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(Kristin)

Die Geschichte von Yuri Balodis ... - Pauls Toutonghi

Empfohlene Beiträge

Pauls Toutonghi – Die Geschichte von Yuri Balodis und seinem Vater, der eigentlich Country-Star war

 

Verlag: Rowohlt/Berlin

Gebundene Ausgabe: 367 Seiten

Originaltitel: Red Weather

Übersetzung: Eva Bonné

 

 

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Kurzbeschreibung:

 

Yuris Vater erzählt seinem Sohn allabendlich auf dem Balkon wunderbar melancholische Lügengeschichten, in denen er der Star ist, ein toller Hecht, eine Legende. In den sechziger Jahren aus Lettland emigriert, ignorieren Yuris Eltern hartnäckig, dass sie ihren amerikanischen Traum in den Sand gesetzt haben. Um jeden Preis wollen sie im öden Brauereinest Milwaukee heimisch werden. Yuris Vater ist schon mal von Wodka auf Bourbon umgestiegen, seine Mutter pflastert die Wände mit Werbeanzeigen, beide sprechen ausschließlich Englisch, wenn auch ein recht zweifelhaftes, und bemühen sich überhaupt, amerikanischer zu sein als jeder Amerikaner. Nur Yuri scheint irgendwie aus der Art zu schlagen. Seit er sich in die Jungkommunistin Hannah verliebt hat, zitiert er beim Essen neuerdings Marx und Lenin. Für seine Eltern bricht eine Welt zusammen. Trotzdem lassen sie den Sohn seine eigenen Erfahrungen machen. Und das tut dieser auch ausgiebig, bis ein nächtlicher Ausflug mit Hannah, der schlimme Folgen hat, ihn über Nacht erwachsen werden lässt. Und gerade noch rechtzeitig versteht Yuri, dass das Leben wirklich so irre ist, wie sein Vater immer behauptet - und alles, aber auch alles möglich.

 

 

Autor:

 

Pauls Toutonghi wurde als Sohn eines ägyptischen Vaters und einer lettischen Mutter geboren, lebt in Portland, Oregon, und arbeitet an seinem nächsten Roman. Seine Texte wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Pushcart Prize.

 

 

Meinung:

 

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive des sechzehnjährigen Yuris erzählt, der sich mitten in der Pubertät befindet, somit ziemlich verwirrt durch die Gegend läuft und Dinge tut, die ihm bald über den Kopf wachsen. Schon zu Beginn verliebt sich Yuri in Hannah, was vom Autor gut nachvollziehbar dargestellt wird. Leider enttäuscht Yuri mit der Auswahl der Angebeteten seinen Vater, dem stets betrunkenen Geschichtenerzähler. Und damit kommt die Handlung ins Rollen, Yuri versucht bei jedem Eindruck zu schinden, besonders bei Hannah, was ihn auf absurde Ideen bringt und den Leser dazu, ihn manchmal schütteln und zur Vernunft bringen zu wollen. Aber auch seinem Vater und seiner Mutter versucht er es auf irgendeine Weise Recht zu machen. Dann taucht die Familie des Vaters auf, die Yuri vorher noch nie gesehen hat und er erfährt Sachen über seinen Vater und auch über sich, die er gar nicht glauben mag.

Yuri ist ein absolut liebenswerter Charakter, der auf dem Weg ist, seine Orientierung zu finden. Überhaupt gelingt es dem Autor, seine Figuren bildhaft und voller Leben zu gestalten, und vor allem dem Vater eine herrliche Sprache zu verleihen:

 

Ich denke bei mir: Welch ein angenehmes Eichhörnchen. Es arbeitet hart, nach meiner Meinung. Es hat einen so buschigen und angenehmen Schwanz.

 

Die Dialoge lesen sich sehr witzig, bisweilen habe ich Tränen gelacht.

Die Handlung selbst gibt Einblick in das Auswanderschicksal vieler Osteuropäer, die in Amerika auf eine ganz neue, andere Kultur stoßen und damit, wie auch mit der Sprache, zurechtkommen müssen.

 

Ein witziges Buch mit Tiefgang, meiner Meinung ;D.

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Macht nichts - die Rezension hoert sich trotzdem an, als waere der Roman genau mein Fall. Bei Deinem Bericht musste ich mehrmals an Jeffrey Eugenides denken, den ich sehr gern lese.

 

Vielen Dank fuer diese aufschlussreiche Rezension!

 

Herzlich,

Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

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Bei Deinem Bericht musste ich mehrmals an Jeffrey Eugenides denken' date=' den ich sehr gern lese.[/quote']

 

Oh, Jeffrey Eugenides Selbstmordschwestern stehen bei mir ganz oben auf der Liste.

 

Viele Grüße,

Kristin

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Danke, Kristin, mein Fall ist das auch. Überangepasste Ostländer im Westen (bei uns gibt es sie ja auch, da heißen sie Aussiedler), die trotz miserabler Lebenslage in Nibelungentreue zu ihrem neuen Staat stehen, die "eigene" Sprache erst lernen müssen und einen Schock erleiden, wenn der (viel zu) junge Lehrer frisch fröhlich geduzt werden möchte und Karl Marx zitiert - das ist ein wundervolles sujet, das ich mehr als einmal selber erlebt habe. Das Ganze in Amerika? Da bin ich ja gespannt!

 

Vielen Dank noch mal,

Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh. Eichborn 2021. 

Alicia jagt eine Mandarinente. dtv premium März 2018. Die Grammatik der Rennpferde. dtv premium Mai 2016

www.angelika-jodl.de

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