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Andrea S.

Plotten

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Meinen Beitrag von Samstagfrüh habe ich nicht gelöscht, weil es dazu keinen Anlass gab.  ;) Nun kann ich nur staunen, denn er war weg, bevor ich mich das nächste Mal eingeloggt hatte. Kann ein technischer Fehler vorliegen?

 

Leider weiß ich auch nicht mehr, was genau ich gepostet habe. Nur so viel: Ich stelle immer wieder fest, dass es Vorabplotter und Bauchschreiber gibt. Außerdem soviele Mischformen wie Individuen unter uns Autoren. Das finde ich gut und interessant.

Ich selbst gehöre zu denen, die möglichst wenig vorher plotten, weil ich mir gerne die Spannung erhalte, die sich daraus direkt beim Schreiben ergibt.

 

@Katrin: Schade, dass mein Beitrag weg ist, ich wäre ja neugierig gewesen, was du darauf antworten wolltest.

 

LG

Claudia

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Für mich ist nicht nur Planung an sich oder deren Detaillierungsgrad eine wichtige Frage, sondern auch, was sind den die wichtigen Elemente der Planung und wo ist Detailtiefe angesagt, wo weniger.

 

Bei einem HR ist ja besonders die Recherche von Bedeutung. Das ist aber weniger ein Planen sondern ein Sammeln. Man liest, vertieft sich hier und da, macht sich Notizen, etc. es entsteht eine relativ detaillierte Vorstellung, sozusagen die Grundierung des Bildes, auf dem man seine Geschichte malt. Das ist nicht direkt Planung, aber Vorbereitung und für mich ziemlich detailliert.

 

Bei der Planung selbst sind die zentralen Figuren für mich ganz wichtig und da gehe ich gern im Vorfeld sehr in die Tiefe. Vieles davon findet gar nicht den Weg in den Roman (ebenso wie auch die meisten Recherchedetails nicht in den Roman gelangen), dient mir aber dazu, das Bild abzurunden, das ich mir von diese Figuren mache. Ziele, Motivation der Figuren und besonders, wie sie zueinander stehen, wo liegt Potential für Harmonie oder Konflikt. Da dies der Motor für Handlungen ist, nehme ich mir hierfür ziemlich viel Vorbereitungszeit. Ich behaupte mal, Recherche und Figurenplanung nimmt 80% der Planung ein.

 

Wichtig ist das Ziel des Romans, wo geht die Reise hin. Manche mögen dies erst beim Schreiben entdecken. Das geht bei mir nicht. Ich habe schon zu Anfang die letzte Szene(n) im Kopf. Selbst wenn die sich am Ende etwas abwandeln mögen, aber das ist sozusagen das Licht am Ende des Tunnels, dem ich zustrebe, und das muss für mich klar definiert sein. Diese Planung ist wenig zeitintensiv, nicht mehr als 5% der Zeit.

 

Letztlich ist mir im Vorfeld die Struktur der Geschichte wichtig. Jede Erzählung sollte m.M.n. eine klare Linie haben, die Spannung muss sich graduell steigern, wichtige Ereignisse sollen Wendungen einleiten, etc. Ich kann nicht anfangen zu schreiben, solange die Phasen und Abschnitte nicht klar und deutlich definiert sind. Die Plotpoints müssen definiert sein (auch logisch begründet und schlüssig), die wichtigen Events in jedem der groben Einzelphasen. Dafür schlage ich mal geschätzte 15% der Zeit an.

 

Wenn ich darüber hinausgehe und planungsmäßig noch tiefer einsteige, einzelne Szenen entwerfe, dann habe ich die Erfahrung gemacht, nützt mir das wenig, denn beim Schreiben ignoriere ich diese Detailebene dann meist ohnehin, weil in den Grabenkämpfen der Geschichte selbst sich andere Detaillösungen anbieten, die meist viel besser sind, als was ich mir vorher habe ausdenken können. Die großen Planungspunkte, wie oben beschrieben, ändern sich während der Arbeit allerdings nicht mehr.

 

LG

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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@Katrin: Schade, dass mein Beitrag weg ist, ich wäre ja neugierig gewesen, was du darauf antworten wolltest.

 

 

Ich habe mir nur noch gemerkt, dass ich mich noch einmal auf deine Antwort beziehen wollte, weil du da etwas geschrieben hast, was mir einleuchtete. Ich kam aber nicht gleich dazu und wollte es heute nachholen.

 

Mischformen bezeichnet es gut. Einer benötigt ein sehr engmaschiges "Plotnetz" für innere Sicherheit und es geht wahrscheinlich bis dahin, dass ein Autor nur wenige Eckdaten benötigt, um zu schreiben.

Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass die Freude, die ich wähend des Schreibens habe mit allen Überraschungen, ein anderer während des Plottens hat.

 

Es wird auch niemanden geben, der sich hinsetzt und einfach losschreibt. Irgendeine Art "Vorarbeit" oder "Plan" wird jeder von uns haben.

Ich empfinde es sehr gut zu lesen, welche Vorarbeit jeder leistet und ich speicher es für mich ab, um mich bei neuen Projekten darauf zu besinnen, um dann auch mal andere Wege auszuprobieren. Manches habe ich auch schon übernommen und so hat sich im Laufe der Zeit meine Vorarbeit verändert.

Manchmal ist ein Dialog der Auslöser zum Schreiben und um ihn herum entsteht die Geschichte oder ich wollte unbedingt eine Figur in der Geschichte haben und diese Figur bestimmte dann den Verlauf und die Geschichte, die ich momentan schreibe, da wurde der Grundstein vor fast vier Jahren gelegt und solange hat es gebraucht, bis ich soweit war, um das Gefühl zu haben, jetzt schreib ich sie. Der "Plan" war im Kopf fertig.

 

LG von Katrin

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@Ulf: Für mich sind auch gerade die Figuren sehr wichtig - und genau deshalb tu ich mich schwer mit Planen. Denn beim Planen konzentriere ich mich eher auf die Handlungsstränge. Wenn ich dann schreibe, werden diese von meinen Figuren torpediert, weil die sich sehr lebendig entwickeln, dies aber stets erst dann, wenn sie richtig in Fahrt gekommen sind. Es hilft mir nicht, wenn ich mir vorher überlege, dass sie diesen oder jenen Charakter haben, etc. Das entwickeln sie beim Schreiben von ganz alleine und oft konträr zu dem, was ich ihnen andichten wollte. Aus ihren Charakteren ergibt sich dann fast zwangsläufig die einzig mögliche Handlung.

Darum bedeutet für mich vorheriges Planen oft, dass ich mir sehr viel überflüssige Arbeit mache.

 

@Katrin: Ich glaube, ich habe was über Hefeteig gepostet, von wegen, dass er, wenn er zu lange geht, nicht gut wird. Und so empfinde ich das auch beim Plotten.

Kann es das gewesen sein?

 

LG

Claudia

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Da bekommen wir ja langsam deine verlorene Anwort zusammen.

 

Ich backe überhaupt nicht gern und deshalb, weiß ich auch nicht, was einen Hefteig nicht gut werden lässt, aber es ist für mich einleuchtend, dass wenn man zu lange über ein Thema sitzt, sich wahrscheinlich an Kleinigkeiten aufhält. Am Ende hat man einen viel zu detaillierten Plot, dass es kaum noch Spielraum gibt. Ist dann die Geschichte nicht zu konkret im Kopf, als das man noch die Möglichkeit hat, sie ihren Lauf zu lassen? Ich weiß es nicht.

Als ich geplottet hatte war es so, dass ich alles bis ins kleinste Detail geplant und als ich anfing zu schreiben, war ich in diesem Plot gefangen und ich konnte mich aus den Gedanken/der Handlung nicht befreien. Meine Figuren handelten wie Marionetten und ich fühlte mich so, als ob ich nur noch niederschreibe ohne Kreativität und Fantasie.

Die Freude am Schreiben stellte sich nicht ein und der Antrieb war weg. Handhabe ich es lockerer und plane die Handlung nur nach Eckpunkten, als Raster in dem ich mich bewegen will, habe ich Spielraum. Meine Figuren nehmen erst beim Schreiben Konturen an und ihre Charakterzüge bilden sich dann erst heraus, was sich sicher schon in meinem Unterbewusstsein geformt hat. Anders kann ich es nicht erklären, warum am Ende doch alles zusammen passt.

 

LG von Katrin

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Meine Figuren nehmen erst beim Schreiben Konturen an und ihre Charakterzüge bilden sich dann erst heraus, was sich sicher schon in meinem Unterbewusstsein geformt hat. Anders kann ich es nicht erklären, warum am Ende doch alles zusammen passt.

 

Aha, jetzt wird auch mir klarer, was Du damit gemeint hast, dass Dir das Schreiben keinen Spaß mehr macht, wenn Du die Geschichte kennst. Ich entschuldige mich für meinen leicht provozierenden Hinweis, dass sie dann nicht faszinierend sein kann. :-*

 

Allerdings - man kann auch eine Geschichte sehr genau planen, seine Figuren mit allerlei Charakterzügen versehen, schon Bilder vor sich sehen, ja ganze Dialoge. Deshalb weil das Vorplanen der Fakten und Abläufe damit ja auch in Verbindung steht.

 

Und dann einfach alles vergessen, was nicht faktisch handlungsrelevant ist.

Dazu gehört vor allem, dass man schon einmal durchdachte oder durchträumte Szenen und Dialoge im Kopf löscht.

 

Wenn sie wirklich gut und wichtig waren, tauchen sie später wieder auf. Wenn sie nur zum Gesamtbild im Hintergrund gehören, darf man sich eben nicht gezwungen fühlen, sie später unbedingt in die Geschichte einzubauen, die eine andere Entwicklung genommen hat. Das Bessere ist immer der Feind des Guten.

 

Aber dieses Wegwerfen von schon einmal entstandenen Bildern braucht Mut. Weiß ich aus eigener Erfahrung.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Als ich geplottet hatte war es so, dass ich alles bis ins kleinste Detail geplant und als ich anfing zu schreiben, war ich in diesem Plot gefangen und ich konnte mich aus den Gedanken/der Handlung nicht befreien.

 

Bei mir ist es ganz anders. ich fühle mich verloren, wenn ich nicht weiss, wohin es geht. Wenn ich mich beim Schreiben zu sehr mit der Handlung (WAS) beschäftigen muss, kann ich mich nicht auf das WIE konzentrieren.

 

Anders kann ich es nicht erklären, warum am Ende doch alles zusammen passt.

 

Das wäre für mich ganz unmöglich. Ich kann gar nicht nachvollziehen, wie das funktioniert. Wenn du zum Beispiel einen Gegenstand hast, der frühzeitig in der Geschichte erwähnt wird, aber dessen Bedeutung sich erst später herausstellt, baust du ihn nachträglich ein?

 

Natürlich passiert es auch mir, dass ich den Plot beim Schreiben abändere, ich hangle mich nicht sklavisch an meiner Kapitelübersicht entlang, und wenn mir etwas Besseres einfällt, wird eben umgeschrieben.

Aber im Gegensatz zu dir würde ich die Lust am Schreiben verlieren, wenn ich nicht wüsste, wohin es geht. Der Reiz für mich besteht darin, meine Geschichte an den Leser zu bringen, nicht, sie mir selbst zu erzählen.

 

Ich meine nicht, dass meine Art besser ist, es sind unterschiedliche Herangehensweisen, und ich finde spannend zu lesen, wie die "Nichtplaner" vorgehen (obwohl ich ja der Meinung bin, dass jeder plant).

Gruss,

 

Mascha

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Und dann einfach alles vergessen, was nicht faktisch handlungsrelevant ist.

Dazu gehört vor allem, dass man schon einmal durchdachte oder durchträumte Szenen und Dialoge im Kopf löscht.

 

 

Genau da liegt mein Problem. Alles durchdachte, durchträumt, durchspielte, ganze Szenen, Bilder vor dem geistigen Auge, gehen aus meinem Kopf nicht heraus. Es sitzt so fest, wie eingebrannt.

Wenn ich nur Eckpunkte habe und meine, ich nenne es einfach einmal "Hintergrundrecherche" abgeschlossen ist, dann sind meine Gedanken geschmeidig, biegsam, kreativ, ich sprudel fast über von Ideen, sodass ich mich selbst bremsen muss, ich bin leichter kompromissbereit, kann in die Geschichte bedingunglos eintauchen und finde Zugang zu meinen Figuren, die dann auch bereit sind, ihre Geheimnisse preis zu geben. Ich lerne mit ihnen und wenn sie z.B. ihr Weg zu einer Einrichtung führt, die sich mit irgendwelchen biochemischen Abläufen beschäftigt, dann beschäftige ich mich auch damit, zeitnah.

Für mich ist das ein irres, schönes, spannendes und befriedigendes Schreibgefühl, wobei es auch Situationen gibt, wo ich in die Tischkante beißen könnte.  ;)

 

LG von Katrin

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Anders kann ich es nicht erklären, warum am Ende doch alles zusammen passt.

 

Das wäre für mich ganz unmöglich. Ich kann gar nicht nachvollziehen, wie das funktioniert. Wenn du zum Beispiel einen Gegenstand hast, der frühzeitig in der Geschichte erwähnt wird, aber dessen Bedeutung sich erst später herausstellt, baust du ihn nachträglich ein?

 

 

 

Ich gehe mit dir mit, wenn du sagst, dass jeder plant. Ich setze mich nicht hin und schauen was meine Finger schreiben. Es gibt immer einen Aufhänger, eine Begebenheit, ein Thema was mich interessiert, ein Dialog, ein Gefühl, irgendetwas, was mich nicht loslässt.

 

Ja, die Frage nach dem Gegenstand, der am Anfang erwähnt werden sollte, weil er bedeutungsvoll ist und deren Bedeutung sich erst am Ende der Geschichte erschließt. Das kann ich nur schwer erklären. Solch ein Gegenstand baue ich nicht später ein. Etwas so bedeutungsvolles ist gedanklich schon da, ohne dass ich es schriftlich notiere und wenn nicht, dann benötige ich ihn nicht. Dann ist er für die Geschichte nicht relevant.

Ich weiß, es ist schwer zu verstehen und ich kann gut verstehen, wenn jemand sagt, das ist alles nichts für mich, hört sich viel zu vage an, zu unstrukturiert, zu zufällig. Ich benötige Sicherheit, ich brauch ein Netz, welches ich abändern kann und ein Netz, welches mir Sicherheit gibt, ohne mich einzusperren.

Wer so arbeiten kann, den beneide ich darum.

 

LG von Katrin

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Hallo Katrin,

 

da möchte ich dir aber eine Frage stellen. Wenn sich alles so aus der Intuition heraus entwickelt, wie du schreibst (es beginnt mit einer Szene, einem Dialog), dann läuft man aber doch Gefahr, in Strukturprobleme zu rennen. Passiert dir das nicht?

 

Beispiel aus einer Drehbuchentwicklung (nicht von mir): Eine starke, wirklich interessante Szene wurde zum Anlass für ein Drehbuch genommen, beziehungsweise als Plotpoint (Call to Adventure) für den Beginn einer Heldenreise. Der Aufbau bis zu diesem PP ist einfach, danach aber beginnen die Schwierigkeiten. Der Autor versucht, eine Geschichte um diese Szene herum zu bauen, aber der erste PP ist so dramatisch, dass es kaum noch möglich ist, das zu toppen. Der Spannungsbogen beginnt früh und auf hohem Niveau, danach gleitet alles irgendwie ab, trotz diverser alternativer Versuche, die Geschichte zu Ende zu bringen. Großer Frust setzt ein.

 

Da sehe ich eine Gefahr, wenn man nicht von vornherein die Story als ganze plant. Meinetwegen auf einer Seite, aber da ist alles schlüssig und gut strukturiert, inklusive Figuren. Danach ist es eine Frage, in wieweit man detaillieren will. Aber so ganz die Geschichte intuitiv beim Schreiben erfinden ... das geht sicher, aber birgt doch gewiss eine Menge Risiken.

 

LG

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Alles im Kopf präsent zu haben, klingt aber auch sehr lässig.

Dieses eher forschende, sich beim Schreiben entwickelnde Erzählen kann ich mir gut für einen weniger handlungs- als sprachorientierten Text vorstellen (für mich).

 

Muss ich wirklich mal ausprobieren, ich bin neugierig, was dabei herauskäme.

 

Gruss,

 

Mascha

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Aber so ganz die Geschichte intuitiv beim Schreiben erfinden ... das geht sicher, aber birgt doch gewiss eine Menge Risiken.

 

LG

Ulf

 

Das hast du recht. Es lauern viele Risiken und Gefahren, dass man sich verrennt. Deshalb gibt es "Eckpunkte" und einen "dünnen" roten Faden. Ohne diese beiden Dinge würde ich es nicht schaffen eine in sich geschlossenen schlüssige Geschichte mit einem oder mehreren Handlungssträngen zu schreiben.

"Eckpunkte" wäre z. B. zwei Figuren im Konflikt, zeitlicher Rahmen, Schauplatz, 1-2 Begebenheiten, die unbedingt als Konflikt in der Geschichte sein sollten.

Als "dünnen" roten Faden hätte ich z.B. beide Figuren und ihre Erlebnisse, Aufeinandertreffen, Austragen des Konfliktes ohne ins Detail zu gehen und wo die Geschichte eventuell enden könnte. Das alles passiert im Kopf. Ich spiele Konstellationen durch und die, die sich festsetzt ist die stärkste.

Dann kommt die "Recherche". Hier schreibe ich zum ersten Mal etwas in mein Notizbuch. Jahreszahlen, ich belese mich zu realen Orten-Notizen dazu, drucke mir einen Kalender aus, notiere wenige Stichpunkte, die ich nicht vergessen möchte und dann geht es los.

Jetzt erhalten auch meine Figuren Namen, Augenfarbe, Haarfarbe, ich sehe ihre Wohnung vor mir, ich begleite sie und weiß nun wann und wo sie sich das erste Mal treffen werden und warum usw. Während des Schreibens formt sich die konkrete Geschichte.

 

Das, was sich in meinem Kopf abspielt ist verdammt schwer zu beschreiben. Vielleicht sollte ich dazu mal einen Hirnforscher oder Phsychologen befragen. Wirklich erklären kann ich es nicht. Aber genauso macht es riesig Spaß.

 

LG von Katrin

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Alles im Kopf präsent zu haben, klingt aber auch sehr lässig.

 

 

Nicht wirklich. Es ist alles fein säuberlich sortiert im Kopf und im Notizbuch.  ;) Und es gibt mir die absolute Nähe zur Geschichte. Näher als in meinem Kopf kann ich meiner Geschichte nicht sein.

Für Kleinigkeiten gibt es, wie gesagt, mein Notizbuch für die Augenfarbe meines Protagonisten, denn die vergesse ich mit Sicherheit. Er wäre peinlich, wenn aus seinen wunderschänen blauen Augen plötzlich graue werden  ;) oder wenn ich mich in der Zimmernummer irren würde. Das mit der Zimmerummer könnte dann auch spannend werden, wenn es mir denn auffallen würde.   ;D

 

LG von Katrin

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Wenn man mit Autoren spricht, stellt man eigentlich schnell fest, dass es ganz viele unterschiedliche Methoden gibt. Das reicht vom Drauf-los-Schreiben bis hin zu vielen Seiten langen Szenenplänen, die teilweise sehr detailliert sind. Ich selbst plane meine Bücher relativ genau vor, bin allerdings nicht abgeneigt, während des Schreibprozesses Veränderungen vorzunehmen, wenn ich eine bessere Idee habe. Die Arbeit am Plot endet für mich nicht vor Beginn des Schreibens, sondern mit der Abgabe. Und gerade wenn ich mich schreiberisch intensiv mit dem Text beschäftige, regt das die Kreativität manchmal an. Aber ohne eine vernünftige Vorplanung schreibe ich gar nicht erst.

 

Was mir allerdings aufgefallen ist: viele veröffentlichte Autoren planen mehr oder minder detailliert. Gerade diejenigen, die regelmäßig Bücher veröffentlichen, fallen oft in diese Kategorie. Ich kann mir vorstellen, dass es dafür ganz einfache Gründe gibt. Zum Beispiel verkauft man früher oder später noch nicht geschriebene Bücher per Exposé. Und damit Verlage Interesse an diesen zukünftigen Werken entwickeln, sollten die Exposés gut sein. Das bedeutet, man benötigt einen tragfähigen Plot, interessante Charaktere und so weiter. Ob dann das fertige Buch genau dem Exposé entspricht, ist wieder eine andere Frage ...  ;)

Vielleicht hängt es auch ein wenig mit Sicherheitsdenken zusammen; bei einem genau geplotteten Roman ist es womöglich unwahrscheinlicher, dass man sich in eine Ecke schreibt, aus der man nicht mehr herauskommt. Zudem kann man vielleicht einfacher innerhalb eines Texts springen, wenn die Details bereits geplant sind, was den Schreibprozess vereinfachen kann.

 

Lieben Gruß,

 

Christoph

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Was mir allerdings aufgefallen ist: viele veröffentlichte Autoren planen mehr oder minder detailliert. Gerade diejenigen, die regelmäßig Bücher veröffentlichen, fallen oft in diese Kategorie. Ich kann mir vorstellen, dass es dafür ganz einfache Gründe gibt. Zum Beispiel verkauft man früher oder später noch nicht geschriebene Bücher per Exposé. Und damit Verlage Interesse an diesen zukünftigen Werken entwickeln, sollten die Exposés gut sein. Das bedeutet, man benötigt einen tragfähigen Plot, interessante Charaktere und so weiter. Ob dann das fertige Buch genau dem Exposé entspricht, ist wieder eine andere Frage ...  ;)

 

Das ist, wie ich weiter vorne schon mal ausgeführt habe, ein ganz wichtiges Argument, eine solide Planung zu erstellen, möglichst nicht nur im Kopf - den kann man so schlecht transportieren.

Natürlich schreibt man üblicherweise zunächst einen kompletten Roman, den man einer Agentur oder einem Verlag anbietet. Da ist es noch ziemlich gleichgültig, wie man vorgegangen ist. Aber dann kann es sehr leicht passieren, dass beispielsweise ein Agent sagt: okay, Sie können schreiben, aber die vorgelegte Geschichte kriegen wir derzeit nicht unter. Aber können Sie nicht mal eine Familiansaga, einen Vampirroman, einen MA-Roman, eine Freche-Frauen-Geschichte schreiben, wir suchen gerade mal was mit Dinosauriern oder Pferdeflüsterern.

Und dann entwickelt man zusammen mit dem Agenten (oder Lektor) eine Geschichte.

Hat man erst mal einen Fuß im Verlag, spricht man selbstverständlich auch über das nächste Projekt. Und auch da sollte die Planung Hand und Fuß haben. Was nicht heißt, dass sie nicht auch Freiräume beinhaltet. Keiner hakt später die Punkte ab und mahnt: In Kapitel drei sollte aber die rote Unterhose eine Rolle spielen. Oder diese Figur ist doch völlig neu dazu gekommen.

 

Nur ganz, ganz wenige Autoren erhalten Blanko-Verträge, bei denen als Thema und Titel N.N. steht. Und noch weniger, denke ich, schreiben dann wirklich ohne Absprache munter drauflos.

 

Andrea

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Ich habe noch einmal über Andreas Frage zu Beginn des Threads nachgedacht: Hemmt zu detailliertes Plotten die Kreativität? Die Antwort, zu der ich gelangt bin, ist ein eindeutiges Jein ;)

 

Ich empfinde Plotten als sehr anstrengend. Wenn ich einen neuen Roman vorbereite, läuft mein Gehirn wochenlang auf Hochtouren, ich denke kaum noch an etwas anderes, trinke zu viel Kaffee und schlafe wenig. Mitunter schreibe ich täglich 5000 Wörter, von denen ich die Hälfte später wieder verwerfe. Dieser Prozess ist sehr spannend, aber auch psychisch und körperlich auslaugend. Das wirkt sich natürlich auch auf das Schreiben aus, sodass ich bei den ersten Kapiteln das Gefühl habe, kreativ ausgebrannt zu sein. Allerdings mache ich jedes Mal die Erfahrung, dass sich das nach zwei, drei Wochen legt und dass die Kreativität zurückkommt.

 

In meinem Fall scheint es also so zu sein, dass nicht das Planen an sich oder die Existenz eines detaillierten Storyboards die Kreativität hemmt, sondern die Erschöpfung, die mit dem Plotten einhergeht. Zum Glück nur für eine Weile.

 

Christoph

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[Nur ganz, ganz wenige Autoren erhalten Blanko-Verträge, bei denen als Thema und Titel N.N. steht. Und noch weniger, denke ich, schreiben dann wirklich ohne Ansprache munter drauflos.

 

 

(Nur nebenbei: Ich habe zwei solcher "N.N."-Vertraege. Und das bedeutet ganz und gar nicht, dass Lektorin und Programmleiter nicht jetzt, wo es ans Schreiben von N.N. 1 geht, nicht en detail von mir wissen wollen, was ich da jetzt schreiben moechte. Im Gegenteil ...

 

Herzlich,

Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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@Christoph: Ja, die Vorbereitung kosten gelegentlich ungeheuer viel Kraft und macht Knoten in Gehirnwindungen, von denen man glaubt, sie nie wieder aufdröseln zu können.

 

Darum lasse ich einen fertigen Plot immer ein halbes Jahr liegen, bevor ich mich ans Schreiben mache.

Einmal, um nicht vor geistiger Anstrengung zusammenzubrechen, zum anderen, weil eben dann nur diejenigen vorgedachten Szenen erhalten bleiben, die wirklich später wichtig sind.

 

Das meinte ich auch mit dem Vergessen.

 

Zudem gärt die Geschichte im Unbewussten weiter, was ihr auch immer sehr gut tut, weil die vielen Puzzlesteine dann entsprechend zusammenfallen und ein vielschichtigeres Bild ergeben.

 

Also - wenn man die Möglichkeit hat, ist die "Ruhezeit" eines Plots ganz nützlich, denn der Hefeteig hat dann Zeit, richtig aufzugehen.

 

Andrea

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@Christoph: Genau das, was du zum Plotten schreibst - sehr anstrengend - ist das, was ich beim Schreiben empfinde. Es laugt aus. Wobei es mir eher gegen Ende eines Romans so geht, wenn ich auf die Bereiche zusteuere, die sich als Showdown in meinem Kopf über die lange Schreibzeit hin entwickelt haben.

Dazu mache ich mir ein paar Notizen in Form von Stichworten. Ich plotte nämlich im eigentlichen Sinne nicht. Insofern erlebe ich das, was du trennen kannst - Plotten und Schreiben - als einen einzigen Vorgang mit entsprechend all dem Stress, den er verursachen kann.

 

@Andrea: Deine Methode, einen Plot ein paar Monate liegen zu lassen, praktiziere ich auch - aber wegen meiner Arbeitsweise auf einer anderen Stufe: Ich schreibe die Rohfassung, indem ich gleichzeitig plotte und schreibe. Danach wird das Manuskript weggelegt und muss reifen. Wie du sagst, das ist ein Prozess des Vergessens, den ich auch für wichtig halte.

Wenn ich mir den Text dann wieder vornehme, kann ich leicht erkennen, wo die Bruchstellen sind.

 

Mir scheint also, dass meine Arbeitsweise zwei Schritte, die trennbar sind, zusammenfasst, dass ich aber ansonsten mit denselben Problemen kämpfe wie alle, die zunächst plotten.

 

Vorher zu plotten scheint jedoch die verkaufstechnisch sinnvollere Methode zu sein, weil man in diesem Vorfeld schon Probleme eliminieren kann, die sich aus einem fertigen Roman schwer entfernen lassen, bzw. man 'vertut' nicht Monate mit dem Schreiben eines unverkäuflichen Romans.

 

@Ulf: dein Bsp. einer Drehbuchentwicklung frappiert mich. Wenn diese Szene wirklich so stark ist, dass sie alles Folgende überlagert, gehört sie ans Ende. Wer also dieses Drehbuch schreibt, braucht doch bloß ein bisschen zu verschieben: Die Szene an den Schluss, vorher einen neuen Aufhänger erfinden, fertig.

Was hat in der Realität diese Vorgehensweise blockiert?

 

LG

Claudia

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@Ulf: dein Bsp. einer Drehbuchentwicklung frappiert mich. Wenn diese Szene wirklich so stark ist, dass sie alles Folgende überlagert, gehört sie ans Ende. Wer also dieses Drehbuch schreibt, braucht doch bloß ein bisschen zu verschieben: Die Szene an den Schluss, vorher einen neuen Aufhänger erfinden, fertig.

Was hat in der Realität diese Vorgehensweise blockiert?

 

Hallo Claudia,

so einfach ist es nicht. Es handelt sich um eine auslösende Szene, die die Geschichte anstösst. Man kann sie schlecht ans Ende setzen. Und was folgt, ist eher schwach. Ich hätte da schon noch einen Knüller, den man draufsetzen könnte, aber der Autor im Falle ist sich unschlüssig. Ich habe das nur als Beispiel genannt, wie man sich leicht verrennen kann, wenn man eigentlich noch keine Geschichte hat, sondern nur eine tolle Szene. :)

 

LG

Ulf

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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@Ulf: Danke für die Erklärung, so kann ich das nachvollziehen, auch wenn das Problem dann natürlich nicht behoben wird. Ich wünsche euch (dem Autor) viel Fantasie und Entscheidungsfreude.

 

LG

Claudia

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