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Eva

Was ist Kitsch?

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die Bösewichtin würde am liebsten nachdem sie der unglaublich gütigen Heldin den ahnungslosen' date=' aber gutherzigen Beau ausgespannt hat noch Weihnachten abschaffen, zwei oder drei Kindergarten anzünden und in Schwimmbäder urinieren, ganz einfach weil sie BÖSE ist. [/quote']

 

Hihi, warum erinnert mich das gerade massiv an den Denver-Clan? *G*

 

 

[edit] Ich bin ja schon Silbermitglied! :D Das geht aber schnell!

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

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Kitsch ist es dann, wenn beim Leser die gegenteilige Reaktion auftritt, die der Autor beabsichtigt hat

 

An dieser Definition - wie schon an der letzten von Peter D. - stört mich wiederum, dass sie nur funktioniert, indem sie allen, die gerne Kitsch lesen, Dummheit oder zumindest mangelndes Verständnis unterstellt. Damit fühle ich mich wieder mal an das von mir schon mal zitierte "Politikergehabe" erinnert, dass man immer gleich davon ausgehen möchte, wer eine andere Meinung hat als man selbst, hat nur etwas nicht richtig verstanden.

 

Ich möchte nicht bestreiten, dass das, was man gemeinhin als "Kitsch" bezeichnet, durchaus bei denen, die sich nicht darauf einlassen wollen, negative Gefühle auslöst, auch wenn "wohlige" oder "harmonische" erreicht werden sollen.

Aber ich weise noch einmal darauf hin: Es gibt Leute, die können Kitsch als solchen erkennen und mögen ihn trotzdem ... zumindest manchmal und je nach Stimmung. Ich kenne sogar Leute, die mitunter in kitschigen Liebesromanen schwelgen können und genau das empfinden, was der Autor ihnen vermitteln will. Die dann und wann auch mal bewusst Heftroman lesen, auch wenn er kitschig ist - die aber trotzdem in der Lage sind, Kitsch zu erkennen, die sehr wohl genau wissen, worauf sie sich einlassen - und daher schon mal nicht dümmer sind als diejenigen, die Kitsch erkennen und ablehnen.

Die kognitive Leistung ist dieselbe, nur die Bewertung eine andere.

Ich denke, jede sinnvolle Definition von Kitsch muss auch dieses Publikum berücksichtigen. Wer die Gleichsetzung Kitsch = nur dumme Leser aufstellen will, macht es sich zu einfach. Es gibt in der Realität die Fälle, in denen Kitsch als Kitsch funktioniert - und jede Definition, die diese Fälle einfach übersieht, ist kitschig - weil unfähig, die Widersprüche der Wirklichkeit anzuerkennen und einzuarbeiten :s22

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Kitsch ist es dann, wenn beim Leser die gegenteilige Reaktion auftritt, die der Autor beabsichtigt hat - also:

Wenn der Leser bei einer tieftragischen Szene zu lachen anfängt.

Wenn der Leser bei einer romantischen Szene nicht mit einem wohligen Seufzer weiterliest, sondern das Grausen kriegt.

Warum? Weil der Autor mit abgedroschenen Worthülsen arbeitet oder viel zu dick aufträgt usw.

Klar könnte man einwenden - dann ist es einfach schlecht geschrieben, aber... gibt es gutgeschriebenen Kitsch?

 

Gruß

Jan

 

Hallo Jan,

das kommt meinem Empfinden von "Kitsch" sehr nahe. Gelegentliches Kopfschütteln, ab und an über das Geschreibsel grinsen, Tränenlachen, wo es eigentlich traurig sein soll.

Amüsieren über die (abgedroschene) Wortwahl, wohlig seufzen bei einer Plattitüde.

Irgendwie amüsieren wir uns schon - über Kitsch -oder?

 

liebe Grüsse

Fabrizius

Fabrizius&&Alle sagten das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hats gemacht
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Ich wage hinzuzufügen, dass das "Kitschempfinden" nicht nur vom persönlichen Geschmack abhängig ist, sondern auch vom persönlichen Bezugs-Kontext (z.B. Erinnerungen) und vom kulturellen und zeitgeschichtlichen Kontext.

 

Ich denke insbesondere an "kitschige" Bilder, Geschichten, Dekorationsartikel, Farbgebungen, Kleidungsstücke, ganze Boutiquen, Warenhäuser oderr Touristenshops in Japan, Nevada, Berlin oder Hamburg können kitschig scheinen.

Ist eine Kuckucksuhr kitschig? Ist Bayern kitschig? Ist Japan kitschig? Ein Sailormoon Poster? Eine Nachbildung des Eiffelturms oder eine Miniatur Pyramide?

 

Ich möchte die These in den Raum stellen, dass "Kitschiges" in der Regel eine bestimmte (meist harmonisch empfundene) Sehnsucht befriedigt. Wer diese Sehnsucht grundsätzlich nicht empfindet, oder sie durch die entsprechenden Objekte als nicht angesprochen empfindet, der wird es "kitschig" einstufen.

Das sagt aber auf einer objektiven Ebene weniger etwas über den Gegenstand aus als über den Betrachter.

Ich halte Menschen, die Kitsch mögen, für besonders emotional und empfindsam. Ohne dies in irgendeiner allgemeinen Weise bewerten zu wollen oder zu können.

 

Andreas

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aber ich probiere mal eine Definition - bin gespannt, wer mir widerspricht ;D

;D

 

Kitsch ist es dann, wenn beim Leser die gegenteilige Reaktion auftritt, die der Autor beabsichtigt hat - also:

 

Wenn der Leser bei einer tieftragischen Szene zu lachen anfängt.

Wenn der Leser bei einer romantischen Szene nicht mit einem wohligen Seufzer weiterliest, sondern das Grausen kriegt.

 

Warum? Weil der Autor mit abgedroschenen Worthülsen arbeitet oder viel zu dick aufträgt usw.

 

Klar könnte man einwenden - dann ist es einfach schlecht geschrieben, aber... gibt es gutgeschriebenen Kitsch?

Kitsch ist nicht gleich Trash.

Ist Warlock Kitsch?

 

Peter

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Keine Erhellung des Themas, nur ein weiterer Aspekt... Ich habe schon mal mit einem Mann, in den ich verliebt war, einem glühend roten Sonnenuntergang am Meer den Rücken gekehrt (um in der nächsten Kneipe ein Bier mit ihm zu kippen), weil... das ist doch so was von kitschig ;)

 

Kitsch ist für mich da, wo Emotionen in Schablonen gepackt werden.

 

Nur: Es gibt so viele Emotionen, die so viele Menschen ähnlich erleben. Zwei Menschen verlieben sich im Urlaub ineinander, spazieren am Strand entlang, die Sonne geht unter, sie küssen sich und - wenn der Strand leer ist - haben sie Sex miteinander.

 

Dies erleben sehr viele Menschen. Und den meisten dieser Menschen ist in diesen "beglückenden" Stunden völlig egal, was sie sonst noch für Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht haben.

 

Einen Mann, mit dem frau ins Bett möchte, an einem Strand mit Sonnenuntergang zu küssen, ist geil. Darüber zu schreiben - ist Kitsch, trivial, banal?

 

Ich weiß das auch nicht :)

 

Gruß,

 

Tin

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An dieser Definition - wie schon an der letzten von Peter D. - stört mich wiederum, dass sie nur funktioniert, indem sie allen, die gerne Kitsch lesen, Dummheit oder zumindest mangelndes Verständnis unterstellt.

 

Hallo, Spinner - wie kommst Du denn zu dieser Schlußfolgerung?

Ich finde nicht, daß mein Definitionsversuch irgend jemandem irgendwas unterstellt.

 

Nehmen wir mal den Heftroman (gilt ja gemeinhin als Kitsch): Ich wette mit Dir, daß begeisterte Heftromanleser längst nicht von jedem begeistert sind, sondern dieses "Kippen der Stimmung" kennen, den Roman in die Ecke schmeißen und zum nächsten greifen, also durchaus spüren, wenn ein Autor dieses "Kitschgenres" (bitte die " zu beachten) es schlicht übertreibt.

 

@Fabrizius - stimmt  :D Man amüsiert sich (gar nicht mal bösartig) ... und manchmal hat man sogar Spaß an Kitsch.

 

@Peter: Nein, Warlock ist kein Kitsch, weil das jemand geschrieben hat, der vom Schreiben nicht die gerinste Ahnung hat, also das Handwerk nicht mal annähernd beherrscht.

Und glaub mir (ich bleib beim Beispiel), Heftromanautoren und andere, die das schreiben, was gemeinhin als kitschig gilt, verstehen ihr Handwerk!

 

Kitsch ist für mich da, wo Emotionen in Schablonen gepackt werden.
Das ist eine gute Definition!

 

Einen Mann, mit dem frau ins Bett möchte, an einem Strand mit Sonnenuntergang zu küssen, ist geil. Darüber zu schreiben - ist Kitsch, trivial, banal?
Nein, überhaupt nicht! Kann natürlich eine Gratwanderung sein, aber ich behaupte mal, es kommt bloß drauf an, wie es geschrieben ist.

 

Gruß

Jan  

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An sich wollte ich mich aus der Diskussion ja raushalten, aus den Gründen, die Iris und Petra irgendwann mal brachten, aber nachdem ich jetzt drüber gestolpert bin, dass Jan Heftromane als Kitschig bezeichnet, muss (Gruß an Tin!) meine Literaturwissenschaftlerseele doch noch was dazwischenwerfen.

 

Heftromane an sich sind nicht kitschig.

Kitsch, so wirds jedenfalls bei mir im Seminar gelehrt, bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, eine Überharmonie, das völlige Fehlen von Konflikten, ja streng genommen sogar das ersetzen von Konflikten durch ein gesteigertes Maß an Harmonie.

 

Alles, was zeigt, dass kein einziger Konflikt mehr besteht, dass es keinerlei Probleme gibt, dass alles ein einziges Zuckerschlecken ohne ein einziges salziges Korn ist, wird als kitschig wahrgenommen.

Übermäßige Happy Ends ebenso wie strahlende Bilder von Almhütten und ein freudig auf der Weide röhrender Hirsch (Was den Konflikt zwischen Mensch und Natur einfach wegblendet).

 

Heftromane entziehen sich der Kategorie Kitsch dadurch, dass der Konflikt, den es zu lösen gilt, ihr innerster Kern ist: Ein Heftroman wird durch seinen Konflikt konstituiert. Was den Heftroman trivial macht (Hier die Abgrenzung von Kitsch zu trivial) ist, dass er die Seiten Gut und Böse in diesem Konflikt immer gleich konnotiert und mit den gleichen Symbolen ausstattet (Rothaarige Frauen = immer böse, etc.), dass er zur Konfliktlösung ein nur sehr geringes, daher vorhersehbares Sortiment an Möglichkeiten aufbietet, und natürlich durch den stets gleichen Ausgang, dass nämlich das Gute über das Böse siegt, und das Paar sich am Ende glücklich in den Armen liegt.

 

Kitschig kann höchstens das Ende eines Heftromans sein, nicht jedoch das ganze Heft!

 

Natürlich ist das nur wieder die wissenschaftliche Meinung. Obwohl sie meiner eigenen recht nahe geht...

 

Theoretische Grüße,

Marco! :s17

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Hi, ihr eifrigen Diskutierer,

 

jetzt wird es für mich doch noch interessant, nachdem ich alles vorher recht verwirrend fand. Ich dachte immer, ich weiß, was Kitsch ist, weil ich es einfach wusste-oder gespürt habe.

Und ich gehöre zu den "Schweigern", solange ich eine Diskussion als unproduktiv empfinde.

 

Im Netz habe ich folgende Definition gefunden:

 

"Kitsch ist ein zumeist abwertend gebrauchter gemeinsprachlicher Begriff zur Bezeichnung eines aus Sicht des Betrachters emotional minderwertigen, sehnsuchtartigen Gefühlsausdruckes. In Gegensatz gebracht zu künstlerischer Bemühung um das Wahre oder das Schöne, meint die Kritik mit Kitsch einen aus ihrer Sicht zu einfachen Weg zum Ausdruck bzw. überhaupt die ihr suspekte Grundlage dieses Ausdrucks. Daher Gefühle selber in dem Zusammenhang abwertend als sentimental, trivial oder kitschig bezeichnet werden."

 

Das entspricht meinem Begriff davon: dass z. B.Gefühle inadäquat und übertrieben, mit "bebenden Lippen", ausgedrückt werden. Kitsch ist Schreiben ohne wirkliches Gefühl, auf Effekthascherei aus und ungekonnt, im Gegensatz zur Kunst.

Noch was zu dem, was Joy gesagt hat:

Ich als Neue bin manchmal schon konsterniert durch einige Diskusionen hier, aber nicht, weil ich denke, dass ich zu unerfahren oder zu dumm sei, um daran teilzunehmen, sondern weil bestimmte Leute so aufeinander eingefahren sind, dass ich mir das, was ich zu sagen habe, auch sparen könnte, da ich sowieso keine Antwort darauf erhalte, außer von einigen wenigen. Eigentlich wollte ich mich für einige Zeit zurückziehen, weil es hier den gleichen Weg zu gehen schien wie in anderen Foren, in denen ich auch schon über Kitsch u.a. diskutiert habe.

 

 

Denke aber, dass wir alle lernfähig sind :s17

Christa

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Eigentlich liegen wir alle falsch!

 

Ein Blick ins Grimmsche Wörterbuch löst wiedermal das Rätsel zur Frage:

Was ist Kitsch?

 

Der Eintrag dort:

 

KITSCH, f. kernhaus (Bonn), auch ketsch Aachener mundart 104. am andern ende, in Schlesien kitschel (gitschel) n. fruchtkern in obst und schoten. WEINHOLD 27b. anklänge s. u. keid 3.

 

 

Kitsch also als der Stein in der Kirsche?? ::)

 

Und Sogar Bäume können kitschig sein:

 

KITSCHBAUM, m. faulbaum. NEMNICH; kitschbeere, die frucht. s. kintschelbeere.

 

 

Mal etwas albern,

Marco! :s17

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Kitsch, so wirds jedenfalls bei mir im Seminar gelehrt, bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, eine Überharmonie, das völlige Fehlen von Konflikten, ja streng genommen sogar das ersetzen von Konflikten durch ein gesteigertes Maß an Harmonie.

 

Alles, was zeigt, dass kein einziger Konflikt mehr besteht, dass es keinerlei Probleme gibt, dass alles ein einziges Zuckerschlecken ohne ein einziges salziges Korn ist, wird als kitschig wahrgenommen.

Übermäßige Happy Ends ebenso wie strahlende Bilder von Almhütten und ein freudig auf der Weide röhrender Hirsch (Was den Konflikt zwischen Mensch und Natur einfach wegblendet).

Darauf antworte ich zunächst mit einem Selbstzitat:

Mit der Definition einer starken Vereinfachung und Schönung (hier: glattgebügelte Charaktere und Plots) kann ich schon eher leben. Kitsch als vorgegaukelte Idylle, in geradezu neurotischer Konsequenz ausgeführt.

Das ist nicht ganz meine Vorstellung von Kitsch, aber eine Vorstellung, der ich mich gut anschließen kann. Sozusagen die Partei, in die ich eintreten würde, wenn die Gründung der eigenen fehlschlägt.  ;)

 

Heftromane entziehen sich der Kategorie Kitsch dadurch, dass der Konflikt, den es zu lösen gilt, ihr innerster Kern ist: Ein Heftroman wird durch seinen Konflikt konstituiert. Was den Heftroman trivial macht (Hier die Abgrenzung von Kitsch zu trivial) ist, dass er die Seiten Gut und Böse in diesem Konflikt immer gleich konnotiert und mit den gleichen Symbolen ausstattet (Rothaarige Frauen = immer böse, etc.), dass er zur Konfliktlösung ein nur sehr geringes, daher vorhersehbares Sortiment an Möglichkeiten aufbietet, und natürlich durch den stets gleichen Ausgang, dass nämlich das Gute über das Böse siegt, und das Paar sich am Ende glücklich in den Armen liegt.

 

Kitschig kann höchstens das Ende eines Heftromans sein, nicht jedoch das ganze Heft!

Macht denn ein kitschiges Ende letztlich nicht das Gesamtwerk zum Kitsch? Weil ja auf diese Weise alles Schlechte doch sein Gutes hatte. Sehr theologische Denkweise, übrigens, eigentlich nicht typisch für mich.

 

Peter

 

PS: Danke für die Abgrenzung von Kitsch gegen trivial. Das wird mit erstaunlicher Konsequenz synonym in diesem Thread gebraucht, und jedesmal kräuselt sich mir was dabei.

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Macht denn ein kitschiges Ende letztlich nicht das Gesamtwerk zum Kitsch? Weil ja auf diese Weise alles Schlechte doch sein Gutes hatte. Sehr theologische Denkweise' date=' übrigens, eigentlich nicht typisch für mich.[/quote']

 

Gute Frage!

 

Ich finde da für beide Seiten Argumente.

Schlussendlich habe ich mir folgendes überlegt:

 

Nehmen wir den Film Sin City in seiner vorliegenden Art, ändern absolut nichts, und verkitschen nur das Ende:

 

Hartigan und Nancy kommen zusammen, fahren im Zug in den Sonnenuntergang, weil der Senator ihnen verzeiht und ihnen noch das Bahnticket bezahlt, während Marv mit Goldies Schwester glücklich im Abteil nebenan sitzt, und Clive es endlich schafft, keine Probleme mehr am Hals zu haben, sondern stattdessen nur noch Blumenkränze bindet.

Wahrenddessen werden in der Stadt alle Gangster lammfromm, weil sie merken, wie falsch ihre Taten waren, jeder liebt jeden und man macht sich nur noch nette Geschenke und Komplimente. Über allem geht eine strahlend helle Sonne auf, Blumen sprießen am Stadtrand, und alles wird plötzlich in Farbe!

 

Das würde das Ende des Films verkitschen, sagen wir, die letzten fünf Minuten.

Aber würde der düster, rachevolle Film, der vorher zwei Stunden gewütet hat, deswegen selbst weniger düster, rachevoll und brutal werden?

 

Ich kann eigentlich nur mit 90% sagen: Nein, das Gesamtwerk würde unter diesem kitschigen Ende nicht zum Gesamtkitsch werden.

 

Leider bin ich selbst noch nicht vollständig überzeugt. Irgendetwas fehlt noch, und hab ich übersehen, nur bin ich mir nicht sicher, was das ist...

 

Gruß,

Marco! :s17

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Hallo, Leute!

 

Ich muß jetzt doch mal einen Einwurf machen - mir fällt nämlich schon die ganze Zeit über auf, daß Ihr alle ausweicht!

 

Ihr kommt immer wieder mit Filmen, mit Bildern.... aber hier geht's ums *Schreiben*!

 

Was in einem Film noch geht, geht in einem Text längst nicht mehr - ist jedenfalls meine These.

Oder?

 

Aber bitte, weicht nicht ständig auf "Nebenkriegsplätze" aus - Film und TV, ja - das ist leicht; bleibt mal beim Thema Schreiberei (wie ja auch von Eva angesprochen).

 

Gruß

Jan

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Was in einem Film noch geht, geht in einem Text längst nicht mehr - ist jedenfalls meine These.

Oder?

 

Magst du die These erläutern?

 

Für mich wäre Kitsch gleich Kitsch, egal ob in Buch, Film, Bild oder Musik(?)...

 

Nur ist er in Büchern schlechter fest zu machen, weshalb ich Filmbeispiele meist 'griffiger' finde. (MEIN Wort heute Nacht heisst 'griffig')

 

MIr fällt auf anhieb keine kitschige Buchszene ein.

 

Gruß,

Marco! :s17

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Ich wette mit Dir, daß begeisterte Heftromanleser längst nicht von jedem begeistert sind, sondern dieses "Kippen der Stimmung" kennen, den Roman in die Ecke schmeißen und zum nächsten greifen, also durchaus spüren, wenn ein Autor dieses "Kitschgenres" (bitte die " zu beachten) es schlicht übertreibt.

 

Unbenommen. Aber ich merke doch, dass du dich damit um den Kern meines Einwandes herumdrückst: Nämlich um die Leser, die Kitsch als solchen erkennen, die aber trotzdem darin schwelgen können. Nicht immer und vermutlich nicht in jeder Form des Kitsches - aber doch in hinreichendem Maße, dass jede Definition ins Leere läuft, die eine emotionale Wirkung von Kitsch nur mit "Unwissenheit" verknüpft zulassen will.

Aber wie es aussieht, scheint jetzt ja doch wieder eine formalere Definition von Kitsch konsensfähig zu werden - und ich habe das Gefühl, dass die Abgrenzungen zwischen den einzelnen Positionen eher marginal sind: "fehlen von Widersprüchen/Brüchen"; "Überharmonie"; "Fehlen von Konflikten"; "vorgegaukelte Idylle" - ich gebe zu, bei solchen Nuancen wird es langsam schwer, noch zu streiten ;)

Mit den Beschreibungen kann ich mich eigentlich durchgehend anfreunden und denke, dass man mit diesen Definitionen in über 90% aller Fälle zum gleichen Ergebnis kommen wird. Der einzige Grund, warum ich die "Widersprüche" vorziehe, ist eigentlich derjenige, dass es die formalste dieser Kategorien ist und ich mir keine Gedanken mehr darüber machen muss, was "Harmonie" ist und was eine "Idylle".

 

Was das Verhältnis von Heftroman und Kitsch betrifft: Da ich "Kitsch" als eins von mehreren "Merkmalen der Trivialität" kennen gelernt habe, ist die Trennung eigentlich klar - und es ist auch geklärt, wie der Kitsch in den Heftroman kommt. Da gibt es keinen großen Konflikt, der etwa Kitsch aus dem Heftroman fernhält.

Der Heftroman als Form, die viele Merkmale der Trivialität bedient, kann auch Kitsch enthalten. Muss es aber natürlich nicht. Gewisse Genres des Heftromans enthalten sicher auch mehr Kitsch als andere. Ansonsten kann ein Ende kitschig sein, Szenen können kitschig sein - und eine Fülle von Kitsch kann einen ganzen Roman kitschig wirken lassen. Dass gilt für den Heftroman wie für jeden anderen Roman. In Liebesheftromanen oder richtigen Historicals kann ich jede Menge Kitsch finden - ohne daraus den Schluss ableiten zu müssen, dass Heftromane per se kitschig sein müssen.

Deshalb sehe ich auch keinen Grund für komplexe Hilfskonstruktionen und Sonderregeln, die erklären sollen, warum Kitsch im Heftroman nicht Kitsch heißen darf :s22

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Für mich bleibt bei der Suche nach einer Definition von Kitsch die Tatsache, dass es im wirklichen Leben tatsächlich Momente vollendeter Harmonie gibt. Und es scheint mir politisch nicht korrekt, diese beim Schreiben zu erwähnen, egal welch neue Vergleiche und Metaphern der Autor findet @ Jan.

Wenn ich auf der Spitze eines Berges stehe, genieße ich für einige Minuten die Aussicht, ohne an Umweltzerstörung und ein gestörtes Verhältnis von Mensch und Natur zu denken. Diese blanke Freude zu beschreiben wird, so denke ich, in der Beschreibung immer als Kitsch erlebt. Ein Autor mit dem Anspruch, nachdenklich und reflektierend zu sein, wird also solche Momente umgehen oder gezielt etwas suchen, womit er das schlicht angenehme Gefühl bei Betrachtung einer so genannten "Postkartenidylle" brechen kann.

 

Gruß,

 

Tin

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Für mich ist Kitsch eigentlich nur überzüchtete Harmonie, eine nahe an der Karikatur schrammende Übereinkunft, willentlich herbeigeführte Harmonie um ihrer Selbst Willen.

Oder vielleicht auch: Die Überzeichnung der äußeren Anzeichen von Ereignissen - tausend Kerzen dort, wo eine genügt hätte.

 

lg/Peter

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Hallo,

 

bisher habe ich mich noch nicht an der Diskussion beteiligt, weil ich das Wort 'Kitsch' nie bei Büchern anwenden würde.

 

Kitsch ist für mich sehr negativ behaftet, genauso wie 'trivial' und hat damit für mich nichts in der Buchwelt zu suchen.

 

Für mich gibt es zwei Arten von Büchern: solche, die mir gefallen, und solche die mir nicht gefallen. Glücklicherweise kaufe ich mir größtenteils welche, die mir dann auch gefallen.

 

Natürlich gibt es auch hin und wieder Szenen oder ganze Bücher, die Marzipantorten ähneln, aber deshalb würde ich sie noch lange nicht als Kitsch bezeichnen. Und wie irgendwer schon sagte, jedem gefällt etwas anderes.

 

Ansonsten kann ich mich nur Gabis Worten voll und ganz anschließen.

 

Und Joy, du hast natürlich Recht, aber ich habe gelernt, dass es überhaupt nichts bringt, zu versuchen, irgendetwas zu ändern. Lustig finde ich, dass eigentlich (fast) alle Veröffentlichten hier eindeutig im Unterhaltungsgenre unterwegs sind (von den Sachbüchern mal abgesehen), sich das aber oftmals ganz anders anhört. Wo soll der Unterschied zwischen Thriller, Krimi, Fantasy, Horror, Frauenroman oder Liebesroman liegen? Ich sehe da keinen.

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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Lustig finde ich, dass eigentlich (fast) alle Veröffentlichten hier eindeutig im Unterhaltungsgenre unterwegs sind (von den Sachbüchern mal abgesehen), sich das aber oftmals ganz anders anhört.

 

:o  ;D  :s21 Ist mir auch schon aufgefallen.

 

 

Wo soll der Unterschied zwischen Thriller, Krimi, Fantasy, Horror, Frauenroman oder Liebesroman liegen? Ich sehe da keinen.

 

Da wäre wieder die Genrefrage. Für mich sind das auch einfach nur "Romane".

 

Tin hat etwas interessantes gesagt! Kitsch ist subjektiv. Ich liebe Weihnachtskitsch und hasse Kitsch auf einem Kaminsims.*g*

Schreibtechnisch gesehen wird man da immer verschiedene Meinungen hören. "Dieses Buch trieft vor Kitsch" und: "Wie romantisch!! Ich liebe es!"

 

Eva, ich fürchte wir werden uns nicht auf eine allgemeingültige Kitschbestimmung einigen können. ;)

 

LG

Joy

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Für mich bleibt bei der Suche nach einer Definition von Kitsch die Tatsache, dass es im wirklichen Leben tatsächlich Momente vollendeter Harmonie gibt. Und es scheint mir politisch nicht korrekt, diese beim Schreiben zu erwähnen, egal welch neue Vergleiche und Metaphern der Autor findet @ Jan.

Wenn ich auf der Spitze eines Berges stehe, genieße ich für einige Minuten die Aussicht, ohne an Umweltzerstörung und ein gestörtes Verhältnis von Mensch und Natur zu denken. Diese blanke Freude zu beschreiben wird, so denke ich, in der Beschreibung immer als Kitsch erlebt. Ein Autor mit dem Anspruch, nachdenklich und reflektierend zu sein, wird also solche Momente umgehen oder gezielt etwas suchen, womit er das schlicht angenehme Gefühl bei Betrachtung einer so genannten "Postkartenidylle" brechen kann.

 

Gruß,

 

Tin

Sehr gut! Das ist nach Dutzenden von Postings erstmals wieder eins mit neuen interessanten Beobachtungen.

Sehe ich ähnlich. Ich hatte ja mal seinerzeit die Frage gestellt, wie man eigentlich Glück beschreibt. Und im Nachhinein erkenne ich, daß ich unbewußt genau vor diesem Problem stand: Wenn ich die mir vorgestellte glückliche Situation unverfälscht darstelle, wirkt sie kitschig und ich werde dafür abgewatscht werden. Aber deswegen einen "Bruch" einzubauen, den man gar nicht vorhatte, ist noch viel größere Scheiße!

 

Peter

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Tin hat etwas interessantes gesagt! Kitsch ist subjektiv. Ich liebe Weihnachtskitsch und hasse Kitsch auf einem Kaminsims.*g*

 

Hey Joy!

 

Widersprichst du dir hier nicht?

Diner Aussage nach handelt es sich beim Kaminsims wie um Weihnachten um Kitsch (objektiv), den du aber entweder magst, oder nicht (subjektiv).

 

Ich halte Kitsch für, in fließenden Grenzen, absolut objektiv messbar, subektiv ist alleine die Bewertung des Kitsches.

 

Kitsch wird, was viele hier bestätigen, ja von manchen negativ bewertet, von manchen Positiv. Ich erinnere mich, dass Domian mal sagte, er LIEBT seine ganzen Hirschfiguren und Geweihe.

 

Kitsch selber denke ich, ist durchaus objektiv (Was doch Evas Frage war). Hier wird mir immer zuviel darauf eingegangen, wie Ihr (oder man) Kitsch FINDET! Deshalb kommt auch keine Definition zustande, weil ihr immer alle gleich bewertet, anstatt mal objektiv über Kitsch zu reden.

 

Ein Kitschroman mag mancher furchtbar kitschig finden, und mancher toll Romantisch - trotzdem ist er Kitsch, und das Wort ist nunmal, trotz anderslautender Meinung, weder negativ, noch positiv, sondern ganz wertfrei konnotiert und objektiv!

 

Aber das hatten Iris und Petra ja schon ganz Orakelhaft vorausgesehen... ;D

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Marco,

 

wenn die beiden Orakel eh schon alles vorher gewusst haben, wozu reden wir dann noch drüber?

 

Zwar gibt es eine feste Definition von Kitsch, aber schon an dieser Diskussion sieht man doch, dass sie nicht so fest ist.

Jeder antwortet was anderes auf die Kitsch-Frage, weil jeder Kitsch durch seine eigenen Brillengläser der Wahrnehmung sieht, egal ob es nun einen schönen festen Begriff dafür gibt oder nicht.

 

Deshalb ist es ganz egal was Kitsch angeblich ist. Verkauft sich das Buch? Dann ist es "Kultur". :s22

 

LG

Joy

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Aber deswegen einen "Bruch" einzubauen' date=' den man gar nicht vorhatte, ist noch viel größere Scheiße![/quote']

 

Warum?

 

Ich würde das als 'umgekehrte Fallhöhe' bezeichnen.

 

Das Prinzip der 'Fallhöhe' bedeutet schließlich, einen Charakter, bevor ihm etwas schlimmes passiert, erst ins Glück zu heben. Der Mann erfährt, dass seine Frau Schwanger ist, er hat einen neuen Job, die Tochter einen Nobelpreisträger als Freund, und der Nachbar bringt nach 30 Jahren endlich den Rasenmäher zurück, als ein Flugzeug auf die Siedlung stürzt und alle ausser dem Mann umbringt, der seiner schwangeren Frau noch zusieht, wie sie lebendig verbrennt... (Ich werd dazu nochmal nen Einsteiger-Thread eröffnen!)

 

'umgekehrte Fallhöhe' funktioniert oft genau so: Als glücklich und NICHT kitschig werden jene Szenen betrachtet, denen etwas schlimmes vorausgeht.

Das Liebespärchen will unbedingt auf die Bergspitze, und die Aussicht genießen. Sie plagen sich ab, verlieren ihren Proviant, sitzen drei Tage hungernd im Eis fest, bei einem Absturz bricht die Frau sich das Bein, der Fuß stirbt ab, ihr Freund amputiert mit der Stricknadel.

Als sie auf dem Gipfel stehen, liegen sie sich erschöpft aber glücklich in den Armen und genießen die rote Sonne, welche die Wolken wie rosa Flamingofedern wirken lässt. (oder so)

 

Die Glücksszene wird für den Leser greifbar, jedoch durch das Wissen, um welchen Preis dieses Glück 'erobert' worden ist, relativiert. (Eben darum geht es bei unkitschigen Glücksmomenten: Das Glück muss erobert werden, und darf nicht einfach in den Schoß fallen, weil sonst eben jene 'Überharmonie' herrscht)

 

Wenn der Autor natürlich in eine der Situation unangemessene Schönfärberei verfällt, kann der Effekt auch wieder zunichte gemacht werden, aber ein bisschen Können muss ja auch noch dazu gehören... ;)

 

Gruß,

Marco! :s17

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Marco,

 

wenn die beiden Orakel eh schon alles vorher gewusst haben, wozu reden wir dann noch drüber?

Nun, deshalb reden Iris und Petra ja nicht mit... ;D

 

Zwar gibt es eine feste Definition von Kitsch, aber schon an dieser Diskussion sieht man doch, dass sie nicht so fest ist.

Das sie nicht leicht zu finden ist, macht sie nicht weniger fest...

 

Jeder antwortet was anderes auf die Kitsch-Frage, weil jeder Kitsch durch seine eigenen Brillengläser der Wahrnehmung sieht

Darum ja mein Aufruf, die Brille mal abzunehmen!

 

Kokopelli hat doch so schön gesagt: "Kitsch ist für mich negativ, und hat deshalb in der Bücherwelt nichts zu suchen."

Das ist leider keine Definition von Kitsch, sondern genau was ich meine: Hier wird einer Kategorie eine Bewertung übergestülpt, statt einer Definition.

Jeder sagt immer, wie er Kitsch findet, aber kaum einer, WAS Kitsch IST!! Woraus er besteht.

 

Etwa so, als wäre die Frage: "Was ist Schokolade", und als Antworten käme: "Von Schokolade werd ich dick', "Mit Schokolade kann ich besser denken", "Schokolade macht mir Karies", oder "Meine Mutter mag Schokolade", anstatt dass mal einer sagt: Rahm, Milch, Fett, Kakaopulver, und ziemlich viel Zucker werden erhitzt, zu einer Masse verrührt und in Form gegossen.

 

Damit will ich die Empfindungen über Schoko..., äh, Kitsch nicht entwerten, sondern versuche, die Leute dazu anzuregen, nicht darüber nachzudenken, wie sie Kitsch finden, sondern woraus er gemacht wird...

 

Deshalb ist es ganz egal was Kitsch angeblich ist. Verkauft sich das Buch? Dann ist es "Kultur". :s22

Das ist eigentlich auch sehr schön! ;D

 

Lieben Gruß,

Marco! :s17

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Hallo Marco,

 

aber dann wäre dieser Thread nach 3 postings vorbei gewesen, nämlich nachdem jemand die Definition von Kitsch aus dem Lexikon postete. Worauf willst du also hinaus? Isch nischt verschtähn, isch von andere Bauschtelle. :s03

 

LG

Joy, die geistig blonde

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