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(Nikola Hahn)

Books on Demand - Fluch oder Segen?

Empfohlene Beiträge

Ich stoße immer wieder - sowohl bei Kommentierungen bei Online-Buchhändlern (amazon), als auch in verschiedenen Foren auf das Thema "BoD" - teilweise wird da kontrovers und emotional diskutiert.

Ich gehöre zu der (wahrscheinlich) eher seltenen Spezies, die erst bei einem Publikumsverlag publizierte und später dann (auch) bei BoD. Und deshalb möchte ich einfach mal ein Statement zu BoD abgeben (angelehnt an einen Beitrag, den ich in einer Leserdiskussion veröffentlicht habe) und hier zur Diskussion stellen:

 

Also, aus der Sicht einer Schriftstellerin, die in einem großen Verlag erfolgreich veröffentlicht (Ullstein) und sich trotzdem entscheidet, (auch) bei BoD zu veröffentlichen:

 

Die Gründe:

- Ich kann Bücher verlegen, die "nicht die große Masse" interessieren (Märchen, Kurzgeschichten ...)

 

- Ich habe die Freiheit des Layouts: Ich LIEBE es, meine "BoD-linge" gleich im Layout zu schreiben, also mir zu überlegen, wie ich den Text setze und wie ich Bilder etc. einbinde, ohne mir Gedanken zu machen, ob und wie das einem Lektor gefällt.

 

Allerdings finde ich schon, dass jemand, der bei BoD veröffentlicht und es NICHT nur für den Nachbarn tut, sich mit den Grundlagen des Büchermachens auseinandersetzen sollte oder den entsprechenden Service von BoD in Anspruch nehmen sollte. (Nur vorbeugend: Von den sogenannten „Zuschussverlagen“ rede ich hier nicht. Und ich setze auch voraus, dass der Unterschied zwischen einer Books on Demand-Publikation und einem „Zuschussverlag“ bekannt ist. Falls nicht: Einfach Kosten-Nutzen-Analyse durchführen.)

Die Diskussion, ob und wo richtige Literatur (was ist das?) entsteht und ob BoD dafür der richtige Ort ist, finde ich zwar durchaus interessant, aber letztlich irrelevant. Auf den Inhalt kommt es an. Und da gibt es eben unterschiedliche Leseinteressen, die BoD durchaus bedienen kann. Und was das Lektorat angeht: Nun ja, da sind meine eigenen Erfahrungen durchaus zwiespältig. Ich hatte bis heute ein rundes Dutzend Lektorinnen, und die Qualität war durchaus gemischt, um`s mal freundlich auszudrücken.

Generell stellt aber das Verlegtwerden in einem "richtigen" Verlag schon eine gewisse "Auszeichnung" dar, nicht unbedingt auf die Qualität des Inhalts bezogen, sondern auf die Tatsache, dass unabhängige Dritte das eingereichte Werk als für die Öffentlichkeit tauglich bewertet haben. Ob man als Leser dieser Bewertung folgt oder aus welchem Interesse heraus sie erfolgt (monetär oder ideell, wobei Ersteres leider zunehmend eine Rolle spielt), sei dahingestellt. Das möchte ich nicht werten; Fakt ist jedenfalls: Irgendwer hält ein Buch für „vermarktbar“, also für (irgendwelche) Leser interessant. Und das ist eben das Kriterium: Ein Schriftsteller schreibt für Leser. Das können viele oder sehr viele sein (wie bei den Publikumsverlagen angestrebt) oder eben auch wenige (beispielsweise Regionales, „Hochliteratur“, Lyrik).

 

Ein großer Nachteil von BoD ist eindeutig, dass es eben diese "Drittbewertung" nicht gibt, denn ich selbst entscheide. Und da kann dann alles herauskommen ... Der zweite Nachteil von BoD ist, dass es sich für Romanautoren mit längeren Werken in der Regel finanziell nicht lohnt, da die Endpreise zu hoch sind.

Kleinere Werke hingegen können durchaus zu einem vernünftigen Preis (sogar mit Farbbildern) herausgebracht werden. Und die Möglichkeit, farbige Abbildungen einzubinden, ist bei BoD einfach super. Da ich es selbst schon mit drei Büchern ausprobiert habe, weiß ich, von was ich spreche :)

Im Übrigen gibt es ja auch unter den Publish-on-Demand-Anbietern unterschiedliche Preisgestaltungen; ich beziehe mich eben nur auf BoD, weil ich dort meine Erfahrungen gemacht habe.

 

Soweit zu meinem "schöngeistigen" Schreiben.

 

- Einen weiteren, meiner Meinung nach sehr gewichtigen Vorteil, bietet BoD für Fachbuchautoren. Da Fachbücher in der Regel ohnehin einen recht hohen Preis haben (was daraus resultiert, dass auch in einem "richtigen" Verlag die Auflagen in der Regel nicht hoch sind), rentiert sich hier auch das Veröffentlichen eines umfangreicheren Werkes. Außerdem besteht die Möglichkeit, für einen geringen Preis eine neue Auflage herstellen zu lassen, wenn das Werk aktualisiert werden muss, und das ist bei Fachbüchern nun mal häufiger der Fall.

Ich jedenfalls werde auch dieses Segment bei BoD ausprobieren - das Fachbuch über Vernehmung, an dem ich derzeit arbeite, werde ich gar keinem Verlag anbieten, sondern direkt bei BoD veröffentlichen.

Ich verstehe durchaus, dass es Kriterien geben muss, um den Beruf eines Schriftstellers irgendwie "abzugrenzen", nicht aus dem Grund, dass BoD-Autoren oder Selbstverleger schlecht schrieben, sondern, weil durch diese Mittel eben ein Jeder per eigener Entscheidung zum Schriftsteller werden kann, und deshalb habe ich persönlich auch nichts dagegen, dass meine BoD-Bücher anders gesehen werden als meine Romane z. B. bei Ullstein. Ebensowenig habe ich etwas dagegen, dass diese Bücher bei Wettbewerben und Preisen "nicht gelten" und dass sie kein Kriterium für die Aufnahme in Schriftstellervereinigungen sind.

 

Was ich aber fatal finde, ist der automatische Schluss, der daraus gezogen wird: dass nämlich der BoD-Autor oder Selbstverleger per se Schlechtes schreibt. Er kann sogar sehr Gutes schreiben! Aber (und so ist ja auch das "Bauchgefühl" der meisten, die schreiben und darin liegt der Grund, es immer wieder mit Anschreiben an "richtige" Verlage zu versuchen), "man" ist eben eigentlich erst ein Schriftsteller (und fühlt sich auch so), wenn man in einem "richtigen" Verlag verlegt wird.

Ich habe das Glück, mich trotz BoD Autorin schimpfen zu dürfen und auch als solche zu gelten, weil ich eben bei Ullstein verlegt werde (oder früher bei Heyne). Meine "Schreibe" bei Ullstein ist aber keinen Deut besser oder schlechter durch die Tatsache, dass ich bekennende BoD-Autorin bin. Ich mag meine "BoD-linge" und ich stehe dazu und werde das sicherlich auch weiterhin nutzen.

 

Ich bin der Meinung, und das hoffe ich mit meinem Mammutbeitrag zu vermitteln, dass jemand, der ernstlich schreiben will und an sich arbeitet und erst mal bei BoD oder einem BoD-Verlag oder im Selbstverlag verlegt, ernst genommen werden soll. Aber genauso glaube ich, dass es vielen Neu-Autoren an der nötigen Geduld, dem nötigen Handwerk, der nötigen Selbstkritik und der nötigen Ausdauer fehlt, die man als Schriftsteller eben auch haben muss. Bei mir hat es vom ersten Schreiben bis zur ersten (richtigen) Veröffentlichung in einem (richtigen) Verlag sehr lange gedauert: Mein erstes, überhaupt veröffentlichtes Gedicht, entstand 1978, einen ersten Verlagsvertrag habe ich 1997 unterschrieben ...

Was ich damit sagen will, ist: Die Hoffnung nicht aufgeben, sich nicht entmutigen lassen, an sich arbeiten. Überlegen, für welches Publikum man schreiben möchte und, an die, die nicht schreiben, aber über die Schreibenden urteilen: Nicht darauf schauen, wo das Buch veröffentlicht wurde, sondern wie es geschrieben ist, was es sagt - und wie es aussieht. Denn das, und dabei bleibe ich, gehört auch dazu: Dass ein Buch ein vernünftiges Layout hat.

Leser bezahlen für Bücher. Ohne Leser wären alle Schriftsteller arbeitslos. Wenn ein Verlag ein Buch schlecht setzt und lieblos hinnudelt (und da ließen sich auch bei "richtigen" Verlagen durchaus Beispiele finden), so kann der Autor nichts dafür. Wenn er aber selbst ein Buch herausbringt, wie auch immer, dann ist er dem Leser schuldig, nicht nur ein gutes, sondern auch ein "schönes" Buch zu machen.

 

In diesem Sinne: Für die Autoren hier: Lasst Euch nicht unterkriegen, aber arbeitet auch an Euch, und für die Leser: Seid so nett und schaut Euch das einzelne Buch an, nicht die Vermarktungsform.

Ich hoffe, ich konnte durch mein "Outing" ein bisschen zur Versachlichung der doch teilweise sehr emotional geführten Debatte beitragen.

 

Mit den besten Grüßen

Nikola Hahn

Schriftstellerin UND Leserin *g*

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Ich sehe das ganz genau so. Ich habe bisher noch kein Buch als Bod veröffentlicht, habe die Idee dazu aber schon seit längerem im Hinterkopf. Dabei finde ich das für Sachbuchideen sehr interessant. Es gibt so einige Spezialthemen, für die ich sicher nur mit Schwierigkeiten einen großen Verlag interessieren kann, die mir aber a) wichtig sind und b) durchaus ihre Käufer - wenn auch in geringerer Zahl finden dürften.

 

Interessant finde ich es auch für Belletristik. Hier habe ich auch ein paar Ideen, bei denen mich eine Bod-Veröffentlichung reizen würde - gerade auch, was die Gestaltungsmöglichkeiten angeht. Ich kann auch Nikolas Überlegungen zum Lektorat etc. nur teilen.

 

Normalerweise ist es sicher schon so, dass Verlage mit dem Lektorat aussieben, welches Buchprojekt auf dem Markt Chancen hat. Gleichzeitig habe ich aber auch meine Zweifel daran, ob wirklich "jeder" gute Text erkannt wird. Ich erinnere mich da an Bücher von mir, die sich später hervorragend verkauft haben. Das waren in einigen Fällen gerade die Projekte, bei denen ich im Vorfeld besonders viele Absagen von Verlagen bekommen habe und für die ich besonders viel Überzeugungsarbeit leisten musste. Alles was sehr "eigen" oder vielleicht auch fortschrittlich ist, hat es besondes schwer. So mein Eindruck. Gerade dafür finde ich Bod sehr reizvoll - auch in Hinblick auf die schon erwähnten Gestaltungsmöglichkeiten. Ich denke, dass da bei Sachbüchern auch ein kommerzieller Erfolg möglich ist, der besser sein kann, als wenn ich in einem Verlag "normal" veröffentliche.

Also: Für mich ist Bod eine seriöse und sehr ernst zu nehmende Variante der Veröffentlichung.

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Normalerweise ist es sicher schon so, dass Verlage mit dem Lektorat aussieben, welches Buchprojekt auf dem Markt Chancen hat. Gleichzeitig habe ich aber auch meine Zweifel daran, ob wirklich "jeder" gute Text erkannt wird.

 

Ich muss da einmal ein Lanze brechen für die Verlage, weil (wie übrigens häufig hier zu lesen) unterschwellig ein Irrtum weiter verbreitet wird. Das Lektorat ist nicht (nur) dazu da, gute Texte zu finden. Es ist vor allem dazu da, gute Texte zu finden, die in das Verlagsprogramm passen, und das ist was ganz anderes. Es gibt häufig gute Texte, die aber eben nicht in das Programm passen und deshalb abgelehnt werden. Völlig zu Recht! Leider sind manche Autoren so begeistert von ihren Texten, dass sie völlig übersehen, dass auch die Verlage "begeistert" sind von "ihrem" definierten Programm. Wenn beides nicht zusammen passt, dann wird ein Manuskript folgerichtig abgelehnt. Es gibt übrigens zu wirklich fast jedem Thema auch passende Verlage, aber es ist zuweilen mühsam, sie zu finden.  Außerdem soll das Lektorat natürlich aus guten Texten noch bessere machen. Ich kenne keinen Text, der durch einen (guten) Lektor nicht noch besser werden könnte.

 

Nichts gegen BOD, aber für Belletristik ist das meist zu teuer und führt nicht zu konkurrenzfähigen Preisen, im Sach- und Fachbuchbereich ist es dagegen durchaus machbar. Wenn man ehrlich rechnet, müsste man auch noch die Kosten für ein echtes Lektorat dazu rechnen. Das wird aber oft vermieden und das sieht man dann diesen Büchern auch an.

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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Ich oute mich als bekennende BoD-Leserin;). Veröffentlicht habe ich via BoD zwar nichts, aber eben einige Sachbücher gekauft. Ich weiß nicht, ob ich Belletristik nochmals von BoD-Autoren kaufen würde (meine zwei, die ich gekauft habe, waren leider ein Reinfall), aber beim Sachbuchbereich mache ich als Käufer keinen Unterschied zwischen "Verlagsautoren" und "BoD-Autoren". Der Inhalt muss passen, das ist mir das Wichtigste. Und von der Qualität her habe ich auch nichts zu bemängeln.

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Ich kann nur für mich sprechen, und für mich würde sich ein BOD für ein Unterhaltungswerk mit viel Text nicht rechnen. Ich bräuchte ein professionelles Lektorat und das kostet allein soviel, dass der Preis auf die BOD Stückpreise umgerechnet nicht konkurrenzfähig wäre.

Ohne Lektorat würde ich nichs mittels BOD veröffentlichen wollen, weil ich weiß, dass, egal wie gut ich selbst suche, in jedem meiner Texte Fehler versteckt sind, über die ich einfach hundertmal drüberlesen kann, ohne sie zu finden.

Mir wäre nicht wohl für fehlerhafte, unlektorierte Texte Geld von Lesern zu nehmen und mit Profilektor wird es zu teuer.

 

Für kleine Sachen eventuell, Bilderbücher mit wenig Text oder meine handgerkitzelten Haiku, die ich in meiner Schublade horte. Aber nicht für einen Roman oder eine Kurzgeschichtensammlung.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Hallo,

 

ich habe bisher zwei BoD-Romane gelesen und fand sie okay, nicht unbedingt schlechter als so einiges, was bei großen Publikumsverlagen erscheint. Wenn dem amazon-Verkaufsrang nur annährend zu trauen ist, so gibt es auch einige bei BoD veröffentlichte Bücher, die ganz gut laufen. Das dürften aber eher die Ausnahmen sein.

 

Als ich noch unveröffentlicht war, hatte ich BoD als allerletzte Alternative im Hinterkopf. Dann klappte es aber bei Verlagen und ich bin sehr froh darüber, denn ich habe durch das Lektorat auch wichtige Tipps und Hilfe bekommen. Selbst der Kleinverlag, bei dem ich zwar nicht viel verdient habe, hat Werbung für mich gemacht, Lesungen organisiert etc. Bei BoD hätte ich mich selbst um all das kümmern müssen.

 

Daher würde ich Neulingen raten, erst einmal lange und ausdauernd nach Agenten und Verlagen zu suchen. Wenn wirklich niemand, nicht mal ein Kleinverlag, an dem Manuskript Interesse hat, ist es entweder nicht gut genug geschrieben oder es hat ein Thema, für das es kaum eine Zielgruppe gibt. In diesem Fall muss man sich fragen, was eine BoD-Veröffentlichung denn bringt, außer, dass man sein eigenes Werk als Buch in der Hand halten und ein paar Leuten schenken kann.

 

Wer, wie Nikola, bereits einige erfolgreiche Veröffentlichungen vorweisen kann, steht vielleicht besser da, weil eben schon der Name auf dem Cover ziehen könnte. Dann ist es keine so üble Idee, Exotenthemen bei BoD rauszubringen, wenn man unbedingt darüber schreiben will.

 

Viele Grüße

 

Tereza

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Liebe Angelika,

 

dass BoD für umfangreiche Texte (Romane) nicht so geeignet, weil zu teuer ist, sagte ich ja auch. Das ist ein einfaches Rechenexempel, das im übrigen jeder selbst ausprobieren kann, denn auf der Seite von BoD gibt es einen Kostenkalkulator, der genau "ausspuckt", wie viel ein Buch kosten würde bzw. wie groß die Marge ist.

 

Die größte Stärke sehe ich - wie schon ausgeführt -  im Fach-/Sachbuchbereich, da die Auflagen in diesem Bereich generell nicht so hoch sind und die Verlage kaum bis keine Werbung machen. Außerdem sind die Preise für Fachbücher in der Regel auch in Verlagen sehr hoch. Und diese Bücher verkaufen sich hauptsächlich durch Mund-zu-Mundpropaganda und durch Rezensionen in entsprechenden Fachzeitschriften.

 

Ein BoD-Buch zu machen, OHNE sich vorher mit den Grundregeln des Layouts auseinanderzusetzen, halte ich für einen großen Fehler. Leider ist es aber nicht so, dass Verlage das (und ein gutes Lektorat!) automatisch und in jedem Fall leisten. Ich habe unlängst ein inhaltlich sehr überzeugendes, aber in der Ausführung mit erheblichen Mändeln belastetes Buch aus einem "richtigen" Verlag gelesen, und auch das Lektorat lässt - selbst bei großen Verlagen - zuweilen sehr zu wünschen übrig.

Das liegt schlichtweg daran, dass heute zunehmend sog. Außenlektoren eingesetzt werden, die nicht nach dem Ergebnis, sondern (offenbar) nach Zeit bezahlt werden. Ich habe bei meinem letzten Roman mit einer solchen Außenlektorin sehr unliebsame Erfahrungen gemacht und es schließlich abgelehnt, weiter mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie hat Passagen gestrichen, ohne darauf zu achten, dass dadurch Handlungsstränge unlogisch wurden, und als sie es dann noch fertigbrachte, das Manuskript mit grammatischen Fehlern (!) zu verschlimmbessern, war für mich das Maß voll.

Allerdings ist eins auf jeden Fall richtig: Ein gutes Lektorat ist Gold wert! (Und wer einen guten Lektor hat, sollte alles nur Erdenkliche versuchen, dass er ihn behalten kann.) Ich durfte das auch schon erleben, aber leider nur bei einem Buch. Bei allen anderen war es schlichtweg eine Katastrophe.

 

Was das Redigieren eigener Texte angeht, so glaube ich schon, dass da allerhand möglich ist. Man muss nur genügend Zeit zwischen den Abschluss des Schreibens und das Überarbeiten legen und zusätzlich (gute!) Testleser haben, die auf Vieles aufmerksam machen können. Darüber hinaus ist es hilfreich, wenn man schon Erfahrung im Redigieren von Texten hat, vielleicht durch Mitarbeit in einer Literatur-Zeitschrift pp.

 

Viele Grüße!

Nikola  ;)

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Ich schreibe zwar keine Sachbücher, aber ich als Leser hätte im Hinterkopf, dass ein Sachbuch, das in einem Verlag lektoriert wurde, dort auch auf inhaltliche Fehler abgeklopft wird, ein BOD Autor alles in seinen Text schreiben und veröffentlichen kann, ohne dass ihm jemand Fehler aufzeigt.

 

Als Leser kann man nur durch Lesen und selbst Nachrecherchieren dahinter kommen, ob ein Autor wie du und sicher alle hier im Forum nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und sich durch gute Testleser prüfen lässt, oder ob er einfach den billigen Weg nimmt und druckt, was ihm beliebt. Gerade bei Sachthemen, über die man sich mittels Buch informieren will, aber selbst nicht bewandert ist, sehe ich die Gefahr, dass bei einem BOD Buch auch Inhaltsfehler eher auftreten können als bei einem Buch, das in einem Sachbuchverlag erscheint.

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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Liebe Nikola,

 

ich habe zwar auch nicht BoD publiziert und kenne mich damit auch nicht gut genug aus, um mir eine fundierte Meinung darüber zu bilden. Wenn man mal absieht, von den zahlreichen, doch sehr subjektiven Diskussionen, diese Form der Publikation betreffend. Aber das lasse ich mal außen vor.

 

Doch ich kann durchaus die Sachlichkeit und vor allem Fairness in deinem Statement erkennen.

Sehr einleuchtend, finde ich deine Gründe, die für BoD sprechen, was die Eigenständigkeit in der kreativen Gestaltung betrifft. Leider stünde ich spätestens dabei auf dem Schlauch. ;-)

 

Also, rein gefühlsmäßig, hat mir dein Bericht sehr gut gefallen und war mit mehr Information gespickt, als jede der zahlreichen, kontroversen Diskussionen.

 

Was ich aber fatal finde, ist der automatische Schluss, der daraus gezogen wird: dass nämlich der BoD-Autor oder Selbstverleger per se Schlechtes schreibt. Er kann sogar sehr Gutes schreiben! Aber (und so ist ja auch das "Bauchgefühl" der meisten, die schreiben und darin liegt der Grund, es immer wieder mit Anschreiben an "richtige" Verlage zu versuchen), "man" ist eben eigentlich erst ein Schriftsteller (und fühlt sich auch so), wenn man in einem "richtigen" Verlag verlegt wird.

 

Und ein "richtiger" Verlag, birgt noch lange keine Gewährleistung für "Gutes".

 

Herzlichst

Silvia

Die Trevelyan Schwestern - Jetzt geht es um Liebe

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Hm!!?? Ein Sachbuch, das vom Verlag lektoriert wird....Dazu gibt es ziemlich viel zu sagen. Ob ein Sachbuch vom Lektor inhaltlich sinnvoll überprüft und ob es dadurch wirklich verbessert wird, scheint mir - nach meiner Erfahrung - zumindest fraglich.

 

Ich denke, dass ich in einigen Themenbereichen, insbesondere Luftfahrt, ein ausgewiesener Fachmann bin (ohne mich jetzt zu sehr auf die Schulter zu klopfen). Ich habe es sehr häufig erleben müssen, dass durch die Arbeit der Lektoren massive fachliche Fehler in die Manuskripte eingebaut wurden. Und das ist nicht selten, sondern häufig und bei verschiedenen renommierten Verlagen geschehen. Das waren dann wirklich peinliche Fehler.

 

War das Lektorat fair, hat es mich über die Änderungen informiert und ich konnte diese checken und ggf. korrigieren bzw. wieder richtig stellen "Ich habe auf S. 72 was geändert. Guck mal drauf, ob das so noch okay ist.") Aber es gab auch nicht wenige Fälle, wo in meinen Manuskripten herumgefuscht wurde (ich kann das nicht anders formulieren) und ich dann erst im Umbruch gesehen haben, was sich da im Verborgenen eingeschlichen hatte.

 

Ich denke, ich konnte bisher alle durch Lektoren produzierte Fehler wieder aus den Texten herausfiltern. Und das waren nicht wenige. Nur: Das ist echt Arbeit, die nun wirklich nicht nötig ist, Arbeit die mich häufig sehr viel Zeit gekostet hat.

 

Nun entsteht natürlich schnell der Eindruck, dass ich (in diesem Fall Fachmann für Luftfahrt) Erbsenzählerei betreibe und mich da in meinen Manuskripten an Kleinigkeiten aufreibe. Ganz so war das aber nicht. Das waren zum Teil richtig peinliche, schlimmer Fehler, die da in Folge der Lektoratarbeit entstanden wären, Fehler die schon der interessierte Laie bemerkt hätte. Wären die Fehler unentdeckt geblieben, hätte ich mich gegenüber Informanten bei Airlines und in der Industrie lächerlich gemacht ("Sag mal, was hast du denn da geschrieben....")

 

Meine Erfahrung war bisher, dass Lektoren eben keine Fachleute sind. Dass Lektoren ein Fachbuch inhaltlich verbessern, halte ich für eine Mär. Das muss ich mal so deutlich schreiben. Bei einem Book on Demand hätte ich dieses Problem nicht. Wenn also jemand sagt, bei einem Sachbuch fehlt die inhaltliche Verbesserung durch das Lektorat, kann ich diese Einschätzung nicht teilen.

Schreibt ein Fachmann ein BoD als Sachbuch braucht sich das Buch fachlich ganz sicher nicht hinter einem Buch bei einem "normalen" Verlag zu verstecken.

 

Etwas anderes ist natürlich die Frage, wie es sich mit der Rechtschreibung und dem Schreibstil verhält. Da schreiben manche Fachleute schlimm - wie ich aus meiner Zeit als Redakteur bei einer Fachzeitschrift weiß, wo ich entsprechende Texte redigieren musste. Da macht das Lektorat ganz bestimmt häufig Sinn. Aber fachlich ganz sicher nicht.

 

Sinn würde es aus meiner Sicht machen, wenn die Verlage im Lektorat einen systematischen Check der Tatsachenbehauptungen durchführen würden. Das habe ich früher bei meinen Zeitschriftenartikeln, die ich als freier Journalist u. a. für einen deutschen Großverlag geschrieben habe, so kennengelernt. Da rief dann nach Abgabe des Artikels ein Mitarbeiter der Dokumentation bei mir an. Dieser hatte eine Liste der Tatsachenbehauptungen angefertigt. Da wurde dann Tatsachenbehauptung für Tatsachenbehauptung durchgegangen und überprüft, durch welche Quellen diese gedeckt ist. War eine Behauptung nicht gedeckt, flog sie raus. Das macht Sinn - und lässt sich auch von einem Mitarbeiter durchführen, der eben nicht Fachmann für jedes Themengebiet ist (aber Fachmann für das Überprüfen von Texten). So ein Verfahren habe ich bisher aber bei keinem Buchverlag kennengelernt (Warum eigentlich nicht?).

Ich habe daraus gelernt und checke meine eigenen Texte fachlich auf diese Weise vor Abgabe durch.

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Hm!!?? Ein Sachbuch, das vom Verlag lektoriert wird....Dazu gibt es ziemlich viel zu sagen. Ob ein Sachbuch vom Lektor inhaltlich sinnvoll überprüft und ob es dadurch wirklich verbessert wird, scheint mir - nach meiner Erfahrung - zumindest fraglich.

 

Meine Erfahrung war bisher, dass Lektoren eben keine Fachleute sind. Dass Lektoren ein Fachbuch inhaltlich verbessern, halte ich für eine Mär.

 

Da muss ich jetzt doch mal ein Wort für die unzähligen kompetenten Lektoren einlegen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass durchwegs Fachleute am Werk waren - mein Bereich ist die Frühpädagogik. Die Lektoren sind meist ursprünglich Lehrer, Pädagogen oder Sozialpädagogen. Wenn sie selbst nicht vom Fach sind, wir aber kompetente Beratung zur Seite gestellt.

Mir gaben die Lektoren bisher immer das Gefühl, gut aufgehoben zu sein. Die Verlage für die ich arbeite, können und wollen es sich gar nicht leisten, fachlich schlecht lektorierte Manuskripte zu drucken.

 

Ich persönlich kaufe grundsätzlich keine BoD-Bücher, auch und gerade keine Fachbücher, weil ich glaube, dass diesen Büchern genau der fachliche Schliff fehlt. Die Rechtschreibung, Grammatik usw. sind ein anderes Problem.

 

Erschreckend finde ich es zu lesen, dass durch das Lektorat Fehler entstehen und Texte enorm verschlechtert werden können.

 

LG, Yvonne

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Hallo zusammen,

 

BoD kommt für mich nicht in Frage, weil ich Null Ahnung vom Verlagsgeschäft habe. Okay, das ganze Drumherum um die Veröffentlichung nimmt mir der BoD Dienstleister ab. Aber was ist mit dem Markt? Schon klar, BoD ist eine Chance, auch Themen und Texte, die für Verlage nicht (so) interessant sind, auf dem Markt anzubieten. Aber davon habe ich keine Ahnung. Wenn ich es hätte, wäre ich in der Verlagsbranche aktiv. Ach ja, und genau das, also was Verlage tun, nämlich einen Text zu lektorieren bzw. ggfs. sogar abzulehnen, wenn er z.B. von der Erzählstruktur her oder warum-sonst-auch-immer nicht veröffentlichungswürdig ist, habe ich nicht drauf. Als Autor bin ich in der Hinsicht manchmal ziemlich betriebsblind. Und ich brauche da schon mal den Stupser von Verlagsleuten, die mir sagen "Nee, so geht das nicht." Mir ist durchaus bewusst, dass gerade auch Verlage nicht der Weisheit letzter Schluss sind, aber die kennen sich letztlich mit derlei doch besser aus als ich. Denn das ist deren Job. So wie es mein Job ist, Texte zu produzieren.

 

Um nicht missverstanden zu werden: Wer BoD machen möchte, soll es tun. Ich aber möchte nicht. Nicht mal dann, wenn BoD völlig kostenlos wäre.

 

Viele Grüße

Tobias

"If it sounds like writing, I rewrite it." (Elmore Leonard)

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Daher würde ich Neulingen raten, erst einmal lange und ausdauernd nach Agenten und Verlagen zu suchen. Wenn wirklich niemand, nicht mal ein Kleinverlag, an dem Manuskript Interesse hat, ist es entweder nicht gut genug geschrieben oder es hat ein Thema, für das es kaum eine Zielgruppe gibt. In diesem Fall muss man sich fragen, was eine BoD-Veröffentlichung denn bringt, außer, dass man sein eigenes Werk als Buch in der Hand halten und ein paar Leuten schenken kann.

(...) Dann ist es keine so üble Idee, Exotenthemen bei BoD rauszubringen, wenn man unbedingt darüber schreiben will.

 

Viele Grüße

 

Tereza

 

Diesen Aussagen von Tereza möchte ich mich anschließen. Es gibt Manuskripte, bei denen ich den Anspruch habe, dass sie in einem Verlag, der dieser Bezeichnung gerecht wird, erscheinen, egal, ob er nun groß ist oder klein. Und wenn sich keiner findet, nun, dann bin ich selbstkritisch genug mir einzugestehen, dass es wohl mit der Qualität hapert, und überarbeite, verwerfe, fange Neues an.

 

Aber da sind auch die anderen Projekte, bei denen ich schon vorher weiß, das wird nichts. Exotenthemen, Experimente, Persönliches. Noch habe ich nichts bei BOD drucken lassen, aber es gibt da einen Papierstapel in meiner Schublade, für den ich es immer mal wieder in Erwägung ziehe. Für dieses Buch gäbe es unter Umständen, wenn es im passenden Verlag erschiene, einige Hundert, vielleicht sogar einige Tausend Leser, aber sicher ist es nicht. Sicher sind nur etwa 40 bis 50 Abnehmer, die auch vor einem höheren Preis nicht zurückschräken - von denen ich die meisten persönlich kenne und denen es piepegal wäre, wo die Seiten gedruckt wurden. Früher hätte ich sie kopiert, heute gibt es BoD.

Um den Bogen zu Terezas Aussage zurückzuschlagen: Was bringt es denn, außer dass ich mein eigenes Werk in den Händen halte und es ein paar Leuten schenken kann? - Genau das bringt es. Und bei manchen Projekten ist es auch genau das, was mir ausreicht.

 

Liebe Grüße von

Steffi

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Ich habe öfters mal Sachbücher von BoD Autoren gekauft. Nischenthemen, zu denen es sonst nichts gab. Das waren immer gut gemachte Bücher, die mir vermittelt haben, was ich gesucht habe. Auch da muss man aber darauf achten, ob das recherchierte Wissen nicht nur aus Wikipedia stammt und der Autor/ die Autorin im entsprechenden Sachgebiet auch angesehen ist.

 

In der Belletristik allerdings halte ich nichts davon. Es gibt ein paar Ausnahmen, zuletzt sind mir die Bücher von Sylvia B. empfohlen worden, und das war auch kein Reinfall, sondern ziemlich in Ordnung. Aber das Gros der BoD Belletristik Texte glänzt durch die Abwesenheit jeglichen Lektorats, und jeder von uns, der sich seine ersten Fassungen später noch einmal durchliest, weiß was das bedeutet! :o:-X

 

lg Claudia

"Widerspruch ist fast immer der Beginn einer Fährte." (Claudia Toman - Jagdzeit)

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Ich freue mich, dass hier so schön das Für und Wider der BoD-Verlegerei diskutiert wird. Genau deshalb hatte ich den Thread ja angelegt. Was die Sachbücher angeht: Leider ist es im Allgemeinen eben nicht so, dass ein Lektor einen auf Fehler hinweist; insofern schließe ich mich den entsprechenden Ausführungen an.

 

Warum ich mein derzeitiges Sachbprojekt per BoD plane (ich hoffe, noch dieses Jahr fertig zu sein) und erst gar keinem Verlag anbieten werde, hat folgende Gründe:

 

1. Die üppige Illustrierung (auch Farbe) würden die Verlage, die im Bereich "Polizei" publizieren, wohl kaum akzeptieren.

 

2. Ich habe bestimmte Vorstellungen vom Layout - eben weil ich mich immer wieder über Fachbücher ärgere, deren Inhalt zwar gut ist, die aber in einer Art und Weise zusammengestrickt sind, dass man als Leser das Grausen kriegt (mangelnde Gliederung und keine "Luft" im Text, sehr klein geschrieben pp.) Und es ist ja so, dass ein Verlag im Allgemeinen bestimmte Vorstellungen hat, wie ein Buch in seiner Reihe aussehen soll ...

 

3. Ich möchte schnell und zeitnah aktualisieren können. Während ein Verlag eine Auflage von sagen wir mal, 3000 Exemplaren druckt (das ist für ein Fachbuch schon unglaublich viel!), und diese plant, innerhalb von 5 Jahren zu verkaufen, wird es problematisch, wenn sich "mittendrin" die Rechtsvorschriften ändern und man eigentlich aktualisieren müsste. Manche Verlage behelfen sich mit Belegzetteln, aber bei BoD macht man einfach eine Korrektur und hat sofort die neue Auflage.

 

4. Das Inhaltliche bekomme ich bestimmt um die Ohren gehauen, wenn es nicht stimmt. Mein Thema "Vernehmung" ist für mich praktisch ja seit vielen Jahren und theoretisch nun auch seit Jahren Hauptbeschäftigung. Das ist ja der Grund, warum ich das Buch schreibe.

 

5. Ich glaube, ein Fachbuch verkauft sich über die Mund-zu-Mund-Propaganda innerhalb der Zielgruppe. Das ist sicher anders als bei schöngeistigen Werken.

 

6. Ganz ehrlich: Ich bin ja selbst gespannt, ob das alles wirklich so hinhaut, wie ich es vorhabe :)

 

Zum Thema BoD allgemein vielleicht noch eine Anmerkung: Ich wollte mit meinem Statement einfach die Diskussion versachlichen. Natürlich ist es legitim zu sagen, ich lese grundsätzlich keine BoD-Bücher, weil viele davon unter der Grasnarbe sind. Aber zu sagen: ALLE diese Bücher sind unter der Grasnarbe, und ALLE, die bei BoD veröffentlichen, sind zu schlecht, einen (wenn auch noch so kleinen) "richtigen" Verlag zu finden, das finde ich unfair.

Selbstverständlich ist keiner, der mal ein Buch bei BoD veröffentlicht hat, gleich ein Autor. Aber das heißt ja nicht, dass dort nicht auch "gute Dinge" möglich sind - Bücher über Themen, von denen ich weiß, dass sie eben kein großes Publikum erreichen werden. Aber auch ein kleines Publikum ist dankbar und freut sich, wenn seine Lesebedürfnisse gestillt werden  ;)

 

Die Grenze wäre für mich nur, wenn es GAR kein Publikum für eine Geschichte gäbe. Dann würde ich auf eine Veröffentlichung mit ISBN verzichten.

 

Herzlichst

Nikola

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Hallo Nikola,

 

einen Teil deiner Argumente kann ich nur dick unterstreichen, ich habe auch Erfahrungen mit BoD. Als Lerato die vierte Auflage nicht drucken konnte oder wollte, sich nicht meldete, habe ich, um überhaupt was auf dem Markt zu haben, die alten Tempest Artikel aus dem Internet zusammengefasst und als BoD herausgegeben. Schnelligkeit ist sicher ein Argument für BoD und wenn der Sieben Verlag danach nicht so fix in die Bresche gesprungen wäre, hätte ich vielleicht auch "Vier Seiten für ein Halleluja" bei BoD drucken lassen. Besser jedenfalls als jahrelang auf eine neue Veröffentlichung zu warten.

 

Ich hatte früher schon mal ein Buch im Selbstverlag verlegt. Da gab es noch kein BoD, wurde in einer Freiburger Druckerei gedruckt. Das Buch hat glaube ich 8 Auflagen erlebt (leider habe ich nicht mitgeschrieben und es waren zu viele, als alle auseinanderzuhalten).

 

Lektoren können nicht alles wissen. Bei großen Fachgebieten geht das (Pädagogik). Aber wieviele Lektoren gibt es in Deutschland, die über polizeiliche Vernehmungen Bescheid wissen oder gar schon mal eine gemacht haben?

 

Und wieviele Lektoren oder Verlagskaufleute können abschätzen, wie groß der Martk für ein solches Buch ist?

 

In Nischenmärkten tendiert die Zahl in der Regel gegen Null. Noch etwas: Nischenmärkte werden in aller Regel durch Internet (Amazon et. al.) abgedeckt, kommen also so oder so nicht in die Buchhandlungen. Da hat der Verlagsname und -vertrieb oft keinerlei Vorteile. Das verkauft sich über die Fachzeitschriften, heute meist über Foren, Newsletter. Allerdings sind bei denen die Vorurteile gegen BoD auch da, also sollte man in dem NIschenmarkt bekannt sein.

 

2. Ich habe bestimmte Vorstellungen vom Layout - eben weil ich mich immer wieder über Fachbücher ärgere, deren Inhalt zwar gut ist, die aber in einer Art und Weise zusammengestrickt sind, dass man als Leser das Grausen kriegt (mangelnde Gliederung und keine "Luft" im Text, sehr klein geschrieben pp.) Und es ist ja so, dass ein Verlag im Allgemeinen bestimmte Vorstellungen hat, wie ein Buch in seiner Reihe aussehen soll ...

Da gibt es aber Kleinverlage, die durchaus flexibler sind.

 

3. Ich möchte schnell und zeitnah aktualisieren können. Während ein Verlag eine Auflage von sagen wir mal, 3000 Exemplaren druckt (das ist für ein Fachbuch schon unglaublich viel!), und diese plant, innerhalb von 5 Jahren zu verkaufen, wird es problematisch, wenn sich "mittendrin" die Rechtsvorschriften ändern

Auch da gibt es mittlerweile kleinere Verlage, die nicht gleich Riesenauflagen drucken, sondern ebenfalls über BoD oder ähnliches drucken lassen. Wie gesagt, mit Sieben ging das dann auch problemlos.

 

5. Ich glaube, ein Fachbuch verkauft sich über die Mund-zu-Mund-Propaganda innerhalb der Zielgruppe. Das ist sicher anders als bei schöngeistigen Werken.

Absolut richtig, da spielt Buchhandelspräsenz und Buchhandelsvertreter keine Rolle. Manchmal nicht mal ein bekannter Name. Elisabeth George ist Bestsellerautorin, aber ihr Schreibratgeber verkauft sich nicht besser oder schlechter als andere gute Schreibratgeber. Wer ihn kauft, kauft ihn meistens aufgrund der Mund-zu-Mund Propaganda. Und vermutlich liegen die Verkäufe im Promillebereich ihrer anderen Bücher. In Buchhandlungen steht es jedenfalls eher selten.

 

Aber es kann sich durchaus lohnen, zu schauen, ob es nicht einen kleineren Verlag gibt, der da flexibel ist und der einen guten Ruf hat.

 

Hans Peter

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Ich würde auch nicht sagen, dass alle, die bei BoD veröffentlichen schlicht und einfach keinen Verlag gefunden haben. Oft sind es Individualisten, die sich schon beim Layout keinem Verlag beugen mögen, so wie Nikola, geschweige denn, sich von einem Lektorat etwas sagen lassen.

 

Als Verlegerin kann ich solchen Autoren BoD nur empfehlen. Denn ich muss auch bestimmte Dinge beachten, die ein Autor nicht einfach anders "verlangen" kann. Zwar bin ich beim Layout flexibel, aber trotzdem kann mir ein Autor nicht vorschreiben, wie es auszusehen hat, wenn ich es einfach gräßlich oder unprofessionell finde. Und das ist nun mal Ansichtssache.

 

Als Verlag wird natürlich auch anders kalkuliert wenn es um die Preisgestaltung geht. Wenn das Werk über 200 Seiten erreicht, kann man einen günstigen Preis oft nicht halten (was auch für BoD gilt), sodass dann eben wieder mit dem Layout gespielt werden muss - kleinere Schrift, etc.

Als Selbstverleger bei BoD ist man da natürlich viel flexibler, weil man mit einer niedrigen Marge zufrieden sein kann. Man muss ja sonst niemandem etwas davon abgeben, und hat dann am Ende trotzdem noch mehr, als die Prozente bei einem Verlag ausmachen würden.

 

Um also auf die Überschrift des Threads einzugehen: BoD - ein Segen - in den richtigen Fällen.

 

LG

Martina

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1. Die üppige Illustrierung (auch Farbe) würden die Verlage, die im Bereich "Polizei" publizieren, wohl kaum akzeptieren.

Da muss man dann eben als Autorin abwägen. Farbe wird - soweit ich weiß - auch bei BoD teuer. Und wenn das Buch dann einen Preis bekommt, der viele zurückschrecken lässt, muss man entscheiden: Mit Farbe und weniger Verkäufe oder ohne Farbe und mehr Verkäufe.

 

Ein Buch über Vernehmungsmethoden von einer Polizistin würde ich mir für 15 Euro sofott kaufen, bei 25 Euro würde ich sehr zögern und ich denke, das ginge vielen so.

 

Was heißt, dass die Verlagsentscheidungen dennoch anstehen, als BoD Autor wird man genauso vor die Realitäten des Marktes gestellt. Aber man kann (und muss) selbst wählen, Den Gesetzen des Marktes entkommt man auch bei BoD nicht ;-), aber man kann es selbst entscheiden, wie man darauf reagiert.

 

Hans Peter

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25 Euro muss das aber nicht kosten:

 

200 Seiten bei BoD bei einem VK von 12,00 Euro: Bleibt eine Marge von 0,97 Cent für den Autor.

Dasselbe mit nur 3 farbigen Seiten: Bleiben 0,79 Cent übrig.

 

Bei einem VK von 15 Euro wären es ohne Farbe immerhin: 2,51 Euro.

Mit Farbe: 2,33 Euro.

 

Die Farbe macht bei dem höheren VK gar nicht so viel aus. Schlägt man ordentlich zu und nimmt gleich 10 Seiten Farbe: Bleiben 1,92 Marge. Damit kann man als Selbstverleger immer noch ganz zufrieden sein.

 

Wenn nicht, kann man die Seitenzahl verringern. Das macht ganz schön was aus.

180 Seiten ohne Farbe, 12 Euro VK: 1,49

Mit Farbe (3 Seiten), 12 Euro VK: 1,31

180 Seiten ohne Farbe, 15 Euro VK: 3,03

... und so weiter.

 

Ja, das Kalkulieren bleibt da nicht aus. Eine Marge von 3 Euro ist schon super, denn man muss ja bedenken, dass sich das Werk nicht so schnell abverkauft wie bei einem Sachbuchverlag. Und nur allein der Veröffentlichung wegen schreibt wohl niemand. ;)

 

LG

Martina

 

Edit: Quellenangabe: Preiskalkulator auf der BoD-Webseite

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Zwar bin ich beim Layout flexibel, aber trotzdem kann mir ein Autor nicht vorschreiben, wie es auszusehen hat, wenn ich es einfach gräßlich oder unprofessionell finde. Und das ist nun mal Ansichtssache.

 

 

 

Hallo liebe Martina,

 

ich glaube aber schon, dass es ganz und gar keine Ansichtssache ist, wenn ein Layout unprofessionell ist. Natürlich kann das jemand, dessen Hauptaufgabe es ist, Bücher zu machen, besser beurteilen als jemand, der primär schreibt. Mein Eindruck ist aber, dass gerade bei Büchern, die in sog. "Wissenschaftsverlagen" verlegt werden, das Layout manchmal vorwiegend ökonomischen und nicht Leserinteressen geschuldet ist. Oder solche "Verlage", die Dissertationen einfach eins zu eins drucken. Ich habe vor einiger Zeit ein solches Buch bestellt und war entsetzt ... (Den Text hatte man einfach im Original übertragen und sogar einseitig (!!!) gedruckt.) Ich gebe zu, dass das ein Extrembeispiel war.

 

Ich jedenfalls habe Hochachtung vor Leuten, die nicht nur was vom inhaltlichen, sondern auch vom "optischen" Büchermachen verstehen.

 

Viele Grüße

Nikola

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Ein Buch über Vernehmungsmethoden von einer Polizistin würde ich mir für 15 Euro sofott kaufen, bei 25 Euro würde ich sehr zögern und ich denke, das ginge vielen so.

 

Lieber Hans Peter,

 

als interessierter Laie würde ich dann wohl auch nicht mehr ausgeben wollen, aber es geht ja doch um fachliche Literatur, und da kommt es eben drauf an: Es gibt durchaus Publikationen, die für "kleines" Geld zu haben sind, die sich aber auf bestimmte Themenbereiche beschränken (müssen). Diese richten sich dann z. B. an Fachhochschüler. Wenn die Thematik dann umfassender dargestellt wird, wird das Buch eben auch dicker und damit teurer :)

 

Ich glaube aber ohnehin, dass man da zwischen Sach- und Fachbuch unterscheiden muss. Und dass man im Bereich Fachbuch ohnehin nicht mit hohen Auflagen rechnen kann. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Professor an der Uni Frankfurt, der mir erzählte, dass er froh sei, wenn er nur ein paar hundert Stück von seinem Buch verkaufen könne. (Thematik durchaus sehr interessant: Wahrnehmung und Zuverlässigkeit von Erinnerungen beim "Recherchieren" von Vergangenheit; übrigens haben wir festgestellt, dass es da zwischen Historienforschern und Polizisten durchaus Gemeinsamkeiten in der Herangehensweise gibt :) )

Herzlichst

Nikola

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als interessierter Laie würde ich dann wohl auch nicht mehr ausgeben wollen, aber es geht ja doch um fachliche Literatur, und da kommt es eben drauf an: Es gibt durchaus Publikationen, die für "kleines" Geld zu haben sind, die sich aber auf bestimmte Themenbereiche beschränken (müssen). Diese richten sich dann z. B. an Fachhochschüler. Wenn die Thematik dann umfassender dargestellt wird, wird das Buch eben auch dicker und damit teurer :)

Das ist sicher richtig.

 

Ich glaube aber ohnehin, dass man da zwischen Sach- und Fachbuch unterscheiden muss. Und dass man im Bereich Fachbuch ohnehin nicht mit hohen Auflagen rechnen kann. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Professor an der Uni Frankfurt, der mir erzählte, dass er froh sei, wenn er nur ein paar hundert Stück von seinem Buch verkaufen könne. (Thematik durchaus sehr interessant: Wahrnehmung und Zuverlässigkeit von Erinnerungen beim "Recherchieren" von Vergangenheit; übrigens haben wir festgestellt, dass es da zwischen Historienforschern und Polizisten durchaus Gemeinsamkeiten in der Herangehensweise gibt :) )

Der Titel lässt vermuten, dass es im "Fachjargon" geschrieben ist und vermutlich auch sehr fachspezifisch. Das wird wenige Verkäufe von Fachleuten bringen, richtig, Laien schreckt sowas ab.

 

Aber man kann durchaus überlegen, das unter einem populärwissenschaftlichen Titel mit allgemeinverständlichem Text herauszubringen, dann könnte es viel größere Resonanz finden. Natürlich besteht dann die Gefahr, dass es für die Fachleute zu einfach klingt ;-) oder zu viel erklärt, was Fachleute schon wissen.

 

Aber du kannst leicht und verständlich schreiben, ich würde mir durchaus überlegen, dass nicht als explizites Fachbuch herauszubringen. Denn nicht nur ich, sondern auch eine Menge Krimiautoren würden sich dafür sehr, sehr interessieren. Vermutlich auch andere Autoren (du schreibst ja selbst von Ähnlichkeiten mit historischem) und etliche, die einfach Krimifans sind.

 

Möglicherweise kann man sowas auch in zwei Versionen vorstellen - einer allgemeinen, in denen die sehr speziellen Themen weggelassen werden, dafür eine Einleitung mit all dem, was die Fachleute schon wissen und folglich nicht lesen wollen?

 

Du siehst, ich fände es schade, wenn das Buch einfach nur als Fachbuch für Spezialisten herauskäme.

 

herzlich hoffende Grüße

 

Hans Peter

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Ein Buch über Vernehmungsmethoden würde ich sofort kaufen, für meinen Krimiplot, der noch in den Anfängen steckt ...

Liebe Grüße, Susanne

 

"Books! The best weapons in the world!" (The Doctor)

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Hallo zusammen,

 

ich muss mal eine Nachbemerkung machen.

 

Grundsätzlich finde ich Möglichkeiten wie BoD oder auch eBooks oder Hörbücher (im Download von z.B. der HP von Autor/innen) gut. Auch für Themen, die eben nichts für die unter verlagskaufmännischen Gesichtspunkten notwendigen Verkaufszahlen sind, ist so Platz auf dem Literaturmarkt. Und es ist ja nicht so, dass wenige Leser gleichzusetzen sind mit Uninteressant oder gar "Schlecht". Wenn Verlage z.B. BoD nutzen, dann besetzen sie damit Nischen, die es früher nicht gegeben hat. Und das kann nur gut für die Leser sein.

 

Aber ich selbst möchte nicht als "Herausgeber" meiner Texte aktiv werden. Selbst ein Hörbuch erstellen und als File zur Verfügung stellen, das würde ich schon. Aber das gäbe es dann für umsonst :D

 

Viele Grüße

Tobias

"If it sounds like writing, I rewrite it." (Elmore Leonard)

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Nach meiner Erfahrung gelten beim Preis von Fachbüchern andere Regeln als bei Büchern für ein breiteres Publikum. Ich habe bisher ein Fachbuch für eine beruflich interessierte Fachgruppe geschrieben. Thema waren Kühltransporte, Zielgruppe Spediteure, Reeder etc. Das ist für einen Preis von rund 70 € verkauft worden. Und das war im Fachbuchprogramm des Verlages völlig normal. Von daher wären die diskutierten 25 € aus meiner Sicht noch sehr gemäßigt.

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