Alltagsleben um 1504 - das Volkacher Salbuch

[hpr]

Alte Hasen unter den HR Autoren kennen es sicher, aber ich denke, für manche andere ist es vielleicht neu:

 

das Volkacher Salbuch.

 

Um 1504 schrieb der Stadtschreiber Niclas Brobst in Volkach am Main alles auf, was ihm erwähnenswert schien. Vor allem natürlich Gesetze, Ordnungen, Stadtrechte, aber auch vieles aus dem Alltagsleben. Vor allem kolorierte er es mit Bildern und so entstand ein faszinierendes Panoptikum einer Stadt an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit.

 

Dass dem Schulmeister eine Rute zustand und ihm erlaubt war, die Schüler zu prügeln, dürfte niemand überraschen. Wohl aber, dass er schwören musste, nur auf den "Ars" zu schlagen, nicht auf Hände oder gar Kopf. Spätere Zeiten waren nicht immer so zartfühlend, als meine Mutter Anfang der Zwanziger in die Volksschule ging, war das Prügeln auf Hand und Finger noch allgemein übliche Erziehungsmaßnahme.

 

Auch dass der "Hurenwirt" schwören musste, seine "Töchter" nicht zu prügeln, dürfte überraschen. Und  mancher Beruf, der bisher eher selten in HR vorkam, findet sich und könnte Autoren zu ungewöhnlichen Protagonisten verhelfen. Wie wäre es zB mit einem "unkäufer" als Held eines historischen Krimis?

 

Die "Unkäufer" hatten die Qualität der Waren auf dem Markt sicherzustellen und zu kontrollieren - garantiert sind sie dabei des öfteren in allerlei Händel verwickelt worden.

 

Das ganze 4,5 kg schwere Werk steht nicht im Internet, aber Teile:

 

(Link ungültig)

 

Ein Faksimile Nachdruck mit Transkription der Handschrift in Druckschrift ist zu kaufen, kostet aber 89 Euro und ist bei Amazon leider nicht verzeichnet.

 

Hans Peter

[MelanieM]

Das klingt spannend. Dann war der "Unkäufer" ja der Vorläufer der Stiftung Warentest, oder?

 

Gruß, Melanie

[hpr]

Das klingt spannend. Dann war der "Unkäufer" ja der Vorläufer der Stiftung Warentest' date=' oder?[/quote']

Na ja, nicht ganz, weil sie sich an vorgegebenen Normen orientieren mussten. Aber ein bißchen schon. Und es gab auch Schätzer (die den Wert der Waren prüften und meines Wissens damit auch Preise festlegten) und Eicher, die prüfen mussten, ob die Eichmaße eingehalten wurden (jede Stadt hatte ja eigene Eichmaße).

 

Eigentlich bin ich nur durch Zufall drüber gestolpert, weil ich eines Tages am Mainradweg in Volkach gelandet war (und jetzt wieder). Aber es ist faszinierend zu lesen, wie komplex diese Gesellschaften waren - und wie sie sich mit den gleichen Problemen rumschlagen mussten, die auch wir kennen.

 

Hans Peter

[(JudithR)]

Hallo Hans-Peter,

 

danke für den Tipp. Ein Geburtsgeschenk ist schon gebongt. (-:

 

Liebe Grüße

Judith