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(Gina)

David Mitchell: Der Wolkenatlas

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Dieses Buch und ich hatten es zuerst nicht leicht miteinander. Obwohl es nur ganz, ganz selten vorkommt, dass ich einen Roman nicht auslese, sondern in die Ecke werfe, war ich diesmal kurz davor. Wenn das Zitat auf Seite 65 nicht gewesen wäre: „A half-read book is a half-finished love affair.“ Eine unbeendete Liebesaffäre kann ich mir in meinem Alter nicht mehr leisten. Also hab ich weitergelesen und weitergelesen und weitergelesen - bis zum Schluss. Zum Glück.

Denn aus der Affäre wurde eine Leidenschaft. „Der Wolkenatlas“ von David Mitchell ist ein tolles, ein atemberaubendes Buch.

Ich will gar nicht erst versuchen, die Handlung zusammenzufassen. Am Anfang zerfällt alles in einzelne Fragmente. Das Tagebuch eines Notars aus dem 19. Jahrhundert, das mitten im Satz endet. Briefe, die ein avantgardistischer Komponist in den 1930ern an seinen Freund in England schreibt. Ein Kriminalroman, der in den Sechzigern spielt, die Vorlage für ein Drehbuch, das Protokoll eines Gesprächs, eine Zukunftsvision - das sind die Bruchstücke, aus denen sich der Roman zusammensetzt und an denen sich der Leser aus der Vergan-genheit in die Zukunft hangelt. Die Hauptpersonen der einzelnen Kapitel scheint nichts zu verbinden außer einem kometenförmigen Muttermal, das sie alle tragen. Jedes Fragment nimmt zwar Bezug auf das vorhergegangene, aber die einzelnen Geschichten brechen auf dem Höhepunkt ab. Alle Fragen bleiben offen.

Das ist die erste Hälfte des Romans. Im zweiten Teil geht es in umgekehrter Reihenfolge zurück in die Vergangenheit, jetzt werden die Geschichten zu Ende erzählt und die faszinierende literarische Komposition des Romans wird deutlich: Das fiktive Musikstück, das dem Buch seinen Namen gibt – das Wolkenatlas-Sextett – verleiht ihm auch seine Struktur. Am Schluss – so viel sei verraten, ohne zu viel zu erzählen, steht der buddhistische Gedanke der Wiedergeburt und die wunderbare Verheißung, dass die Menschheit zu retten ist und die Welt eine Zukunft hat. So lange wir Menschen daran glauben.

 

 

David Mitchell, „Der Wolkenatlas“

rororo, 2007

ISBN: 978-3499240362

Taschenbuch, 672 Seiten, 9,95 EUR

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Originaltitel: Cloud Atlas (für die O-Ton Leser ;))

 

Danke für Deine Besprechung, die mich sehr neugierig macht.

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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