Zum Inhalt springen
ChristineN

Fehler bei der Verwendung der Erzählstimme

Empfohlene Beiträge

Hallo!

 

Bei der Suche nach hilfreichen Tipps zur Verwendung der Erzählstimme bin ich gerade auf folgende Regel gestoßen, die man, so denke ich, verinnerlichen sollte, denn zumindest mir ist dieser Fehler bereits passiert:

 

"Wenn in einem Unterhaltungsroman keine Spannung entsteht, greifen schlechte

Autoren oft auf das böse Omen als mißverstandenes Foreshadowing zurück, statt die Prämisse der Geschichte zu verändern.

 

Nachdem er gefrühstückt hatte, verließ er das Haus. Aber das sollte er noch bitter bereuen.

 

Das ist nur bei einem allwissenden Erzähler möglich. In modernen Romanen folgt der Erzähler dem Protagonisten aber meist wie ein Kameramann hintendrein oder ist sogar der Protagonist (Ich-Erzähler). Solche Erzählstimmen kennen die Zukunft nicht.

 

Nachdem ich gefrühstückt hatte, verließ ich das Haus. Aber das sollte ich noch bitter bereuen.

 

In diesem Fall glaubt der Autor irrtümlich, wegen des Präteritums erzählte der Erzähler Vergangenes, könnte also über die Zukunft berichten. Das ist jedoch falsch, weil das Präteritum als Erzähltempus kein Vergangenheitstempus ist.

Um dies zu ermöglichen, muß am Beginn der Geschichte erwähnt werden, daß der Erzähler sich an eine Geschichte aus der Vergangenheit erinnert und die Geschichte nun erzählen wird. Nur so entsteht ein Ich-Erzähler, der zumindest teilweise allwissend ist. Auch in diesem Fall kann er nur wissen, was sich in seiner Abwesenheit ereignet hat, wenn weitere Zusatzannahmen gemacht werden (Akteneinsicht im Nachhinein)."

 

Quelle sowie weitere Tipps: (Link ungültig)

 

mlG

Christine

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jo. Akademisch korrekt. Mir aber egal. Ich gebe hiermit zu Protokoll, dass ich es liebe, wenn eine Szene mit einem Satz wie "Wenn er geahnt hätte, was der Tag für ihn bereithielt, hätte er nicht so fröhlich vor sich hingepfiffen" endet – und zwar liebe ich das als Leser! Wer für mich schreibt, der darf das! (Nicht zu oft pro Buch, klar: alle Hilfsmittel nützen sich bei Übergebrauch ab.)

 

:s22 :s22 :s22

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jo. Akademisch korrekt. Mir aber egal. Ich gebe hiermit zu Protokoll' date=' dass ich es [i']liebe[/i], wenn eine Szene mit einem Satz wie "Wenn er geahnt hätte, was der Tag für ihn bereithielt, hätte er nicht so fröhlich vor sich hingepfiffen" endet – und zwar liebe ich das als Leser! Wer für mich schreibt, der darf das! (Nicht zu oft pro Buch, klar: alle Hilfsmittel nützen sich bei Übergebrauch ab.)

 

:s22 :s22 :s22

 

Dem schließe ich mich applaudierend an.

 

Lektoren sind nicht so iggelig, dass sie so etwas ankreiden würden, sonst fände man es nicht so oft in veröffentlichten Werken.

 

Alle Stilmittel sind erlaubt, solange man weiß, was man damit erreichen will.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich selbst verwende das nicht gern, und es fällt mir auch jedes Mal auf, wenn ich es wo lese - und ich bekomme das recht häufig zu lesen.

 

Ich denke mir dann auch immer: Woher soll der/die das wissen?

Aber ich kann mir vorstellen, dass bei vielen Lesern dadurch Spannung erzeugt wird - und sie eben schon wissen wollen, was in den nachfolgenden Kapiteln oder Szenen passiert.

 

LG Berta

Berta Berger: Die Prinzessin, die von der Liebe nichts wissen wollte, Kunigund kugelrund&&Valentina Berger: Der Augenschneider, Das Liliengrab, Der Menschennäher&&Tamina Berger: Frostengel, Engelsträne, Elfengift

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Schlimm wird es, wenn dieser Kunstgriff immer wieder benutzt wird, eine Spannung zu erzeugen, die von dann Folgenden nicht eingelöst wird.

Das habe ich leider gerade in der letzten Zeit sehr häufig erlebt: Ankündigung von etwas Welterschütterndem - und dann kocht die Milch über, sinngemäß.

Das ist ärgerlich, nervig und ich fühle mich als Leser nicht ernst genommen.

Alles in allem ist es ein reichlich künstliches Element, Spannung zu erzeugen, wenn es nur dazu dient, an Stellen das Tempo anzuziehen, an denen man sonst einschlafen würde.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

... zumal ein ordentlich ausgedachter Cliffhanger dasselbe bewirkt, aber wesentlich eleganter daherkommt als eine Erzählereinmischung :)

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Jo. Akademisch korrekt. Mir aber egal. Ich gebe hiermit zu Protokoll' date=' dass ich es [i']liebe[/i], wenn eine Szene mit einem Satz wie "Wenn er geahnt hätte, was der Tag für ihn bereithielt, hätte er nicht so fröhlich vor sich hingepfiffen" endet – und zwar liebe ich das als Leser! Wer für mich schreibt, der darf das! (Nicht zu oft pro Buch, klar: alle Hilfsmittel nützen sich bei Übergebrauch ab.)

 

:s22 :s22 :s22

 

Ich kann dem nur zustimmen, ich mag das als Leser auch sehr. Selbst wenn es vielleicht akademisch nicht korrekt ist, aber das ist mir in dem Fall völlig egal. Ich bin dann einfach sehr gespannt, was kommt und lese voller Erwartung weiter.

 

Liebe Grüße

Gid

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn eine Erzählfigur dahintersteckt, ist es doch gelungener ... Wenn es zB. ein höhnischer Typ dem Protagonisten quasi hinschmettert "hättest du mal vorher nachgedacht, was du tust ...!" (...dann hättest du vermeiden können, was da noch kommt...) --- dann funktioniert es denke ich besser.

 

LG

Anni

Autorin | Ein  Buch schreiben

Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich mag "die grosse Klappe der Autors", wie es Stephen King mal nannte (und doch tut er es immer wieder gerne), gar nicht. Ich komme mir dann gegängelt vor. So nach dem Motto: "Hey, Leser, pass jetzt mal gut auf!" Aber nach den Kommentaren zu urteilen, ist das anscheinend eine Geschmacksfrage.

 

In einem etwas älteren Manuskript von mir las ich jedoch kürzlichen diesen Satz ... und eine grössere Klappe kann man wohl kaum haben: [...] dass sie den nächsten Tag nicht mehr erleben würde, konnte sie zu dem Zeitpunkt nicht ahnen.

 

;D

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich mag es auch. Ab und zu ein kleines Menetekel, sparsam dosiert - warum nicht. Wer das als "Fehler" einordnet, klebt nach meinem Dafürhalten allzu sklavisch an Erzählregeln, die nirgends in Stein gemeißelt sind. Außerdem haben es schon die alten Griechen so gemacht :-)

 

LG,

eva v.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Immer wenn ich in Versuchung gerate (habe leider einen Hang dazu), mich mit solchen Regeln zu tyrannisieren, bis ich keine Zeile mehr schreibe, sage ich zu mir: Du bist nicht mehr in Klassestufe Sechs, wo du unbedingt ne Eins im Aufsatz haben wolltest. Ausserdem fanden die Klassenkameraden schon damals den Aufsatz von Jens K., der ne Fuenf hatte, viel unterhaltsamer.

 

Und dann zeig ich mir die tollen Buecher, die ich aus meinen Regalen schmeissen muesste, weil sie fuer ihre vielen "Fehler" und nicht verinnerlichten "Regeln" von meinem Deutschlehrer bestimmt kein Lachgesicht bekommen haetten.

 

Froehliches Fuenfenschreiben wuenscht Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ob so was ein Fehler ist oder nicht, ist mir völlig egal. Ich kann es nur nicht leiden, wenn solche Cliffhanger inflationär vorkommen. Oder wenn, wie in einem Buch, das ich gerade gelesen habe, sozusagen der Berg kreist, um Spannung aufzubauen und anschließend krabbelt da nur eine Maus herum. Da war zwar perspektivisch alles korrekt, aber veralbert fühlte ich mich trotzdem. DAS sind in meinen Augen die wahren Fehler.

 

LG Luise

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich mag "die grosse Klappe der Autors", wie es Stephen King mal nannte (und doch tut er es immer wieder gerne), gar nicht. Ich komme mir dann gegängelt vor. So nach dem Motto: "Hey, Leser, pass jetzt mal gut auf!" Aber nach den Kommentaren zu urteilen, ist das anscheinend eine Geschmacksfrage.

 

In einem etwas älteren Manuskript von mir las ich jedoch kürzlichen diesen Satz ... und eine grössere Klappe kann man wohl kaum haben: [...] dass sie den nächsten Tag nicht mehr erleben würde, konnte sie zu dem Zeitpunkt nicht ahnen.

 

;D

 

 

 

Bei King mag ich es immer ... einfach, weil ich mich als very constant reader sowieso fühle, als schriebe er nur für mich und säße eigentlich im Nebenraum, mir die Geschichte erzählend.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Als Leser kann ich das nur akzeptieren, wenn es sehr selten eingesetzt wird. Aber haben muss ich es auch nicht, habs nämlich im nächsten Kapitel sowieso wieder vergessen.

 

Für mich gehört das in die Kategorie des "Kräuterweibleins" in historischen Romanen. Eine abseits der Gesellschaft lebende Hexe (selten das männliche Gegenstück als Heiler) begegnet der Heldin (seltener dem Helden), gibt ihr einen Ausblick in ihre Zukunft (gerne auch mit charakterlicher Einschätzung der Heldin, die für selbige neu ist), und verschwindet wieder sang- und klanglos aus der Handlung.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich mag "die grosse Klappe der Autors"' date=' wie es Stephen King mal nannte[/quote']

 

Hihi, guter Spruch, das muss ich mir merken.

 

Generell: Die meisten Autoren schreiben halt so langweilig, dass mir alles, was irgendwie ein wenig Spannung reinbringt, willkommen ist.

 

Oder: Man ist nie zu schön, nie zu reich, und ein Buch ist nie zu spannend.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Generell: Die meisten Autoren schreiben halt so langweilig, dass mir alles, was irgendwie ein wenig Spannung reinbringt, willkommen ist.

 

Wobei ich der Meinung bin, dass solche Hinweisschilder, nach dem Motto 'Achtung, lieber Leser, jetzt wird es spannend' dann auch nix mehr nutzen ;D

 

Ich würde mich als Autor in einem solchen Moment fragen, warum ich denn glaube, dass meine Erzählung selbst so wenig die Aufmerksamkeit des Lesers fesselt, dass ich ihn mit solchen Hinweisen wieder aufwecken muss.

 

Letzlich ist es ja auch das, was im Eingangsposting gesagt wird: Statt sich Gedanken über die Ursache des Spannungshängers zu machen, verlegen sich manche Autoren darauf, als Erzähler einzugreifen, und durch die Vorausdeutung zu erklären, dass es dann doch bald wieder spannend wird, wenn man denn weiterliest.

 

Mich stört das gewaltig.

 

Viele Grüße

Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Susann, Dich stört jeder Regelverstoß.

 

(Ja, ich pflege meine Feindschaften  ;))

 

Wenn ein begnadeter Erzähler zu einem solchen Trick greift, dann will er damit etwas erreichen. Und dann darf er das, egal, ob irgendein Lehrbuch seinen Stil als "Fehler" bezeichnet.

 

Dass man solche Mittel nicht inflationär einsetzt, ist natürlich klar.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Andrea,

 

statt mir zu unterstellen, mich störe jeder Regelverstoß um des Verstoßes Willen, fände ich es viel interessanter, wenn du uns erklären könntest, was genau besagter begnadeter Erzähler denn mit einem solchen Hinweisschild 'Jetzt wird es spannend' erreichen will?

Außer dem Leser zu erzählen, dass es nun spannend wird.

 

Ehrlich neugierig

Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Frage lag mir auch auf der Zunge, Susann. :s21 Ich gebe zu, als Kind und Jugendliche hat mich so eine Zwischenbemerkung überhaupt nicht gestört, denn ich habe dann immer den alten, knorrigen Märchenerzähler mit Frack und zerknittertem Zylinder vor mir gesehen. Aber in einem Thriller o.ä. würde es mich zumindest virtuell ins Stolpern bringen. Und wahrscheinlich würde ich sofort versuchen, einen besseren Weg zu finden. Ende des Leseflusses.

 

VG, Dorit

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hätte ich gewusst, dass der Tag so enden würde ....

 

Es zeigt Möglichkeiten auf. Es leitet Stimmungen ein. Es regt den Leser zum Spekulieren an. Es kann als Übergang zur nächsten Szene genutzt werden.

Es kann ein Hinweis auf eine kommende Katastrophe sein.

 

Kommt immer darauf an, was man damit bezwecken möchte. Es ist nicht nur ein Hinweisschild: Jetzt wirds spannend.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich habe mir gerade mal eines der Tutorials von bellelettres angehört.

 

Der Stil ist - bemerkenswert.

 

Andrea, zu Euphemismen neigend

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn ein begnadeter Erzähler zu so einem Kniff greift, werden die meisten Leser es gar nicht bemerken, weil dann automatisch durch dieses Stilmittel ein bestimmtes Bild im Kopf des Lesers entsteht. Der "zerknitterte Märchenonkel" ist nur eines. Der Leser stolpert doch meist nur dann, wenn es schlecht gemacht ist oder wenn der Leser mit den Augen eines Profis nach Stilmitteln sucht.

 

Gruß, Melanie

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Nachdem ich nochmal ein Ründchen drüber nachgedacht hab, stell ich fest, dass ich absolut nicht der Leser dafür bin. Ich hab noch nie Spannung bei so einem Vorausblick empfunden. Ich denk mir, "soso", blätter um und habs vergessen. Bei einem Thriller kann ich ja sowieso erwarten, dass demnächst mal was passiert. Außerdem sagt mir ja keiner, wann dieses angekündigte böse Tagesende eintritt. Das kann ja trotzdem noch hundert Seiten oder noch länger dauern.

 

Wegen eines solchen Satzes hab ich auch schon ein Buch weggelegt. Kam schon auf der zweiten Seite ...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...