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Andrea S.

Gewalt und Sex im Jugendbuch

Empfohlene Beiträge

Ja, Andrea, da gebe ich dir wohl Recht. Das war auch nur etwas vereinfacht ausgedrückt. Natürlich spielen all diese Dinge eine wichtige Rolle.

Was bietet der Autor an?

Welches persönliche Empfinden haben Autor und Verlag/Lektorin mit Dutt?

Was wird im Buchhandel nachgefragt?

Was wird empfohlen? usw.

 

Das alles fällt für mich unter Angebot und Nachfrage.

Wird ein Buch im Buchladen nur mäßig weiterempfohlen, hat vielleicht ein noch so mutiger Verlag/Lektorin ohne Dutt, keine Chance.

 

LG

Petra

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Schauen wir uns doch mal die "Bravo" an - das Aufklärungsmedium ganzer Generationen. Da ging es noch schon immer sehr ausführlich zur Sache. Und die wird schon von Grundschülern in der 4. Klasse gelesen (eigene Erfahrung - allerdings habe ich lieber die Autogrammkarten gesammelt ;D).

Ich denke mal, die Kinder wissen alle, was passiert, wenn etwas angedeutet und dann im Roman ausgeblendet wird. Und ich denke, dass die meisten Kinder und Jugendlichen in einem spannenden Abenteuerroman auch gar nicht mehr als ein Ausblenden und Andeuten haben wollen. Denn eigentlich will der jugendliche Leser doch wissen, wie es mit dem Helden weitergeht und da stört das Geknutsche doch (jedenfalls habe ich so etwas früher immer überblättert, als ich in dem Alter war ;)).

 

Gruß, Melanie

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Was bietet der Autor an?

Welches persönliche Empfinden haben Autor und Verlag/Lektorin mit Dutt?

Was wird im Buchhandel nachgefragt?

Was wird empfohlen? usw.

 

Das alles fällt für mich unter Angebot und Nachfrage.

Wird ein Buch im Buchladen nur mäßig weiterempfohlen, hat vielleicht ein noch so mutiger Verlag/Lektorin ohne Dutt, keine Chance.

 

Ich scheine es wohl nicht richtig ausdrücken zu können, was ich wissen will.

Wieviel Gewalt und Sex kann, darf, muss ein Jugendbuch beinhalten.

Und wer bestimmt die Dosis.

Ich frage hier Kollegen, die Erfahrung im JuBu-Bereich haben.

 

@Angelika: die Frage, ob notwendig zur Handlung oder nur zum Aufgeilen der geneigten Leserschaft würde bei mir immer zu Gunsten der Handlung fallen :)

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Mir wurde gesagt, ich müsse mir bei einem All Ager keine Beschränkungen auferlegen, weder hinsichtlich des Stils noch anderweitig.

 

Im Jugendbuch würde ich keine grausigen Details beschreiben, in denen v. a. Thriller zur Zeit gerne schwelgen. Das fände ich für Jugendliche unter 16 zu heftig.

 

Auch beim Sex würde ich da nicht zu explizit werden, sondern den Schwerpunkt auf Gefühl und Zärtlichkeit legen. Auf das Wie kommt es an.

 

Grüsse,

 

Mascha

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Liebe Andrea,

 

das ist eine Frage, die mich (als Jugendbuchautorin) bei jedem Roman immer wieder streift. Einerseits erlebe ich die Jugendlichen als durchaus aufgeklärt und auch mit deutlich-direkter Sprache. (Ich belausche gerne Gespräche in der U-Bahn, beim Kaufhaus an der Kassa oder im Kaffeehaus).

Andererseits habe ich gerade bei meiner letzten Lesung erlebt, wie bei meiner kleinen Liebesszene (küssen und ein bisschen fummeln) ein Seufzen durch die Reihen ging. Sie fanden es so romantisch ... dabei war es wirklich sehr dezent!

 

Die wahre Nagelprobe habe ich aber eigentlich beim Lektorat erlebt.

In meinem dritten Roman (einer Dreiecksgeschichte) hatte ich eine Vergewaltigung drin. Auch nicht im Detail beschrieben, sondern mit Augenmerk auf die Folgeerscheinungen. Die musste raus. Und damit ergab sich auch eine recht deutliche Verschiebung des Gesamttons der Geschichte.

 

Im Grunde hätte ich mir beide Varianten unter Jugendlichen sehr gut vorstellen können - stehe aber natürlich voll und ganz zu meiner Endversion! Im Gespräch mit Jugendlichen habe ich mehr als einmal gehört, dass sie gerne die Erstfassung lesen würden. Doch nur die entschärfte Fassung nahm die Hürde durchs Lektorat.

 

In diesem Sinne denke ich, dass die Information, die Andrea bekommen hat, ein realistisches Szenario darstellt. Zu viel Sex oder Gewalt geht im Jugenbuch gar nicht erst in Druck. Zumindest offenbar bei den meisten deutschen Verlagen. Insofern stellt sich die Frage, ob es dann sinnvoll wäre, so zu schreiben.

Ich tröste mich damit, dass die Lektoren und Programmdirektoren mit Sicherheit über mehr Marktwissen verfügen, als ich und vertraue deshalb auf ihre Einschätzung. Ich seh das ziemlich pragmatisch.

 

Liebe Grüße

Gabi

Schachzüge, Störfaktor, Grenzenlos nah, Infinity/ alle bei Thienemann, &&http://www.gabriele-gfrerer.at&&http://teamor61.blogspot.com/

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Ich bitte um Entschuldigung, dass ich nur helfen wollte. Aber ob ich Erfahrungen im Jugendbuchbereich habe oder nicht: Das ist eine Frage, die man nicht generell beantworten kann, weil zu viele Faktoren hineinspielen. Ich bitte nochmals um Entschuldigung.

 

Petra

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Danke nochmals für Eure Antworten und Überlegungen.

 

Es sieht aus, als hätten wir zwei Welten zu diesem Thema: die Jugendlichen, die durchaus an Sex und Gewalt im Buch interessiert sind, auch in deutlicher Sprache, aber auch mit Andeutungen zufrieden sind, da sie eh wissen, was sich dahinter verbirgt

 

und auf der anderen Seite

 

die Verlage (nicht alle), die Buchhändler und vor allem die erwachsenen Käufer, die der Ansicht sind, dass die jugendlichen Leser von Sex und Gewalt behütet werden müssen.

Das aber vor allem aus der Feder deutscher Autoren, denn kommt das Werk als Lizenz in den Markt, fallen alle diese Schranken.

 

Ich muss doch dringend jetzt die Tribute von Panem lesen.

 

Hat schon einer von Euch?

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Liebe Andrea,

auf diese zwei Welten trifft man ja immer. Alles hat zwei Seiten, auch dieses Thema. ;) Ich beurteile die Dosis von Sex und Gewalt an meinen persönlichen Lese-Erfahrungen mit meiner Tochter, Neffen, Freunde der Kinder. Daraus zog ich den Schluß, dass Sex und Gewalt erwünscht sind - weil auch die jungen Leute Spannung bevorzugen und keine weichgespülte heile-Welt-Literatur lesen wollen - allerdings scheut man vor detaillierten Beschreibungen zurück, denn das wird als "eklig" empfunden.

Und wenn ich mir Jugendbücher so ansehe, gehen auch viele Verlage und Lektoren danach.

Das ist jetzt auch nur eine Beobachtung, denn ich selbst habe auch keine eigenen Erfahrungen mit dem Schreiben von Jugendbüchern, oder mit den Vorgaben der Verlage dazu.

Würde ich ein Jugendbuch verlegen, würde ich mich auf den schmalen Grat des gerade noch Zumutbaren begeben. Nichts "ekliges" dürfte vorkommen.

 

LG

Martina

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Weil hier "Doing it" erwähnt wurde: Das ist für mich ein Beispiel, dass Erwachsene ein Buch mit seiner durchaus drastischen Beschreibung gut finden und es hoch loben, aber ich von Jugendlichen gehört habe: Das hat doch mit uns nichts zu tun. So was will ich nicht lesen.

 

Diese Aussagen mögen nicht repräsentativ gewesen sein, aber sie zeigen, dass es nicht immer nur an spießigen Erwachsenen liegt, die Jugendlichen etwas vorenthalten wollen, wenn so ein Buch nicht gelesen wird.

 

LG Luise

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Hallo Andrea!

 

Aus eigener Erfahrung: Ich habe mir bei meinem Buch keine Beschränkungen auferlegen müssen, wobei Sex bei der Geschichte kein Thema war, dazu kann ich daher wenig sagen.

Gewalt kam vor und wurde akzeptiert. Allerdings nicht vergleichbar mit dem, was man in Erwachsenen-Thrillern, bzw. -Krimis liest. Obwohl, ich hatte ein paar explizit eklige Szenen drin (die allerdings im Virtuellen spielten) daran hat sich im Verlag niemand gestört.

 

Die Tribute von Panem habe ich gelesen - da sterben die Kids reihenweise, das ist aber eben der Plot und somit der Kern der Geschichte. Hätte man das gestrichen, wäre nichts übrig geblieben. Soweit ich mich erinnere, geht es aber ohne viel Blutgespritze oder ausgespuckte Gedärme ab, und ich würde die Grenze schon ein paar Meter davor ziehen. Ich denke, der Unterschied zwischen Jugend- und Erwachsenenbuch liegt in der Detailliertheit der Schilderung, nicht im Geschilderten.

 

Liebe Grüße

Ursula

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Interessant - also darf faktisch gestorben werden, aber nicht ekelig.

Das geht wieder in die Richtung, die Melanie mit der Kontrolle über das Geschehen angesprochen hat.

 

Drastischer Sex wird offensichtlich auch als ekelig - zumindest aber als peinlich empfunden.

 

Könnte man fast daraus schließen, dass Jugendliche einen besseren Geschmack beweisen als Erwachsene ;D

 

Weshalb die Verlage und Buchhändler vielleicht doch recht haben.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Könnte man fast daraus schließen, dass Jugendliche einen besseren Geschmack beweisen als Erwachsene  ;D

 

Weshalb die Verlage und Buchhändler vielleicht doch recht haben.

 

Ich glaube, genau das ist das Geheimnis der All-Ager. Da kann man sich sicher sein, dass man nicht mit irgendwelchen ekligen, grausamen Unannehmlichkeiten konfrontiert wird, die einen Nachts nicht schlafen lassen. Man behält als Leser die Kontrolle und darf sich auch in gruseligen Situationen noch "wohlfühlen".

 

Gruß, Melanie

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Interessant -

Drastischer Sex wird offensichtlich auch als ekelig - zumindest aber als peinlich empfunden.

 

Zumindest werden männliche Geschlechtsteile von vielen Mädchen noch mit 14 als eklig empfunden, wie ich bei Aufklärungsfilmen im BU Unterricht festgestellt habe.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Hallo zusammen,

 

als Kind und Jugendlicher fand ich Kinder- und Jugendbücher doof und langweilig. Was da passierte, das hatte mit dem Leben nichts zu tun. Und das wollte ich dann auch nicht lesen. Statt dessen zog mich in der Bücherei die Erwachsenen Ecke an. Naja, und weil mich das Personal kannte, gab es auch keinerlei Probleme, als ich Nicht-Kind-Gerechte Literatur auslieh.

 

Mit anderen Worten: Is gibt sonne und sonne, die einen finden es voll geil wenn Fünf Freunde ganz gefährliche Spione fangen (was den doofen Erwachsenen nicht gelingt) die anderen findens öde, weil es einfach unglaubwürdig ist.

 

Jetzt aber mal zu anderen - und nicht ganz so lang zurück liegenden Erfahrungen: In dem beim Verlag eingereichten Manuskript für eine Schullektüre gab es eine Szene, in der zwischen den Zeilen stand, dass Heldin und Bösewicht eine Nacht gemeinsam in einem Hotelzimmer verbracht haben. Heldin ist 16, Bösewicht 19. Zielpublikum 14-15. Wir mussten die Szene umschreiben. Und, hey, das war wirklich echt super dezent gemacht, da musste man schon aufmerksam lesen, um die Andeutungen zu verstehen.

 

Für die nächste Schullektüre bekamen wir in der Hinsicht Grünes Licht, Sex durfte es also geben, naja, Küsse und so'n Zeugs. Und auch Gewalt. Der Verlag hatte nämlich heraus gefunden, dass genau das die Kids lesen wollen. Die wollen oftmals nicht mal ein Happy End ... :s17

 

Ich find' jetzt leider die Quelle nicht, aber letztens war im Radio etwas über die Schwedische Jugendliteraturszene. Da beklagte sich Autor/innen über Stellen, die ihnen heraus gestrichen wurden. Unter anderem musste in einem Buch über einen 16-jährigen Neonazi das Bier, das er trinkt, durch ein alkoholfreies Bier ersetzt werden. Ja, doch, das ist sehr glaubwürdig! Alkoholfreies Bier :s21 Wahrscheinlich ernährt sich der Bursche auch noch makrobiotisch, macht Yoga und ist zu Tieren nett ... :s16 Der Zynismus musste jetzt einfach mal sein.

 

Bei der Gelegenheit möchte ich einfach mal an Märchen erinnern ... Alleinlebende Damen werden verbrannt, Frauen in Türme eingesperrt, Riesen erschlagen, Wölfen wird der Bauch aufgeschnitten und mit Steinen gefüllt und und und ... :s09 Sonderlich friedlich sind Märchen nicht. Warum also dieses ach-oh-weh-bloß-keene-Gewalt in Kinder- und Jugendbüchern?

 

Viele Grüße

Tobias

"If it sounds like writing, I rewrite it." (Elmore Leonard)

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;D

Im Märchen gibts aber wenig Sex ...

Außer vielleicht diesem einen Dornröschen-Küsschen.

 

Aber mit der Gewalt hast Du völlig recht.

 

Auch hier wieder die Erscheinung, dass Gewalt leichter toleriert wird als Sex.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hallo,

 

mich wundert es schon, wie unterschiedlich Gewalt in der Kinder- und Jugendliteratur heute gesehen wird. Mir fallen gleich zwei Quellen ein, wo Gewalt eine große Rolle spielt. Tobias nannte bereits die Märchen(Hänsel und Gretel -Hexenverbrennung ...). Werden nicht auch viele Kinder mit der Bibel konfrontiert? Für mich nicht gerade sanftmütige Literatur (Sintflut etc.).

 

Zu meiner Schulzeit lasen wir in der 9./10. Klasse sehr spannende Bücher (und das war nicht nur meine Meinung) wie "Die Abenteuer des Werner Holt", "Menschenschicksal" und "Nackt unter Wölfen". Beziehungsgeschichten ("Effi Briest") interessierten die meisten Jungs nicht.

 

Daraus leite ich mal eine These ab. Jungs lesen mehr spannungsreiche Literatur und werden folglich eher mit Gewaltszenen konfrontiert als mit Sex. Eine Gewaltverherrlichung lehne ich allerdings ab!

 

Ob die Kinder mit Sex umgehen können oder nicht, hat in meinen Augen etwas mit der Erziehung zu tun. Unsere Tochter wurde schon früh mit entsprechender Aufklärungsliteratur konfrontiert. Kopfschüttelnd habe ich das alkoholfreie Bier des Neonazis und die Streichung der Übernachtsszene zur Kenntnis genommen.

 

Mfg Steffen

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Das mit dem alkoholfreien Neonazi ist wirklich unglaublich. Man weiss nicht, ob man lachen oder weinen soll.

 

Ich finde es falsch, Kinder und Jugendliche von den Themen Gewalt und Sexualität fernzuhalten, aber es komt auf das Wie an (entschuldigung, ich wiederhole mich). In Märchen gibt es zwar viel Gewalt, aber da heisst es dann eben nur: "Sie stießen die Hexe in den Ofen, wo sie elendiglich verbrannte", aber es werden keine ekelhaften Einzelheiten beschrieben.

 

Andrea, Sex gibt es auch im Märchen, nur gut verschleiert. Rotkäppchen und der böse Wolf sind ein gutes Beispiel. Zumindest wird es manchmal in diese Richtung interpretiert.

 

Ich finde die Diskussion sehr interessant, und mir scheinen einige Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu bestehen.

 

Mascha

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Andrea, Sex gibt es auch im Märchen, nur gut verschleiert. Rotkäppchen und der böse Wolf sind ein gutes Beispiel. Zumindest wird es manchmal in diese Richtung interpretiert.

 

Weiß ich, aber das werden weder die Märchenvorleser den Kindern entschleiern, noch kommen sie selbst drauf. Außer auf einer möglicherweise unbewussten Ebene.

 

Deutliche Gewaltdarstellungen gibt es, und mich schaudert es noch immer in der Erinnerung an die "kleine Meerjungfrau", der die Zunge herausgeschnitten wird ... Andersen kann ziemlich drastisch sein.

 

Auch in den Sagen geht es recht ordentlich zur Sache, auch wenn sie "kindgerecht" aufbereitet werden.

 

Ich habe allerdings eine jugendfreie Ausgabe der "Geschichten aus 1001 Nacht" in meinem Besitz, die komplett und vollkommen sexfrei ist. Eine bemerkenswerte Leistung der Herausgeber ;).

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Bei der Gelegenheit möchte ich einfach mal an Märchen erinnern ... Alleinlebende Damen werden verbrannt, Frauen in Türme eingesperrt, Riesen erschlagen, Wölfen wird der Bauch aufgeschnitten und mit Steinen gefüllt und und und ...  :s09 Sonderlich friedlich sind Märchen nicht. Warum also dieses ach-oh-weh-bloß-keene-Gewalt in Kinder- und Jugendbüchern?

Als die Märchen entstanden, dachte niemand an Bildmedien, Märchen wurden erzählt oder vorgelesen. Die Kinder konnten Fragen stellen, sich ankuscheln, sich geborgen fühlen.

Bruno Bettelheim erklärte das in seinem "Kinder brauchen Märchen" nach meiner Erinnerung so: Solange die Kinder keine Erfahrungen mit Grausamkeiten haben, machen sie sich ihr eigenes alters- und kindgerechtes Bild davon. Kinder, denen Grausamkeiten in ihren Alpträumen erscheinen, haben ein Problem in ihrer Realität. (Sie würden auch ohne Märchengrausamkeiten alpträumen.)

 

Dem steht heutzutage entgegen, dass Kinder aufgrund des Fernsehens und der Computerwelt Vor-Bilder im Kopf haben, die nicht mehr ihrer eigenen Phantasie entsprechen, so dass auch die Grausamkeiten in Märchen weitaus bedrohlicher erscheinen.  

 

Ich bin keine Psychologin, aber vielleicht lässt sich das sinngemäß auf Sex und Gewalt im Jugendbuch anwenden. Jugendliche, die in einem positiven Umfeld aufwachsen, selbst keine Erfahrungen mit lieblosem Sex, Missbrauch und Gewalt gemacht haben, sind viel eher in der Lage, mit solchen Szenen in der Literatur umzugehen. Sie werden keinen seelischen Schaden erleiden, solange die Szenen in den Geschichten Sinn machen, und sie nicht hauptsächlich Bücher lesen, in denen Gewalt und Sex die Hauptrolle spielen.

 

LG Gertraude

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Hallo ihr,

 

ich verfolge mit Interesse eure Diskussion hier.

Ich finde, man darf eines nicht vergessen: Die meisten Märchen wurden schon vor einiger Zeit verfasst, was bedeutet, dass sie ganz anderen Normen unterlag. Kinder- und Jugendliteratur muss immer einen Vermittler, den erwachsenen Leser (Mama, Papa usw.) überspringen, deswegen muss es sowohl dem Vermittler als auch dem Kind gefallen.

Als Preussler beispielsweise den "Kleinen Wassermann" geschrieben hat, war es durchaus Gang und Gebe, dass Gewalt in das Leben der Kinder dazugehört. Es war eben eine andere Zeit mit anderen Werten und Normen (auch pädagogische!) und es gehörte eben dazu.

Wie viel Gewalt heutzutage in ein Kinder- und Jugendbuch kommt, ist auch abhängig von dem verfolgten Ziel. Ich meine, Kinder- und Jugendliteratur enthält immer zu einem gewissen Teil (jedenfalls in der Theorie) pädagogische Ansätze.

Beispielsweise "Ich knall euch ab!" Da wird Gewalt sehr präzise behandelt. Es war, soweit ich weiß, das erste Buch, das Amoklaufen behandelt.

 

Zum Thema Sex: In Grimms Märchen, jedenfalls in den alten Fassungen, sind sehr wohl sexistische Anspielungen zu finden. Dies unter anderem, weil davon ausgegangen wird/wurde, dass Kinder das ein oder andere noch nicht verstehen und einfach darüber hinweg lesen, Eltern es allerdings sehrwohl verstehen sollen. Die Kinder werden nach und nach das Verständnis dafür entwickeln. Sagt man sich so.

 

 

Grüße, Hilke

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Ich greife diesen Thread wieder auf mit einer Frage: Wie steht es eigentlich mit dem Thema Abtreibung im Jugendbuch? Hat jemand damit Erfahrung? Soweit ich weiß, gibt es Bücher über ungewollte Schwangerschaft und die Entscheidung, das Kind dann doch zu bekommen. Aber wie ist es, wenn Abtreibung selbstverständlich vorkommt?

 

Zum Thema Sex habe ich noch eine Diskussion vom letzten Jahr gefunden, über das Buch "Doktorspiele" von Jaromir Konecny. Und auch der andere Artikel (aktueller) zum Thema Pornografie in der Schule ist ganz interessant.

(Link ungültig)

(Link ungültig)

 

LG Claudia

Baronsky&Brendler: Liebe würde helfen  Ein Staffelroman 
Februar 21, Kampa

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Ich greife diesen Thread wieder auf mit einer Frage: Wie steht es eigentlich mit dem Thema Abtreibung im Jugendbuch? Hat jemand damit Erfahrung? Soweit ich weiß' date=' gibt es Bücher über ungewollte Schwangerschaft und die Entscheidung, das Kind dann doch zu bekommen. Aber wie ist es, wenn Abtreibung selbstverständlich vorkommt?[/quote']

 

In meine historischen Jugendbuch (kommt im Herbst), spielt eine Engelmacherin eine entscheidende Rolle. Meine jugendliche Heldin erklärt ihrem Freund recht ausführlich, warum deren Geschäfte gut laufen und warum Frauen ihre Dienste in Anspruch nehmen.

 

Es gab keinerlei Kommentare dazu, es wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Abtreibung/ungewollte Schwangerschaft zum Leben dazu gehört.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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