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(Mara)

Uhrzeiten im Roman

Empfohlene Beiträge

Liebe Montis,

 

mein Lektor und ich hatten gerade eine (ziemlich heiße) Diskussion über die "korrekte" Darstellung/Schreibweise von Uhrzeiten im Roman. Er möchte gern jede Uhrzeit an jeder Stelle, auch im Dialog, wie auf einem Stundenplan schreiben, also z. B. "15.15 Uhr" und hatte in meinem MS alles entsprechend geändert. Ich hatte die Uhrzeiten ausgeschrieben, besonders im Dialog, also "fünfzehn Uhr fünfzehn" bzw. "Viertel nach drei". Das wiederum habe ich der jeweiligen Situation angepasst, denn 1. nennt nicht jeder Mensch die Uhrzeit immer auf dieselbe Weise, 2. hängt es m. E. von der Situation ab. So sagt z. B. die Frau ihrem Liebsten auf dessen Frage, wie spät es ist: "Viertel nach drei." Vereinbart sie beim Arzt einen Termin, sagt sie "Fünfzehn Uhr fünfzehn". (So mache ich das jedenfalls im realen Leben. ;)) Darüber hinaus gibt es ältere Leute (meine Großmutter z. B.), die diese Uhrzeit "Viertel vier" nennen.

 

Durch die lektorierte Gleichschaltung kam dann so etwas Lustiges heraus, dass eine Figur, die ich sagen ließ, dass sie um Mitternacht ins Bett geht, nach dem Lektorat sagte: "Ich bin spätestens um 0.00 Uhr im Bett." Ich habe noch nie einen Menschen das so sagen hören. (Was nicht heißt, dass es keinen gibt.)

 

Worauf ich hinaus will, ist die Frage, ob es 1. dafür eine Regel gibt und 2. ob ich mit meiner Ansicht allein dastehe, dass eine konsequente Gleichschreibung der Uhrzeiten die Individualität, die typische Ausdruckweise bzw. Denkweise beim inneren Monolog in den einzelnen Perspektiven und ganz besonders im Dialog zerstört. Wie macht ihr das?

 

 

(Nebenbei: Mein Lektor und ich haben uns in gutem Einvernehmen inzwischen geeinigt :D)

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Liebe Mara,

 

ich bin da deiner Meinung und in der wörtlichen Rede ("viertel nach drei" statt 15:15) wäre das für mich einer der wenigen Punkte, an denen ich zu keinem Kompromiss bereit wäre ::)

 

LG Jenny

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Ich habe ein ähnliches Problem im Lektorat gehabt: Ich hatte immer die 24er Zeit genannt (15:15), der Lektor wollte die zwölfer Variante (Viertel nach Drei).

 

Wir haben uns dann so geeinigt, dass wir es je nach Person und Gelegenheit gemacht haben. Die Frau in der Taxizentrale gibt die Uhrzeit im 24er Format raus und die Polizisten reden auch im 24er Format. Die anderen in der Regel im Umgangssprachlichen Format (drei uhr nachmittags o.ä.).

 

Grüße, Hans Peter

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Ich benutze, je nach Situation, auch die unterschiedlichsten Varianten: 15.03 Uhr oder drei nach drei oder drei Minuten nach fünfzehn Uhr. Mit meiner Lektorin gibt es dann immer Diskussionen, dass ich die fünfzehn als Zahl schreiben soll (größer 12). Ich möchte aber, dass ich alle beide Angaben (einheitlich) ausschreibe.

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Größer 12 soll man ausschreiben? Ich schreibe möglichst alles aus, wenns nicht gerade dreihunderttausendvierundachtzig ist.

 

Statt "fünfzehn nach fünfzehn" würde ich aber doch "15:15 Uhr" nehmen.

 

Allerdings kenn ich niemanden, der das so sagen würde, auch nicht beim Arzt. Vielleicht ist das regional unterschiedlich?

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Meines Wissens wird das immer 15:15 Uhr geschrieben aber "15 Uhr 15" gesprochen.

Zumindest in Drehbüchern halten wir es genau so.

Wird eine andere Form gewählt, wird es ausgeschrieben.

"Fünfzehn nach Fünfzehn" würde nie jemand sagen.

Das wäre maximal "viertel nach Drei".

Regional begrenzt gibt es noch "viertel Vier" für 15:15.

Viertel nach, halb und viertel vor bezieht sich immer auf die Anzeige der klassischen 12-Stunden-Uhr.

Ein viertel Ziffernblatt vor oder nach oder eben die Hälfte.

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Größer 12 soll man ausschreiben? Ich schreibe möglichst alles aus' date=' wenns nicht gerade dreihunderttausendvierundachtzig ist. [/quote']

 

Die Regel, die ich dazu kenne, lautet, dass man nach DIN 5008 (für Geschäftskorrespondenz) bin einschließlich zwanzig das Wort schreibt und erst ab 21 die Zahl. Aber in belletristischen Texten soll man (nach meinem Stand des Wissens) Zahlen bis hundert ausschreiben und darf (muss nicht!) ab 101 (Dalmatinern?) Zahlen schreiben.

Für die Uhrzeit im Geschäftsbrief regelt das auch die DIN 5008 (15.15 Uhr/h), aber für einen Roman habe ich keine verbindliche Regel gefunden. Wahrscheinlich weil es keine gibt, denn (s. o.) jeder Mensch spricht nun mal anders.

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Das wäre maximal "viertel nach Drei".

 

Oder viertel vier, wie es in einigen Landstrichen heißt, was in anderen Landstrichen wiederum nicht verstanden wird. Es geht aber noch besser: Wie spät ist es wohl bei fünf vor dreiviertel sechs? ;) Solche Zeitansagen gibts.

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Richtig, Mara.

 

Ich hatte das "Problem" mit der Uhrzeitangabe viertel vier angesprochen, weil ich mir oft nicht sicher bin, was ich machen soll: Meine Bücher spielen zu wesentlichen Teilen in Meck-Pom.; dort sagt man viertel vier und nicht Viertel nach drei. Die meisten Leser kommen allerdings aus den alten Bundesländern und ärgern sich ggf. über den Ausdruck viertel vier, weil sie ihn nicht oder falsch verstehen. was also tun?

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Richtig, Mara.

 

Ich hatte das "Problem" mit der Uhrzeitangabe viertel vier angesprochen, weil ich mir oft nicht sicher bin, was ich machen soll: Meine Bücher spielen zu wesentlichen Teilen in Meck-Pom.; dort sagt man viertel vier und nicht Viertel nach drei. Die meisten Leser kommen allerdings aus den alten Bundesländern und ärgern sich ggf. über den Ausdruck viertel vier, weil sie ihn nicht oder falsch verstehen. was also tun?

 

Ganz spontan würde ich sagen: Baue eine Figur und eine Szene an der entsprechenden Stelle ein, die den Begriff nicht kennt und verwundert fragt, was für eine komische Zeit das denn sein soll. Dafür eignet sich z. B. ein Tourist, der zufällig anwesend ist oder ein Kollege, Freund, Bekannter, der frisch aus den alten Bundesländern zugezogen ist etc., was den Sprecher zwingt, dialogisch die Zeit für "Unwissende" zu übersetzen. Und in evt. Folgelbänden kann das zum Running Gag werden, wenn besagter Kollege hartnäckig bei solchen Gelegenheiten anmerkt: "Ich werde mich nie daran gewöhnen, dass ihr hier viertel vier sagt, wenn ihr viertel nach drei meint."

Ein innerer Monolog geht auch, wenn z. B. deine Figur "vieterl vier" auf der Uhr sieht oder im Kollegengespräch sagt und sich daraufhin amüsierte Gedanken macht, dass Tante Erna aus NRW dieser Zeit immer zu "viertel nach drei" verballhornt.

 

Diese Möglichkeit passt sicher nicht an jede Stelle, aber wo es passt, ist sie eine unverfängliche Möglichkeit, den Lesern zu erklären, welche (viertel) Stunde die Uhr geschlagen hat. ;)

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Richtig, Mara.

 

Ich hatte das "Problem" mit der Uhrzeitangabe viertel vier angesprochen, weil ich mir oft nicht sicher bin, was ich machen soll: Meine Bücher spielen zu wesentlichen Teilen in Meck-Pom.; dort sagt man viertel vier und nicht Viertel nach drei. Die meisten Leser kommen allerdings aus den alten Bundesländern und ärgern sich ggf. über den Ausdruck viertel vier, weil sie ihn nicht oder falsch verstehen. was also tun?

 

Wir haben hier in Ö. auch noch mehr Varianten: Viertel drei, viertel vor drei, viertel nach drei, viertel "über" drei ("über" = nach drei). Was wenn man an einer bunten Uni studiert schon mal zu der Sicherheitsabfrage führt: 15 Uhr 15, ja? Meinen wir alle dasselbe?

 

Im Text gebrauche ich selten Uhrzeiten, was im Krimi aber oft wichtig sein kann. Dann würde ich auch zur üblichen Sprechversion tendieren, außer es geht zB. um einen schriftlichen Bericht. "Der Tod trat gegen 17.21h ein", wird aber dann da trotzdem kaum stehen ...

 

Wie so oft: Viele Möglichkeiten. Aber: ich habe gerade angesichts Seidls Film in Berlin gehört, die Regionen wüchsen zusammen - es ging um österreichische Kunst oder Kultur in Deutschland ... also vielleicht ist doch noch nicht alles verloren.

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Auf die einfachsten Dinge kommt man halt manchmal nicht .

 

Dafür gibt es Autorenkollegen, die einem auf die Sprünge helfen können, z. B. in diesem Forum. :)

Und da wir schon mal dabei sind: Danke euch allen für eure Meinung! :-*

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