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Nati

Ich fragte oder ich frug?

Empfohlene Beiträge

Ich bin etwas verwirrt. Bitte helft mir.

 

Heißt es jetzt in der Vergangenheitsform:

 

"Ich fargte" oder "Ich frug"  ???

 

LG

Nati

 

"fargte" gibt es nicht (pd)

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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Das leuchtet mir schon ein, aber man sagt ja auch:

 

"ich trug" und nicht "ich tragte"

 

Oder ist das jetzt der totale Blödsinn? Ich glaub ich brauch Urlaub. :s03

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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Hm, das hat etwas mit starken und schwachen Verben zu tun, glaub ich. Aber das geht in einen grammatikalischen Bereich, der mir nicht so vertraut ist. Ich weiß bloß, daß es so ist. Sprache ist toll. ;D

 

Bei uns im Weltenbastlerforum haben wir dafür ein Naturgesetz: das ISSO-Gesetz. Manche Dinge sind eben einfach so. ;)

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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Das Gesetz find ich klasse.

 

ISSO und basta. :s06

 

Dank Dir.

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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In historisierenden Dialogen kann "frug" auch mal passen.

Ansonsten heißt es "fragte".

Im Zweifelsfall braucht man nur in ein paar x-beliebige Romane zu gucken, das ist eins der am häufigsten vorkommenden Wörter überhaupt.

Du hast doch Bücher in deutscher Sprache bei dir zu Hause, Nati, oder?

 

Peter

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Hallo Ihr drei,

 

Ich versuche mal eine Erklärung:

 

"Tragen" ist tatsächlich ein starkes Verb, dessen Vokalform bei den unterschiedlichen Tempora verändert wird. Wogegen "fragen" ein schwaches Verb ist, da bleibt der Vokal in Präsens und Präteritum gleich.

 

Diese verschiedene Beugeform der Verben läßt sich bis ins Althochdeutsche zurückverfolgen und findet doch auch seine Begründung.

Aber die überlasse ich den Sprachwissenschaftlern :)

 

@Peter: Kennst Du "frug"? Ich habs eben noch mal recherchiert, soweit ich die Grammatik richtig verstanden habe, kann man "fragen" nicht mit u beugen :). Hm, ich bin zum Glück keine Sprachwissenschaftlerin.

 

Liebe Grüße

Anna

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Interessant wäre es schon, zu spekulieren, wer sich das mal ursprünglich mit starken und schwachen Verben ausgedacht hat. Warum es sozusagen überhaupt zwei verschiedene Grammatiksysteme für eine Sache (hier das Präteritum) gibt.

 

Peter

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Du hast doch Bücher in deutscher Sprache bei dir zu Hause, Nati, oder?

 

Klar, mehr als genug. Deshalb wünsche ich mir ja auch vom Weihnachtsmann endlich ein schönes Regal, damit ich meine Schätzchen auch würdig lagern kann. Ich sitze hier nur gerade im Büro und beim Schreiben einer Mängelrüge für einen Lieferanten wollte ich einen Satz einbringen, in dem ich zum Ausdruck bringen wollte das ich eben nachgefragt hatte und war plötzlich ganz unsicher, ob jetzt so oder so. Dank Euch ist die Mängelrüge nun fertig. :D

 

LG

Nati

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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@Peter: Kennst Du "frug"? Ich habs eben noch mal recherchiert, soweit ich die Grammatik richtig verstanden habe, kann man "fragen" nicht mit u beugen :). Hm, ich bin zum Glück keine Sprachwissenschaftlerin.

Zwei spontane präsente Beispiele:

Der Schimmelreiter, Theodor Storm.

Uli der Pächter, Jeremias Gotthelf.

 

Peter

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Historisch?

Vielleicht glaubt ihr es nicht:

 

Meine Großmutter - verstorben 1963 - hatte diese falsche Verbform in ihrem Wortschatz.

 

Meine Kinder würden sagen; Hast du dich nicht kaputt gepeinelt?

 

Gerd

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Hallo Peter,

 

ich gebe mich zwar geschlagen durch Deine Beispiele, aber ERKLÄREN kann ich es mir nicht :).

 

Ich habe hier in meiner mittelhochdeutschen Grammatik folgende Erklärung zur Ursache der Bildung von starken und schwachen Verben gefunden, schreibe das mal ab:

"Die schwachen Verben sind meist sekundär gebildet, d.h. aus starken Verben, Adjektiven oder Substantiven abgeleitet. Daneben besteht eine kleinere Gruppe von primären Verben, die sich der schwachen Flexion angeschlossen haben."

 

Schlauer jetzt? Ich nicht :). Aber ein besseres Nachschlagewerk habe ich nicht, und Sprachgeschichte war nie mein Fachgebiet.

 

Dort habe ich auch das "vragen" und das "tragen" nachgeschlagen, mich hat das gerade selber interessiert.

Bessere Infos können sicher Judith, Charlie und Iris geben :) :) :).

 

Ich breche meinen Exkurs in die Sprachgeschichte jetzt ab ;D.

 

Liebe Grüße

Anna

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Hallo zusammen,

 

die meisten Forscher gehen davon aus, daß es einen Urbestand an Verbformen gibt, die starken Verben, die grundsätzlich mit einer starken Flektion gebildet wurden- und zwar schon in den Vorformen der deutschen Sprache. (Auch in anderen germanischen Sprache gibt es starke Verben, ob nun im englischen oder anderen Sprachen).

Es handelt sich um Formen, die sprachgeschichtlich sehr alt sind, es gibt im Gothischen und älteren indogermanischen Sprachen starke Verben.

 

Diese starken Verben sind bis heute besonders gebräuchlich, weil sie viele Grundhandlungen bezeichnen- und dementsprechend bleiben sie erhalten, weil man sie häufig nutzt, und ihre Andersartigkeit durch die häufige Nutzung im Sprachsystem erhalten bleibt.

Selten genutzte starke Verben werden inzwischen häufig schwach gebildet. Eine Entwicklung, die im Mittelhochdeutschen anfängt. Vermutlich, weil die Sprachteilnehmer die starke Flektion dieser Verben durch seltenen Gebrauch nicht so in Erinnerung hatten und sie analog zu anderen Verben, den schwachen Verben, mit neuen Formen ausgestattet haben.

(Bsp. siehe rote Liste, aber ein paar will ich doch aufzählen: backen, buk, gebacken; (jemanden bewegen) bewegen, bewog, bewogen; glimmen, glomm, geglommen; pflegen, pflog, gepflogen; ...)

 

Schwache Verben sind sprachgeschichtlich nicht so alt wie die starken Verben. Sie entstanden zeitlich später und zwar, indem aus Substantiven und anderen Wörtern Verben abgeleitet werden.

 

Das Verb fragen entstand vermutlich aus dem Stubstantiv die Frage, und nach den Wortbildungsregeln wird dieses Verb dann schwach gebildet. Ein ganz modernes Beispiel ist die SMS, deren Verb simsen auch schwach dekliniert wird.

 

Wie kommt es dann zu frug oder frägte? In der deutschen Sprache, wie auch in anderen Sprachen, gibt es oft eine Entwicklung ähnlich klingender Worte, deren Flektion angeglichen wird.

Bei fragen wird vermutlich im 18. Jh. analog zu tragen, einem starken Verb, eine starke Flektion geschaffen als Nebenform zur ursprünglich schwachen Flektion geschaffen.

Nebenbei gibt es weiterhin die schwache und eine etwas seltsame schwache Flektion, die analog zu jagen, er jägte... ein ä in die schwache Flektion brachte, das aus einer anderen Richtung der schwachen Verben kommt- der "sogenannte Grimmsche Rückumlaut".

 

Wer sich mal starke Verben ansehen will, die langsam auf die rote Liste kommen:

 

Rote Liste starker Verben (Link ungültig) (Link ungültig)

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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"fargte" gibt es nicht (pd)

 

Das habe ich erst jetzt bemerkt. Ich endschuldige mich, in aller Form, für diesen Buchstabendreher.

 

 

 

 

PS. Man kann sich aber auch anstellen, lieber Peter. :s22

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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also, Abitur bei den Jesuiten zu machen, bedeutete 1978 noch, im Deutsch-Leistungskurs frug zu schreiben. Die hielten das für sprachlich und literarisch elität (Wo wir sind, ist vorne!). Danach nie wieder gehört. Ist offensichtlich Bestandteil der allgemeinen Abschilferung der Sprache, so wie aus latein italienisch wurde.

 

Neuerdings ist auch in fortgeschrittenen Zeitschriften ein neuer Verfall zu beobachten: alle "kriegen" was, was anderen nicht "Kriegten". Ob das daran liegt, dass so wenig Krieg ist: ich weiß nicht.

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Wenn wir schon mal dabei sind....

 

Wie heisst es richtig?

 

Ich habe mich "erschreckt"...

oder doch

Ich habe mich "erschrocken"...  :-[

 

Hatte auch mal was von " erschrickt " gelesen... :-X

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Hi,

 

es gibt eine relativ verlässliche Regel, mit der man überprüfen kann, ob ein Verb stark oder schwach flektiert wird. Schwache Verbendungen erhalten immer eine Endung, in der t (oder im Englischen d) vorkommt bei der Bildung des Partizips. Es heißt z.B.

 

gefragt

gesagt

 

Dann wird auch der Imperfekt schwach, also mit t gebildet: sagte, fragte. Die Form "frug" ist, selbst wenn man sie vielleicht irgendwo mal erspäht, schlicht grammatikalisch und historisch falsch. Auch ein Storm war nicht unfehlbar, wie man sieht.

 

"Tragen" wird dagegen stark flektiert, also ohne t, wie man an "getragen" sehen kann.

 

In den Fällen, wo es wie bei "erschreckt" und "erschrocken" zwei Partizipien gibt, stecken eigentlich auch zwei verschiedene, aber sinnverwandte Verben dahinter. In dem Fall eines, das bedeutet, sich selbst zu erschrecken und im anderen Fall eines, das bedeutet, jemanden anderen dazu zu bringen, sich zu erschrecken. Diese Art von Verben, die jemanden dazu bringen, etwas zu tun, nennt man Kausativa. Sie werden immer schwach gebildet (sehen aber trotzdem manchmal "unregelmäßig" aus).

 

Es gibt noch weitere Beispiele von der Sorte, wo wir heute nur noch am Partizip sehen, dass es mal zwei Verben gab. "hängen" z.B. Da gibt es "gehangen" und "gehängt". Das geht ursprünglich auch auf zwei Verben zurück "hangen" (Das Bild hangt an der Wand) und "hängen" (Ich hänge das Bild an die Wand, ich bringe also das Bild dazu, an der Wand zu hangen: Kausativ). Im 19. Jhdt. war "hangen" noch recht verbreitet, wer mal Grimms Märchen gelesen hat, kennt das vielleicht noch "Oh Fallada, der du da hangest". Heute findet man "hangen" nur noch landschaftlich, vor allem im süddeutschen Raum. Die Unterscheidung zwischen "gehangen" und "gehängt" ist aber noch allgemein gültig.

 

So, genug geschwafelt, sprachhistorische Grüße,

Capella

 

PS: ich hab da jahrelang an der Uni Tutorien zu gehalten und verfüge über bergeweise Fachliteratur, wenn also jemand spezielle Fragen hat, die bei der Recherche auftauchen, darf er oder sie sich gerne an mich wenden

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Eine Frage, die ich schon immer mal stellen wollte:

besteht eine Verwandschaft zwischen "gehängt" und "gehenkt"? (Henker = Hänger = der, der jemanden aufhängt?)

 

Peter

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Hi Peter,

 

 

besteht eine Verwandschaft zwischen "gehängt" und "gehenkt"? (Henker = Hänger = der, der jemanden aufhängt?)

 

 

Jo, die beiden Wörter kommen aus dem gleichen Stamm. Dabei scheint sich irgendwann das 'Henken' vom 'Hängen' abgespaltet zu haben, zwecks besserer Differenzierung. Sagt z.B. der Kluge.

 

Gruß

 

HW

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