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Judith Wilms

Was bedeutet Kill your darlings bzw. Kill your babies?

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Hallo,

 

den Spruch "kill your babies" bzw. "kill your babies first" habe ich hier in zwei verschiedenen Verwendungen gelesen. Gibt es eine richtige Deutung? Und: Wie haltet es Ihr mit diesen beiden Maximen?

 

1. kill your babies = streiche die Szenen, an denen dein Herzblut hängt, die aber kein anderer versteht / für den Roman als wichtig empfindet

 

2. kill your babies first = setze deine Höhepunkte der Geschichte an den Anfang, also verbrate deine besten Stücke schon als allererstes

 

Verwirrte Grüße,

Judith  8)

 

Edit - Titel in aussagekräftige Frage geändert - Thot

Edit - Titel nochmal geändert - pd

"Felix", FVA 2015,  jetzt als Kindle eBook // Ab 12.7.2021: "Liebe braucht nur zwei Herzen", Penguin Verlag // Sommer 2022: "Wenn dein Herz woanders wohnt", Penguin Verlag

www.judithwilms.com

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Hi Judith,

 

ich kenne nur die erste Bedeutung, und ja - es ist manchmal ein schmerzlicher Prozess des Loslassens. Bei mir sind die Babys immer nur scheintot - sie tauchen irgendwann wieder auf :)

 

Ich lasse mich zum Killen bewegen, wenn ein für mich wertvoller Kreis von Probelesern einstimmig dafür plädiert. Meistens sind das dann aber Szenen oder Sätze, bei denen ich ohnehin im Zweifel war oder gedacht habe, na, ob das jemand versteht?

 

Gruß,

 

Tin

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Hi!

 

Stimme Tin zu. Bei mir betrifft das manchmal eine ganze lange Szene, die von allen anderen außer mir für überflüssig gehalten wird.

 

Öfter aber nur einzelne Wörter. Ich schöpfe gerne neu, und das versteht auch nicht jeder. Wenns ganz und gar unverständlich ist, streiche ich es, ansonsten halte ich von diesem kill your babies Spruch überhaupt nichts. Meine Babies stellen meinen eigenen Stil dar. Es wird IMMER Leute geben, die mich nicht verstehen. Soll ich deshalb etwa öde und langweilig schreiben, für die Fantasielosen? Nee, mach ich nicht. Meine Fans mögen meine Schreibe genauso wie sie ist, deshalb kann ich auch meine "Lieblingsstellen" nicht killen. Das wäre Selbstmord.

 

Lange Szenen zu killen, die andere für überflüssig halten, mache ich auch nur, wenn das MS eh schon zu dick ist. Ansonsten bestehe ich auch auf mein "sinnloses Gelabere". Man sollte gar nicht glauben wie viele Fans es gibt von sinnlos daher gelaberten Büchern! Da kann ich auch mal eine Szene lang labern...

 

LG

Joy, die noch alle ihre Babies hat

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Hallo Judith,

 

ich würde sagen, streiche die Szenen, von denen Du selber merkst, daß sie entbehrlich sind. Auch wenn Du sie noch so sehr liebst.

 

Aber: Streiche keine Szene, weil andere sie für entbehrlich halten, sondern finde heraus, warum sie sie für entbehrlich halten und schreib sie dann in unentbehrlicher Version neu :). Du wirst Dir doch bei jeder Szene etwas gedacht haben, nur manchmal, denke ich, schafft man es im ersten Anlauf nicht, diesen Gedanken auch nach außen zu transportieren.

 

Habe etwa ich Dich zu diesem Thema veranlaßt. Bitte nicht, das wäre nicht meine Absicht gewesen :).

 

Liebe Grüße

Anna

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Hallo Anna,

 

keine Angst, selbstverständlich mache ich mir bei Deinen Anmerkungen als Testleserin dann so meine Gedanken, aber so soll das doch sein, richtig? Sonst würde das ganze Testlesen ja nix bringen, wenn alles an mir abprallt wie an einem Holzklotz.

 

Bis jetzt hast Du ja nie zu mir gesagt "Kill your babies!", sondern "Szene xy hinsichtlich Atmosphäre umschreiben" oder "Erzählstimme verändern" oder so. Das ist nur hilfreich, genau deswegen brauche ich ja jemanden, der das sieht!

 

Ich war nur am Überlegen, ob ich mit meiner Nase so sehr am Text klebe, dass ich vielleicht Szenen ganz toll finde, und genau das die Szenen sind, die ich selbst am kritischsten beäugen sollte, weil es oft diese Szenen sind, die daneben gehen. Also, will sagen: Sollte ich besonders misstrauisch sein, wenn ich eine Szene nach dem ersten Schreibrausch ganz toll finde?

 

Oder ob, wie Joy es sagt, meine Babies meinen Stil repräsentieren, und ich an solchen Szenen nur Kleinigkeiten ändern sollte.

 

Und dann habe ich die Schwierigkeit: Halte ich an etwas fest, weil das Loslassen nun mal schmerzlich ist, so wie Tin es beschreibt, oder weil sie es tatsächlich wert sind, daran festzuhalten?

 

Wie Ihr seht: Ich stecke gerade zu sehr drin. Ich schaffe es ganz sicher nicht, beim ersten Anlauf zu sagen, was ich sagen will, da wird es noch ganz viele Anläufe geben! (Puh, das Romanschreiben ist wirklich ein Ausdauersport.) Muss mich wohl erst mal freiwurschteln und echte Wunschkinder erkennen.

:s04

 

Liebe Grüße

Judith

"Felix", FVA 2015,  jetzt als Kindle eBook // Ab 12.7.2021: "Liebe braucht nur zwei Herzen", Penguin Verlag // Sommer 2022: "Wenn dein Herz woanders wohnt", Penguin Verlag

www.judithwilms.com

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Hallo Judith,

 

ich weiß nicht, wie Du rein technisch vorgehst. Aber ich finde, den besten Abstand zum eigenen Text bekommt man, wenn man ihn sich ausdruckt. Das ist eine andere Art des Lesens als am Computer.

 

Die andere "Übung" ist schwieriger. Du solltest versuchen, Deinen Text wie den eines fremden Autors zu lesen. Das funktioniert so lange schlecht, wie Du die Emotionen, die Du beim Schreiben empfunden hast, auch noch beim Lesen auf den Text projizierst. Manchmal helfen ein paar Tage Distanz gut, bei manchen Leuten müssen es auch Wochen sein, aber ich denke, es ist immer die Distanz das Entscheidende.

 

Den Rest besprechen wir per PN oder Mail, wie gehabt :).

 

Liebe Grüße

Anna

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Liebe Leute!

 

Ich hatte mit einem Kollegen einmal eine lange (und hitzige) Debatte zu der ganzen "Kill your Darlings!" Thematik.

 

Wir haben den Sachverhalt noch nicht zufriedenstellend geklärt, sind jedoch an folgender These hängengeblieben:

 

Wenn man einen Text schreibt, entwickelt sich dieser. Mir jedenfalls geht es oftmals so, dass am Ende des plottens oder schreibens von der Ursprungsidee nicht mehr viel zu erkennen ist. Nennen wir es eine evolutionäre Entwicklung.

 

Wenn ich nun in meinem ersten Storyanlauf die wunderbare Szene habe, in der Gabi die Gabel in die Steckdose steckt, und zur Glühlampe wird (oder was weiß ich), und ich will diese Szene auf keinen Fall opfern, schleppe ich sie durch die gesamte Entwicklung hinweg mit.

Am Ende steht dann eine Geschichte, in der meine Lieblingsszene mit der Gabel, die sich nämlich eben NICHT mitentwickelt hat, heraussticht wie ein evolutionäres Rudiment, ein Anachronismus.

In der fertigen Geschichte wirkt die Szene schließlich als Stolperstein.

 

Deshalb sind manche Geschichten, nachdem der Autor sich von seinen Darlings getrennt hat, runder, etwa so, als hätte man sich den Blinddarm rausgenommen.

 

Natürlich ist das nur eine Theorie, und sie trifft bestimmt nicht auf alle Geschichten und Darlings zu, aber ich habe bei mir schon des öfteren festgestellt, dass meine Lieblingsdinge einer Geschichte am Ende einfach nicht mehr dazupassen, weil ich sie beizeiten nicht verändert habe/verändern wollte.

 

Hypothetische Grüße,

Marco! :s17

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ich weiß nicht' date=' wie Du rein technisch vorgehst. Aber ich finde, den besten Abstand zum eigenen Text bekommt man, wenn man ihn sich ausdruckt. Das ist eine andere Art des Lesens als am Computer. [/quote']

 

Ich zitiere hier mal ein paar Dinge, die ich aus DIESEM Forum gelernt habe, und lauthals in einem anderen Forum einem Anfänger an den Kopf geschmettert habe! ;D

 

Das Problem ist, dass jemand, der einen Text verfasst, ziemlich viel Zeit mit seinem Text verbringt, das Gehirn und die Augen sich an den Text, wie er auf dem Monitor, oder dem Papier, erscheint, gewöhnen, und anfangen, den Text, den sie bereits kennen, auszulassen, zu überspringen. Das ist normales, neurologisches Vorgehen: Das Gehirn überspringt Teile eines Textes, deren Inhalt es 'erahnt', oder, wie beim schreiben, schlicht 'kennt'. Und dann wird der Autor das, was man 'betriebsblind' nennt, und sieht die Fehler nicht mehr.

Einzige Möglichkeit, das Gehirn hier zu überlisten ist, es mit dem ihm vertrauten Text in völlig fremder Form zu konfrontieren.

Beste Möglichkeit hierfür ist tatsächlich das laut lesen, da der Text nun über die Ohren rezipiert wird, und vom Gehirn ganz neu, ganz anders, aufgefasst wird, als würde es den Text zum ersten Mal erfahren.

Zur Fehlersuche empfiehlt es sich auch, den Augen einen 'neuen' Text zu präsentieren.

Manchmal reicht es schon, den Text schlicht auszudrucken, denn man hat nun etwas anderes vor Augen, als die vertrauten Monitorpixel. Sehr praktisch ist es auch, Schriftart und Schriftgröße zu verändern.

Ergebnis ist, dass das Gehirn den Text nicht 'wiedererkennt', und sich ganz neu auf jedes einzelne Wort konzentrieren muß, ohne 'bekannte Stellen' automatisch zu überspringen. So kann man Fehler und Füllwörter ziemlich sicher aufspüren: Das eigene Gehirn überlisten.

 

 

Coco hatte da auch mal eine ganz feine Idee, kann mich aber gerade nicht erinnern...

 

Liebe Grüße,

Marco! :s17

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Hallo Judith,

 

kill your babies hat als Bedeutung eindeutig deine Nummer 1

1. kill your babies = streiche die Szenen' date=' an denen dein Herzblut hängt, die aber kein anderer versteht / für den Roman als wichtig empfindet[/quote']

 

Deine Nummer 2 hat mit diesem Spruch nichts zu tun und stimmt auch generell nicht.

 

2. kill your babies first = setze deine Höhepunkte der Geschichte an den Anfang, also verbrate deine besten Stücke schon als allererstes

 

Ich habe schon einige Bücher (das ist eine Untertreibung, ich habe einen weiten Weg hinter mir) über das Handwerk des Schreibens gelesen, und so etwas stand dort nie.

Es könnte ein vermurkste Version davon sein, dass der Anfang packend sein soll, den Leser in die Geschichte hineinziehen soll. Das Hauptproblem, mit dem deine Hauptperson konfrontiert wird, beginnt hier bereits. Wenn du am Anfang erst mal hundert Seiten langweiliges Alltagsleben beschreibst, könnte es sein, dass deine Leser auf Seite 0,5 aussteigen. Du setzt also nicht den Höhepunkt deiner Geschichten an den Anfang, sondern du beginnst zu dem Zeitpunkt, an dem sich das Alltagsleben deiner Hauptperson zu der spannenden Geschichte wandelt, die du schreiben willst. Manchmal mit Action, manchmal der erste Schritt, die erste Andeutung, je nach Geschichte.

 

Viele Grüße

Andrea

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... und ich will diese Szene auf keinen Fall opfern, schleppe ich sie durch die gesamte Entwicklung hinweg mit.

Am Ende steht dann eine Geschichte, in der meine Lieblingsszene mit der Gabel, die sich nämlich eben NICHT mitentwickelt hat, heraussticht wie ein evolutionäres Rudiment, ein Anachronismus.

In der fertigen Geschichte wirkt die Szene schließlich als Stolperstein.

 

Hallo Marco,

 

genau das ist es. Wenn ich jetzt an meine Darlings / Babies denke: ja, die waren von Anfang an dabei, als die Geschichte noch komplett an der Oberfläche herumschwappte und überhaupt keine Tiefe hatte.

Als die Charaktere auch noch anders waren.

Bei mir schmeißen übrigens die Charaktere die Darlings raus. Die Szene stimmt vorne und hinten nicht, egal wie viel ich ändere, es will einfach nicht passen. Ich ändere die Dialoge der Charaktere, aber kann sie nicht sprechen hören. Irgendwann muss ich mir dann eingstehen: Natürlich kannst du sie nicht sprechen hören, weil das nicht ihre Worte sind.

Wenn man oft genug seine Darlings losgelassen hat, geht das auch immer besser und man erkennt sie schneller.

 

Viele Grüße

Andrea

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Hallo,

 

bei mir hängen Schreibblockade und Babykillen unmittelbar zusammen. Am Anfang habe ich nicht begriffen, woran es lag, daß ich tagelang meine Geschichte großräumig umkreiste, "irgendwie keine Lust" zum Schreiben hatte. Mittlerweile verunsichert mich das nicht mehr. Es ist jedes Mal ein Zeichen dafür, daß ein Kill ansteht. Ich räume dann schweren Herzens aus dem Weg, was nicht mehr zeitgemäß ist (stelle es auf ein Regal im Keller und gebe ihm das verlogene Versprechen, es irgendwann in einer anderen Geschichte zu verwenden) und habe wieder freie Bahn.

 

Liebe Grüße

Uschi

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Wenn ich nun in meinem ersten Storyanlauf die wunderbare Szene habe, in der Gabi die Gabel in die Steckdose steckt, und zur Glühlampe wird (oder was weiß ich), und ich will diese Szene auf keinen Fall opfern, schleppe ich sie durch die gesamte Entwicklung hinweg mit.

Am Ende steht dann eine Geschichte, in der meine Lieblingsszene mit der Gabel, die sich nämlich eben NICHT mitentwickelt hat, heraussticht wie ein evolutionäres Rudiment, ein Anachronismus.

In der fertigen Geschichte wirkt die Szene schließlich als Stolperstein.

 

Deshalb sind manche Geschichten, nachdem der Autor sich von seinen Darlings getrennt hat, runder, etwa so, als hätte man sich den Blinddarm rausgenommen.

 

 

Mit dieser Theorie ist es dir an diesem frostigen Novembermorgen gelungen, meinen Horizont zu erweitern :) So klar habe ich das bislang noch nicht gesehen, und der Ausdruck "Kill your Babies" passt auf das Entfernen dieser Ursprungsidee, die scheinbar die notwendige Basis für eine Geschichte ist, die sich entwickelt hat, sehr gut. Ich glaube tatsächlich, dass man als Autor blind dafür sein kann, dass sich der wichtigste Gedanke, der zum Schreiben geführt hat, am Ende selbst entbehrlich macht.

 

Aber gerade dann braucht es das Loslassen, die Distanz - und einen einühlsamen Lektor, der dir zeigt, dass dein Manuskript aus anderen Gründen gut ist als deswegen, weil deine Fähigkeit, zu entwickeln, aufzubauen und folgerichtig zu denken, ersichtlich wird.

 

Gruß,

 

Tin

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Judith, ich empfehle dir zu diesem Thema unbedingt auch den Thread Was ist langweilig (Link ungültig) (Link ungültig)

Macht zwar ein paar Schlenker zu Essen und Personenbeschreibungen, kreist aber ansonsten auf einer recht stabilen Bahn um das Thema "kill your babies", auch wenn der Satz selbst nicht so häufig vorkommt.

Es gibt viele Arten von darlings/babies.

 

# Die eine ist die, die gerade angesprochen wurde: Ein evolutionäres Rudiment, das überflüssig geworden ist, was man aber übersieht. Sich davon zu trennen, wenn man es einmal erkannt hat, ist verhältnismäßig leicht.

 

# Passagen, an denen man sich selbst aufgegeilt hat oder es noch tut, und deren Entfernung weh tut, weil es dann nicht mehr das Buch ist, was man selbst lesen wollte. Es braucht eine gewisse Souveränität und Kompromißbereitschaft (schreibe ich für mich oder die Leser? immer ein bißchen beides!), um diesen Schnitt durchzuführen.

Ein klassisches Beispiel ist die Vorstellung einer Person (meist anderen Geschlechtes), die man gerne vor sich sieht und mit dem inneren Auge betrachtet. Die wird dann ausführlichst beschrieben und zumeist als schön und perfekt, und der Autor schwelgt in dieser Beschreibung förmlich, formt seinen Traum, und der Leser später kann und wird das später sehr wahrscheinlich nicht würdigen.

 

# Es gibt auch babies, die man NICHT killen sollte. Es gibt keine genaue Regel, aber manchmal ist es gerade eine Marotte, die dann als Stil des Autors gefeiert wird, oder ein bizarres Detail, über das alle Rezensenten euphorisch berichten, oder irgendeine ellenlange Beschreibung von etwas, das jeden Lektor nach dem Haarwuchsmittel greifen läßt, das bei der Leserschaft einen Nerv trifft. Das zu entfernen, läßt den Text verarmen.

 

Peter

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Nachdem ich meinen Roman einige Zeit links liegen gelassen und an anderen Sachen gearbeitet habe, stellte ich fest, dass der Abstand mir nur gut tat. Ich war fast so weit ihn zu killen, weil mir rein gar nichts mehr daran gefiel. Aber meine Charas sind mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich es nicht fertig brachte, die Arbeit von fast 2 Jahren in den Papierkorb zu verbannen.  Ich bin nach wie vor überzeugt von der Geschichte, dass ich jetzt beschlossen habe sie völlig neu zu gestalten, egal wie lange es dauert, weil es mein Baby und  mein Wunschkind ;) ist.

 

LG

Nati

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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Also ich kannte den Spruch nur aus dem Journalismus, wo er in dem anderen Sinne verwendet wird, nämlich deine Lieblingsstelle gleich am Anfang der Reportage zu verbraten. Den Rest kann man dann mit Rückblenden usw. nachholen. Aber es muss mit einem Knall anfangen!

 

Das funktioniert natürlich nicht in einem handelsüblichen Roman. Da schreibe ich schön chronologisch und werde mich schwer hüten, die wichtigsten Elemente während einer Rückblende zu erzählen.

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Hallo zusammen!

 

Ich kenne den Ausdruck "kill your babies" auch nur im Zusammenhang: bestimmte Szenen streichen. Habe das am Beispiel eines meiner Romanversuch immer noch vor Augen, den ein erfahrener Kritiker völlig zerrissen hat - er hat den Ausdruck "kill your babies" ungefähr 10mal verwendet (ich war damals 17 und habe auf diese Kritik hin eine Nacht geheult :s07). Danach war ich sehr lange sehr allergisch gegen diesen Satz.

 

Inzwischen halte ich ihn in vielen Fällen für sinnvoll - mir geht es oft so, wie oben bereits beschrieben: Ich starte mit ein paar Szenen, an denen mein Herzblut hängt, der Roman / die KG entwickelt sich, nur diese Szenen nicht, weil ich sie so liebe - und am Schluss passen sie nicht mehr zum Rest, obwohl sie der Anfang von allem waren.

Bei anderen Szenen allerdings, die man liebt, die sich mitentwickeln, wäre es oft sehr schade, sie zu streichen - obwohl sie Babies sind - aber ein Roman ganz ohne Babies - da fehlt meiner Meinung nach das Leben.

 

Liebe Mods/Admins - hoffe, das ist jetzt nicht off-topic und gehört eigentlich zum Thema "Streichen"?

 

Viele Grüße! :)

Lionne

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Diese ebenso seltsame, wie für mich, die ich mich ja nun standhaft weigere, irgendwas, das ich liebe dranzugeben, beinahe unerträgliche Phrase, scheint sich lauffeuerartig zu verbreiten.

 

Mal richtig naiv und wie immer ohne den entsprechenden Schreibratgeber auch nur aus der Nähe gesehen zu haben, wüßte ich gerne, was ihr davon haltet.

 

Nur, nicht böse sein, wenn ich mich in meinem eigenen Thread nicht oft melde, ich pflege gerade meine zweimal drei Lieblinge sehr ausgiebig!

 

Gespannte Grüße

 

Anja

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Hallo Anja,

 

wenn du damit meints "liebgewonnenes" radikal zu streichen..Sichtweisen zu killen, die man aus psychischen Altlasten mit sich herumträgt, oder Charaktere über die Klinge springen lässt, die man nur selbst gut findet......dann kann ich damit gut leben.... :)

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Hallo Anja,

 

einen solchen Thread gibt es schon, mit ellenlangen Kommentaren. Hast du da schon mal geschaut?

 

Ich persönlich halte übrigens nicht viel von dieser Vorgehensweise. Meine Darlings werden meist auch von Lesern als solche bezeichnet und sollten daher NICHT gekillt werden. Alles andere war dann auch kein Darling. ;D

 

LG

Joy

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Nein, Joy, das IST der Thread...

da hat wohl einer der großen Manitus meinen alten genommen und Anjas neuen drangeklebt. Ist jetzt etwas verwirrend... soviel zur Bastelstunde...

"Felix", FVA 2015,  jetzt als Kindle eBook // Ab 12.7.2021: "Liebe braucht nur zwei Herzen", Penguin Verlag // Sommer 2022: "Wenn dein Herz woanders wohnt", Penguin Verlag

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Menno!!!

 

Ich wollte auch nicht wissen was das ist, Peter!

 

Sondern wissen was die anderen von dieser Vorgehensweise halten und davon, dass dieser Spruch wiedereinmal mantrisch vorsalbatert wird als hätte wieder mal einer den schreiberischen Stein der Weisen gefunden ...  :s11

 

Anja

 

Die Grundsatzdiskussion, ob eine Regel sinnvoll ist, führt man nirgendwo besser als da, wo sie definiert wird. (pd)

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Ich mag diese ganzen eigenartigen offenbar dem Amerikanischen entnommenen, hier gehandelten Parolen - "Show, don't tell", "kill your darlings" (wenn das dann auch noch abgekuerzt verwendet wird, verstehe ich wirklich nur noch Bahnhof) nicht sehr.

Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass solche verkuerzten Formeln fuer die Bandbreite der Romansituationen, die wir hier unter uns abdecken, etwas Nuetzliches beizusteuern haben.

 

Dass man Dinge, die einen selbst in eine Art rauschhafte Begeisterung versetzen (Einzelsaetze, speziell Dialogteile, eigenartige, sich schlecht einfuegende, aber "echt erlebte" Szenen etc.), genauestens pruefen (und pruefen lassen) sollte, halte ich schon fuer ratsam.

Man muss sich da, denke ich, schlicht selbst beobachten.

Ich beispielsweise neige bedauerlicherweise zum Pathos. Wenn mich etwas in diese Begeisterung versetzt, dann kann ich mit einer unschoenen Sicherheit von 90 Prozent davon ausgehen, dass es pathetisch ist. Also fliegt es. (Und da man Pathos bei sich selbst ja eher schwierig bemerkt, mache ich Testleser gesondert darauf aufmerksam.)

 

Wenn bei Dir, Joy, Leser genau das Gegenteil bemerken, dass naemlich die Stellen, die Dir besonders gefallen, auch besonders gelungen sind, dann wuerde ich mir darueber keine Gedanken machen. Dann liegt offenbar keine solche Schwachstelle vor.

Bei dem (ausgezeichneten) Roman, den ich gerade lektoriere, habe ich mehrere Stellen markiert, weil sie mir so aussergewoehnlich gefallen haben. Und jedes Mal kommt prompt vom Autor zurueck: "Es freut mich, dass Ihnen XXX gefaellt, denn ich mochte XXX auch besonders gern."

 

Ich denke also, es ist wie mit dem Hahn, der kraehend auf dem Mist, das Wetter aendert oder laesst, wie es ist: Auf manche trifft's.

Auf andere trifft's nicht.

 

Viele Gruesse von Charlie.

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Sondern wissen was die anderen von dieser Vorgehensweise halten und davon, dass dieser Spruch wiedereinmal mantrisch vorsalbatert wird als hätte wieder mal einer den schreiberischen Stein der Weisen gefunden ...  :s11

 

 

Kurze Antwort: Gar nichts!  ;D

 

Amerikanische Schreibratgeberparole, die gläubig nachgebetet wird.... warum gibt's dafür eigentlich keinen deutschen Ausdruck?

 

Wahrscheinlich, weil es dann nicht mehr so "professionell" klänge :s22

 

Gruß

Jan

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(Peter_Dobrovka)

Wenn wir die Sache unter dem Gesichtspunkt betrachten, daß vor allem sehr viele Jungautoren Dinge schreiben, die sie ganz toll finden, aber nicht darüber reflektieren, daß ihre Leserschaft es vielleicht nicht toll findet, gewinnt diese Regel wieder deutlich an Sinn.

 

Daß ein Autor mit langer Publikationserfahrung von solchen Regeln nicht mehr allzu sehr profitiert, ist klar.

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