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Andrea S.

Show - and tell

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OT: Der anschauliche Satz floss mir gerade bei meinem derzeitigen Projekt aus der Feder, und Majestät ist kein König, sondern eine Katze.

 

Was das Bild vielleicht noch etwas schräger macht.

 

Und wech

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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OT: Der anschauliche Satz floss mir gerade bei meinem derzeitigen Projekt aus der Feder' date=' und Majestät ist kein König, sondern eine Katze.[/quote']

;D Vielleicht sollte man sich manchmal seine Personen als Tiere vorstellen? Um auf bessere Bilder zu kommen?

 

Christoph L schrieb

AndreasE schrieb Heute um 09:53:

Ich persönlich schätze einen gewissen Anteil Erzählen in Romanen, anbei bemerkt. Ich habe sogar das Gefühl, dass das richtig gute Romane sogar kennzeichnet.

Außerdem geht es oft gar nicht ohne. Gerade bei Storys, die länger als ein paar Tage dauern, also Monate, Jahre, Jahrzehnte, kommt man um Erzählpassagen nicht herum. Um vergehende Zeit zu schildern, braucht man nun mal Sätze wie: Den Sommer verbrachte er an der Küste, in einem alten Landgut umgeben von Olivenbäumen und Zypressen, bevor er im Oktober nach Hause zurückkehrte und sich um die liegengebliebene Arbeit kümmerte ... Solange man Erzählpassagen auf das Wesentliche beschränkt und sie mit Bildern und Sinneseindrücken anreichert, findet sie niemand langweilig.

 

Dass das klar wurde, dass narratives Erzählen ein Stilmittel mit Vor- und Nachteilen ist, das halte ich für ganz wichtig.

 

Das ist nämlich etwas, das wir Bücherschreiber dem Film und Theater voraus haben: Wir können narrativ erzählen (wenn wir es können ;-)).

 

Außer als Zusammenfassung eignet sich narrativ auch, um immer wiederkehrende Ereignisse zu schildern. Siehe das Elif Shafak Beispiel weiter oben.

 

Hans Peter

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Ich finde auch, dass man narravtive Passagen wunderbar einsetzen kann, um eine Grundstimmung zu skizzieren. Ich lese das auch gerne, es ist wie eine Erholung von den szenischen Passagen.

 

Gerade lese ich ein Buch (einer seeeehr erfolreichen Autorin), die fast ausnahmlos szenisch schreibt. Das finde ich ziemlich ermüdend und ich überblättere ganz viele Seiten. Beim Weiterlesen stelle ich fest, dass ich nichts versäumt habe und einfach wieder einsteigen kann.

 

Mascha

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Gerade lese ich ein Buch (einer seeeehr erfolreichen Autorin), die fast ausnahmlos szenisch schreibt. Das finde ich ziemlich ermüdend und ich überblättere ganz viele Seiten. Beim Weiterlesen stelle ich fest, dass ich nichts versäumt habe und einfach wieder einsteigen kann.

 

Ich habe auch gerade so eines gelesen, was mich ja zu diesem Thema inspiriert hat. Allerdings muss ich inzwischen feststellen, dass es ein ganz bestimmtes (erfolgreiches) Genre gibt, in dem das szenische Auswalzen seine Berechtigung hat. Und zwar in den Zwei-Personen-Stücken, deren Handlung sich auf die vier Sätze beschränkt:

Er begehrt sie.

Sie ziert sich.

Er kriegt sie doch.

Alles ist gut.

 

Um daraus ein Buch von 300 Seiten zu machen, muss man einen Haufen Gemütsbewegung zeigen.

 

Alles, was mehr Handlungstiefe hat, verlangt auch nach allen möglichen anderen Formen der Informationsübermittlung.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Gerade lese ich ein Buch (einer seeeehr erfolreichen Autorin), die fast ausnahmlos szenisch schreibt. Das finde ich ziemlich ermüdend und ich überblättere ganz viele Seiten.

 

Ich habe auch gerade so eines gelesen, was mich ja zu diesem Thema inspiriert hat.

Da sollte man aber im Kopf behalten, dass nicht das szenische Schreiben der Übeltäter ist, sondern das Auswalzen. Wir müssen nicht ins entgegengesetzte Extrem verfallen und jetzt szenisches Schreiben statt dem narrativen verteufeln.

 

Vielleicht sollte man "Show, don´t tell" mit "Zeigen, nicht schwafeln" übersetzen?

 

Übrigens, so wie das szenische Schreiben die Gefahr in sich birgt, dass man aus jedem unwichtigem Detail eine Szene macht, hat das narrative Schreiben auch seine Gefahr. Sol Stein hat das ja in dem Zitat (danke, Susann) gesagt: An vielen Stellen besteht die Gefahr, dass der Autor selbst zum Leser spricht, statt die FIguren (personaler Erzähler) oder die Erzählstimme. Und dem Leser alles und jedes erklären will.

 

Viele Autoren tun sich mit dem narrativen Erzählen nämlich schwer, weil es so unüblich geworden ist und weil sie sich am Film orientieren, der ja aus Szenen besteht. Und wenn sie dann narrativ erzählen, fallen sie sofort in "Tell" Sätze:

 

Morton betrat wie jeden Morgen Ramadan durch das Osttor. Er schaute an dem gewaltigen Gebäude hoch und vergegenwärtigte sich, dass Ramadon durch Holger den Wolf vor 787 Jahren gegründet wurde, der von Wölfen großgezogen wurde und hier, wo heute die Flußlände war, einst eine Wolfshöhle gegraben hatte. Dort hatte er aus Wurzeln und Gras seine erste Krone gebastelt, die dazu führte, dass ihn alle Wölfe als Rudelführer anerkannten. Er ließ die Menschen der Umgebung von den Wölfen zusammentreiben und zwang sie, Hütten zu bauen. Das waren die ersten Häuser in Ramadan. Leider waren die Hütten sehr primitiv, so dass sie bald verfielen und heute keine einzige mehr in der Stadt besichtigt werden konnte. Nach Ramadan ging die Krone über an ...

 

und wenn der Autor noch nicht gestorben ist, tellt er immer noch. Der Text ist übrigens eine glatte Lüge, jeder, der täglich durchs gleiche Tor geht, hat besseres zu tun, als sich die gesammelte Geschichte zu vergegenwärtigen.

 

Viele Autoren nutzen die Gelegenheit des narrativen Erzählens leider für Erklärungen und Behauptungen. Auch nicht besser, als aus jedem unwichtigen Mist eine Szene zu basteln.

 

Hans Peter

 

PS: Übrigens geht narratives Erzählen doch im Theater und Film, wenn auch viel schwieriger und seltener als im Buch. Eine der bekanntesten Szenen der Weltliteratur ist eigentlich gar keine Szene, sondern ein narrativer Monolog:

 

Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage

 

und dann kommt eine längere philosophische Erörterung, die von dem Schauspieler ziemlich viel Können verlangt, aber, wenn gelungen, spannend sein kann.

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Viele Autoren nutzen die Gelegenheit des narrativen Erzählens leider für Erklärungen und Behauptungen. Auch nicht besser, als aus jedem unwichtigen Mist eine Szene zu basteln.

 

Womit wir endlich :) beim Infodump angekommen sind, über den es sich gesondert zu philosphieren lohnt. (obiges Beispiel ist abschreckend!)

 

Ich denke, in einem neuen Thread.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Im Writer's Digest war ein sehr guter, sehr kurzer Artikel über Show, don't tell, der es auf den Punkt bringt:

 

(Link ungültig)

 

Du behauptest nicht: Dein Held ist hungrig. Du zeigst es, ohne das Wort "hungrig" überhaupt zu benutzen. Das überlässt du dem Leser.

 

Natürlich gilt auch, was Andrea hier sagte: Nicht jeder Hunger soll Spannung erzeugen oder ist wichtig.

 

Wenn es da andere spannende Momente gibt, der Hunger einfach Erklärung dafür ist, dass die Heldin zum Mc Donalds rast und dort in den Sportwagen des angesagtesten Teen-Stars kracht, reicht auch "Sie war hungrig, sprang in ihren Wagen und raste zum Mac."

 

Hans Peter

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Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread durchgelesen, und vielleicht wiederhole ich bereits Gesagtes, aber zu 'show - and tell' oder eben 'Show - don't tell' möchte ich etwas anmerken.

 

Im Moment überarbeite ich mein Manuskript und habe gemerkt, dass bei mir viel zu viel gezuckt, gekeucht, geschluckt ... etc. wird. Durch das immer wieder vorgebetete "zeige!" bin ich übers Ziel hinaus geschossen.

 

Es gibt bzw. gab kaum eine Szene, in der ich nicht einfach mal schrieb: sie fürchtete sich ... nö, ich musste das ja unbedingt zeigen! Durch diverse Körperreaktionen. Meine Protagonistin wurde dadurch quasi zum Zappelphilipp und wirkt unfreiwillig komisch.

 

Es ist wie bei Allem: allzuviel ist ungesund!  ;)

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Hallo Margot,

 

Sorry, aber Körperfunktionen/Reaktionen sind ja immernoch nur „tell“. Bei deinen Beispielen handelt es sich um Emotionen „zeigen“. Aber schlucken zeigt nur eine körperliche Reaktion, nicht die Emotion selbst, daher ist das immer noch kein „zeigen“.

Als Leser möchte ich die Leute nicht schlucken, keuchen oder sonst was Körperliches „tun“ sehen, sondern ich möchte wissen, wie es in der Person aussieht. Emotional und seelisch moralisch. ;)

 

Gemeint ist mit „show“ meist das Beschreibende:

 

„Er war groß.“ – tell!

„Er musste sich bücken, um durch die Tür zu passen.“ – show!

 

Lieber durch bewegte Bilder erzeugen „zeigen“ was man sagen will, als es einfach nur durch ein Wort zu „behaupten“.

 

LG

Martina

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Hallo Martina

 

Jaein. Ich sehe das anders. Nehmen wir das schlucken. Wenn sich eine/meine Figur in einer gefährlichen Situation befindet und sie schluckt, impliziere ich damit, dass sie sich fürchtet. Also „zeige“ ich damit das Gefühl Angst. Oder will es damit zeigen.

 

Und das tue ich öfters ... leider. Und ich denke, dass ich dies mache, weil dieses Show, don’t tell so in meinem Kopf präsent ist, dass es mir quasi nicht mehr möglich ist, ein einfaches: sie hatte Angst oder sie fürchtete sich ... einzufügen.

 

Ich spreche hier auch nur für mein Schreiben, andere sehen das vermutlich anders.

 

Gruss

Margot

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Ich verstehe was du meinst! Aber außer der Gefahr, dies eben zu oft zu wiederholen, zeigt es auch nicht wirklich die Gefühle. Jedenfalls schluckt der Leser nicht automatisch mit, weil das, gerade wenn es im Buch oft vorkommt, einem nicht nahe geht.

Daher spricht man auch in solchen Fällen nicht mehr von "zeigen". Zeigen würde eher, hinzuschreiben was die Person denkt, nämlich ihre Emotionen beim Schlucken!

 

Natürlich gilt auch hier wieder, nicht jedes Schlucken oder schockiert sein im ganzen Roman durch langwierige Emotionen auszuschildern. ;) Manchmal ist ein Schlucken auch wirklich das passendste.

Aber wenn es, wie du sagst, zu oft vorkommt, zeigt es mir, dass da öfter mal stattdessen die Emotionen reingehören, als nur die Körperbeschreibung. ;)

 

LG

Martina

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Liebe Margot,

 

ich weiß genau, was du meinst! Mir ging es ganz am Anfang auch so. Liegt vermutlich dran, wenn man zuuuu viele Schreibratgeber liest ;).

 

Nein, aber mal im Ernst. Man liest sich Dinge an, hört so oft von "show- don´t tell" und versucht natürlich, das so gut wie möglich umzusetzen. Was bei mir schließlich dazu führte, dass ich kaum noch einen Satz schreiben konnte, ohne zu denken: ist das jetzt zu viel "tell"? Also hatte ich schließlich ebenso oft "schluckte" etc. in meinen Texten.

So ging es also nicht weiter.

Ich mache es jetzt so, dass ich einfach aufschreibe was, und wie es aus mir rauskommt. Egal, ob das nun "show" oder "tell" ist.

 

Seitdem ich die Wichtigkeit des mehrmaligen Überarbeitens für mich entdeckt habe, geht es viel besser! So stehe ich mir beim Schreiben nicht mehr selbst im Weg. Beim Überarbeiten kann ich in Ruhe auf show- don´t tell überprüfen.

 

Vielleicht funktioniert das für dich ja auch?

 

Liebe Grüße

Petra

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Ich mache es jetzt so, dass ich einfach aufschreibe was, und wie es aus mir rauskommt. Egal, ob das nun "show" oder "tell" ist.

 

Das ist tatsächlich der beste Weg, zu einem eigenen Stil zu finden.

 

Andrea

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Ich mache es jetzt so, dass ich einfach aufschreibe was, und wie es aus mir rauskommt. Egal, ob das nun "show" oder "tell" ist.

 

Das ist tatsächlich der beste Weg, zu einem eigenen Stil zu finden.

 

Andrea

 

Jawohl!

Die Montalban-Reihe, Die Normannen-Saga, Die Wikinger-Trilogie, Bucht der Schmuggler, Land im Sturm, Der Attentäter, Die Kinder von Nebra, Die Mission des Kreuzritters, Der Eiserne Herzog, www.ulfschiewe.de

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Danke, Petra, für den Zuspruch. Ich bin nicht unglücklich, dass es anderen auch so geht bzw. gegangen ist.  ;) Wichtig war - für mich - das Erkennen dieser "Falle".

 

Und ja, ich denke auch, man sollte es (zuerst) einfach fliessen lassen ... wie beim Auto fahren. Sobald man sich nämlich zu viel verdeutlicht, stockt das Ganze und es kommt zum Stau.   :D

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