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(Gina)

Christian Nürnberger: Mutige Menschen - Widerstand im Dritten Reich

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Ich hatte mir ja vorgenommen, in diesem Jahr die Liste der Nominierungen für den Kinder- und Jugendbuchpreis zumindest anzulesen. Nach „Zweiunddieselbe“ von Mary E. Pearsson ist Christian Nürnbergers Buch „Mutige Menschen“ der zweite Titel, den ich mir vorgenommen habe. Das Buch wurde in der Kategorie Sachbuch nominiert.

 

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Nürnberger stellt in kurzen Aufsätzen zwölf Menschen vor, die im Dritten Reich im Widerstand waren. Einige von ihnen – wie Dietrich Bonhoeffer, Sophie Scholl oder Willy Brandt – sind sehr bekannt, andere – wie Mildred Harnack oder Janusz Korczak - waren auch mir fremd, obwohl ich mich mit dem Thema Nazi-Deutschland in letzter Zeit eingehend beschäftigt habe.

 

„Es geht nicht mehr um Schuld. Es geht ums Erinnern. Es geht um unsere Solidarität mit den Toten“, schreibt Nürnberger in seinem Nachwort. Und es geht um Menschen – füge ich noch hinzu. Denn die Stärke von Nürnbergers Buch liegt darin, dass er keine strahlenden Helden stilisiert, sondern ganz normale Frauen und Männer beschreibt. Das wird in dem zweiten Aufsatz über Claus von Stauffenberg besonders deutlich. Nürnberger schildert den Wehrmachtsoffizier mit all seinen Widersprüchen und Mängeln. Auf diese Weise gelingt ihm etwas, woran Filme wie „Operation Walküre“ von Tom Cruise, aber auch Anne Voorhoeves engagiertes Jugendbuch „Einundzwanzigster Juli“ grandios gescheitert sind: Er zeichnet ein ganzheitliches, überzeugendes, weil vielschichtiges Bild der Zeit und des Porträtierten.

 

Dabei stellt der Autor nicht nur Bezüge zwischen den verschiedenen Persönlichkeiten her, die sich ja in den meisten Fällen nie kennengelernt haben, er stellt die Vergangenheit auch immer wieder in einen Bezug zur Gegenwart. Das ist im Kapitel über Georg Elser, dem gescheiterten Hitler-Attentäter, besonders gelungen, aber auch bei Fritz Kolbe, der zuerst als Vaterlandsverräter galt, danach jahrzehntelang aus dem deutschen Bewusstsein verschwunden war – und heute immer noch nicht wirklich rehabilitiert ist.

 

Praktisch sind die kurzen, stichwortartigen Zusammenfassungen zu jedem Porträt, in denen man die wichtigsten Informationen über die jeweilige Person nachlesen kann. Scheußlich – und das ist das einzig Negative, das mir zu „Mutige Menschen“ einfällt – sind nur die Illustrationen, die jedem Kapitel vorangestellt sind. Sophie Scholl mit starrem Gesicht, Rose in der einen und wehenden Flugblättern in der anderen Hand, nein, dieses (Abzieh-)Bild wird dem tollen Text nicht gerecht.

 

 

Christian Nürnberger, „Mutige Menschen – Widerstand im Dritten Reich“

Gabriel Verlag, 2009

ISBN: 978-3522301664

Taschenbuch, 298 Seiten, 14,90 EUR

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