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Die Kunst des Erzählens (James Wood)

Empfohlene Beiträge

In der ersten Hälfte viele neue Blicke auf das Erzählen, in der zweiten Hälfte verfranzt er sich und generell bleibt er leider der E-Literatur verhaftet und findet jede Handlung und Plot nebensächlich:

 

zur ausführlichen Rezension (Link ungültig) (Link ungültig)

 

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Hans Peter

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Hallo, Hans Peter

 

danke für die Rezension.

 

Liebe Grüße,

Heiko

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Falcon Peak - Wächter der Lüfte. Ein spannendes Fantasy-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und jung gebliebene Erwachsene. ArsEdition, 01.03.2021

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Den Titel hatte ich schon auf meinem Merkzettel stehen. Jetzt muss er sich erst mal hinten anstellen. Danke für die Rezension!

 

Christine

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Ehrlicherweise muss man sagen, dass FAZ und SZ ganz begeistert sind:

 

(Link ungültig)

 

Allerdings zeigt sich in deren Rezensionen auch warum. In den USA und in Deutschland gibt es im Literaturbetrieb immer noch eine starke Fraktion, die erstens E und U Literatur striktestens trennen will und für die zweitens "Handlung" und "Plot" Wörter sind, die man nicht mal denken darf. Wer es dennoch denkt (oder gar schreibt) gehört nicht mehr zur Szene und wird nicht mehr zu den Parties eingeladen.

 

Wood grenzt sich davon ab und konstantiert, dass der klassische Roman (er nennt ihn "realistischen Roman") durchaus nicht tot oder konventionell ist. Insofern ist sein Buch für alle, die unter diesem Dogma gelitten haben, eine große Erleichterung.

 

Nur heißt das eben, dass das BUch für alle anderen nur begrenzt nützlich ist. Welcher Thriller Leser oder Autor geht davon aus, dass der klassische Thriller ausgedient hat? Insofern ist für normale Leser Woods Buch nur begrenzt nützlich.

 

Ist so ähnlich wie bei den Katholiken und den Präservativen. Wenn ein Bischof sich hinstellt, und andeutet, dass man vielleicht doch Präservative ..., dann atmen viele Katholiken auf. Für die Nichtkatholiken ist das Ganze aber schwer verständlich.

 

Und Handlung in seinen Handwerkskasten öffentlich einzulegen, so aufmüpfig ist Wood dann doch nicht.

 

Hans Peter

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Hallo Hans Peter,

 

danke für deine Rezension. Das Buch habe ich heute zufälligerweise gekauft, ehe ich deine Rezension gelesen habe. So kann ich selbst noch keine adäquate Beurteilung abgeben, nur so viel vorab: Die ersten 40 Seiten habe ich noch direkt in der Buchhandlung verschlungen. Ich habe gerade diesen ersten Teil über die Erzählperspektive (in dem auch das schlechte Beispiel von Updike vorkommt) äußerst informativ und anschaulich geschrieben gefunden. Was nun den zweiten Teil des Buchs betrifft, den du eher negativ siehst bzw. was die fehlenden Ausführungen über die Handlung angeht, so kann ich noch nichts sagen - ich werde aber dank deiner Rezension beim weiteren Lesen wohl ein genaues Auge darauf haben.

 

Viele Grüße

 

Thomas

"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben befähigt ist."&&- Jorge Luis Borges -

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Hallo,

 

ein Nachtrag, nachdem ich das Buch gerade fertig gelesen habe. Ich kann Hans Peter jedenfalls zustimmen. In der zweiten Hälfte verstrickt sich Wood tatsächlich ein wenig in seinem Versuch, Definitionsversuche des realistischen Romans aufzuweichen. Seine Ausführungen sind zwar interessant zu lesen, aber zum Teil dann zu theoretisch. Der praktische Nutzen, den man aus seinen Überlegungen ziehen kann, nimmt in der zweiten Hälfte des Buchs ein wenig ab. Dennoch eine gut geschriebene Lektüre mit vielen tollen Anregungen und Einsichten. Ich kann das Buch trotz der schwächeren zweiten Hälfte jedenfalls empfehlen.

 

Viele Grüße

 

Thomas

"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben befähigt ist."&&- Jorge Luis Borges -

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ein Nachtrag' date=' nachdem ich das Buch gerade fertig gelesen habe. Ich kann Hans Peter jedenfalls zustimmen. In der zweiten Hälfte verstrickt sich Wood tatsächlich ein wenig in seinem Versuch, Definitionsversuche des realistischen Romans aufzuweichen.[/quote']

Mich hat noch etwas anderes weit mehr gestört: Dass er die Handlung so offenkundig ausklammert. Aber gerade beim klassischen Roman ist das eigentlich gar nicht möglich, bei Madame Bovary schon gar nicht.

 

Das gleiche Problem hat er natürlich erst recht dann, wenn er die ganzen Autoren, die über den "kommerziellen realistischen Roman" in den Literaturhimmel gekommen sind, auslässt. Und wie sehr er da Scheuklappen hat, zeigt sich bei einer Bemerkung über die Beschreibung. Ganz sicher gibt es ein Strickmuster, das er benennt, wie heute von kommerziellen Autoren (und erst recht von literarischen) eben Beschreibungen im klassischen Sinn gestrickt werden - und eben wegen dem Strickmuster wenig Bilder wecken.

 

Daraus folgert er: Beschreibungen nehmen seit dem 19. Jahrhundert zu. Tatsächlich gibt es das bei bestimmten Büchern mit literarischem Anspruch. Aber es gibt auch die genau umgekehrte Tendenz: Möglichst karg, möglich wenig Beschreibungen. Die findet aber in den Büchern statt, die er ausblendet, weswegen er das gar nicht wahrnimmt.

 

Was Stil und Verständlichkeit angeht, ist er meilenweit besser, als viele deutsche Literaturwissenschaftler. Ich kann den Martinez nie lange lesen, weil er stilistisch so grauenvoll unverständlich schreibt und sicher tue ich ihm Unrecht, aber habe den Eindruck: Da schreibt jemand, der zum Lachen immer in den Institutskeller runter geht. Was aber höchst selten vorkommt.

 

Hans Peter

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In ZEIT ONLINE schreibt Ijoma Mangold heute eine interessante Rezension zu diesem Buch.

 

(Link ungültig)

"La carte est plus intéressante que le territoire" (Michel Houellebecq)

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Danke für den Link. Und auch Mangold beschäftigt sich ausführlich mit der erlebten Rede / innerem Monolog, der bei Wood so zentral ist (und wer die zahlreichen Beispiele kennt, wo genau das fehlt und wie ein Autor mit dieser Technik in seine Figuren eintauchen kann, wird ihm da recht geben).

 

Aber auch er behauptet: "Es gemahnt uns daran, mehr über die Form als über den Inhalt nachzudenken."

 

Und da halte ich Wood und Mangold für sehr, sehr kurzsichtig. Während das Thema alles mögliche sein kann und wenig über die Qualität aussagt, ist das bei der Handlung nicht so. Dickens, Flaubert, etc. ohne ihre berühmten Szenen und dem, was darin passiert? Sicher wären sie ohne die ebenfalls geniale Form nichts gewesen, aber ohne die Handlung ebenfalls.

 

Das ist das, was mir bei Wood besonders aufstößt. Und wenn ich seine Interviews lese, glaube ich, das weiß er auch, aber da hält er sich zurück.

 

Leider.

 

Hans Peter

 

Edit: Eine Kleinigkeit noch zu der Wortwahl: Wenn Wood (oder der Übersetzer) vom "realistischen Roman" spricht, meint er das nicht im Gegensatz zum Phantastischen. Kafkas Verwandlung zählt bei ihm zu "realistischen Roman" und Fantasy würde da ebenfalls drunter fallen.

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generell bleibt er leider der U-Literatur verhaftet und findet jede Handlung und Plot nebensächlich

 

:-?

Verstehe ich nicht. Du meintest nicht eher "E-Literatur"?

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generell bleibt er leider der U-Literatur verhaftet und findet jede Handlung und Plot nebensächlich

 

:-?

Verstehe ich nicht. Du meintest nicht eher "E-Literatur"?

Danke, Andreas, ja, das war ein Verschreiber. Gemeint ist natürlich, dass Wood der E-Literatur verhaftet bleibt und Plot und Handlung für offenbar nebensächlich hält, um die Qualität von Texten zu berurteilen.

 

In seinem Interview wirkt er aber durchaus nicht beschränkt, so dass ich nicht sicher bin, ob er die Handlung nicht erwähnt hat, weil er sowieso genug Streit mit den Dogmatikern unter der E-Literatur hat und das nicht noch ausweiten wollte.

 

Trotzdem merkwürdig, Flaubert hat sicher eine Menge wichtiger Techniken entwickelt, von denen Autoren (sowohl U wie E) noch heute zehren. Aber er wurde nicht wegen der erlebten Rede, sondern wegen der Handlung des Romans verklagt (Verächtlichmachung der Ehe). Und es ist nicht nur die Stilistik, die erlebte Rede, sondern gerade auch die Handlung, die sein Buch auch heute noch gut lesbar macht.

 

Etliche Werke der Weltliteratur haben durch ihre Handlung und ihre Figuren überlebt. Kaum einer liest den Don Quichotte im Original, aber den Ritter von der traurigen Gestalt und sein Kampf gegen Windmühlen kennt jedes Kind und mit Moby Dick ist das nicht anders. Die Abenteuer des Odysseus mit den Zyklopen freuen immer noch Kinder nach fast 3.ooo Jahren, aber nicht, weil diese die Hexameter lesen. Und die neuen Leiden des Jungen W wurden in den Siebzigern ein großer Erfolg, obwohl das Originalwerk vom Stil her für die meisten von heute schwer lesbar ist - die Handlung aber durchaus nicht.

 

Hans Peter, dem jetzt auffällt, wie sehr ihn Woods Buch beschäftigt - was schon mal für das Buch spricht, trotz aller Einwände.

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Du machst mich immer neugieriger auf das Buch, Hans Peter :)

 

Da schreibt jemand, der zum Lachen immer in den Institutskeller runter geht. Was aber höchst selten vorkommt.

Dazu möchte ich aber sagen, dass es sich um ein Fachbuch handelt, wenn ich mich nicht irre. Ich habe Martinez auch als sehr sperrig empfunden, es lag aber wohl auch daran, dass ich mit den Begriffen nicht so jonglieren kann, wie es ein Literaturwissenschaftler (oder ein Student der Literaturwissenschaft) tut.

Aus dem Informatikstudium kenne ich das auch, dass Fachbücher nicht gerade Spaß machen (Nur ein einziges Buch ist mir seit damals sehr positiv in Erinnerung geblieben). Man könnte glauben, es ist ein ähnliches Problem wie die Diskussion hier über den Plot und Wood, der diesen Aspekt vollkommen außen vor lässt.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Da schreibt jemand' date=' der zum Lachen immer in den Institutskeller runter geht. Was aber höchst selten vorkommt.[/quote']

Dazu möchte ich aber sagen, dass es sich um ein Fachbuch handelt, wenn ich mich nicht irre. Ich habe Martinez auch als sehr sperrig empfunden, es lag aber wohl auch daran, dass ich mit den Begriffen nicht so jonglieren kann, wie es ein Literaturwissenschaftler (oder ein Student der Literaturwissenschaft) tut.

Aus dem Informatikstudium kenne ich das auch, dass Fachbücher nicht gerade Spaß machen

Die kenne ich ebenfalls, das ist das Problem, dass ein guter Fachmann nicht notwendigerweise ein guter Stilist oder ein pädagogisch versierter Autor ist. Allerdings erinnere ich mich an das Buch eines Dänen über Betriebssysteme und eines Holländers über strukturierte Programmierung, die beide beim Lesen unheimliche Lust auf den Gegenstand machten und den Eindruck vermittelten, dass es nichts schöneres und Faszinierendes auf dieser Welt geben kann, als den Kern eines Betriebssystems zu programmieren :s22

 

Sicher ist mein Anspruch da an Fachbücher sehr, sehr hoch. Aber eigentlich sollte man meinen, dass ein Literaturwissenschaftler doch stilistisch etwas geübter sein sollte als ein INformatiker.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Aber eigentlich sollte man meinen, dass ein Literaturwissenschaftler doch stilistisch etwas geübter sein sollte als ein INformatiker.

Nein, warum denn. Er weiß vielleicht alles über den Stil und die Analyse von Texten, aber das setzt nicht gleich voraus, dass er sein Wissen auf eine raffinierte Weise rüberbringen kann. Es ist doch wie die geläufige Tatsache, dass gute Kritiker nicht unbedingt gute Romanautoren sind.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Auf Seite 37 schreibt er: "So gesehen bleibt fast kein Bereich des Erzählens völlig frei von erlebter Rede - und das heißt: von Ironie."

 

Liebe Grüße,

Olga

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Hallo,

 

wenn ich richtig in meiner Erinnerung krame und ihn nicht missverstanden habe, dann entsteht die Ironie durch die Vermengung der Erzählstimme mit der Stimme des Protagonisten durch die erlebte Rede. Die nüchterne Erzählstimme wird ironisch durchbrochen von Worten, die - in seinen Worten - "den Protagonisten gehören". Die Ironie entsteht meiner Ansicht nach dadurch, dass der Protagonist im Text die neutrale Erzählstimme unterläuft.

 

Ich glaube mich zu erinnern, dass das Textbeispiel von Henry James diesen Bruch ganz gut gezeigt hat.

 

Vielleicht bin ich da aber auch gerade völlig auf dem Holzweg. Eine spannende Frage ist es jedenfalls.

 

Viele Grüße

 

Thomas

"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben befähigt ist."&&- Jorge Luis Borges -

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Auf Seite 37 schreibt er: "So gesehen bleibt fast kein Bereich des Erzählens völlig frei von erlebter Rede - und das heißt: von Ironie."

Danke, habe es gerade gelesen. Aber es lässt mich reichlich ratlos zurück. Erstens glaube ich nicht, dass fast kein Bereich des Erzählens völlig frei von erlebter Rede bleibt - in der Literatur, der sich Wood nicht widmet, gibt es jede Menge Bereiche, die nur am Rande mit erlebter Rede arbeiten.

 

Und mir ist völlig unklar, wieso erlebte Rede was mit Ironie zu tun hat. Ich glaube, Wood kommt darauf auch nie mehr zurück. Natürlich kann erlebte Rede ironisch sein, wie auch Dialog und vieles andere ironisch sein kann, aber irgendeine Notwendigkeit dafür sehe ich nicht. Woods Beispiele sind ja auch nicht besonders ironisch.

 

Und auch aus der Mischung der Erzählstimme und der Stimme des Protagonisten folgt nicht notwendigerweise Ironie.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Hallo noch mal,

 

ich glaube, hier hakt's verständnismäßig eher am Begriff der Ironie und Wood's Auffassung davon als am grundlegenden Konzept. Denn dass eine neutrale Erzählhaltung literarisch erst richtig belebt wird durch die Durchziehung der Sprache aus dem Erzählkosmos des Protagonisten (eben was Wood als erlebte Rede bezeichnet), scheint mir einleuchtend.

 

Meiner Meinung nach ist das Hauptproblem an Wood's Buch tatsächlich der Umgang mit Begrifflichkeiten und Definitionen. Das ist zum Teil alles ein bisschen larifari, was er hier anstellt - und das erschwert das Verständnis für seine Argumente natürlich. Und das finde ich persönlich sehr schade, denn ich finde, dass der Mann wirklich etwas zu sagen hat. Vieles hat sich jedenfalls für mich intuitiv absolut richtig angefühlt.

 

Viele Grüße

 

Thomas

"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben befähigt ist."&&- Jorge Luis Borges -

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ich glaube' date=' hier hakt's verständnismäßig eher am Begriff der Ironie und Wood's Auffassung davon als am grundlegenden Konzept[/quote']

Ich denke auch, dass es eine Nebenbemerkung ist, die er nirgendwo weiterverfolgt und die man nicht zu ernst nehmen sollte.

 

Meiner Meinung nach ist das Hauptproblem an Wood's Buch tatsächlich der Umgang mit Begrifflichkeiten und Definitionen. Das ist zum Teil alles ein bisschen larifari, was er hier anstellt

Ja, das haben wir ja im Thread über erlebte Rede und innerer Monolog gemerkt. Seine Begrifflichkeit weicht doch oft von der der deutschen Literaturwissenschaft ab. Aber selbst die Zeit hat in der Rezi von Trojanow sich eine eigene Begrifflichkeit zusammengebastelt.

 

Dass die literarischen Begriffe leider gar nicht einheitlich verwendet werden, ist nicht nur bei Wood ein Problem.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Ich muss zugeben, so ganz verstehe ich diese These auch nicht.

 

Aber:

Wenn man die erlebte Rede nach Woods Auffassung definiert, dann geht ohne sie tatsächlich kaum ein Bereich des Erzählens. Denn bereits ein Wort kann ausreichen, um als erlebte Rede durchzugehen. Ich denke, das kann man dann wirklich in fast jedem Roman finden, auch wenn das Meiste von Autoren dann vermutlich unbewusst eingesetzt wurde.

 

Zur Ironie: Ich erinnere mich da an John Vorhaus (Link ungültig) (Link ungültig). In seinem Buch schreibt er, dass eine komische (ironische) Situation erzielt werden kann, wenn man die Selbsteinschätzung der Figur gegenüber der "realen Welt" aufstellt. In diesem Sinne kann also erlebte Rede tatsächlich sehr oft ironisch sein (wenn man das so sehen möchte). Denn die erlebte Rede ist gerade die (Selbst)Präsentation der Figur gegenüber der "realen Welt", die der Autor sieht/schildert.

 

Muss aber sagen, dass das Ganze bei mir noch sehr vage ist. Daher finde ich es spannend, wie ihr das interpretiert.

 

@Thomas, HPR

Wie findet ihr übrigens seine Bewertung von Details: Zeitmaß, "das Reale", "Diesesheit"?

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@Thomas

Wie findest du übrigens seine Bewertung von Details: Zeitmaß, "das Reale", "Diesesheit"?

 

Hallo Olga,

 

da müsste ich selbst noch mal nachblättern, habe aber leider das Buch derzeit nicht zur Hand. Ich weiß aber, dass mir seine Diesesheit und das Reale beim Lesen doch sehr ätherisch angehaucht waren. So richtig hat er mir nicht vermitteln können, welche Art von Detail nun wirklich literarisch was beitragen kann und welches Füllmaterial bleibt - zumindest hat er es nicht mit diesen Begriffen geschafft. Ich habe dann anhand der Beispiele so eine Ahnung entwickelt, aber, wie gesagt, das müsste ich selbst noch mal anhand des Buches und der Texte überprüfen.

 

Im Grunde geht es ihm, glaube ich, den literarischen Kosmos eines Buches in sich geschlossen zu halten. Das würde demnach auch bedeuten, dass Details nicht willkürlich gewählt werden können, um den Anschein der Realität zu erwecken, sondern innerhalb des Kontextes Realität sein müssen. Sprich: Wenn man beispielsweise einen Protagonisten eine Straße runtergehen lässt und dabei aufzählt, woran er vorbei kommt, merkt der Leser recht schnell in Wood's Augen, dass hier vom Autor nur Kolorit reingebracht werden soll, während ein gutes Detail sich auf den Protagonisten selbst, seine Weltsicht bzw. zumindest den Kosmos des Buches bezieht. So ist es mir jedenfalls in Erinnerung geblieben, aber das müsste ich eben für mich selbst noch mal überprüfen, da ich gerade bei diesen Ausführen phasenweise auch ein bisschen ausgestiegen bin - wie gesagt, dieses Konzept der "Diesesheit" war einfach ziemlich luftig ausgeführt meiner Meinung nach.

 

Viele Grüße

 

Thomas

"Man schreibt nicht, was man schreiben möchte, sondern was man zu schreiben befähigt ist."&&- Jorge Luis Borges -

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da müsste ich selbst noch mal nachblättern, habe aber leider das Buch derzeit nicht zur Hand. Ich weiß aber, dass mir seine Diesesheit und das Reale beim Lesen doch sehr ätherisch angehaucht waren. So richtig hat er mir nicht vermitteln können, welche Art von Detail nun wirklich literarisch was beitragen kann und welches Füllmaterial bleibt - zumindest hat er es nicht mit diesen Begriffen geschafft.

 

Ja, genau das Gefühl hatte ich auch. Ich kann mir da ein wenig etwas zusammenreimen, aber eine richtig griffige Stellungnahme habe ich in diesen Kapiteln nicht herauslesen können. Das ist etwas schade, denn diese Frage fand ich sehr interessant, dass man dem scheinbar Unwichtigen Gewicht verleihen kann.

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Wenn man die erlebte Rede nach Woods Auffassung definiert' date=' dann geht ohne sie tatsächlich kaum ein Bereich des Erzählens. Denn bereits ein Wort kann ausreichen, um als erlebte Rede durchzugehen. Ich denke, das kann man dann wirklich in fast jedem Roman finden[/quote']

Das ist das Problem, wenn man eine Definition zu weit ausweitet. Dann trifft sie irgendwann auf alles zu und verliert damit ihre Schärfe.

 

@Thomas, HPR

Wie findet ihr übrigens seine Bewertung von Details: Zeitmaß, "das Reale", "Diesesheit"?

Ich gebe zu, dass ich "Diesesheit" einfach überlesen habe. Und das "Reale" ist im Deutschen sehr gefährlich, weil es den Eindruck erweckt, es gehe um "realistisch". Eher geht es aber darum, dass der Leser die Welt des Romans als "real" erlebt.

 

Zitat von ThomasM am Gestern um 20:38:

So richtig hat er mir nicht vermitteln können, welche Art von Detail nun wirklich literarisch was beitragen kann und welches Füllmaterial bleibt - zumindest hat er es nicht mit diesen Begriffen geschafft.

 

Ja, genau das Gefühl hatte ich auch. Ich kann mir da ein wenig etwas zusammenreimen, aber eine richtig griffige Stellungnahme habe ich in diesen Kapiteln nicht herauslesen können. Das ist etwas schade, denn diese Frage fand ich sehr interessant, dass man dem scheinbar Unwichtigen Gewicht verleihen kann.

Ich glaube, dafür gibt es auch gar keine allgemeingültige Lösung. Am besten kriegt man es noch raus, wenn man einzelne Worte streicht und beide Fassungen vergleicht (macht er ja auch an paar Stellen). Dann sieht man, was überflüssig ist und was im Gegenteil sehr nötig. So entwickelt man dann auch ein Gefühl dafür.

 

Hans Peter

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