Diskussion über Sympathieträger in Romanen

[Lea]

Interessanter Gedanke, Melanie!

[(Mascha)]

Im Film noch Colombo

Dessen Gattin taucht aber nie auf, sie ist eher so etwas wie ein running Gag.

 

Würde es den Sympathiebonus dieser Kerle bei der männlichen Leserschaft senken, wenn sie sich auch um ihre Frau und Kinder kümmern

Das können die Männer hier sicher besser beantwoten, aber ich denke schon, dass viele männliche Leser das nicht so goutieren würden, weil es zu nah an ihrem täglchen Leben ist. So einen Windelwechsler und Blumenmitbringer würden sie wahrscheinlich für ein Weichei halten.

 

Ich fände das klasse: Einen Kommissar, der die Verfolgung eines Verdächtigen abbrechen muss, weil er sein Kind von der Kita abholen muss wäre mal was anderes. Davon habe ich schon mal in einem anderen Thread geträumt.

Krimischreiber, wer wagt es?

 

Viele Grüsse,

 

Mascha

[(ThomasL)]

Schönling - ich glaube' date=' da ist der Hauptunterschied zwischen Männern und Frauen . Männer hassen solche Typen.[/quote']

Abgrundtief

Yeah... >

 

Zu Melanies Frage schreibe ich nachher vielleicht noch was, muss leider gerade weg.

[Ulf Schiewe]

Kerle, die sich gelegentlich daneben benehmen, aber immer ihre Kumpels raushauen, und sich vor nichts fürchten außer vor ihrer Frau, selbst wenn sie es nie zugeben würden.  

 

Ulf

 

Würde es den Sympathiebonus dieser Kerle bei der männlichen Leserschaft senken, wenn sie sich auch um ihre Frau und Kinder kümmern, oder sind sie dann automatisch Schönlinge? Sind sie beliebter, wenn sie sich lieber mit den Jungs auf Fußballtour oder Kreuzzug begeben und sich denken: "Meine Frau wird's zuhause schon richten?"

 

Gruß, Melanie

Natürlich dürfen sie sich um Frau und Kinder kümmern. Am besten, wenn sie sie aus der Geiselhaft des Fieslings befreien. Den Müll dürfen sie natürlich auch runterbringen. Das ist im Thriller aber nicht so spannend.

 

Ulf

[MelanieM]

Kerle, die sich gelegentlich daneben benehmen, aber immer ihre Kumpels raushauen, und sich vor nichts fürchten außer vor ihrer Frau, selbst wenn sie es nie zugeben würden.  

 

Ulf

 

Würde es den Sympathiebonus dieser Kerle bei der männlichen Leserschaft senken, wenn sie sich auch um ihre Frau und Kinder kümmern, oder sind sie dann automatisch Schönlinge? Sind sie beliebter, wenn sie sich lieber mit den Jungs auf Fußballtour oder Kreuzzug begeben und sich denken: "Meine Frau wird's zuhause schon richten?"

 

Gruß, Melanie

Natürlich dürfen sie sich um Frau und Kinder kümmern. Am besten, wenn sie sie aus der Geiselhaft des Fieslings befreien. Den Müll dürfen sie natürlich auch runterbringen. Das ist im Thriller aber nicht so spannend.  

 

Ulf

 

Aber mal ganz ehrlich - wäre der Held den Männern nicht viel sympathischer, wenn er zum Geiselnehmer sagt: "Behalte die Alte und Blagen und werde glücklich mit ihnen!" ? Und der Geiselnehmer dann die Xanthippe am Hals hat?

 

Gruß, Melanie

[MelanieM]

Vermutlich wäre das beste Buch, in dem sich sowohl Frauen als auch Männer wiederfinden, folgende Geschichte - wenn ich das hier jetzt alles ordne:

 

Der Held ist ein toller Kumpel für seine Freunde, haut sie raus, wenn es sein muss. Frau kümmert sich um den Herd und die Kinder und kann sich vor allem auf ihren Mann verlassen, wenn sie in Geiselhaft sitzt - dann befreit er sie heldenhaft.

 

Soweit die Träume der Männer.

 

Für die Frauen wird es im zweiten Teil des Romans spannend:

Frau reicht die Scheidung ein und heiratet einen Schönling. Ihr Ex wird Säufer, kann aber weiterhin mit den Kumpels rumziehen. Gott sei Dank muss er die Blagen nur jeden zweiten Sonntag nehmen. Aber ein bisschen ärgern tut es ihn schon, dass der Schönling sich jetzt Papa nennen lässt.

 

Gruß, Melanie

[hpr]

Würde es den Sympathiebonus dieser Kerle bei der männlichen Leserschaft senken' date=' wenn sie sich auch um ihre Frau und Kinder kümmern, oder sind sie dann automatisch Schönlinge? Sind sie beliebter, wenn sie sich lieber mit den Jungs auf Fußballtour oder Kreuzzug begeben und sich denken: "Meine Frau wird's zuhause schon richten?"[/quote']

Alltag wird nie goutiert in Romanen, weder von Frauen noch von Männern. Auch die starken Mittelalter-Frauen gehen nie aufs Klosett. Es sei denn, weil dort der Bösewicht auf sie lauert .

 

Ich bewundere Stephen King, der 100 Seiten amerikanisches Kleinstadtleben schildern kann. Aber die wenigsten können so was. Das ist wirklich hohe Schule.

 

Allerdings allzu große Willfährigkeit gegen Frauen und du bist schnell ein Schönling. Der unter dem Pantoffel steht. Und nichts fürchten Männer mehr .

 

Wenn er den Müll runterbringt, dann bitte, weil er ordentlcih ist und die Frau das nicht gebacken kriegt.

 

Hans Peter

[Ulf Schiewe]

Was hast du für ein Männerbild, Melanie?  

 

Ein richtiger Mann muss weder ein Neanderthaler noch ein weichgespülter Kuschelbär sein. Und eine Frau weder Superweib noch nörgelnde Xanthippe. Ganz normale Menschen sind doch immer noch am besten. Eben glaubwürdig.

 

Was den Thriller ausmacht, ist, dass sie in Extremsituationen geworfen werden, und man ums Verrecken wissen will, wie sie sich da wieder rausbuddeln.

 

Ulf

[MelanieM]

Wenn er den Müll runterbringt' date=' dann bitte, weil er ordentlcih ist und die Frau das nicht gebacken kriegt. [/quote']

 

Also muss er seine Frau entwerten, um für sich zu rationalisieren, warum er ihr hilft?

Was für'n Arsch!

 

Gruß, Melanie

[MelanieM]

Was hast du für ein Männerbild, Melanie?  

 

Ein richtiger Mann muss weder ein Neanderthaler noch ein weichgespülter Kuschelbär sein. Und eine Frau weder Superweib noch nörgelnde Xanthippe. Ganz normale Menschen sind doch immer noch am besten. Eben glaubwürdig.

 

Ulf

 

Na ja, du hast mit der Extremsituation der Geiselhaft angefangen ...

 

Gruß, Melanie

[Ulf Schiewe]

Was hast du für ein Männerbild, Melanie?  

 

Ein richtiger Mann muss weder ein Neanderthaler noch ein weichgespülter Kuschelbär sein. Und eine Frau weder Superweib noch nörgelnde Xanthippe. Ganz normale Menschen sind doch immer noch am besten. Eben glaubwürdig.

 

Ulf

 

Na ja, du hast mit der Extremsituation der Geiselhaft angefangen ...

 

Gruß, Melanie

Schau mal oben. Ich hab noch etwas hinzugefügt.

[(MatthiasH)]

Wenn er den Müll runterbringt, dann bitte, weil er ordentlcih ist und die Frau das nicht gebacken kriegt.

Es sei denn, in der Mülltonne liegt eine Bombe und der Typ ist eigentlich mit dem Müll runtertragen dran, seine Frau hat aber gesagt: "Ich mach´s schon" und er bemerkt mit seinem Adlerauge beim Blick aus dem Fenster den verdächtigen, frisch abgeschnittenen Draht auf dem Rasen (den er gestern noch gemäht hat) neben dem Mülltonnenkarré aus Fairtrade-Holz (das er am Wochenende zusammengeschraubt hat) und er versteht, und schreit, aber seine Frau hört ihn nicht, weil sie die Ohrstöpsel des I-Pods drin hat (den er ihr zum Geburtstag geschenkt hat, den ganzen Speicher voll mit Vivaldi und Mozart) und sein Superhirn realisiert blitzschnell, dass er zu spät kommt, wenn er die Treppe runter ihr hinterher läuft, also reißt er das dreifachverglaste Fenster auf (das er letzten Sommer eingebaut hat), springt auf den Carport darunter (den er mit den Kollegen zusammen in den Osterferien errichtet hat, damit die Ente, die er ihr eigenhändig restauriert als Erinnerung an ihre stürmische Zeit geschenkt hat, weil sie zum ersten Mal in einer... ja, genau), im Trockenen steht, schwingt sich auf das extragroße Regenfass, aus dem er handpumpenderweise abend die Gießkanne füllt, um die Balkonkästen zu wässern, die er im Frühjahr eigenhändig für sie bepflanzt hat, mit ihren Lieblingspetunien, sprintet über den zopfgemusterten Bruchsteingartenweg, den er mit seinem Schwiegervater zusammen im vergangenen Herbst verlegt hat, sieht, dass seine Gattin den Deckelgriff der Tonne bereits in der Hand hat, springt ab, packt sie und reißt sie zu Boden, die Klappe der Tonne fliegt auf, der Abreißzünder lässt die Bombe detonieren, er schützt seine Frau mit seinem Körper vor dem aus dem Himmer herabprasselnden Restmüll, indem er sich über sie legt, die raketengleich aufgestiegene Tonne knallt auf das begrünte Carportdach und wälzt die restlichen Wildblumen platt, dann schiebt ihn seine Frau von sich runter und knurrt ihn an: "Ich hab dir doch schon heute morgen gesagt, dass ich meine Tage habe!"

 

[MelanieM]

@Matthias

Das ist dann aber ein Schönling.

Gruß, Melanie

[Ulf Schiewe]

Oh Mann, Matthias!! http://smilies.montsegur.de/19.gif

[(MatthiasH)]

Mit irgendwas muss man sich ja an der Arbeit hindern...

[Susanne]

Bitte in der nächsten Soko-Folge genau so umsetzen. Mit lilaweißen Petunien, bitte.

[(MatthiasH)]

Wenn Du in ein Drehbuch Petunien reinschreibst, kriegst Du vom Ausstatter mit Sicherheit dunkelrote Geranien.

Und, hey, Soko ist für die sportliche Familie ab 70!

Die wäre von so viel Action überfordert.

[Ulf Schiewe]

Da der Thread etwas humorvoll geworden ist, wage ich mal folgende Behauptung:

 

Die armen weiblichen Autorinnen haben es einfach schwerer, Männerfiguren glaubhaft zu vermitteln. Frauen reden gern und ausgiebig über ihre Befindlichkeiten und ihre liebenden Boyfriends und Ehegatten hören natürlich stundenlang zu, ob sie wollen oder nicht, wissen also, was im weiblichen Kopf so vor sich geht. Außerdem schreibt jede Zeitschrift intensiv über Frauenprobleme, ein Haufen Fernsehdokus, Bücher ... die Frau ist vom mysteriösen zum transparenten Wesen mutiert.

 

Umgekehrt bei den Männern. Die haben früher schon wenig über ihr Innenleben geredet. Heute trauen sie sich noch weniger. Die arme Autorin ist also allein auf ihre Fantasie gestellt, um zu schreiben, was in dem Kerl vorgeht, wenn er so gedankenverloren dasitzt. Nur leider denkt der meist nicht über seine Beziehungskrisen nach, sondern eher über was er mit seinem neuen iPhone oder der geilen digitalen Kamera anstellen kann. Worauf sie natürlich nie gekommen wäre.  

 

Der Mann, das mysteriöse Wesen.  

 

LG

Ulf

[(MatthiasH)]

...wissen also, was im weiblichen Kopf so vor sich geht. Außerdem schreibt jede Zeitschrift intensiv über Frauenprobleme, ein Haufen Fernsehdokus, Bücher ... die Frau ist vom mysteriösen zum transparenten Wesen mutiert.

 

Oha.

Ich glaube, es gibt kaum eine Fehleinschätzung, die zu mehr Scheidungen geführt hat.

Der Mann, der zuhört, weiß vielleicht, was die Frau geäußert hat.

Was sie damit sagen wollte, weiß er deshalb noch lange nicht.

Und schon gar nicht, was sie sich dabei gedacht hat.

 

[(Sven)]

Nur leider denkt der meist nicht über seine Beziehungskrisen nach' date=' sondern eher über was er mit seinem neuen iPhone oder der geilen digitalen Kamera anstellen kann.[/quote']

 

Mensch, Ulf! Solche Interna kannst du doch in einem öffentlichen Forum nicht einfach so raushauen! Ich seh mich da schon in einer Diskussion sitzen und gefragt werden: „Du denkst jetzt aber nicht über igrendeinen Technikscheiß nach, sondern über das, was ich gesagt habe, oder?"

 

Und nebenbei: Es gibt viele tolle Autorinnen die erstklassige Männerfiguren schreiben. Im Thriller-Bereich seien alleine nur mal Karin Slaughter, Mo Hayder oder Meg Gardiner erwähnt. Da kann ich überhaupt keinen Unterschied zwischen Autorinnen und Autoren feststellen.

[Ulf Schiewe]

Da hst du auch wieder recht.

[MelanieM]

Fazit: Männerfiguren, die Männer sympathisch finden, schrecken die weibliche Leserschaft ab und umgekehrt . Da deutlich mehr Frauen lesen, sind in den Büchern also mehr nette Männer, die sich höflich und anständig zu betragen wissen und am Schluss diejenigen killen, die der normale Mann sympathisch fände .

 

Gruß, Melanie

[Katrin]

Die armen weiblichen Autorinnen haben es einfach schwerer' date=' Männerfiguren glaubhaft zu vermitteln. [/quote']

Dann oute ich mich jetzt einfach.

Ich bin diejenige, die in der Plot-AG einen männlichen Prota backen sollte, der nach Vorstellung der AG Serientauglichkeit erlangen sollte. Obwohl das so nicht gedacht war, weil der Plot eigentlich aus Sicht der weiblichen Prota bedient werden sollte.

Aus Gründen, die im Plot selbst zu finden sind, ist die Serientauglichkeit der weiblichen Prota nicht gegeben.

Verbauen sollte ich mir die Möglichkeit aber nicht, meinte die AG.

 

So also zurück zum Ernst (Danke, Matthias, für die plastische Darstellung der Rettungsaktion aus der Mülltonne. Vielleicht ist das dann doch eher für Cobra 11 geeignet!): Ist es möglich, einen männlichen Prota so sympathisch auszustatten, dass sowohl Männlein als auch Weiblein zufrieden sind?

 

Fazit: Männerfiguren, die Männer sympathisch finden, schrecken die weibliche Leserschaft ab und umgekehrt . Da deutlich mehr Frauen lesen, sind in den Büchern also mehr nette Männer, die sich höflich und anständig zu betragen wissen und am Schluss diejenigen killen, die der normale Mann sympathisch fände .

 

Gruß, Melanie

Oder soll ich mich lieber auf diese Aussage verlassen und darauf vertrauen, die Sympathien der weiblichen Leserschaft zu erringen?

 

Fragt sich augenzwinkernd

Katrin

[MelanieM]

Der Kompromiss liegt sicher in der Mitte. Ulfs Definition mit dem Kerl, der seine Freunde raushaut, fand ich schon sehr gut. Aber damit Frauen den Kerl auch mögen, muss seine Frau ihm mindestens genauso wichtig sein wie seine Freunde. Nur bekomme ich hier den Eindruck, dass die Männer, die sich hier zu Wort gemeldet haben, Egoisten bevorzugen. Aber darauf stehen Frauen nun mal nicht (außer die S&M-Fraktion).

 

Gruß, Melanie

[(Sven)]

Egoisten mag ich nicht. Gefragt ist in der Tat der Mittelweg. Weswegen ist James Bond bei beiden Geschlechtern so erfolgreich? Weil er ein netter Egoist ist, der sich wenigstens in eine Frau pro Teil scheinbar wirklich verknallt, für sie alles in Gang setzt und am Ende die Katharis in den Raum gestellt wird: Eventuell könnte es die jetzt sein, die Bond endlich bekehrt.

 

PS: Außerdem bist du nur dann ein wirklich aufrechter Westerner, wenn du wie in High Noon nach getaner Arbeit den Leuten  den Sheriffstern vor die Füße wirfst und mit deiner Frau die Stadt verlässt.