Zum Inhalt springen
(Peter D. Lancester)

Regeln - nur dazu da, um sie zu brechen?

Empfohlene Beiträge

(Peter_Dobrovka)

Gebt euch nicht zu schnell gegenseitig recht, Petra, Jan und Nati!  :s22

 

Petra, dein Ansatz zeigt mir, wie man sich das Leben unnötig schwer machen kann, indem man immer mit dem Kopf durch die Wand will. Du brauchst keine Regeln, die engen dich nur ein, du findest auch alleine alles raus, was wichtig ist, gehst nach Gefühl, etc.

Schön, daß du am Ende doch Lesbares und Eßbares fabriziert hast. Dieser "dionysische Ansatz" funktioniert nicht immer, und in jedem Falle ist er mühseliger als der "universitäre Ansatz".

 

Gegen Korsette und blinde Regelgläubigkeit spreche auch ich mich aus, aber du gehst noch einen entscheidenden Schritt weiter, du propagierst die völlige Regellosigkeit.

 

Ich weiß nicht, ob du für dich damit auch in Anspruch nimmst, offener gegenüber Neuem etc. zu sein, in der Regel geht das eine mit dem anderen einher. - Dabei ist es doch so, daß wer Regeln ablehnt, sich anderen gegenüber verschließt und nichts annehmen will.

Ebenso natürlich der, der glaubt, alles sei bereits in Regeln gegossen und sklavisch seinem Frey oder Stein folgt.

Die Anthroposophen haben da eine hochinteressante Philosophie: Das Gegenteil einer schlechten Eigenschaft ist wieder eine schlechte Eigenschaft. (z.B. Geiz - Verschwendungssucht). Gut ist nur die Mitte.

 

Ich werde den Teufel tun und missionieren. Wer es sich schwer machen will, soll es schwer haben.

 

Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich glaube, die Diskussion hatten wir vor einiger Zeit hier schon einmal :)

 

Wenn ich eine Regel breche, dann merken das in der Regel ;-) nur andere. Für mich fühlt sich der Text an der Stelle einfach nur gut an. Und wenn ich mal keine Regel breche, dann auch nur, weil sich der Text da gut anfühlt.

 

 

Wenn es aus dem Bauch heraus klappt, umso besser. Aber wenn nicht - warum nicht den "trial and error"-Prozess verkürzen und per Fachlektüre ein paar Aha-Erlebnisse provozieren?

Warum muss ich mein Schnitzel fünf mal anbrennen lassen, wenn ich schon nach dem ersten Mal nachlesen kann, dass man Öl in die Pfanne tun sollte?

 

Liebe Grüße

Ursula

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Geschrieben von: Peter D. Geschrieben am: Heute um 15:57 Uhr

Gebt euch nicht zu schnell gegenseitig recht, Petra, Jan und Nati!

 

Lieber Peter,

 

wenn ich absolut gegen alle Regeln wäre, dann wäre ich wohl kaum hier um von den Autoren, die dieses Handwerk schon besser beherrschen als ich, Tipps und Ratschläge zu bekommen.

 

Mein: Danke Petra, jetzt fühle ich mich nicht mehr ganz so alleine.

 

bezog sich auf die Tatsache, dass ich diese Regeln, von denen hier gesprochen wird auch nicht alle kenne und ich mich deshalb bisweilen ziemlich klein und stümperhaft fühle.

 

LG

Nati

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

(Peter_Dobrovka)

Wenn es aus dem Bauch heraus klappt, umso besser. Aber wenn nicht - warum nicht den "trial and error"-Prozess verkürzen und per Fachlektüre ein paar Aha-Erlebnisse provozieren?

Warum muss ich mein Schnitzel fünf mal anbrennen lassen, wenn ich schon nach dem ersten Mal nachlesen kann, dass man Öl in die Pfanne tun sollte?

Sehr gut!

Jetzt ärgere ich mich, daß ich zwar dasselbe gesagt habe, aber mich wesentlich ungelenker ausdrückte. ;D

 

Peter

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hi,

 

etwas nicht zu wissen oder zu kennen ist kein Grund, sich klein und stümperhaft zu fühlen. Ich schreibe, seit ich 8 Jahre alt bin oder so. Und ich habe mir mit 32 Jahren das erste Buch über das Schreiben gekauft und mich das erste Mal mit Begriffen wie "show, don't tell" auseinandergesetzt.

 

Ich empfinde diese "Regeln" (ich würde so etwas wie "Show, don't tell" eher als Technik bezeichnen) auch nicht als einengend, sondern empfinde sie eher als Bereicherung. Es ist eine Art Werkzeugkasten (Stephen King benutzt dieses Bild, glaub ich, ich fand es jedenfalls sehr passend), aus dem man sich das aussucht, was man jetzt gerade braucht. Viele der Dinge, die ich in den Büchern gefunden hab, hatte ich in meinem privaten, über die Jahre selbst aufgebauten Werkzeugkasten schon drin. Die Bücher haben mir lediglich geholfen, sie konkreter zu benennen und ein paar weitere Anwendungsgebiete dafür zu zeigen und ein paar neue Werkzeuge zugefügt, die ich so noch nicht kannte. Außerdem bin ich einfach eine gnadenlose Theoretikerin und Systematikerin, ich möchte immer benennen können, womit ich es zu tun habe. Da finde ich Bücher über das Schreiben schon hilfreich.

 

Beim eigentlichen Schreiben setze ich die Regeln und Techniken auch nicht so bewusst ein. Sie helfen mir vor allem bei der Planung (etwas, mit dem ich mich immer noch schwer tue) und bei der Überarbeitung.

 

Gruß,

Capella

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das, was Jan angesprochen hat, ist fuer mich einer der springenden Punkte:

Begabung.

Ich habe durchaus selbst Begabungen erlebt, die so gross waren, dass der Inhaber keinerlei Regeln noetig hatte.

Zu diesen gehoert meine aber nicht.

Ich bin froh, wenn ich etwas ERLERNEN kann. (Auch beim Kochen. Nicht aus Kochbuechern, aber von meiner Oma habe ich sehr gerne gelernt.)

 

Der zweite springende Punkt, der mir hier zu fehlen scheint (aber ich habe auch nicht alles lesen koennen), ist die Frage:

Wer hat die Regeln aufgestellt?

Als muendiger Mensch erlaube ich mir - und dies ebenfalls auf allen Gebieten des Lebens - selbst auszusuchen, was ich als FUER MICH relevant erachte.

So beschaeftige ich mich beispielsweise nicht mit Regeln, die in bestimmten amerikanischen Schreibratgebern stehen, weil ICH Buecher diesen Stils weder gern lesen noch gern schreiben moechte. (Anderenfalls wuerde ich mich sehr wohl damit beschaeftigen).

Ausserdem lerne ich persoenlich eben lieber von meiner Oma als aus dem Kochbuch:

Das heisst, ich eigne mir Regeln am liebsten an, indem ich mir von Kollegen, die mich beeindrucken, erzaehlen - und am praktischen Beispiel - zeigen lasse, oder indem ich die Texte bewunderter Autoren lese (Die Kafka-Textsammlung "Ueber das Schreiben" zum Beispiel ist fuer mich das, was fuer andere ihr Frei ist. Nicht weil ich glaube, ich koenne lernen, wie Kafka zu schreiben. Aber weil Kafka nicht belehrt, sondern lehrt und weil ich ihm traue.)

 

Regeln, die mir auf solche Weise begegnen, nehme ich sehr ernst und fuer die bin ich sehr dankbar. (Freundliche Gruesse an Andreas und EvaV !) Was doch selbstverstaendlich nicht heisst, dass ich die befolgen muss, als stuende ich hier mit dem Mathebuch.

Mathematiker bin ich aus gutem Grund nicht geworden.

 

Nun koennte natuerlich jemand fragen: Muss jemand mit einer so unzureichenden Begabung ueberhaupt schreiben?

Die Frage stelle ich mir - beim Anblick vieler erschienener Buecher - in der Tat. Und wenn jemand sich die ueber mich stellt, dann finde ich das auch verstaendlich.

Aber ich hab darauf auch nur die uebliche bloede Antwort: Ich muss halt.

 

Zweitbeste Loesungen liebend gruesst

Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Leute,

zuerst @Peter: Ich kann dir weder widersprechen noch dir zustimmen, weil du mir Gedanken in den Mund legst, die ich gar nicht denke.  :s03

 

@alle: Wisst ihr, was ich immer wieder schade finde? Wenn man in einer Diskussion entweder harmoniesüchtig wird, und alles auf ein gleichgebügeltes Mittelmass bringen muss, nur um sich einig zu werden. Genauso schade ist es, wenn man Mannschaften oder Schubladen aufbaut, wo keine sind. Andreas, ich stehe nicht so weit weg von Evas letztem Posting, wie du glaubst  ::)

 

Wisst ihr, warum ich hier wieder so gerne lese? Weil ich Radieschen anbauen will. Hier finde ich Leute, die eine Schafherde über Hektare von Brachland treiben. Und ich finde Kleingärtner, die Gartenzwerge sammeln. Der Reichtum: Ich kann beide fragen, ob ich gute Erde habe. Ich kann mir aussuchen, wer mir den wichtigeren Tipp gibt... der Gärtner mit dem Lexikon oder der Typ, der das Gras wachsen hört.

Ich muss aber meine Radieschen letztendlich ganz einsam und alleine ziehen.

 

Diese Art des Lernens, genauso wie die intuitive und die von Eva angesprochene durch häufiges Lesen, die schätze ich hier so. Nur: dieses Lernen wäre hier nicht mehr möglich, wenn wir alle einer Meinung wären, wenn wir gleich funktionieren würden, wenn man aus uns allgemeine Regeln ableiten könnte ...obwohl Peter das sicher kann  :s12

 

Ich schau aus meinem Garten gerne über den Zaun (der ja auch etwas regelt). So lerne ich. Ich mag auch aus anderen Künsten für mein Schreiben lernen. Iris hat sie so schön aufgezählt (übrigens gehörte auch für Thomas Mann die Kochkunst dazu). Interdisziplinäres Lernen nennt man das heute ;-)

 

Lasst mich mein Schnitzel fünfmal anbrennen. Lasst mich Reinfälle erleben. Bitte!  :-*

Und tut mir einen Gefallen: Bleibt so facettenreich unterschiedlich, wie ihr seid. Einigt euch nicht auf Montsegur-Ratgeber-Status. Sonst kann nämlich ich nichts mehr lernen.

 

Kurzum: ich will viel mehr Mannschaften als nur zwei!

 

Schöne Grüße,

Petra

 

Nun hat Charlie schneller getippt - aber ihr gehört das goldene Radieschen! (Warum labere ich immer so lang, wenn man das viel kürzer sagen kann...)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Petra,

 

ok, ok, meinetwegen kannst du mit in die Mannschaft, aber nur, wenn du ins Tor gehst, hahaha! :s22

 

Aber ernsthaft: wir einigen uns nun also ganz harmoniesüchtig auf das chacun-à-son-goût -Prinzip?

Hm... das hilft einem Einsteiger natürlich wenig. Und alles nur wegen des unsäglichen Aphorismus' "Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden" ... was im Himmels Willen soll man auch damit anfangen?

Es hat doch so viel mit dem Charakter eines Einzelnen und seiner Begabung (guter Einwand!) zu tun. Denn nicht nur, um ohne Kenntnis von irgendwelchen Regeln instinktiv etwas Funktionierendes zustande zubringen braucht es Begabung, es braucht auch Begabung, um aus merhfachem Probieren die richtigen Schlüsse zu ziehen und zu lernen, und es braucht auch Begabung, um theoretische Regeln zu verstehen, richtig einordnen, richtig einsetzen und richtig ignorieren zu können.

 

Aber niemand hört ja auf mich  :-/, wenn ich vorschlage, dass wir doch erst einmal definieren sollten, um welche Regeln es hier überhaupt geht. Dann ließe sich nämlich viel einfacher und konkreter diskutieren, was davon allgemein sinnvoll oder nur speziell sinnvoll oder sinnlos ist.

 

Ah, ich armer Narr des Schicksals ... ;)

 

Andreas

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo zusammen,

 

so, da will ich noch mal was sagen:

 

Wenn ich eine Schreibregel befolge, dann befolge ich eine Regel. Der Erkenntnisgewinn, den der Aufsteller der Regel hatte, den habe ich nicht, weil ich keine Erfahrung dazu gemacht habe.

Somit ist das Handwerkszeug passiv- ich schränke mich auf den Rat einer Person ein, ohne es selber zu erfahren.

 

Wenn ich eine Regel absichtlich breche, dann stelle ich fest, ob es funktioniert oder nicht. Und kann an dem Text sofort erkennen, wie sich das auswirkt und an welchen Stellen die Regel wichtig ist (für mich, für die Leser, für die anderen) und wo nicht.

Ich mache dann meine Entscheidung zur Regel zu meinem persönlichen Handwerkszeug, indem ich sie aktiv ausprobiere.

Und muss mich nur auf mich verlassen.

 

Die Folgen von beiden Entscheidungen können die selben sein. Aber es sind nie die gleichen.

Je größer das aktive Handwerkszeug ist, desto mehr Möglichkeiten habe ich- auch wenn ich auf viele Möglichkeiten verzichte, weil sie für mich nicht funktionieren. Aktives Handwerkszeug führt aber bei vielen Regeln dazu, daß man an bestimmten Stellen den Regelbruch einsetzt, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. Wer nur auf eine Regel hört, dem fehlt diese Möglichkeit.

(Und noch eins: Viele Schreibregeln werden verkürzt dargestellt, vor allem in Schreibbüchern. Somit reduziert man seine Möglichkeiten enorm, und verliert viel "Handlungskompetenz" als Schriftsteller.)

 

Andererseits führt Regelkonformität dazu, daß man viel schneller schreiben kann, weil man nicht alles ausprobieren muss. Und man muss auch nicht jede Entscheidung selber treffen- es gibt viele andere Leute, die das für einen immer wieder überprüfen. Zudem gibt es noch eins: Wer alles selber entscheidet, der macht wesentlich mehr Fehler- weil man falsche Entscheidungen trifft.

 

kämpferische Grüsse

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Lasst mich mein Schnitzel fünfmal anbrennen. Lasst mich Reinfälle erleben. Bitte! :-*

Mit den Lehrbüchern kommen immer die Leute, die im Leben nicht begreifen, daß die Hand in der Nähe des Feuers erheblich lehrreicher sind als alle mütterlichen Warnungen.

 

Man läßt das Schnitzel nämlich nicht fünfmal anbrennen. Normalerweise fragt man vor dem ersten Kochversuch jemanden, von dem man weiß, daß er mehr von der Sache versteht als man selbst. Übertragen auf den Schriftsteller bedeutet das: Man liest.

 

Und zwar tunlichst nicht nur (!) Nett-unterhaltsames, sondern Klassiker, die immer noch gelesen werden.

 

Und wenn man dann mit einer Kruzgeschichte z.B. bei den 42erAutoren mal so richtig auf die Schnauze gefallen ist und sich ein paar herbe Kritiken eingefangen hat, dann hat man eine ganze Menge, worüber man nachdenken kann und wird dich die vorwitzigen Pratzen so schnell nciht nochmal verbrennen.

 

Übrigens: Meiner langjährigen Erfahrung in dieser berühmt-berüchtigten Vivisektionstruppe für Prosatexte besagt, daß das Studieren von Stein, Frey und wie diese Gurus alle heißen einen Dreck hilft. Ob mit oder ohne "handwerktheoretische" Vorbildung zerlegt es die meisten bei ihren ersten 20 Geschichten und Romanversuchen.

 

Und wenn sie sich dann das James-Frey-Stützwägelchen zulegen, damit sie nicht mehr so bös hinfallen, werden ihre Geschichte mechanisch und öd. ;)

 

Und ich bleib dabei: Handwerk gehört in den Bereich Disziplin, und das sind die Nullen, die man an die ZIffer hängt, die für die Begabung steht.

 

Und jetzt geh ich wieder zu meinem Gemüse! :p

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Andreas,

Hm... das hilft einem Einsteiger natürlich wenig.

Kurze Zwischenfrage, weil ich lang nicht mehr dabei war: Schreiben wir hier grundsätzlich für Anfänger als "Anleitung"? Da hier so viele veröffentlichte Autoren sind, würde ich mich nämlich auch gerne auf der Ebene austauschen wollen: "Du bist schon da oben, wie entwickle ich mich weiter?"

Und ehrlich: In den Bereichen, in denen ich Anfänger bin, lausche ich zehnmal lieber heimlich Fachgesprächen von Könnern untereinander als deren Aufbereitung für die Anfängervorlesung...

 

Aber niemand hört ja auf mich  :-/, wenn ich vorschlage, dass wir doch erst einmal definieren sollten, um welche Regeln es hier überhaupt geht.

Dazu isses jetzt zu spät ;-)

 

Ah, ich armer Narr des Schicksals ...  ;)

*Schachtelteufelchenlache*

 

Schöne Grüße,

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

kämpferische Grüsse

Wieso kämpferisch, Bluomo?

Wenn ich mal einen Ghostwriter brauche, komm ich zu dir. Du drückst meine Gedanken oft so gut aus, die ich nicht mal bis auf die Zunge / die Taste bringe!

Schöne Grüße,

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Naja, aber man kann doch ruhig schreiben, von mir aus auch jahrelang, ohne zu ahnen, daß der nette Effekt, den man sich für Seite 356 ausgedacht hat, genau auf das hinausläuft, was bei Herrn Frey die Prämisse genannt wird. Sprich: auch Petra wird wohl irgendwelche Regeln befolgen - und seien es nur Grammatikregeln - und gelegentlich mal die eine oder andere davon brechen, ohne zu wissen, wie diese Regel nun gerade im Fachgebrauch heißt. Ich denke, daß man durch fleißiges Lesen und Schreiben nach und nach alle gültigen Regeln (oder Gesetzmäßigkeiten) des Schreibens entdeckt, auch wenn man noch nie einen Schreibratgeber in der Hand gehalten hat. Als ich nach diversen Jahren der Schreiberei eines Tages so ein Buch fand und entdeckte, daß es für ein paar meiner Tricksereien wunderschöne Fachbegriffe gibt, habe ich mich richtig gefreut. Und Regeln gebrochen oder befolgt habe ich immer dann, wenn es gerade in den Satz bzw. die Szene paßte oder einfach nett klang.

Meine Homepage

 

Rabenzeit 1 gibt's als E-book und gedruckt bei Amazon. :)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Um welche Regeln geht es denn nun bitte?

 

Ich habe mich noch nie an welche gehalten. Jedenfalls nicht an solch mystische, um die es hier zu gehen scheint. Meine Regeln sind:

 

Was der Verlag vorgibt einhalten (z.B. mindestens 2 "heiße" Sexszenen, Seitenzahl, Happy End etc.)

Grammatik beachten

nicht zu viele und vor allem stimmige Vergleiche und Metaphern

versuchen show - don't tell zu beherzigen und dabei auch nicht zu übertreiben

sinnvolle, wichtige Dialoge

 

mehr fällt mir im Moment nicht ein. Alles andere ist "go with the flow" bei mir. Konflikt auf Seite sowieso, Höhepunkt in Kapitel soundso, plane ich nicht vor. Das setze ich "nach Gefühl". Demnach wüsste ich jetzt echt nicht welche Regeln ich brechen könnte.

 

LG

überfragte Joy

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich sehe bei 'Regeln', 'Plot Points' und ähnlichem, vor allem ein Problem:

 

Viele Erfolgreiche Bücher und Filme sind so konzipiert. Also stellt sich irgendwer ans Podium, schaut der Gruppe hoffnungsvoller Jungautoren ins Gesicht, lächelt feist, wobei er einen Goldzahn blinken lässt, und verkündet:

"Ihr wollt erfolgreich sein? Ihr wollt, dass man euch liest und vergöttert? (Natürlich will das erst mal jeder hoffnungsvolle Jungautor) Dann gibt es nur einen Weg: Haltet euch an die Regeln, setzt Plot Points, und automatisch werdet ihr Erfolgreich sein und nächstes Jahr in eurem haus am Genfer See leben!

 

Nun klappen die Jungspunde ihr Mäppchen zusammen, strömen aus dem Hörsaal, und im Bus auf dem Weg nach Hause überlegen sie, wo in ihrer Geschichte fehlt noch ein Plot Point. Was ist die Prämisse? Wieso fehlt der Set Point, wo doch jede erfolgreiche Geschichte einen hat?

Zu Hause an der Tatstatur zerknüllen sie dann ihre Zettel mit der Spitzenidee für einen Roman, malen sich auf ihr neues Papier erst mal ein Raster mit Plot Points, Prämisse und Konfliktebenen, löschen ihre alte Geschichte komplett und stürzen ihre ehemals legeren, jetzt nach Schema "D" (wie Brown) gefalteten Charaktere ins Standardlabyrinth, und verlieren entweder nach der Hälfte die Lust, weil sie gar nicht mehr wissen, was sie eigentlich schreiben wollten, (Denn als sie es wussten, wollten sie es nicht schrieben, sondern es erzählen) und nur noch Panik haben, den Plot Point zu verpassen, der doch unbedingt in dreissig Seiten kommen muss (Sonst kein Erfolg!!), oder kreieren Mittelmaß-Quark, den es a) schon dutzendfach gibt, und b) meist von jemand anderem viel besser in das Schema gestopft wurde.

 

Nur mal so am Rande,

Marco! :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Naja' date=' aber man kann doch ruhig schreiben, von mir aus auch jahrelang, ohne zu ahnen, daß der nette Effekt, den man sich für Seite 356 ausgedacht hat, genau auf das hinausläuft, was bei Herrn Frey die Prämisse genannt wird. Sprich: auch Petra wird wohl irgendwelche Regeln befolgen - und seien es nur Grammatikregeln - und gelegentlich mal die eine oder andere davon brechen, ohne zu wissen, wie diese Regel nun gerade im Fachgebrauch heißt.[/quote']

Schon allein deshalb würde ich niemals den Begriff "Regeln" verwenden. Es sind schlichtweg empirisch feststellbare Sachverhalte, die in bestimmten Zusammenhängen bestimmte Wirkungen erzeugen.

 

Einen Schraubenzieher benutze ich auch nicht nach "Regeln", sondern nach Handlichkeit.

 

Und sogar sprachliche (phonetische, orthographische, syntaktische ...) Regeln unterliegen einem Wandel.

 

Angemessenheit der Umsetzung erreiche ich nicht durch ein Korsett, sondern durch Erfahrung. Mag sein, daß das eine Baby durch ein Lauflernwägelchen besser laufen lernt, das eben andere ohne, das eine ein Gängelband braucht, das andere sich darin nur verfängt. ;D

 

Wenn ich mir die literarische Landschaft in Deutschland so anschaue, das qualitative Spektrum der Veröffentlichungen, dann sehe ich auch nicht den eminenten Vorteil, den diese Lehrwerke seit ihrem Aufkommen gebracht haben sollen -- jetzt mal von den Konten ihrer Autoren und Verleger abgesehen. ;)

 

Witzig, wie immer wieder die scharfe Kluft zwischen "E" und "U" aufgemacht wird -- selbst ohne die bösen Buchstaben zu nennen. Und es kommt immer von denjenigen, die sich martialisch der U-Fraktion verschreiben.

Da frag ich mich, was das soll, denn ich finde die Unterteilung schwachsinnig. Jede Literatur muß ihre Leser unterhalten, sie wohlwollend stimmen, um die Geschichte und ggfs. etwas darüber hinaus Weisendes zu transportieren; also ist alle Literatur auch U-Literatur -- die Frage ist nur für welche Zielgruppe.

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nun klappen die Jungspunde ihr Mäppchen zusammen, strömen aus dem Hörsaal, und im Bus auf dem Weg nach Hause überlegen sie, wo in ihrer Geschichte fehlt noch ein Plot Point. Was ist die Prämisse? Wieso fehlt der Set Point, wo doch jede erfolgreiche Geschichte einen hat?

Zu Hause an der Tatstatur zerknüllen sie dann ihre Zettel mit der Spitzenidee für einen Roman, malen sich auf ihr neues Papier erst mal ein Raster mit Plot Points, Prämisse und Konfliktebenen, löschen ihre alte Geschichte komplett und stürzen ihre ehemals legeren, jetzt nach Schema "D" (wie Brown) gefalteten Charaktere ins Standardlabyrinth, und verlieren entweder nach der Hälfte die Lust, weil sie gar nicht mehr wissen, was sie eigentlich schreiben wollten

 

Ganz im Ernst, dass es so läuft, glaube ich nicht. Und ich frage mich, wieso alle Gegner von Schreibregeln der fixen Ansicht sind, dass jeder, der Handwerksbücher liest, deren Inhalt unkritisch übernimmt und von da an als allein selig machende Technik betrachtet.

Natürlich ist Lesen die wichtigste Schule überhaupt, natürlich muss man herumprobieren. Aber was schadet es, wenn man sich ein wenig mit der Theorie befasst? Und dann für sich herauspickt, was einem selbst hilfreich erscheint?

Man wird dann immer noch genug Fehler machen, aber vielleicht einige auslassen. Ich weigere mich zu glauben, dass das dem schriftstellerischen Werdegang abträglich ist. Ebensowenig glaube ich, dass die Qualität eines Autors von der Menge an Schweiß, Blut, Tränen und zerrissenem Papier abhängt, die seinen Weg pflastern.

 

Liebe Grüße

Ursula

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ganz im Ernst' date=' dass es so läuft, glaube ich nicht.[/quote']

 

DASS es so läuft, sieht man doch schon hier im Forum...!

 

Alle schreiben fröhlich vor sich hin, haben eine geschichte zu erzählen, und kaum erwähnt jemand etwas von Prämisse, Plot Point, Set Point trallala, herrscht große Freude und: "Ja, du hast recht, ich bau das sofort ein!"

Das Schema zu kennen ist toll, ich würde es aber niemals befolgen, solange ich nicht in einem Verlag oder einer Branche (Wie dem Hollywood-Drehbuch) angenommen werden will, wo man es von mir als abolutes MUST GO erwartet!

Die Leute sollen erstmal erzählen ud schreiben, dann sollen sie sehen, dass die Plot Points ganz von selber gekommen sind!

Ich kenne mindestens zwei Leute, die immer gerne geschrieben haben, bis sie anfingen, sich mit den Schreibratgebern zu befassen, dann haben sie gelinde gesagt die Lust verloren. Hätten se man noch etwas gewartet!

 

Gruß,

Marco!  :s17

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Regeln?

Ich stehe wieder einmal im Wald.

 

Für mich gibt es nur die Regeln der deutschen Sprache. Alles andere schreibt mir die Geschichte vor, die erzählt werden will.

 

Wie schon so oft gesagt: Mit diesen Schreibbüchern - die ich gottseidank erst vor kurzem kennengelernt habe - kann ich nichts anfangen.

 

Mag sein, dass ich gewisse 'Regeln' schon lange in meinem Unterbewusstsein abgelegt habe - aus den Tausenden von Büchern aller möglichen Couleur, die ich bis zu dem Zeitpunkt gelesen habe.

 

Ich bezweifle, dass jemand, der keine guten Geschichten zu erzählen weiß, aus irgendwelchen Ratgebern lernen kann, wie man schreibt.

 

Iris sagte es schon: Die beste Schreibschule ist das Lesen.

 

Gruß Sysai

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich bezweifle, dass jemand, der keine guten Geschichten zu erzählen weiß, aus irgendwelchen Ratgebern lernen kann, wie man schreibt.

 

Hallo Sysai,

 

das glaube ich auch nicht. Aber ich glaube schon, dass ein guter Geschichtenerzähler dadurch zu einem noch besseren werden kann. Nicht, indem er sich sklavisch an das hält, was in den Büchern steht, sondern, indem er sie kritisch hinterfragt und das für sich mitnimmt, was passt.

 

Gruß,

Capella

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

ich glaube schon, dass ein guter Geschichtenerzähler dadurch zu einem noch besseren werden kann. Nicht, indem er sich sklavisch an das hält, was in den Büchern steht, sondern, indem er sie kritisch hinterfragt und das für sich mitnimmt, was passt.

 

Liebe Capella, das ist möglich,

- aber wenn ich diese 'Schreibratgeber' früher in die Hände bekommen hätte, würde ich nicht mehr schreiben. Das Zeug hätte mich nur frustriert.

 

Zugegeben, Gheron und ich haben ein paar Anläufe gebraucht, bis sich unser Erfolg eingestellt hat.  Aber die intensive Beschäftigung mit unserem 'Hobby' hat sich gelohnt.  ;D

Gruß Sysai

(gerade mit ihrem 11. Roman beschäftigt)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nicht, indem er sich sklavisch an das hält, was in den Büchern steht, sondern, indem er sie kritisch hinterfragt und das für sich mitnimmt, was passt.

 

Dem kann ich aus Erfahrung zustimmen. Obwohl das hier kein Thread über Schreibratgeber ist, aber sehr wohl um Regeln, und mit denen beschäftigen sich die Ratgeber.

 

Als ich mit dem Schreiben anfing war mein Talent sicherlich Grundbedingung und vorhanden, aber was der Schreibratgeber (habe nur einen gelesen) mir gab, war eine Art Aha-Effekt. Er konnte mir deutlich machen, was ich als reiner Leser bisher nicht in Worte hatte fassen können. Die Erklärung nämlich, warum ein Satz so besser klingt als anders. Das habe ich verinnerlicht und aus dem Ratgeber mitgenommen. Ich las vorher "unbewußt" und konnte nicht sagen woran es lag, wenn ein Text mich nicht ansprach. Heute kann ich es begründen, was natürlich hilft meine eigenen Texte mit anderen Augen zu sehen. Ohne dieses fast schon Schlüsselerlebnis durch den Ratgeber würde ich immernoch im Dunkeln tappen und "intuitiv" die Dinge erfassen, anstatt eine Gesetzmäßigkeit dahinter zu entdecken.

 

So könnte ich mir vorstellen, dass ein Ratgeber für jeden Anfänger etwas sinnvolles sein kann, wenn auch nur als Anregung.

 

LG

Joy

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wie ich sehe, ist ein schöner bunter Strauß an Meinungen zusammengekommen.

Anscheinend ist es ja zu spät, sich diese „Regeln“ mal anzuschauen, über die und deren Bruch hier diskutiert wird. Ich habe trotzdem mal einen kleinen Versuch unternommen.

Bei Google ergab die Suche nach Regeln lediglich Hinweise auf den Gebrauch der Grammatik. Wer stellt denn Regeln auf?, so fragte jemand hier zu Recht. Da gibt es einmal die Schreibbücher und die Schreibwerkstätten, wie schon erwähnt. Zwei dieser Bücher habe ich gelesen, wurde von Stephen King zu einer Kurzgeschichte inspiriert und habe mir eigentlich nur zwei Dinge gemerkt: wenn man ein sog. Fossil findet, sollte man danach graben. Von Frey: den Leser nicht zu langweilen und seine eigene Prämisse im Auge zu behalten.

Anders kann da eine Schreibwerkstatt verfahren.

Eine Kurzgeschichte müsste Folgendes enthalten, so wurde entschieden(das war erst eine Kann-, dann eine Muss-Regel):

 

Anfang, Mitte, Schluss

Einen direkten Einstieg

Handlungsorientierung (also kein innerer Monolog)

Einheit von Raum und Zeit

Dialoge

Einen Konflikt, der zu einem Höhepunkt führt, aber nicht unbedingt gelöst werden muss

Personen, die sich nicht verändern

Ein pointiertes oder offenes Ende

 

Der Roman basiere auf denselben Grundpfeilern, habe aber natürlich viel mehr Spielraum mit Rückblenden, Monologen usw.

 

Bei Wipikeda fand ich noch den Hinweis, das es Gattungskonzepte gebe. Und da stand zusammenfassend das, was ich hier auch stellenweise gelesen habe:

 

Der Kritik eröffneten sich mit den Gattungen und den zu ihr bestehenden Informationen flexible Optionen, mittels derer sie auf aktuelle Werke eingehen konnte: Stücke konnten

·die Regeln der Gattungen einhalten und deswegen gut sein,

·schlecht sein, obwohl sie die Regeln einhielten,

·schlecht sein, weil sie (derart sklavisch) Reglen befolgten, statt poetisches Talent zu beweisen, sie konnten endlich nicht minder

·gut sein, weil sie die Regeln verletzten, und einem poetischen Genie folgten.

 

Ich persönlich ziehe das Fazit daraus: viele Bücher, die ich gelesen habe, leiden unter Wiederholungen, labrigen oder langweiligen Passagen und schiefen Bildern. Von Schreibratgebern und Werkstätten habe ich ein paar Anregungen erhalten, so wie mir auch früher Rezeptsammlungen Anregungen lieferten, die ich dann nach meinem Gusto variiert habe. Und am meisten habe ich, wie wohl alle hier, durch das Lesen von Büchern, insbesondere der Klassiker erhalten.

 

Geregelt- ungeregelte Grüße

Christa

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Andreas,

Kurze Zwischenfrage, weil ich lang nicht mehr dabei war: Schreiben wir hier grundsätzlich für Anfänger als "Anleitung"? Da hier so viele veröffentlichte Autoren sind, würde ich mich nämlich auch gerne auf der Ebene austauschen wollen: "Du bist schon da oben, wie entwickle ich mich weiter?"

Und ehrlich: In den Bereichen, in denen ich Anfänger bin, lausche ich zehnmal lieber heimlich Fachgesprächen von Könnern untereinander als deren Aufbereitung für die Anfängervorlesung...

Tja, ein guter Punkt, Petra.

 

Ich bemühe mich ja, das Forum in einer guten Waage zu halten, also Inhalte von und für Profis, die also auf einer höheren, fortgeschritteneren Ebene ansetzen, aber auch solche für austrebende, ernsthaft ambitionierte Einsteiger (Hobbyschreiber und rein egozentrische Gelegenheitsdichter lasse ich dabei bewusst aus).

Aber von daher lassen solche Diskussionen also durchaus Spielraum nach beiden Seiten hin zu.

 

So kategorische Positionen wie "Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden" und "Schreibratgeber taugen nichts" halte ich solange für problematisch, wie nicht das Für und Wider der entsprechenden Herangehensweisen erörtert wird. Denn sonst wären es ja nur ebenso dogmatische Behauptungen, wie die hier zum Teil "verteufelten" Schreibratgeber selbst.

 

Aber nun haben wir das ja in diesem Thread ausführlich ausgeleuchtet. Es gehört auch immer der Kontext dazu, also: wer sagt das, wie fortgeschritten ist diese Person, was schreibt sie so, kann ich das auch auf meine Fähigkeiten und mein Genre übertragen, etc. Ich finde, wir haben dabei zu sehr viele und gute An- und Einsichten herausgearbeitet!

 

Und klar wird glaube ich auch, dass die meisten von uns mit ihrem Handwerk ohnehin irgendwo in der Mitte stehen und sich zumeist nur um der korrekten Diskussion willen mal schützend auf die eine und mal auf die andere Seite stellen.

 

Vielleicht wäre es wirklich einfacher gewesen, diese bösen, ominösen Regeln mal aufzuführen, und wir hätten früh festgestellt, dass ein Großteil entweder auch für Regelfreaks bloß als vage Empfehlung oder gar als Unsinn abgetan werden und anders herum bestimmte Grundregeln auch von Regelablehnern längst als selbstverständlich und indiskutable handwerkliche Grundlage instinktiv verwendet werden.

Und in den Fällen, wo es nicht so ist, wo also ein Profi sagt: "Sorry, aber das ist völliger Unfug" dort wäre dann eben die konkrete Profibeurteilung nützlich: warum ist das Unsinn, wie geht es auch anders, usw.

 

Wenn ich einen Schreibratgeber lese (und die lese ich gern), dann denke ich mir bei einigen Sachen auch: "Was für'n Quark", bei anderen "Ja, logisch, ist doch nix Neues" und wieder bei anderen Tipps "Hm... interessanter Aspekt, mal merken, mal ausprobieren". Und je nach schriftstellerischer Erfahrung und auch nach Genre empfindet diese Gewichtung Jeder anders.

 

Frustriert hat mir bisher keiner dieser Ratgeber, im Gegenteil eher gelangweilt, erregt oder vielleicht sogar beflügelt, wenn ich feststelle, dass ich längst selbst so schlau bin wie der Autor.

 

Den Vergleich mit der heißen Herdplatte finde ich schön, weil man ihn weiter strapazieren kann. "Nicht anfassen, du verbrennst dich!" - ist dieser Ratgeber blösinnig, weil Jeder seine Erfahrung selbst machen soll? Natürlich nicht! Es warnt ja nur vor einer Gefahr. Nur wenige Kinder werden davon traumatisiert und deswegen ihre Leben lang mit großer Furcht einen weiten Bogen um die Herdplatte machen. Der Mutige, der Forscher fasst irgendwann ja doch an. Und siehe da: Scheiße, ist das heiß! Oma hat Recht gehabt. Aber wenn man's ganz ganz schnell macht und mit abgeleckten Fingern, dann zischt es bloß und tut gar nicht weh. Auch eine interessante Erfahrung - und haha, die ist diesmal nicht von Oma! ;)

 

Es hat doch alles seinen Platz, jedes Tierchen sein Plaisierchen. Nein?

 

Wie wäre es damit: "Etwas Neues entsteht dort, wo etablierte Grenzen bewusst und mit handwerklichem Geschick durchbrochen werden."

Das lässt offen, ob dieses Neue dann auch zwangsläufig herausragend oder besser ist ... jedenfalls wäre das aber das Ziel der Übung.

 

So ?

 

Andreas

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...