(Huutini) Geschrieben 23. Dezember 2005 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2005 Liebe Leute, wie angekündigt will ich dieses Erzähltechnische Prinzip nochmal kurz vorstellen. Dem ein oder anderen mag es bekannt sein, mancher mag es bewusst oder unbewusst nutzen, trotzdem sei es hier erwähnt! Das erzähltechnische Prinzip der Fallhöhe hat damit zu tun, dass man mit den Charakteren einer Geschichte um so stärker mitleidet, je tiefer diese fällt. (umgekehrt funktioniert das auch: Je tiefer eine Person gesunken ist, desto mehr freut sich der Leser, wenn der Protagonist einen Glücksmoment erlebt. Ich würde das eine 'umgekehrte Fallhöhe' nennen.) Bevor einem Protagonisten ein Unglück zustößt, lassen die Erzähler oftmals etwas positives einfließen. Gern genommene, mittlerweile fast schon klischeehafte Beispiele hierfür sind etwa: Das junge Paar wird gezeigt, während sie ihm erzählt, sie sei schwanger. Beide freuen sich, fangen an, ihre Zukunft zu planen und sind stärker verliebt als jemals zuvor. Da wird die Frau auf dem Weg zur Arbeit überfahren und stirbt. Oder aber: Das Paar will heiraten, alles ist im Gange, die Gäste sitzen auf den Stühlen, Der Bräutigam schaut hoffnungsvoll in die Zukunft, die er mit seiner geliebten Traumfrau verbringen will. Da erstirbt die Musik, und der Bräutigam erfährt, dass seine Braut ihn nicht liebt und mit dem Trauzeugen durchgebrannt ist. Die tragische Wirkung eines Ereignisses wird hierbei vor den hellen Hintergrund eines glücklichen Moments gestellt, und dadurch schärfer kontrastiert, der Leser leidet dadurch stärker mit. Ebenfalls beliebt, aber schwerer umzusetzen, ist das, was ich einmal den "Doppelten Boden" nennen möchte. Eine umgekehrte Fallhöhe mit daraus resultierender Fallhöhe. Ein Beispiel: Eine Mutter hat zwei Kinder. Die Tochter ist neunzehn, der Sohn 21. Anfang des Jahres bekommt die Tochter Krebs, das ganze Jahr über wird sie mit Chemotherapie und Operationen traktiert. Die Besuche ihrere Freunde werden seltener und seltener, bis schließlich niemand mehr kommt. Am Ende entschließen die Ärzte, ihr in einem letzten Versuch, den Krebs zu besiegen, der jungen Frau die Gebärmutter zu entfernen. Tatsächlich hat dieser Schritt Erfolg. Die Familie hat die Krise überwunden. Es ist Oktober, die Tochter beginnt, sich zu erholen, und kommt Mitte Dezember endlich wieder nach Hause. Auch ihre besten Freundinnen lassen sich wieder blicken, die Familie bereitet sich fröhlich auf das Weihnachtsfest vor. Als die Mutter am Vorweihnachtsabend nach Hause kommt, erfährt sie schießlich, dass ihr Sohn sich vor einigen Stunden in den Unfalltod gefahren hat. Fallhöhe sollte geschickt und unauffällig eingesetzt werden, um die Wirkung zu erhöhen. In überspitzter Form kann es manchmal gut für komische Effekte genutzt werden. Lieben Gruß, Marco! Edit - Titel in aussagekräftige Frage geändert - Thot Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(PeterNa) Geschrieben 23. Dezember 2005 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2005 Danke für den lehrreichen Beitrag, auch, weil er auf andere Weise formuliert, was ich selbst zu praktizieren versuche: Tu Deinen Protagonisten erst dann weh, wenn es Dir selbst weh tun würde. Ich meine damit, es bringt nichts, irgendwem ein Unglück zustoßen zu lassen, wenn man als Autor noch keine Beziehung zu der Figur hat. Und wenn man diese Bindung selbst noch nicht hat, wie soll sie dann der Leser haben? Ein Spitzenkanditat in dieser Disziplin ist Stephen King. Der baut gerne Protagonisten über dreihundert Seiten auf, bevor er sie sterben lässt. Besonders gelungen, weil an meinem Tränenbaum rütteld, fand ich das in Glas, einem Buch aus seiner Dunklen Turm Reihe. Unser Hauptheld verliebt sich schwerfällig in ein Mädchen und deren Glück wird schön beschrieben. Alles blüht und gedeiht und gefällt, bis das Mädchen einer raffinierten Intrige zum Opfer fällt und bei lebendigem Leib verbrannt wird. Das war die Sache mit dem Chariou Baum. Das hat weh getan! Etwas ähnliches versuche ich bei den Kurzgeschichten. Bevor da einem Leid widerfährt, muss die Figur begreifbar werden um das Leid vermittelbar zu machen. Ich habe als etwas 12jähriger eine Erfahrung im Kino gemacht, an der ich viele Filme gemessen habe: Im Film: Das China Syndrom stirbt nur ein einziger: Der Wissenschaftler, durch Jack Lemmon dargestellt. Und ich dachte damals ungefähr: "Das hat mehr weh getan als 15 Tote in einem Aktion Film." Eine Schnetzelplatte wie zum Beispiel ein Zombie Film oder ein Reißer, in dem am laufenden Band Menschen auseinander gepflückt werden, kann aus meiner Sicht nicht annähernd die Wucht eines gut vorbereiteten Einzelschicksalsschlags erreichen, never. Man begleitet in einem guten Buch Menschen, und wenn man sie auch nicht rundherum lieb gewinnt, so versteht man sie doch irgendwie, indem was sie tun. Und wenn denen dann etwas passiert, dann muss es einem beim Schreiben wie auch beim lesen so richtig weh tun. lg/Peter Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Huutini) Geschrieben 23. Dezember 2005 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2005 Ein Spitzenkanditat in dieser Disziplin ist Stephen King. Der baut gerne Protagonisten über dreihundert Seiten auf' date=' bevor er sie sterben lässt.[/quote'] Hey Peter! Das geht in dieselbe Richtung, aber ein klein bisschen am Punkt vorbei. Dass Charaktere entwickelt und eingeführt werden sollten, bevor man ihren Verlust schmerzhaft wahrnimmt, stimmt natürlich, und wird auch gerne von weniger guten oder unerfahrenen Autoren übersehen. Was ich mit Fallhöhe jedoch meinte, war tatsächlich der, mehr oder weniger, konkrete MOMENT, nicht nur eines Todes, sondern generell eines Schicksalschlages. Auch nach dreihundert Seiten erhöht das noch die Wirkung. Wenn ein gut eingeführter und sympathischer Charakter einen Brief bekommt, der ihm sagt, dass sein Haus zwangsversteigert wird und er ausziehen muss, mag das, je nach Charakter und Kontext, schon tragisch genug sein. Schmerzhafter kann ich genau DIESEN Moment, dieselbe Situation an der gleichen Stelle, etwa dadurch gestalten, dass der Charakter gerade aus dem Baumarkt kommt, und sich für sein letztes Geld die Bohrmaschine gekauft hat, mit der er endlich den schon seit zwanzig Jahren geplanten Anbau bauen will, und DANN den Brief im Briefkasten hat. Fallhöhe meint also nicht zwangsläufig den Verlust von etwas geliebtem, sondern wirklich nur, einen tragischen Moment direkt an, neben, oder hinter einen glücklichen Moment zu setzen, um die Wirkung zu verstärken. Eine Fallhöhe muss nicht mal langwierig aufgebaut werden, sie kann tatsächlich erst kurz VOR dem tragischen Moment stattfinden. Je höher man es schafft, den Charakter noch nach oben zu ziehen, desto tiefer plumpst er halt... Lieben Gruß, Marco! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
AstridV Geschrieben 23. Dezember 2005 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2005 Hm... eigentlich bezeichnet Fallhöhe doch etwas anderes, nämlich die Tatsache, daß die Leute früher viel mehr mitlitten, wenn der Held irgendein Ritter oder König war und nicht so ein gewöhnlicher Pöbel. Da wirkte dann der Sturz viel brutaler. Können wir für dein Phänomen irgendein anderes Wort finden? Sonst finde ich das ein bißchen verwirrend... Meine Homepage Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(PeterN) Geschrieben 23. Dezember 2005 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2005 Ja, das Problem habe ich mit dem Begriff auch. So wie du es meinst, ist es eher so eine Art "Ruhe vor dem Sturm" oder "Das Licht am Ende des Tunnels kann auch der Scheinwerfer des herranrasenden Zuges sein". Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Huutini) Geschrieben 23. Dezember 2005 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2005 Okay, was ihr meint ist Gottschelds literaturhistorische 'Fallhöhe', die aber nur den gesamten Spannungsbogen eines Dramas umreisst. Zumal ist das etwas, was aus der modernen Literatur fast vollständig weg'gefallen' ist. Ich kenne die narrative Technik, welche ich hier meine, eigentlich ebenfalls unter diesem Begriff, zugegebenermaßen wiederum aus dem Bereich des Drehbuchschreibens, aber wem was besseres und griffigeres einfällt - biddeschön... Immer her damit... Gruß, Marco! Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Peter_Dobrovka) Geschrieben 23. Dezember 2005 Teilen Geschrieben 23. Dezember 2005 Also ich verstehe genau, was Marco meint. Und es ist ja auch plastisch: Je "höher" man zuvor war, desto fieser ist es, wenn man "fällt". Ich möchte den Einwurf von einer anderen Seite beginnen: Die Höhe des Falls ist eigentlich relativ unwichtig, wenn man sich stattdessen den Bezug zum Charakter ansieht, und was ihm widerfährt. Das Beispiel mit der Bohrmaschine und der Zwangsversteigerung klingt logisch, ist aber aus meiner Sicht graue Theorie. Aus dem Bauch heraus behaupte ich mal, daß das Ausmaß des Glückes vorher ÜBERHAUPT keine wirkliche Rolle spielt. Damit begebe ich mich wohlwissend auf sehr dünnes Eis, weil Autoren gerne mit diesem Pfund wuchern (wenn also eine Frau ihre Hände verliert, dann muß sie vorher natürlich Tennisprofi oder Pianistin gewesen sein) aber ich lasse gerade Beispiele durch mein Hirn rattern und finde meine Gegenthese bestätigt (= wenn es eine ganz normale Frau ist, ist es genau so übel). Und ob jemand, der sein Hab und Gut verliert, ein Superyuppie oder ein ewig am Rande der Pleite schliddernder Typ ist, ist auch egal. Hier spielen andere Faktoren eine Rolle. Was den Leser mitleiden läßt, ist zum einen die Vorstellung, daß es einem selbst passieren könnte (das Wesen des Horrors übrigens) aber auch, wenn die Figur liebgewonnen wurde, tut es einem weh, was ihr passiert. Gilt auch in umgekehrter Weise, was der Grund ist, weshalb Happy Ends von der überwiegenden Zahl von Rezipienten (Leser und Zuschauer) gemocht werden. Die Quantifizierung hängt wiederum davon ab, wie schrecklich es der Rezipient empfindet, ist also subjektiv. Einige allgemeingültige Faktoren sind dabei: - Das Ausmaß der wirtschaftlichen bzw. physikalischen Katastrophe - Wenn Kindern oder Jugendlichen etwas passiert, ist es immer besonders schrecklich - Wieviel Hoffnung besteht noch am Ende? - Wie verarbeitet es die Figur selber? Dein Doppelter-Boden-Beispiel würde auch genausogut funktionieren, wenn sich der Sohn totfährt, bevor die Frau geheilt wird. Könnte sogar verstärkend wirken, wenn die Frau dadurch den Willen zu kämpfen verliert. Überhaupt gilt oft das Prinzip: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen. Wenn die zu leidende Figur also schon am Boden ist und man denkt, schlimmer kann es nicht kommen, dann nochmal einen draufsetzen. Was dann sehr gut funktioniert ist, immer wieder falsche Hoffnungen auf Besserung entstehen zu lassen, auf die die Figur anspringt. Dann ist die Enttäuschung umso bitterer. Das waren meine 2 Cents. Peter Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tom Finn Geschrieben 3. August 2006 Teilen Geschrieben 3. August 2006 Hm, wenn ich hier die Definitionen zur Fallhöhe lese, muss ich leider feststellen, dass diese zu kurz greifen. Natürlich kann man die sog. Fallhöhe aus einem Moment (!) heraus erklären - nur erscheint mir das etwas ... billig Beispiel anlehnend an die Mutter-Tochter-Sohn-Story weiter oben: Ein Vater kämpft darum, dass sein in Asien wg. Drogenhandel zum Tode verurteilter Sohn freikommt. Er ist erfolgreich, doch am Ende stirbt dieser beim Rückflug durch einen Flugzeugabsturz ... Ähem, also mal ehrlich, natürlich nimmt das den Vater mit. Aber doch nicht viel mehr, als wenn sein Sohn ganz einfach so bei einem Autounfall gestorben wäre (denn sicher hat er sich immer für ihn eingesetzt). Wenn Lektoren oder Filmschaffende lamentieren, dass die sog. "Fallhöhe" eines Scripts besser ausgearbeitet werden müsse, ist damit die grundsätzliche Anlage eines Protagonisten in Bezug zu seiner Lebensumwelt gemeint. Zwei Beispiele verdeutlichen das: Die Glückritter - erinnert ihr euch noch an den Film mit Dan Aykroyd und Eddie Murphie? Dan A., ein Lebe- und Geschäftsmann aus höchsten Kreisen und Eddie M., ein Penner und Gelegenheitsdieb, werden von zwei skurrilen Wall Street Magnaten unfreiwillig dazu gebracht, ihre Rollen zu tauschen - bis die beiden die Intrige erkennen, sich zusammentun und sich rächen. Die Fallhöhe der beiden Figuren könnte nicht größer sein. Ein Penner kann und muss sich plötzlich in der High Society bewähren, der Lebemann sinkt tiefer, als er es je für möglich hielt. "Fallhöhe" bedeutet also nicht lediglich einen "Fall nach unten", sondern die Verpflanzung eines Charakters von der gewöhnlichen in eine andere, der ersten Umgebung möglichst reziprok entgegen stehenden Lebensumwelt. Tatsächlich ergeben sich durch solch ein Vorgehen massenhaft witzige, spannende und fesselnde Momente, die einen Leser oder Zuschauer im Bann halten (und ganz nebenbei dafür sorgen, dass der Mittelrteil einer geschichte nicht hängt). Anderes Beispiel: der preisgekrönte fernsehfilm "Schulz & Schulz" mit Götz George, der noch zur Zeit von BRD und DDR spielte. Zwei Zwillingsbrüder, der eine ein überdrehter Werbeyuppie aus Hamburg (BRD), der andere ein gemütlicher SED-Parteigänger in Ostberlin tauschen nach einem Familien-Besuch (und in Sufflaune) ihre Rollen, um mal das Leben des anderen kennen zu lernen. Von der illegalen Aktion wissen nicht einmal ihre Frauen/Freundinnen. Natürlich läuft alles schief und der geplante Kurzaufenthalt der beiden im jeweils anderen Deutschland verlängert sich durch widrige Umstände. Plötzlich müssen die beiden mit ihren unterschiedlichen Temperamenten und Fähigkeiten die private und berufliche Situation des Zwillings bewältigen - es kommt zu einer Aneinanderreihung komischer, spannender und interessanter Situationen. Ebenfalls ein Beispiel für den gekonnten Einsatz von Fallhöhe. Ein Autor, der die sog. Fallhöhe explizit in seinen Geschichten einbaut, der erschafft beispielsweise ... einen weißen Rassisten, der im Laufe der Story dazu gezwungen wird, mit einem Farbigen zusammen zu arbeiten. ... einen Analphabeten, den das Schicksal dazu zwingt, einen Vorlesewettbewerb zu gewinnen ... einen gehemmten und introvertierten Schüler, der durch eine Wette dazu gezwungen wird, sich an das hübscheste Mädchen der Schule heranzumachen All dies beschreibt die sog. "Fallhöhe" einer Figur sehr gut. Man kann schließlich nicht nur nach unten fallen. Sondern auch nach oben, nach links und auch nach rechts Herzliche Grüße Tom www.thomas-finn.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tom Finn Geschrieben 3. August 2006 Teilen Geschrieben 3. August 2006 Ach so: und natürlich ist es richtig, was Peter schon angemerkt hat. Die "Fallhöhe" wirkt vor allem dann, wenn sich der Leser/Zuschauer gut in der Protagonisten einfühlen kann. Wenn er sich also die Frage stellt: Mein Gott, wie würde ich wohl an der Stelle des helden handeln? Wie mag das bloß ausgehen? Herzliche Grüße Tom www.thomas-finn.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Quidam Geschrieben 5. August 2006 Teilen Geschrieben 5. August 2006 Die Frage ist, wie finde ich die passendste Fallhöhe. Eine Fallhöhe kann auch ein ganz langsames tiefersinken bedeuten und nicht das fallen in einen Abgrund von einem auf den nächsten Moment. Die Figur rutscht Zentimeter für Zentimeter in das Desaster. Absturz innerhalb eines Moments: Richter wird des Mordes überführt. Zentimeter für Zentimeter-Fallhöhe: Richter stiehlt einen Zehner aus einem Geldbeutel. Tage später verläßt er ein Restaurant, ohne für das Essen zu bezahlen. Und das steigert sich langsam, bis er einen Raubmord begeht. Die Fallhöhe bestimmt natürlich auch die Sympathie, bzw. Antipathie, die ich für die Figur habe. Ein Mann, der für den Fußball lebt und der seinem großen Spiel entgegen fiebert, bricht sich das Bein. Sportinvalide. Hasst der Leser den Mann, ist er der Antagonist, dann freut sich der Leser vielleicht sogar darüber. Verliert eine sympathische Nebenfigur Haus, Hof und Familie, tut dem Leser das nicht so weh, wie wenn der geliebten Hauptfigur das Taschengeld abgeknöpft wird, von der Schulgang, und der Vater zuhause der Hauptfigur die kalte Schulter zeigt. Hättest dich halt nicht ausrauben lassen dürfen. Man sollte auch prüfen, wie tief man eine Figur fallen läßt, auch für die Glaubwürdigkeit. Eine Figur ist mit dem Leben rundum glücklich. Plötzlich Schicksalsschläge. Schlußendlich rafft sich die Figur wieder auf und empfindet wieder das Glück, nur eben ein anderes. Grüße Quidam Bibliographie &&Filmographie Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tom Finn Geschrieben 7. August 2006 Teilen Geschrieben 7. August 2006 Hi Quidam, ein Film über einen leidenschaftlichen Fußball-Schiri, der wg. Wettgeschichten endgültig aus seinem Beruf gekickt wird, gäbe sicher ebenfalls eine nette Geschichte mit Fallhöhe ab, ha ha .... Herzliche Grüße Tom www.thomas-finn.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
HeikeSch Geschrieben 1. September 2006 Teilen Geschrieben 1. September 2006 Kommt es denn nicht auch auf die Fallrichtung an? Wie oft ist es mir schon begegnet, dass die Fallhöhe vorher so offensichtlich erzeugt wurde, dass ich mir schon während des Aufstiegs sagte: Das ist zu schön, um wahr zu sein. Da kommt doch sicher bald das dicke Ende. Dann stellt man sich als Leser doch schon vorher drauf ein und möchte im Moment des Falls "na bitte, wusst ichs doch" sagen und der Aha - Effekt bleibt aus. Beim Film "Butterfly Effekt", den ich recht gut finde, wird dann auch nicht die Fallhöhe zum Mittel, sondern eher die Fallrichtung, wenn man es so nennen will. Dem Zuschauer wird recht schnell klar, dass der Held mit seinen Zeitreisen das ganze Problem nur verschlimmbessert. Die Frage ist dann nicht mehr, ob er es löst, sondern welche neuen Probleme er damit heraufbschwört. Es ist also der Fall vorhersehbar, dennoch bleibt der Film spannend, weil man nicht weiss, wohin der Fall gehen wird. Insgesamt schraubt sich die Fallhöhe dabei natürlich rauf. Der Held scheitert und scheitert und verschlimmert dabei sein Problem, bis er es dann schließlich doch auf verblüffende Weise löst. Also eine umgekehrte Fallhöhe zum Finale, zu dem sich der Held über viele kleinere Fallhöhen hinarbeiten muss. Oder rede ich mich hier gerade selber schwindelig?! www.heike-schulz.com "Hexengesicht", Schwarzkopf & Schwarzkopf "Anpfiff dritte Halbzeit", Schwarzkopf & Schwarzkopf Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Tom Finn Geschrieben 8. September 2006 Teilen Geschrieben 8. September 2006 Hallo Heike, da ich vom Butterfly Effekt nur noch im Gedächtnis habe, dass er zum Ende hin elende Längen hatte , kann ich zu dem Thema leider kaum noch etwas sagen. Ich habe schlicht vergessen, wie die Sache zur Aufklärung kam bzw. was den Held überhaupt antrieb. Die "Fallhöhe" hängt aber immer mit der Figur zusammen. Mit dem, was sie ist, denkt, fühlt und wie all das mit der konkreten Situation korrespondiert, in die sie gerät. Wobei das Wörtchen "Fall" und "Höhe" natürlich fälschlicherweise suggerieren, dass es nach unten geht. Dabei ist mit alledem eher ein zentraler Konflikt gemeint, dem sich die Figur grundsätzlich ausgesetzt sieht. So kann man bei der jungen Umwelt-Aktivistin, die die Umstände dazu zwingen (Schulden etc.) einen verantwortlichen Job bei einem Robbenfang-Unternehmen anzunehmen, zumindest im ökonomischen Sinne nicht gerade von einem Fall sprechen Gewissenstechnisch aber schon. Dennoch muss man nicht alles mit der "Fallhöhe" zu erklären versuchen. Manchmal hilft das Modell, um einer Geschichte mehr Schliff zu verpassen, doch oft bedarf es dieses Tricks gar nicht. Herzliche Grüße Tom www.thomas-finn.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...