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(MelanieL)

Wie funktionieren Auktionen?

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Hallo zusammen!

 

Gelegentlich lese ich hier von Auktionen (Manuskriptbörsen?). Leider kann ich mir darunter nicht sehr viel vorstellen.

Wie funktionieren Auktionen?

Wie lange dauern sie - mehrere Tage? Immerhin müssen doch die Interessenten die Exposees und/oder Leseproben vorher prüfen.

Bestimmen Agenturen einen Termin, zu dem dann Manuskripte oder Exposees an den Meistbietenden verkauft werden?

Welche Manuskripte kommen dafür in Frage: potenziell "heiße Ware", oder eher Ladenhüter?

Sind Auktionen üblich in der Branche, oder finden die eher selten statt?

Werden damit Prozesse beschleunigt, oder geht es um etwas Anderes?

Was hat der Autor davon - ist das eher gut oder eher schlecht?

 

Danke fürs Beantworten und viele Grüße,

Melle

 

PS: Die Frage hat keinen konkreten Bezug, sondern soll nur meine Neugier befriedigen!

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Ich schließe mich Melanies Fragestellung an. Im Gegensatz zu ihr, habe ich von solchen Auktionen noch nie etwas gehört.

 

Hans-Jürgen

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Hallo,

Auktionen kommen dann zustande, wenn mehrere Verlage sich für ein Manuskript interessieren - d.h. es betrifft MS mit hohem Marktwert oder, wie Du schreibst, "heiße Ware".

Zunächst geben alle Verlage ihr Angebot ab, erfahren dann vom aktuellen Höchstpreis und haben dann die Möglichkeit, diesen zu überbieten. Wenn das in mehrere Runden geht, dann wird ein Auktion meistens mit einem "Best Offer" beendet - sprich: zu einer vereinbarten Zeit haben alle Verlage noch einmal die Möglichkeit unabhängig voneinander ihr Höchstgebot zu nennen. Das ist dann aber verbindlich und wird nicht mehr erhöht. Der, der am meisten bietet, erhält naturgemäß den Zuschlag.

So eine Auktion kann ein, zwei Wochen, vielleicht auch etwas länger dauern.

Bei Auktionen kann es vorkommen, dass Vorschüsse von MS in Höhe schnellen, die im Normalfall kaum denkbar sind (auch mal in einen sehr hohen 5stelligen oder gar 6stelligen Bereich). Aber natürlich gibt es auch Auktionen, die auf einem niedrigen Level beginnen und bei denen Verlage sehr schnell aussteigen, weil sie nicht mehr bieten wollen.

Meine Erfahrung ist: Es gibt kaum etwas Besseres für einen Autor als eine Auktion, weil diese das große Interesse an seiner Arbeit zeigt - aber auch kaum etwas Nervenaufreibenderes.

Liebe Grüße,

Julia

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(Disclaimer: Dieser Post spiegelt nur meine Erfahrungen mit Auktionen wider, und bezieht sich in Folge dessen auch nur auf Titel in den Genres, die ich vertrete. Bei anderen Agenten oder anderen Genres kann das natürlich auch anders aussehen!)

 

Zu Auktionen kann es immer dann kommen, wenn mehrere Verlage an einem Manuskript interessiert sind (für Ladenhüter oder schwer vermittelbare Titel ist das also eher weniger eine Option)

 

Klassischer Beispielfall: auf der Buchmesse hat man ein Manuskript dabei, von dem man weiß, es ist genau, was gerade alle suchen. Man begeistert 10 Verlage von der Idee, und schickt diesen das Material. Dazu setzt man eine Prüffrist, binnen derer eine Entscheidung gefällt werden soll.

Wenn alles gut läuft, sagen zwar einige Verlage ab, aber z.B. auch 5 Verlage, sie hätten den Roman gern. Wenn es einige Angebote gegeben hat, informiert man alle Beteiligten über die höchste gebotene Summe, und fragt, wer in einer zweiten Runde noch mitbieten mag. Das kann man so lange machen, bis - wie bei einer klassichen Auktion - nur noch ein Bieter übrig bleibt.

Oder man legt einen Termin fest, zu dem alle Interessierten ihr "Best Offer" abgeben, das dann den Zuschlag erhält.

 

Außer um Geld geht es bei Auktionen oft auch noch um Programmpositionierungen, um Werbemaßnahmen, Vorabexemplare und und und.

 

Auktionen sind für den Autor eigentlich immer von Vorteil.

 

Herzliche Grüße,

Natalja

Edit: Während ich tippte, hatte Julia schon gepostet - ich stimme ihr völlig zu, und bitte, eventuelle Doppelungen zu entschuldigen!  

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Danke für eure Antworten!

 

So in etwa habe ich mir das vorgestellt.

 

Kommt das öfter vor?

Es sind also immer Auktionen für ein bestimmtes MS, und eine Auktion wird nicht im Vorfeld bestimmt, sondern die Nachfrage kann zu einer Auktion führen. Richtig?

 

Viele Grüße,

Melle

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Kommt das öfter vor?

Es sind also immer Auktionen für ein bestimmtes MS, und eine Auktion wird nicht im Vorfeld bestimmt, sondern die Nachfrage kann zu einer Auktion führen. Richtig?

 

Man kann es im Vorfeld gar nicht bestimmen, weil man sich es ja nicht aussuchen kann, wie viele Verlage sich für ein MS interessieren. Natürlich kann ein Agent Prognosen abgeben, bei welcher Art von MS eine Auktion wahrscheinlich ist. Wenn man mit dem Buch einen sehr aktuellen Trend bedient, dann hat man bessere Chancen auf großes Interesse seitens der Verlage - und ergo auf eine Auktion.

Grundsätzlich kommt es meistens nur beim ersten Buch, das man in einem bestimmten Genre schreibt, zu einer Auktion. Die weiteren dieser Art bietet man ja dann zunächst mal dem bisherigen Verlag an.

Manchmal ist es auch so, dass ein Autor einen Wunschverlag hat und man nur diesem das MS zeigt. Kommt dann der Zuschlag, gibt es auch keine Auktion.

Und dann gibt es noch die Möglichkeit eines Preempt - sprich: einer der Verlage, denen man das MS vorgelegt hat, macht sehr schnell ein ziemlich gutes Angebot - unter der Vorraussetzung, dass man es noch am selben Tag annimmt, ansonsten werden die Konditionen hinfällig. Auf diese Weise versuchen sie quasi, das MS vom Markt zu schnappen und eine Auktion zu verhindern - weil die anderen Verlage oft nicht in dieser kurzen Zeit reagieren und gleichfalls ein Angebot machen können.

Liebe Grüße,

Julia

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Danke, Julia!

 

Es ist schon ziemlich spannend, was so alles mit einem Manuskript passieren kann, wenn man es aus der Hand gegeben hat ...

 

Viele Grüße,

Melle

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Wenn es zu einem Preempt kommt, könnte das für den Verlag auch nach hinten losgehen, falls er die Konditionen nur einen Tag lang anbietet und noch andere Verlage interessiert sind?

 

Gruß, Melanie

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Bei einem Preemt kann es natürlich passieren, dass noch innerhalb der gesetzten Frist ein anderer Verlag höher bietet. Dann wird das Preempt abgelehnt - doch der Verlag, von dem es stammt, hat natürlich dann die Möglichkeit, sich nun ganz normal an der Auktion zu beteiligen, also höher zu bieten.

 

Was interessant ist: Während man ansonsten ja oft monatelang auf Rückmeldungen des Verlags warten muss, werden hier oft innerhalb weniger Stunden wichtige Entscheidungen getroffen. Wenn eine Lektorin gerade an diesem einen Nachmittag einen Zahnarzttermin hat und unerreichbar ist, kann das schon mal über die Zukunft eines Buchs entscheiden, also über Vorschuss, Platzierung etc....

Da dreht sich die Welt, die ansonsten ganz gemächlich ihren Gang nimmt, also plötzlich ganz hektisch.

Liebe Grüße,

Julia

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Auch von mir ein herzliches Dankeschön. Wie bereits gesagt, kannte ich diese Auktionen nicht. Ist schon spannend, was es alles so gibt.

 

Hans-Jürgen

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Hi,

 

mein Agent erzählte mir vergangene Woche von einem durch ihn angebotenes Manuskript, das am Montag bei EUR 3.500 stand, sich im Laufe der Woche zu einer Auktion hochschaukelte und am Freitag bei EUR 80.000 aus dem Rennen ging.

Davor hatten ihn die Verlage drei Wochen lang zappeln lassen.

Genre: Literary Memoirs.

Da schlägt das Herz schon schneller, wenn man solche Summen hört.

 

Wenn dann allerdings 'nur' 30.000 Exemplare verkauft werden, gilt das Buch dennoch als Flop und der Autorenname könnte verbrannt sein.

 

Liebe Grüße

 

Siegfried Langer

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Wenn dann allerdings 'nur' 30.000 Exemplare verkauft werden, gilt das Buch dennoch als Flop und der Autorenname könnte verbrannt sein.

 

 

So schnell "verbrennt" man nicht. Nicht jedes Buch, dessen Garantiehonorar nicht gleich eingespielt wird, ist ein Flop. Natürlich sind die Erwartungen höher, wenn solche Summen fließen, und natürlich kann eine Autorenkarriere eine empfindlichen Dämpfer erhalten, wenn diese Erwartungen enttäuscht werden - aber jeder in der Branche weiß, von wie vielen, teils irrationalen Faktoren der Erfolg eines Buchs abhängt, und wird Wohl und Wehe eines Autors nicht von einem einzigen abhängig machen.

Liebe Grüße,

Julia

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Und wieder bin ich etwas schlauer. :s13

Danke, für eure Erklärungen.

Puh, allein bei der Vorstellung einer Auktion wird es mir schwindelig. Wie nervenaufreibend. Was mich allerdings am meisten beeidruckt, ist die kurze Wartezeit. Wie schööön!

 

L.G.

Gabi

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Juhu ihr alle!

 

Mein Manuskript wurde damals versteigert - es war nervenaufreibend und sehr spannend!

Von anfänglich 10 Verlagen blieben zwei ... Wir haben uns dann für einen Verlag entschieden und ich bekam gleich einen Vertrag über zwei Bücher.

Letztes Jahr ist das erste erschienen - und es läuft nicht sooo gut, dass der Vorschuss wieder drin ist.

Trotzdem habe ich einen Vertrag über zwei neue Bücher bekommen :-)

Meine Lektorin glaubt an mich. Eine(n) Autor(in) langfristig aufbauen kann so zwei bis drei Bücher "kosten" ...

Ich arbeite also aktuell an Buch Nr. 3 - und dann an 4 ;D

 

Liebe Grüße vom Schreibtisch

Andrea

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