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Regine A

Mein Name auf einem fremden Text

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Hallo Ihr Lieben,

 

mir ist heute was unangenehmes passiert. Ich habe ein Unterrichtsmaterial geschrieben, das im Dezember diesen Jahres bei einem Schulbuchverlag erscheinen sollte. Heute hatte ich plötzlich einen Ausdruck des Materials im Briefkasten und einen Hinweis, dass es in der Form bereits im Druck ist, weil es terminlich vorgezogen werden konnte.

 

Ein wenig verwundert, weil ich von all dem nichts wusste, aber hocherfreut, dass das Material jetzt schon früher erscheinen kann, habe ich mir den Ausdruck besehen ... und einen riesen Schreck bekommen. :o Ganze Arbeitsblätter wurden ergänzt, die ich nicht geschrieben habe, und noch schlimmer, absolut daneben fand, weil völlig unsachlich, manipulativ und inhaltlich fragwürdig. Auf dem Cover steht trotzdem mein Name drauf ... :

 

Ich kenne das sonst so, dass ich, wenn Änderungen am Material gemacht werden, alles vorher freigeben darf. Da könnte doch sonst jeder alles mögliche in meinem Namen verbreiten und ich muss am Ende dafür geradestehen.

Was sagt Ihr dazu? Was würdet ihr machen?

 

Ich habe bereits bei der Lektorin angerufen, die allerdings sogar zugibt, dass sie mir das Material bewusst nicht zur eigenen Änderung oder Freigabe ihrer Änderungen geschickt hat, weil wenig Zeit war und sie es schnell auf den Weg bringen wollte. Ich habe daraufhin freundlich erklärt, dass ich damit völlig ihrem Gutdünken ausgesetzt bin, sie blieb nett, geändert hat es aber nichts.

Wie geht ihr mit sowas um?

 

Ich würde mich riesig über eure Meinung dazu freuen!

 

Ganz herzliche, aber etwas entsetze Grüße

 

Regine

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Ich kenne das sonst so, dass ich, wenn Änderungen am Material gemacht werden, alles vorher freigeben darf. Da könnte doch sonst jeder alles mögliche in meinem Namen verbreiten und ich muss am Ende dafür geradestehen.

Was sagt Ihr dazu? Was würdet ihr machen?

Theoretisch darf meines WIssens niemand etwas unter deinem Namen veröffentlichen, dass du nicht willst. Deshalb gibt es normalerweise ja die Unterschrift unter die Fahnen, mit denen der Autor sein Placet gibt.

 

Theoretisch könntest du denen vermutlich den Vertrieb per einstweiliger Verfügung untersagen. Praktisch wäre damit aber deine Verbindung zum Verlag im Eimer.

 

Aber vielleicht mal ein Einschreiben, in dem du diese Möglichkeit andeutest, ohne direkt damit zu drohen?

 

Wichtig ist auch, dass du dir überlegst, was du erreichen willst.

 

Sind die Änderungen so schlimm, dass du auf keinen Fall willst, dass das unter deinem Namen erscheint? Dann würde ich es jemand zeigen, fragen, ob es tatsächlich so daneben ist, wie du glaubst und wenn der es bestätigt, dann musst du beim Verlag darauf drängen, dass er es einstampft. Eben auch mit der Drohung, dass du sonst gerichtlich dagegen vorgehst, notfalls eben einen Anwalt konsultieren.

 

Wenn es daneben ist, du aber notfalls damit leben kannst, solltest du dir überlegen, ob man vielleicht mit Ergänzungen im Internet o.ä. leben kann, vielleicht mit einer Korrekturseite, die dem Buch eingelegt wird?

 

Auf jeden Fall würde ich darauf hinweisen, dass es so nicht geht und sie sich damit dem Risiko aussetzen, dass ihnen mal eine Autorin mit dem Gericht kommt.

 

Hans Peter

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Es ist natürlich immer schwer mit einem Verlag zu brechen, aber was Regine da berichtet, würde bei mir zuerst die Frage hervorrufen, ob eine zukünftige Zusammenarbeit möglich ist. Immerhin hat die Lektorin eingeräumt, die Rechte der Autorin bewusst verletzt zu haben. Wenn es einmal klappt, warum nicht immer wieder. Es bereitet doch weniger Arbeit, den quengelnden Autor außen vor zu lassen.

 

Wenn dann noch rufschädigende Inhalte rauskommen (weil mit schweren Fehlern behaftet) würde sich für mich jeglich Nachsicht erübrigen.

 

Hans-Jürgen

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Wenn die Änderungen meinen Ruf als Autor schädigen können, hätte sich was mit Geduld und Verständnis. Da gälte mein nächster Anruf dem Anwalt, ohne jeden Zweifel. Was nützen mir Korrekturen (online oder sonst wo), wenn die Grütze erst einmal auf dem Markt ist? Mit dem Verlag würde ich so oder so nicht mehr zusammenarbeiten.

 

... und so eine Geschichte habe ich auch noch nie gehört. Heftig.

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Also, sowas habe ich ja noch nie gehört! Nett hin oder her, ich würde es auf der Stelle mit einer einstweiligen Verfügung stoppen! Außer ... dfer Vertrag enthält einen Freibrief für solche Scherze. Das kann ein Anwalt aber sofort feststellen.

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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Vielen, vielen Dank für Eure Antworten!

Ich denke, dass ich bei solchen Fragen einfach noch viel zu unsicher reagiere und wesentlich souveräner hätte auftreten müssen.

 

Ich überlege jetzt, in wieweit die Inhalte rufschädigend sind ... Es war ein Material zum Thema Christentum im Ethikunterricht. Mir war wichtig, das Thema neutral zu behandeln, weil in den Klassen auch muslimische Schüler sitzen, die sich nicht manipuliert fühlen sollen. Eines der fremden Arbeitsblätter heißt nun "Gott - wer ist das?" Darunter wird ausschließlich auf den christlichen Gott Bezug genommen. Meiner Meinung nach unterstellt das Material damit nicht nur, dass es einen Gott gibt, sondern auch, dass dieser christlich ist. So etwas ist natürlich absolut nicht meine Intention gewesen!!!

 

Aber ob das rufschädigend ist??? Es gibt ja tatsächlich solche Unterrichtsmaterialien ... auch wenn ich lieber nicht mit so etwas in Verbindung gebracht worden wäre. :(

Wenn ich mich jetzt wehre und das Material eingestampft wird, verliere ich allerdings auch mein Honorar, was zumindest ein wenig ärgerlich wäre.

 

Passt bloß auf, dass euch sowas nie passiert!!!!

Viele liebe Grüße

Regine

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Dass die Problematik schwierig für dich ist, habe ich ja oben bereits versucht, anklingen zu lassen.

 

Wenn ich dich richtig verstehe, könntest du die Sache so laufen lassen und dich damit arangieren, um dein Honorar nicht zu gefährden.

 

In einem solchen Fall solltest du nur gut überlegen, ob du später andere Projekte mit dem Verlag machen kannst. Wenn sie jetzt mit der Masche durchkommen, dann werden sie es immer wieder tun.

 

Hans-Jürgen

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Wenn ich dich richtig verstehe, könntest du die Sache so laufen lassen und dich damit arangieren, um dein Honorar nicht zu gefährden.

 

In einem solchen Fall solltest du nur gut überlegen, ob du später andere Projekte mit dem Verlag machen kannst. Wenn sie jetzt mit der Masche durchkommen, dann werden sie es immer wieder tun.

Das würde ich auch sagen. Der Verlag hat sich damit als Windhund gezeigt und nochmal würde ich da auch nicht veröffentlichen.

 

Andererseits ist das, was du shcilderst, zwar ärgerlich, aber nicht rufschädigend. Schließlich gibt es eine christliche Gottvorstellung, also die Darstellung ist nur unvollständig. Und da könnte man durchaus mit Ergänzungen im Internet versuchen gegenzusteuern.

 

Viel Glück

 

Hans Peter

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Vielen Dank! Ihr habt natürlich beide absolut recht!

Es beruhigt mich auch sehr, dass ihr so entsetzt reagiert habt. Ich habe schon fast gezweifelt, ob sowas vielleicht häufiger vorkommt. Aber als schlimmer Einzelfall lässt es sich ja zumindest abhaken.

Gut zu wissen, dass man sich auch als Autor nicht alles gefallen lassen muss! :)

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Für mich keine Frage, ich würde mir so etwas nicht gefallen lassen und dem Verlag dies ganz klar mitteilen und für mich wäre dieser Verlag für zukünftige Projekte gestorben, auch wenn ich dadurch ggf. finanzielle Einbußen hätte.

Wenn mein Namen drunter oder drüber steht, dann muss ich mit jedem Wort einverstanden sein.

Gruss

herby

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Hallo Regine,

 

für mich liest sich das, als hätte die Lektorin schon geahnt, dass du die Änderungen nicht mitgetragen hättest, und hat sie dir deswegen einfach nicht mehr vorgelegt. Das sind natürlich nur Spekulationen, trotzdem ist es ein starkes Stück, dass da einfach ohne Absprache geändert wird. Ich hatte es tatsächlich auch einmal, dass mir die Druckfahnen aus Zeitgründen einfach nicht vorgelegt wurden, und als ich nachhakte, waren sie schon im Druck. Allerdings hatte der Verlag damals nichts ohne mein Wissen geändert. Trotzdem hab ich mich massiv beschwert und es ist auch nicht mehr vorgekommen.

 

Soweit ich es sehe, hast du folgende Möglichkeiten:

Du kannst in deinen Vertrag gucken, ob dort ausgeschlossen ist, dass du die Fahnen abnehmen musst. Wenn nicht, könntest du die Veröffentlichung noch stoppen.

Oder du stoppst die Veröffentlichung nicht, ziehst aber deinen Namen zurück, weil das eben nicht mehr der Text ist, hinter dem du stehen kannst, ihn eventuell sogar als rufschädigend empfindest.

Oder du lässt es laufen, machst aber in aller Deutlichkeit klar, dass diese Vorgehensweise rechtlich nicht korrekt war und es so nicht geht.

 

Was mir nicht klar ist: Hier haben einige gesagt, bei einem Stopp der Veröffentlichung müsste Regine ihr Honorar zurückzahlen. Ist das wirklich so? Sie hat ihre Arbeit doch vertragsgemäß geleistet. Und sie hätte ja auch nichts gegen eine Veröffentlichung, wenn es bei der mit rechten Dingen zuginge. Warum müsste sie dann auf Honorar verzichten?

 

LG Luise

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Hallo Regine,

 

mich würde es auch interessieren, wie sich das verhält, wenn der Autor seine Leistung erbracht hat, der Verlag aber die ganze Arbeit verfälscht? Mir wäre gerade diese Verfälschung im Ethikunterricht kein Kavaliersdelikt mehr. Hier wird die ganze Zielrichtung verbogen. Auch dass die Lektorin absichtlich Dich außen vor gelassen hat, spricht für sich. Das ist Vorsatz.

 

Ich würde mich bei einem Anwalt erkundigen, inwieweit Du Einfluss nehmen kannst, ohne Dein Honorar zu verlieren. Auf das Honorar zu verzichten, ist eine sehr schwierige Entscheidung, die Du allerdings selbst treffen musst.

 

Leider ist das in meinen Augen ein Beispiel für geistige Intoleranz in einem sehr sensiblen Bereich, der Bildung unserer Kinder. Ich gehe grummelnd einen Tee trinken.

 

Mfg Steffen

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Inwieweit es ratsam sein könnte, den Vertrieb des Unterrichtsmaterials zu stoppen, ist die eine Frage. Das scheint mir auch eine reine Abwägungsfrage zu sein, was du wirklich möchtest, bzw. ob du die Verlagsbeziehung aufs Spiel setzen willst.

Das lässt sich so schwer von außen beurteilen.

 

Dennoch würde ich in jedem Fall die Angelegenheit nicht ganz unkommentiert lassen. Ich würde per Einschreiben an den Verlag darauf aufmerksam machen, dass du dich zumindest von den dir nicht geschriebenen Texten, die nunmehr unter deinem Namen laufen, distanzierst und sie dir nicht zueigen machst. Ferner würde ich dem Verlag untersagen, eine Neuauflage in dieser Form ohne eine ausgiebige und zeitige Rücksprache mit dir vorzunehmen.

"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht." (Vaclav Havel) www.bvja-online.de

www.fairlag.info

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Was steht denn im Vertrag? Honorar nach Abnahme des Textes oder bei Veröffentlichung? Je nachdem, musst du ja dein Geld bekommen oder eben nicht.

 

Ich kenne es auch, dass Texte noch stark verändert werden, ohne den Autor zu fragen. Bei manchen Verlagen ist das schon im Vertrag vermerkt, damit die Arbeit einfach schneller geht. Dazu kommt die typische Klausel, die besagt, man müsse 10% der Kosten tragen, wenn der Satz noch einmal stark verändert werde, weil man so viele Änderungen wünsche.

 

Ich würde noch einmal den Vertrag genau prüfen und dann die Textstellen gegenüberstellen. Wenn es tatsächlich so extrem ist, wie du es schilderst und es mit deiner Intention nicht mehr übereinstimmt, würde ich mich gegen weitere Veröffentlichungen/Ausgaben wehren und vor allem auch mit den nächsten Instanzen im Verlag sprechen. Es gibt manchmal sogar eine Möglichkeit, eine Entschädigung zu verlangen - also, wenn du tatsächlich bei Zurücktreten kein Honorar bekommen könntest, würdest du evtl. eine Entschädigung für geleistete Arbeit erhalten.

 

Ich wünsch dir viel Erfolg und werde mal eben den Thread "Verbände für Fachbuchautoren" wieder nach oben schieben - hier wäre so eine Unterstützung ja sehr angebracht.

 

LG, Yvonne

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Vielen Dank für die vielen Antworten!

Ich bin froh, dass ihr ähnlich entsetzt seid!

Für den Fall, dass jemandem auch so etwas passieren sollte, wollte ich noch schnell schreiben, wie es ausgegangen ist:

Ich habe den Vertrieb zugelassen, weil ich mein Honorar nicht riskieren wollte (leider weiß ich nicht, ob das überhaupt riskant gewesen wäre, weil ich ja meinen Teil der Vertragsleistungen eigentlich erbracht habe). Allerdings wird in der nächsten Auflage mein Name vom Cover genommen, was ich sehr erleichternd finde. Neue Aufträge übernehme ich für die Lektorin nicht mehr.

 

Hoffe, dass euch sowas erspart bleibt und wünsche euch ein tolles WE!

 

Viele Grüße

Regine

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