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Andrea S.

Lesens-Wert

Empfohlene Beiträge

Die Sache mit den Mythen finde ich interessant, das muss ich mir mal bestellen. Dazu kann ich ergänzend auch noch etwas über die deutschen Mythen empfehlen, von Herfried Münkler, der dafür letztes Jahr den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten hat. Ich hatte die Freude, für ein Interview letztes Jahr eine Stunde lang mit ihm zu telefonieren (worauf mir vier Stunden lang der Kopf schwirrte), und er kommt zu dem Schluss, dass wir alle Mythen ganz dringend brauchen:

 

(Link ungültig)

 

Ich glaube durchaus, dass man solche Kraftfelder auch im Roman generieren kann, wenn man ihre Funktionsweise kennt. Ob am Ende tatsächlich etwas "Magisches" herauskommt, da bin ich mir nicht vollends sicher - aber bestimmt etwas, das funktioniert und ein Fach im Autoren-Werkzeugkoffer verdient. Und jetzt komme ich nochmal auf Musik, weil mir in der Literatur gerade kein Beispiel einfällt, aber: Die Sex Pistols waren ein solcher generierter Mythos, den Malcolm McLaren und Vivienne Westwood erfunden haben, sozusagen eine der ersten Casting-Bands - indem sie allerdings an den nötigen Parametern eher unbewusst gedreht haben. Auch die Pilzköpfe hatten am Anfang überhaupt keine Idee davon, was sie da eigentlich gerade wirklich machen.

 

Der Erfolg, jetzt nicht der kommerzielle, stellt sich nach meiner Meinung erst in der Rezeption ein, und daher glaube ich: Ja, die "Magie" entsteht erst im Kopf des Empfängers - allerdings muss man natürlich in Vorleistung treten. In seinem Buch "Das Leben und das Schreiben" sagt Stephen King dazu: "Was Schreiben ist - Telepathie natürlich." Und er erklärt das Sender-Empfänger-Ding an ein paar Beispielen mit einem rotkarierten Tischtuch und einem Hasen, die er beim Schreiben sieht und vergleicht es mit dem, was der Leser wahrnimmt. Später kommt dann noch ein Beispiel von Hemingway, und das ist für mich, seit ich es kenne, ein prima Beispiel für die "Magie": "Der Fluss kam. Es war ein heißer Tag." Zwei Sätze, acht Wörter, und bei mir entsteht ein ganzer Kosmos im Kopf. Ich kann den Fluss sogar riechen. Aber: Das geht sicher nicht jedem Leser so.

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Meine flippige ;D Denke geht dahin, ob ein besonders tief berührendes Kunstwerk nicht auch von einem "magischen Raum", von einer außerhalb des Gehirns existierenden Ideenwelt partizipiert und dort etwas zur Resonanz bringt.

Und mit unseren "normalen" Sinnen kommen wir mit diesem Ideen-Reich kaum in Berührung, jedenfalls nicht bewusst. Das außergewöhliche Kunstwerk aber schafft es, dass wir mit dieser auch unabhängig von unserem Denkvermögen existierenden Sphäre in Berührung kommen.  

 

Das ist ein schöner Gedanke, Imre.

 

Aber es setzt voraus, dass es etwas gibt, das "nicht von dieser Welt" ist. Etwas nicht Materielles, nicht Greifbares. Und damit, ob du es willst oder nicht, sind wir im Bereich des Überirdischen. Die Idee ist ja nicht neu. Die Alten sprechen von den Musen, usw.

 

Nur bin ich da nüchterner und materialistischer. Ich glaube nicht an Überirdisches. Auch wenn es stimmt, wie Sven sagt, dass viele magische Werke per Zufall entstanden sind, ohne das ihre Schöpfer bewusst eine Technik angewandt haben, und manche es auch nie wieder hinbekommen haben, so setze ich dagegen, dass es Künstler gibt, die es regelmäßig hinbekommen, und dass es möglich ist, solche Werke zu analysieren, um etwas daraus zu lernen.

 

Ich will damit weder sagen, dass man ein Kochbuch für Bestseller entwickeln kann, noch eines für magische Bücher. Aber doch, dass es gewisse erlernbare Elemente gibt, die so etwas wie Resonanz erzeugen können. Ich glaube nicht an die Muse. ich glaube an Kompetenz, die sich mit Talent und Erfahrung entwickelt, gepaart mit einem fortschreitenden Verständnis dessen, was man da eigentlich tut.

 

LG

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Aber es setzt voraus, dass es etwas gibt, das "nicht von dieser Welt" ist. Etwas nicht Materielles, nicht Greifbares. Und damit, ob du es willst oder nicht, sind wir im Bereich des Überirdischen. Die Idee ist ja nicht neu. Die Alten sprechen von den Musen, usw.

 

LG

Ulf

 

An Übersinnliches (das nicht zwangsläufig überirdisch sein muss!) muss man ja nicht glauben, Ulf. Aber es gibt sehr wohl Autoren/Autorinnen, die äußerst sensible Fühler besitzen, die bis in die Urtriebe des Menschlichen (Mythen!) hinabsehen, und deren Bücher dann entsprechend faszinieren.

 

@ Andrea: Danke für den Hinweis auf dieses interessante Sachbuch. Hab mir den Titel notiert.

 

Liebe Grüße

 

Helene

Helene Luise Köppel:  Romanreihe "Töchter des Teufels" (6 Historische Romane über den Albigenserkreuzzug); sowie Romanreihe "Untiefen des Lebens"  (6 SÜDFRANKREICH-thriller), Neu in 2022: "Abkehr".

                                         

                                 

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An Übersinnliches (das nicht zwangsläufig überirdisch sein muss!) muss man ja nicht glauben, Ulf. Aber es gibt sehr wohl Autoren/Autorinnen, die äußerst sensible Fühler besitzen, die bis in die Urtriebe des Menschlichen (Mythen!) hinabsehen, und deren Bücher dann entsprechend faszinieren.

Selbstverständlich. Genau das habe ich ja weiter oben gesagt. Responanz ist unter anderem das Berühren solcher kollektiven Triebe oder Erinnerungen. Es findet aber m.M.n. nicht, wie Imre vorschlug, außerhalt des Menschen in einem anderen Raum statt.

 

LG

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Resonanz ist nicht wirklich materiell - wobei wir jetzt beim Teilchen-Wellen-Phänomen angelangt sind :s22

 

Dass sich die Magie im Leser (in welchem Körperteil auch immer) entfaltet, ist natürlich richtig, und der Autor, der mehr oder minder bewusst diese Magie entzündet, hat genau diesen Leser berührt.

 

Könnte man, Ulf, aus den für uns lesenswerten Werken durch Analyse extrahieren, wie ihre Wirkung funktioniert, mit welchen Techniken und welchem Handwerkszeug, dann könnte man tatsächlich den ultimativen Bestseller-Ratgeber schreiben.

 

Kann man aber nicht. Alles Handwerk nützt nichts, wenn (ich weiß, hierfür werden mich wieder gewisse Leute prügeln) kein Talent vorhanden ist. Und nun definiert mal Talent ;). Das ist nämlich auch so was wie Magie.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Könnte man, Ulf, aus den für uns lesenswerten Werken durch Analyse extrahieren, wie ihre Wirkung funktioniert, mit welchen Techniken und welchem Handwerkszeug, dann könnte man tatsächlich den ultimativen Bestseller-Ratgeber schreiben.

 

Kann man aber nicht. Alles Handwerk nützt nichts, wenn (ich weiß, hierfür werden mich wieder gewisse Leute prügeln) kein Talent vorhanden ist. Und nun definiert mal Talent  ;). Das ist nämlich auch so was wie Magie.

 

Keine Frage. Ohne Talent geht gar nichts.

Es wird ja wohl auch niemand meinen, ohne Talent könne er ein großer Maler werden, nur weil er ein paar Tricks gelernt hat.

Talent ist die Basis. Einige wenige brauchen nichts mehr. Das sind dann die Genies. Anderen mit Talent steht es dennoch gut zu Gesicht, auch ihr Handwerk zu erlernen. Es macht sie besser.

 

Tja. Was ist ein Schreibtalent?

Da kommt eine Menge zusammen. Die Fähigkeit verständlich zu kommunizieren ist sicherlich eine Begabung an sich. Ein Gefühl für Begriffe und was sie auslösen. Empathie und die Fähigkeit, andere zu berühren. Fabulieren und Geschichten-erzählen-können. Aber auch die Fähigkeit, eine Geschichte zu strukturieren. Einsicht in die menschliche Psyche, auch ein guter Schuss Lebenserfahrung (obwohl das keine Begabung ist). Also Schreiben ist schon eine ziemlich komplexe Sache. Und so ist es auch schwer zu analysieren, was man als Talent braucht.  ;D

 

Nur, man erkennt es ziemlich schnell, ob jemand Talent hat oder nicht, glaube ich.

 

LG

Ulf

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Aber es setzt voraus, dass es etwas gibt, das "nicht von dieser Welt" ist. Etwas nicht Materielles, nicht Greifbares. Und damit, ob du es willst oder nicht, sind wir im Bereich des Überirdischen. Die Idee ist ja nicht neu. Die Alten sprechen von den Musen, usw.

 

Ja, lieber Ulf + Mitleser,

 

das ist ein schwieriges Thema mit dem "Überirdischen" und führt so leicht aufs Glatteis - wohin wir ungern hin wollen.

 

Wohin ich wollte/will?

Nun, was "die Alten" anbelangt, eher zu Platon (und zu seiner Philosophie der Ideen), weniger zu den Musen. Die Musen mag ich tatsächlich lieber greifbar lebendig. :s22

 

Resonanz ist nicht wirklich materiell - wobei wir jetzt beim Teilchen-Wellen-Phänomen angelangt sind  :s22

 

Ja, dahin wollte ich, was "die Neuen" anbelangt, mit meinen gewagten Überlegungen über "magische Räume".  

Moderne Physiker sind wohl selten esoterische Spinner, auch wenn ihre Forschungsergebnisse sich genau danach anhören. Physiker, Quantenphysiker sind, was ihre Forschung anbelangt, eher nüchterne Leute. Zu ihrem wichtigsten Instrumentarium gehört die Mathematik.

Trotzdem lese ich in ihren Ausführungen Erstaunen über und Ehrfurcht vor der Schöpfung. Vor der noch lange unbegreiflichen Schöpfung.

Die Unterscheidung zwischen "Materiellem" und "Immateriellem" wird schwierig. Und denkbar werden (mathematisch) Parallelwelten, Paralleluniversen.

 

Warum soll es also nicht denkbar, vorstellbar sein, dass es Welten "außerhalb" unseres Denkvermögens gibt. Die wir in X Jahrzehnten vielleicht sogar besser verstehen werden. Die aber zur Zeit noch "außerhalb" unseres Kopfes angesiedelt sind.

Und dass aber vielleicht - ähnlich wie Helene es schrieb - Welten gibt, von denen manche hoch sensible Künstler/Denker eine Ahnung, eine ferne Berührung erfahren können. Und dort "Resonanz" hervorrufen, so intensiv, dass sie dann auch von Mitdenkern, Mitlesern empfunden werden kann.

Nein, mir ist ganz gewiss nicht nach Hokuspokus und nach Geisterjägern.

 

Und in dem muss ich Dir auch recht geben, Ulf, dieser "magische Raum", ist nicht außerhalb unseres Kopfes.

Denn mit der Philosophie der modernen Physik (und wohl schon bei Platon) löst sich die Unterscheidung von "innen" und "außen" womöglich auch auf.

Diese Trennung zwischen "innen" und "außen" ist sehr nützlich, ja schier überlebensnotwendig für unser alltägliches Leben. Böte unser Gehirn diese Trennung nicht an, würden wir vielleicht wahnsinnig.

(Ist es von Ungefähr, dass gerade manche hoch sensiblen Küntler am Rades des Wahns sich bewegen?)

 

Aber wer weiß schon, was die Entwicklung unseres Gehirns, unserer Denkfähigkeit und Empfindensfähigkeit in x Jahrhunderten mit sich bringen wird.

 

Und Übersinnliches und "magische Räume", die heute "außerhalb" unseres Kopfes sind, fließen dann wie selbstverständlich durch unsere Gehirnwindungen.

 

Das "eins zu sein mit allem" haben vor der Physik bereits Mystik und Literatur zu erkunden versucht. Mit Intuition (Teil des Talents) die Kunst, was die Physik mit Mathematik versucht.

 

Wenn ich sinniere, es könnte Welten geben, wo Tiefen des Menschseins sich - außerhalb des Körperlichen - berühren, basiert dieses Nachdenken auf noch unsicheren Erkenntnissen, die aber irgendwann rein physikalisch beweisbar werden können.

 

So, und jetzt müsste ich dann noch mindestens einen ganzen Roman schreiben, um diese Gedankengänge mehr auszuführen und zu vertiefen und mit Leben zu füllen.

 

Irgendwann mal ;D

 

LG, Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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So, und jetzt müsste ich dann noch mindestens einen ganzen Roman schreiben, um diese Gedankengänge mehr auszuführen und zu vertiefen und mit Leben zu füllen.

 

Irgendwann mal ;D

 

LG, Imre

 

Bestimmt eine sehr interessante Geschichte. Traust du dich? :)

 

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Bestimmt eine sehr interessante Geschichte. Traust du dich?  :)

 

"Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut." (Karl Valentin)

Doch es gibt veröffentlichte Ansätze ...  :)  Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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