.

Nehmt das Ich und die eigenen Befindlichkeiten des Autoren aus seinen Werken - was bleibt da von Literatur noch übrig? (Ich nenne mal nur ganz boshaft grinsend Thomas Mann als Beispiel)

Aber die Betonung liegt eben auf "Subjektivität durchdringen"... es geht nicht um Seelensülze, darum, sich schreiberisch auszukotzen... sondern darum, auch sich selbst relativieren zu können, eine Außensicht zu haben.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hi,

 

"literarisch" ist ja keine binäre Eigenschaft, also im Sinne von: ein Text ist literarisch oder er ist es nicht. Es ist eher ein mehr-oder-weniger.

 

Insofern glaube ich, dass es nur wenige Autoren gibt, die komplett "unliterarisch" schreiben können (weil es nämlich gar nicht so einfach ist, die vielen tausend Jahre Kultur und die Gesellschaft, die einen tagtäglich umgibt zum Schweigen zu bringen, wenn man schreibt) und auch nur wenige, die "hochliterarisch" schreiben, und eine riesige Zahl von Leuten, die sich irgendwo in der Mitte dazwischen bewegen.

 

Auch das hängt sicher hauptsächlich damit zusammen, was wir so gelesen haben und was wir gerne lesen. Ich würde weder Lore-Romane schreiben wollen, noch Romane wie Thomas Mann (einfach, weil ich die sterbenslangweilig finde).

 

Die Autoren, die ich gerne lese, würde ich samt und sonders im Mittelfeld zwischen reiner Unterhaltungsliteratur und Hochliteratur ansiedeln. Gute Unterhaltung mit etwas mehr Tiefgang. Und ich glaube, wenn ich das handwerkliche in den Griff kriege und vor allem mal die Ausdauer aufbringen würde, auch längere Texte zu ende zu schreiben, dann würde ich mit meinen Texten auch automatisch genau da landen. Für alles andere müsste ich mich verbiegen und es würde nur Schrott dabei rauskommen.

 

Gruß,

Capella

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Ich hab mich mal im Internet umgesehen, was die Leute so dazu schreiben.

 

Dazu ist vorab zu bemerken, daß "literarisches Schreiben" nichts anderes ist, als Belletristik zu verfassen, also keine Sachbücher, Zeitungsartikel etc. Der Threadtitel sollte korrekterweise "hochliterarisches Schreiben" lauten.

 

Im Wesentlichen haben wir in diesem Thread alles gesagt, was es darüber zu sagen gibt.

Hervorzuheben ist dabei nochmals und immer wieder, daß es sehr viel einfacher ist zu sagen, was NICHT Kunst ist, was NICHT literarisch ist, als Positivkriterien dafür zu finden. Eine griffige Definition gibt es wohl nicht.

 

Im übrigen besteht der Hauptgegensatz von Trivialliteratur und Hochliteratur laut fast allen Quellen darin, daß das Triviale industriell ist; reproduktiv und nichtinnovativ. Schablonenloteratur. Und die Hochliteratur eben eigene Gedanken reflektiert.

 

Darüberhinaus gibt es auch immer wieder sog. Qualitätsmerkmale: Die Sprache der Hochliteratur sei geschliffener, arbeite mit Rhythmus, nutze einen breiteres Wortschatz und originelle Formulierungen.

Mehr oder weniger versteckt auch immer wieder, daß die Hochliteratur keine Unterhaltung sein wolle, sondern höhere Ziele verfolge.

(Trivialliteratur versucht, Leser zu finden, Hochliteratur, sie zu verändern.)

 

Die Quellen betonen jedoch auch immer wieder, daß sich diese beiden Pole vermischt haben und man heute eine solche Einteilung nicht mehr aufrechterhalten kann. Hilfsweise wird versucht, ein Mittelding namens Unterhaltungsliteratur zwischen den Extremen zu definieren.

 

Was also kann man bisher aus dieser ganzen Diskussion mit nach Hause nehmen, außer daß die Definition von Merkmalen der Hochliteratur ein Flickenteppich ist?

 

Nun, viele kleine Weisheiten zwischen den Zeilen rund um das Thema Anspruch, Kunst und Stil, würde ich sagen. Zum Thema selbst ist wenig Ergiebiges zustandegekommen, fürchte ich.

"Hochliteratur" scheint mir ein elitärer Begriff ohne praktischen Nutzen. Ich werde ihn wohl aus meinem aktiven Wortschatz streichen müssen.

Oder vielleicht auch nicht, denn:

Vielleicht ist Hochliteratur einfach nur das Wort, dass ein Verleger auf den Buchumschlag stempelt. Das ein Rezensionist verwendet um zu beschreiben, wofür er sonst keine Worte mehr hat. Der Versuch, dem Text zwischen den Buchdeckeln etwas würdevolles zu verleihen.

Oder nur noch die Existenzgrundlage Literarischer Zirkeln, die das Kaffeesudlesen perfektioniert haben.

Hahaha! Genau so machen wir's, Freunde! :s22

 

Peter

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Zum Thema selbst ist wenig Ergiebiges zustandegekommen' date=' fürchte ich.[/quote']

Was meine Person betrifft, ich habe hier sehr wohl das gefunden, was ich gesucht habe, wenn es auch ganz woanders versteckt war, als ich vermutete. :s02

Der Thread ist inspirierend! Und ich habe meine Fährte.

 

Egoistisch-genießerische Grüße, ::) 8)

Petra

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Hahaha, Peter, genau :)

 

was ich noch zu sagen hätte, dauert keine Zigarette---dein Posting hats schon wieder überholt :o

Was Capella und PeterN zu dem Thema geschrieben haben, hat mir auch sehr gut gefallen. Und sicher gibt es nicht viele Schriftsteller, die literarisch im Sinne von angepeppter Hochliteratur schreiben können. Eine Freundin von mir nannte das "literarisch-geheimnistuerisch". Literatur ist das Gesamtkunstwerk eines Volkes, schreibt der Duden. Und ich stehe da, ebenso wie Capella, genau dazwischen.

Dazu am Rande noch eine kleine Anekdote: ich habe mal einen kleinen, verdichteten satirischen Text in einer Schreibwerkstatt eingestellt, der in etwas anderer Form schon in einer satirischen Zeitschrift veröffentlicht wurde. Dazu schrieb eine Kommentatorin: „Das ist mir zu literarisch.“ Und sprach damit eindeutig eine Wertung aus.*g*

 

Grüße

Christa

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Hallo zusammen,

 

ich habe noch eine Sache gefunden, auch wenn sie etwas merkwürdig klingt.

 

Eines der Kennzeichen literarischen Schreibens ist Fragen. Der Text hinterfragt bestimmte Dinge des Lebens, der Welt des Alltags, versucht mit verschiedenen Ansätzen etwas zu erfassen, greift auf alte Ansätze zu, auf neue, aus verschiedenen Bereichen, gibt aber auch sein Scheitern zu. Dabei setzt der Text die Diskussion des Autors fort, indem er den Leser überredet, sich die Argumente anzuhören, und durch den Text zu einer eigenen Lösung zu gelangen.

 

Bsp.:

In "Der alte Mann und das Meer" diskutiert Hemingway neben der Geschichte- Mann fängt Schwertfisch- über die Fähigkeiten und Möglichkeiten eines alten Mannes in einer Gesellschaft, in der es nur noch um Leistungsfähigkeit geht, nicht mehr um Erfahrungen, Wissen und Ausdauer. Wo gibt es noch einen Platz für ihn, seine Arbeitskraft. Und der alte Mann scheitert, scheinbar gibt es keinen Platz mehr für ihn, und doch findet er seinen Platz -indem ihm es zwar nicht gelingt den riesigen Schwertfisch komplett nach Hause zu bringen, weil er zu schwach ist, aber er kommt mit den Resten des Schwertfisches nach Hause.

 

"Der Name der Rose" ist eine Parabel über die Zensur, über den Umgang mit bestimmten Wissen, das möglichweise gefährlich ist. Auch eine Parabel über Menschen, die glauben zu wissen, was sie anderen zumuten können und welche Folgen dies hat.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Sorry, es ist hart, aber wahr: Die meisten Schriftsteller haben nicht die Fähigkeit, literarisch zu schreiben.

 

Wär schön, wenn das stimmen würde, wenn ich mir so ansehe, was üblicherweise in Feuilletons und unter Schreibern als "literarisch" oder gar "hochliterarisch" gilt.

 

Aber die Welt ist leider nicht so schön, wie wir sie gerne hätten. Ich fürchte, viele, viele haben leider die Gabe hochliterarisch zu schreiben. Die VHS Kurse sind voll davon. Wunderschöne Miniaturen, wirklichkeitsechte Tauben und zahlreiche Picasso-Tauben-Klone. Dass Picasso Kunst ist, weiß man ja mittlerweile.

 

Das Einzige, was sicher ist, dass es nur wenige schaffen werden, auch in fünfzig Jahren noch gelesen zu werden. Nur welche das sein werden, ist mehr als schwierig vorherzusagen. Das wäre Kaffeesatzleserei.

 

Hans Peter

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Mein Gott, muß das schön sein, über "die Feuilletons" und "die selbsternannten Hochliteraten(zirkel)" und "die Literaturkritiker" herzufallen und über das, dem Professorenwitwen in poesiepädagogischen vhs-Kursen frönen.

 

Wer solches schreibt, zeigt deutlich, daß er keine Ahnung vom Kulturteil der großen Tages- und Wochenzeitungen hat -- bestenfalls durch den "gespiegelten" Perlentaucher gefiltert --, keinen von (nicht nur zeitgenössischer) anspruchsvoller Literatur und keinen von den Schreibwerkstätten in den deutschen Volkshochschulen.

 

Ich glaube nicht, daß der Thread zur Psychohygiene und Affirmation des eigenen Weltbildes gedacht war.

 

Genervte Grüße,

Iris :s17

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Konkret: Ich lese gerade Toni Morrisons "Salomons Lied", eine absolut leichtfüßige, super unterhaltende Literatur... und ich frage mich da: Hat die Frau daran so gefeilt, wie man sich das als Laie vorstellen muss? Nicht sprachlich, sondern in dem Sinne: Hat sie sich vorher jede Metapher zurechtgelegt und Ebenenpläne entworfen? Oder ist dieses Schreiben etwas, von dem man sagt: Ich kann einfach nicht anders. Weil es ein Schreiben ist, das nicht nur mit Schreiben zu tun hat, sondern auch mit Philosophie, Politik, Religion, den Künste...?

Das ist eine spannende Frage, auf die es wahrscheinlich keine Antwort gibt.

:)

Denn Autoren kann man doch sowieso nicht glauben, wenn sie über ihre Arbeit reden. Es gibt da wahrscheinlich zwei große Ansätze, die einen planen Motive, Symbole und Dichte und bei anderen entstehen sie beim Schreiben, aber kaum einer wird komplett einer Sparte angehören.

 

Es gibt einen wahnsinnigen (im wahrsten Sinne des Wortes) Text von Edgar Allan Poe über die Komposition des "Raben". Da behauptet er auch, er hätte das alles ohne echte Leidenschaft und Inspiration geschrieben, sondern komplett durchgeplant aufgrund von logischen, phonetischen und mathematischen Gesichtspunkten. Aber Poe war auch wahnsinnig. Ein gutes Beispiel, warum man Autoren nicht glauben darf.

 

Vielleicht ist der Unterschied zwischen literarisch und nicht-literarisch nur im Schaffensprozeß zu suchen. Literaten wird der Text verfolgen und zwar ohne Unterlaß. Sie werden an ihn morgens beim Aufstehen denken, mittags beim Essen und Abends beim Einschlafen, sie werden ihn aus allen möglichen Winkeln sehen, sie werden ihn verfluchen und küssen und sich ständig mit ihm auseinandersetzen und schließlich dadurch eine Beziehung zu ihm aufbauen, die es ihnen erlaubt, dem Stoff diese unglaubliche Dichte und Schönheit zu entlocken, die uns dann gefangen nimmt.

Also ich glaube nicht, dass "literarisches Schreiben" so aus dem Ärmel geschüttelt wird, weil es so en passant funktioniert, aber es klappt schon mit diesem "kann eben nicht anders", weil die Autorin, von der du sprichst, vielleicht wirklich eben nur mit vollem Einsatz schreiben kann. Ein Tennisprofi wird sich auch schwer tun, mal nur zum Spaß und ohne Ehrgeiz ein paar Bälle zu schlagen. ;)

Das könnte auch die Antwort auf die nichtgestellte Frage sein, warum so viele Literaten sich die Kugel gegeben haben, sich zu Tode gesoffen haben und im Allgemeinen exzentrische Paradiesvögel gewesen sind. Die kommen, prosaisch gesprochen, einfach nicht mehr runter. :)

 

Aber natürlich muß zu dieser "Besessenheit" oder "Leidenschaft" eben noch das Handwerkszeug hinzukommen, wie erzählt man eine Geschichte, wie schreibt man eine Geschichte. Ohne das geht gar nichts.

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Wer solches schreibt' date=' zeigt deutlich, daß er keine Ahnung vom Kulturteil der großen Tages- und Wochenzeitungen hat -- bestenfalls durch den "gespiegelten" Perlentaucher gefiltert --, keinen von (nicht nur zeitgenössischer) anspruchsvoller Literatur und keinen von den Schreibwerkstätten in den deutschen Volkshochschulen.[/quote']

 

Hallo Iris,

 

muss das schön sein, mich wieder mal als Idiot zu entlarven. Vor allem kann man da immer die gleichen Texte benutzen.

 

Lies dir mal all das, was zum "deutschen Fräuleinwunder" geschrieben wurde durch. Erst die Hype, dann irgendwann wurde es auch dem letzten begeisterten zu bunt. Kann man so schreiben? Oh ja, verdammt viele, viel zu viele können das und sie machen es auch.

 

Man kann sich wiederholen, man kann vorhandene, als literarisch anerkannte Autoren kopieren. Picasso hat eine neue Sicht auf Dinge geworfen, aber diese Sicht ist mittlerweile bekannt, die kann man nachvollziehen. Und das wird nun mal reichlich getan und dafür gibt es zahlreiche Beispiele. Wieviel Fräuleinwunder haben wir seit Judith Hermann erlebt? Für mich eindeutig zu viele. Ja, ich gebe zu, diese Meinung kündet von Unkenntniss von Literatur, ich habe sie nur wegen meiner Psyche und um mein Weltbild zu festigen. Aber ich bin nun mal nicht bereit, solche Moden einfach mitzumachen und schon gar nicht, sie wie du als literarisch zu feiern.

 

unliterarische Grüße

 

Hans Peter

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Wieviel Fräuleinwunder haben wir seit Judith Hermann erlebt? Für mich eindeutig zu viele.

Diese Moden erschaffen Verlage, nicht Feuilletons. Wenn du FAZ, Süddeutsche, NZZ, Welt und Zeit auch mal läsest (und nicht nur die sich selbst replizierenden Streitschriften "Wider die Macht der Literaturkritik"), wüßtest du, daß die schon nach dem dritten Fräulein "Kopien" und "Klone" diagnostizierten, während diverse Verlage munter weiter kopier(t)en und klon(t)en.

 

Und was die angeprangerten Zustände in den Schreibwerkstätten angeht: Wer selbst solche abhält, sollte aus eigenem Interesse mit derlei Sentenzen eher vorsichtig umgehen, damit sie nicht zum Bumerang werden.

 

Grober Unsinn ist für mich ein rotes Tuch, ungeachtet der Person.

 

Und nochmals: Dieser Thread ist nicht als Klagemauer gegen die "Macht des Hochliteraturkartells" gedacht, sondern es geht um die Frage, was wir als Autoren unter literarischem Schreiben verstehen.

 

Fröhliche Grüße

Iris :s17

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Hi Iris,

 

 

jemand, dem es gelingt, als Individuum im Bewußtsein der eigenen Subjektivität und Beschränktheit die Welt so weit als möglich zu durchdringen.

 

 

der Mensch Franz Kafka bleibt auch als Schriftsteller der Mensch Franz Kafka -- und das gilt für jeden anderen ebenso.

 

 

Eiverstanden. Aber der Schriftsteller Franz Kafka hat zu unterscheiden gewusst, zwischen seinem Leiden, und dem Leiden, das die Welt dem Menschen aufgibt.

 

Ein besseres Beispiel ist vermutlich Thomas Mann. Hätte er über den heimlichen Schwulen Thomas Mann geschrieben, schön versteckt in seinen Protas, wäre das zwar aufsehenerregend gewesen (in seiner Zeit), aber doch nichts anderes als ein xbleliebiger Schwulenroman. Er hat aber 'Tod in Venedig' geschrieben, in dem eine Menge von seiner Weltsicht steckt, aber wenig von ihm, und das ist wahrlich Hochliteratur.

 

Das gerade ThM auch anders konnte, sieht man an sienen unsäglichen Tagebüchern, in denen er jeden Furz inklusive seiner Ursachen und olfaktorischen Folgen getreulich für die Nachwelt aufbereitet.

 

Gruß

 

HW

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Was meine Person betrifft, ich habe hier sehr wohl das gefunden, was ich gesucht habe, wenn es auch ganz woanders versteckt war, als ich vermutete.  :s02

Der Thread ist inspirierend! Und ich habe meine Fährte.

 

Egoistisch-genießerische Grüße, ::) 8)

Petra

Schade, daß du es nicht für nötig hältst, diese deine Erkenntnisse mit uns zu teilen.

 

Peter

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Er hat aber 'Tod in Venedig' geschrieben' date=' in dem eine Menge von seiner Weltsicht steckt, aber wenig von ihm, und das ist wahrlich Hochliteratur.[/quote']

Genau das meinte ich damit, daß es jemandem ...

... gelingt, als Individuum im Bewußtsein der eigenen Subjektivität und Beschränktheit die Welt so weit als möglich zu durchdringen.

"Im Bewußtsein deigenen Subjektivität und Beschränktheit" kann man auch von diesen absehen und etwas Über- bzw. Interpersönliches schaffen. :-*

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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