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Geschraubte Sätze ./. Verständlichkeit

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Wie verständlich können lange Sätze sein? Gar nicht, wenn es jemand schreibt, der am Schluss nicht mehr weiß, was er am Anfang sagen wollte. Aber wenn sie ein Könner schreibt?

 

Uwe Tellkamp hat am Anfang seines Buches die Schwebebahn den Satz stehen:

 

Das Dresden meines Temperaturgedächtnisses ist eine Winterstadt voller Fernwärmerohre und Heizungen, von deren Rippen die Farbe abgeplatzt war; oft lag ich, ein Junge von zehn oder elf Jahren, nachts wach und lauschte den Flüsterstimmen der Gespenster, die in der Braunkohle wohnten und durch die Überredungskünste von Riesaer Sicherheitszündhölzern und Flammat-Kohleanzünder (weiß, hartseifig – oder braun und zäh wie ›Plombenzieher‹-Toffeebonbons) aus ihren tertiären Schlafstätten gelockt wurden.

 

Dass die HAZ ihm vorwirft (Link ungültig) (Link ungültig), "Tellkamp schreibt in der ersten Hälfte des Buches dermaßen geschraubt und gestelzt, dass es dem Leser auch auf die Nerven gehen kann. Die Sätze sind unendlich lang und verschachtelt, die vielen Sprachbilder oft schief und pathetisch."

 

gefällt Tellkamp natürlich gar nicht, er meint: "Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich ist das ein Satz, der vollkommen klar ist. Es gibt Sätze, die komplexer sind, aber wenn Sie sie wirklich mal laut lesen, werden Sie hören, dass die Beziehungen der Nebensätze zueinander vollkommen klar sind, und darüber lasse ich nicht mit mir reden. Da hat die Dame kein Ohr. Das muss sie sich von mir sagen lassen. Da hört sie nichts, ist sie taub, da versteht sie nichts und weiß nicht, was Deutsch kann. (Link ungültig) (Link ungültig)"

 

Nun, mal von dem Streit HAZ ./. Tellkamp abgesehen, was haltet ihr von solchen Sätzen?

 

Ich persönlich meine ja, dass er tatsächlich verständlich schreibt, für ein Buch, dass Erinnerungen in Dresden nachgeht, ist das angemessen. Für einen Unterhaltungsroman am Abend wäre das wohl eher nichts.

 

Aber vielleicht sind heute solche Sätze tatsächlich schwer verständlich? Weil heute kaum einer mehr so schreibt?

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Na ja, nachdem man den Satz so etwa fünfmal gelesen hat, und dabei den Klammerinhalt vorübergehend ausklammert, kommt man drauf, was gemeint ist. ;D

 

Nicht mein Lieblings-Schreibstil.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Hallo,

 

wie würde hier beispielsweise ein Thomas Mann abschneiden? Einer der ersten Sätze von "Buddenbrooks" geht über fast eine Seite. Ich denke, verschachtelte Sätze an sich müssen nicht unbedingt die Lesbarkeit erschweren - da bin ich grundsätzlich bei Tellkamp. Wenn die Beziehungen klar ersichtlich sind, kann man sicherlich auch einem langen, verschachtelten Satz gut folgen.

 

Aber: Bei dem angeführten Beispiel finde ich dennoch sehr schwer rein. Was aber weniger an der Verschachtelung selbst liegt, sondern an der bewussten Verkomplizierung von Details. Riesaer Sicherheitszündhölzer und Flammat-Kohleanzünder? Da fühle ich mich eher an eine Betriebsführung erinnert. Ich habe beim Lesen das Gefühl, als wollte Tellkamp unbedingt zeigen, welche tolle Wörter er so kennt. Und ja, ein bisschen schief wirkt das gesamte Bild hier auf mich schon, jedenfalls ab den Flüsterstimmen der Gespenster, die für mich nicht mehr zum Temperaturgedächtnis (DAS finde ich übrigens wiederum sehr gelungen) passen. Ab dort wird's jedenfalls für mich mühsam.

 

Andere Empfindungen dazu?

 

Viele Grüße

 

Thomas

"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben befähigt ist."&&- Jorge Luis Borges -

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Aber: Bei dem angeführten Beispiel finde ich dennoch sehr schwer rein. Was aber weniger an der Verschachtelung selbst liegt' date=' sondern an der bewussten Verkomplizierung von Details. Riesaer Sicherheitszündhölzer und Flammat-Kohleanzünder? Da fühle ich mich eher an eine Betriebsführung erinnert.[/quote']

Da haben wir offenbar ein Generationenproblem, mich hat genau das angesprochen, weil es ähnliches auch im Westen bis Ende der Sechziger gab. Weiß, hartseifig, genauso. Weckt bei mir umgehend Bilder.

 

Aber wer die nicht kennt, hat vermutlich mit dem Einschub Schwierigkeiten.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Traurig, wenn dies schon ein zu verschachtelter Satz sein soll ...

Ohne jetzt die Tellkamp-Sätze an sich verteidigen zu wollen oder seinen Schreibstil, (ich kenne dieses Buch (noch) nicht): Da es um DDR-Erinnerungen geht, sind diese Marken-Einfügungen schon zu verstehen, wecken eine gewisse Ost-Nostalgie oder Ost-Gruseln beim Leser. Braunkohle-Riesaer-Sicherheitszündhölzer-Flammat-Kohleanzünder. Plus abgeplatzte Farbe von Heizungsrippen, Fernwärmerohre, und die gesamte dort wohnende Gespensterbrigade - das Bild ist da. Und was wollen wir mehr.

 

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Ist für mich auch kein Satz, der mich animiert, weiterzulesen, eher das Gegenteil.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Lustigerweise bin ich in den Satz sofort reingekommen, wobei ich allerdings auch gern auf die Klammer verzichtet hätte (samt Inhalt). Abgesehen davon fand ich den Satz aber recht ansprechend.

 

Gruß, Melanie

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Ich stimme thomasM zu. Temperaturgedächtnis: super!

Riesaer Sicherheitszündhölzern und Flammat-Kohleanzünder: bissl arg auf Marke abgezielt. Aber da kann man sich wirklich drüber streiten; den einen spricht es eben gerade deshalb an.

Womit ich echt Schwierigkeiten habe: tertiäre Schlafstätten.

Bis dahin war ich immerhin noch etwas im Fluss und dann wirft es mich raus.

Prinzipiell liegt es also gar nicht so sehr an der Verschachtelung des Satzes, sondern der Wortwahl - für mich jedenfalls. Grundsätzlich sind da tolle Bilder drin, aber sie sind für meinen Geschmack zu weit hinter (ich unterstelle das jetzt gemeinerweise mal) extra komplizierten Worten versteckt.

Warum extra? "tertiär"! Oder habe ich vielleicht einfach etwas nicht verstanden? Dann wäre das Buch wirklich wohl nur ein Buch für eine bestimmte Generation?!

Viele Grüße,

Jurenka

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Mich zieht der Satz auch rein, nur hätte ich anstatt der Klammern Kommata gesetzt. Über die Markenbezeichnungen stolpert man im Lesefluss, trotzdem sind sie interessant. Ich finde, manchmal müssen die Sätze so lang sein. In Peter Härtlings "Dreifacher Maria" zum Beispiel ging ein Satz mal über drei Seiten, ohne dass ich ermüdet wäre.

Um mal ganz entspannt abends auf dem Sofa zu lesen, ist es trotzdem zu sperrig, wie auch Thomas Manns Zauberberg, der mich begeistert hat, aber der auch Stellen hatte, durch die ich mich müham durchlesen musste und mich immer wieder beim Einnicken erwischte (was mir sonst beim Lesen nie passiert! ;)

 

Grüße

Christa

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Grundsätzlich sind da tolle Bilder drin ...

 

Das ist, neben dem langen Satz, eben auch das Problem, es stürmen zu viele Bilder auf mich ein, die mich einfach verwirren: wir haben Fernwärmerohre, dann aber Heizungen, von Rippen abgeplatzte Farbe, vermutlich von den Heizungen, nicht von den Fernwärmerohren. Dann sehen wir einen Jungen nachts im Bett, der Flüsterstimmen von Gespenstern lauscht (was für Gespenster, da muss man erstmal draufkommen), dann sehe ich im Geiste Braunkohlehalden, die überredet werden (?) und schließlich Produktnamen, die sich mir nicht erschließen, aber weiß und hartseifig sind oder wie Toffebonbons (wieder anders) aussehen.

 

Das ist ein ganzer Haufen völlig unterschiedlichen Bildkrams, den ich mir in einem kleinen Satz vorstellen muss. Es übersteigt meine Konzentrationsfähigkeit.

 

Dazu meint der Autor, es sei doch alles ganz einfach, nur die Rezensentin zu blöd. Die Leser wahrscheinlich auch. Ich jedenfalls, der leider mit nur wenig Geduld für überkomplizierte Schreiber ausgestattet ist.

 

Das erinnert mich an Leute, die sich schlecht erklären, dann aber andere beschuldigen, sie seien zu blöd, sie zu verstehen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Öh ... nicht die Braunkohle wurde überredet. Nur by the way.

Sonst hieße das Buch vielleicht: Der Braunkohleflüsterer. Gesponsert von "Flammat-Zündhölzer"

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Ist ja interessant, wie unterschiedlich dieser eine Satz wirkt.

 

Ich vermute mal, dass es bei langen Sätzen noch viel wichtiger ist, dass Bilder geweckt werden. Und wenn das nicht gelingt, sind solche Sätze einfach unverständlich und müssen mangels Bildern mehrfach gelesen werden. Wenn aber Bilder geweckt werden, kann man leicht folgen (ich zumindest).

 

Jurenka, ja er übertreibt etwas mit den Begriffen. Tertiäre Schlafstätten finde ich auch overdone, aber weil er mir vorher so schön das Gefühl und den Geruch dieser Kohleanzünder ins Hirn gezaubert hatte, hat es mich nicht mal sehr gestört.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter, der sich erinnert, wie der Braunkohlegeruch in der Luft 1990 in der damaligen DDR Kindererinnerungen geweckt hatte. Zeitreise, so dachte ich damals, ist doch möglich ;-).

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Nein. Gar nicht. Was soll das heißen?

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Öh ... nicht die Braunkohle wurde überredet. Nur by the way.

Sonst hieße das Buch vielleicht: Der Braunkohleflüsterer. Gesponsert von "Flammat-Zündhölzer"

Claudia

 

Richtig. Es waren wohl die Gespenster. Selbst nach zehnter Lesung mache ich noch diesen Fehler. Spricht nicht für den Autor.

 

Wenn ich diesen ersten Satz in der Buchandlung läse, würde mein literarisches Immunsystem sofort "Weglegen!" brüllen.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Spricht nicht für den Autor.

Kompliment. Dazu gehört ein ziemliches Selbstbewusstsein ...

Nix für ungut.

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Der Anfang des Satzes hat mir recht gut gefallen, vorallem auch die Bilder, die er hervorgerufen hat.

 

Das erste Mal bin ich dann über die "Riesaer Sicherheitszündhölzern" gestolpert, weil ich mir die Marke nichts gesagt hat und mein Gehirn die Buchstaben in "Riesen" umsortieren wollte. Dann liest man das Wort ein zweites Mal und prompt fühl man sich aus dem Lesefluss gerissen.

 

Als zweites hat mich der Inhalt der Klammer gestört. Das war irgendwie ... zu viel. Ohne diesen Einschub hätte mir der Satz deutlich besser gefallen.

 

Wenn ich hier so die anderen Antworten lese, hat man ein wenig den Eindruck, dass Leute, die in der Zeit und vielleicht sogar am richtigen Ort aufgewachsen sind, mehr mit dem Satz anfangen können. Und damit scheint auch zusammen zu hängen, ob man den Satz als zu lang empfindet oder nicht.

 

 

Julia

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Aber: Bei dem angeführten Beispiel finde ich dennoch sehr schwer rein. Was aber weniger an der Verschachtelung selbst liegt' date=' sondern an der bewussten Verkomplizierung von Details. Riesaer Sicherheitszündhölzer und Flammat-Kohleanzünder? Da fühle ich mich eher an eine Betriebsführung erinnert.[/quote']

Da haben wir offenbar ein Generationenproblem, mich hat genau das angesprochen, weil es ähnliches auch im Westen bis Ende der Sechziger gab. Weiß, hartseifig, genauso. Weckt bei mir umgehend Bilder.

 

Aber wer die nicht kennt, hat vermutlich mit dem Einschub Schwierigkeiten.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

 

Hallo Hans Peter,

 

da gebe ich dir natürlich recht. Ich selbst kann als in den 80ern und 90ern aufgewachsener Österreicher mit diesen Details so rein gar nichts anfangen. Wobei ich bei einem anderen Aspekt bleibe: Ich finde nach wie vor, dass in diesem Satz zu viele heterogene Bilder verarbeitet sind. Manches davon finde ich sehr gelungen, aber v.a. die zweite Hälfte des Satzes, Zündhölzer hin oder her, finde ich überfrachtet. Mir fehlt in diesem Satz einfach so ein bisschen der rote Faden.

 

Und in diesem Punkt muss ich der Kritikerin dann recht geben, jedenfalls was mein eigenes Leseempfinden betrifft: Das ist teilweise etwas arg kompliziert. (Was, ich sag's noch mal, nicht an der Länge des Satzes liegt, sondern an den Details darin.)

 

Viele Grüße

 

Thomas

"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben befähigt ist."&&- Jorge Luis Borges -

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Ich frage jetzt einfach nochmal: Hat jemand die tertiären Schlafstätten "verstanden"?

 

Damit ist die Erdschicht gemeint, in der sich die Kohle im Tertiär (eine Zeitepoche, in der es noch Dinos gab) entwickelt hat. Die Geister der Braunkohle schlummerten in der Schicht des Tertiär, bis sie ausgegraben und durch die Überredungskunst von Zündhölzern dazu gebracht wurden, ihre Wärme zu spenden. Ist doch logo, oder?

 

Gruß, Melanie

(die noch nicht so alt ist, dass sie das alles noch aus eigener Erfahrung kennt und als Wessi auch nie in Dresden war, aber den Satz trotzdem mag)

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"Tertiäre Schlafstätten", weil die Braunkohle im Tertiär entstanden ist, nehme ich mal an.

Ich finde den Satz gar nicht so kompliziert. Erst recht nicht verschachtelt. Sicher muss man ihn aufmerksam lesen, um die Bilder aufnehmen zu können - aber das spricht doch nicht gegen ihn.

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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Oh hauha! Ja klar, gaaaaaanz logo! (Bei mir kam nur die 3 us tertiär an.)

Mein Fazit bleibt (für mich): Zu viel gewollt. Nur ein wenig verschlankt und der Satz wäre ein Hammer!

 

Danke für die Erklärung MelanieM  und BabaraS:)

Jurenka

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Ich finds, nur by the way, ein wenig ... sagen wir ... bedenklich, dem Autor zu unterstellen, er habe bewusst "komplizierte" Worte gewählt und seine schönen Bilder damit verschandelt. Warum sollte er so etwas tun, was hat er davon?

Und tertiär hat absolut seine Berechtigung an dieser Stelle (wobei ich seinen Satz sowieso nicht zerfleddern will, als hätten wirs mit einer Textkritik zu tun! Womöglich noch mit der Textkritik an einem Anfänger ...), wenn man das Alter der Braunkohle gegen die kurze Lebensdauer des DDR-Staates aufrechnet, und genau hierher gehören auch die Marken: Die DDR - und das weiß jeder! Auch diejenigen, die nicht in der DDR aufgewachsen sind, die DDR kennen oder eine gewisse Altersgrenze überschritten haben! - lebt heute auch und vielleicht sogar vor allem in einem nostalgischen Markenbewusstsein fort.

Hatter alles neigepackt in den ersten Satz. Hätter auch zwo oder drei draus machen können. Mit oder ohne Klammer. Hatter aber net getan. Vermutlich hatte er einen Grund dafür, nur mal so einen ganz klitzekleinen Verdacht: Sprachrhythmus oder so.

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Spricht nicht für den Autor.

Kompliment. Dazu gehört ein ziemliches Selbstbewusstsein ...

 

Als Leser in jedem Fall! ;D

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Hallo Claudia,

 

natürlich wird er einen Grund gehabt haben, den Satz so zu schreiben und nicht anders. Das ist sein Satz, er kann ihn schreiben, wie er will. Und dass ein Tellkamp sein Handwerk versteht, ist nichts, worüber ich erst diskutieren müsste.

 

Für mich als Leser bleibt hier dennoch ein leichte Schieflage bestehen. Ich bewundere vieles an diesem Satz, finde aber manches überfrachtet. Das ist meine persönliche Empfindung. Ich kann auch nicht jeden Satz von Thomas Mann gleichermaßen genießen, den ich für den größten Stilisten halte, der je in deutscher Sprache geschrieben hat. Es würde mir auch arge Sorgen über mich selbst als Leser bereiten, wenn ich jeden einzelnen Satz eines jeden Schriftstellers gleich gut finden würde. Diesen einen Satz fände ich eben noch besser, wenn er etwas entschlackt wäre. Meine ganz persönliche Meinung, und wenn angesichts dieser Aussage Heerscharen von anderen Lesern die Hände über den Kopf zusammenschlagen und mich entgeistern fragen, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, ist das auch völlig in Ordnung, denn das ist dann nun mal deren Leseempfinden und nicht meines.

 

Liebe Grüße

 

Thomas

"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben befähigt ist."&&- Jorge Luis Borges -

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Als jemand, der in der DDR aufgewachsen ist, und Tellkamps Turm sowie die Schwebebahn gelesen hat (na, ja, ich will nicht angeben, mit Letzterem bin ich noch nicht durch), muss ich sagen, dass mir seine langen Sätze überhaupt nicht missfallen (dazu schreibe ich viel zu gern selbst welche, nur längst nicht so kunstvolle), dass mir allerdings seine, schon im Turm exzessiv verwendeten Markenbezeichnungen absolut auf den Geist gehen. Weil nämlich NIEMAND, der in der DDR aufgewachsen ist, diese Marken denkt, wenn er an die Gegenstände denkt. Also in der Beziehung übertreibt er echt. Find ich.

 

LG Cornelia

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