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MelanieM

Was ist wichtiger - das Buch oder der Autor?

Empfohlene Beiträge

Ich eröffne mal einen neuen Thread zu dem Thema, das sich aus dem Plagiat-Thread abspaltet:

 

Zitat von MelanieM am Gestern um 19:40:

 

Wäre dieses Buch auch als so wertvoll erachtet worden, wenn die Autorin nicht 17 sondern 71 gewesen wäre?

 

 

Das ist leider nicht so. Es scheint eine gewisse Sorte Bücher zu geben, bei denen der Autor wichtiger ist als der Inhalt. Wären z. B. die "Feuchtgebiete" von einem vierzigjährigen Mann geschrieben worden, wären sie in irgendeiner Pornoecke vergammelt.

 

Es scheint mir fast ein Trend zu sein: Junge Frauen dürfen (fast) alles, ältere etwas weniger - und Männer noch weniger. Aber das wäre ein Thema für einen eigenen Thread.

 

VG

Klaus

 

Wie seht ihr das - wie viel Einfluss haben Alter und Geschlecht des Autors auf die Verkäuflichkeit eines Buches? Und warum ist das so? Warum sind zwei identische Bücher, wenn sie von zwei unterschiedlichen Personen geschrieben werden, im einen Fall hohe Literatur und im anderen pornografischer Kitsch?

 

Gruß, Melanie

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Darf ich es ganz krass sagen? Solche Bücher sind immer dann "gewagt, aber spannend", wenn die Mehrheit der Leser die Autorin/ den Autor attraktiv findet UND wenn es dem gängigen Klischee widerspricht (Männer wollen immer, Frauen sind zurückhaltender). Und mit 17 sieht fast jede Frau gut aus- sollte sie zumindest, rein biologisch betrachtet ;-)

So eine "die ist vollkommen hemmungslos" Geschichte lockt halt auch mal männliche Leser, das treibt die Verkaufszahlen in die Höhe, weil sonst viele Verkäufe durch LeserINNEN getätigt werden...

 

Korrigiert mich gerne, falls ich total daneben liege...

 

Doris- die das alles nicht so ganz ernst nimmt und denen die Verkaufszahlen gönnt, sie aber sicher nicht um den entstehenden Image-Schaden beneidet...

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Wobei dann aber die Frage bleibt, ob so etwas wirklich Literatur ist. Literatur, so wie ich sie verstehe, steht für sich, die ist genial, grandios, bewundernswert für das, was sie vermittelt und schafft. Unabhängig vom Namen oder Alter des Autors.

Ist es wirklich Literatur, wenn es darum geht, ein Lebensgefühl darzustellen und man diese Darstellung nur als wertvoll erachtet, wenn sie von der richtigen Altersgruppe geschrieben wurde? Oder ist das nicht viel eher Zeitgeist? Wenn wir beim Fall Hegemann bleiben: Wenn sie dieses Buch vor 60 Jahren geschrieben hätte, hätte sie keinen Verleger gefunden und falls doch, wäre sie gewiss im Erziehungsheim gelandet ... Vor 40 Jahren hätte es schon anders ausgesehen, da hätte es durchaus hochgelobt werden können, aber nur im Kontext der Zeit. Deshalb glaube ich nicht, dass es sich dabei um so etwas wie dauerhafte Literatur handelt.

 

Gruß, Melanie

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Literatur - und dann auch noch DAUERHAFTE - ist eine ganz eigene Rubrik, die sicher am ehesten von Geschlecht und Alter unabhängig ist.

 

Das wenigeste, was heute geschrieben wird, würde ich als dauerhafte Literatur einstufen. Viele (Liebes)Romane, Krimis, Thriller... sind einfach Unterhaltung. Das muss ja weder schlecht noch oberflächlich sein. In fünfzig Jahren wird es aber keiner mehr lesen. Vieles, was geschrieben wird, wird in einer bestimmten Zeit und für eine bestimmte Zeit geschrieben. Danach verfällt es. Die Geschlechts- und Altersproblematik spielt wohl eher in dieser "aktuellen" Literatur eine Rolle. Da schlagen dann die "Trends" richtig zu.

 

VG

Klaus

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Ich würde das Ganze einfach auf Voyeurismus herunterbrechen.

 

Warum interessieren sich die Leute für die Trennung von Brangelina? Warum gibt es überhaupt das Kunstwort "Brangelina"?

Warum gibt es das "Goldene Blatt", warum interessiert sich jemand für das neue Kleid irgendeiner Adelstante?

Warum regt sich jemand über den x-ten Drogenkonsum von Amy Winehouse auf?

 

Geht es in diesen Fällen um die Filme oder die Musik? Nein.

 

Konsequenterweise gibt es so etwas auch in der Literatur, welcher Gattung auch immer.

Die psychologischen Hintergründe kann man sich sicher zusammensammeln, aber das Grundprinzip ist immer das Gleiche: gaffen.

 

Oder?

Melle

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Allerdings kann man sich dann doch fragen, warum etwas, das auf Zeitgeist beruht, von manchen Kritikern so hoch gelobt wird, als wäre es des Literaturnobelpreises würdig. Diese Mischung verstehe ich nicht - wenn es um den Autor und nicht das Buch geht - gut, das ist bei den Promi-Biografien etc. klar, aber wie erklärt man es sich in den anderen Fällen, wenn der Autor und nicht sein Werk im Vordergrund steht? Es gibt ja viele Beispiele.

 

Gruß, Melanie

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Diese Mischung verstehe ich nicht - wenn es um den Autor und nicht das Buch geht - gut, das ist bei den Promi-Biografien etc. klar, aber wie erklärt man es sich in den anderen Fällen, wenn der Autor und nicht sein Werk im Vordergrund steht? Es gibt ja viele Beispiele.

 

Gruß, Melanie

 

Wenn jemand so deutlich von der Norm oder dem, was die Masse darunter versteht, abweicht, ist das erstmal interessant.

 

Wenn ich mich als Kritiker oder Journalist auf diese Abweichung von der Norm stürze, könnte ich damit evtl. einen Trend/Hype schaffen. Und da ist es doch allemal attraktiver, der Trendsetter zu sein und nicht derjenige, der auf den bereits fahrenden Zug fährt.

Als Trendsetter bin ich Meinungsmacher, wenn ich den Trend nicht erkenne, kann ich nur noch zitieren.

Mal klappt es mit dem Hype, mal nicht.

 

Wenn der Hype gut genug läuft, erreiche ich auch Leute außerhalb des Kulturbetriebes. Diese Gruppe ist riesig und möchte am neuen Trend teilhaben. Also habe ich meine Zuhörerschaft mit einem Schlag vergrößert und werde als Fachmann wahrgenommen ...

 

Es geht (meiner Meinung nach) auch hier um Eitelkeiten.

 

Grüße,

Melle

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Allerdings kann man sich dann doch fragen' date=' warum etwas, das auf Zeitgeist beruht, von manchen Kritikern so hoch gelobt wird, als wäre es des Literaturnobelpreises würdig. [/quote']

 

Warum etwas von Kritikern gelobt wird, kann viele Gründe haben.

- Vielleicht gerade deshalb, weil ein Buch ganz hervorragend den Zeitgeist widerspiegelt oder intelligente Antworten auf schwierige aktuelle Fragen liefert

- Vielleicht aber auch, weil man in einem vermeintlichen Literatur-Elfenbeimturm lebt, nur noch die Konkurrenz liest und gar nicht mehr realisiert, was die normale Welt denkt

- Vielleicht, weil man einen Markt sieht und dann später sagen können will: "Seht ihr? Ich habs schon vorher gewusst."

- Vielleicht auch nur, weil es sogar unter Kritikern welche geben soll, die einfach dummes Zeug reden/schreiben

 

Nach dem ganzen Lob für Axolotl sieht man Preise und Kritiker vielleicht kritischer  ;)

 

Das Ganze hat aber wenig mit dem Alters- und Geschlechtsthema zu tun.

 

VG

Klaus

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Also bedeutet es, dass der Autor durch seine Persönlichkeit, sein Geschlecht und sein Alter den Zeitgeist repräsentieren muss? Dadurch wird er glaubhaft und seine Geschichte wertvoller?

 

Gruß, Melanie

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Also bedeutet es, dass der Autor durch seine Persönlichkeit, sein Geschlecht und sein Alter den Zeitgeist repräsentieren muss? Dadurch wird er glaubhaft und seine Geschichte wertvoller?

 

Gruß, Melanie

 

Dann wäre H. Hegemann ein Paradoxon:

 

Sie hat sich als nicht glaubhaft präsentiert und ihre Geschichte hat dadurch an Wert verloren. Nach deiner "Rechnung" repräsentiert sie nicht den Zeitgeist.

 

Dann stellt sie irgendetwas anderes dar und die glaubwürdigen Autoren repräsentieren den Zeitgeist - aber diese sind dann nicht so sichtbar wie H. Hegemann und werden weniger wahrgenommen.

 

Hmm ...

http://smilies.montsegur.de/05.gif

 

Melle

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Also bedeutet es, dass der Autor durch seine Persönlichkeit, sein Geschlecht und sein Alter den Zeitgeist repräsentieren muss? Dadurch wird er glaubhaft und seine Geschichte wertvoller?

 

Gruß, Melanie

 

Sicher. Wenn Martin Walser über Sex im Alter und dritte Jugend schreibt, kommt das für mich authentischer als wenn er über Koksen auf dem Schulhof und Egoshooter schreibt. Tom Wolfe, auch nicht mehr der jüngste, hat das zwar in Charlotte Simmons getan (okay: keine Egoshooter, meine ich), aber er ist da mehr ein Chronist des Zeitgeistes, weil er ihn selbst nicht repräsentiert - trotzdem schreibt er authentisch, vielleicht eher journalistisch. Gleichwohl ist sein Werk aber sicher ein anderes im Ergebnis als das, was zb ein junger Michael Chabon über das Leben an US-Unis und - Colleges geschrieben hat, der da selbst drinsteckte.

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Man kann die Frqage nicht wirklich beantworten, denn für beides gibt es Beispiele. Man kann auch keinen Hype "machen". Das ist wie mit Bestsellern, da wird das auch andauernd versucht und klappt nicht oder nur selten.

 

Man sollte sich selbst nicht zu ernst nehmen. Da brodelt irgendwas in der Masse und es werden ständig kleine Fackeln reingeworfen, mal brennt es, mal nicht. Hinterher gibt es tausend Erklärungsversuche, aber es läßt sich kaum einmal wiederholen. Bisher dachte ich, der Autor sei wichtiger, denn ohne ihn gibt es kein Buch. Falsch. Da Literatur, Kunst und Musik sich spiegeln, erleben wir wohl nun den Einzug des Buch-DJ und des Compiliers. Man muss ja nicht stehlen, man kann es rechtlich sauber machen, was dann? Neues Literatur-Lehrthema? Bieten Creative-Writing Seminare bald Workshops zum Thema "Erfolgreich Kompilieren" an? Gerader Weg Inspirieren, Zitieren, Kompilieren - mit Quellenangabe, why not? Collagen waren doch zeitweise auch in.

Das neue Jugendbuch: "Der Reiter des Königs"&&Homepage Burkhard P. Bierschenck

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Also bedeutet es, dass der Autor durch seine Persönlichkeit, sein Geschlecht und sein Alter den Zeitgeist repräsentieren muss? Dadurch wird er glaubhaft und seine Geschichte wertvoller?

 

Gruß, Melanie

 

Dann wäre H. Hegemann ein Paradoxon:

 

Sie hat sich als nicht glaubhaft präsentiert und ihre Geschichte hat dadurch an Wert verloren. Nach deiner "Rechnung" repräsentiert sie nicht den Zeitgeist.

 

Dann stellt sie irgendetwas anderes dar und die glaubwürdigen Autoren repräsentieren den Zeitgeist - aber diese sind dann nicht so sichtbar wie H. Hegemann und werden weniger wahrgenommen.

 

Hmm ...

http://smilies.montsegur.de/05.gif

 

Melle

 

Vielleicht ist das ja eine neue Form des Zeitgeistes? Man verstößt gegen Normen: Entweder, indem man flucht, kokst und Schmuddel-Sex hat, oder aber indem man geistiges Eigentum stiehlt. Insofern passt es zusammen. Dann kann auch die junge Autorin dafür stehen: Der Zeitgeist der Jugend: Ich lebe nicht das körperlich gefährliche Leben von Sex and Drugs, aber ich schreibe darüber - und dabei verletzte ich ebenfalls moralische Normen und nehme es als selbstverständlich hin. Beides sind die Seiten derselben Münze: Die Jugend, die sich über die Normen und Moralvorstellungen hinwegsetzt.

 

Gruß, Melanie

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Vielleicht ist das ja eine neue Form des Zeitgeistes? Man verstößt gegen Normen: Entweder, indem man flucht, kokst und Schmuddel-Sex hat, oder aber indem man geistiges Eigentum stiehlt. Insofern passt es zusammen. Dann kann auch die junge Autorin dafür stehen: Der Zeitgeist der Jugend: Ich lebe nicht das körperlich gefährliche Leben von Sex and Drugs, aber ich schreibe darüber - und dabei verletzte ich ebenfalls moralische Normen und nehme es als selbstverständlich hin. Beides sind die Seiten derselben Münze: Die Jugend, die sich über die Normen und Moralvorstellungen hinwegsetzt.

 

Gruß, Melanie

 

Da ist was dran.

Sex and Drugs sind mittlerweile ausgelutscht und taugen wenig zur Rebellion - schließlich gehören ja gerade die Eltern der heutigen Jugendlichen einer Protestgeneration an, die wichtige gesellschaftliche Weichen gestellt hat (man denke nur an die vielen Gesetzesänderungen der 1970er).

Also findet die Rebellion auf einer Meta-Ebene statt, weil eben da noch Protest möglich ist. Wir sind ja schließlich so ultra-aufgeklärt, was will/kann man uns denn sonst noch beweisen?!

 

Spannend!

Melle

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Warum etwas von Kritikern gelobt wird, kann viele Gründe haben.

 

Gibt es in diesem Bereich eigentlich auch so was wie Lobbyismus (von dem man in der Politik dauernd redet)?

Derzeit in Schreibpause... mit immer wieder Versuchen, dieses Sumpfloch zu verlassen

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...oder aber indem man geistiges Eigentum stiehlt...

 

Wobei ich ja immer noch nicht glaube, dass das im Axolotl-Fall bewusst passiert ist. Sie hat sich einfach nicht dafür interessiert, daran zu denken. Dann wären Lethargie und Ignoranz der rebellische Prozess. Aber ich glaube, dass durchaus eher das Inhaltliche den geplanten Normverstoß darstellt: Also das Schreiben über Dinge, die eine nette 17-jährige Tochter weder schreiben noch ausführen sollte.

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Das ist auch ein interessanter Aspekt: Die Jugend rebelliert, schreibt Dinge, die nette Jugendliche nicht mal lesen sollten ;). Dann ist natürlich klar, dass dieses Werk nur seinen wahren Wert zeigen kann, wenn es tatsächlich von einer Jugendlichen geschrieben wurde.

Dazu passt ja auch, dass Liebesromane von Frauen geschrieben werden müssen (oder Männern, die ein weibliches Pseudonym haben), weil das Vorurteil es Männern nicht abkauft. Oder umgekehrt, früher die Thriller eher von Männern geschrieben sein mussten.

 

Gruß, Melanie

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Hallo zusammen,

 

in Kritiker-, Leser- und Autorenkreisen hält sich bei heute hartnäckig die Vorstellung, dass "Authentizität" im Sinne "das habe ich erlebt" eine Geschichte besonders echt macht. Wer sich die viele Selbsterfahrungsbücher durchliest, darunter auch den Blog von Airen, wird schnell bewusst, dass "Erleben" nicht unbedingt eine literarische Qualität besitzt (aber kann).

Gleichzeitig habe ich viele Autoren bewiesen, dass Glaubwürdigkeit eben auch aus sorgfältigen Überlegungen, Recherchen, Interviews und Beschäftigung mit einem Thema entstehen kann- auch wenn es hier eine persönliche Grenze gibt: Die eigene Neugier und der Wunsch mit der Welt mitzugehen.

 

Wenn jemand einen Roman schreibt, finden die Leser auf recht unterschiedliche Weise zu diesem Roman:

Einige mögen das Thema oder die Richtung (wie Krimi,...) oder besondere Ereignisse oder ähnliches in dem Text

Einige lesen den Anfang...

Einigen wird ein Roman empfohlen (persönlich oder "könnte zur Seite von xs sitzen)

Einige haben etwas von diesem Autor schon gelesen und finden seine Texte interessant

Einige haben etwas von diesem Autor gelesen und finden den Autor interessant

Eine Persönlichkeit hat etwas geschrieben (oder ein Ghost für ihn)

Ein Tabu wird in diesem Text gebrochen (Gewalt, Sex, Mißbrauch, Folter,...)

Einige haben eine Kritik gelesen oder eine Literatursendung gesehen

Einige haben irgendwo etwas über den Text aufgeschnappt.

Einige waren bei einer Lesung...

Einigen wurde das Buch in der Buchhandlung empfohlen

Einige haben ein Buchmagazin gelesen oder eine Werbung gesehen

Einige sehen einen interessanten Autorennamen "Slaughter" bei Krimis z.B.

 

Aus all diesen Gründen, meist mehreren werden Texte gekauft und dementsprechend versuchen Verlage Romane mehrschichtig anzupreisen oder zu verkaufen. Da wird aus einem Roman über die frühe Neuzeit ein Mittelalterroman, da wird ein Detail zur Autorenbiographie zugedichtet, Lesungen vorbereitet und vieles mehr.

Wenn man eine 17jährige Autorin hat, ist das eben ein Verkaufsargument. Wenn es dann noch um Sex geht ein zweites (und da sie minderjährig ist, pikant ein drittes), ein angenommenes Leben im Partyrausch ist ein viertes. Kann sie auch noch schreiben (Drehbuch und Theater als Bonus), Argument fünf, und der bekannte Vater, macht insgesamt sechs plus Bonus.

So übrigens hat das auch bei Feuchtgebieten funktioniert: Autorin noch recht jung (halber Punkt), es geht um Sex (nicht minderjährig aber Analsex aus Sicht der Frau Tabubons 1,5 Punkte), bekannte Persönlichkeit, immer wieder im TV, (die Annahme sie könnte es erlebt haben ganz vielleicht- deshalb immer die Sexfragen an sie), sie kann auch schreiben (nicht so doll), Skandal Verlag will das Buch nicht verkaufen, macht insgesamt 5-6 Punkte.

Diese Gleichung funktioniert aber nur unter ein paar Bedingungen: Der Autor muss vorher schon bekannt sein, Sex, Enthüllungen oder Tabu müssen reinspielen und die Zielgruppe erweitern und Berichterstattung über Bekanntheit: siehe Bushido, Bohlen, Lebert,...

 

Das alles sagt aber nur begrenzt etwas über den Roman aus, sondern nur über Marketing und Verkauf, weil so eben auch gute Bücher verkauft werden, siehe B.E.Ellis "American Psycho" oder M. Houellebecq, D.H.Lawrence "Lady Chatterley und viele andere.

 

Für Autoren, die weder bekannt sind, noch so jung, oder die nicht über Tabus schreiben wollen oder ähnliches: das alles hat mit Marketing zu tun, nicht mit den Büchern selber. Es klappt auch nicht immer.

Es gibt wie oben zu sehen auch viele andere Wege Bücher zu verkaufen. Man fängt mit kleinerer Auflage an und arbeitet sich hoch, über die zufriedenen Leser. Aber das dauert halt und klappt auch nicht immer.

 

Gruss

 

Thomas

"Als meine Augen alles // gesehen hatten // kehrten sie zurück // zur weißen Chrysantheme". Matsuo Basho

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Wenn man eine 17jährige Autorin hat, ist das eben ein Verkaufsargument. Wenn es dann noch um Sex geht ein zweites (und da sie minderjährig ist, pikant ein drittes), ein angenommenes Leben im Partyrausch ist ein viertes. Kann sie auch noch schreiben (Drehbuch und Theater als Bonus), Argument fünf, und der bekannte Vater, macht insgesamt sechs plus Bonus.

Gruss

 

Thomas

 

Ja, das ist genau die Normabweichung, von der ich vorher schrieb - abweichend vom üblichen Autorenbild und abweichend vom üblichen Jugendklischee. Das macht interessant.

 

Viele Grüße,

Melle

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Warum etwas von Kritikern gelobt wird, kann viele Gründe haben.

 

Gibt es in diesem Bereich eigentlich auch so was wie Lobbyismus (von dem man in der Politik dauernd redet)?

 

Es geht (auch) um Geld und Geschäft. In diesem Umfeld schließe ich NICHTS aus.

 

VG

Klaus

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Ja, Platz drei bei "Deutschland sucht den Superstar", und anschließend im Dschungelcamp, wo ihm Costa Cordalis die Leviten gelesen hat. Wieso ;)?

 

Gruß, Melanie

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Der hat auch ein Buch geschrieben, das den Platz 3 auf der Bestsellerliste geschafft hat - eine Autobiographie eines 17-jährigen. Ist aber nicht mehr lieferbar  :)

 

Tempi passati oder so ähnlich.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Ja, aber das ist ja auch eine andere Kategorie. Ich erinnere mich, irgendwo mal gelesen zu haben (habe leider keine Quellenangabe), dass die "Promi-Bücher" sich in den ersten 30 Tagen verkaufen müssen, weil sie danach aus dem Gespräch sind und quasi "tot". Aber die werden auch nicht als Literatur bezeichnet, da geht es ja wirklich nur darum, das "Goldene Blatt" im "HC" zu haben ;).

 

Gruß, Melanie

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Hallo,

 

um mal auf die ursprüngliche Frage zuückzukommen:

Was ist wichtiger, Buch oder Autor?

 

Für die Vermarktung würde ich wagen zu behaupten, dass der Autor erstmal wichtiger ist.

Denn Journalisten brauchen immer "Fleisch", das heisst, eine gute Story um das Buch herum, eine/n eloquenten, gutaussehenden Autor/Autorin, eine/n Autor/in, der/die einen exotischen Hintergrund mitbringt (im Dschungel aufgewachsen) – solche Dinge machen den/die Autor/in für die Medien interessant. Schreiberlinge gibt es viele, da muss man schon aus der Menge heraus stechen, um aufzufallen.

Und: Ein fesches Autorenfoto ist die halbe Miete, das war schon bei Truman Capote und Judith Hermann so. Ich spreche aus Erfahrung.

 

Selbstmarketing gehört und gehörte immer schon zum Berufsbild des Autors. Es mag Ausnahmen geben, wobei eine totale Medienverweigerung (z. B. Süskind, der sich nie fotografieren ließ, Salinger oder Pynchon) schon wieder – gewollt oder nicht – zur Marketingstrategie wird.

 

Grüsse,

 

Mascha

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