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AlfL

Gedanken sichtbar machen. Gerne, aber wie?

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Hallo!

 

Ich frage mich gerade, wie ich Gedanken grammatikalisch und sinvoll im Text sichtbar mache. Kursiv ohne Anführungszeichen (wenn ja: welche?) oder behandele ich das wie "normal" Gesagtes und erläutere es.

 

Beispiele zur Auswahl:

 

+ "Das ist ja ein ganz schöner Depp!", dachte Renate bei sich.

+ Das ist ja ein ganz schöner Depp!, dachte Renate bei sich.

+ "Das ist ja ein ganz schöner Depp!", dachte Renate bei sich.

+ Das ist ja ein ganz schöner Depp!, dachte Renate bei sich.

 

Gibt es da eine feste Regel, was präferieren Lektoren oder ist das variabel?

 

Vielen Dank schon vorba und Grüße aus Schweden

 

 

Alf

"Man muss noch Chaos in sich haben,

um einen tanzenden Stern zu gebären."

Friedrich Nietzsche

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Hallo, Alf,

 

Soweit ich weiß: Ohne Anführungszeichen.

 

Meine Lektorin bevorzugt Nr. 2

Nr. 4 ist aber auch zulässig.

Hauptsache, du machst das einheitlich, wenn du dich für eine Variante entschieden hast.

 

Liebe Grüße,

Olga

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Kursiv ist meist zweite Wahl. Ich verwende 4. Und verzichte, wenn möglich, auf das "dachte sich ..." Das sollte aus dem Kontext hervorgehen.

Oder die "erlebte Rede".

 

War der nicht wirklich ein ganz schöner Depp?

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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War der nicht wirklich ein ganz schöner Depp?

Ja, das versuche ich auch so zu halten, allerdings gibt es ja Textmomente, bei denen die Distanz zwischen dem Gedachten und dem das Gedachte Denkenden noch mehr verringert werden muss, der Leser also noch näher an der Figur sein soll, Momente, in denen es "intimer" zugeht. Da, finde ich, muss man ab und an aktiv denken lassen, denn bei dieser Art und Weise könnte das auch von einem Dritten (Erzähler) gedacht werden.

 

Dann also Version 4.

 

Gruß, Alf.

"Man muss noch Chaos in sich haben,

um einen tanzenden Stern zu gebären."

Friedrich Nietzsche

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Hallo!

Ich habe mir diese "Regel" irgendwo mal aus dem Internet kopiert, da ich damit auch immer wieder Probleme habe. (Falls jemand die Quelle kennt, bitte melden, damit ich es einfügen kann.)

 

Wenn Du uns die unausgesprochenen Gedanken Deines Charakters exakt wiedergibst, benutze den »kursiven« Schriftstil. Wenn Du diese Gedanken als Text umschreibst, verwende den »normalen« Schriftstil.

   * Was wollte sie eigentlich? fragte er sich. Ist sie denn niemals zufrieden?

   * Marshall fragte sich, was sie eigentlich wollte. Nie war sie zufrieden.

 

Aber ehrlich gesagt keine Ahnung, ob es so auch stimmt. :)

 

Liebe Grüße

Kerstin

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Tja, mittlerweile bin ich auch total verwirrt. Was stimmt denn nun?

"Man muss noch Chaos in sich haben,

um einen tanzenden Stern zu gebären."

Friedrich Nietzsche

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Hallo Alf,

 

ich verzichte auf Anführungszeichen, Kursiv oder "sie dachte". Für mich ist das alles eine Frage der Perspektive, aus der erzählt wird. Der erste Satz einer Szene oder eines Absatzes setzt die Perspektive. Vermeidet man dann auktorielles Erzählen, dann sitzt der Leser im Kopf der Figur und dann kannst du Gedanken einfließen lassen.

 

Beispiel:

Renate betrachtete erstaunt den Besucher. Was für eine idiotische Frage? Ein ganz schöner Depp, dieser Kerl. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab.

 

LG

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Hallo Ulf,

 

ja das ist ja in etwa auch Andreas Idee und auch ich finde das so sehr elegant. Manchmal ist es für mich aber ein Stilmittel, es gerade nicht so zu machen:

 

Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst, du hässlicher, dummer Emporkömmling, hörte sie sich in Gedanken laut ausrufen.

 

Natürlich könnte man auch das "transkribieren" nach: Am liebsten hätte sie diesen hässlichen, dummen Emporkömmling dahin gewünscht, wo der Pfeffer wächst.

 

aber das ist eben für meinen Geschmack nicht dasselbe.

 

Gruß, Alf.

"Man muss noch Chaos in sich haben,

um einen tanzenden Stern zu gebären."

Friedrich Nietzsche

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Eine eindeutige Regel zur Darstellung von Gedanken in direkter Rede gibt es nicht. Jeder Verlag, jeder Autor hat da seine Vorlieben. Ich persönlich bevorzuge es, Gedanken in direkter Rede kursiv darzustellen, damit sie sich von der Erlebten Rede abheben, und lasse "dachte er/sie" o.ä. nach Möglichkeit weg. Andreas nichtkursive Variante habe ich aber auch schon oft gesehen.

 

Mache es so, wie es dir am besten gefällt. Falls dein Verlag das grundsätzlich anders handhabt, kannst du es ja später anpassen.

 

Christoph

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Geh doch dahin' date=' wo der Pfeffer wächst, du hässlicher, dummer Emporkömmling, hörte sie sich in Gedanken laut ausrufen.[/quote']

 

Ok, wenn du den Leser unbedingt mit der Nase draufstubsen willst, dass die Figur dies denkt. Dann mach es so. Aber ich empfinde das als schwerfällig und als unnötige Information. Der Leser weiß es ohnehin.

 

Beispiel:

Sein Ton missfiel ihr gründlich. Geh doch dahin, wo der Pfeffer wächst, du hässlicher Zwerg. Sie biss sich auf die Lippen, denn natürlich durfte sie so etwas nicht laut sagen.

 

LG

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Der Leser weiß es ohnehin.
Leider nein. Die Fälle, in denen Leser selbst bei hundertprozentig personalen Texten unmarkierte Innensicht der Figur als "Erzähltext" klassifiziert und sich beschwert haben, wenn wenn da irgendwas stand, was nicht aus auktorialer Perspektive auch korrekt wäre, kann ich inzwischen gar nicht mehr zählen. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, es eindeutig zu machen, wenn ich es für wirklich wichtig halte, dass der Leser auch weiß, dass es Gedanken sind.

 Allerdings weigere ich mich auch, das für jeden Kleinkram an subjektiven Eindrücken zu machen, weil man sich halt nicht seinen Text verhackstücken will, nur damit auch der Letzte noch alles genau so versteht, wie es gemeint ist. :( Manchmal nimmt man es dann halt in Kauf, dass irgendein Leser glaubt, die Gedanken der Figur wären Einlassungen des Autors - aber rechnen muss man immer damit.

 

Ansonsten bevorzuge ich Variante vier, ohne Kursivsetzung, oder Variante zwei in ganz speziellen Fällen - Kursiv dann, wenn ich Gedanken ohne "dachte er" markieren will, wenn ich sie besonders betonen möchte oder wenn diese Gedanken schon eher "unausgesprochene Rede" sind.

 Anführungszeichen befördern die Verwechslung mit wörtlicher Rede; das finde ich dementsprechend unglücklich. Früher, als unerfahrener "Laie", habe ich meine Gedanken in einfache Anführungszeichen gesetzt. Später, bei meiner ersten Tätigkeit als Lektor, habe ich in den Verlagsrichtlinien die Variante vier gefunden und mich danach strikt daran gehalten - als Autor wie als Lektor. Bis ich dann im Laufe der Jahre festgestellt habe, dass sich so strikt kaum jemand dran hält, und seitdem handhabe ich das auch was lockerer und würde sagen, da gibt es viele Möglichkeiten, die man alle nehmen kann, solange sie nur ihren Zweck erfüllen und möglichst verständlich und eindeutig sind.  ;)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Wenn man "genügend Raum" hat, kann man die Situation auch umschreiben, ohne Anführungszeichen, ohne kursiv etc., etwa so:

 

Der Kerl ist ein ganz schöner Depp. Renate schaute unschlüssig vor sich hin. Wirklich ein Depp ist er. Lange schaute sie auf ihre Schuhe, bis sie wieder ihren Kopf hob.

"Du bist doch wirklich ..."

 

usw.

 

Lg, Imre

Gib, gib auch nach, aber gib nicht auf.&&www.imre-toeroek.de

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>Das ist ja ein ganz schöner Depp!<, dachte Renate bei sich.

 

Woher weißt du, was ich denke?  ;D (nur Spaß)

 

Zur Fragestellung:

Ich bevorzuge die kursive Schreibweise und meine Lektorin hat das so abgesegnet. Ich halte es da wie Christoph. Es sollte sich von der Erlebten Rede abheben.

 

LG

Nati

Wer die Flinte ins Korn wirft sollte aufpassen, dass er kein blindes Huhn damit erschlägt.

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Ok, vielen Dank für Euren Input. Mein persönliches Fazit: Man kann es handhaben, wie man will, soll es anders sein, sagt das einem schon der Verlag/Lektor und man sollte sparsam mit explizit Gedachtem und dementsprechend Ausgezeichnetem umgehen.

 

Ulfs Variante finde ich unglaublich elegant, allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, dass man dass man sich nicht in jedem Fall davor scheuen sollte wie der Teufel das Weihwasser, das auch ruhig mal an bestimmten Stellen zu verwenden.

 

Gruß aus Schweden

 

 

Alf

 

@Nati/Renate: Das habe ich mir halt so gedacht ... ;)

"Man muss noch Chaos in sich haben,

um einen tanzenden Stern zu gebären."

Friedrich Nietzsche

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Wenn mich so eine formale Frage drückt, dann überfliege ich einfach mal Bücher bekannter Autoren aus namhaften Verlagen. Die Frage kam mir nämlich auch schon mal in den Sinn. Meine (sicher sehr selektive) Literatursichtung ergab, dass meist Deine Variante 4 benutzt wird. Ich habe auch schon gehört, dass man in Manuskripten auf Formatierungen wie kursive Schrift weitgehend verzichten soll. Aber wie ja aus Olgas Post klar wird, sieht das auch nicht jeder Lektor so.

 

Schau einfach mal in ein paar "gute Bücher", und such Dir die für Dich stimmige Variante aus.

 

Gruß

 

Andreas

www.klippenschreiber.de

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(Hans-Juergen)

Viele Verlage haben für solche Fälle Autorenrichtlinien. Ich kenne nur die Variante 4 (ohne Anführungszeichen; ohne jegliche Formatierung) als vielfach gewollte (vorgeschriebene) Schreibweise.

 

Hans-Jürgen

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Der Leser weiß es ohnehin.
Leider nein. Die Fälle' date=' in denen Leser selbst bei hundertprozentig personalen Texten unmarkierte Innensicht der Figur als "Erzähltext" klassifiziert und sich beschwert haben, wenn wenn da irgendwas stand, was nicht aus auktorialer Perspektive auch korrekt wäre, kann ich inzwischen gar nicht mehr zählen. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, es eindeutig zu machen[/quote']

Verstehe ich zwar, aber dennoch würde ich Andreas und Ulfs Sicht unterstützen. Man kann es nicht allen recht machen und wenn man überall "dachte er", "fühlte er", etc. einfügt, kriegt man zwar keine bösen Mails wegen auktiorial. Aber riskiert, dass die Spannung für viele gebrochen wird. Schlimmstenfalls schreiben die zwar keine Mails, lesen aber das Buch nicht weiter. Man kann es nicht allen recht machen.

 

Hängt natürlich auch vom angestrebten Leserpublikum ab. Und natürlich davon, wie oft es auftaucht. Ein "dachte er" auf fünf Seiten wird niemand stören, fünf auf einer Seite aber durchaus. Und wenn du alle Gedanken explizit tagst, kann das schnell erreicht werden.

 

Hans Peter

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Hallo,

ich hoffe, ich nerve niemanden, wenn ich diesen Thread mal wieder aus der Versenkung hole.

Ich hatte eine Diskussion mit einer (nicht meiner) Lektorin darüber.

Bisher war ich der Annahme, dass es ein stilistisches Mittel sei, Wörter kursiv zu schreiben, jedoch keine Pflicht. Auch bei den Gedanken.

Nun wurde behauptet, es gäbe eine unumstößiche Regel hierfür. Danach würden Gedanken ohne Inquit kursiv geschrieben

Bsp.: "Ich bin der Peter." Mann, was stelle ich mich blöd an.

aber mit einem Inquit dürfte es auf gar keinen Fall kursiv sein, das wäre nicht mehr erlaubt:

"Ich bin der Peter." Mann, schoß es mir duch den Kopf, was stelle ich mich blöd an.

 

Ganz ehrlich bin ich eher ein Freund von entweder alles oder nichts, der Einheitlichkeit halber.

 

Nun bin ich aber irritiert, hat sich in den letzten Jahren diesbezüglich eine Regel verändert und ich habe es nicht mitbekommen?

Oder ist diese Person einfach nur sehr rigoros in ihrer Ansicht?

Wäre lieb, wenn mir da einer helfen könnte ...

LG,

Sylvia

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Hallo Sylvia, 

 

helfen kann ich leider nicht - höchstens noch mehr Verwirrung stiften.  ;)  

Denn meine Lektorin hat gerade kürzlich behauptet, dass man Gedanken nie, niemals und unter gar keinen Umständen kursiv setzt. Es werde schließlich aus dem Zusammenhang ersichtlich, dass da gedacht wird. 

Tja ...

 

LG Yvonne.

Neu: "Rosenwein und Apfeltarte" Roman, Juni 2018

http://www.yvonnes-romanwelten.de

Mit wem das Pferd nie durchgeht, der reitet einen hölzernen Gaul (Friedrich Hebbel)

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Man sieht es immer wieder so, dass Gedanken kursiv gesetzt werden. Dass dies aber eine "unumstößliche" Regel ist, wäre mir neu. Dafür habe ich es schon zu oft auch anders gesehen. Und dass beides gemischt werden muss, je nachdem - das höre ich zum ersten Mal. Möglich, dass es diese Regel innerhalb des Verlags gibt, aber allgemein besteht sie sicher nicht. Und ganz ehrlich: Ich würde mich an eine solche Regel auch nicht halten, sondern es so machen, wie es für meine Geschichte passend ist.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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Wenn man in 3. Person schreibt, aber zwischendurch die Gedanken direkt (in Präsens und ohne "dachte sie" o.ä.) darstellen will, geht das doch fast nur kursiv, oder?

 

Beispiel:

 

"Überall um sie herum war es dunkel. Sie sah nichts, ging aber noch ein paar Schritte weiter, bis sie ein Geräusch hörte. Sie wusste nicht, was es war, aber sie wusste, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Sie blieb stehen und nach wenigen Sekunden hörte sie es erneut. Nicht laut, aber ganz nah. Sie fing an zu zittern und machte einen Schritt zurück.

Ich will hier raus."

 

Wie soll man den Satz sonst schreiben, wenn nicht kursiv?

 

Alle Gedanken, die 1. in anderer Perspektive und/oder anderer Zeit als der Rest und 2. ohne "dachte sie" o.ä. steht, würde ich immer kursiv setzen.

 

Bei "Ich will hier raus, dachte sie" weiß ich's auch nicht genau, ob man das "Ich will hier raus" kursiv schreiben sollte.

Würd ich so aber auch nie schreiben, weil es ohne "dachte sie" viel eindringlicher ist.

 
 
 
Bearbeitet von MichaelT
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Danke euch, das beruhigt mich schonmal sehr.

Und ja, ich lasse ohnehin Inquits weg, sofern möglich.

 

 

Hallo Sylvia, 

 

helfen kann ich leider nicht - höchstens noch mehr Verwirrung stiften.  ;)  

Denn meine Lektorin hat gerade kürzlich behauptet, dass man Gedanken nie, niemals und unter gar keinen Umständen kursiv setzt. Es werde schließlich aus dem Zusammenhang ersichtlich, dass da gedacht wird. 

Tja ...

 

LG Yvonne.

 

Dann mag es vielleicht wirklich noch eine Kann-Regel (bzw. stilistisches Mittel je nach Geschmack) sein und das "Muss" liegt eher an rigorosen Lektoren? ;-)

Bearbeitet von Sylvia Kaml
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Man sieht es immer wieder so, dass Gedanken kursiv gesetzt werden. Dass dies aber eine "unumstößliche" Regel ist, wäre mir neu. Dafür habe ich es schon zu oft auch anders gesehen. Und dass beides gemischt werden muss, je nachdem - das höre ich zum ersten Mal. Möglich, dass es diese Regel innerhalb des Verlags gibt, aber allgemein besteht sie sicher nicht. Und ganz ehrlich: Ich würde mich an eine solche Regel auch nicht halten, sondern es so machen, wie es für meine Geschichte passend ist.

 

Ich sehe das so wie Yvonne und Andreas. Auf Anraten von einem Kollegen hatte ich das vor langer Zeit mal probiert - der Lektor hat alle diese Stellen gestrichen. Und seitdem nerven mich diese kursiven Gedanken, wenn sie mir beim Lesen begegnen. 

 

Deinen Satz, Michael:

 

"Überall um sie herum war es dunkel. Sie sah nichts, ging aber noch ein paar Schritte weiter, bis sie ein Geräusch hörte. Sie wusste nicht, was es war, aber sie wusste, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Sie blieb stehen und nach wenigen Sekunden hörte sie es erneut. Nicht laut, aber ganz nah. Sie fing an zu zittern und machte einen Schritt zurück.

Ich will hier raus."

 

könnte man auch so formulieren:

 

 

"Überall um sie herum war es dunkel. Sie sah nichts, ging aber noch ein paar Schritte weiter, bis sie ein Geräusch hörte. Sie wusste nicht, was es war, aber sie wusste, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Sie blieb stehen und nach wenigen Sekunden hörte sie es erneut. Nicht laut, aber ganz nah. Sie fing an zu zittern und machte einen Schritt zurück. Sie wollte nur eines: hier herauskommen.

 

(Die Wiederholungen des "sie" könnte man dabei vermeiden)

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Vieles ist sicher Geschmackssache bzw. kommt sehr auf den Text an. Daher Stilmittel.

Als Leser finde ich kursiv oft besser ... der Grund dafür ist schwer zu erklären, aber es "klingt" anders im Kopf, die Gedanken "schweben", sind direkter und heben sich damit von der "Erzählung" ab.

Zumindest hat es eine deutlich andere Wirkung, daher würde ich es wirklich von der Geschichte abhägig machen. Wenn viel gedacht wird, sieht es verwirrend aus. Wenn ein Gedanke kurz und heftig im Kopf eines Charakters entsteht, würde ich es kursiv bevorzugen. Das Gefühl gedanklich aussprechen (schnell) anstatt es lediglich zu "berichten" (ruhiger). Doch das ist wirklich vom Text, der Situation und dem Stil abhängig.

 

Aber das bestätigt mich zumindest, dass es keine feste Regel gibt, die ich nicht mitbekommen habe. Ich war wirklich verunsichert.

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Wenn man in 3. Person schreibt, aber zwischendurch die Gedanken direkt (in Präsens und ohne "dachte sie" o.ä.) darstellen will, geht das doch fast nur kursiv, oder?

 

Beispiel:

 

"Überall um sie herum war es dunkel. Sie sah nichts, ging aber noch ein paar Schritte weiter, bis sie ein Geräusch hörte. Sie wusste nicht, was es war, aber sie wusste, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Sie blieb stehen und nach wenigen Sekunden hörte sie es erneut. Nicht laut, aber ganz nah. Sie fing an zu zittern und machte einen Schritt zurück.

Ich will hier raus."

 

Wie soll man den Satz sonst schreiben, wenn nicht kursiv?

 

Alle Gedanken, die 1. in anderer Perspektive und/oder anderer Zeit als der Rest und 2. ohne "dachte sie" o.ä. steht, würde ich immer kursiv setzen.

 

Bei "Ich will hier raus, dachte sie" weiß ich's auch nicht genau, ob man das "Ich will hier raus" kursiv schreiben sollte.

Würd ich so aber auch nie schreiben, weil es ohne "dachte sie" viel eindringlicher ist.

 
 
 

 

 

Wieso sollte der Satz nicht auch ohne Kursiv-Setzung als Gedanke erkennbar sein?

 

Ich fühle mich als Leser bei so was ein bisschen zu sehr bemuttert. Der Autor traut mir offenbar nicht zu, dass ich den Satz selbst als Gedanke der Figur erkenne (trotz entsprechendem Personalpronomen und geändertem Tempus).

 

Es geht sogar noch "extremer": Cormac McCarthy verwendet bei wörtlicher Rede keine Anführungszeichen. Funktioniert wunderbar, zumindest wenn man Dialoge so schreiben kann wie er.

"Wir sind die Wahrheit", Jugendbuch, Dressler Verlag 2020;  Romane bei FISCHER Scherz: "Die im Dunkeln sieht man nicht"; "Die Nachtigall singt nicht mehr"; "Die Zeit der Jäger"

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