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SusanneK

Was Agenten wirklich wollen

Empfohlene Beiträge

Bei einer interessanten Begegnung mit einem Literaturagenten habe ich Folgendes erfahren:

 

Reicht man ein Exposé ein, soll man damit vor allem Appetit auf das Manuskript machen. Gefragt ist keine biedere Inhaltsangabe, sondern ein gut formulierter Teaser auf ca. einer dreiviertel Seite, der den Agenten dazu motiviert, ins Manuskript reinzuschauen.

 

Doch vorher muss die Mitarbeiterin am Posteingang überzeugt werden, das Projekt ans Lektorat weiterzuleiten. Sie checkt bereits "kann was, kann nichts." Was Potential hat, wird dem Agenten vorgelegt. Der schaut dann, welches Genre bedient wird, ob er es erfolgreich vertreten kann und ob es ihn persönlich anspricht.

 

Wichtig: Talent reicht nicht. Wenn das Manuskript unausgereift ist, wird es abgelehnt, denn es gibt tausend bessere Autoren, die gleich bei ihrer Bewerbung verkäuflich sind.

 

20-40 Manuskripte pro Woche gehen bei der Literaturagentur ein, und der Agent nimmt sich 1-5 min Zeit für das Exposé.

 

Ohne sich zu sehr zu loben, soll man das Alleinstellungsmerkmal (USP) seines Werkes herausstellen: Warum soll ein Verlag ausgerechnet dieses Projekt verkaufen?

 

Stimmen diese Informationen mit den Erfahrungen anderer überein?

www.susanne-konrad.de 

 

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Wenn ich eines gelernt habe dann dies: es gibt kaum etwas im Literaturbetrieb, das sich verallgemeinern lässt. Jeder Agent, jeder Verlag hat eine eigene Vorgehensweise und was beim einen goldrichtig erscheint, ist beim anderen grundfalsch.

 

Im Prinzip geben die seriösen Verlage / Agenten auf ihrer Website Hinweise, wie sie was zu bekommen gedenken, und das unterscheidet sich teilweise erheblich.

 

Gruß

Marc

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Also ich musste und muss auch keine Posteingangsmaus umgehen, weil meine Agentin, die ja nicht immer schon meine Agentin ist, die Sachen einfach per Mail bekommt. Auch unbekannte Autoren senden ihr auf diese Art ihr Exposé oder was auch immer.

 

Aber was ich bestätigen kann: Alleinstellungsmerkmale und marketinggerechte Häppchen, ein paar aussagekräftige Worte für die vielleicht avisierte Lektorin. Das macht es den Agenten einfach leichter. Denn wenn sie einen guten Stoff angeboten bekommen, ist das sicher sehr fein und ich glaube, die allermeisten Agenten erkennen einen solchen Stoff auch. Aber noch viel feiner ist es, wenn der Agent einen guten Stoff in einer hübschen Verpackung bekommt. Denn dann kann er sich die Zeit sparen, diese Verpackung selbst zu entwerfen. Das meine ich überhaupt nicht despektierlich. Ein Agent, der so filtert, hat die Zeichen der Zeit verstanden.

 

VG, Dorit

 

noch ein Nachtrag: Alleinstellungsmerkmale sind keine Lobgesänge auf das eigene Werk. Sondern eben - Alleinstellungsmerkmale. Die findet man, wenn man

den Satz "Nur in dieser Geschichte geht es um...." vervollständigt. Oder wahlweise "Nur in dieser Geschichte tritt ....gegen...an."

USP sind individuelle Merkmale eines Produktes, die es unverwechselbar machen.

 

genug geklugschei....t für heute.  :s22

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Hallo Susanne,

 

Wichtig: Talent reicht nicht. Wenn das Manuskript unausgereift ist, wird es abgelehnt, denn es gibt tausend bessere Autoren, die gleich bei ihrer Bewerbung verkäuflich sind.

 

Ich glaube, das ist der Punkt. Die Agentur oder den Verlag mit einem reißerischen Klappentext zu beeindrucken, ist nicht so schwer, mit einem 200 - 500 seitigen, perfekt geschriebenen Manuskript (das dem Lektorat wenig Arbeit macht), hingegen sehr.

 

Ich habe schon des öfteren mit meinen Exposés und Leseproben Interesse wecken können, Potential wurde immer erkannt, aber es hat dann doch (noch) nicht bis zum Schluss gereicht. Es ist wahr: die Konkurrenz ist stark und zahlreich, und ein wenig Glück muss wohl auch dabei sein.

 

mlG

Christine

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Schon Anfang der 2000er Jahre fragte ich einmal etwas motzig: Wollen Lektoren denn nur gute und fertige Autoren, die vom Himmel gefallen sind?

Antwort: Ja!

 

Ansonsten, s.o. : Apfelessig vers. Brombeertee.

 

LG

Doris

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Wenn ich eines gelernt habe dann dies: es gibt kaum etwas im Literaturbetrieb' date=' das sich verallgemeinern lässt. Jeder Agent, jeder Verlag hat eine eigene Vorgehensweise und was beim einen goldrichtig erscheint, ist beim anderen grundfalsch.[/quote']

Ja, das habe ich in Leipzig erlebt. Ich war auf der Veranstaltung eines Agenten, der meinte, die Länge sei nicht so wichtig, Autoren könnten sowieso selten gute Exposes schreiben.

 

Später auf einer anderen Veranstaltung der gleichen Organisation wurde eindrücklich darauf gepocht: Expose maximal 1 Seite.

 

Grüße, Hans Peter

 

PS: Trotzdem gilt natürlich: Je kürzer, je besser

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Ich glaube am Schluss ist es der Gesamteindruck der zählt. Eine irrsinnig gute Leseprobe wiegt vielleicht ein schlechtes Expose auf, ein schlampig geschriebenes Anschreiben voller Rechtschreibfehler disqualifiziert einen von vornherein wohl eher. Grundsätzlich würde ich auch für kurz und knackig plädieren, das gilt ja für die Erzählökonomie ebenso.

 

Und dann drauf einstellen: selbst wenn man das Mörder-Expose hat, eine Wahnsinns-Leseprobe, ein gelacktes Anschreiben - die Absagen werden kommen. Ganz sicher. Aber irgendwann klappt es dann doch.  :)

 

Und ich glaube auch, die allermeisten seriösen Agenten schauen zumindest kurz in alles rein, was man schickt, und wenn es nur die erste Seite ist. Die Chance hat man doch eigentlich immer.

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Heute gibt es eine interessante Beilage in DER ZEIT: Wie Sie besser schreiben: eine Deutsch-Stilkunde in 20 Lektionen.

 

In Lektion 18: Die Kunst des Anfangs steht da unter "nach 20 Sekunden ist alles vorbei":

 

"Amerikansiche Firmen rüsten sich dafür mit dem Bild vom elevator check: Der Kleine Angestellte trifft im Fahrstuhl den großen Chef und hat nun realistisch geschätzte 20 Sekunden Zeit, um sich oder sein Anliegen bei ihm interessant zu machen. Genau so, heißt die Nutzanwendung, müssen wir mit unseren Kunden umgehen: In jedem Brief, Angebot, Prospekt müssen Sie binnen 350 Zeichen erfahren haben, was wir bieten und warum Sie weiterlesen sollen."

 

Man stelle sich nun einen Agenten oder Lektor vor, mit dem man kurz im Fahrstuhl zusammentrifft und nur 20 Sekunden (umgerechnet 350 Zeichen) hat, um ihm das geliebte Manuskript schmackhaft zu machen! Los gehts!  :s21

 

mlG

Christine

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Interessante Beiträge und Erfahrungen.

 

Das mit der Kurzvorstellung im Lift habe ich unter Elevator Speech schon in vielen US-Schreibratgebern gelesen.

 

Man kann es wirkllich gut gebrauchen. Kürzlich fragte mich eine Journalistin nach meinem aktuellen Jugendbuchprojekt und ich war unvorbereitet, es wirklich kurz und knackig zu formulieren. Ein zweites Mal passiert mir das nicht.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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... und mir wurde diese Lift-Szene mit folgenden abschließenden Worten geschildert: So knapp sollte ein pitch sein!

MAROKKO-SAGA: Das Leuchten der Purpurinseln,  Die Perlen der Wüste,  Das Lied der Dünen; Die Wolkenfrauen

Neu seit März 2020: Thea C. Grefe, Eine Prise Marrakesch

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Ansonsten, s.o. : Apfelessig vers. Brombeertee.

 

LG

Doris

 

Ich habe das Interview gelesen, Dorit und fand es sehr aufschlussreich. ;-)

 

 

Interview mit Gesine von Prittwitz zum Thema Apfelessig:

 

(Link ungültig)

 

Ich hoffe, es lässt sich öffnen.

 

LG

Nati

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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