Zum Inhalt springen
ClaudiaB

Ende

Empfohlene Beiträge

(Gründungs-und einziges Mitglied von "Rettet das happy end e.V.")

 

Ich schreib mich als Mitglied ein.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

(Gründungs-und einziges Mitglied von "Rettet das happy end e.V.")

 

Ich schreib mich als Mitglied ein.

 

Andrea

Ich auch.

 

Liebe Grüße

Beate

Man gräbt keine goldenen Halsbänder aus dem Boden. (John Vorhaus "Handwerk Humor")

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ein der Geschichte "angemessenes" Ende - das ist es, was vielleicht dazu beitragen kann, dass der Leser sich einen Schluß überhaupt merkt. Danke für diesen Aspekt, ClaudiaB. Unter diesem Eindruck ist mir persönlich ein Buch in besonderer Erinnerung geblieben: "Die Brücken am Fluss". Dieses Buch hat m.M.n. sogar drei Enden, nacheinander logisch, und keines ist überflüssig oder kitschig oder sonstwas.

Da ist zum einen das Ende der kurzen Liebesgeschichte zwischen Robert und Francesca. Angemessen, wie ich finde. Es war richtig, dass sie ihre Liebe gelebt haben, ebenso richtig wie die anschließende konsequente Trennung. Nichts anderes hätte zu diesen beiden Figuren gepasst. Sehr elegant finde ich dazu die Geschwister- und Familiengeschichte, in die das ganze eingebettet ist. Auch diese beiden kommen zu einem (glücklichen) Ende. Und dann sind da noch die Nachbetrachtungen eines Wirtes, zu dem Robert in all den Jahren nach der Begegnung mit Francesca immer wieder gegangen ist. Ihm bleibt die Ehre, in einer sehr orginellen Art und Weise, dem Leser das "restliche" Leben des Robert Kincaid auf wenigen Seiten zusammenzufassen.

 

Ich finde, dieses Buch hat ein Happy End, das man allerdings wohl erst auf den zweiten oder dritten Blick entdeckt.

 

viele Grüße, Dorit ...die definitiv ein bekennender Fan von GUTEN Happy Endings ist.

 

PS: wie hoch ist denn der Eintritt in euren Verein?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

 

PS: wie hoch ist denn der Eintritt in euren Verein?

 

Ein Buch mit gutem Ausgang als Eintrittskarte ;).

 

Gruß, Melanie

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Huch...so richtig Verein? Mit Kassenwärtinnen und Protokollführerinnen und happy Sitzungen? http://smilies.montsegur.de/44.gif

Wow.

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mitglieder von "Rettet das Happy End"  ;)

ClaudiaB

Andrea S.

Beate K.

MelanieM

 

Gruß, Melanie

 

Ich auch. :)

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich liebe Geschichten, die Möglichkeiten offen lassen. Die können happy oder unhappy sein, ganz egal. Daher mag ich Romane auch nicht, die am Ende noch alles "totquatschen" ... in welcher Richtung auch immer.

 

Aber mit diesem Geschmack stehe ich sicher alleine da und ich "darf" sie für meine Bücher auch nicht immer anwenden - leider.  ;)

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo in die (End)Runde,

 

unterdessen habe ich weitere Bücher aufgeschlagen und die Enden gelesen (mein eigenes dabei auch beendet), ich zitiere noch einmal Angelikas End-Analyse:

 

1. eins, das dem Happy End ebenso aus dem Wege geht wie dem Alles-geht den-Bach-runter-Szenario: In "Mrs. Craddock" ist die Heldin unglücklich verheiratet. Zu spät hat sie bemerkt, dass ihre ehemalige Verliebtheit sich auf den Falschen richtete. Was jetzt? Wer stirbt? Er. Und sie ist darüber nicht traurig. Höchst gleichmütig plant sie ein neues Leben. Wie gesagt, die Leser haben es nicht sehr geschätzt, und bei mir blieb auch irgendwie eine Enttäuschung.  

 

2. eins, das mir inzwischen zum Hals heraushängt: Nach allerlei Irrungen schwimmt der Held/die Heldin sich frei, verletzt, aber aufrechten Hauptes trabt er/meist sie einem mehr oder weniger rosa gefärbten Sonnenaufgang entgegen. Ich kann nicht sagen, wie oft ich das schon gelesen und im Film gesehen habe. Das letzte Mal bei der neuesten Verfilmung von Effie Briest. Auch und ausgerechnet bei einer meiner Lieblingsautorinnen, Alison Luries "Die Wahrheit über Lorin Jones" (ein blitzgescheites, witziges Buch) entscheidet sich die Heldin eben auf diese Weise für das neue Leben an der Seite eines Loosers:  

 

Bevor sie doch noch den Mut verlieren oder es sich wieder anders überlegen konnte, lief sie in die Küche. Eine Sekunde lang starrte sie das so harmlos aussehende Wandtelefon an, holte ein letztes Mal tief Luft und nahm den Hörer ab.

 

3. schließlich eins, das dem Leser sagt: So - dies war die Geschichte. Dass sie überhaupt aufhören kann, liegt daran, dass es eine ausgedachte Geschichte ist. Sieh dich vor! Wahrscheinlich gehts im Leben (oder in einer anderen Geschichte) anders aus.

 

 

Dazu kämen für mich noch:

4. Das rätselhafte Ende. Ein mehrdeutiges Bild. Das mich mit einer leichten oder schwereren Unruhe zurücklässt und der Frage: Vielleicht bin ich nur zu doof, um es zu deuten? Reizvoll, finde ich. (Auch, wenn es schmerzt, mit der eigenen Unzulänglichkeit konfrontiert zu werden.)

 

5. Das lakonische, statische Ende. Hans Ulrich Treichel ist ein Experte dafür. Der Held kann nicht aus seiner Haut heraus. Ist im "Tristanakkord" absolut überzeugend. Er ist einer Reihe dunkler Versuchungen ausgesetzt, wird in die beängstigende Welt der großen Kunst und ihrer Akteure hineingezogen, das "Emsländische" seines Charakters siegt jedoch. Allerdings relativiert der allerletzte Satz diese Entwicklung, als er vom Fenster des Komponisten doch noch den Tristanakkord hört: "Einen dumpfen, düsteren und plötzlich abbrechenden Akkord. Einen Akkord, der wie aus einem Abgrund heraufklang und dem nichts mehr folgte. Nur Stille, sonst nichts."

 

Womit wir bei meinem Lieblingsende wären: Dem  

6. Relativierenden Ende.

Ein dramatisches Ende wird relativiert, nicht nur durch den schon erwähnten Hoffnungsschimmer, mitunter auch durch eine Banalität, den Alltag. Z.b. Ralf Rothmann Stier: Beide Handlungen, Hauptgeschichte und Rahmen, enden mit dem Scheitern der Versuche, einen Gegenentwurf zur vorgefundenen Realität (Ruhrgebiet, sechziger, siebziger, bzw. Berlin der neunziger) zu leben. In der Rahmengeschichte entpuppt sich der Hintergrund als sehr dramatisch und traurig, endlich versteht man das Verhalten des prolligen, gescheiterten Nachbarn des Erzählers, was im allerletzten Absatz relativiert wird, in dem er noch einmal besoffen seine Wohnung mit der des Erzählers verwechselt und alle zum Alltag zurückkehren.

 

Noch ein Beispiel, dann hör ich auf  :-X

Kristian Ditlev Jensen: Leibspeise

Eins meiner absoluten Lieblingsbücher, das auch ein fantastisch starkes Ende hat!

Ein Trauergesang, ein Liebeslied, ein Bekenntnis, eingebettet in eine Reise durch Metropolen und Küchen der Welt (der Held ist Restaurantkritiker) eine sinnliche Reise bis zur Ekelgrenze und darüber hinaus. Während seiner Reise, die eher Flucht als Reise ist, erinnert er sich an den Selbstmord seiner Frau, ihre Liebe, ihre gemeinsame Zeit, in allen Details, und endet...mit dem Beginn ihrer Liebe. Ein Ende, das die Trauer relativiert, sie zurückweist, hoffen lässt und trotzdem unglaublich traurig ist. (Ich zitiere nicht den letzten Satz, kurz vorher):

"Es war heute vor sieben Jahren. Aber irgendwie finde ich noch immer, es ist jetzt. Eben jetzt. Eben jetzt. Es entstand. Es war da. Es ist wieder weg, wie eine Welle auf dem Meer. Aber es ist ein gefrorener Augenblick in mir. Es ist eine herzförmige Erdbeere in einer Kühltruhe. Es ist eben jetzt. Dieser Augenblick. Wieder. Und wieder. Und wieder."

Es endet, zur Verteidigung des Autors, viel lakonischer. Ich habe nur diesen pathetischen Moment herauszitiert... er beschreibt dann, wie die Köchin, nach der er verlangt hat (um sich über das Essen zu beschweren), an seinen Tisch tritt, wie sie auf ihn zukommt, seine spätere Frau, wie sie sich vor ihm verbeugt und ihn höflich fragt, ob sie ihm helfen kann.http://smilies.montsegur.de/58.gif

So, jetzt ist aber gut, nur eins noch (ohne Beispiel)

Das Relativierende Ende lässt sich, wie in diesem Thread schon beschrieben, natürlich auch mehr oder weniger gekonnt auf einen Ausgang im rosaroten Sonnenaufgang anwenden...

 

Liebe Grüße

Claudia

(Auch heimliche Pathos-Liebhaberin)

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ach so, und was außerdem in die Sammlung gehört (hier im Thread gefunden, ohne Belege)

 

7. Bad End, unausweichlich, deshalb akzeptabel. Man hat auf anderes gehofft, aber die Geschichte verlangte es, deshalb versöhnt man sich damit. (Manche Leser tun es auch nicht, deshalb polarisiert es vielleicht.)

8. Bad End, unnötig, eine Figur wird noch geopfert, man sieht den Sinn nicht ein. Vielleicht Effekthascherei. Künstlich.

9. Happy End, überraschend, deshalb enttäuschend, passt nicht zum Rest, vielleicht vom Autor und seiner Umgebung aus Verkaufsgründen so erdacht:

Der Autist, der zum Partyknüller wird (hier aus dem Thread), Wunder, aus dem Nichts kommende Helfer oder innere Entwicklungen.

10. Überraschung. Ende, das plötzlich den ganzen Sinn der Geschichte enthüllt (hier aus dem Thread)

11. Endloser Totquatsch-Epilog (Margot, du bist nicht allein!)

 

Wars das, habt ihr noch mehr?

Liebe Grüße

Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich liebe Geschichten' date=' die [b']Möglichkeiten[/b] offen lassen. Die können happy oder unhappy sein, ganz egal. Daher mag ich Romane auch nicht, die am Ende noch alles "totquatschen" ... in welcher Richtung auch immer.

 

Aber mit diesem Geschmack stehe ich sicher alleine da und ich "darf" sie für meine Bücher auch nicht immer anwenden - leider.  ;)

 

Alleine stehst du damit nicht da, ich stelle mich neben dich, und es gibt sicher noch viele andere, die solche Enden ebenfalls mögen.

 

Die Leser im allgemeinen wohl weniger, aber man kann sich sein Publikum ja auch erziehen …

 

Mascha

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

2. eins, das mir inzwischen zum Hals heraushängt: Nach allerlei Irrungen schwimmt der Held/die Heldin sich frei, verletzt, aber aufrechten Hauptes trabt er/meist sie einem mehr oder weniger rosa gefärbten Sonnenaufgang entgegen. Ich kann nicht sagen, wie oft ich das schon gelesen und im Film gesehen habe. Das letzte Mal bei der neuesten Verfilmung von Effie Briest. Auch und ausgerechnet bei einer meiner Lieblingsautorinnen, Alison Luries "Die Wahrheit über Lorin Jones" (ein blitzgescheites, witziges Buch) entscheidet sich die Heldin eben auf diese Weise für das neue Leben an der Seite eines Loosers:

 

Bevor sie doch noch den Mut verlieren oder es sich wieder anders überlegen konnte, lief sie in die Küche. Eine Sekunde lang starrte sie das so harmlos aussehende Wandtelefon an, holte ein letztes Mal tief Luft und nahm den Hörer ab.

Angelika

 

Hallo,

 

diesen Roman kenne und liebe ich auch. Mich hat das Ende nicht gestört, ich fand es passte zu der Entwicklung, die sie Hauptfigur genommen hatte, und es erschien mir auch nicht zu rosarot, denn es ist ja keineswegs gesagt, dass sie mit ihrem Loser bis ans Ende ihrer Tage stets glücklich sein wird.

 

Es ist eben alles eine Frage des Geschmacks. Bei mir hat eine Entwicklung hin zum Happy End stattgefunden. Anfangs hatte ich auch Angst, dadurch kitschig zu werden, und bevorzugte es eher tragisch-melancholisch. Davon waren Verlage meistens nicht so angetan. Ich habe daher glücklichere Enden in Erwägung gezogen und festgestellt, dass ich mit ihnen auch selbst glücklicher war. Auch wenn es jetzt albern klingt: mir wachsen meine Hauptfiguren beim Schreiben zu sehr ans Herz, als dass ich sie am Ende irgendwo einsam und gebrochen zurück lassen möchte. Ich sehe das jetzt eher so wie Ulf: sie sollen ein paar Schrammen abbekommen, aus ihren Fehlern lernen und sich schließlich doch zusammen raufen. Völlig rosarot soll es nicht sein, aber auch nicht total schwarz.

Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass der eine odere andere Leser das Ende dann zu glücklich fand und meinte, ihm hätte es anders besser gefallen. Nun, mir gefiel es so eben besser. Da derartige Enden wohl auch insgesamt eher gefragt sind, kann ich mit der einen oder anderen Kritik leben.

 

Viele Grüße

 

Tereza

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich versteh dich gut, Tereza, ich glaube, du hast durchaus in Worte gefasst, was der Autorin des hier zitierten Buchs auch durch den Kopf gegangen sein wird und den Unwillen, die eigenen Figuren am Ende in ein schwarzes Schicksal laufen zu lassen, kann ich auch mitvollziehen.

 

Meine Kritik - wenn es überhaupt eine ist - hat noch einen anderen Hintergrund. Ich halte es mit Barbara, die einmal hier gesagt hat, ein Buch solle schon ein wenig die Welt erschließen (als Krimiautorin wollte sie sie auch schon mal erschießen, aber da konnten wir ihr seinerzeit ja das Handwerk legen). Mit diesem Anspruch in Sachen Realismus hat für mich erst mal jedes Ende etwas Absurdes: Das klassische Happy-End mit den Hochzeitsglocken - als ob nicht jeder wüsste, dass nach dem Glückstaumel der Alltag kommt und noch gar nicht entschieden ist, ob die beiden wirklich happy werden. Der im eigenen Blut schwimmende Held - bei all seiner Größe - nach einiger Zeit werden die Tränen getrocknet sein, die gestern noch schluchzende Witwe wird heute das Taschentuch aus der Waschmaschine ziehen und an die Leine hängen.

 

Ein bisschen trägt - bleiben wir bei dem zitierten Buchbeispiel - Alison Lurie diesem Ressentiment Rechnung, indem sie auf das Happy-End mit den Glocken verzichtet, es aber durchaus dem Leser überlasst, sich nach ihrem Ende ein solches vorzustellen (natürlich mit alternativen Glocken bei dieser Heldin). Die Peinlichkeit, sich die 8. Alltagswoche nach der glückseligen Zusammenkunft vorzustellen, erspart sie dem Leser, indem sie die Zusammenkunft ausspart. Aber angelegt ist sie. Am Prinzip des Happy-Ends hat sich nichts geändert. Also auch nicht an der Vorstellung, etwas, das das Leben realistisch nachzeichnet, könne tatsächlich auch an irgendeinem Punkt zu Ende sein.

 

Gut, wann ist denn eine Geschichte zu Ende? Dann, wenn der Autor es in seiner Weisheit so beschlossen hat. Das Ende einer Geschichte entlarvt den tollsten Realismus als Fiktion. Deshalb finde ich es so unglaublich gekonnt und dem anspruchsvollen Leser sehr fröhlich ins Gesicht gelacht, wenn der Autor es versteht, am Ende sich selbst aus dem Hut zu ziehen und auf die Fiktionalität seiner mit allen Mitteln des Realismus geschriebenen Geschichte hinzuweisen. Uwe Timms Currywurst und Updikes Preview von Hamlet tun das, jeder auf seine Weise. Ich hatte mein Regal wirklich durchgesehen - die beiden Bücher waren die einzigen darin, mit deren Ende ich vollkommen zufrieden bin.

 

Obwohl ich mich damals auch gefreut habe, dass Polly Alter am Ende glücklich ist.

 

Konnte ich mich verständlich machen?

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Deshalb finde ich es so unglaublich gekonnt und dem anspruchsvollen Leser sehr fröhlich ins Gesicht gelacht, wenn der Autor es versteht, am Ende sich selbst aus dem Hut zu ziehen und auf die Fiktionalität seiner mit allen Mitteln des Realismus geschriebenen Geschichte hinzuweisen. Uwe Timms Currywurst und Updikes Preview von Hamlet tun das, jeder auf seine Weise. Ich hatte mein Regal wirklich durchgesehen - die beiden Bücher waren die einzigen darin, mit deren Ende ich vollkommen zufrieden bin.

 

Konnte ich mich verständlich machen?

 

Angelika

 

Ja, ich verstehe durchaus, was du meinst, obwohl ich diese beiden Bücher nicht kenne.

 

Nur fürchte ich, dass der Durchschnittsleser von Unterhaltungsromanen so ein:"Ätsch, war doch alles nur erfunden" am Ende aber nicht unbedingt will, sondern sich ganz gern von den Figuren in dem Glauben verabschiedet, dass sie es zusammen schon irgendwie schaffen werden, auch wenn nicht alles so rosarot bleibt, wie es vielleicht gerade ist. Ich würde mich jedenfalls garnicht trauen, so ein Ende zu schreiben (ohne hier behaupten zu wollen, dass ich es ebenso gut könnte wie die als Beispiel angeführten Autoren).

 

Ich glaube, ich bin bei Enden als Leser garnicht so anspruchsvoll. Es sollte nur einigermaßen glaubwürdig wirken. Ehrlich gesagt ist mir Happy End mittlerweile auch beim Lesen lieber. Von traurigen Enden kriege ich schlechte Laune, aber andererseits können sie eine nachhaltigere Wirkung haben, da man lange grübelt, warum es denn so gekommen ist, wer wo was falsch gemacht hat etc.

 

Viele Grüße

 

Tereza

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ja, ich verstehe durchaus, was du meinst, obwohl ich diese beiden Bücher nicht kenne.

 

Nur fürchte ich, dass der Durchschnittsleser von Unterhaltungsromanen so ein:"Ätsch, war doch alles nur erfunden" am Ende aber nicht unbedingt will, sondern sich ganz gern von den Figuren in dem Glauben verabschiedet, dass sie es zusammen schon irgendwie schaffen werden, auch wenn nicht alles so rosarot bleibt, wie es vielleicht gerade ist.

 

Dem Durchschnittsleser geht es ganz bestimmt nicht viel anders als dir oder mir, Tereza: Das Ende wird ihn in eine Hochstimmung bringen! Das ist die Kunst bei diesen beiden Büchern, dass kein "ätsch" rausklingt, dass sie ihr Ende nur über die gut gewählten Worte so hinkriegen. Jawoll, auch der Claudius schafft es, ruft Updikes Leser mit dem Helden - obwohl er weiß, dass das nicht im Sinne seines eigentlichen Erfinders - Shakespeares - sein kann. Jawohl, die Lena Brücker hat die Currywurst entdeckt - das glaubt man ganz fest, gerade weil der Autor am Ende das Wort "Novelle" schreibt. Wenn einer so ehrlich ist, seinen Schwindel zuzugeben - dann glaubt man ihm!

 

Dieses Bedürfnis nach Glaubwürdigkeit will man doch befriedigen, deshalb die vielen Recherchen, die genau gezeichneten Details überall. Kompositionsprinzip ist auch ein Weg - das meine ich, in diesen Enden entdeckt zu haben.

 

Kinder erzählen einem übrigens dauernd von diesem Bedürfnis. "Echt? Jetzt ohne Schmarr'n - ist das in echt passiert?", hat mich mein Viertelpflegesohn früher nach jeder erzählten Geschichte gefragt. Ich habe das zwischen uns bestehende Vertrauen ausgenützt und ihm erklärt, alles sei "in echt passiert", was ihn sehr beeindruckte.

 

Vielleicht braucht es zwischen Leser und Autor ein solches Vertrauensverhältnis. das der Autor herstellen muss. Mit dem Ende kann er es - für mich - ganz schnell kaputt machen.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich muss vielleicht nochmal was präzisieren:

 

Der "Durchschnittsleser" (der sich von mir nur in dem Punkt unterscheidet, dass er seine Lektüre nicht reflektiert, was ich auch oft genug so halte) mag nicht das von mir beschriebene Verlangen äußern. Er mag mit den Happy-Ends wie beschrieben, zufrieden sein. Darin hast du gewiss Recht, Tereza.

 

Aber die "Currywurst" würde ihn nicht ergrimmen, die schmeckt jedem! Ob mit oder ohne Reflexionssenf.

 

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...