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KirstenR

Teilweise wahre Begebenheit

Empfohlene Beiträge

Hallo liebe Montis,

 

Ich habe eine wichtige Frage an die Rechtsgelehrten:

Ein Bericht hat mich vor einiger Zeit gefangen genommen. Nun würde ich gerne eine Geschichte um einen Teil davon herumstricken und so zu einem Thriller oder Fantasie bzw. Mystery Roman ausarbeiten.

Natürlich könnten sich die Protagonisten wiedererkennen, wenn ich es nicht komplett verfremde.

Darf man das so einfach, als Vorlage aus einem Tatsachenbericht benutzen und daraus einen Roman schreiben?

 

LG

Kirsten

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Ich bin zwar kein Rechtsexperte, aber: Sieh am besten zu, dass die Leute sich eben nicht wiedererkennen. Namen zu vermeiden ist ohnehin ein Muss, auch solltest Du allzu ähnliche Namen vermeiden.

Dann ist es natürlich so, dass es auch berufliche Funktionen gibt. Wenn Du den Bürgermeister von Hintertupfingen erwähnst, der sie Sache vertuschen wollte und der überhaupt ganz übel drauf ist, erwähnst, und der dann genauso beschrieben, wie er nun mal aussieht, mit allen Eigenheiten usw., dann ist das auch eine Verletzung des Persönlichkeitsrechtes.

Mein Tipp wäre auf jeden Fall: Alle Namen ändern. Und das Ganze in einen anderen, möglicherweise sogar fiktiven Ort zu verlegen.

Da es ja Fiktion wird, ist das dann eben eine lose Inspiration. Die meisten (alle?) Autoren werden durch etwas inspiriert, Menschen, die sie kennen, Zeitungsartikel, Fernsehberichte ... aber es dürfen halt trotzdem keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Das ist im Normalfall dann geschehen, wenn ein Leser einen Bekannten drauf anspricht, dass er ihn wiedererkannt hat.

 

Eine weitere Möglichkeit wäre natürlich, das mit der betreffenden Person im Vorfeld abzuklären. Halte ich aber für recht problematisch.

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Und nicht vergessen, den Passus voranzustellen:

"Bei diesem Werk handelt es sich um einen Roman. Die dargestellten Personen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten oder Namensgleichheit mit real existierenden Menschen wären rein zufällig. Alle beschriebenen Handlungen sind zwar an die Realität angelehnt, beziehen sich aber nicht auf konkrete Begebenheiten. Auch hier wären alle Ähnlichkeiten rein zufällig."

 

Und wenn du dann, wie Nina schon sagte, alle Personen verfremdest ("Geschlechtsumwandlung" nicht vergessen = realer Bürgermeister wird Bügermeisterin im Roman), bist du m. E. auf der sicheren Seite. Ein fiktiver Handlungsort wäre zudem noch "ganz sicher". ;)

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Herzlichen Dank euch beiden!! Das hilft mir sehr, denn nun kan ich weitermachen :)

 

Den Passus werde ich übernehmen. Eine Geschlechtsumwandlung geht zumindest bei den Nebenfiguren. Bei der Prota leider nicht, aber ich werde ihr Äußeres verändern.

 

LG

Kirsten

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Oups.

"An die Realität angelehnt...", das ist doch geradezu eine Einladung, sich wiederzuerkennen.

Ehrlich gesagt, habe ich einen solchen Disclaimer auch noch nie gelesen.

Ich kenne nur den Verweis auf "rein fiktive" Handlung.

In einem solchen Fall muss ein sich betroffen Fühlender dann nämlich erstmal explizit nachweisen, wann, wo und wie er wiedererkennbar gemeint ist.

Falls man aber von vorn herein zugibt, dass man sich auf reale Ereignisse bezieht, ist man m. E. auf dünnem Eis.

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Oups.

"An die Realität angelehnt...", das ist doch geradezu eine Einladung, sich wiederzuerkennen.

Ehrlich gesagt, habe ich einen solchen Disclaimer auch noch nie gelesen.

Ich kenne nur den Verweis auf "rein fiktive" Handlung.

In einem solchen Fall muss ein sich betroffen Fühlender dann nämlich erstmal explizit nachweisen, wann, wo und wie er wiedererkennbar gemeint ist.

Falls man aber von vorn herein zugibt, dass man sich auf reale Ereignisse bezieht, ist man m. E. auf dünnem Eis.

 

 

"An die Realität angelehnt" ist NICHT identisch mit "bezieht sich auf reale Ereignisse"!

Ersteres heißt, dass die Handlungen realistisch sind (kein "Fantasy/Science Fiction" ;)) und sich theoretisch (!) so tatsächlich ereignen könnten. Banales Beispiel zum Verdeutlichen: Es ist real möglich, dass jemand den Ärmelkanal durchschwimmt = glaubhaft, wenn ich "Lieschen Müller" in meinem Roman das tun lasse. Das heißt aber nicht, dass eine reale Person Lieschen Müller jemals den Kanal durchschwommen hätte.

Letzteres ("bezieht sich auf realer Ereignisse") bedeutet, dass ich im Roman eine bestimmte, tatsächlich stattgefundene Kanaldurchschwimmung verarbeitet habe.

 

Und ich habe diesen so formulierten Disclaimer schon öfter gesehen (meistens allerdings im Vor-/Abspann von Filmen), wenn die Autoren die Autentizität der Handlung besonders betonen wollten.

 

Aber auf der ganz sicheren Seite ist man natürlich, wenn man jeden Bezug zur Realität vollständig leugnet. Besonders wenn wie in diesem Fall es sich tatsächlich um Handlungen/Personen dreht, die sich wiedererkennen könnten.

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Eine andere Möglichkeit besteht darin, mit den "realen" Personen zu sprechen und Ihnen dein Projekt zu schildern. Vielleicht sind sie ja einverstanden. Damit kannst du einem späteren Rechtsstreit evtl. aus dem Weg gehen. Aber es kommt natürlich auf die Story an. Und der Weg ist riskant, denn was ist, wenn sie nein sagen ...

Mein letzter Roman "Drei Worte auf einmal" beruht auch auf einer wahren Geschichte. Mit dem realen "Vorbild" habe ich eng zusammengearbeitet, auch manche anderen Personen informiert und mir quasi ihr OK eingeholt, was mir wichtig war (hätte ich es nicht bekommen, hätte ich die entsprechenden Stellen umgeschrieben und stärker verfremdet. Oder rausgelassen). Ansonsten habe ich die Figuren im Umfeld des Protagonisten erfunden. Bei einer Person, die eine bestimmte offizielle Position hat (die es nur einmal gibt - die Zuordnung ist also eindeutig) habe ich ursprüngliche Schärfen herausgenommen. Die Figur ist aber auch nur eine relativ unwichtige Nebenfigur, wegen der ich keinen Ärger riskieren wollte. Namen, Aussehen und Wohnort dieser Person habe ich komplett verändert.

 

Viel Glück!

Maria

Frisch erschienen: "Letzte Meile"

www.mariaknissel.de

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Wir hatten hier schon einige Diskussionen zum Thema - Fakt ist glaub ich einzig, dass man nie ganz auf der sicheren Seite ist. Es gibt Fälle, wo ein realer Hintergrund augenscheinlich war, und trotzdem blieb es ungeahndet. Andere Ähnlichkeiten mögen total an den Haaren herbei gezogen sein, und trotzdem kams zu Verurteilungen usw.

 

Der Passus von "alles erstunken und erlogen" allein schützt m. bescheidenen Wissens nach nicht alleine.

 

LG

Anni

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

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Das scheint heikler zu werden, als ich befürchtet hatte.

Mit den realen Personen wird es sicher keine Möglichkeit geben, sich zu einigen. Dafür ist die Sache zu abstrus. Ich glaube auch nicht, dass sie einverstanden sind, zumal ein Mord und eine Verurteilung, sowie Familien und Kinder im Spiel sind. Die Hintergründe all dessen sind absolut unklar, psychische Probleme spielen eine Rolle.

Und ganz ehrlich, wäre mir die Sache passiert, ich wollte mich auch nicht unbedingt in einem Roman wiedererkennen.

Leider kann und möchte ich momentan noch nicht näher darauf eingehen, erst möchte ich es gerne rechtlich abgesichert wissen. Vielen Dank :)

 

LG

Kirsten

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Schützt denn der Passus mit "keine Ähnlichkeit zu bla bla ..." überhaupt? (Gut, ich weiß, dass es üblich ist.) - Das kann doch jeder reinschreiben und dann machen, was er will. Das wäre so, als ob ich "Diese Person bezahlt alle Rechnungen pünktlich" prophylaktisch an die Hausmauer gegen Mahnungen malen würde.

 

Ich persönlich würde bei fiktiven Werken jedoch auch den persönlichen Kontakt zu Personen, die möglicherweise inspiriert haben, nicht suchen. Selbst wenn jemand zusagt, kann die Einflussnahme einfach dann so überhand nehmen, dass vernünftiges Arbeiten nicht mehr möglich ist.

Ich sehe das z.B. bei einer Freundin mit ihrer Diplomarbeit, die einige Leute interviewt hat. Einer meinte dann, er müsse die gesamte Diplomarbeit (er hat übrigens eine eher niedrige Schulbildung - vorab durchchecken, ob das denn in seinem Sinne ist. (Sie hat aber richtig reagiert: Den Beitrag mit sich selbst kann er vorab lesen, beim Rest kann sie auch wenn alles passt, nicht warten, bis er das abgesegnet hat - und ich denke auch, dass ein Laie eine Diplomarbeit nicht in drei Tagen liest. Mich hat sich auch gefragt, ob ich mein Interview vorab sehen will, aber ich habe gemeint, sie soll sich da keinen Kopf drum machen. Zum einen vertraue ich ihr, zum anderen: Wer sieht denn das? Und wer davon kennt mich? - Eben, kaum einer außer ihr und unbekannter Diplomarbeitsbetreuer kann mir ja egal sein.)

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Schützt denn der Passus mit "keine Ähnlichkeit zu bla bla ..." überhaupt? (Gut' date=' ich weiß, dass es üblich ist.) - Das kann doch jeder reinschreiben und dann machen, was er will. [/quote']

 

Grundsätzlich (!) schützt das schon. Die Sache ist die: Wenn sich - hypothetisch - eine reale Person trotz Disclaimer in einem meiner Romane zu erkennen glaubt , die ich meinerseits gar nicht kenne und nie von ihr gehört habe (weil die Handlung tatsächlich völlig frei erfunden und die Ähnlichkeit echter Zufall ist), wie sollte ich DIE dann "porträtiert" haben können? Und dass ich sie nicht kenne, kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nachweisen.

Anders sieht es natürlich aus, wenn ich die reale Person oder ihre Geschichte tatsächlich kenne. Wenn die sich dann wiedererkennt, kann ich nicht reinen Gewissens behaupten (und das im Zweifelsfall auch nicht beweisen), dass meine Romanhandlung erfunden ist.

 

Was mich zu der generellen Frage an Kirsten bringt:

Warum muss/soll die Romanhandlung denn so "eng" an die Realität angelehnt sein, dass sich die realen Personen darin erkennen könnten? Ginge es nicht auch, eine entfernt (!) ähnliche Handlung völlig frei zu erfinden?

Und: Muss der Roman unbedingt "jetzt" veröffentlicht werden? Wenn ein paar Jahre lang Gras über die Sache gewachsen ist, wird die Behauptung "frei erfunden" (mit entsprechenden starken Verfremdungen) erheblich glaubhafter.

 

Letztendlich hängt es aber tatsächlich, wie Anni schon sagte, sehr stark davon ab, welcher Richter im Falle eines Prozesses den Vorsitz führt und wie der die Sache sieht. Und wie so ein Prozess ausgeht, kann man tatsächlich nie im Voraus erahnen. Deshalb ist echte Fiktion (oder was danach aussieht) immer noch am Sichersten.

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Herzlichen Dank. Nach euren Antworten habe ich noch mal darüber nachgedacht und werde die Geschichte doch so stark verfremden, dass die Leute sich nicht wiedererkennen. Vor allem da die ganze Sache seit Jahren durch die Medien gegangen ist, ist auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendjemand einfach darauf kommt, welchen Ursprung meine Geschichte haben würde.

Einen Prozess möchte ich nicht führen, dass wäre mir zu unsicher, wenn auch sicherlich Medienwirksam :s22 Aber am Ende hätte ich vermutlich das Nachsehen.

 

LG

Kirsten

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Nachdem ich inzwischen weiß, um welche Geschichte es sich handelt, kann ich dich beruhigen - es mag zwar scheinbar bizarr und ungewöhnlich anmuten, aber ganz ehrlich - so etwas passiert gar nicht so selten. Von solchen Leuten hast du in jedem Maßregelvollzug ein paar sitzen.

 

Gruß, Melanie

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