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(Petra)

Geduld und Marketing

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Irgendwie tut sich da nichts ob man sein Angebot an einen Agenten oder einen Verlag sendet.

Liebe Leute,

an diesem Satz von Lars will ich einen neuen Thread eröffnen, denn solche Aussagen liest man hier immer wieder. Ich kenne das aus eigener Erfahrung - seit ich anfing zu schreiben bis heute, hat sich meine Fähigkeit zur Geduld erstaunlich erweitert. Ich glaube, Geduld und Durchhalten sind Kardinalstugenden dieses Berufes.

 

Ich kann das nur an mir festmachen, glaube aber, anderen erging / ergeht es ähnlich. Obwohl ich jetzt über den Vertragsrausch frohlocke - der Weg dahin war lang. Etwa 1990 schmurgelte die erste Idee zu einem Buch in meinem Kopf. Mit allen Anfängerfehlern recherchierte ich sechs Jahre lang. Ich schrieb einen 700-Seiten-Sachbuchwälzer und beging alle nur erdenklichen Fehler bei der Verlagssuche. In der Schublade liegt der berühmte Formbrief von Random House (warum tut man sich das an?) und andere Absagen lesen sich auch nicht fein.

 

Ich habe es dann tatsächlich geschafft, bei einem Wunschverlag. Weil ich das Exposé mehrmals umschrieb, mich dreimal beim gleichen Verlag innerhalb eines Jahres bewarb und jede Menge Glück hatte: eine Lektorin war begeistert und ein anderer Lektor bereit, mich den Mammutschinken auf unter 200 Seiten umschreiben zu lassen.

 

In der Folge ging es leichter, da war ja ein Buch vorzuweisen. Aber während im Brotjob in Stunden entschieden wurde, oft in Minuten - dauerte es im Buchgeschäft immer Monate. Mal war der betreffende Lektor in Urlaub, mal überarbeitet, mal hatte ich knapp die Programmkonferenz verpasst oder vor der Buchmesse gestört. Irgendwie schien nie der richtige Zeitpunkt.

 

Meinen Agenten fand ich erst 2001, nachdem schon zwei Bücher bei bekannteren Verlagen von mir zu haben waren, die ich vorweisen konnte. Aber auch da war Geduld gefragt. Mein Roman "Stechapfel und Belladonna", der am 19.04. erscheint, wollte und wollte sich nicht verkaufen lassen. Einen ganzen Sack Absagen habe ich auch hier, von vielen großen Verlagen. Nach neun Monaten (!) wollte ich schon aufgeben - mein Agent fühlte sich erst recht herausgefordert, weil er dran glaubte. Zum Glück hat er durchgehalten. Lübbe griff für seinen Verlag BLT zu... und den Rest habt ihr in meinen Jubelpostings gelesen. Andere Verträge folgten. Aber auch da Warten... die Bücher erscheinen 2006, 2007...

 

15 Jahre harte Arbeit, in der ich gelernt habe, mich mit eisernen Zähnen durchzubeißen und eine gewisse Zen-Haltung zu entwickeln. Ohne die geht es nicht. Es wird in Monaten gemessen, mindestens. Atemlosigkeit tritt erst ein, wenn es Verträge gleichzeitig hagelt und die Abgabetermine eng werden.

 

Allerdings habe ich auch gelernt, dass sehr viel am Exposé hängt und an der Art, wie ich mich selbst verkaufe. Das kann viel beschleunigen, wenn man ein genaues Feeling entwickelt, was ein Verlag wirklich will. Das Studium eines Programmes wird zur Psychostudie, immer mehr bewährt es sich auch, ins Gespräch zu kommen, um Wünsche und Pläne der Verlage genau zu eruieren. Wir haben es als Autoren nicht gelernt, uns bedarfsorientiert zu verkaufen. Aber in großen Verlagen entscheiden eher die Marketingleute, der Vertrieb... Wir schreiben unsere Exposés viel zu oft für Lektoren und vergessen die Vertriebler mit ihrer immensen Macht (zumindest in den Publikumsverlagen!)

 

Bei Hanser habe ich gelernt, wie man ein Exposé schreibt, das Vertretern an die Hand gegeben werden kann - die lassen extra eines für die Vertreterkonferenz schreiben. Dieses Exposé entscheidet auch über die Begeisterung der Vertreter bei den Buchhändlern. War interessant, das eigene Buch wirklich nur vom Lesernutzen aus zu betrachten und die eigenen Befindlichkeiten nach außen zu "verkaufen".

 

Meine ersten Expos´s habe ich nie von Kollegen gegenlesen lassen, sondern von einem knallharten Marketingmenschen. Der las den ersten Absatz, schaute mich groß an und fragte: Warum soll ich das kaufen? Dann hab ich geschnitzt, bis er das Buch unbedingt haben musste.

 

Nicht, dass wir uns im wahrsten Sinne des Wortes verkaufen müssen, mit Leib und Seele. Aber es ist einfach eine andere Denkrichtung, an ein Projektangebot heranzugehen. Die wird in Ratgebern und Exposénormen nicht gelehrt. Auch hier hilft nur learning by doing.

 

Was ich mit dem langen Gelaber sagen will: Geduld ist nötig. Zwischendurch hilft aber auch immer diese kleine Checkliste zum Überarbeiten:

- Verkaufe ich mich und mein Buch wirklich richtig?

- Erregt mein Exposé sofort Aufmerksamkeit, hebt es sich von anderen ab?

- Verkaufe ich mich beim richtigen potentiellen Käufer und kann ich das vermitteln, dass mein Produkt das Richtige ist?

- Mein Buch ist nicht für mich, sondern für Leser. Welchen Nutzen haben die Leser davon? Gibt es ausreichend starke Gründe, dass sie mein Buch kaufen könnten?

- Hat mein Buch in Sachen Lesernutzen Alleinstellungsmerkmale? Was hat mein Buch, was andere nicht haben? Wie unterscheidet es sich von der Konkurrenz?

- Kann ich zu Absagen konkretere Aussagen erfragen, durch die ich lernen kann, woran es hing?

 

Und wenn es das Manuskript wirklich wert ist: durchhalten, weitermachen, beharrlich bleiben!

Ich drück allen die Daumen, die in der Wartephase sind.

 

Bei denen, die es hinter sich haben - wie waren eure Erfahrungen mit dem Geduldsfaden? Welche Strategien habt ihr, zur richtigen Zeit am richtigen Ort an den richtigen Lektoren zu kommen?

 

Schöne Grüße,

Petra

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Oh Petra,

 

was ist das bloß für ein schrecklicher Beitrag. Er erinnert mich an alle meine Anfängersünden, die da wären:

 

- zu Beginn zu schreiben, ohne mich jemals mit dem Genre beschäftigt zu haben oder gar Handwerksbücher gelesen zu haben.

 

- sich an Zuschussverlage für viel Geld zu verkaufen, ohne auch nur annähernd die Summe wieder reingeholt zu haben.

 

- einen Agenten zu wählen, der sich erst einmal ein "umfassendes" Lektorat bezahlen lässt - das sich auf die Korrektur von Rechtschreibefehlern beschränkt.

 

Im Grunde habe ich also alle Dont' s hinter mir ;-).

 

Ich habe genug negative Erfahrungen gemacht, um das Schreiben für immer an den Nagel zu hängen - eigentlich. Aber was soll ich sagen? Ich bin süchtig und habe immer daran geglaubt, dass ich eines Tages etwas mehr als ein paar Manuskripte in der Schublade vorzuweisen habe (mittlerweile 8 Buchromane, 9 Taschenheftromane, 1 Sachbuch, 2 verfilmte Drehbücher).

 

Der Weg dorthin war und ist steinig und schon gar nicht bequem. Geduld und wirklich eiserne Disziplin haben mich weiter gebracht *hallo, Petra :-)*.

 

Und die Bereitschaft zu Kompromissen.

 

Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, dass ich zwar viele tolle Ideen produziere, aber noch lange nicht das Non-Plus-Ultra.

Als mein Verlag meinte, Frauenkrimis sind out, Frauenromane "in", habe ich letztere geschrieben. Und bei der Drehbucharbeit kann ich als Autorin ohne Kompromissbereitschaft ohnehin nicht weiterkommen. Da reden Producer und Redakteure mit, der Chefredakteur entscheidet. Und wenn der Regisseur dazu kommt, wird das Blatt ohnehin noch einmal gewendet. Wer da nicht zu 101 Änderungen bereit ist, wird irgendwann als "schwierig" kalt gestellt. Natürlich kommt auch für mich irgendwann ein Punkt, an dem ich kein Entgegenkommen mehr zeigen kann. Aber der ist dann mit Sicherheit sachbezogen und hat nichts mit verletzter Eitelkeit oder anderen Gefühlen zu tun.

 

Wie ich überhaupt immer mehr denke, dass das eigene Ego hinter "dem Werk" zurücktreten muss, wenn man etwas erreichen will.

 

Habe ich mich halbwegs verständlich ausgedrückt?

 

Lieber Gruß

Marte

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Wir schreiben unsere Exposés viel zu oft für Lektoren und vergessen die Vertriebler mit ihrer immensen Macht

 

Oh, oh Petra, du hast mich mit diesem Satz an einen Fehler erinnert!

Ich habe vergessen, die Verkaufsargumente in mein Exposé zu packen, als ich es der Agentur schickte >:(

Bei Sachbüchern ist es für mich selbstverständlich dieses Argument mitzuliefern, aber ich war so wild darauf endlich alles rauszuschicken, dass ich das wichtigste Argument vergessen habe, Mist!

Ob ich das noch nachliefern kann? Oder steh ich dann völlig dödelig da?

 

Nachdenkliche Grüße von Petra

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Nein Marte  :s21

Ich hab deinen ersten Satz zuerst ernst genommen... :-*

Schöne Grüße,

Petra

 

:-* :-* :-* :-* :-*

 

Tja, auch Autorinnen von Liebesromanen sind für überraschende Wendungen gut ;D

 

Lieber Gruß

marte

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Wir haben es als Autoren nicht gelernt, uns bedarfsorientiert zu verkaufen. Aber in großen Verlagen entscheiden eher die Marketingleute, der Vertrieb... Wir schreiben unsere Exposés viel zu oft für Lektoren und vergessen die Vertriebler mit ihrer immensen Macht (zumindest in den Publikumsverlagen!)

 

Liebe Petra,

 

in Gedanken schon halb im Urlaub geht mir gerade eine Dochtlampe auf. Man sollte tatsächlich die Verkaufsargumente immer mitliefern.

 

Und leider ist es ein Fakt, dass die KollegInnen vom Vertrieb immer erfolgreiche Vergleichsautoren heranziehen.

Früher war jeder moderne Roman, der eine weibl. Hauptfigur hat "wie Hera Lind".

Heute schreibt jede wie von Kürthy.

 

Mein Zeitreiseroman wird mit "wie Gabaldon" verglichen.

 

Oh ja ...*grübel* ... anstatt sich zu ärgern, sollte man den passenden Vergleich wohl gleich mitliefern.

 

Wie Goethe, Schiller, Heine ...?

 

Schon in Urlaubslaune,

marte

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@Petra, danke für Deinen Bericht. Andererseits meinte Lars sicherlich eher den Grad der Schwierigkeit: Es ist eben mindestens genauso schwierig, bei einer Agentur unter Vertrag zu kommen, wie einen Verleger zu bekommen. Damit hat er ja sicherlich recht.

 

Ein anderer für mich wichtiger Punkt ist der: Ich habe so schon so viel Ernüchterndes, Entmutigendes gelesen (in Handbüchern, Foren, Erfahrungsberichten ...), daß ich gerne mal das Gegenteil lesen und erfahren würde. Schließlich gibt es auch Leute, denen die Verlage und Agenten hinterherrennen. ::)

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Oh ja ...*grübel* ... anstatt sich zu ärgern, sollte man den passenden Vergleich wohl gleich mitliefern.

 

Wie Goethe, Schiller, Heine ...?

 

Ich hab mal irgendwo erfahren, die meisten Lektoren/Agenten legen eine Arbeitsprobe zur Seite, wenn sie solche Phrasen enthält wie: "Seit Tolkien hat es ein vergleichbares Werk nicht mehr gegeben". ;D

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Hallo Marte,

um die Urlaubslaune beneide ich dich. Ich schreibe heute Unterlagen für eine dämliche Prüfungskommission :s10, der ich am Do. auf Französisch klarmachen muss, warum ich mich als "echte" Schriftstellerin offizialisiere... deshalb nehme ich ständig hierher Reißaus ;-)

 

Ich denke, das mit den Verkaufsargumenten muss man subtiler machen - die Schubladen suchen die Verlage gerne selbst und falsche Schubladen könnten auch schaden (ich schreibe z.B. garantiert nicht wie die von Kürthy! Jawoll.)

Ich kann das schlecht beschreiben, bei mir sind die Sachen unterschwellig im Exposétext versteckt. Nur die Konkurrenzanalyse, falls nötig, schreibe ich explizit.

 

@Petra: Warum nicht nachliefern, wenn es ein tragendes Teil ist? Ich würde mir einfach ein nettes Sätzchen überlegen, dass dich nicht zum Dödel, sondern zum aufmerksamen Dienstleister macht :s06

 

Schöne Grüße, schönen Urlaub,

Petra, wieder in Amtskram à la francais versinkend :s14

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Hallo Manu,

Lars' Satz habe ich nur als Aufhänger benutzt. Und eigentlich wollte ich Mut machen, dass nämlich das viel häufigere Versagen auch zum Ziel führen kann, dass man aus Fehlern manchmal klug wird und dass sich Geduld lohnt. Was ist daran entmutigend?

 

In der heutigen "Castinggesellschaft" meint jeder, gleich und schnell Superstar werden zu können. Klar gibt es die auch. Aber wie viele und wie schnell fallen sie wieder ganz tief?

 

Das Gegenteil kann ich dir natürlich auch bieten: Ich bin gleich mit meinem Projekt beim ersten Agenten meiner Wahl gelandet. Der Vertrag war schnell gemacht, aber *dieses* MS habe ich nie geschrieben, geschweige denn veröffentlicht. Mein Weg führte mich in andere Richtungen.

Und ja, im Februar waren die Damen von Lübbe bei mir zu Besuch, um mit mir über die Zukunft zu reden. Aber auch das ist mir nur passiert, weil ich jetzt wirklich professionell arbeite, sehr schnell und auf Abruf liefern kann und Bücher auch im Teamwork entwickeln.

 

Erfolg fällt nicht vom Himmel. Bin ich sogar froh drum. Habe einige Kollegen erlebt, die der Erfolg zu schnell erwischt hat und die das gar nicht verkraftet haben...

 

Schöne Grüße,

Petra

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@Petra: Warum nicht nachliefern' date=' wenn es ein tragendes Teil ist? Ich würde mir einfach ein nettes Sätzchen überlegen, dass dich nicht zum Dödel, sondern zum aufmerksamen Dienstleister macht [/quote']

 

Liebe Petra,

du hast vermutlich Recht. Ich hatte nur die Befürchtung es könne so wirken, als ob ich IMMER wichtige Dinge vergesse und somit nicht zum Agenturpartner tauge..

Dann muss ich mir mal was Hübsches einfallen lassen ;D

 

Liebe Osterferienanfangsgrüße von Petra

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Liebe Petra,

 

Dein Beitrag ist mehr wert als so mancher teure Ratgeber.... und die goldene Waschmaschine muß ich jetzt schon wieder an Dich zurückgeben (ach, diese Schlepperei) :p

 

Bei Deinen Sätzen über die Marketingleute / Lektoren hat's "Klongggg" gemacht. Aber ganz laut.

 

Wie oft war es so, daß ich gerade ein Buch übersetzt hatte und der Verlag anrief: Wir haben Vertreterkonferenz; können Sie nicht noch rasch ein Exposé für die Herrn schreiben?

 

Hab ich natürlich gemacht, zünftig und wohl auch immer gut.

Bloß - was habe ich jetzt bei meinem Manuskript gemacht? Wieder schön ein Exposé für die Lektoren geschrieben :s08

Idiotisch!

Denn Du hast völlig recht - die Marketingleute sind's, die das eigentliche Sagen haben.

Merci vielmals fürs Klonggg,

Gruß

Jan

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Hallo Jan, den Effekt kenne ich gut - alle Tipps, die man anderen gibt, beachtet man selbst nicht - rate mal, woher ich die habe! ;-)

 

Ansonsten: Tipps verkloppen... eine Einnahmequelle? :s09

Und das mit den schweren Geräten lassen wir mal. Schieb mir lieber das Rezept von deinem Braten rüber und spiel meinem musikalischen Hund etwas auf dem goldenen Klavier vor!

 

Schöne Grüße,

Petra

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Hi Petra,

 

nun, ich persönlich habe die Punkte, die Du angesprochen hast, eben als ein wenig entmutigend empfunden. Du hast natürlich recht, wenn Du sagst, daß man als Autor(in) die Marketingaspekte im Blick haben sollte. Aber ich denke eben auch, daß man sich persönlich in gewissem Maße auch treu bleiben muß. Der Spagat zwischen diesen beiden Polen der Skala von Zielsetzungen im Schriftstellerberuf ist wohl eine der größten Herausforderungen, die dieser mit sich bringt.

 

Hilfreich ist Dein Beitrag allemal, ich danke Dir sehr dafür! :s17

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Hallo, Marte!

 

Wie ich überhaupt immer mehr denke' date=' dass das eigene Ego hinter "dem Werk" zurücktreten muss, wenn man etwas erreichen will.[/quote']

Was erreicht man denn dann noch?

 

Wirklich interessierte Grüße,

 

Iris

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Hallo, Manu!

 

Du hast natürlich recht' date=' wenn Du sagst, daß man als Autor(in) die Marketingaspekte im Blick haben sollte. Aber ich denke eben auch, daß man sich persönlich in gewissem Maße auch treu bleiben muß. Der Spagat zwischen diesen beiden Polen der Skala von Zielsetzungen im Schriftstellerberuf ist wohl eine der größten Herausforderungen, die dieser mit sich bringt.[/quote']

Ein Kernproblem für heutige Autoren: Wir sollen möglichst nur noch Ware liefern, die locker verkäuflich ist.

 

Da ich selbständig bin, weiß ich, was Marketing ausmacht, kenne mich aus auf der "freien Wildbahn" -- aber in kaum einem Sektor wird die Haut so bereitwillig zu Markte getragen und wird diese Bereitwillig-seine-Haut-zu-Markte-Tragen so herablassend vorausgesetzt wie im Sektor Literatur.

 

Desillusionierte Grüße,

 

Iris

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>Ansonsten: Tipps verkloppen... eine Einnahmequelle?>

 

Nee! Tips sammeln - und dann selbst einen Schreibratgeber veröffentlichen! Läuft garantiert super ;D

 

Der Braten war a bairischer Schweinsbratn, den kriegst Du sicher auch ohne mein Rezept hin, zumal ich gern improvisiere,

und das Klavier steht zwar neben meinem Schreibtisch, aber ich bezweifle, daß Dein Hund so lange Ohren hat.

Es ist nämlich noch nicht vergoldet, und da trägt der Schall eben nicht über die paar Kilometer.

 

Alla hopp! Einen geruhsamen morgigen Tag nach der heutigen Plackerei wünscht

Jan

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und da trägt der Schall eben nicht über die paar Kilometer. Alla hopp

Offedeckele un kanzevöjeli nomohl... das ist nicht dein Ernst?!? Ein paar?!? *grübel*

 

@ Manu und Iris:

mmm... ich fürchte, mir hat da mein Schreibbrotberuf geschadet, also die Tatsache, dass ich mein Schreiben schon immer verkaufen musste. Ich sehe da keinen Zwiespalt zwischen der Treue zu mir und Marketing. Anders gesagt: Ich verkaufe ja nicht, was andere meinen, haben zu wollen. Ich verkaufe, was ich will, dass andere denken, sie hätten es sich schon immer gewünscht.

Deshalb kann ich auch nicht feststellen, dass etwas "locker verkäuflich" wäre - ich zumindest brech mir da jedesmal einen ab.

 

Gute Nacht!

Petra

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Ich verkaufe' date=' was ich will, dass andere denken, sie hätten es sich schon immer gewünscht.[/quote']

 

Hallo Petra, das gefällt mir. So möge es mir und uns allen auch eines Tages ergehen. :s01

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Hallo, Petra!

 

Ich verkaufe ja nicht' date=' was andere meinen, haben zu wollen. Ich verkaufe, was ich will, dass andere denken, sie hätten es sich schon immer gewünscht.[/quote']

Bleib da bloß hartnäckig! Wie oft ich in Kollegenkreisen schon die Warnung gehört habe, ja immer zu tun, was Lektoren oder Vertriebsmenschen von uns wollen ... :s09

 

Den Teufel werde ich! :s21 Natürlich brauche ich jemanden, der mir hilft, in meiner Arbeit immer besser zu werden. Aber ich bin doch keine Boygroup und wackele nach jemandes Taktstock mit dem Hintern, um ebenso kommentarlos fallengelassen zu werden, wenn der prophezeite Erfolg dann doch ausbleibt.

Die dauerhaft erfolgreichen Sachen sind eigenständige Werke, kein Einheitsgedudel aus dem Computer! ;D

 

Da halte ich es doch lieber mit G.B. Shaw und W. Faulkner. ;)

Liebe Grüße,

 

Iris

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Moin, Leute!

Mir ist vorhin mal so aufgefallen, dass ich zwar eifrig schreibe, mich aber nicht an die Regel halte, immer so 5 bis 10 Manuskripte in der Post zu haben. genaugenommen, hab ich zwei unterwegs und das eine schon seit einem geschlagenen Jahr. Keine Ahnung, was mich da immer reitet, dabei bin ich der Verfechter davon, nicht nur auf ein Pferd zu setzen. Ich bin halt ein echt schlechter Verkäufer, wie es scheint :(

 

Grüßchen von Petra

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Iris schrieb: Wie oft ich in Kollegenkreisen schon die Warnung gehört habe, ja immer zu tun, was Lektoren oder Vertriebsmenschen von uns wollen ...

 

da scheinen die Leute etwas falsch zu verstehen. Lektoren und Vertriebsmenschen wissen ja auch nicht so genau, was sie möchten. Also muss man ihnen etwas präsentieren, was sie glauben haben zu wollen. Bei Kleinigkeiten kann man nachgiebig sein, ohne dass einem ein Zacken aus der Krone bricht, aber im großen und ganzen muß man seine persönliche Linie verfolgen, sonst schadet es dem Werk. Wer nicht hinter dem steht, was er schreibt, wird auch nichts schreiben, mit dem er die Leser begeistert.

 

Sysai

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Hallo Iris,

ich war früher Jahre in der PR, unter anderem für einen kleinen Fachverlag, ich glaube, das hat mir nicht geschadet. ;D

Unter "Verkaufen" versteht der Laie immer ein Verbiegen zugunsten von angeblichen Märkten, was eigentlich falsch ist. Ein gutes Geschäft stellt beide Seiten zufrieden. Und Märkte lassen sich schaffen. In der Unmenge von Irgendwas-Lesern lassen sich Zielgruppen auch gezielt aufbauen. Grade im Verlagsgeschäft sind doch "Märkte" und "Trends" dermaßen unvorhersehbar geworden!

 

Natürlich gehe ich an meinen "Kunden", den Verlag (und seine Leser) mit der Frage heran: Was will der für ein Produkt haben? Was passt bei ihm ins Regal? Klar, ich kann keinem Metzger Croissants verkaufen, es sei denn, sie sind mit Speck gefüllt.

 

Der andere Schritt ist dann aber der: Was will ICH verkaufen? Habe ich den richtigen Kunden? Ist mein Produkt von ausreichender Qualität?

 

Wenn ich mir die beiden Seiten angeschaut habe, kann ich mein Produkt eben so verkaufen, dass ich deutlich mache: Schau, das passt genau in die Lücke, die du noch im Regal hast.

 

Worauf ich hinauswill: Zum Verkaufen gehört, dass mein sein Produkt nicht ständig anders streicht oder verändert, nur weil man denkt, es passe besser zu den anderen Marzipanschweinchen. Dann produziert man auch nur Marzipanschweinchen. Ist viel wichtiger zu schauen: Was hat mein Produkt, was andere nicht haben und wie mache ich dem Kunden klar, dass er genau darauf schon seit Jahren wartet? (Womit ich wieder bei deiner Aussage bin).

 

Was übrigens auch nicht gegen Teamwork spricht. Bei Sachbüchern geht's ohne fast nicht mehr.

 

Schöne Grüße,

Petra

 

PS: @Petra 5-10 MSe in der Post???? Wer finanziert dir so viel Arbeit vor?

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PS: @Petra 5-10 MSe in der Post???? Wer finanziert dir so viel Arbeit vor?

 

Moin Petra,

 

mir finanziert kein Mensch irgendwelche Arbeit vor. Ich habe das für mich auch so gemeint, dass man von einem Manuskript immer diverse Exemplare bei Verlagen / Agenten gleichzeitig unterzubringen versucht. Ich kenne aber auch Autoren, zumeist im KiBu-Bereich, die diverse :-/realisieren was genommen wird. Das Dumme ist nur, dass das bei mir noch nicht funktioniert hat. Wenn man noch relativ namenlos ist, dann muss man wohl ein bis mehrere fette Bücher vorweisen, bis das so läuft.

 

Hachja, schwierig :-/

 

Liebe Grüße von Petra, heute schon ziemlich produktiv gewesen

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Hallo, Sysai und Petra!

 

Wer nicht hinter dem steht' date=' was er schreibt, wird auch nichts schreiben, mit dem er die Leser begeistert.[/quote']

<unterschreib> http://www.mainzelahr.de/smile/medien/999.gif

 

Zum Verkaufen gehört' date=' dass mein sein Produkt nicht ständig anders streicht oder verändert, nur weil man denkt, es passe besser zu den anderen Marzipanschweinchen. Dann produziert man auch nur Marzipanschweinchen. Ist viel wichtiger zu schauen: Was hat mein Produkt, was andere nicht haben und wie mache ich dem Kunden klar, dass er genau darauf schon seit Jahren wartet?[/quote']

<unterschreib> http://www.mainzelahr.de/smile/medien/999.gif

 

Ich sag 's den Betreffenden dann beim nächsten mal, daß nicht nur ich so denke, okay? ;D

 

Liebe Grüße,

 

Iris

(die bislang vornehmlich in PR und Marketing arbeitet) ;)

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