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eva v.

let's talk about sex!

Empfohlene Beiträge

hallo,

 

nach dem zackern und zagen in den textkritiken möchte wohl keiner so wirklich intim in die thematik einsteigen, schon gar nicht mit eigenen textproben  ;D oder liegt es daran, dass der strenge moderator die peitsche so locker sitzen hat?  :s22

 

wie dem auch sei, das thema ist trotzdem spannend, und sicher hat so jeder von euch schon seine probleme damit gehabt. von daher ist es eindeutig auch eine handwerkliche frage: wie schreibt ein autor eine gute sexszene?

 

wie vermeidet man platitüden, klischees, ein klipp-klapp, das einer gebrauchsanleitung ähnelt? also: wie haltet es ihr es bei euren sexszenen? wie geht ihr das ganze an, von der wahl des vokabulars angefangen über die kulisse, die "technik", bis hin zur genauigkeit der beschreibung?

 

welcher roman hat euch jeweils in dieser beziehung positiv oder negativ beeindruckt, habt ihr schriftstellerische vorbilder in sachen erotische szenen?

 

mögt ihr eine erzählung lieber plastisch oder bevorzugt ihr die kunst des weglassens? alles bis ins letzte schildern oder ausblenden? wie wichtig sind gefühle? gibt es für euch totale no-gos oder flops in büchern?

 

interessierte grüße,

eva v.

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Liebe Eva,

 

ich bin laut einiger meiner Leser einer Meisterin der "unappetitlichen" Sexszenen - also immer dann, wenn die Sache nicht als schön und genussvoll beschrieben wird, sondern als Missbrauch, Gewalt, Unterwerfung etc.

Mein Anspruch dahinter ist vor allem, mein Genre des historischen Romans mit einem größtmöglichen Realismus zu bedienen (und der Blick auf die Sexualgeschichte zeigt ja oft, dass Sex = Genuss nicht immer und schon gar nicht für Frauen so gegolten hat.)

 

Bei solchen - ich nenne sie mal - "grausamen" Szenen gehe ich relativ genau und mit einem gewissen Naturalismus ans Werk. Umso schwerer fällt es mir dann, mal eine schöne Liebesszene zu schreiben. Da habe ich immer Angst, ins Kitschige und Schwülstige zu verfallen - und ich habe schon den Hinweis bekommen, da mal ein bisschen deutlicher zu werden.

 

Soweit mal meine Erfahrungen ... ich finde das übrigens ein spannendes Thema...

 

Julia

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welcher roman hat euch jeweils in dieser beziehung positiv oder negativ beeindruckt, habt ihr schriftstellerische vorbilder in sachen erotische szenen?

 

 

Ich beantworte erst einmal diesen - einfacheren - Teil.

Da brauche ich keine Sekunde zu ueberlegen - mein Favorit, mein Mr. Sex-Scene, once and forever:

 

D.H. Lawrence: "Sons and Lovers".

 

Schon wenn in diesem Buch einer sich waescht, geht's mir freundlich.

Ein wunderbares Beispiel fuer einen Autor, dem man den Sex glaubt.

D.H. Lawrence beobachtet in diesem Roman menschliche Koerper so praezise, klug, glasklar, glasscharf und zaertlich, dass man sie vor sich sieht und beruehren moechte.

 

Auch ansonsten ist D.H. Lawrence ein Autor, bei dem - fuer mich - jede Szene erfolgreich Sinnlichkeit atmet. Und darin liegt fuer mich viel von dem Geheimnis.

 

Ich habe auch die Sexszenen ins Klaus Manns "Flucht in den Norden" genossen. In diesem Buch schwimmt ein schoenes Maedchen nackt in einem Fjord. Eine wundervolle Szene!

Fuer meinen persoenlichen Geschmack gehen Klaus Mann schon gelegentlich die Pferde ein wenig zu sehr durch, einzelnes geraet ein wenig zu dick, zu schwuelstig, auch pathetisch und dadurch fast laecherlich. Da dies aber in fuer mich ertraeglichen Grenzen bleibt, zaehle ich auch diesen Roman zu meinen "unerreichbaren Vorbildern".

 

Noch ein Handvoll weiterer Romane fielen mir ein. Aber weit mehr, wo ich den Sex misslungen finde.

 

Vielen Dank, Eva.

Herzliche Gruesse von

Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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An sich hasse ich Sexszenen und finde sie albern. Mir fällt nur ein einziges Buch ein, in dem ich eine Sexszene einmal gelungen fand, und das auch nur, weil die Chemie zwischen den personen stimmte, und ich selbst ein wenig in die Dame verliebt war:

 

"Zwielicht" von Dean Koontz!

 

Ohnehin ein empfehlenswertes Buch!  ;D

 

Auf jeden Fall finden sich da zwei Jugendliche, die beide vom Leben gezeichnet sind und auf der Flucht, und im anderen jeweils den letzten Anker in dieser Welt finden, und sich dann, eher zufällig, bei Vollmond im Sommer an einem See begegenen.

Der Akt selber war recht kurz und nüchtern geschildert, ich fand jedoch das gesamte Drumherum so atmosphärisch, dass es einfach gepasst hat.

 

Für mich ist die Atmosphäre und dass sie realistisch ist, vermutlich wichtiger, als wer jetzt wem wann wohintatscht...

 

Liebe Grüße,

Marco!  :s17

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Hallo beisammen,

 

Sexszenen in Büchern gehören für mich genau so dazu wie zu Filmen oder zum wahren Leben ;D.

Hinzufügen sollte ich aber, dass ich eine seitenlange Sexszene irgendwann zum :s14 finde. Ich brauche auch keine genauen Beschreibungen, es reicht mir aus, zu erfahren, wie die Protagonisten fühlen, was sie spüren, wie sie zueinander stehen. Das sagt oft mehr aus.

 

Gelungene Sexszenen, finde ich, schreibt Phillip Djian, von dem ich einige Bücher besitze.

 

LG

Kristin

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(Peter_Dobrovka)

Erotik ist für mich ein Bestandteil des Lebens, aber nur einer von vielen. Ich freue mich sehr, wenn in einem Roman Erotik vorkommt, käme aber nie auf die Idee, einen erotischen Roman zu lesen.

 

Was ich in einer erotischen Szene gerne lese, hm. Ich weiß ja, wie "es" geht, darum langweilt es mich, wenn es zu explizit ist.

Exakt genau so, wie es mich langweilt, ein Essen beschrieben zu bekommen, bei dem jeder Handgriff und jedes Instrument inklusive seiner Benutzung vorkommt, oder eine Achterbahnfahrt, bei der jede Kurve und jeder Hubbel seinen eigenen Satz hat, so will ich gar nicht wissen, wo die Beteiligten bei einer Sexszene überall ihre Finger, Zungen und Genitalien hinstecken. DASS sie sowas eventuell tun, interessiert mich schon, aber eben nicht im Detail.

 

Was ich dagegen sehr mag, sind Ungewöhnlichkeiten. In MonstroCity gibt es eine erotische Szene, bei der der Prot. seine Freundin, während sie reden, beiläufig mit ihrem Lippenstift anmalt. Brustwarzen, Bauchnabel ... Und dann:

Ich sah dabei zu, wie Gaby, immer noch nackt, in jede er acht Ecken meines Schlafzimmers eine Kerze auf den Boden stellte, auch in dem Erker. Zuvor hatte sie mich mein geometrisches Muster auf ihrem Körper vollenden lassen. Auf beiden Armen und beiden Beinen verlief jetzt ein Strich; es sah so aus, als hätte ich den Verlauf ihres Blutes - oder ihres Geistes - nachgezeichnet. Ich hatte meine Komposition vervollständigt, indem ich mit dem weichen Lippenstift eine letzte Linie mitten durch ihr Gesicht zog, von der breiten Stirn über die lange hübsche Nase bis zur Spitze ihres Kinns. Sie sah nun aus wie die Priesterin eines primitiven Stammes. Die laszive Göttin eines Fruchtbarkeitskultes. Ich konnte es kaum abwarten, bis dieses Kerzenspiel wieder vorbei war, damit ich sie so, wie sie jetzt aussah, lieben konnte.

Der Sex als solcher ist für mich bei weitem nicht so interessant wie das Drumherum.

 

Peter

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Liebe Leute,

 

hallo,

nach dem zackern und zagen in den textkritiken möchte wohl keiner so wirklich intim in die thematik einsteigen, schon gar nicht mit eigenen textproben  ;D oder liegt es daran, dass der strenge moderator die peitsche so locker sitzen hat?

Bei mir lag das Schweigen daran, dass ich erst jetzt weiß, wo ich meinen Senf abgeben DARF :s21

Mit Textproben habe ich keine Probleme, da sie unter meinem Namen ja auch gedruckt werden (deshalb aber nicht in "Textkritik" passen). Heißt ja nicht, dass die Autorin dann auch solchen Sex hat - ein Missverständnis, dem viele Leser unterliegen.

 

wie schreibt ein autor eine gute sexszene?

Dafür habe ich absolut kein Rezept. Hätte ich eines, würde ich mir nicht selbst dermaßen einen abbrechen, eine zu schreiben.

 

also: wie haltet es ihr es bei euren sexszenen?

Erst mal muss bei mir ein Buch keinen Sex enthalten, um ein Buch zu sein. Genauso wie mit dem Essen, Reden, Musik machen etc. soll die Szene eine Funktion haben... ich schreib ja keine Anleitungen...

Was dann die Personen treiben, hängt von der Funktion ab, wobei ich auch heftige Unterschiede mache zwischen Erotik ohne Sex, Sex mit Erotik, Sex ohne Erotik etc. Je nachdem, was ich da brauche und wie das stilistische Umfeld des Romans ausieht, schreibe ich die Szene.

 

Beispiel: In meinem ersten Roman gibt es zwei vollkommen antierotische Sexszenen. Ein männlicher Testleser hat mal gesagt, er habe noch nie eine Sexszene gelesen, in der zwei es bis zum Schluss treiben und in der trotzdem absolut nichts vorkommt, was einen auch nur annähernd an Sex oder Erotik erinnern könnte. Das ist Absicht, als Bruch...weil die Protagonistin total verknallt ist, aber jede Menge Tomaten auf den Augen hat. Der Leser soll händeringend rufen: "Mädchen, wach doch endlich auf!"

 

In meinem gerade fertiggestellten Roman kommt auch eine Sexszene vor. Bestimmte Gefühlszustände der Protagonistin beschreibe ich in sehr poetischer Sprache. Also wird der Sex hier ebenfalls in Metaphern, auf poetischer Ebene, beschrieben... mit aller Freiheit für den Leser, sich etwas vorzustellen. Aber auch hier ein Bruch... die Protagonistin bemerkt noch in dieser Sprache eine Veränderung... beim Erwachen (und Ergebnis) gerät sie dann wieder in Normalsprache.

Ob es funktioniert, ob es erotisch wirkt, ob ich das sprachlich so extrem machen kann... das wissen derzeit noch die Götter und das Lektorat. :s02

 

wie geht ihr das ganze an, von der wahl des vokabulars angefangen über die kulisse, die "technik", bis hin zur genauigkeit der beschreibung?

Sowohl als Leserin wie als Autorin hasse ich Detailbeschreibungen (Erotik liegt für mich in der Lücke), ausufernde Längen und abgegriffenes Vokabular - es sei denn, letzteres passt zur Art der Darstellung.

 

habt ihr schriftstellerische vorbilder in sachen erotische szenen?

Aus dem Ärmel leider nicht. Robert Ludlum ist auf meiner Hitliste der Erotikzerstörer, nach dem Motto, "hätte er die Szenen doch nur gelassen". Als Teenie fand ich die Emanuelle-Romane sehr erwärmend, ob die heute noch wirken würden, weiß ich nicht.

 

mögt ihr eine erzählung lieber plastisch oder bevorzugt ihr die kunst des weglassens? alles bis ins letzte schildern oder ausblenden? wie wichtig sind gefühle?

Auch wenn jetzt einige stöhnen, weil die Diskussion schon so oft da war: Es kommt drauf an, in welchem Genre ich schreibe und welches Geschlecht das Publikum hat. Frauen erleben Erotik anders als Männer (Erotik, nicht Sex!)... ich empfehle dazu immer gerne die Uraltuntersuchungen (immer noch aktuell) von Nancy Friday... die Bücher hießen damals "die sexuellen Fantasien der Frauen / der Männer". "Erleben anders" meint nicht die Inhalte / Wünsche / Gelüste, sondern die Art der Wahrnehmung / Kommunikation.

 

Noch was ist mir wichtig: Erotik im Ursinne hat nichts zwingend mit Sex zu tun, sollte man nicht vergessen. Man kann äußerst erotisch schreiben, ohne dass da welche irgendwas tun. Alles, was mit Sinnenöffnung zu tun hat, kann erotisch sein. Ich halte z.B. eine Szene bei mir für sehr erotisch, in der die Prota Musik hört. Sie bekommt da weder irgendwelche körperlichen Gefühle, noch denkt sie im Entferntesten an Sex. Aber mir geht es beim Lesen - wie Charlie das so schön sagt - freundlich. Sowas mag ich lieber als Sexszenen... ist aber fast noch schwerer zu schreiben... jedenfalls für mich.

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo,

 

hat jemand von Euch "Erotik schreiben" von Elizabeth Benedict geklesen?

Ich fand´s sehr enttäuschend, weil ich die von ihr als positive Bespiele geschilderten Szenen samt und sonders als unerotisch empfand. Hat mir wieder mal klar gemacht, wie sehr gerade erotische Szenen (von denen spreche ich, nicht von Sexszenen) absolut Geschmackssache sind.

 

Meine Probeleserinnen waren bei meinem Text auch sehr unterschiedlicher Meinung, was damit zusammenhängt, daß sie sehr unterschiedliche Ansprüche hatten, von "Brauch ich gar nicht in einem Buch" bis "Brauch ich unbedingt".

 

Gruß

Uschi

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Hallo Eva,

 

nach dem zackern und zagen in den textkritiken möchte wohl keiner so wirklich intim in die thematik einsteigen, schon gar nicht mit eigenen textproben  ;D oder liegt es daran, dass der strenge moderator die peitsche so locker sitzen hat?  :s22

 

Bei mir liegts eher daran, dass meine Sexszenen zu lang sind.  ;D

 

wie dem auch sei, das thema ist trotzdem spannend, und sicher hat so jeder von euch schon seine probleme damit gehabt.

 

Nein, hatte ehrlich gesagt noch nie Probleme damit.  Das ist neben Actionszenen das Einzige was bei mir so richtig flutscht - schreibtechnisch meine ich. ;)

 

wie vermeidet man platitüden, klischees, ein klipp-klapp, das einer gebrauchsanleitung ähnelt?

 

Hm, gute Frage. Dazu müsste ich wissen, ob ich Platitüden und Klischees vielleicht verwende ohne es zu merken. Die meisten Leser scheinen jedenfalls beim Lesen mitzufiebern, also kann es so schlimm nicht sein. :s18

 

also: wie haltet es ihr es bei euren sexszenen? wie geht ihr das ganze an, von der wahl des vokabulars angefangen über die kulisse, die "technik", bis hin zur genauigkeit der beschreibung?

 

Vor allem gehe ich mit jeder Menge Spaß dran, das ist für mich das Wichtigste. Müsste ich mich quälen, so eine Szene zu schreiben, würde das nie was werden. Das Vokabular kommt bei mir beim Schreiben, ich versuche, dabei recht genau zu sein, aber nicht klinisch. Dazu kommt eine gewisse Abwechslung, denn 10 Mal das gleiche Wort auf einer Seite ermüdet doch ziemlich. ;) Meine Szenen sind wie gesagt sehr ausführlich, d.h. das Ganze wird von vorne bis hinten durchexerziert, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Kulisse ... ich mag es mit Abwechslung. Deshalb werden Betten häufig links liegen gelassen und lieber Dusche, Theke u.ä. genommen - natürlich passend zu den jeweiligen Helden. Ich erwähne lieber nicht das Motorrad ... 8)

 

welcher roman hat euch jeweils in dieser beziehung positiv oder negativ beeindruckt, habt ihr schriftstellerische vorbilder in sachen erotische szenen?

 

Vorbilder würde ich nicht sagen, aber ich mag sehr gerne Linda Howards Szenen oder auch Suz Brockmanns. :)

 

mögt ihr eine erzählung lieber plastisch oder bevorzugt ihr die kunst des weglassens? alles bis ins letzte schildern oder ausblenden?

 

Plastisch, plastisch! Und keinesfalls ausblenden, außer es wäre die x-te ähnliche Szene im Buch.

 

wie wichtig sind gefühle?

 

Schon sehr wichtig, ohne Gefühle auch keine ansprechende Liebesszene. Natürlich kann man schon mal eine heiße Szene setzen, ohne dass viel mehr als eine riesige Anziehung da ist, aber es sollte schon klar werden, dass da irgendwo verborgene Gefühle sind.

 

gibt es für euch totale no-gos oder flops in büchern?

 

Hm. Sex mit Tieren? ;) Scherz beiseite, alles was sich gezwungen anhört oder was gerade mal zwei Zeilen lang ist, ist für mich ein Flop. Kommt natürlich auch immer darauf an um was für ein Genre es sich handelt, ich beziehe mich natürlich auf Liebesromane, bzw. Romantic Suspense. Ach ja, und wenn noch mit mehreren Partnern rumgemacht wird (nachdem Held und Heldin zusammen sind), ist auch nicht so mein Ding.

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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Hallo Leute,

 

ich kann gar nicht sagen welche Autoren mich in dieser Hinsicht positiv beeindruckt haben, denn es waren recht viele. Die amerikanischen Autorinnen von Nora Roberts bis Linda Howard sind Profis in Sachen Sexszenen. Je nach Figur wird der Sex sanft beschrieben oder fast schon pornografisch. Aber nie wie eine Gebrauchsanweisung. Immer sehr auf die Figur bezogen und jeweils überzeugend. (Allerdings nur in Englisch. Habe grauenvolle deutsche Übersetzungen gesehen!)

 

Ich selbst versuche Details zu beschreiben, oder besser Stadien der Erregung, ohne die Dinge beim klinischen oder obszönen Namen zu nennen. Ich bastele recht lange an solchen Szenen. Ich finde sie gehören in meine Bücher, die genrebedingt eine Liebesgeschichte enthalten. Die meisten Leserinnen mögen aus dem Schlafzimmer nicht ausgeschlossen werden. Ich selbst mag es auch wenn ich zu sehen bekomme wie der Held sich auf diesem Gebiet anstellt. Dabei kann das sehr schön indirekt beschrieben sein, das ist genauso okay wie der Einsatz einschlägiger deutlicher Worte. Es muss zum Stil des Buches passen. Ein freches Buch, das plötzlich scheu daher kommt ist genauso unpassend wie ein stilles, das plötzlich wild und pornografisch wird. Die Heldin ist mir dabei ziemlich schnuppe. Weiblich bin ich selbst, da interessiert es mich nicht was die Heldin dabei empfindet wenn ihr jemand an den Nippeln saugt. (Nippel  - scheußliches Wort übrigens)

 

Ich halte mich bei meiner eigenen Schreibe an das, was ich selbst gern lesen würde. Okay, meistens. Manchmal kommt der Sex auch etwas zu kurz, nämlich dann, wenn die Lovestory nicht der tragende Teil des Buches ist. Aber selbst dann findet er statt ohne die berühmte Abblende.

 

Bei meinen eigenen Sex-Formulierungen finde ich es am schwersten mich von Buch zu Buch nicht zu wiederholen. Ich meine, Sex ist immer nur Sex. Und dennoch möchte ich ihn gern in jeder neuen Geschichte wieder neu beschreiben, so als sei er von diesem Pärchen eben erst neu entdeckt worden (was das Pärchen genau so intensiv empfinden sollte). Also muss man die Psychologie der Figuren einbringen und schon wird es jedes Mal ein bisschen anders. Schwer bleibt es trotzdem.

 

Es gibt da eine Bezeichnung die auf meinen geschriebenen Sex zutrifft: Blümchensex. Bisher habe ich noch keine Perversitäten von mir gegeben und keine Vergewaltigungen, auch kein Bondage oder sowas. Es hat sich noch nicht ergeben, es hat noch nirgends reingepasst. Aber Blümchensex, der passt fast immer und man macht nichts falsch. Die meisten Leserinnen stören sich nicht daran. Und ich finde es besser hinterher zu hören der Sex sei so lala gewesen, als „un-glaub-lich!!!“ oder „em-pö-rend!!!“ (Das sagt übrigens meine Mutter schon über meinem Blümchensex)

 

LG

Joy

 

Hab was vergessen, die no-gos: Kindersex, Tiere und andere Scheußlichkeiten. Darüber möchte ich auch nichts lesen. Im Liebesroman haben auch goldene Duschen nichts verloren und andere Praktiken, die in die reine Erotik- oder Sexschublade gehören. Aber ich denke das versteht sich von selbst, oder nicht?

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Hallo,

ich glaube, ich stehe mit meiner Meinung ziemlich singulär da. Aber: Ich brauche keine Sex-Szenen. Das hat nichts mit Prüderie zu tun, sondern damit, daß solche Szenen den wenigsten Autoren gut gelingen, und ehe ich mir peinlich schlechte Sexszenen a la "Schulmädchen-Report" antue, bin ich immer für die Kunst des zeitgerechten Abblendens.

Erotik kann, sollte man sogar erzeugen, aber direkte Sexszenen finde ich selten geglückt.

 

Eine der wenigen Ausnahmen, die mir auf Anhieb einfallen, kenne ich aus Antonia Skármetas "Mit brennender Geduld". Dort paraphrasiert der Autor, das bekommt er aber auf eine so geschickte Art und Weise hin, daß man weiß, es geht ziemlich gründlich zur Sache. Das ist derb, ohne vulgär zu werden, aber so können es wirklich nur die wenigsten Autoren.

 

Ich weiß, heute geht kaum ein Roman mehr OHNE ordentliche Sex-Szene, aber den Grund dafür (rein von Seiten der Lesererwartung) kann ich mir nicht erklären. Der beste Sex ist für mich der, der sich in der Vorstellung des Lesers abspielt. Der Autor kann die Figuren so ausarbeiten, daß man eine Vorstellung davon hat, wie sie im Bett (oder wo auch immer) sind. Ich finde das eigentlich ansprechender.

 

@Petra:

Sowohl als Leserin wie als Autorin hasse ich Detailbeschreibungen (Erotik liegt für mich in der Lücke)

geht mir genauso :)

 

Liebe Grüße

Anna

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Gheron und ich schreiben über Sex genau so wie über das Wetter: Was für die jeweiligen Protagonisten wichtig ist, wird erzählt, aber wir verlieren uns nicht in Einzelheiten und walzen nichts aus. Das überlassen wir der Fantasie unserer LeserInnen.

 

Gruß Sysai

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Hallo Anna,

 

ich glaube Sex-Szenen sind in Büchern deswegen gern gesehen, weil sie so wenig dem wahren Leben entsprechen.*g* Man kann sich also in der Literatur das holen, was man zuhause unter Umständen eben nicht hat. Und wenn das dann nicht stattfindet sind viele enttäuscht. Ich möchte meine Leser nicht enttäuschen und biete wenigstens etwas. Wie sie das dann beurteilen steht auf einem anderen Blatt.

 

Ich persönlich finde, und jetzt lehne ich mich wieder an das wahre Leben an*g*, sexuelle Kompatibilität wichtig. Und wenn der Held in der Story keinen besonders erwähnten Eindruck bei der Heldin hinterläßt, dann ist hier eine Lücke in der Story. Für mich jedenfalls. Dazu muss die Szene nicht deutlich gezeigt worden sein. Aber die körperliche Faszination der beiden füreinander sollte irgendwie anders erwähnt werden als so:

 

"Seine Hand glitt unter ihre Bluse. Am nächsten Morgen stand sie auf und machte Frühstück."

 

Natürlich ist das Geschmackssache, aber um das herauszufinden sprechen wir ja drüber. Dich zähle ich jetzt auf die Seite der "muß ich nicht haben" Leute. :D

 

LG

Joy

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Auch wenn ich mich jetzt mal so richtig unbeliebt mache: M.A.n. sind Sex-Szenen, die nichts zur Entwicklung der Geschichte oder der Figuren beitragen so überflüssig wie Migräne.

 

Zunächst mal ist Sex nicht zwingend mit Spaß verbunden. Es ist ähnlich wie mit einem Messer: Mit einer scharfen Klinge kann man Briefe öffnen oder Tiere quälen, Gemüse schneiden oder Menschen töten.

 

Was mich kollossal nervt, sind diese "terminierten" "erotischen" Szenen in Trivialromanen, wenn gepoppt wird, weil man denkt, die Leserin erwartet das nun mal, obwohl es mit der Handlung nullnadaniente zu tun hat, Hauptsache, die tolle Heldin vernascht den hübschen Mithelden. http://www.cosgan.de/images/smilie/frech/e040.gif

 

Leider metastasiert das inzwischen auch in der Unterhaltungsliteratur, was bei mir zu allergischen Reaktionen bis hin zur Beendigung der Lektüre führt.

 

Ich mag weder überflüssige oder platt dargestellte Gewalt noch ebenso geschilderten Sex. Erotisch ist was anderes! ;D

 

Um ein m.A.n. perfektes Beispiel zu geben: Harry Mulischs Umgang mit dem Thema Sex/Eros in Die Entdeckung des Himmels, speziell die Szene, in der Mulisch die Trennung zwischen Max und Ada aufbaut. Leider zu lang, um sie hier zu zitieren, aber m.A.n. ein Volltreffer, der präzise die Schwingungen wiedergibt ohne vulgär oder schwülstig zu sein.

 

Was mich betriefft: Die Schilderung ist sprachlich abhängig davon, welche Konnotation der Sex hat -- eine Vergewaltigung ist nun einmal etwas anderes als ein Liebesakt, und auch ohne zu werten, müssen Wortwahl, Stil, Erzählweise die Situation so wiedergeben, daß der Leser die Konnotation erfaßt.

 

Das ist nicht einfach und aufgrund der Sensibilität des Themas nicht aus der Szene allein zu erfassen.

Nein, ich werde keine Sex-Szene irgendwo zur Besprechung freigeben. Nicht weil es mir zu heikel ist, sondern weil insbesondere bei diesem Thema die Geschmäcker und Befindlichkeiten sehr unterschiedlich sind.

 

Fröhliche Grüße,

Iris :s17

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Hallo Leute,

 

welcher roman hat euch jeweils in dieser beziehung positiv oder negativ beeindruckt, habt ihr schriftstellerische vorbilder in sachen erotische szenen?

 

 

Ich persönlich lese solche Szenen, in denen alles haarklein beschrieben wird, nicht so gern. Weniger ist manchmal mehr. Ich selber habe noch nie eine solche Szene geschrieben. Ich denke, dass es sehr schwer ist, dabei die richtigen Worte zu finden und ziehe den Hut vor den Autoren, die das drauf haben.

 

Beeindruckt hat mich zum Beispiel die Szene, als Lyra und Will in Philip Pullmans Bernstein-Teleskop

(letztes Buch der Lyra- Trilogie), ihr erstes Mal erleben.

 

> "Ich liebe dich, Will, ich liebe dich."

Das Wort Liebe entfachte ein Feuer in ihm. Sein ganzer Körper brannte und er antwortete mit den gleichen Worten, küsste immer wieder ihr heißes Gesicht und trank hingebungsvoll den Duft ihres Körpers, ihres warmen, wie nach Honig schmeckenden Haars und ihres süßen, feuchten Mundes, der nach der kleinen roten Frucht schmeckte. Um sie herum herrschte vollkommene Stille, als ob die ganze Welt den Atem anhielte.<

 

 

 

 

LG

Nati

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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Hallo Iris,

 

M.A.n. sind Sex-Szenen, die nichts zur Entwicklung der Geschichte oder der Figuren beitragen so überflüssig wie Migräne.

 

Wie meinst du das? Entwickelst du dich (oder dein Leben) denn stets weiter, wenn du Sex hattest? Also meins nicht. Warum sollte das dann meinen Figuren so gehen? Stellt sich die Frage: Warum haben Menschen Sex?

 

Leider metastasiert das inzwischen auch in der Unterhaltungsliteratur, was bei mir zu allergischen Reaktionen bis hin zur Beendigung der Lektüre führt.

 

Ja, das stimmt. Finde ich auch nicht gut. Aber ich sprach hier eigentlich nur von den positiven Beispielen für Sex in Büchern. Selbstverständlich existiert auch viel deplatziertes und triviales.

 

Ich mag weder überflüssige oder platt dargestellte Gewalt noch ebenso geschilderten Sex. Erotisch ist was anderes! ;D

 

Ich mag das auch nicht.  Viele Autoren schaffen es aber eben NICHT platt zu schildern. Und das ist dann erotisch.

 

Nein, ich werde keine Sex-Szene irgendwo zur Besprechung freigeben. Nicht weil es mir zu heikel ist, sondern weil insbesondere bei diesem Thema die Geschmäcker und Befindlichkeiten sehr unterschiedlich sind.

 

Dem stimme ich voll zu.

 

LG

Joy, die jetzt gleich mit "Cinna" ins Bett geht. :s13 Mal sehen ob der Sex haben durfte. ;)

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Hallo Joy,

 

mir kommt das Thema ja irgendwie bekannt vor ;D.

 

Ich glaube, meine Abneigung gegen das SCHREIBEN von Sex-Szenen hat damit zu tun, daß ich sie nur selten gerne LESE, einige, wenige Autoren mal ausgenommen.

 

Iris hat das recht gut ausgedrückt:

Was mich kollossal nervt, sind diese "terminierten" "erotischen" Szenen in Trivialromanen, wenn gepoppt wird, weil man denkt, die Leserin erwartet das nun mal, obwohl es mit der Handlung nullnadaniente zu tun hat, Hauptsache, die tolle Heldin vernascht den hübschen Mithelden.

 

Darum gehts. Manchmal frage ich mich, ob das heute zum Bild der modernen Frau gehört. Sie hat sich aus der Rolle der braven Hausfrau befreit, jetzt will sie in "ihren" Büchern ordentlichen Sex lesen.

 

Um Gesetzmäßigkeiten des Buchmarktes geht es hier ja nicht, sondern um unsere persönlichen Überzeugungen. Und meiner ÜBERZEUGUNG nach braucht man keinen Sex, auch nicht in Liebesgeschichten, solange die Erotik spürbar ist :)

 

Liebe Grüße

Anna

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Hi Anna,

 

und wie machst du die Erotik spürbar? Das ist m.E.n. viel schwerer zu schreiben als reinen Sex. Das können ja noch weniger Autoren. Jedenfalls fällt mir da im Moment keiner ein den ich kürzlich gelesen hätte.

 

Ich denke der Grund für Sex in den Büchern ist gar kein moderner! Meine Mutter und ihre Freundinnen lesen schon seit Jahrzehnten "Frauenliteratur" und damit meine ich jetzt keine Heftchen, sondern Romane. In den meisten geht es heiß her. Gerade neulich hat sich meine Mutter darüber beschwert und gemeint sie würde sich solche jetzt nicht mehr ausleihen. Habe leider nicht nach dem Autor gefragt. Werde ich mal machen, aber die sind alle so in den Siebzigern erschienen, glaube ich. Und voller Sex. Das ist kein neuer Trend, das gabs schon immer.

 

Hot Greetings,

Joy

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(Peter_Dobrovka)

Im Großen und ganzen scheinen wir uns alle einig zu sein, daß wenn Sex, dann bitte nicht bis ins letzte Detail.

 

Übrigens: Ich finde Pornofilme unerträglich, und wißt ihr, warum?

a) die Rahmenhandlungen sind hahnebüchener Unfug

b) Die Sexszenen sind viel zu lang

Nun mag einer einwenden, daß die Darstellung von Sex der Sinn eines Pornos ist, und die Story NICHT, hehe. Will ich auch nicht bestreiten, ich definiere nur meinen Standpunkt.

Was ich gar nicht weiß, ich oute mich als Unwissender: Gibt es eigentlich literarische Pornographie? Eigentlich müßte es die geben, allein schon deswegen, weil es nichts gibt, was es nicht gibt.

 

Peter

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Anna, mir geht es genauso (das wollte ich auch in meinem Beitrag gesagt haben): Es gibt nur ganz wenige Autoren (auch unter denen, die ich liebe), deren Sexszenen mir gefallen.

Aber bei den wenigen beeindrucken die erotischen Szenen mich dafuer in besonderem Masse (mit ess-zet) und bleiben mir im Gedaechtnis. (Den Bernhardinerhunde-Absatz in H. Millers "Wendekreis des Krebses" habe ich mit fuenfzehn gelesen und nie mehr vergessen. Ich wage zu behaupten: Er hat mein Verhalten in dieser Hinsicht gepraegt.)

Interessanterweise geht mir das ganz genauso mit Sterbeszenen.

Vielleicht geht es im Grunde um die Darstellung von Koerperlichkeit?

In Iris' Roman (sorry, Iris, dass ich Dich so oft als Beispiel benutze, aber der "Tribun" ist ein Roman, dessen Bekanntheit bei vielen Mitgliedern ich voraussetzen kann und der sehr oft "passt". Ausserdem geht ja Joy heute auch mit Cinna ins Bett...) gibt es eine Beschreibung einer Auspeitschung. Das ist ebenso eine Art von Szene (Folter, Gewalt, Verletzung des Koerpers), die meiner Meinung nach auch versierten Autoren haeufig misslingt. Sehr leicht gleitet man in Effekthascherei (spritzendes Blut oder spritzender Samen - egal) oder abgegriffene Bilder (irgendetwas explodierendes, loderndes etc.) sowie Wertungen (wundervoll, erregend, grauenhaft, schrecklich etc.) ab. Ebenso besteht die Gefahr, zu "verkunsten" (hergeholte Metaphern, konstruierte Worte etc.) oder statt der "Aussenwelt" (dem Koerperlichen) eine Innenwelt zu praesentieren, die mir so als Leser nicht glaubhaft ist (weder glaube ich dem Ausgepeitschten noch dem Ejakulierenden lange philosophische Gedanken ueber Recht, Unrecht, Liebe, Zoelibat seine Grossmutter etc. etc.). Das, was Iris in der erwaehnten Szene tut, leuchtet mir als gangbarer Weg auch fuer Sexszenen ein: Sie beschreibt sehr praezise, beobachtend und (fast) nicht wertend, weder beschoenigend noch (ausser im pars pro toto Prinzip) auslassend das, was dem Koerper geschieht. Dies tut sie (relativ) nuechtern, in (relativ) deutlichen Worten. Die Wirkung ist enorm und emotional (zumindest fuer mich) wesentlich aufwuehlender als "der furchtbare Schmerz uebemannte ihn", "die Leidenschaft explodierte in ihrer Hoehlung", "hingerissen kuesste sie seinen maennlichen Brustkorb", "qualvoll hauchte die arme ihr Leben aus" und was dergleichen kramphafte Aufwuehlungs-Bemuehungen mehr sind.

 

(Ich bin da auch wieder bei D.H. Lawrence)

 

Funktionslose Szenen, ob Sex, Tod oder Besuch beim Friseur, moechte ich ueberhaupt nicht haben. Ich denke auch nicht, dass es in dieser Diskussion darum geht (sondern um die Frage: Wie schreibe ich eine gute Sexszene/erotische Szene/sinnliche Szene, wenn ich eine brauche).

 

Viele Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Im Großen und ganzen scheinen wir uns alle einig zu sein, daß wenn Sex, dann bitte nicht bis ins letzte Detail.

 

 

Leider nicht, Peter.

So unwohl ich mich dabei fuehle, ich bin wieder der odd one out.

Ich habe lieber glaubhafte, genau beobachtete Details als "einen AufWASCH". Erotik in Bausch und Bogen.

Dann habe ich lieber die Schlafzimmertuer, die sich rechtzeitig schliesst.

 

So sorry.

Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Interessanterweise geht mir das ganz genauso mit Sterbeszenen.

Zwischen Sex und Tod gibt es einige Beziehungen... aber das wird für diesen Thread und Zweck zu philosophisch... 8)

Schöne Grüße,

Petra

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Hallo Nati,

 

> "Ich liebe dich, Will, ich liebe dich."

Das Wort Liebe entfachte ein Feuer in ihm. Sein ganzer Körper brannte und er antwortete mit den gleichen Worten, küsste immer wieder ihr heißes Gesicht und trank hingebungsvoll den Duft ihres Körpers, ihres warmen, wie nach Honig schmeckenden Haars und ihres süßen, feuchten Mundes, der nach der kleinen roten Frucht schmeckte. Um sie herum herrschte vollkommene Stille, als ob die ganze Welt den Atem anhielte.<

 

Nein, tut mir leid, da müsste ich erstens dreimal nachlesen um den langen Schachtelsatz aufzuklamüsern und zu verstehen, wie er einen Duft trinken kann, dazu noch das schmeckende Haar und ein Mund der nach irgendeiner obskuren Frucht ohne Namen schmeckt. Das wäre ein Beispiel für eine Liebesszene bei der ich ständig mit den Augen rollen würde bevor ich mir das Buch vor die Stirn klatsche. ;)

 

Aber gut, dass Geschmäcker so verschieden sind und in der Literatur auch für jeden garantiert etwas dabei ist. :)

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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Zunächst mal: Danke, Eva ;)

 

Wir sollten uns wirklich nicht bemühen, auf einen Nenner zu kommen. Ich finde es gerade bereichernd, dass wir aus so unterschiedlichen Ecken kommen, und lese manches einfach nur interessiert, ohne irgend etwas dagegenhalten zu können und zu wollen.

 

Romane, wie Joy und Michelle sie beschreiben und schreiben, werden von Frauen gekauft, die wissen, was sie zwischen den Buchdeckeln erwartet. Diese Leserinnen werden nicht manipuliert und nicht dumm gehalten: Sie lesen das, weil es ihnen Spaß macht und vielleicht auch, weil der alte Sack neben ihnen schnarcht und sie sich gerne ein bisschen anregen lassen möchten – mit einer Sprache, die nicht überfordert, mit Bildern, von denen sie träumen, wenn die Realität schon so trocken ist. Dafür haben sie mein Verständnis.

Wenn in diesen Romanen der Sex fehlen würde, wären diese Frau genau so enttäuscht wie ihre Männer, wenn es James Bond einmal nicht gelingen sollte, die Welt zu retten.

 

Mit Erotik in der Weltliteratur hat das nichts zu tun. In diesen Romantic Suspense erfüllen Sexszenen einzig die Funktion, die Leserin anzuregen. Daran ist überhaupt nicht Verwerfliches. Die Lust am Lesen verbindet sich mit der Lust an Sexualität, und diesen Leserinnen von oben herab zu raten, lasst euch scheiden und sucht euch einen einfühlsameren Partner, damit ihr das Zeug nicht mehr braucht – das steht niemandem von uns zu.

Auch Literaturkritiker schauen sich Pornos an. Nur würden sie darüber nicht berichten, und das brauchen sie auch nicht.

 

Aber nun zu mir. ;D

 

Ich selbst würde mich stets an die Vorgabe halten. Falls es mir einfallen sollte, einen Romantic Suspense zu schreiben, käme es mir nicht in den Sinn, die Schmetterlinge flattern zu lassen oder meine Prota die Farbe des Sex' in den Ohren schmecken zu hören: Ich würde immer eine klare Sprache wählen und alles, was mich selbst als Erzählerin zum Lachen reizt, außen vor lassen. Das bedeutet leider auf Deutsch, dass ich auf Bezeichnungen für die Geschlechtsteile meistens verzichten würde.

 

Bei meinem Jugendroman verhält es sich aus meiner Sicht noch schwieriger. Ich würde jede Erotik bei diesem Genre außen vor lassen, aber diese hat eine wesentliche Funktion: Meine Protagonistin ist gefesselt von einem jungen Mann, vernachlässigt die Schule und ihre Pflichten im Haushalt, und dies muss ich überzeugend darstellen, damit sie eine Identifikationsfigur bleibt.

 

Im ersten Versuch habe ich mich mit einer Umschreibung zu retten versucht. Hintergrund ist, dass die fast 17jährige, die nicht mehr unerfahren ist, es mit einem Verbal-Erotiker zu tun hat, der ihr eine neue Dimension von Sexualität durch ein paar geflüsterte Worte offenbart.

 

Zum Glück saß ich bequem und fest. Meine Knie hätten mich in dem Augenblick nicht gehalten. Alles, was je ein Mensch in erotische Schmachtfetzen über die körperlichen Symptome der Erregung ergossen hatte, schwappte über mir zusammen und ließ mich nach Luft schnappen.

 

Eine meiner Testleserinnen merkte hier sehr richtig an, dass dies viel zu abgebrüht klänge; seitdem arbeite ich daran. Andererseits ist meine Prota aber auch keine poetische Person; sie würde niemals Sterne heller blinken sehen oder Metaphern zu Insekten suchen. Sie nennt, genau wie ich, die Dinge beim Namen.

 

Und so quält man sich als Autorin herum.

 

Aber es gibt Schlimmeres.

 

Gruß,

 

Tin :)

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Hallo Charlie,

 

ich kenne Iris' Roman (noch) nicht, deshalb kann ich nicht sagen, wie ich die Liebesszenen empfinden würde, aber theoretisch ...

 

Sie beschreibt sehr praezise, beobachtend und (fast) nicht wertend, weder beschoenigend noch (ausser im pars pro toto Prinzip) auslassend das, was dem Koerper geschieht. Dies tut sie (relativ) nuechtern, in (relativ) deutlichen Worten.

 

... ist für mich eine Liebesszene etwas, bei der der Leser mitfiebern soll, wo er Gefühle erleben soll, bzw. spüren soll, was die Helden dabei fühlen. 'Nüchtern' hört sich für mich eher so an als würden diese Gefühle nicht gezeigt werden. Genauso wie 'beobachtend'. Ich mag es, wenn man als Leser mittendrin ist im Geschehen, wenn man es miterlebt. Dazu sollten die Szenen aus der Sicht der handelnden Personen beschrieben werden, eben so wie sie es gerade erleben. Womit ich jetzt nicht sagen will, wie es in Iris' Buch gemacht ist, denn das kenne ich wie gesagt nicht. :)

 

"der furchtbare Schmerz uebemannte ihn", "die Leidenschaft explodierte in ihrer Hoehlung", "hingerissen kuesste sie seinen maennlichen Brustkorb", "qualvoll hauchte die arme ihr Leben aus" und was dergleichen kramphafte Aufwuehlungs-Bemuehungen mehr sind.

 

Gott, was liest du denn für fürchterliche Bücher? ;D

 

 

Viele Grüße,

 

Michelle

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