Zum Inhalt springen
Andrea S.

Gewalt und Sex im Jugendbuch

Empfohlene Beiträge

Ihr Lieben,

 

bevor ich mich jetzt durch die Jugendbuchabteilung meiner Buchhandlung durchwühle, meine Frage an die Runde:

 

In welchem Maß und in welcher Form wird das Thema Gewalt und Sex im Jugendbuch behandelt.

 

Bisher wurde mir dazu nur gesagt - nur angedeutet. Inzwischen habe ich aber auch schon auf mein dezent gehaltenes Werk gehört: da hätte es aber mehr zur Sache gehen können.

Die Protagonisten sind 15 und 16. Die LeserInnen vermutlich um die 12.

 

Aber eigentlich geht es mir um die grundsätzliche Frage.

Wie haltet Ihr es und wie seht Ihr es?

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mir wurde gesagt: Es ist sehr wichtig, zu unterscheiden zwischen einem Lesealter, in dem die Eltern und Patentanten die Buecher kaufen, und einem, in dem die Jugendlichen selbst losziehen.

Mein Jugendbuch ist fuer zwoelfjaehrige Jungen, da sind klar die Eltern/Paten die Kaeufer, also sollten Sex und (viel) Gewalt aussen vor bleiben. Bei Maedchen dieses Alters gibt es schon die ersten Selbstkaeufer.

 

Als Mutter und Patentante muss ich das bestaetigen - auch wenn es mir, jetzt wo es mir sehr deutlich wird, ein bisschen peinlich ist. Solange ich die Buecher kaufte, habe ich darauf geachtet, dass sie Sex und Gewalt nur "in kinderfreundlichen Dosen" enthielten.

Meine Tochter zog dann sehr bald allein los und mochte z.B. die Reihe "Fischer Generation" gern, in der es des Oefteren um Probleme der sexuellen Orientierung aber auch um Gewaltopfer etc. ging.

 

Nicht ferngehalten habe ich - auch als Selbstkaeufer - meine Kinder von den Themen Tod, Krankheit, Politik. Buecher z.B. von Elisabeth Reuter und Judith Kerr wurden hier von Familienmitgliedern jeder Alterstufe sehr geliebt.

Mein kleiner Sohn (7) liebt Michael Marpurgo, der Tiergeschichten schreibt, in denen sehr oft das Tier am Ende stirbt. Er weint darueber, aber faengt sofort das naechste Buch an. Geschichten, in denen Tiere brutal gequaelt werden, wuerde er dagegen auf gar keinen Fall lesen wollen, er will nicht einmal, dass wir von so etwas sprechen. Ich erinnere mich, dass es bei meinem grossen Sohn noch sehr lange aehnlich war (als Teenager: naechtliches langes Weinen ueber "Of Mice and Men" - aber die Broschuere von der RSPCA beiseite geschoben, weil das nicht zum Aushalten war).

Ich vermute: Was zur Erfahrungswelt der Kinder und Jugendlichen (z.B. Tod) oder zum Schulstoff (z.B. Nationalsozialismus) gehoert, darf ins Buch. Was - wie Sex oder detailliert dargestellte Gewalt der Gegenwart - zu beidem nicht gehoert, bleibt in der Regel draussen.

 

Viele Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Spontan fällt mir Mats Wahl ein. In z.b. "Soap oder Leben" geht es, was Sex betrifft, recht unverblümt zur Sache. Allerdings ist der Protagonist schon siebzehn.

Weiß nicht, wie weit deutsche Autoren so gehen...?

LG Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich würde sagen: Es ist sehr verschieden.

 

Sicher wird oft nur angedeutet. Aber es gibt durchaus Bücher, in denen sowohl Sex als auch Gewalt sehr unverblümt beschrieben werden.

"Doing it" handelt vor allem von Sex (ist aber dabei ein großartiges Buch!)

"The Road of the Dead" von Kevin Brooks ist sehr brutal (für meine Begriffe zu brutal) - und war damit, so viel ich weiß, zumindest auf der Auswahlliste für den Deutschen Jugendbuchpreis.

Die Leser sind in beiden Fällen vermutlich ab 14.

 

Ich denke auf jeden Fall, dass international wesentlich mehr möglich ist als auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Da ist das Andeuten nach wie vor beliebter.

 

Liebe Grüße,

Saskia

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

"Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" ist eins der erschütterndsten Bücher, die ich kenne, und da geht es wirklich hart zur Sache, was Drogen, Sex, Prostitution, noch mehr Drogen und noch mehr Prostitution betrifft. Obwohl die Protagonistin (und Autorin) ein Teenager ist, würde ich persönlich es keinem Jugendlichen in die Hand geben, außer als abschreckendes Beispiel. Gelesen habe ich es allerdings selbst im Alter von - vierzehn, schätze ich. Oder sogar jünger.

 

"Fragt mal Alice" ist in Tagebuchform geschrieben und basiert (angeblich) ebenfalls auf einer wahren Geschichte. Trotzdem ist "Wir Kinder ..." für mich bei weitem das abschreckendere Beispiel, wenn es um Drogenkonsum geht. Ich denke, dass, wenn man ein ernstes Thema behandelt - also zB Schlägertypen, Drogen, Mobbing - man schon entsprechende Details bringen muss, damit der Leser auch sieht, wie schlimm das jeweilige Verhalten ist. Wenn das aber nicht das Hauptthema der Geschichte ist, sondern nur am Rande behandelt wird, sind Details wahrscheinlich nicht unbedingt nötig.

http://www.barbaraschinko.eu

NEU: Das Lied des Leuchtturms, ISBN 978-3959591249

Ein Mantel so rot, ISBN 978-1542356527/ Schneeflockensommer, Tyrolia Verlag 2015

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Auf dem Jugendbuchmarkt wird das offenbar sehr unterschiedlich gehandhabt. Wenn man Bücher wie "Die Tribute von Panem" oder "Die Beschenkte" liest, da geht es schon um Gewalt, und nicht unbedingt zimperlich. Wichtig ist sicher immer, dass sie nicht verherrlicht, sondern nur im für die Geschichte notwendigen Maß gezeigt wird. Wenn die Hauptfiguren die richtigen Werte vermitteln, ist es okay, denke ich.

 

Eine Lektorin hat mir vor kurzem gesagt (bei einem Buch ab 10): Wenn der Leser in der Situation einen Ausweg sieht, dann ist Gewalt in Ordnung. Also, die Helden dürfen schon mal bluten, aber sie dürfen dabei nicht seelisch verletzt werden.

 

Liebe Grüße

Susanne

Autorin, Lektorin und Korrektorin. www.susanne-rauchhaus.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Danke für Eure Antworten - einen kleinen Trend könnte ich wohl darin erkennen:

 

Wenn es um Betroffenheits- und Problemlektüre geht, ist Gewalt in Ordnung, selbst in deutlicher Form. Bei Sex bin ich mir noch nicht sicher.

Dabei soll aber die geschilderte Brutalität vermutlich erzieherisch abschreckend wirken.

 

Wie aber sieht es bei der Unterhaltung aus? Da hat Gewalt nicht die Aufgabe, erzieherisch abzuschrecken, da gehört es in den Bedrohungs- und Spannungsbereich, Sex zum erregenden oder romantischen Bestandteil des Plots.

 

Wie weit geht man hier?

Wieviel Gefühl darf man, soll man wecken und in welcher Form?

 

Der Hinweis auf "Held darf bluten, aber nicht traumatisiert sein" finde ich einen Tick seltsam. Starke Verletzungen durch Gewalteinwirkung dürften immer auch seelische Wunden verursachen, es wäre ein recht unrealistischer Protagonist, der so etwas wegsteckt. Na gut, es gibt solche ...

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mir fällt dazu ein Buch ein, das meine Tochter in der Schule lesen musste. In dem Buch ging es um einen Amoklauf eines Jungen, der von allen gemobbt wurde.

Ich glaube ich kann sagen: Sie hat dieses Buch gehasst!

 

Mag sein, dass ich etwas konservativ bin, aber ich bin grundsätzlich gegen Gewalt und Sex in Jugendbüchern. Zumindest für Zwölfjährige. Auch dann, wenn es wohldosiert ist. Ich glaube, die heutigen Jugendlichen werden weitaus häufiger, als wir früher, mit diesen Themen konfrontiert. Und irgendwann ist es doch auch mal gut. Über diese Themen wird bei uns sehr wohl gesprochen! Weil es oftmals Erklärungsbedarf gibt.

 

Ich denke allerdings, Jugendliche sollten in Büchern eine Möglichkeit haben, auch einmal von der "harten" Realität abzutauchen. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

 

Liebe Grüße

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt, natürlich soll der blutende Protagonist das nicht einfach so wegstecken. Wichtig ist nur, dass er daran nicht zerbricht, auch wenn er leidet. Und die Dosierung der Gewalt ist sicherlich nicht einfach.

 

Zwölfjährige lesen ja gern Bücher, die spannend sind, und der/die/das Böse muss dann auch glaubhaft, also bedrohlich sein. Allerdings sind zwölfjährige Leser sehr unterschiedlich in ihrer Entwicklung, und es bleibt sicher ein Drahtseilakt, das richtige Maß zu finden.

 

Zum Thema Sex: Besonders Leserinnen in diesem Alter mögen Liebesgeschichten und suchen sich Bücher auch oft danach aus, dass da etwas passiert ... aber es muss über einen Kuss mit erotischen Gefühlen sicher nicht hinausgehen. Ab 14 ist das dann wieder erlaubt. Aber kein Muss ...

 

Liebe Grüße

Susanne

Autorin, Lektorin und Korrektorin. www.susanne-rauchhaus.de

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn man es mal psychodynamisch betrachtet, dann ist für den Tenor Gewalt in Jugendbüchern bzw. verletzte Helden in Jugendbüchern Karl May ein schönes Vorbild. Old Shatterhand wird immer wieder mal verletzt oder gefangengenommen, aber er behält für sich selbst die Kontrolle. Dadurch können auch die Leser die Kontrolle bewahren. Sie machen sich Sorgen, wie er da wohl wieder rauskommt, aber das Urvertrauen - er wird es schaffen - bleibt erhalten. Auch wenn es manchmal Opfer gibt. Wichtig bei Karl May als Vorbild in diesem Punkt: Wenn es Opfer gibt, außer den großen Opfern ala Winnetou und seine Familie, die dramaturgisch ja gewollt starben, so sind diese Opfer meist Figuren, die man zwar irgendwo als schützenswert kennengelernt hat, aber die man nicht wirklich kennt. So ist deren Tod für den Leser zwar bedauerlich, aber nicht schrecklicher als Todesnachrichten in der Tagesschau.

Ich würde es folgendermaßen zusammenfassen:

1. Der Held, der blutet oder in Schwierigkeiten gerät, muss zumindest einen kleinen Teil der Kontrolle behalten können, damit er keine dauerhafte Traumatisierung bekommt

2. Opfer sollten - außer es ist ein dramaturgischer Höhepunkt - relativ wenig bekannt sein.

3. Sexszenen romantischer Art sind o.k., solange sie Raum zum Träumen lassen und nicht explizit erklären, wohin was gesteckt wird, weil das Phantasien zerstören kann.

 

Ist aber nur meine persönliche Meinung.

 

Gruß, Melanie

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

1. Der Held, der blutet oder in Schwierigkeiten gerät, muss zumindest einen kleinen Teil der Kontrolle behalten können, damit er keine dauerhafte Traumatisierung bekommt

2. Opfer sollten - außer es ist ein dramaturgischer Höhepunkt - relativ wenig bekannt sein.

3. Sexszenen romantischer Art sind o.k., solange sie Raum zum Träumen lassen und nicht explizit erklären, wohin was gesteckt wird, weil das Phantasien zerstören kann.

 

Das finde ich jetzt recht hilfreich und schon fast auf die Erwachsenen-Unterhaltung übertragbar.

Die Frage der Kontrolle ist vermutlich das Kriterium, mit dem man spielen kann - bei Jugendlichen dürfte es wichtiger sein, dem Helden eine stärkere Kontrolle über die Situation zu gewähren.

 

Andrea, nachdenklich

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Wenn es um Betroffenheits- und Problemlektüre geht, ist Gewalt in Ordnung, selbst in deutlicher Form. Bei Sex bin ich mir noch nicht sicher.

 

Ich hab mich um die Unterscheidung auch gedrueckt.

Weil es mir peinlich ist.

Ich gebe es jetzt aber mal zu, weil es sonst ja nichts nuetzt.

Also - als Buch kaufende Mutter, Tante, Patin:

Mein kleiner Sohn ist extrem interessiert an Geschichte, liebt Buecher von Rittern, Wikingern, Gladiatoren (vor allem auch Kindersachbuecher - die zumindest in England um die Gewalt keinen Bogen machen) etc., der grosse war ein Fan von Abenteuergeschichten. In beiden Kategorien kommt Gewalt vor. Ich habe/hatte in aller Regel keine Probleme, die Buecher trotzdem zu kaufen. Gelegentlich habe ich im Vorlesealter mal ein Bild (!) schnell zugehalten (konkret erinnere ich mich an die Abbildung einer Auspeitschungsszene in einem Piraten-Kindersachbuch). Aber im Allgemeinen hatte ich keine Probleme und habe spaetestens ab 9 auch bedenkenlos lesen lassen, ohne selbst gelesen zu haben.

Bei Sex sieht's anders aus.

Und das geht mir bei meinen Soehnen bis Alter 12 so. Kommt das vor, kaufe ich das Buch nicht. (Bei der Tochter hoerte das Problem in ETWAS juengerem Alter auf.)

 

Moeglicherweise (oder sogar ziemlich wahrscheinlich) habe ich mich jetzt als ziemlich verklemmt geoutet, aber damit bin ich vermutlich nicht allein auf der Welt (und Omis kaufen ja auch Buecher!).

 

Ich persoenlich glaube, dass Andrea mit ihrer Vermutung recht hat - Sex wird als problematischer angesehen als Gewalt. (Jedenfalls wurde ich auch vom Verleger meines Ab-12-Jungenbuches darauf hingewiesen: Keine Liebesszenen!)

 

Viele Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Sex wird als problematischer angesehen als Gewalt. (Jedenfalls wurde ich auch vom Verleger meines Ab-12-Jungenbuches darauf hingewiesen: Keine Liebesszenen!)

 

Stellt sich die Frage warum?

 

Weil es den Jugendlichen in der Pubertät peinlich ist?

Weil es den erwachsenen Buchkäufern peinlich ist?

 

Außerdem muss man wohl zwischen Liebesszenen und reinen Sexszenen unterscheiden.

Und was sie berwirken sollen.

Der Raum zum Träumen ist das eine, pornographische Sensation das andere, oder?

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@Charlie

Winke winke!! Wenn du dich als verklemmt outest, schließe ich mich gerne an ;D, siehe oben.

 

Natürlich ist romantische Liebe, das erste Verliebtsein etc. in Jugendbüchern spannend. Und Gladiatoren haben etwas mit Gewalt zu tun. Das finde ich auch absolut in Ordnung.

 

Aber wie heißt es doch schön? Die Dosis macht das Gift!!

 

Deshalb: Bei Jugendlichen bitte peinlich genau auf die Dosierung achten.

 

LG

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Sex wird als problematischer angesehen als Gewalt. (Jedenfalls wurde ich auch vom Verleger meines Ab-12-Jungenbuches darauf hingewiesen: Keine Liebesszenen!)

 

Stellt sich die Frage warum?

 

Weil es den Jugendlichen in der Pubertät peinlich ist?

Weil es den erwachsenen Buchkäufern peinlich ist?

 

 

Ja, Andrea, darueber denke ich auch gerade nach.

Ich glaube, im Fall von zwoelf bis vierzehnjaehrigen Jungen (wobei das zu spaet gegriffen sein kann) trifft beides zu.

Bei Maedchen nicht. (Zumindest laesst sich das bei den Jugendlichen, die ich kannte und kenne, krass und ausnahmslos trennen: Jungen der Altersgruppe finden den gesamten Themenkomplex peinlich, Maedchen interessant.)

 

Die scharfe Grenze liegt fuer mich aber bei beiden Geschlechtern in dem Altersbereich, weil ich glaube, dass viele Eltern Hemmungen haben, Buecher, die das Thema Sex beruehren, fuer ihre VORpubertaeren Kinder zu kaufen. Weil da ein diffuses Gefuehl (das ich nicht bejahe, Petra - ansonsten waere mir das nicht peinlich!) existiert, es koenne "nicht gut" fuer das Kind sein.

Noch schlimmer wird es m.E. bei der sehr wichtigen Kaeufergruppe der Nicht-Eltern - gerade Buecher sind ein beliebtes Geschenk bei Patentanten, Elternfreunden, Grosseltern etc. Die haben womoeglich Angst (geht mir auch so - so doof ich das finde), die Eltern des beschenkten Kindes koennten "was von ihnen denken". Und da diese Kaeufer das Buch ja nicht vorher lesen, sondern in der Buchhandlung reinblaettern, reicht womoeglich eine sehr harmlose Szene zur Entscheidung gegen das Buch.

 

Viele Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Könnten wir vielleicht auch mal eine männliche Stimme zu dem "peinlichen" Thema hören?

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

(off-topic: Ich koennt' ja mein Klaeuschen anrufen, aber der ist jetzt - 22 - in dem Alter, wo ihm das peinlich ist, dass ihm das mal peinlich war.)

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@Charlie

Ich denke, gerade dieses "diffuse Gefühl", das du beschreibst, ist entscheidend und wichtig wenn man Kinder hat.

 

Ich glaube, das Thema Sex und Liebesszenen ordnet man automatisch in eine Alterstufe ein, die ein gewisses Maß an geistiger Reife voraussetzt.

Bei Gewalt ist das m.E. etwas anders, da Kinder täglich mit Gewalt in Berührung kommen (können), sei es durch Schule, Nachrichten oder sogar häusliche Gewalt. Deshalb denke ich, dass die Hemmschwelle Erwachsener in Bezug auf Gewalt und Sex unterschiedlich hoch ist.

Das könnte zumindest eine Erklärung sein.

 

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@Charlie

Ich denke, gerade dieses "diffuse Gefühl", das du beschreibst, ist entscheidend und wichtig wenn man Kinder hat.

 

 

Ich nicht. Ich denke, es ist wichtig, seine Kinder nicht all seine diffusen Gefuehle, die eigenen Baustellen entspringen, ausbaden zu lassen. Wir reden hier aber nicht ueber Kindererziehung, sondern ueber die Frage von Andrea: Wie viel Sex und Gewalt wird im Jugendbuch (Andreas Beispiel hier:ab zwoelf) toleriert/gewuenscht/abgelehnt? Und dafuer sind die diffusen Gefuehle moeglicherweise relevant, weil ich glaube, dass viele Kaeufer sie haben und dass Verleger genau das aufgreifen, wenn sie uns Autoren sagen: Bitte keine Liebesszenen.

Wobei Andreas zweite Frage - wem ist es peinlich, den Lesern oder den erwachsenen Kaeufern? - natuerlich auch nicht von der Hand zu weisen ist. Jungen dieses Alters sind womoeglich (nur von meinen Soehnen, Neffen, Sohnfreunden und Patensoehnen ausgehend) Kuessen oder Haendchenhalten peinlicher als "echter Sex".

 

Viele Gruesse von Charlie

"Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nein, in Paris regnet's ja jetzt auch."

Lektorat, Übersetzung, Ghostwriting, Coaching www.charlotte-lyne.com

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

@Charlie

Haben Bücher gerade wenn sie Gewalt und Sex beinhalten, nicht auch etwas mit Erziehung zu tun?

In Bezug auf diffuse Gefühle: Ich habe das auf einen Buchkauf bezogen.

 

Ich denke nicht, dass es um Peinlichkeiten geht, sondern eher um den allgemeinen Umgang mit diesen Themen.

 

LG

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Haben Bücher gerade wenn sie Gewalt und Sex beinhalten, nicht auch etwas mit Erziehung zu tun?

 

Nein, das gilt nur für die "Problem-Literatur", die soll erziehen.

Lassen wir die mal außen vor, für die gelten andere Regeln.

 

Mich interessiert die Unterhaltung. Und hier würde ich einfach gerne hören, in welcher Dosis Sex und Gewalt einfließen dürfen.

Und wer die Dosis bestimmt.

Verlag - Buchhändler - Käufer - Leser?

 

Denn es mag ja durchaus sein, das 12-14 jährigen Jungens das Reden über Sex und Liebe peinlich ist, aber was peinlich ist, macht auch immer neugierig, weshalb ich mich frage, wieviele von den Jungs heimlich Papas Playboy lesen, auch wenn die Patentante "pfuiiii!" kreischt, wenn in einem Buch eine erotische Szene auftaucht.

 

Und gewalttätige Computerspiele und Filme ...

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das sehe ich komplett anders, aber das führt zu weit und gehört nicht hierher.

 

Ich glaube, Angebot und Nachfrage spielen eine Rolle. Wenn der Verlag keine Bücher anbietet, können Leser keine Bücher mit entsprechendem Inhalt kaufen. Wenn ein Buch schlecht verkauft wurde, wird ein Verlag das Thema Sex im Jugendbuchbereich vermutlich ausschließen.

Ich denke nicht, dass man genau bestimmen kann wie viel vielleicht "zu" viel ist. Da spielt persönliches Empfinden eine entscheidende Rolle. Mir fällt dazu gerade "Biss" ein, das meine Tochter gerade gelesen hat. Dort gibt es eine Szene, die m.M.n. wirklich gut geschrieben ist. Man weiß genau worum es geht, aber die Autorin verrät keinesfalls zu viel.

 

Die Dunkelziffer der heimlichen Playboy Leser wird hoch sein ;).

 

LG

Petra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das war sie sicher schon immer. Nur "lesen" werden den Playboy die wenigsten.

 

Geht es hier darum, dass eine Liebeszene stattfindet im Verlauf der Handlung oder wie anatomisch detailiert (pornografisch) sie beschrieben werden sollte /darf?

 

Es gibt in manchen Fanszenen junge Schreibanfäger (12 bis 16), die mit brutalsten Details Inzest, Vergewaltigung, Folterszenen, Missbrauch schildern. Es wird dort auch viel darüber diskutiert, dass manche Onlinearchive 12jährige solche Fanfiction hochladen lassen. Die jungen Schreiber sind ganz vernarrt in das Lob, das sie von anderen ähnlich interessierten Lesern bekommen und man kann darauf schließen, dass diese Geschichten nach den ekligen / pronografischen Details abgesucht werden, der Rest interessiert die Leser dann kaum.

 

Ich frage mich immer. Hat eine Geschichte alle Details einer Sexzene nötig, oder wird hier nur der Voyorismus befriedigt, weil das die Jugendlichen geil finden und es die Verkaufszahlen hochtreibt.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich glaube, Angebot und Nachfrage spielen eine Rolle. Wenn der Verlag keine Bücher anbietet, können Leser keine Bücher mit entsprechendem Inhalt kaufen. Wenn ein Buch schlecht verkauft wurde, wird ein Verlag das Thema Sex im Jugendbuchbereich vermutlich ausschließen.

 

Ganz so einfach geht das nun auch wieder nicht. Selbst Verlage sind manchmal mutig, und manchmal überrollen die Leser auch die Verlage.

 

Ich habe eine Aussage aus dem JuBu Bereich gehört, bei der man mir darlegte, dass die Jugendbuchhändlerinnen das bestimmende Medium sind.

Und unter denen solle man sich immer die ältliche Dame mit Dutt vorstellen.

 

Ich habe das zur Kenntnis genommen und noch nicht im realen Leben verifiziert.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bitte melde Dich an, um einen Kommentar abzugeben

Du kannst nach der Anmeldung einen Kommentar hinterlassen



Jetzt anmelden


×
×
  • Neu erstellen...