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Lisa

Die Wenigen und die Vielen von Hans Sahl

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Über den Autor: Hans Sahl wurde 1902 als Sohn eines jüdischen Industriellen in Dresden geboren, war Film-, Theater- und Literaturkritiker in den 20er Jahren, schrieb Gedichte, Erzählungen und Theaterstücke. 1933 musste er fliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Kulturkorrespondent erst der Zürcher Zeitung, dann der Süddeutschen Zeitung in New York. Er übersetzte Thornton Wilder, Tennessee Williams und Arthur Miller. Seit 1989 lebte der Autor in Tübingen, wo er 1993 starb. Bei Luchterhand sind zuletzt von ihm die ersten beiden Bände seiner Werkausgabe, die »Memoiren eines Moralisten/ Das Exil im Exil« und »Die Gedichte« neu erschienen. Mit der Neuedition dieses Romans wird die Ausgabe der Werke von Hans Sahl (Band 3) fortgesetzt.

 

Meine Meinung: “Ich bin kein Held. Ich habe Angst vor Ratten und vor Schlangen. Ich gehe ungern durch einen dunklen Wald. Ich liebe es nicht, misshandelt zu werden. Schlachtenlärm und Weltuntergänge sowie alle historischen Ereignisse, die sich geräuschvoll abspielen, sind mir unsympathisch. Ich liebe Bücher und Bilder, gute Musik und gute Weine. Ich esse gern gut. Ich lebe gern bequem. Unter normalen Umständen wäre ich gewiß ein nützliches Mitglied der Gesellschaft geworden.“

 

So beginnt der autobiografisch angelegte Roman “Die Wenigen und die Vielen” von Hans Sahl, den der Luchterhand Verlag im April 2010 neu herausgegeben hat. Dieser Roman – der einzige des Autors – gehört zu den wichtigsten der Exilliteratur und erschien das erste Mal 1959.

 

Ich bin kein Held. Das sagt Georg Kobbe, der Ich-Erzähler des Romans. Doch immer wieder erzählt der Autor lange Passagen personal, wird aus dem “Ich” ein “er”. Überhaupt hat mich der Roman durch seine gewagte Mosaik-Konstruktion beeindruckt. Immer wieder springt Sahl in der Zeit vor oder zurück, immer wieder erzählt er nur kurze Ausschnitte von Begegnungen, Ereignissen, folgen die einzelnen Passagen scheinbar unverbunden aufeinander. Doch genau diese Erzählstruktur passt perfekt zur Geschichte der Hauptfigur, die kreuz und quer durch Europa gehetzt wird: 1933 muss Georg Kobbe Berlin fluchtartig verlassen – weil er die falschen Bücher gelesen und geschrieben hat. Aber vor allem, weil er Jude ist. In einer Nacht und Nebelaktion flieht er mit dem Zug nach Prag. Von dort geht es weiter nach Amsterdam. Dann folgt Paris. Lissabon. Madrid. Die Angst vor der Entdeckung ist sein ständiger Begleiter, genau wie der Hunger, die schäbigen Unterkünfte, die Ungewissheit. Nichts ist sicher, man lebt nur von Tag zu Tag – und so richtet sich der Blick in die Vergangenheit. Wie konnte es nur so weit kommen?

 

Der Roman entwickelte beim Lesen einen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte, nach 2 Tagen war ich durch. Besonders fasziniert hat mich – neben Kobbes Schicksal und dem der anderen Emigranten, allen voran die wunderbare Luise –  wie Sahl die Zeit um Hitlers Machtergreifung beschreibt. Die Atmosphäre in Berlin, die Ratlosigkeit, das Nichtwahrhabenwollen – In ein paar Monaten ist der Spuck vorbei… So lange es noch die Polizei und die Reichswehr gibt… – dann der Moment, in dem sich die einen zu bleiben und die anderen zu fliehen entschließen. Als Kobbe nach der Hetze quer durch Europa, nach der Internierung in Frankreich und erneuter Flucht vor den Deutschen, endlich New York erreicht, kann er das eigenartige Gefühl nicht abschütteln, dass er das Exil nie mehr hinter sich lassen wird.

 

“Die Wenigen und die Vielen” ist ein wichtiges Buch, das nachdenklich macht und lange nachhallt.

 

Leseprobe:(Link ungültig)

 

Liebe Grüße

Lisa

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...wird gleich bestellt... :s17

LG Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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