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erlebte Rede ./. innerer Monolog

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Ihr habt ja recht und ich bin auch dafür klare Definitionen zu verwenden.

 

Allerdings hat mir hier keiner einen Oberbegriff für "erlebte Rede" und "Innerer MOnolog" genannt. Und genau das wäre aber wichtigste Begriff. Denn in den meisten Fällen ist der gravierender Unterschied, ob wir von außen auf die Gedanken schauen oder in den Gedanken sind. Oft ist die Unterscheidung "in den Gedanken, Aber Erzähler noch wahrnehmbar" und "in den Gedanken und Erzähler nicht mehr wahrnehmbar" nicht groß.

 

Und "innerer Monolog" wird sehr häufig als dieser Oberbegriff verwendet. Natürlich könnt ihr jetzt sagen, Martinez etc. meinen dort was anderes, aber ich muss mich nun mal nach dem allgemein üblichen Wortbegriff orientieren, zumal mir Martinez offenbar gar keinen Oberbegriff anbietet. Und auch sonst wird innerhalb der Fachwelt das gar nicht so klar gebraucht, wie es wünschenswert wäre.

 

Insofern gebe ich euch recht, eine klare Definition wäre nötig, aber in dem Fall scheint es sie gar nicht zu geben.

 

Wie gesagt, die Personenrede sind all die Äußerungen, die einer Handlungsfigur zuzuordnen sind.

Ebendeshalb eignet sich Personenrede nicht als Oberbegriff, leider. Denn eine Person kann das äußern, was außerhalb von ihr geschieht, Action, Beschreibungen, etc. Alles Dinge die wir Leser dann durch die Augen der Person sehen.

 

Oder sie kann äußern, was innerhalb von ihr an Gedanken dahinströmt oder -tobt. Das wäre - je nach dem - erlebte Rede oder innerer Monolog.

 

Leider ist Personenrede auch nicht das Wort, was wir eigentlich brauchen.

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Doch, Susann hat dir einen Begriff genannt, Hans Peter: Bewußtseinsdarstellung

(Ich habe auch einen genannt, den ich allerdings weniger griffig finde: Darstellung von Gedanken).

 

Das umfasst alle erzählerischen Mittel, die man verwenden kann, um Gedanken und Empfindungen wiederzugeben. Welche dieser Mittel sich wie stark voneinander unterscheiden und wie wichtig diese Unterschiede sind - darüber ließe sich sicher lange dikutieren. Hängt das nicht stark davon ab, in welcher Perspektive man schreibt?

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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Doch, Susann hat dir einen Begriff genannt, Hans Peter: Bewußtseinsdarstellung

(Ich habe auch einen genannt, den ich allerdings weniger griffig finde: Darstellung von Gedanken).

 

Das umfasst alle erzählerischen Mittel, die man verwenden kann, um Gedanken und Empfindungen wiederzugeben.

Das ist wieder viel zu weit gefasst. Da gehören auch Autorenblicke und -behauptungen von außen zu.

 

"Meier dachte an seine alte Großmutter, die ihn immer so geliebt hatte." Zweifelsohne Bewußtseinsdarstellung, aber von außen, weder erlebte Rede noch innerer Monolog.

 

Aber diese Gedankendarstellung von außen ist genau das Problem, in dem sich viele Anfängerautoren verheddern. Die hat in der Regel eine völlig andere Wirkung beim Leser als innerer Monolog oder erlebt Rede.

 

liebe Grüße und Danke, dass ihr so eifrig am Thema mitdenkt

 

Hans Peter

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Hallo Hans Peter,

 

Und "innerer Monolog" wird sehr häufig als dieser Oberbegriff verwendet.

 

Ich habe das bei dir hier jetzt zum ersten Mal gehört.

 

Natürlich könnt ihr jetzt sagen, Martinez etc. meinen dort was anderes, aber ich muss mich nun mal nach dem allgemein üblichen Wortbegriff orientieren, zumal mir Martinez offenbar gar keinen Oberbegriff anbietet. Und auch sonst wird innerhalb der Fachwelt das gar nicht so klar gebraucht, wie es wünschenswert wäre.

 

Du hast in deinem Eingangsposting nach der literaturwissenschaftlichen Definition der Begriffe innerer Monolog und erlebte Rede gefragt und die ist unter Literaturwissenschaftlern eindeutig.

 

Natürlich wird es immer Leute geben, die ihre eigenen Definitionen auch mit bekannten Begriffen zurechtzimmern, aber das hat mit der literaturwissenschaftlichen Herangehensweise dann nichts mehr zu tun.

 

Und natürlich gibt es innerhalb einer Wissenschaft immer Diskussionen.

Aber ich kenne das von meinem Gebiet (Archäologie): So sehr man auch über Details diskutiert, über die grundlegenden Fachbegriffe ist man sich einig. Sonst wären weiterführende Diskussionen nicht möglich. Wenn der eine meint, Spätminoisch II habe diese Merkmale und gehöre in die Bronzezeit, der andere aber redet, wenn er von Spätminoisch II spricht, von einer Epoche aus dem Mittelalter, dann funktioniert das nicht. Dann ist auch keine Wissenschaftlichkeit und schon gar keine konstruktive Diskussion möglich.

 

Inwieweit einem Fachbegriffe aus der Literaturwissenschaft beim eigenen Schreiben helfen ist natürlich eine ganz andere Frage. Denen, die intuitiv schreiben, werden sie egal sein. Denen, die sich gerne mit den Ursachen und Wirkungen auch auf theoretischer Ebene beschäftigen, helfen die theoretischen Gedanken weiter - allerdings nur wenn jeder dieselben Begriffe für dasselbe Phänomen verwendet, ansonsten ist Verwirrung vorprogrammiert.

 

Und nochmal, dieses Buch:

Jochen Vogt, Aspekte erzählender Prosa. Eine Einführung in Erzähltechnik und Romantheorie (Link ungültig) (Link ungültig)

ist eine grundlegende Einführung für Germanistikstudenten. Wenn man sich also über Entstehung dieser Begriffe und über die Entwicklung der Erzähltechniken informieren möchte, wie sie im Sinne der Literaturwissenschaft gebräuchlich sind, der sollte sich dieses oder ein ähnliches Werk (zum Beispiel das, was Barbara nennt) anschauen.

 

Viele Grüße

Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Hallo Hans Peter,

 

"Meier dachte an seine alte Großmutter, die ihn immer so geliebt hatte." Zweifelsohne Bewußtseinsdarstellung, aber von außen, weder erlebte Rede noch innerer Monolog.

 

Aber diese Gedankendarstellung von außen ist genau das Problem, in dem sich viele Anfängerautoren verheddern. Die hat in der Regel eine völlig andere Wirkung beim Leser als innerer Monolog oder erlebt Rede.

 

Natürlich haben all diese Darstellungsmethoden unterschiedliche Wirkungen. Darum bin ich ja so dafür, auch erlebte Rede und inneren Monolog säuberlich getrennt zu halten - weil sie eben auch unterschiedlich wirken.

 

Aber jetzt habe ich wenigstens kapiert, vor welchem Hintergrund du fragst. Wenn ich dich richtig verstehe, hast du dabei Schreibanfänger im Kopf, die Probleme haben, die Erzählhaltung richtig zu steuern, die es also noch nicht heraus haben, wie man "nah" erzählt und wie "distanziert".

 

Für mich ist diese Frage von Nähe und Distanz ja das eins der spannendsten Themen überhaupt, und auch eins, bei dem ich ständig dazulerne. Mir selbst geht es dabei wie Susann: Mir helfen die wissenschaftlichen Begriffe, klarer zu erkennen, was ich selbst in einem bestimmten Text gerade mache, warum er evtl. nicht so wirkt, wie ich möchte, bzw. wie andere Autoren ihre Wirkungen erzielen. Mir ist klar, dass andere Leute anders - intuitiver - an solche Fragen herangehen. Aber vielleicht wäre es dann besser, für diese Leute eigene Umschreibungen der Darstellungsmethoden zu erfinden? Solche, die sich nicht mit den wissenschaftlichen Begriffen beißen?

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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Hm ... ich nochmal.

 

Also wenn es tatsächlich darum geht, Anfängern zu erklären, wie sie Gedanken darstellen können, dann finde ich, dass man weniger einen Oberbegriff suchen sollte, sondern ihnen vielmehr bewusst machen sollte, wo ihr Erzähler steht - also, wie Barbara schreibt, den Unterschied zwischen Nähe und Distanz verdeutlichen.

 

Habe ich einen distanzierten Erzähler, oder bin ich gerade im Erzählerbericht, dann würde ich einen solchen Satz schreiben:

"Meier dachte an seine alte Großmutter, die ihn immer so geliebt hatte."

 

Gehe ich etwas dichter an die Figur, dann verwende ich erlebte Rede, mit dazwischengeschaltetem Erzähler, der aber scheinbar direkt die Gedanken der Figur wiedergibt:

"Seine alte Großmutter, sie hatte ihm immer Pralinen mitgebracht 'Für meinen einzigen Enkel', hatte sie dazu gesagt und gelächelt."

 

Und ganz dicht - ohne Erzähler - direkt aus dem Kopf der Figur der innere Monolog:

"Meine Großmutter, sie hat mir immer Pralinen mitgebracht und ich weiß, dass sie mir damit ihre Liebe zeigen wollte."

 

Ich für meinen Teil habe gelernt, dicht an die Figuren zu gehen, als mir erklärt wurde, was erlebte Rede ist und wie sie funktioniert. Ich stelle mir das immer so vor, dass man ja sämtliche Dinge, die um einen geschehen, ständig für sich selbst kommentiert und bewertet. Wenn man das auf seine Figuren überträgt, dann ist man ganz dicht bei ihnen. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, mit Nähe und Distanz zu arbeiten, je nachdem, was man schreiben möchte (auch in welchem Genre). Hemingway hat, soweit ich informiert bin (schlagt mich, wenn ich was Falsches sage), einen sehr distanzierten Erzähler verwendet in seinen Erzählungen. Hat auch funktioniert.  :)

 

Viele Grüße

Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Aber jetzt habe ich wenigstens kapiert' date=' vor welchem Hintergrund du fragst. Wenn ich dich richtig verstehe, hast du dabei Schreibanfänger im Kopf, die Probleme haben, die Erzählhaltung richtig zu steuern, die es also noch nicht heraus haben, wie man "nah" erzählt und wie "distanziert".[/quote']

Ja, da habe ich eine ganz andere Perpektive als ein Literaturwissenschaftler.

 

Ähnlich wie Physik ./. Ingenieur. Der Physiker will verstehen, was die Welt im innersten zusammenhält. Der Ingenieur will ein Auto bauen.

 

Natürlich sind die physikalischen Gesetze für beide gleich und trotzdem reden sie oft völlig anders darüber.

 

Das merkt man, wenn man Schreibratgeber liest oder literaturwissenschaftliche Werke. Auf den ersten Blick liegen da Welten dazwischen, die Begriffe sind unterschiedlich. Und es scheint auch länderspezifisch zu sein. Mario Vargas Llosa verwendet in "Briefe an einen jungen Schriftsteller" ein System, das ganz anders aufgebaut ist - aber man kann gut erkennen, wie auch dieses System die gleichen Dinge beschreibt.

 

Und den Begriff, den ich brauche, den gibt es nun mal noch nicht. Zumindest hat mir noch keiner einen solchen nennen können, der das beschreibt, was ich brauche.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Also wenn es tatsächlich darum geht' date=' Anfängern zu erklären, wie sie Gedanken darstellen können, dann finde ich, dass man weniger einen Oberbegriff suchen sollte, sondern ihnen vielmehr bewusst machen sollte, wo ihr Erzähler steht - also, wie Barbara schreibt, den Unterschied zwischen Nähe und Distanz verdeutlichen.[/quote']

Wenn du Anfängern das erklären sollst, ist "geh in deine Figur rein" am besten und natürlich wichtig, dazu Beispiele zu nennen, die zeigen, wie man das macht. Das ist wichtig, damit sie auch die unterschiedliche Wirkung wahrnehmen.

 

Hans Peter

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Mir fällt in solchen Diskussionen immer wieder auf, wie strikt zwischen denken und sprechen unterschieden wird. Dabei denken wir gewissermaßen sprechend. Wir artikulieren nicht (bei angestrengtem Denken tun wir das sogar), aber wir formulieren unsere Gedanken im Kopf aus.

 

Nicht umsonst heißen die hier verwendeten Begriffe innerer MONOLOG und erlebte REDE. Wie der Erzähler einen tatsächlich ausgesprochenen Dialog oder Monolog auf verschiedene Weisen darstellen kann, etwa als direkte oder indirekte Rede, kann er eben auch die unausgesprochenen Worte unterschiedlich darstellen.

 

Der innere Monolog entspricht dabei der direkten Rede (der Duden empfiehlt sogar, inneren Monolog auch formal bezüglich der Verwendung von Anführungsstrichen als direkte Rede zu behandeln). Dabei macht es wie eben bei jeder direkten Rede zunächst keinen Unterschied, ob der innere Monolog Inquitformeln verwendet oder nicht. Es ist eben nur noch verpönter als beim Dialog, weil wir in der Regel personales Erzählverhalten haben, dass die Inquits überflüssig macht, und obendrein der Sprecherwechsel fehlt.

 

Natürlich können auch Gedanken per indirekter Rede wiedergegeben werden:

 

Ich bin endgültig am Ende (, dachte er). Soll ich aufgeben?

Er dachte, er sei endgültig am Ende und fragte sich, ob er aufgeben solle.

 

Die erlebte Rede ist in gewisser Weise ein Sonderfall. Man könnte sie als Zwischending zwischen direkter und indirekter Rede bezeichenen, die rein theoretisch natürlich auch für tatsächlich gesprochene Passagen funktionieren würde:

 

Er sprach mit Klaus über seine Situation. Er war endgülig am Ende. Sollte er aufgeben?

 

Das Problem ist, dass einerseits niemand diese Sätze mehr eindeutig als wiedergegebene Rede (und nicht nur als grobe Zusammenfassung eines möglicherweise viel ausführlicheren Gesprächs) identifizieren könnte, zum anderen dass die eigentliche Funktion der erlebten Rede, das Erleben, die Nähe, vollkommen flöten geht.

 

Das Besondere ist eben, das erlebte Rede nur bei unausgesprochenen Gedanken (und personalem Erzählverhalten) funktionieren kann:

 

Er war endgültig am Ende. Sollte er aufgeben?

 

Und nicht zu vergessen: Erlebte Rede braucht nicht nur das (eindeutig) personale Erzählverhalten, um als solche verstanden zu werden. Sie braucht einen geschulten Leser, der sie nicht einfach als Erzählerrede wahrnimmt, sondern dem Protagonisten zuordnet, und nicht selten einen markierenden Kontext und/oder geschickte Marker im Text selbst.

 

So habe ich meinem Beispiel den Fragesatz hinzugefügt, weil Fragen in der erlebten Rede eher als solche wahrgenommen werden als Aussagesätze. Stünde Er war endgültig am Ende. im Text als erlebte Rede allein, würde selbst der geschulte Leser ihn kaum als erlebte Rede wahrnehmen.

 

Fazit für HPR: Ich würde den Oberbegriff für diese verschiedenen Wiedergabemöglichkeiten einfach in der Formen der Redewiedergabe sehen. Darunter nimmt dann die erlebte Rede eine Sonderstellung ein, weil sie ihre Vorteile nur beim Wiedergeben unausgesprochener Gedanken ins Spiel bringen kann.

 

Twitter: @autorlekt

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Die erlebte Rede ist in gewisser Weise ein Sonderfall. Man könnte sie als Zwischending zwischen direkter und indirekter Rede bezeichenen, die rein theoretisch natürlich auch für tatsächlich gesprochene Passagen funktionieren würde:

 

Er sprach mit Klaus über seine Situation. Er war endgülig am Ende. Sollte er aufgeben?.

 

Das Problem ist, dass einerseits niemand diese Sätze mehr eindeutig als wiedergegebene Rede (und nicht nur als grobe Zusammenfassung eines möglicherweise viel ausführlicheren Gesprächs) identifizieren könnte, zum anderen dass die eigentliche Funktion der erlebten Rede, das Erleben, die Nähe, vollkommen flöten geht.

Jetzt werde ich zum Erbsenzähler, lieber Philipp: Warum sollte man erlebte Rede nicht auch so verwenden können? Es würde vielleicht etwas altmodisch wirken (vielleicht auch nicht, wenn man es richtig macht), aber ich sehe keinen prinzipiellen Grund, weshalb es nicht funktionieren sollte. Dass man dabei nicht ins Innenleben der Figuren eintaucht, stimmt natürlich, aber das tut man nie, wenn geprochenene Worte wiedergegeben werden, oder?

 

@hpr:

Ähnlich wie Physik ./. Ingenieur. Der Physiker will verstehen, was die Welt im innersten zusammenhält. Der Ingenieur will ein Auto bauen.

Das will ich auch ... Ich glaube nicht, dass der Unterschied da liegt. Eher darin, wie man Neulingen das Autobauen beibringt. Ich würde ihnen tatsächlich auch eine Dosis Physik verordnen. Aber ich habe gar keine Schüler. ;)

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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Ich will es ja niemandem verbieten, liebe Barbara. Ich denke nur, dass Stilmittel nur dann ihre Funktion erfüllen, wenn es eine Chance gibt, dass sie wenigstens bei einem Teil der Rezipienten die gewünschte Wirkung erzielen.

 

Ich schätze diese in diesem Fall als relativ gering ein. Wenn der jeweilige Autor überzeugt ist, er könne die Chance mit seinem persönlichen Geschick weit genug erhöhen, und wenn er dabei weiterhin davon ausgeht, das beste aller möglichen Mittel gewählt zu haben, darf er von mir aus gern auch erlebte Rede im gesprochenen Dialog verwenden.

 

Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass auch gesprochene Rede einen Blick ins Innere einer Figur erlaubt, vor allem aber dass es für die Nähe bzw. Distanz zwischen Figur und Leser ganz unerheblich ist, ob gesprochene oder nur gedachte Rede wiedergegeben wird. Das ist eine Sache, die der Erzähler mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln mit jedem Satz oder gar Wort neu einstellen muss.

 

Twitter: @autorlekt

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Ich will es ja niemandem verbieten' date=' liebe Barbara. Ich denke nur, dass Stilmittel nur dann ihre Funktion erfüllen, wenn es eine Chance gibt, dass sie wenigstens bei einem Teil der Rezipienten die gewünschte Wirkung erzielen.[/quote']

Ja klar, da sind wir uns sicher alle einig. ;)

Was ich eigentlich meinte: Ich denke, dass dieses Stilmittel auch schon oft verwendet wurde, und zwar erfolgreich, um Dialoge wiederzugeben. Leider habe ich kein Beispiel zur Hand. Im schon so oft zitierten Buch von Martinez/Schaffer gibt es zwar ein Beispiel (aus Kafkas "Amerika"), das ist aber zu sperrig, um es hier zu verwenden. Ich könnte mir vorstellen, dass man das Stilmittel gut verwenden kann, wenn der Erzähler längere Gespräche zusammenfasst, zwischendurch aber etwas näher ans gesprochene Wort herankommen will, ohne sich ganz im "sagte er - sagte sie" zu verstricken.

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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Also mir ist das Ganze ja anhand des Buchs von James Wood aufgefallen. Der verwendet sehr häufig den Begriff "erlebte Rede". Ist offenbar auch eine ganz wichtige Entdeckung des klassischen Romans und später wurde daraus der innere Monolog entwickelt.

 

Aber manchmal braucht auch Wood einen Oberbegriff für "Erlebte Rede"+ "innerer Monolog". Und dann sagt er (oder der Übersetzter): erlebte Rede.

 

Dass das ein so wichtiges Stilmittel ist, habe ich oft erfahren, weil man damit Anfängern eine Menge beibringen kann und ihre Texte verbessern.

 

Und was die Physik und ingenieure angeht. Natürlich hören Ingenieure Physik. Aber sie lieben sie nicht. Und natürlich lesen Physikprofessoren Physik für Ingenieure. Aber ungern.

 

Das sind einfach zwei Welten und ich entdecke ähnliches immer, wenn ich Texte von Literaturwissenschaftler lese und dann wieder Schreibratgeber. Das geht oft nur ungern zusammen, da ist einfach der alte Graben zwischen Theoretikern und Praktikern.

 

Hans Peter

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Das geht oft nur ungern zusammen, da ist einfach der alte Graben zwischen Theoretikern und Praktikern.

 

Einspruch!

Ich bin sozusagen ein lebendes Beispiel für eine Brücke zwischen Literaturtheorie und praktischer Anwendung.

Ich habe nie Literaturwissenschaft studiert und mir die theoretischen Begriffe allein zu dem Zweck beibringen lassen, um sie für mein eigenes Schreiben anzuwenden, um zu verbessern und zu erkennen, was ich genau mache, wenn ich eine Geschichte erzähle. Ich kann nur nochmal wiederholen, dass es sehr viel helfen kann - wenn man eh mehr der hinterfragende Typ ist, also weniger ein Intuitivschreiber.

All das wurde ja entwickelt zur Analyse von Texten und eben deshalb hilft es einem auch beim eigenen Schreiben.

Aber man sollte es ernst nehmen und sich eben dann auch mit der entsprechenden Fachliteratur auseinandersetzen.

 

Kann es sein, dass in dem Buch, das du nennst, die Übersetzung das Problem ist? Vielleicht wurde von dieser Seite aus nicht ganz korrekt gerarbeitet?! Ist nur eine Vermutung.

 

Weißt du, welche englischen Begriffe Wood verwendet? Vielleicht würde das Licht ins Dunkel bringen.

 

Viele Grüße

Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Das geht oft nur ungern zusammen, da ist einfach der alte Graben zwischen Theoretikern und Praktikern.

 

Einspruch!

Ich bin sozusagen ein lebendes Beispiel für eine Brücke zwischen Literaturtheorie und praktischer Anwendung.

Susanne, das ist schön für dich. Aber es ändert leider gar nichts daran, dass es diese Kluft gibt und zwar in den verschiedensten Fällen.

 

Der theoretische Mediziner redet ganz anders (und empfiehlt andere Sachen) als der praktische Arzt. Meistens jedenfalls.

 

Kann es sein, dass in dem Buch, das du nennst, die Übersetzung das Problem ist? Vielleicht wurde von dieser Seite aus nicht ganz korrekt gerarbeitet?
Wäre natürlich möglich. Aber unabhängig von Wood wurde hier ja auch kein gemeinsamer Oberbegriff gefunden, der "erlebte Rede" und "inneren Monolog" zusammenfasst, aber sonst nichts.

 

Die vorgeschlagenen Oberbegriffe waren alle so weit gefasst, dass sie noch mehr umfassten.

 

herzliche Grüße

 

Hans Peter

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Und was die Physik und ingenieure angeht. Natürlich hören Ingenieure Physik. Aber sie lieben sie nicht. Und natürlich lesen Physikprofessoren Physik für Ingenieure. Aber ungern.

 

Das sind einfach zwei Welten und ich entdecke ähnliches immer, wenn ich Texte von Literaturwissenschaftler lese und dann wieder Schreibratgeber. Das geht oft nur ungern zusammen, da ist einfach der alte Graben zwischen Theoretikern und Praktikern.

Das will ich dir nicht ausreden, aber ich sehe da keinen Graben. Sondern nur Leute, die unterschiedlichen Berufen nachgehen. Literaturwissenschaftler analysieren halt schon vorhandene Texte - ohne sich darum zu scheren, wie sie entstanden sind. Sie untersuchen nur, wie bestimmte Stilmittel wirken, nicht ob sie leicht oder schwer zu lernen bzw. anzuwenden sind. Genau darum finde ich solche theoretischen Bücher hilfreich: weil sie mir ein Spektrum der Möglichkeiten zeigen und weil man durch sie lernen kann, genauer hinzuschauen, feiner zu unterscheiden. Gerade zum Thema Nähe/Distanz habe ich in Schreibratgebern wenig gefunden, das meine (praktischen!) Fragen beantwortet hätte. Da habe ich erst durch die Literaturwissenschaftler gelernt, worum es überhaupt geht und wie man Nähe/Distanz steuert.

 

Aber da hat jeder seine eigene Arbeitsweise, und das ist ja auch gut so.

 

Schöne Grüße

 

Barbara

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