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AlfL

Gedanken sichtbar machen. Gerne, aber wie?

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Ich habe erst (bei Piper) gelernt, Gedanken dürfen nicht kursiv gesetzt werden. Bei Tinte&Feder wurden sie dann wieder kursiv gesetzt. Ich schätze mal, das ist von Verlag zu Verlag und Lektor zu Lektor unterschiedlich. 

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Bei Tinte&Feder wurden sie dann wieder kursiv gesetzt.

 

Dagegen habe ich mich erfolgreich gewehrt. :D 

 

Ich finde es ganz schrecklich, wenn Gedanken kursiv gesetzt werden. In einem Buch, in dem viel gedacht wird, sieht das wirklich übel und wirr aus. Aber es ist schon so, dass Verlage da ihre eigenen Vorgaben haben. Eine Regel gibt es meines Wissens nicht.

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Bei Tinte&Feder wurden sie dann wieder kursiv gesetzt.

 

Dagegen habe ich mich erfolgreich gewehrt. :D

 

Ich finde es ganz schrecklich, wenn Gedanken kursiv gesetzt werden. In einem Buch, in dem viel gedacht wird, sieht das wirklich übel und wirr aus. Aber es ist schon so, dass Verlage da ihre eigenen Vorgaben haben. Eine Regel gibt es meines Wissens nicht.

 

Mich haut das beim Lesen immer aus dem Fluss. Und allmählich weiß ich auch, welche Verlage das so handhaben. Inzwischen freue ich mich bei jedem neuen Buch, wenn die Gedanken nicht kursiv gesetzt sind. Es klingt irgendwie … abgehackt.

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Ich bin auch strikt gegen das Kursivsetzen. Ich stimme mit Andreas überein. Der Leser ist ja nicht dumm. Deshalb kann man sich auch das "dachte sie/er" oft sparen, wenn die Perspektive eindeutig ist.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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"Überall um sie herum war es dunkel. Sie sah nichts, ging aber noch ein paar Schritte weiter, bis sie ein Geräusch hörte. Sie wusste nicht, was es war, aber sie wusste, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Sie blieb stehen und nach wenigen Sekunden hörte sie es erneut. Nicht laut, aber ganz nah. Sie fing an zu zittern und machte einen Schritt zurück.

Ich will hier raus.

Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, erstarrte sie. Sie wollte schreien, doch es ging nicht. Sie fühlte sich wie gelähmt."

 

Das würde einem doch jedes Lektorat (m.E. zu Recht) um die Ohren hauen, oder (und ich meine jetzt nur das "Ich will hier raus")?

Mich würde es auch als Leser sehr stören.

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"Überall um sie herum war es dunkel. Sie sah nichts, ging aber noch ein paar Schritte weiter, bis sie ein Geräusch hörte. Sie wusste nicht, was es war, aber sie wusste, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Sie blieb stehen und nach wenigen Sekunden hörte sie es erneut. Nicht laut, aber ganz nah. Sie fing an zu zittern und machte einen Schritt zurück.

Ich will hier raus.

Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, erstarrte sie. Sie wollte schreien, doch es ging nicht. Sie fühlte sich wie gelähmt."

 

Das würde einem doch jedes Lektorat (m.E. zu Recht) um die Ohren hauen, oder (und ich meine jetzt nur das "Ich will hier raus")?

Mich würde es auch als Leser sehr stören.

 

Dieser kurze Wechsel zum inneren Monolog (Ich will hier raus) ist meiner Ansicht nach ein normales Stilmittel und von daher stimme ich Andreas zu: Das sollte jeder Leser erkennen, auch ohne kursive Schrift. Was bei obigem Beispiel vielleicht viel eher stört, ist, dass der Erzähler im übrigen Text nicht sehr dicht an der Figur ist, da wirkt diese plötzliche Innensicht etwas verwirrend. Der Satz 'Sie fing an zu zittern' stammt von einem Erzähler aus dem off, der erklärt, was die Figur für körperliche Reaktionen zeigt. Das ist weder dicht an der Figur noch annähernd aus ihrer Perspektive. Die Figur selbst nimmt das Zittern ja vermutlich gar nicht wahr, sondern nur dessen Auswirkungen (sie stolpert beim Schritt zurück, z.B.).

Ich glaube daher, wenn der Text homogen dicht an der Figur gestaltet wird, dann reißt es den Leser auch nicht aus dem Lesefluss, wenn Gedanken eingestreut werden, ohne sie kursiv zu setzen. Wird das Geschehen eher mit Distanz zur Figur erzählt, so wie hier, dann stört mich der eingeschobene innere Monolog generell, ganz gleich ob kursiv oder nicht.

 

Beispiel:

Es war dunkel, nur Schemen erkennbar, sonst nichts. Sie versuchte, sich auf Konturen zu konzentrieren, war das da drüben ein Mensch, der sich bewegte? Oder hatte sie nicht mehr all ihre Sinne beisammen, so angespannt, wie sie sich fühlte. Langsam, ruhig atmen, ein, aus. Sie ging einen Schritt weiter. Rechts von ihr raschelte es. Wieder versuchte sie, etwas zu erkennen. Die Geräusche wurden lauter, doch sie fühlte sich wie gelähmt, sie konnte nicht weiter. Etwas Schweres berührte ihre Schulter, sie spürte seinen Atem im Nacken und wusste, jetzt gab es keinen Ausweg mehr. Ich will hier raus!

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Susanne Pavlovic (auch bekannt als Textehexe) hat zu dem Thema mal ein tolles Video gemacht.

 

Das ist ein gutes Video, aber ich finde es immer hilfreich, wenn man das Kind beim Namen nennt - was sie leider nicht tut. Deshalb hier die zu ihren Erklärungen gehörenden Begriffe. Die sind bei Wikipedia ganz nett erläutert:

Erlebte Rede https://de.wikipedia.org/wiki/Erlebte_Rede

Innerer Monolog https://de.wikipedia.org/wiki/Innerer_Monolog

Bearbeitet von Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Susanne Pavlovic (auch bekannt als Textehexe) hat zu dem Thema mal ein tolles Video gemacht.

 

Das ist ein gutes Video, aber ich finde es immer hilfreich, wenn man das Kind beim Namen nennt - was sie leider nicht tut. Deshalb hier die zu ihren Erklärungen gehörenden Begriffe. Die sind bei Wikipedia ganz nett erläutert:

Erlebte Rede https://de.wikipedia.org/wiki/Erlebte_Rede

Innerer Monolog https://de.wikipedia.org/wiki/Innerer_Monolog

 

 

Danke für die Ergänzung, Susann. Du hast recht, das macht die Sachverhalte noch klarer.

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Ich habe hier auch ein Beispiel für erlebte Rede:

 

Sie trat vor den Spiegel, um ihre Frisur ein wenig zurechtzurücken.

Ihr Ebenbild starrte sie mit großen Augen an. Würde
man ihr ansehen, mit wem sie in der Stadt gewesen war? Unsinn!
Natürlich nicht.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich habe hier auch ein Beispiel für erlebte Rede:

 

Sie trat vor den Spiegel, um ihre Frisur ein wenig zurechtzurücken.

Ihr Ebenbild starrte sie mit großen Augen an. Würde
man ihr ansehen, mit wem sie in der Stadt gewesen war? Unsinn!
Natürlich nicht.

 

 

Genau, Ulf! Das ist ein wunderbares Beispiel für erlebte Rede. Wir sehen die Figur vor den Spiegel treten, sehen, was sie sieht, und kommen dann in ihren Kopf und erfahren, was sie denkt.

 

Als innerer Monolog würde diese Passage dann so aussehen:

 

Sie trat vor den Spiegel, um ihre Frisur ein wenig zurechtzurücken. Ihr Ebenbild starrte sie mit großen Augen an. Wird man mir ansehen, mit wem ich in der Stadt gewesen bin? Unsinn! Natürlich nicht. 

 

Das holpert für mich jetzt ein wenig wegen dem Ebenbild, da bekomme ich den Sprung von Distanz zur Nähe nicht so schnell hin beim Lesen, deshalb würde ich, wenn ich hier den inneren Monolog als Stilmittel für die Gedankenwiedergabe wähle, schon vorher ein bisschen dichter dran bleiben. So in etwa:

 

Sie trat vor den Spiegel, um ihre Frisur ein wenig zurechtzurücken, und fragte sich, warum sie so besorgt aussah. Wird man mir ansehen, mit wem ich in der Stadt gewesen bin? Unsinn! Natürlich nicht.

 

So kann man mit den verschiedenen Möglichkeiten spielen und wenn es homogen ist, braucht man keinen kursiven Holzhammer mehr :)

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Ich verwende erlebte Rede sehr häufig. Ich finde es ein tolles Mittel, um der Figur nahezukommen. Hier ist noch ein Beispiel:

 

Hoffentlich ist der Brief nicht zu aufdringlich, dachte sie mit klopfendem

Herzen. War es überhaupt schicklich, von der Auflösung
ihrer Verlobung zu schreiben? Es klang ja fast wie ein Hilferuf.
Na ja, das war es ja auch. Nur ob Ewalt ihr helfen konnte, war
doch sehr fraglich. Und ob er es überhaupt wollte. Plötzlich war
sie überzeugt, dass es ein Fehler gewesen war, ihm zu schreiben.
Würde er beim Lesen die Stirn runzeln, gar den Kopf schütteln?
Die ganze Angelegenheit peinlich finden?

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Ich bin auch strikt gegen das Kursivsetzen. Ich stimme mit Andreas überein. Der Leser ist ja nicht dumm. Deshalb kann man sich auch das "dachte sie/er" oft sparen, wenn die Perspektive eindeutig ist.

 

Einen Gedanken hier und da kursiv zu setzen kann ein sehr starkes, emotionales Stilmittel sein, weil es die Figur unvermittelt noch einmal ein gutes Stück näherbringen kann. (Ich schreibe "kann", weil es natürlich auch davon abhängt, ob man ein Gespür dafür hat, WANN und WO dieses Mittel am besten eingesetzt wird. Weniger ist hier nämlich eher mehr. Also höchstens ein paar Mal im ganzen Roman und nicht etliche Male pro Kapitel. Es erfordert ein feines Gespür für Stil und Erzählfluss.)

Bearbeitet von Ramona

Inspiration exists, but it has to find us working! (Pablo Picasso)

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Ich benutze Kursiv, wenn die Figur etwas in den Gedanken zitiert, etwas, was jemand anders gesagt hat, oder ein Zitat aus einem Buch.

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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