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(ClaudiaL)

Sollte man Regionalbezug oder erfundene Orte verwenden?

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Hallo allerseits,

 

ich wage mich - obwohl ich erst seit heute dabei bin - an ein Thema, das mich seit einer ganzen Weile beschäftigt und dass ich trotz Quälens der Suchfunktion hier nicht gefunden habe. Ich hoffe, ich habe nicht nur Tomaten auf den Augen. ::)

 

Mich interessiert eure Meinung dazu, ob ein Buch irgendeinen Bezug zu einem real existierenden und auch erkennbaren Ort haben sollte oder besser nicht.

 

Ich habe in letzter Zeit einige sogenannte Regional-Krimis gelesen, die unter Bezeichnungen wie "Kassel-Krimi" etc. laufen. Aber außer dass da peinlich viele Straßennamen erwähnt wurden, fand ich die Stories - bis auf eine Ausnahme - meist grausam. Ein Buch las sich wie ein verkappter Stadtplan: "ging die Straße herunter, kam dann auf den Platz, erreichte jene Kreuzung...." Meine Güte! Am Ende waren beinahe sämtliche Straßen eines Viertels irgendwo erwähnt.

 

Ich habe auch schon sogenannte Regionalkrimis aus Orten gelesen, die ich nicht kenne, da ist es mir nicht so ins Auge gesprungen, vermutlich weil ich die Örtlichkeiten nicht kenne.

 

Letztlich - irgendwo müssen die Geschichten ja spielen.

 

Momentan tendiere ich für mich eher dazu, einen Ort komplett zu erfinden, erstens damit ich nicht versehentlich einen Stadtplan schreibe, zweitens aber auch aus anderen Erwägungen heraus:

 

Wenn ich in einem kleineren Ort z. B. eine Leiche auf einem Supermarkt-Parkplatz platziere, kann ich getrost auf die Nennung des konkreten Marktes verzichten. Es wird ohnehin jeder Einwohner wissen, dass es nur der XYZ-Markt sein kann. Entsprechend begeistert dürfte der Pächter sein.  ;D

 

Zudem bin ich vermutlich völlig eingeschränkt in meiner Gestaltungsfreiheit. Ich kann ja nicht einfach so irgendwelche realen Geschäfte/Firmen nennen und in dubiose Handlungen einbeziehen, aber genauso wenig behaupten, an dieser oder jener Stelle wäre diese oder jene Firma, die ich für meine Geschichte gerade brauche.

 

Jeder Einwohner der Stadt wird mir mit einem müden Gähnen vorhalten, dass das alles an den Haaren herbeigezogen sei. Und einen Regional-Bezug einbauen, dann aber wahllos wichtige Bezüge erfinden, die überhaupt nicht stimmen? Ich weiß nicht, das ist auch irgendwie widersprüchlich.

 

Wie seht ihr diese Thematik, habt ihr da Vorschläge und Anregungen? Mir ist dieser ganze Regionalkrimi-Hype eher suspekt, weil Geschichten "mit Gewalt" in irgendeine Gegend hineingeschrieben werden, aber locker auch genausogut an anderer Stelle spielen können.

 

Ratlose Grüße von einer Newcomerin...

Claudia

 

Edit - Titel in aussagekräftige Frage geändert - Thot

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Hallo Claudia!

 

Gute Frage, zumal im Einsteiger-Thread.

 

Meine, und einige andere, Meinungen zu dem Thema finden sich HIER (Link ungültig) (Link ungültig)

 

Liebe Grüße,

Marco!  :s17

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Hi!

Ich arbeite unter anderem gerade an einem Buch mit regionalem Bezug, einer Fantasygeschichte. Mir kam die Idee am Ort direkt, und ich habe sie umgesetzt, weil ich sie witzig fand, ob sie nun Erfolg hat, oder nicht. Ich hatte einfach Lust dazu. Ansonsten erfinde ich die Orte auch immer frei.

 

Ich schätze mal, ein Haken wird vor allem sein, daß solche Bücher nur von Kleinstverlagen und in sehr geringer Auflage herausgegeben werden, denn wer außer den Einwohnern oder vielleicht ein paar Touristen sollte sich dafür interessieren, daß die Geschichte eben genau da spielt. Ich habe auch noch keine Eiffel-Krimis gelesen, weil ich keinen Bezug zu der Region habe.

 

Man kann natürlich einen Ort als Vorbild wählen und ihn beschreiben, ohne seinen Namen zu nennen. Damit bleibt es allgemein und der ein oder andere bemerkt es vielleicht, wenn er spitzfindig ist. ich weiß nciht, ob ich ein Buch kaufen oder lesen würde, das nur in meiner Stadt spielt, mich aber ansonsten nicht interessiert. Wenn es mich interessiert, würde ich es auch kaufen, wenn es nicht in meiner Stadt spielt.

 

Aus ganz anderer Sicht betrachtet kann man sich natürlich fragen, warum bestimmte Orte wie zum Beispiel New York oder London ganz selbstverständlich in der Literatur auftauchen und gerne gesehen sind, und warum z.B. München oder Frankfurt am Main es nicht sein sollen.

Gabi

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(Peter_Dobrovka)

Die Straßennamitis ist durchaus verwandt mit dem Phänomen, daß Leute recherchieren und es dann nicht übers Herz bringen, von ihrem Mühsam erworbenen Wissen das meiste aus dem Roman RAUSZULASSEN weil es keine Sau interessiert bzw. den Text versachbucht und zertrocknet.

 

Allerdings hat in diesem Falle der Wahnsinn Methode, denn diese Bücher sollen dem lokalen Käufer eine Identifikation verschaffen. Und das mit dem Holzhammer.

Ob das gut ist, d.h. bei der Zielgruppe absatzfördernd, vermag ich nicht zu sagen. Überregional ist es mit Sicherheit tödlich.

 

Deswegen muß man seine Orte nicht unbedingt erfinden. Mein erster Roman spielte zu einem großen Teil in Oberhessen, der aktuelle zu einem großen Teil in Hamburg. Und wie ich da reale Straßennamen verwende! - Aber nur dann, wenn die Erwähnung des Straßennamens irgendeinen tieferen Sinn in der Geschichte hat. Und das kommt im einen Roman einmal und im anderen zweimal vor.

Ich verwende auch reale Häuser und Geschäfte. Ich erfinde auch welche, aber nur, wenn ich was brauche, das es nicht gibt.

 

Ich finde es schöner, wenn möglichst wenig erfunden ist. Selbst dann, wenn ich die Stadt gar nicht kenne.

 

Peter

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Mein erster Roman spielte zu einem großen Teil in Oberhessen' date=' der aktuelle zu einem großen Teil in Hamburg. Und wie ich da reale Straßennamen verwende![/quote']

 

:o :o :o

 

Da bin ich ja gleich doppelt gespannt! ;D

Wenns nich hinhaut, gibts Megga!!!

 

Hanseatische Grüße,

Marco! :s17

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Hallo Claudia und willkommen hier!

Ich denke, die Antwort liegt darin, was du erreichen willst. Wenn du nur für dich schreibst und dir jede Buchkarriere egal ist, bist du vollkommen frei.

 

Mir hat mal jemand von einem Buch erzählt, das bereits die Erfolgsleiter hoch kletterte. Der Verlag und der Autor rieben sich die Hände. Plötzlich fiel einer Kölner Rezensentin auf, dass der Roman in Köln spielte. Sie kreierte eine Schlagzeile mit "der Köln-Roman" oder so ähnlich. Da Journalisten sich gegenseitig zitieren und oft mal faul sind, machte der Ausdruck die Runde. Das Buch trug einen Stempel. Die Verkaufszahlen gingen gleichzeitig sichtbar zurück. Der Autor kämpft heute offensichtlich, aus der Schublade "Köln-Autor" zu kommen. (Wobei aber Regio-Krimis wieder gut laufen können und sogar verfilmt werden).

 

Vor allem Publikumsverlage sind daran interessiert, dass ein Buch weiträumig ankommt. Dass es aber auch Menschen in anderen Ländern interessieren könnte, wegen der Lizenzen. Und da wird durchaus auf Kleinteiligkeit in Orten geachtet.

Praktisches Beispiel: Meine Romane spielen teilweise im Elsass. Absoluter Töter in diesem Geschäft! Das umgehe ich so: ich nenne nie Orte, es ist immer ein Synonym für Grenzgebiet, für europäisches, gemischtes Denken und Leben. Dazu kommen die Orte, die woanders auch ziehen könnten: Städte, die international bekannt sind oder Landschaften, in denen man gerne mal Urlaub machen würde.

So spielt mein jetziger Roman in einem erfundenen Städtchen namens Colombourg, in Südfrankreich im Quercy und im überall bekannten Baden-Baden, wie es keiner kennt... nämlich in den "russischen Kreisen".

 

Du siehst: Wichtig sind die Interessen der Leser. Du selbst kannst Fiktion mit Wirklichkeit sogar mischen, nur wenn du Realität beschreibst, sollte sie stimmen.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo miteinander,

 

erstmal herzlichen Dank für die hilfreichen Anregungen. Auch der Recherche-Thread war recht aufschlussreich.

 

Vielleicht denke ich ja auch zu kompliziert und viele Bezeichnungen kann man allgemein halten. Ich habe bei der Geschichte durchaus reale Orte und Gegebenheiten als Vorbild, werde diese aber mit erfundenen Örtlichkeiten mischen, daher die Idee eines fiktiven Namens für den Ort.

 

Ob die Geschichte irgendwann erfolgreich wird, weiß ich nicht, was ich sicher weiß ist, dass es mir kräftige Bauchschmerzen bereitet, mit Straßennamen und örtlichen Gegebenheiten "um mich zu werfen", ohne dass diese zwingend zur Geschichte gehören, nur damit ein lokaler Verlag "hier" ruft. :s03

 

Aber vielleicht ergibt sich im Laufe der Nachbearbeitung mir und meinen Testlesern noch eine zündende Idee :s20 - oder ich mache mir ganz einfach zuviele Probleme selber und sollte es lockerer angehen. Kann auch sein. :s15

 

Aber auf jeden Fall schon einmal herzlichen Dank für eure Anregungen.

 

Claudia

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Hi,

 

ich denke, man muss auch noch einmal unterscheiden. Es gibt echte "Regionalkrimis", d.h., Krimis, die mit Lokalkolorit nur so um sich werfen und deshalb auch in erster Linie ihre Leserschaft in der Gegend finden, in der sie spielen. Ich lebe ja in Münster, Münster ist eine totale Lokalkrimi Hochburg. Jeder Depp, der es kann oder auch nicht, schreibt hier Krimis und die werden in großen Mengen verlegt und finden ihr Publikum (wobei ich allerdings das Gefühl habe, so langsam ebbt das auch schon wieder ab). Diese Krimis könnten größtenteils aber problemlos auch in Trier, Buxtehude, Hannover oder Regensburg spielen, wenn man die Straßennamen austauscht.

 

Wenn man so einen Krimi schreiben möchte, dann kann man sich aussuchen, ob man den in einer bestimmten Stadt spielen lässt oder den Ort mehr oder weniger offen lässt, die Entscheidung für das eine oder andere hat wahrscheinlich mehr damit zu tun, an wen man den Krimi verkaufen möchte, als mit der Geschichte selbst.

 

Es gibt aber auch Krimis, bei denen ein lokaler Bezug für die Geschichte wichtig ist. Ein deutscher Börsenkrimi wird höchstwahrscheinlich in Frankfurt spielen und das erscheint mir hochgradig sinnvoll. Wenn es um einen Anschlag auf einen Bundestagsabgeordneten geht, dann wähle ich wahrscheinlich Berlin als Schauplatz (es sei denn, der Mensch ist gerade auf Heimaturlaub in seinem Wahlkreis, der kann dann wieder überall sein).

 

Gruß,

Capella

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Hallo Capella,

 

da hast du natürlich Recht. Wenn der Krimi nur in einer bestimmten Stadt Sinn macht, ist es auch klar, dass er dort spielen muss, mit allen Konsequenzen, sich an die realen Gegebenheiten zu halten. Aber das "Problem" sehe ich eben, wenn der Ort praktisch frei austauschbar ist und auch keine bestimmte Atmosphäre darin vorkommt, die es sonst nirgendwo anders gibt, also z. B. typisch bayrisch etc..

 

Liebe Grüße

Claudia

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ich versuche mich seit zwei Jahren an einer Geschichte die in Rom spielt. Mir ist damals aufgefallen, das ich versucht war zu viel Details, Namen, Plätze, Gebäude etc. reinzufrachten. Einer meiner ersten Testleser meinte dazu ob ich einen Reiseführer schreiben wolle. Hat mich damals echt getroffen, heute kann ich ihn verstehen. Ich finde man muss das nötige Augenmaß haben. Bei einer Weltstadt wie Rom mit weltbekannten Gebäuden kann man eher mal solche Namen verwenden.

Den Leser interessiert es vielleicht, ob die Handlung am Colosseum oder am Pantheon spielt. Bei Strassennamen bin ich mir da nicht mehr so sicher. In welcher Strasse in Kleinkleckersdorf der Protagonist seine Freundin meuchelmördert ist wohl egal, da muss der Plot stimmen und nicht die Hausnummer.

 

ciao

Fabrizius

Fabrizius&&Alle sagten das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hats gemacht
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(Peter_Dobrovka)

Ich denke mal, daß man bei einem realen Ort nicht mehr Straßennamen verwenden sollte wie bei einem erfundenen, dann hat man schon die halbe Miete.

 

Peter

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Hi Fabrizius!

Ein Ort wie Rom hat so eine gewaltige Ausstrahlung und Atmosphäre, daß es wahrscheinlich gar nicht notwendig ist, viele Straßen zu benennen. Versuche lieber das Ambiente einzufangen, das Rom unvergleichbar mit anderen Orten macht.

Sorry, ich liebe Rom, deswegen komme ich gerade ins Schwärmen.... :s18

Gabi

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Sorry, ich liebe Rom, deswegen komme ich gerade ins Schwärmen.... :s18

Gabi

 

oh, da schwärme ich mit. Manchmal fehlen mir die Worte Rom so zu schildern wie ich es sehe.

 

(Link ungültig)

 

Grüsse

Fabrizius

Fabrizius&&Alle sagten das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hats gemacht
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Hallo Claudia,

 

vor den gleichen Fragen habe ich auch gestanden, als ich mir den Ort für meinen Thriller ausgewählt habe.

 

Ich habe mich für eine bekannte reale Stadt (dt.) entschieden. Erstens weil der deutsche Leser sofort ein grobes Bild vor Augen (Sprache, Flair) hat, zweitens weil ich mich dort gut auskenne und drittens, weil es eine gute Basis für meine weitere Recherche war. Denn gerade kriminalistische Details können sehr lokalspezifisch sein.

 

Straßennamen habe ich eingeflochten, wo es der Beschreibung hilft, aber nicht damit der Leser Landkarten danach zeichnen kann.

 

Der andere Punkt, den du ansprichst, macht mir allerdings mehr Probleme:

Wie weit darf ich meine kriminelle Handlung an realen Orten spielen lassen?

(in einer Straße, auf einem Platz, in einem Gebäude)

 

Und als verwandte Frage:

Wenn ich Organisationen, Vereine, Gemeinschaften, religiöse Gruppen in kriminelle Handlungen verstricke, wie nah ran darf ich gehen, bzw. wie sehr muss ich verfremden?

 

Die katholische Kirche wird gerne als Umfeld für verbrecherische Vorfälle verwendet, aber wie unbedenklich ist das eigentlich bzw. wie muss ich mich als Autor dabei absichern um nicht am Ende verklagt zu werden?

 

Fragende Grüße

Janka

 

PS: Falls das Thema schonmal dran war, wäre über einen Link dorthin sehr dankbar.  :s18

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Die katholische Kirche wird gerne als Umfeld für verbrecherische Vorfälle verwendet, aber wie unbedenklich ist das eigentlich bzw. wie muss ich mich als Autor dabei absichern um nicht am Ende verklagt zu werden?

 

Dann bist du in bester Gesellschaft ;-)

Die vertragen schon was. Das beweisen viele Romane und Schriften. Das war all die Jahrhunderte so. Ein Giordano Bruno hat sie zur Weisglut gebracht - na ja, er wurde als Ketzer verbrannt.

Ich denke mal solange du keine Namen (Würdenträger) nennst ist viel tolerabel.

Wo würdest du dich denn im Klerus absichern wollen?

 

Grüsse

Fabrizius

Fabrizius&&Alle sagten das geht nicht, dann kam einer, der wusste das nicht und hats gemacht
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