(Sebastian) Geschrieben 9. Mai 2011 Teilen Geschrieben 9. Mai 2011 Hat jemand den neuen Roman von Michel Houellebecq gelesen? Er hat für ihn den Prix Goncourt, den wichtigsten Literaturpreis Frankreichs erhalten. In den Amazonrezensionen zeigen sich viele deutsche Fans enttäuscht, weil er mal einen anderen Weg beschritten ist. Mich würde eure Meinung interessieren. herzlichst Sebastian Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Sebastian) Geschrieben 15. Mai 2011 Teilen Geschrieben 15. Mai 2011 hüstel, wirklich niemand? Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Brunhilde Geschrieben 16. Mai 2011 Teilen Geschrieben 16. Mai 2011 Hallo Sebastian, ich hatte es wohl gelesen und mir eine Leseprobe runtergeladen, aber da er nicht zu meinen sonstigen Verdächtigen gehört, kann ich dazu gar nichts sagen. Die Leseprobe ist etwas langatmig und nicht ganz mein Fall. Aber ich denke, du bekommst noch genügend feedback. Gruß Brunhilde http://www.michelle-cordier.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Jochen Geschrieben 16. Mai 2011 Teilen Geschrieben 16. Mai 2011 Ja, der Houellebecq. Ich weiß auch nicht so recht. Ich habe ihn eigentlich gerne gelesen, wenngleich mich die (recht unmotivierten) Figuren eher gelangweilt haben. (Jed Martin, der Protagonist, wird von seiner Geliebten Olga, die zurück nach Russland reist, verlassen. Jed denkt nicht einmal daran, ihr nachzureisen.) Was mich sehr fasziniert hat war die genaue Sprache, die trotz ihrer Präzision dahinplätschert und auf fast jeder Seite einen potentiellen Lieblingssatz für den Leser bereithält. Dann natürlich das Thema Kunst- und Kulturbetrieb. Paris. Die Idee, sich selbst abzumurksen. Alles ist verwoben, ein handwerklich gut gemachter, literarischer Perserteppich aus einer bekannten französischen Roman- und Essaywerkstätte, die von einem Menschen geleitet wird, der es brilliant versteht auf alle nur erdenklichen Arten zu provozieren. Vielleicht finde ich den Roman auch nur gut, weil er von MH geschrieben wurde. Wäre der gleiche Text von Ulrich Wickert, hätte ich den Roman evt. nach vierzig Seiten in die Ecke gepfeffert. "Ausweitung der Kampfzone" war 1999 so was wie ein Kultroman für mich. Seit vier Wochen, seit ich an der Lesung von MH war, empfinde ich mit diesem Schriftsteller abgrundtiefstes Mitleid. Wie er da (trotz empfundenen standing ovations für ihn) mit einer Einkaufstüte und einem abgewetzten Parka auf die dunkelblau beleuchtete Bühne des Stuttgarter Literaturhauses schlurft und man bei jeder Antwort ("ööööööhhhhm.... ooooaaaauis.....") Angst hat, dass er gleich zusammenbricht. Wie er sich dann die Zigarette anschnippt, das empört-begeisterte Raunen, das durch das Publikum geht ("hmmmm... huuuu... haaaa.... mmmmm...."). Quasi als kollektive Antwort auf seine langgezogenen Antworten (die in Wirklichkeit keine sind). Vielleicht täuscht uns dieser Mensch auch nur. Vielleicht lässt er seine Bücher ja von Carla Bruni ghostwriten und ist einfach ein exzellenter Schauspieler. Insgeheim hoffe ich es für ihn. Das Buch - ich würde es trotzdem noch einmal lesen. "La carte est plus intéressante que le territoire" (Michel Houellebecq) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Marc) Geschrieben 17. Mai 2011 Teilen Geschrieben 17. Mai 2011 Es gibt ein hübsches Interview mit Denis Scheck und Houllebecq aus DRUCKFRISCH. Vielleicht hilft dir das ? (Link ungültig) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
jueb Geschrieben 17. Mai 2011 Teilen Geschrieben 17. Mai 2011 Ich mag die Bücher von Michel Houellebecq, "Karte & Gebiet" habe ich gelesen, es hat mir gefallen, aber nicht ganz so gut wie seine früheren Romane, ich weiß aber nicht so recht warum. Muss nochmals darüber nachdenken. Was ich immerhin sagen kann: in diesem Buch wie ja in allen Romanen von Houellebecq, sind viele zeitnahe Themen versammelt - ein sich leerlaufender Medien(Kunst)betrieb, die Verödung von Familienstrukturen, Alzheimer und Sterbehilfe, Narzissmus und Einsamkeit usw. - das gefällt mir schon einmal, nämlich als sehr ehrenhafter Versuch einen kritischen Gegenwartsroman zu schreiben. Herzlichst jueb "Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne." AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe." Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
ClaudiaB Geschrieben 17. Mai 2011 Teilen Geschrieben 17. Mai 2011 Ich hab es (noch) nicht gelesen und beömmele mich gerade schrecklich über Jochens Posting. Dies ganz unqualifiziert dazwischengeplappert- sorry. Bin schon wieder weg, Claudia Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen Ein Staffelroman Februar 21, Kampa Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Jochen Geschrieben 17. Mai 2011 Teilen Geschrieben 17. Mai 2011 Es gibt ein hübsches Interview mit Denis Scheck und Houllebecq aus DRUCKFRISCH. Denis Scheck und Michel Houllebecq -- das nenne ich mal eine gewagte Konstellation. Vielen Dank Marc für den Link, wirklich sehr interessant. "La carte est plus intéressante que le territoire" (Michel Houellebecq) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
hpr Geschrieben 17. Mai 2011 Teilen Geschrieben 17. Mai 2011 Es gibt ein hübsches Interview mit Denis Scheck und Houllebecq aus DRUCKFRISCH. Denis Scheck und Michel Houllebecq -- das nenne ich mal eine gewagte Konstellation. Vielen Dank Marc für den Link, wirklich sehr interessant. Und ich habe immer an deine Schilderung, Jochen, von der Lesung denken müssen. GIlt auch für dieses Interview. Ohne Mädchen und Hunde ist es langweilig . Hans Peter Klappentext, Pitch und anderes Getier Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
Jochen Geschrieben 17. Mai 2011 Teilen Geschrieben 17. Mai 2011 Die Stelle, an der er behauptet, dass es hundert Mal teurer sei, sich in einer Schweizer Klinik für ärztlich begleitetes Sterben töten zu lassen, als - ein Haus weiter - in ein Bordell zu gehen finde ich die "literarischste" Stelle im Interview. Tod und Liebe als zentrale Themen der Literatur. Hier jeweils die käuflichen Varianten. Industrielle Liebe und industrieller Tod. Das ist für mich innovativ und zeigt die Qualität dieses Autors. Houellebecq ist ohnehin einer der Autoren, bei denen es mir fast egal ist, über was sie schreiben, weil ich eher auf die Textur, die Sprache achte. Javier Marìas wäre auch so ein Kandidat. Er schreibt hunderte von Seiten über einen Diskobesuch, dem jeder andere Autor einen simplen Abschnitt widmen würde. "La carte est plus intéressante que le territoire" (Michel Houellebecq) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...
(Sebastian) Geschrieben 24. Mai 2011 Teilen Geschrieben 24. Mai 2011 Hi Jochen, vielen Dank für den Link, Scheck und Houellebecq, das ist wirklich eine heiße Mischung. Die Verwahrlosung wird bei Künstlern zum Glück als besondere Konzentration auf ihr Werk gesehen. Mir scheint, dass sich Houellebecq nicht inszeniert, sondern so ist wie er ist. Mich hat sein neuer Roman enttäuscht, nicht weil er erstmalig humorvoll schreibt, abgründige Sexszenen weitestgehend fehlen, sondern weil es mir einfach so hingeschrieben erscheint, vor allem der Mord an ihm und seinem Hund ist so blöd, vielleicht hatte er keine Lust mehr. Vor dieser Einschätzung scheint mir die Lobhudelei und der Literaturpreis nur dadurch erklärbar, dass Houellebecq schon sehr gute Bücher geschrieben hat und man nun halt alles hintergründig findet, was er veröffentlicht. Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen More sharing options...