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(MartinaC)

Tabus beim Schreiben?

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Ich habe den Zensor in meinem Kopf schon vor Jahren mit der Kettensäge abgemurkst. Das hat Spaß gemacht, echt.

 

Ich hatte eine Zeit lange wirklich Spaß daran, Tabus mit Füßen zu treten und sehr blutrünstige oder ekelhafte Szenen zu beschreiben. Ich mach das jetzt nicht mehr so häufig, weil ich herausgefunden habe, dass man dem Leser mit völlig gewaltfreien Szenen auch mörderisches Herzklopfen bescheren kann. Außerdem habe ich gelernt, dass eine einzige Szene, in der man in die Vollen geht dem Leser mehr zu schaffen macht, als eine Verkettung von Grauslichkeiten, die nur noch für sich selbst da stehen.

 

Wer soll denn bitte entscheiden, was tabu ist und was nicht? Die Gesellschaft für guten Geschmack in der deutschen Literatur? Der Verein christlicher Eltern in den USA, die den Zeichentrickfilm Pocahontas verbieten lassen wollten, weil ihrer Meinung nach eine Wolke aussah wie ein eregierter Penis?

 

Für Tabubrüche aller Art wird es immer ein Publikum geben. Bremst ja auch jeder ab und schaut neugierig, wenn er auf der Autobahn an einer Unfallstelle vorbeikommt - war das nicht ein abgerissener Kopf da, im Strassengraben? Warum kotzt denn der junge Sanitäter da? Wieso versucht denn die knieende Frau da, ihre herausquellenden Gedärme wieder in den Bauch zurückzustopfen?

Fragen über Fragen. Jeder findet es unmoralisch, sie zu stellen.

Aber fast alle fahren im Schrittempo an der Unfallstelle vorbei. Und das nicht, weil es nicht schneller geht.

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Wer soll denn bitte entscheiden, was tabu ist und was nicht? Die Gesellschaft für guten Geschmack in der deutschen Literatur? Der Verein christlicher Eltern in den USA, die den Zeichentrickfilm Pocahontas verbieten lassen wollten, weil ihrer Meinung nach eine Wolke aussah wie ein eregierter Penis?

 

Nee, oder? :s05:s06

 

Ich glaube eher diese Entscheidung wird vom Leser getroffen und sieht man nachher daran, ob das Buch gekauft wird, in den Regalen verstaubt, oder sogar als skandalös überall diskutiert wird.

 

LG

Joy

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Seit ich den Film "Hannibal" gesehen habe, Folgefilm von Schweigen der Lämmer, kenne ich meine Grenze beim Horror: Der Psychopath öffnet seinem unter Drogen gesetzten, vor sich hin grinsendem Opfer die Schädelplatte und löffelt dozierend sein Gehirn bei lebendigem Leib heraus.

 

Während ich das schreibe, packt mich gleich wieder die Wut, dass niemand in der Lage war, eine solche Szene zu verhindern. Sie stellt zwar den Höhepunkt der Story da - aber es ist der Höhepunkt des Widerwärtigen, der Unmenschlichkeit, der Verrohung. Diese Szene hat mich dermaßen mitgenommen, verfolgt mich in Träumen, bringt mich wirklich zum Zittern. Keine Frage, dass mir nicht danach war, das Buch zu lesen.

Hallo, mir ging das auch so bei dem Film "From Hell", wo Menschen mit Hammer und Meisel durch drei gezielte Schläge auf die Stirn lobotomisiert wurden. Das hatte ich dann auch noch Jahre später im Kopf. Aber missen möchte ich die Szene trotzdem nicht, weil es zumindest ein intensives Gefühl in mir wachgerufen hat. An die Szene in Hannbial erinner iich mich auch, aber fand sie nicht so schlimm wie das Lobotomisieren. Das liegt glaube ich auch einfach an der Phantasie und der Geisteshaltung des Rezipienten in solchen Fällen.

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Also, Albträume hat mir die Szene beschert, weil ich mich im Traum bis an die Zähne bewaffnet auf die Suche nach den Verantwortlichen gemacht habe, und das Zittern betraf vor allem meine Schlaghand :)

 

Wer glaubt, er reihe sich intellektuell in eine elitäre Gruppe von Andersdenkenden ein, wenn er das Tabubrechen zum Kult erhebt, der täuscht sich leider. Im Gegenteil erhebt sich hier einmal mehr Volkes Stimme. Wenn auch recht umständlich in Worte gefasst ;)

 

Um Iris' Frage zu beantworten: Ich möchte nicht in einer tabulosen Gesellschaft leben. Und die unzähligen Dilettanten, die literarisches Unvermögen durch widerwärtiges Zeug zu verbergen suchen, langweilen mich.

 

 

Gruß,

 

Tin :-)

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Liebe Leute,

mir fällt noch eine Folge von Tabubrüchen ein, wie sie zumindest mir begegnet. Ich lese und sehe leidenschaftlich gerne Krimis, aus verschiedenen Ländern. Die ersten Krimis, die Kindesmissbrauch thematisierten und damit ein Tabuthema zur Diskussion stellten, erschienen mir noch wichtig und neu.

 

Inzwischen scheint es aber zumindest im deutschsprachigen Raum nicht mehr möglich zu sein, Krimis zu schreiben, wenn nicht wenigstens ein klitzekleiner niedlicher Kindesmissbrauch am Rande vorkommt.

Folge: Ich lege Bücher mit diesem Stichwort inzwischen ungelesen weg. Überdrüssig. Habe den Eindruck, da suhlen sich Leute in Moden, die einmal einen Sinn hatten und nun sinnentleert einfach nur noch Effekt haschen, so wie eine bestimmte Zeitung dann eben Riesenlettern druckt.

 

Tabubrüche können also durchaus den Status Quo zementieren und das ursprünglich Kritische zur aufmerksamkeitsheischenden Farce verkommen lassen.

 

Schöne Grüße,

Petra

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@Tin,

 

Das kommt mir schon wie ziemlich biedere schwarzweiß Malerei vor, was Du da schreibst.

Du unterstellst ja quasi, dass jeder, der gesellschaftliche oder moralische Tabus bricht oder in Frage stellt, dies tut, um sich in eine elitäre Gruppe von Andersdenkenden einzureihen.

 

Und ich glaube auch nicht, dass alle (Du schreibst das nicht dezitiert, legst es aber nahe) Autoren, in deren Bücher Widerwärtiges vorkommt, Dilettanten sind.

Tabubruch, und noch vielmehr: das Hinterfragen von Tabus muss tragbar, tolerierbar und gefördert sein. Sonst baden wir ja alle nur noch in diesem Planschbecken beliebiger Satzkunstliteratur, die nur davon zu berichten weiß, wie schöngeistig der Autor/die Autorin zu schreiben vermag.

Literatur, denke ich, kann und soll verunsichern, in Frage stellen und Sicherheit aufheben, den Boden unter den Füßen wegziehen und - wenns hart auf hart geht, auch anwidern und verängstigen.

 

lg/Peter

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Hallo Peter,

 

ja, sehe ich ähnlich.

 

Und was das Zensieren von Filmen angeht: Da wird ohnehin schon zu viel geschnitten, und nur weil ein paar Zuschauer etwas eventuell nicht mögen, kann man ja nicht alles wegschnippeln. Da muss man sich halt vorher überlegen und abwägen, ob das etwas für einen ist oder nicht, und wenn etwas Ekeliges dabei ist, kann man immer noch weggucken. Mir hat der Film jedenfalls ziemlich gut gefallen.

 

LG und frohe Festtage

 

Dani

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Das kommt mir schon wie ziemlich biedere schwarzweiß Malerei vor,

 

 

Die weißen Tupfer setze ich ganz bewusst, um Position zu beziehen. Dass du das als "bieder" bezeichnest, passt doch nahtlos in das Bild, das ich von Tabubrechern zu geben versuche  ;)

 

Tabus zu brechen hat schon lange seine Funktion verloren: nämlich übrhaupt erst auf die Tabus aufmerksam zu machen. Du siehst auch an diesem Thread, dass kaum einer noch ein Tabu zu benennen vermag. Alles ist längst gebrochen.

 

Und mir ist es tatsächlich langweilig, danach Ausschau zu halten, wem es geglückt ist, eine weitere Hemmschwelle zu entdecken und sie zu überwinden.

 

Gruß,

 

Tin

 

@ Dani, du bist ja nicht die Einzige, der der Film gefallen hat. Und ich bin nicht die Einzige, die an der beschriebenen Stelle - angepisst von allen vorangegangenen Widerwärtigkeiten - endlich abgeschaltet hat.

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Hallo,

 

natürlich hast Du recht, Peter - das Hinterfragen von Tabus muß tragbar sein.

 

Bei Tins Beitrag fiel mir allerdings eine Geschichte ein, die manche von Euch kennen werden.

 

Vor etlichen Jahren gab's mal einen Riesenskandal beim Bachmann-Wettbewerb, als ein Schweizer einen Text las, der mit dem Satz begann: "Ich f***e Babys."  Und er erhielt die zweithöchste Auszeichnung.

 

Das war so ein Fall, in dem ein Autor ganz genau kalkuliert hat - drastische Sprache, drastisches Thema = Wirbel in den Medien etc., samt Diskussionen über die Freiheit der Kunst.... und da die "Eliten" ja immer ganz progressiv sein wollen, konnte er sich schon vorher ausrechnen, daß er einen Preis absahnen würde.

 

Danach ist der Autor übrigens in der Versenkung verschwunden - zumindest ich hab nie wieder was von ihm gehört.

 

Hier ein Link (Link ungültig) (Link ungültig) zum Nachlesen.

 

Gruß

Jan

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So, nochmal zu einigen hier angesprochenen themen (So rundherum! ;D)

 

Kennt ihr den Film American History X? Falls nicht, empfehle ich ihn hier gleich weiter!

Auch der schildert, schön und schonungslos das Innenleben eines Faschisten, wenn auch ein bisschen zu sehr auf Hollywood getrimmt, aber immer noch 'ernsthafter' als beispielsweise der Australische Film 'Romper Stomper'. (Russel Crowes erste große Rolle...)

Hinzu kommt, dass American History X meine persönliche Hass-Gewaltszene besitzt, auf die ICH nun wieder gerne verzichten möchte: das Kantsteinbeissen, für das der Hauptcharakter (Namen vergessen) ins Gefängnis muss.

Obwohl nicht ins letzte gezeigt, ist diese Szene so dermaßen brutal, dass sie MICH nun wieder bis in den Schlaf verfolgt hat, und ich heute noch Zahnschmerzen krieg, wenn ich dran denke.

Dennoch wurde der Film weltweit, zurecht, gelobt.

 

Erstaunlich finde ich, dass Clockwork Orange bis heute in Großbritannien verboten ist. Die Gewaltszenen sind mittlerweile halbwegs antiquiert, was dem Film (oder auch dem Stück) nichts von seiner Faszination nimmt, trotzdem bringt BBC mittlerweile brutalere, hochdekorierte Dokumentationen heraus.

 

Ich erinnere mich auch, dass 'Der Untergang' deshalb schwer in der Kritik stand, vor allem natürlich in Amerika, allen voran die New York Times hat geknittelt, weil Hitler als Mensch dargestellt worden ist, statt als leibhaftiger Satan, der zum Frühstück kleine Kinder frisst. Ein Tabu also eher im Ausland als bei uns.

 

Die Frage ist also: Was genau IST eigentlich ein Tabu? Vom persönlichen Standpunkt einmal abgesehen, (so wie es für mich persönlich ein Tabu ist, mit anderen über Religion zu sprechen) und eher gesellschaftlich betrachtet.

Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Tabus, Deutschlands liegen vor allem im Bereich des Nationalsozialismus'.

Als bei uns in der Klasse 'Die Welle' gelesen werden sollte, sind einige Eltern auf die Barrikaden gegangen und bis zur Schulsenatorin gezogen, um das zu verhindern, denn es könnte uns ahnungslose Gören auf dumme Gedanken bringen. Natürlich war das in diesem Falle nicht nötig, und gegen den Lehrplan konnten sie sich auch nciht durchsetzen.

 

Das bringt mich dann doch zu einem Tabu, das ich habe und das ich kenne: Man sollte seinem Rezipienten nicht zuviel zumuten!

In der dritten Klasse(!!!) musste ich mal einen Lehrfilm sehen, so schwarzweiß und ziemlich zerkrisselt, in dem man sah, wie jemand an Blausäure erstickt, wie einem ein Raucherbein abgenommen wird (samt durchgesägtem Knochen), wie eine Raucherlunge aussieht, oder wie Tiere im Versuchslabor gefoltert werden.

Der pädagogische Wert des ganzen erschließt sich mir bis heute nicht. Ausser wochenlange Alpträume und sonstige Störungen wie Angst vor einer Überdosis Nüssen (die Blausäure!) nichts gewesen. Aber es war von der BPJS abgesegnet.

Ebenso fand ich es übertrieben von unserem Lehrer, uns mit elf jahren oder so in den Film 'Das Heimweh des Walerjan Wrobel' zu scheuchen, aber das ist wieder subjektives Empfinden.

 

Auf jeden Fall, hier sehe ich tatsächlich ein Tabu: Explizite Folterszenen, übermässige Sexszenen, etc. in Jugend- und Kinderliteratur würden mich schon stören.

Man kann nicht verhindern, dass Jugendliche 'gewalttätige' Bücher lesen, aber wenn man schon für diese Ecke schreibt, finde ich, sollte man sich auch in einem gewissen Rahmen halten.

Denn, so denke ich mir: Wäre Momo noch tragbar gewesen, wenn die Kleine Unzucht mit Cassiopeia getrieben hätte? :s04

 

Züchtige Grüße,

Marco! :s17

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Tabubrüche können also durchaus den Status Quo zementieren und das ursprünglich Kritische zur aufmerksamkeitsheischenden Farce verkommen lassen.

Dann sind sie allerdings keine Tabubrüche mehr, sondern Skandalplatitüden. ;)

 

Übrigens erstaunt es mich, daß Tabubrüche von vielen zwingend als -- um mal Tins Deutung als Beispiel zu zitieren -- "widerwärtig" angesehen werden. Die häufigsten Tabubrüche heutzutage sind immer noch der Umgang mit behinderten Menschen und Formen des Zusammenlebens und der Liebe, die als "nicht der Norm entsprechend" wahrgenommen werden -- und damit meine ich nicht etwa Pädophilie. ;)

 

Wenn man 's genau nimmt, kommen auch in meinen Romanen einige Tabubrüche und Gratwanderungen vor. Als "intellektuelle Elite" empfinde ich mich deshalb nicht, wohl aber als Schriftstellerin, die das schwierige Verhältnis zwischen Individualität und Gemeinschaft, zwischen Ich und Du bzw. Ich und Die Anderen umtreibt. ;)

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Hi,

 

ich glaube, es ist deutlich schwerer, die Tabus in der eigenen Gesellschaft zu bemerken als in fremden.

 

Vorgestern habe ich eine Email an eine amerikanische Mailingliste geschrieben und mein Signatur-Programm, das zufällig irgendeinen netten Spruch aus meiner Zitatensammlung auswählt und an die Mail hängt, hatte "Fighting for peace is like screwing for virginity" drangehängt. Daraufhin bekam ich eine freundliche Mail der Listenbetreiberin, ich möge das bitte in Zukunft das Wort "screw" nicht mehr verwenden, schließlich sei dies eine "family list", wo auch Kinder mitlesen. Ich bin ja der Meinung, wenn ein Kind weiß, was hier mit "screw" gemeint ist, dann ist es eh schon zu spät, es vor dieser Art des Sprachgebrauchs zu beschützen (falls man das überhaupt für nötig hält). Ich glaube, in Deutschland würden sich auch Eltern und Lehrer da kaum noch aufregen.

 

Wenn man (oder vielmehr meist eher frau ;) ) in Großbritannien Tampons kauft, dann werden die von der Kassiererin sofort ganz diskret in ein kleines weißes Tütchen gepackt und die meisten Frauen verstecken die vorher auf dem Kassenband unter ihren anderen Einkäufen.

 

Ich bin sicher, wir haben auch solche Macken, vielleicht in anderen Lebensbereichen, die uns gar nicht auffallen, einem Ausländer aber bärig komisch erscheinen.

 

Viele typisch deutsche Tabus hängen natürlich mit der Nazizeit zusammen und sind teilweise sogar gesetzlich verankert. Tabus haben ja durchaus eine Berechtigung für die Gesellschaft, die sie aufgestellt hat. Wer ein Tabu bricht, distanziert sich ganz bewusst von der Gesellschaft (und ebnet damit eventuell den Weg für andere, das auch zu tun). Das Problem mit Tabus ist also nicht nur, dass es schwierig ist, sie zu finden, sondern auch, dass man sie auch als Schrifsteller ja vielleicht gar nicht brechen will.

 

Wenn ich z.B. einen Roman über die Nazizeit schreiben würde, in der der Holocaust nicht passiert ist, dann würde ich mit Sicherheit ein Tabu brechen. :-X In dem Fall will ich das aber gar nicht.  (Obwohl ich finde, auch in dem Zusammenhang gehen einige Tabus zu weit und es hat ja z.B. mit Martin Walser auch schon Schrifsteller gegeben, die da versucht haben, darauf aufmerksam zu machen).

 

Eins ist klar: wenn man ein Tabu findet, das für die Gesellschaft sehr wichtig ist und es bricht, kann man sich vielleicht  den Ruhm für spätere Jahrhunderte sichern, im direkten Umfeld wird man aber erstmal hauptsächlich Entrüstung und Ablehnung hervorrufen (was aber in unserer etwas komischen Welt wiedeum nicht heißen muss, dass man damit nicht trotzdem einen Verkaufsschlager landen könnte, weil ja alle dann lesen wollen, worüber sie sich so aufregen). Und wenn man ein Tabu bricht, das nur in einem kleinen Kulturkreis Bestand hat, vom Rest der Welt aber verurteilt wird, dann kriegt man zu Hause Hausarrest und in Stockholm den Literaturnobelpreis.

 

Gruß,

Capella

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Das Problem mit Tabus ist also nicht nur, dass es schwierig ist, sie zu finden, sondern auch, dass man sie auch als Schrifsteller ja vielleicht gar nicht brechen will.

Guter Punkt. Beide Extremstandpunkte sind Extremstandpunkte und damit für mich suspekt.

Sowohl der, sorgfältig auf Tabus zu achten, damit man ja nichts falsch macht, als auch nach Tabus zu suchen, die man brechen kann. Beide Verfahren machen einen Text unehrlich. Der Autor sagt nicht mehr, was er zu sagen hat.

 

Peter

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Wenn man (oder vielmehr meist eher frau ;) ) in Großbritannien Tampons kauft' date=' dann werden die von der Kassiererin sofort ganz diskret in ein kleines weißes Tütchen gepackt und die meisten Frauen verstecken die vorher auf dem Kassenband unter ihren anderen Einkäufen.[/quote']

 

Erinnert mich an den alten Sketch mit Hella von Sinnen als Kassiererin, die quer durch den Laden brüllt, wieviel denn die Familienpackung extra großer Kondome kosten würde, die der Herr kaufen will...  ;D

 

Ist aber schon ein paar Jahre her.

 

Was ist eigentlich mit AIDS? Ich würde behaupten, auch das ist ein Tabu für viele Leute. Eigentlich ist doch alles ein Tabu, wo die Gesellschaft am liebsten nciht hingucken möchte, und sich wünschte, es gäbe das gar nicht, oder?

Zwar behauptet jeder, AIDS sei inzwischen etwas ganz normales, etc. aber irgendwie hab ich trotzdem das Gefühl, jedes Buch und jeder Film seit Philadelphia, der sich mit dem Thema auseinandersetzt wird trotzdem noch mit großem OH! und AH! von einer Intellektuellen-Diskussionsrunde zur nächsten weitergereicht.

 

Oder was ist mit den 'kleinen Tabus'? Rülpsen und Furzen. Sprechen im Fahrstuhl und auf der Herrentoilette. Und vor allem kenne ich keinen einzigen Deutschen, der einem anderen Deutschen sagen würde, wenn dieser unangenehm riecht... (Ausser Familienmitglieder)

Oder, wer sagt schon einem anderen: "Na, wieder zehn Kilo zugelegt, hmm?"

Und natürlich gibts die Babys: Habt ihr jemals gehört: "Na, schon ganz süß die Kleine, aber mit dem Saugglockenkopf und dem Fischmund doch auch irgendwie ziemlich hässlich."

Man kann das alles auch ('falsche') Höflichkeit nennen, aber es sind doch auch irgendwie Tabus...

Und in meinen Augen 'typisch Deutsch'!

 

Streng riechende Grüße,

Marco! :s17

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Rülpsen und Furzen

 

Das kommt beim Schreiben doch schon öfter vor. Leute die im Schlaf furzen, hab ich neulich sogar in einem LiRo gelesen und mich kaputt gelacht, weil es so gar nichts erotisches an sich hatte. LOL!

 

Spechen im Fahrstuhl und auf der Herrentoilette.

 

Das ist zum Beispiel etwas, das ruhig mal irgendwo erwähnt werden könnte, denn das wußte ich nicht! Männer sprechen nicht auf der Herrentoilette? Wo sie doch schon so hübsch aufgereiht stehen, da könnte sich doch mal das ein odere andere Gespräch... nicht? Ein interessantes Tabu, das wohl nur Männern bekannt ist.

 

Und vor allem kenne ich keinen einzigen Deutschen, der einem anderen Deutschen sagen würde, wenn dieser unangenehm riecht... (Ausser Familienmitglieder)

 

Gut beobachtet! Aber das habe ich auch schon in Büchern gelesen. Ist beim Schreiben glaub ich weniger ein Tabu als im wahren Leben.

 

Oder, wer sagt schon einem anderen: "Na, wieder zehn Kilo zugelegt, hmm?"

 

Meine Mutter. Und beim Schreiben hab ich diese Unverschämtheit auch schon gesehen.

 

Und natürlich gibts die Babys: Habt ihr jemals gehört: "Na, schon ganz süß die Kleine, aber mit dem Saugglockenkopf und dem Fischmund doch auch irgendwie ziemlich hässlich."

 

LOL! Ich schmeiss mich weg! :s01

 

Und in meinen Augen 'typisch Deutsch'!

 

Oh nein! All das und mehr findest du auch in Kanada!

 

LG

Joy

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Auf der Herrentoilette zu schwatzen ist ganz normal - vorausgesetzt, man kennt sich und hat sich was zu sagen.

Mir fallen sogar auf Anhieb zwei Hollywood-Filme ein, wo auf der HT entscheidende Dinge besprochen wurden (Wolf und RoboCop)

 

Peter

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Und in meinen Augen 'typisch Deutsch'!

Marco, "typisch Deutsch" ist es eher, alles Negative, was einem an den Mitmenschen in diesem unserem Lande auffällt, für "typisch Deutsch" zu halten.

 

Komischerweise hab ich mich über diese Haltung in anderen Ländern auch schon amüsiert. Vermutlich ist es typisch menschlich, schlechte Eigenschaften an der eigenen Staatsangehörigkeit festzumachen.

 

Auch eine Methode, lästige Gewohnheiten zu entschuldigen! ;D

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Marco, "typisch Deutsch" ist es eher, alles Negative, was einem an den Mitmenschen in diesem unserem Lande auffällt, für "typisch Deutsch" zu halten.

Naja, aber das ist ja kein Tabu... ;)

 

Komischerweise hab ich mich über diese Haltung in anderen Ländern auch schon amüsiert. Vermutlich ist es typisch menschlich, schlechte Eigenschaften an der eigenen Staatsangehörigkeit festzumachen.

Man mag es meiner mangelnden Fremdkulturkenntnis ankreiden, ich nehme es zurück! Ich kenne nur eine handvoll Ausländer und habe den Eindruck, die sind da etwas lascher.

Gerade was das quatschen im Fahrstuhl betrifft, da hör ich immer nur französisch, italienisch und polnisch heraus...

 

@Peter

 

Ich weiß nicht, ich bin auf der Toilette mal von nem Wildfremden angequatscht worden, wie ich die Party finde - MIR war das suspekt! Und mit Freunden quatsch ich da auch nur, wenn wir allein sind.

 

Gruß,

Marco! :s17

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Ich glaube auch nicht dass man heute noch durch versaute Sexszenen und/oder der Darstellung abscheulicher Gewalt Tabus brechen kann, wenn man es denn tun muss oder will.

Tabubruch findet dort oft statt, wo der Volksmund sagt: Das schickt sich nicht! Hier den alten Spruch zu beweisen, dass die größte aller Huren die öffentliche Meinung ist, kann Tabubruch rechtfertigen. Wie?

In dem man Perspektiven wechselt. Auf die Moral pfeift und (wie oben schon genannt) Hitler als Mensch darstellt. Die Menschlichkeit eines Fritz Haarmanns zu ergründen versucht. Sympathien für den Teufel hegt; sozusagen. Das muss dann alles gar nicht blutig und igitt sein. Es muss nur Erwartungen unterlaufen und in sich glaubwürdig sein.

 

lg/Peter

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So, nochmal zu einigen hier angesprochenen themen (So rundherum! ;D)

 

Kennt ihr den Film American History X? Falls nicht, empfehle ich ihn hier gleich weiter!

Auch der schildert, schön und schonungslos das Innenleben eines Faschisten, wenn auch ein bisschen zu sehr auf Hollywood getrimmt, aber immer noch 'ernsthafter' als beispielsweise der Australische Film 'Romper Stomper'. (Russel Crowes erste große Rolle...)

Hinzu kommt, dass American History X meine persönliche Hass-Gewaltszene besitzt, auf die ICH nun wieder gerne verzichten möchte: das Kantsteinbeissen, für das der Hauptcharakter (Namen vergessen) ins Gefängnis muss.

Obwohl nicht ins letzte gezeigt, ist diese Szene so dermaßen brutal, dass sie MICH nun wieder bis in den Schlaf verfolgt hat, und ich heute noch Zahnschmerzen krieg, wenn ich dran denke.

Dennoch wurde der Film weltweit, zurecht, gelobt.

 

Die Szene mit dem Kantensteinbiss wurde in der deutschen Provinz von ein paar Jugendlichen nachgestellt als Bordsteinkick, gab einen toten. War vor ein paar Jahren mal in den Medien. Aber das geht dann eher in den Bereich: Kunst und ihre Folgen.

 

Zum Thema Tabus. Es ist doch die Frage, wie es sich beim Schreiben anfühlt. Geht da im Kopf vor: "Jetzt schreibe ich es mal, die Leser finden das bestimmt spannend". Dann geht`s in Richtung Effekthascherei, Heuchelei, Bild-Zeitung oder geht im Kopf des Autors vor: "Die Szene gehört unabdingbar zu der Geschichte, die ich erzählen muss". Besonders reizvoll ist es für mich, wenn der Autor sich überwinden muss, die Stelle zu schreiben und man das dann auch seiner Sprache ansieht, die in solchen Szenen durchaus gebrochen werden kann.

 

Reden auf Herrentoiletten finde ich allerdings auch ganz normal. Solange der Blick stur gerade ausgerichtet bleibt. Gibt eine klasse Folge von "Cracker" mit Robbie Coltrane(zu Deutsch: Für alle Fitz, die beste Krimiserie aller Zeiten meiner Meinung nach), wo anschaulich dargestellt wird, was passiert, wenn man dieses Tabu bricht. Vielleicht hat das jemand gesehen und erinnert sich noch daran. ;)

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Nun, die Frage, was ein Tabu eigentlich ist, beantwortet sich ziemlich rasch von selbst, wenn man die ethnologische Herkunft des Begriffs betrachtet. Es ist zunächst mal ein Moment sozialer Ordnung, wie es bei auf steinzeitlichem Niveau strukturierten Gesellschaften funktioniert. Moderne Tabus sind ein wenig komplexer, versuchen aber letztlich auch, gesellschaftliche Normen auf einer solchen, tiefliegenden Ebene zu etablieren, gerade um sie einem weiteren Diskurs zu entziehen. Ein Tabu in Frage zu stellen, ist also schon mal per se gut.

Nun ist nicht jeder Tabubruch gelungen, und mancher Tabubruch offenbart sogar, dass es sinnvoll ist, den Bereich, der durch ein Tabu geordnet ist, auch in der modernen Gesellschaft zu reglementieren. Aber gerade weil der Tabubruch das tabuisierte Thema in den Diskurs hebt, ist der Tabubruch an sich ein Moment gesellschaftlichen Fortschritts.

Also: Ein Text, der Tabus bricht, muss noch lange nicht kulturell oder intellektuell wertvoll sein, und schon gar keine Maßstäbe für die Gesellschaft setzen. Mit der bloßen Provokation allein ist es eben nicht getan. Aber ein Text, der sämtliche Tabus bewusst beachtet, funktioniert schon mal generell auf einer geringerwertigen literarischen Ebene. Nur ein Autor, der für den Tabubruch offen ist, hat letztlich überhaupt die Chance auf Wirkung.

 

Ich sehe also den Tabubruch ein wenig wie die Arzneimittelforschung: Für eine Substanz, die hilft, müssen Tausende von Substanzen durchgearbeitet werden, die nichts taugen. Und oft kommen dabei auch Substanzen heraus, die man gleich wieder in den Giftschrank sperren möchte. Aber wer daraus etwa den Schluss ziehen möchte, es wäre besser, gar nicht zu forschen, der denkt einfach nicht weit genug, um zu erkennen, worauf er da verzichten möchte - nämlich nicht nur auf alle Heilmittel, die es irgendwann mal geben könnte, sondern auch auf alle, die wir jetzt haben, und zwar einschließlich jeglicher Naturheilkunde und traditioneller Verfahren, die irgendwann mal durch dasselbe Trial-and-Error-Verfahren etabliert wurden.

Und wie man bei der Arzneimittelforschung erst nach dem Test in der Praxis wirklich weiß, ob das Mittel was taugt, mache ich auch die Wirkung von Tabubrüchen ganz gerne an den Auswirkungen in der Praxis fest. Ich denke, all die vielen Tabubrüche, die überflüssig sind, erkennt man recht gut: Die übertriebenen verpuffen und werden zu Eintagsfliegen; die Tabubrüche, die Tabus berühren, an denen die Gesellschaft einfach nicht rütteln will (noch nicht oder nicht mehr - denn man muss ja auch bedenken, dass es nicht nur immer weniger Tabus gibt, sondern dass oft genug auch Dinge tabuisiert werden, die zu anderen Zeiten und bei anderen Kulturen ganz in Ordnung waren) stoßen auf so einhellige Abwehr oder gar Sanktionen, dass sie sofort erstickt werden.

Aber all die Tabubrüche, die Kontroversen auslösen; die nicht nur auf "Randgruppen" und "Subkulturen" beschränkt bleiben, sondern Unterschiede in der individuellen Betrachtungsweisen bei relativ großen Querschnitten der Gesellschaft enthüllten, diese Tabubrüche bewegen sich meiner Ansicht nach in der Zone, wo das Spiel mit Tabus sinnvoll ist; sozusagen in der "Rolling Frontier" des gesellschaftlichen Wandels.

Und gerade das bringt mich auch dazu, den von Tin genannten Tabubruch zu den sinnvollen zu zählen; eben weil man feststellen kann:

 

du bist ja nicht die Einzige, der der Film gefallen hat. Und ich bin nicht die Einzige, die an der beschriebenen Stelle - angepisst von allen vorangegangenen Widerwärtigkeiten - endlich abgeschaltet hat

 

Und dasselbe musste ich bei den Diskussionen um den Jelinek-Nobelpreis feststellen. Nicht, weil ich in dem einen oderen Punkt irgendeine persönliche vorgefasste Meinung zu den beschriebenen "Tabus" gehabt hätte (den ehrlich gesagt fand ich sowohl "Hannibal" wie auch die Werke von Jelinek persönlich eher uninteressant).

Aber in beiden Fällen kann ich als außenstehender Beobachter anhand der gezeigten Reaktionen erkennen, dass dieser Tabubruch meinen theoretisch formulierten Voraussetzungen entspricht. Es wurden Tabus gebrochen. Der Tabubruch wurde konstatiert und von mancher Seite her beklagt. Und die Reaktionen zeigen, dass der gesellschaftliche Konsens an dieser Stelle gebrochen ist.

Der Schlag hat also eine morsche und brüchige Stelle getroffen und sie damit zutage gefördert. Ich ziehe meinen Hut vor dieser Treffsicherheit. Was mehr kann man von Literatur (oder Film) verlangen?

Und, um einen Bogen zu einem anderen Thread zu schlagen: Das andere Ende dieses Wägbalkens wäre der Punkt, an dem ich Kitsch und Trivialität verorten würde. ;)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Hi zusammen,

 

also, das einzige Tabu, das noch zu existieren scheint, hat Marco schon ganz am Anfang dieses Freds angerissen:

 

Du darfst nichts schreiben, was nicht in den Kontext passt.

 

Das finde ich oftmals in Kritiken an meinen Texten bestätigt. Beschreibe ich, handwerklich sauber, wei die meisten Kritiker anmerken, wie ein Junge einen Rentner totprügelt, der zufällig des Wegs kommt, schreien viele: Gewaltverherrlichung.

 

Gebe ich dem Jungen eine Geschichte (Misshandlung, Drogen, etc.) finden die meisten es 'irgendwie total gut', engagiert, zum Nachdenken, etc. pp ...

 

Das Problem ist für mich nur: Ich finde dieses Betroffenheitsgesäusel todlangweilig. Einen Jungen, der ohne Grund einen Rentner totschlägt, finde ich faszinierend.

 

Na ja, ein paar andere Tabus finde ich auch noch, z.B. die Menstruation. Mit dem Motiv spielt ja zumindest 'das Schweigen der Lämmer', aber auszusprechen wagen sie es nicht.

 

Auch habe ich noch nie von einem Kot essenden Kind gelesen, obwohl das eine sehr häufige psychosoziale Störung bei vernachlässigten/missbrauchten Kindern ist. Aber es schreibt (und liest) sich sicher angenehmer über aufgeritzte Arme und so etwas ... Vermute ich jedenfalls.

 

Das 'Babyfickerbeispiel' finde ich übrigens einen gelungenen Tabubruch, denn dazu gehört es, dass der Tabubrecher anschließend gesellschaftlich ausgegrenzt wird. Wird er das nicht, wars wahrscheinlich kein richtiges Tabu :-)

 

Gruß

 

HW

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Hallo,

 

ich glaube, alle waren sich ziemlich rasch einig, daß man über alles schreiben darf, solange etwa Gewalt etc nicht verherrlicht wird.

 

Aber dank Iris und Marco bin ich jetzt doch noch auf ein Tabu gestoßen worden: Sich lustig machen über Kranke und Behinderte!

 

Früher war's die Religion - wehe, ein Autor hat es gewagt, darüber zu spötteln! Die Liste der Bücher, die wegen Blasphemie verboten oder verpönt waren, ist lang.

Kratzt heute keinen mehr.

Stattdessen gibt es heute political correctness...

 

Und in dem Zusammenhang - ich hab etwas überlegt, ob ich's riskieren soll, aber ich sag's mal (und werd wahrscheinlich mordsmäßig geprügelt): über Frauen herziehen - das ist ein weiteres aktuelles Tabu.

 

@Heinz-Werner: ich hab's wohl aufgrund der späten Stunde nicht verstanden - wen meinst Du mit Tabubrecher in diesem konkreten Fall: den Autor oder den (fiktiven) "Täter"?

 

Dem Autor unterstelle ich, daß er schlicht die Reaktionen einkalkuliert und gezielt daraufhin geschrieben hat - und seine Rechnung ging auf.

 

Gruß

Jan

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Hi Jan,

 

 

ich glaube, alle waren sich ziemlich rasch einig, daß man über alles schreiben darf, solange etwa Gewalt etc nicht verherrlicht wird.

 

 

Das ist IMO so ein Satz, den jeder unterschreiben kann, weil er absolut inhaltsleer ist. Was bedeutet denn 'Gewalt verherrlichen'?

 

Das StGB spricht von Schilderungen, die eine Verherrlichung der Gewalt ausdrücken. Na Klasse, Verherrlichung ist etwas, das eine Verherrlichung ausdrückt ... Und wer entscheidet das?

 

Zudem war ein Tabu doch etwas 'über das man nicht redet', wenn mich nicht alles täuscht. Also kann Gewaltverherrlichung kein Tabu sein, wenn sogar das StGB darüber redet ...

 

 

Aber dank Iris und Marco bin ich jetzt doch noch auf ein Tabu gestoßen worden: Sich lustig machen über Kranke und Behinderte!

 

 

Ein Tabu? Ich weiß nicht ... Ich bin in den 60'ern groß geworden, da gab es viele 'Contergankinder', und den Witz mit 'keine Arme, keine Kekse'. Heute sind die Witze sicher nicht lustiger, aber es gibt bestimmt auch Mengen davon.

 

 

@Heinz-Werner: ich hab's wohl aufgrund der späten Stunde nicht verstanden - wen meinst Du mit Tabubrecher in diesem konkreten Fall: den Autor oder den (fiktiven) "Täter"?

 

 

Ich will gar nicht vom Täter reden. Der Tabubruch besteht ja nicht darin, etwas zu tun, sondern darüber zu reden, dass etwas getan wird. Das wissen eh viele, wenn nicht alle. Darüber zu reden destablisiert die Gesellschaft, nicht tun ...

 

Es gibt Menschen, die Säuglinge sexuell missbrauchen, das weiß doch jeder. Aber der Autor, der das explizit beschreibt, 'verschwindet in der Versenkung', wie es weiter oben heißt.

 

Er wird für den Tabubruch stigmatisisert, die Täter fahren weiter mit dem Bus, gehen ins Büro, schreiben Bücher und werden veröffentlicht. Je nachdem, welchen Beruf sie haben.

 

Gruß

 

HW

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Auch habe ich noch nie von einem Kot essenden Kind gelesen, obwohl das eine sehr häufige psychosoziale Störung bei vernachlässigten/missbrauchten Kindern ist.

Da fällt mir eine Szene in einem Undergroundfilm ein, den ich vor Jahrzehnten gesehen habe und die mich damals so verfolgt hat wie Iris es über den Film Hannibal schreibt: ein dicker Transvestit sieht, wie ein Hund scheißt und geht hin und stopft sich die warme Scheiße in den Mund. Man sieht gerade noch wie er dann zu kotzen anfängt ... ich glaube, das war das Ende des Films.

Wenn ich mich recht erinnere, war das kein Trick sondern eine spontane Aktion dieses Darstellers. Da wird mir heute noch von schlecht, wenn ich daran denke! Scheiße, dass dieses Thema mich daran erinnert hat! :s10:s05:s16:s23 >:(:s11:s08

 

M :-*RITZ

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