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(MartinaC)

Tabus beim Schreiben?

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Dieser Ansatz ist rar geworden, die einen würden es sich wünschen, für die anderen wärst Du damit der letzte reaktionäre Oberspießer, und DIE hättest Du vielleicht was von provoziert ;D.

 

Hi Anna, wo wir schon beim Theater sind. Wir hatten einmal bei der Theatergruppe ein Stück zur Diskussion, in der ein Kind superliberaler Eltern nur aufbegehren kann, in dem es super spießig wird. Ich glaube, der Autor war Mrozek, wenn man das so schreibt.

Du hast Recht: Die obligatorische Nackte in der Inszenierung und das Verrichten der Notdurft, löst nur noch Verärgerung aus, weil die denken, dass das jetzt hoffentlich in der Provinz schockiert.

Deshalb habe ich für mein Beispiel auch die Oberammergauer Festspiele gewählt. Dort würde so etwas vielleicht doch noch für einen Skandal herhalten.

Gruß vom Raben

(auch (amateur-)theater erprobt)

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Vielleicht erinnern sich einige noch an meinen Versuch in den Textkritiken mit den "Menscheles"

[...]

Die ziemlich einhellige Meinung hier im Forum: Man darf nicht (oder es ist nicht witzig), weil es etwas verschiedenen Menschen Heiliges antastet.

Ich sah also die "Menscheles" bereits in den Müll kippen und mich als Blasphemist, also hab ich weiter getestet.

 

Siehe da.. Menschen, die in diesen Religionen täglich mit dem "Heiligen" beschäftigt waren, nämlich beruflich oder sonstwie engagiert, lachten sich einen Ast ab. Und fingen dann an, noch härtere Witze zu reißen, bei denen dann mir die Ohren fast abfielen.

 

Und dann hab ich natürlich im Verlag gefragt. Wieder eine Überraschung. Die Menscheles schlugen ein... die hätten mir wohl keinen zweiten Vertrag gegeben, wenn ich sie gestrichen hätte. Ich muss nur ein paar Pointen spitzer feilen...

Gerechterweise muß ich anmerken, daß die Meinung eben nicht einhellig war, und etliche Antworten (darunter auch meine, *räusper*) exakt eben dies sagten: Das ist noch viel zu lasch, feil die Pointen spitzer.

 

Generell ist es schon erlaubt, über Religion Witze zu machen, aber es möge bitte die eigene Religion sein! Da kriecht das Tabu dann wieder empor. Über den Islam zu witzeln ist bereits politisch höchst inkorrekt; über das Judentum zu witzeln, wäre ein maximaler Fauxpas - außer, man ist zufällig selber Moslem oder Jude.

So ähnlich verhält es sich auch mit Behinderten-, Idioten- und Kulturwitzen. Wobei das Lachen über einen Schwachsinnigen so tief in der Kultur verwurzelt ist, daß alle PC es nicht verhindern kann, aber zumindest abmildern: Der Schwachsinnige muß trotz seines Schwachsinns in der Lage sein, für sich selbst zu sorgen, und es sollen ihm keine brutalen Dinge geschehen. Vor allem darf er nie selbst an seinem Schwachsinn leiden, nur seine Umwelt. Ist das schon mal jemandem aufgefallen?

Da fängt es übrigens auch bei mir an mit dem Tabu. Eine Szene, in der ein Schwachsinniger in der Küche sich an der Brotmaschine ein paar Finger absäbelt, ist per se nicht geschmacklos, aber das witzig zu inszenieren oder überhaupt drüber zu lachen, das ist es dann doch.

 

Haha Jan,

ist das auch ein Tabu: dass es Menschen auf dem Erdball gibt, die kein Weihnachten feiern?  :s21 Man tut so, als seien sie nicht da... es gibt sogar welche, die feiern aus lauter Verzweiflung mit... aber solche Weihnachtsgeschichten finde ich in den Buchhandlungen nie?

Weihnachtsfreie Grüße, 8)

Petra

Ich kenne einen Haufen Leute, die nicht feiern. Ca. 50% tun das schon mal, weil sie keine Christen sind, die anderen 50%, weil sie mit dem Fest Negatives verbinden oder es geheuchelt finden.

Daß dies in der Literatur ignoriert würde, ist mir gar nicht aufgefallen; wenn du nach einem Gegenbeispiel fragtest: Ich müßte passen. Aber ich bin mir sicher, daß es solche Titel gibt und ich sie gelesen habe.

 

Peter

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Ich denke, man muss auch berücksichtigen, dass nicht jede Provokation ein Tabubruch ist und nicht jeder Tabubruch eine Provokation. Ein Tabubruch als Provokation zeichnet sich meiner Ansicht nach durch die Inhaltsleere aus: Wer mit einem Stück Scheiße durch die Gegend läuft und wer mal eben "Ich f***e Babys" in den Raum stellt, wer demonstrativ Behindertenwitze erzählt, der bricht damit vielleicht ein Tabu und provoziert - aber er greift das Tabu selbst nicht an, er nährt sich vielmehr davon.

Umgekehrt ist auch nicht jede Provokation ein Tabubruch. Manche Arten der Religionskritik sind in der Gesellschaft beispielsweise durchaus so weit verbreitet, dass man sie nicht mehr als Tabu ansehen kann; wenn man diese Botschaften allerdings zu den richtigen Leute trägt, würden die sich allerdings immer noch darüber aufregen und es als "blasphemisch" bezeichnen. Wer provozieren will, muss also nur dafür sorgen, dass die Aussagen bei entsprechenden Rezipienten ankommen - und bekommt dann den öffentlichen Rummel, ohne wirklich ein Tabu seines eigenen gesellschaftlichen Umfelds übertreten zu müssen.

Auch bei Provokationen gibt es gelungene und weniger gelungene Beispiele; reines "Lärmen" oder Aktionen, die vielleicht im Einzelfall sinnvolle Aufmerksamkeit erwecken. Aber richtig hängen bleiben können Tabubrüche nur, wenn sie mit einer Geschichte verknüpft sind, zu ihr beitragen und im Kontext sinnvoll wirken.

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Hallo Rabe,

 

gut, in Oberammergau vielleicht :).

Immer diese Rechtsgelehrten. Schriftsteller seid ihr, Schauspieler, Musiker, was noch ;D.?

Könnt Ihr nicht einfach machen, was Ihr gelernt habt?

:p und :s04

 

Liebe Grüße

Anna

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Hallo Petra,

 

.

 

 

Da haben wir wieder einen ganz neuen Aspekt: Tabubrüche in der Kunst können Aufklärung betreiben und Menschen befreien, mit Dingen umzugehen, die sie umtreiben! (Ich prophezeie mal für die nächsten Jahre, dass Sex im Buch nicht mehr nur unter Zwanzig- und Dreißigjährigen stattfinden wird!)

 

Ich nochmal, diesem Forum entkommt man ja nicht so leicht :s22:

 

Eine Berliner Schriftstellerin, die ich kenne, hat erfolgreich ein Tabu gebrochen, indem sie "Mein letzter Tampon. Wenn böse Mädchen in die Jahre kommen"veröffentlicht hat - bei Eichborn.(Ich mach jetzt ruhig ein bisschen Reklame). Die Buchhändlerinnen über 40 haben es nicht ausgelegt also gibt es doch noch Tabus! :)

Jetzt schreibt sie über Sex im Alter. Das Thema wird sich der Markt sicher auch bald unter die Griffel reißen, denn bekanntlich sind die älteren Jahrgänge betuchter ---nach dem Motto-A-Sex ist geil!

 

Christa, ohne Lametta:-)

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Hallo Christa,

Hallo Petra,

Ich nochmal, diesem Forum entkommt man ja nicht so leicht :s22:

Wem sagst du das... 8)

 

Ich mach jetzt ruhig ein bisschen Reklame). Die Buchhändlerinnen über 40 haben es nicht ausgelegt  also gibt es doch noch Tabus!

Ich seh kein Tabu als Grund, sondern Prüderie oder die Angst vor dem eigenen letzten... Würde mich interessieren, wie das die Buchhändler gemacht haben.

 

Jetzt schreibt sie über Sex im Alter. Das Thema wird sich der Markt sicher auch bald unter die Griffel reißen, denn bekanntlich sind die älteren Jahrgänge betuchter ---nach dem Motto-A-Sex ist geil!

Auch da kann ich keinen Tabubruch entdecken, für mich ist das die logische Folge der demoskopischen Entwicklung. (Wenn es nur wegen einer Geilmode ist, trifft zu, was oben über leere Provokationen gesagt wurde).

Jüngere Leser werden in unseren Breiten Minderheiten sein.

Der Markt ist bereits dran, ganz ohne Tabubruch. Das ist eher das Füllen eines Vakuums, ein Markt, der schlicht vergessen wurde, weil der andere brummte. Ich bin eine von denen, deren Protagonisten mindestens 40 sind... und diesmal eine Hauptfigur sogar 63.

Selbst wenn meine 63jährige sich mit einem 20jährigen vergnügen würde, wäre das kein Tabubruch mehr...

 

Schöne Grüße,

Petra (die nun aber wirklich abschaltet. Monsieur Hund zeigt mir seine Leine)

http://www.smily.at/smily/smily1317.gif

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Man rennt also mit einem Klumpen Scheiße in der Hand durch die Gegend und freut sich, wenn viele ruft "Hau ab! Das stinkt!" oder "Igitt!"?

Wen wundert 's? Scheiße stinkt nun mal. ;D

Das versuche ich seit Jahren, meinem Hund zu erklären ....

Dein Hund hat Hände, mit denen er seine Würstchen rumträgt?

Zeig ihm doch einfach mal den Mülleimer! ;D

 

Was ist denn mit der Schönheit der Gewalt?

Du kannst schreiben, was du willst -- aber nach John Woo und Bret Easton Ellis wirst du doch nicht wirklich glauben, damit noch zu neuen Ufern aufzubrechen? ;D

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Petra - wenn Du was lesen willst über Leute, die aus lauter Verzweiflung Weihnachten feiern, empfehle ich Heinrich Bölls absurde Weihnachtsgeschichte.

Wer kennt den Titel dieser Erzählung - er fällt mir partout nicht ein :-[

H. Böll: Nicht nur zur Weihnachtszeit. dtv, 1998, 8 €(De). ISBN: 3-423-11591-2.

http://images-eu.amazon.com/images/P/3423115912.03.MZZZZZZZ.jpg

 

Hilfreiche Grüße,

Iris :s17

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Hi Spinner,

 

 

Wer mit einem Stück Scheiße durch die Gegend läuft und wer mal eben "Ich f***e Babys" in den Raum stellt, wer demonstrativ Behindertenwitze erzählt, der bricht damit vielleicht ein Tabu und provoziert - aber er greift das Tabu selbst nicht an, er nährt sich vielmehr davon.

 

 

Wenn du das Wort Tabu in dem Satz ersetzt, stimme ich dir voll zu..

 

Nochmal: Nicht der Missbrauch von Säuglingen ist ein Tabu, sondern 'das darüber Redern'.

 

Ein Tabu 'anzugreifen' ist ein zweischneidiges Schwert, denn Tabus sind zum funktionieren der Gesellschaft (oft) notwendig.

 

Ein schönes Beispiel dafür ist die massenhafte Vergewaltigung von Frauen durch Soldaten der Befreier 1945. Darüber wurde jahrzehntelang nicht geredet, es war eben tabu.

 

Und das aus gutem Grund. Hätte die Aufarbeitung dieser Vorgänge bereits 1946 eingesetzt, sähe unser Land heute anders aus, und vermutlich gäbe es viele von uns gar nicht :-)

 

Gruß

 

HW

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Hi Iris,

 

 

Du kannst schreiben, was du willst -- aber nach John Woo und Bret Easton Ellis wirst du doch nicht wirklich glauben, damit noch zu neuen Ufern aufzubrechen?

 

 

Who the fuck is John Woo? Der Name sagt mir gar nichts. Aber wurde nicht auch Ellis die Motivationslosigkeit seines Bateman vorgeworfen? BTW: Ich glaube auch nicht, dass Ellis provozieren wollte, oder gar zu neuen Ufern aufbrechen.

 

Und ohne mich mit so einem Meister vergleichen zu wollen: Mit liegt das sowieson fern.

 

Gruß

 

HW

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Happy Holidays heißt es doch schon seit Jahren in Nordamerika. Schon immer gibts dort Weihnachtskarten wo der korrekte Gruß für jede nur erdenkliche Nation draufsteht.

In Amerika gibt es jede Menge Tabus, die man auch literarisch nicht unbedingt brechen sollte. Bloß gut schreibe ich nicht dort. Das alles zu beachten würde mir auf die Nerven gehen.

 

Ich sitze übrigens schon lamettabehangen unterm Weihnachtsbaum, weil meiner nordamerikanisch ist und am liebsten schon im August aufgestellt werden will (was bei uns fast auch schon als Tabu gilt). Konnte meinen Mann auf Anfang Dezember runterhandeln und bin stolz auf meinen Sieg.

 

Geschmückte Grüße

Joy

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Hallo Peter,

also da wären (kein Anspruch auf Vollständigkeit, und, was oft außer acht gelassen wird, REGIONAL VERSCHIEDEN):

 

- Schwule in Heterostories

 

- Blasphemie

 

- Rassenfeindlichkeit allgemein

 

- der Massenmord an den Indianern (20 Mio. Menschen). Wird nicht mal in den Schulen erwähnt (aber über Hitler lernen sie ne Menge)

 

- den Amerikanern ihre Engstirnigkeit und Selbstverherrlichung vorwerfen (da werden sie ganz biestig)

 

- PC's brechen (dafür kann man eins auf die Schnauze kriegen)

 

- was gegen das Waffengesetz sagen

 

- sie wegen ihrer Prüderie veräppeln. Sagen von sich sie seien "modest, not prude", und verbieten Kids beim Sport T-Shirts zu tragen, die beim Hochspringen(!) den Bauchnabel freilegen (in Virginia). Trotzdem wird ein Amerikaner schon fast gewalttätig und ist tödlich gekränkt wenn man ihn als "prude" bezeichnet. (siehe Geschrei beim Super Bowl, als J.Jackson ihre Brust zeigte, wo doch KINDER vor dem Fernseher saßen)

Zeitschriften wie die mit den Hasen stehen mit schwarzer Pappe vor dem Cover in den Regalen, uvm.

Diese Tabus beim Schreiben zu brechen kommt zwar manchmal vor, aber sie sind nie gut für den Autor.

 

- Man spricht (und schreibt) nicht über Politik. Das Thema ist tabu und hat schon gar nichts in der Belletristik verloren.

 

Was aber NIE ein Tabu ist, ist über Gewalt in allen Formen und Erscheinungen zu schreiben. Gewalt ist harmlos, menschlich, Sex (oder einfach Nacktheit, oder der Slogan "Sex sells") ist böse und verdirbt das Volk. DAS so zu schreiben ist eins der größten Tabus, denn einige denken ebenfalls so, müssen aber aus PC-Gründen schweigen und werden somit in die Tabuzone gedrängt.

 

Mir würde da sicher noch mehr einfallen, wenn ich länger drüber nachdächte, muss aber jetzt mein Mittagessen vom Herd ziehen...

 

LG

Joy

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Hallo Peter,

also da wären (kein Anspruch auf Vollständigkeit, und, was oft außer acht gelassen wird, REGIONAL VERSCHIEDEN):

 

- Schwule in Heterostories

 

- Blasphemie

 

- Rassenfeindlichkeit allgemein

 

- der Massenmord an den Indianern (20 Mio. Menschen). Wird nicht mal in den Schulen erwähnt (aber über Hitler lernen sie ne Menge)

 

- den Amerikanern ihre Engstirnigkeit und Selbstverherrlichung vorwerfen (da werden sie ganz biestig)

 

- PC's brechen (dafür kann man eins auf die Schnauze kriegen)

 

- was gegen das Waffengesetz sagen

 

- sie wegen ihrer Prüderie veräppeln. Sagen von sich sie seien "modest, not prude", und verbieten Kids beim Sport T-Shirts zu tragen, die beim Hochspringen(!) den Bauchnabel freilegen (in Virginia). Trotzdem wird ein Amerikaner schon fast gewalttätig und ist tödlich gekränkt wenn man ihn als "prude" bezeichnet. (siehe Geschrei beim Super Bowl, als J.Jackson ihre Brust zeigte, wo doch KINDER vor dem Fernseher saßen)

Zeitschriften wie die mit den Hasen stehen mit schwarzer Pappe vor dem Cover in den Regalen, uvm.

Diese Tabus beim Schreiben zu brechen kommt zwar manchmal vor, aber sie sind nie gut für den Autor.

 

- Man spricht (und schreibt) nicht über Politik. Das Thema ist tabu und hat schon gar nichts in der Belletristik verloren.

 

Was aber NIE ein Tabu ist, ist über Gewalt in allen Formen und Erscheinungen zu schreiben. Gewalt ist harmlos, menschlich, Sex (oder einfach Nacktheit, oder der Slogan "Sex sells") ist böse und verdirbt das Volk. DAS so zu schreiben ist eins der größten Tabus, denn einige denken ebenfalls so, müssen aber aus PC-Gründen schweigen und werden somit in die Tabuzone gedrängt.

 

Es juckt mich jetzt in den Fingern, einen Roman über einen bisexuellen Waffengegner zu verfassen, der wegen einer Nichtigkeit eingesperrt und gefoltert wird.

 

Peter

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Es juckt mich jetzt in den Fingern, einen Roman über einen bisexuellen Waffengegner zu verfassen, der wegen einer Nichtigkeit eingesperrt und gefoltert wird.

 

Peter

 

Ts, ts, das ist doch kein Tabubruch. Das wäre es, wenn du als Amerikaner drüber schreibst. Aber nicht mal das so richtig, höchstens für Bush und Co.

 

Schreib doch mal über eine Türkin, die zwangsverheiratet wird (wie bekanntlich alle Türken) und in der Ehe glücklich wird. Dann wirst du eerleben, was Tabubruch bedeutet. Und die Leute werden die Strassenseite wechseln, wenn sie dich sehen. ;-).

 

Oder über Sex und Soldaten im zweiten Weltkrieg (gut, über russische Soldaten, da darf man schreiben, aber selbst das erst seit ein paar Jahren. Über Wehrmachtsangehörige die sich Sex kaufen? über Deutsche, die sich GIs an den Hals warfen? Über Deutsche, die Mädchen kahlschoren, weil sie mit amis gingen? Über Widerstandskämpfer, die ((angebliche) Wehrmachtsflittchen vergewaltigt und kahlgeschoren haben?

 

Oder, das schlimmst-mögliche: Über einen russischen Soldaten, der eine Deutsche vor amerikanischen Soldaten rettet?

 

Spätestens dann wirst du von Stoiber für vogelfrei erklärt

 

schöne weihnachtsgrüße

 

 

Hans Peter

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Hi HP,

 

 

Oder über Sex und Soldaten im zweiten Weltkrieg

 

 

Das Thema ist auch immer noch verdammt heiß. Stell dir mal vor, das hätte Borchert 1948 angeschnitten... Die Leute sind ja kaum mit dem, was er beschrieben hat, klargekommen.

 

Die Verhältnisse damals waren IMO nicht danach, beschrieben zu werden. Es waren ja nicht nur die Vergewaltigungen, da gab es auch genug Verhältnisse zwischen Frauen, deren Männer vermisst oder in Gefangenschaft waren, und Besatzern, Drückebergern, Frühheimkehrern, etc.

 

Ich denke, so hat jedes Land seine Tabus. Die Dänen haben 1945 7.000 deutsche Säuglinge verhungern lassen, das Thema spreche ich selbst bei meinen besten Freunden nicht mehr an, obwohl weder die noch ich zur der Zeit auf der Welt waren.

 

Gruß

 

HW

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Hi HP,

 

 

Richtig. Was heißt, dass Tabus durchaus auch ihren Sinn haben können.

 

 

Ich denke, dass Tabus genau so überlebensnotwendig sind, wie ihre Überwindung. Es kommt vermutlich auf den Zeitpunkt an.

 

Schönes Beispiel: Die juristische Aufarbeitung der Vorgänge in Lamsdorf (bei Oppeln) : Über 50 Jahre lang versuchen die Polen jetzt schon, mit diesem Thema klar zu kommen. Nun scheint es endlich so weit zu sein, dass es funktioniert.

 

Dieses Tabu hat auf der einen Seite die Entwicklung nachbarschaftlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Polen ermöglicht, aber auf der anderen Seite sind in seinem Schatten auch jede Menge brauner Stinkmorcheln gewachsen :-(

 

Ich finde es spannend, zu beobachten, was passiert nachdem das Tabu jetzt langsam bröckelt.

 

Gruß

 

HW

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Hi, ich kann gerade ein praktisches Beispiel von Tabus beim Schreiben geben:

Ich lese gerade Korrekturfahnen und sehe, dass das Lektorat Stellen in dem Buch, an denen etwa von Konzentrationslagern die Rede ist - durch "Orte großen Unglücks" ersetzt hat. OK es ist ein satirisches Buch, relativiert aber keine KZ oder könnte auch nur den Geruch einer Rechtfertigung, Billigung oder so etwas bekommen. Aber anscheinend ist es doch zu heikel und mir auch nicht so wichtig. Aber es ist mir eben aufgefallen und passt gerade hierher.

Weihnachtliche Grüße

Rabe

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Noch ein Gedanke... Tabus beim Schreiben sind nicht identisch mit Tabus in der Gesellschaft. Zum Beispiel gilt real nach wie vor die ungeschriebene Regel, dass die Frau des Freundes oder Bruders tabu ist. In der Literatur aber ist der Bruderzwist um eine Frau ein so beliebtes Motiv, dass es schon zum Klischee verkommen ist.

 

Gruß,

 

Tin

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