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ChristianeL

Belinda Bauer: Der Beschützer

Empfohlene Beiträge

Belinda Bauer: Der Beschützer. Psychothriller. Manhattan Verlag 2012

 

Klappentext

Würdest du einen Mörder erkennen, wenn du ihm in die Augen siehst?

Mitten im Winter schockiert der Mord an einer hilflosen alten Frau den kleinen Ort Shipcott im englischen Somerset. Während der Schnee die Bewohner von der Außenwelt abschneidet, versucht Dorfpolizist Jonas Holly den Killer zu finden. Doch dann reißen Beamte aus der Stadt die Untersuchung an sich, und Holly wird zu einer Statistenrolle verdammt. Daraufhin treffen immer bedrohlichere anonyme Botschaften bei ihm ein, in denen ihm vorgeworfen wird, seine Pflicht nicht zu tun. Als weitere Morde geschehen, werden aus den Vorwürfen unverhohlene Drohungen. Irgendjemand scheint Jonas die Schuld an den Ereignissen zu geben. Selbstanklagen und die Sorge um seine schwerkranke Frau bringen ihn langsam an den Rand des Zusammenbruchs. Zumal er sich fragen muss: Wer jagt hier wen?

 

Passend zur Diskussion um die „schwebende Perspektive im Genre-Roman“ stelle ich Belinda Bauers „Der Beschützer“ vor, der seine Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und auch die schwebende Perspektive nutzt.

 

Absolut stark ist der Roman in der Figurenzeichnung – mit wenigen Worten werden die unterschiedlichen Figuren so charakterisiert, dass sie – trotz aller Stereotypen – zu Persönlichkeiten werden. Sei es der Dorfpolizist, der wegen seiner Frau auf eine Karriere bei der Spezialeinheit verzichtete und beinahe zu gut für diese Welt ist; sei es der DCI mit dem wunderbaren Namen Marvel, der meint, dass Gras überschätzt wird und natürlich auf dem Land nicht besonders glücklich ist. Belinda Bauer gelingt es, jeder Erzählperspektive eine eigene Stimme zu geben.

 

Wunderbar lesen sich die Einsprengsel des britischen Humors, wie in der Szene, in der Dorfpolizist, Arzt und Pflegerin die erste Leiche finden:

„Unbewusst wischte er [der Dorfpolizist] sich die Hand am dunkelblauen Stoff seiner Uniformhose ab, ehe ihm klar wurde, dass das Schweigen – kombiniert mit zwei Augenpaaren, die ihn fragend ansahen – bedeutete, dass er das Heft in die Hand nehmen sollte. Dass er etwas Professionelles, Polizeiliches tun sollte.

»Igitt«, sagte er.“

 

Die Geschichte an sich wird eher ruhig erzählt, allerdings immer wieder mit kleinen Geheimnissen unterlegt, so dass die Spannung bleibt. Nur im Mittelteil nehmen die Schilderungen der (klassischen) skurrilen Dorfbewohner und der Ermittlungen zu viel Raum ein. Das Ende ist dafür sehr rasant.

 

Beinahe klassisch sind die kleinen Hinweise, die erst keine Bedeutung zu haben scheinen und sich in der Auflösung als wichtige Indizien erweisen.

 

Obwohl der Thriller, den ich als klassischen Whodunit-Krimi einordnen würde und nicht als Psychothriller, im Mittelteil einige Längen aufweist und ich das Ende etwas zu stereotyp fand, empfehle ich „Der Beschützer“ aufgrund seiner Figurenzeichnung und des wunderbaren Humors und der klaren Sprache der Autorin.

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