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Andreas

Männliche Romane / Weibliche Romane - Autoren / Autorinnen

Empfohlene Beiträge

Hallo Melanie,

 

ja eben, das meine ich ja: Vielleicht sitzt das Klischee bereits beim Schreiben im eigenen Kopf: Ich bin nur eine Frau, darum kann ich auch nichts "Großes" schreiben.

Oder: Ich bin ein Mann, ich habe etwas zu sagen.

 

Ich sage nicht, dass so etwas bewusste Gedanken sind. Aber es könnte unbewusst eine Rolle spielen.

 

Abgesehen davon: Ja, Du hast recht, so bleibt man wieder in den Geschlechterschuhen stecken ...

 

Also sollte die Frage vielleicht lauten: Wie sehe ich mich als Schreiber? Ende.

 

LG, Karla

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Die Angelegenheit ist viel verwickelter, glaube ich.

 

Die Hauptfigur meines ersten Romans ist eine Frau. Aus gutem Grund. Ich kann mich in die Perspektive einer Frau viel besser hineinversetzen, als in die eines heterosexuellen Mannes. Möglicherweise liegt das daran, dass ich schwul bin?? Keine Ahnung. Zu bedenken geben möchte ich auch, dass eine Reihe von Thriller- und Krimiautorinnen, die sehr "hart" schreiben, lesbisch sind. Karin Slaughter etwa. Natürlich ist das alles, wie verschiedentlich auch festgestellt wurde, ziemlich egal, es geht allein um das, was in den Romanen steckt und wie es ankommt und ob es uns in plausibler Weise berührt.

 

Ich persönlich glaube, dass jeder Mensch "männliche" und "weibliche Anteile" hat, wobei das Mischungsverhältnis sehr unterschiedlich ausfällt und dass jeder Autor instinktiv (und klug genug) versucht, sich die Geschlechterperspektive zu wählen, die ihm am ehesten entspricht.  Ums ziemlich platt zu sagen: Machoautor Hemingway hat einen bestimmten Typus "männlichen Charakter" überzeugend darzustellen gewusst, ob ihm das ebenso bei weiblichen Figuren gelungen ist, wage ich zu bezweifeln, kenne aber sein Werk auch zu wenig.

 

Roger Willemsen hingegen, dem ja das Etikett "Softie" (oft auch abfällig) anhaftet, gelingt es (meiner Meinung nach), in "Kleine Lichter" erzählerisch sehr überzeugend die Perspektive einer Frau einzunehmen, deren Geliebter im Koma liegt. Insofern hängt es wohl sehr stark von der Autorenpersönlichkeit ab, wie und ob etwas gelingt.

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Hallo Karla,

 

so habe ich dich auch verstanden.

Und es ist immer wieder verblüffend, in welchen Geschlechtsstereotypien wir alle verhaftet sind.

 

Aber deine Frage nach der Individualität ist elementar; man muss das erstmal für sich herausfinden ...

 

Viele Grüße,

Melle

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Ich persönlich glaube, dass jeder Mensch "männliche" und "weibliche Anteile" hat, wobei das Mischungsverhältnis sehr unterschiedlich ausfällt und dass jeder Autor instinktiv (und klug genug) versucht, sich die Geschlechterperspektive zu wählen, die ihm am ehesten entspricht.

 

Du sprichst mir aus meiner aus weiblichen und männlichen Selbstanteilen zusammengesetzten Schreiberseele, Jueb.

 

Es spricht m.E. gar nichts dagegen, manche Eigenschaften oder Qualitäten als "männlich" oder "weiblich" zu definieren.

Das Problem bleibt nur nach wie vor, dass männlich und weiblich in verschiedenen Kontexten auf- oder abgewertet werden. Eben, ein Autor, der sich einfühlt, ist eben ein "Softie". Und Karin Slaughter "ne Lesbe".

Irgendwie steckt in so einer Feststellung auch drin: War ja klar, dass so eine keine richtige Frau ist. Oder andersrum: Eine richtige Frau würde sowas nicht schreiben.

 

Ich bin übrigens nicht lesbisch, schreibe aber trotzdem Thriller, und im ersten Roman hatte ich einen männlichen Prota. Und ja, ich habe das Gefühl, ich müsste das irgendwie rechtfertigen. Ist doch komisch, oder?

 

LG, Karla

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Aber deine Frage nach der Individualität ist elementar; man muss das erstmal für sich herausfinden ...

 

Ja. *seufz* Ich stecke da gerade mittendrin in der Frage: Wie sehe ich mich eigentlich als Autorin? Wie will ich gesehen werden? Sehr schwierig, wenn man

a) verkaufen,

b) sich treu bleiben will und

c) nicht weiß, wer dieses "sich" eigentlich ist.

 

Die zusätzliche Frage nach Geschlechtsspezifität des Schreibens hat dieser Thread aufgebracht. Das machts nicht gerade einfacher ...

 

LG, Karla

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Das hatte etliche Konsequenzen. Die erste: Die weiblichen Teilnehmer (sie waren in der Mehrzahl) fanden mich zwar etwas zu einseitig männlich ("So wie du diese Liebesbeziehung zwischen dem jungen Mädchen und dem Gangster schilderst, das ist eben typisch Mann. Mir hat es gegraust!"), andererseits erkannten sie in mir den Charmeur alter Schule ("Goggel, mit dir würde ich gerne am Kaminfeuer sitzen und plaudern.") Die männlichen Teilnehmer sahen in mir größtenteils den Konkurrenten und ließen es an ruppigen Tönen nicht fehlen ("Goggel, du Arsch!"). Einer schrieb eine Geschichte, in welcher der Goggel am Ende erschossen wurde. Vom Guten, versteht sich.

 

Nach einem halben Jahr sah ich mich veranlasst, diese Identität aufzugeben und stieg noch einmal neu ein, diesmal als Bianca Castafiore. Die männlichen Teilnehmer begannen mir ihre Aufwartung zu machen ("Was hielten Sie von einem Gläschen Sekt zusammen, liebe Bianca?") und bescheinigten mir eine ausgeprägt weibliche Sensibilität. Von den Ladies erfuhr ich zum Teil eine etwas kühlere Behandlung als davor. Eine erklärte in einem Kommentar, dass die Tatsache, dass mein Krimi eigentlich gar keiner sei (er war es in der Tat nicht) von meiner genreschädlichen Weiblichkeit herrühre.

Angelika, danke, ich halte das für ganz typisch. Die Vorstellungen von dem, was "männlich" oder "weiblich" ist sind viel wichtiger, als die Realität und die meisten richten sich danach. In meiner Jugend waren die meisten Frauen eben Weibchen (andere wären "unweiblich" und welches Mädchen will schon "unweiblich" sein) und Reiten galt als Männersport ("ein Mann verleiht eher seine Frau als sein Pferd") und die Männer die hart waren und am wenigsten redeten bekamen die meisten Frauen, denn "Frauen wollen das so".

 

Heute ist es umgekehrt und wieder richten sich alle (na gut: fast alle) danach. Ob allerdings jetzt der Spruch gilt: "Eine Frau verleiht eher ihren Mann als ihr Pferd" habe ich noch nicht nachgeprüft.

 

In den Siebzigern, in den Hochzeiten des Feminismus war plötzlich lesbisch angesagt und erstaunlich, wie viele plötzlich ihre lesbische Seiten entdeckten und sich damit brüsteten.

 

Männer schreiben literarischer? Ach was, wir wollen Fräuleinwunder sehen und plötzlich bekommen junge hübsche Frauen alle Literaturförderungen und Preise.

 

Deshalb glaube ich, dass diese Diskussion zu keinem Ergebnis führen wird. Weil sie versucht, Objektives herauszufiltern, aber eigentlich nur in subjektiven Eindrücken nachgräbt.

 

In den Neunzigern verkauften sich deutsche Thrillerautoren nicht, "Deutsche können nicht spannend schreiben" und Verlage habe deutsche Thriller- oder Fantasyautoren nur veröffentlicht, wenn sie amerikanische Pseudonyme angenommen haben. Einige von uns können davon erzählen.

 

Und deshalb meine ich, die Diskussion wird nur herausfiltern, was Leser meinen, aber nichts, was wirklich ist.

 

Hans Peter

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Deshalb glaube ich, dass diese Diskussion zu keinem Ergebnis führen wird. Weil sie versucht, Objektives herauszufiltern, aber eigentlich nur in subjektiven Eindrücken nachgräbt.

 

Hallo Hans Peter,

 

ich glaube auch nicht, dass es darum geht. Aber es ist spannend, sich mit sich selbst und seiner Subjektivität auseinanderzusetzten. Oder?

 

Viele Grüße,

Melle

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Deshalb glaube ich' date=' dass diese Diskussion zu keinem Ergebnis führen wird. Weil sie versucht, Objektives herauszufiltern, aber eigentlich nur in subjektiven Eindrücken nachgräbt.[/quote']

 

Hallo Hans Peter,

 

ich glaube auch nicht, dass es darum geht. Aber es ist spannend, sich mit sich selbst und seiner Subjektivität auseinanderzusetzten. Oder?

Hallo Melle,

 

da hast du natürlich recht. Nur soll man das auch im Kopf behalten.

 

Hans Peter

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"In den Siebzigern, in den Hochzeiten des Feminismus war plötzlich lesbisch angesagt und erstaunlich, wie viele plötzlich ihre lesbische Seiten entdeckten und sich damit brüsteten."

 

Genau, Hpr, so schreibt man auch in der BILD-Zeitung.

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Hallo!

 

Es spricht m.E. gar nichts dagegen, manche Eigenschaften oder Qualitäten als "männlich" oder "weiblich" zu definieren.

 

Doch. Ich spreche dagegen.  ;D Weil nämlich bislang keiner, weder die, die behaupten, es gebe doch ganz eindeutlig männliche und weibliche Lesevorlieben, noch die, die sagen Männer könnten besser dieses, Frauen besser jenes schreiben, mir bislang erklären konnten, wie diese Unterschiede denn nun allgemein gültig aussehen sollen.

 

Und ich glaube, das liegt daran, weil sie nur subjektiv wahrgenommen werden können. Charlie hat vielleicht eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie Figuren in der Literatur behandelt werden sollten. Und sie findet das mehr bei Autoren als bei Autorinnen. Ulfs Frau liest Literatur, die er nicht mit der Kneifzange anfasst und umgekehrt.

All das sind persönliche Eindrücke. Aber sie haben nichts Allgemeingültiges.

 

Wenn ich Philipp Roth lesen würde, könnte es passieren, das mir seine Frauen viel besser gefallen als seine Männer. Wenn Ulf vor dem Bücherregal von Hef's Tochter steht, findet er vielleicht etliche Romane, die er auch lesen würde.

 

Es mag Unterschiede zwischen Männern und Frauen geben, aber die allgemein gültig zu definieren ist sicher nicht einfach und mit oberflächlichen und subjektiven Betrachtungen zu verallgemeinern hilft nicht weiter. Phänomene, dass zum Beispiel Thrillerautoren offenbar vorwiegend Männer sind, kann man immer auf mehreren Schienen deuten:

Autorinnen haben das Genre noch nicht für sich entdeckt?

Frauen schreiben ihre Thriller unter Pseudonym?

Verlage nehmen keine Thriller von Autorinnen an, weil ihnen die Buchhandelsketten das nicht abkaufen?

 

Die Schlussfolgerung, dass Frauen anders lesen und es deshalb weniger Thriller-Autorinnen gibt oder die Schlussfolgerung, dass Frauen nicht actiongeladern schreiben können ist für mich weder zwingend noch schlüssig. Sie ist eine von vielen und sagt mehr über die Ansichten dessen aus, der sie anstellt, als über wirkliche Gegebenheiten.

 

Gruß Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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@Susann

Ich finde deinen Aspekt sehr wichtig. Es geht um subjektives Empfinden, das ist legitim und jeder hat ein Recht auf seine persönlichen Vorlieben und Meinungen. Schwierig wird es immer, wenn daraus etwas Allgemeingültiges abgeleitet werden soll, weil das nur schief gehen kann. Außerdem geraten wir dadurch in eine ganz andere Falle: Wir nehmen teil an dem, was wir ablehnen: Äußeren Zwängen, welche die Fantasie einschränken.

Die unterschiedlichen Beweggründe für verschiedene Ansichten wurden schon genannt. Und auch die Gründe, sich an gewisse Zwänge zu halten, wenn man z.B. veröffentlichen will. Aber es ist ein Unterschied, ob ich mir dessen bewusst bin, dass ich mich an eine Vorgabe halte, um im Marketing der heutigen Zeit mitzuhalten, mir aber durchaus eine andere, persönliche Meinung gestatte, oder aber ob ich die äußere, da im Moment erfolgversprechende Meinung zu meiner eigenen mache.

Ähnlich ist es mit dem Suchen nach Unterschieden. Natürlich findet man welche - man wird auch keine zwei Männer oder zwei Frauen finden, die komplett gleich sind, die einen komplett gleichen Stil haben.

 

Die Bandbreite ist wichtig - aber man sollte sie nicht auf ein einziges Merkmal herunterbrechen - dann frage ich mich nämlich, wo die tatsächliche Tiefe bleibt.

 

Gruß, Melanie

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Liebe Susann,

 

ich bin doch vollkommen Deiner Meinung und möchte Dir in keinem Punkt widersprechen.

 

Die Definition von "männlich" bzw. "weiblich" bleibt natürlich recht willkürlich, bzw. ist eben kulturell bedingt, historisch gewachsen, was auch immer.

Sicher gibt es subjektive Zuordnungen - aber eben auch solche, die in unserer Gesellschaft allgemeingültig verwendet werden. Das heißt nicht, dass sie objektiv sind.

Aber jeder weiß, was ein "guter Kerl" und was eine "Heulsuse" oder ein "Softie" oder ein "Mannweib" ist und wie das zu bewerten ist. "Aktiv" wird mit "männlich" assoziiert, und eine aktive Frau hat somit eine männliche (= positive) Eigenschaft. Sie ist, auch in den Augen von Frauen, mehr wert als eine "weiblich"-passive Geschlechtsgenossin.

So meinte ich das: Es geht um den Sprachgebrauch - darum, dass "männlich" meist mit "höherwertig" übereingebracht wird und umgekehrt.

Und diese Bewertung finde ich weitaus schlimmer, als etwas "blau" oder "gelb" zu nennen. Nur wenn "blau" grundsätzlich das Bessere ist, wirds heikel.

 

Was ich sagen will: WENN man überhaupt in solchen Kategorien denken bzw. über Literatur reden will (und man kommt kaum drum herum), dann macht es Sinn, die Kategorien zu definieren, dann die Wertung wegzulassen und dann zu beschreiben, was dieses oder jenes Buch "männlich" ("blau") oder "weiblich" ("gelb") macht. (Die Anführungszeichen sind übrigens kein Zufall. ;D)

 

Ehrlich gesagt hätte ich jedoch keine Lust, nun eine kulturell repräsentative Liste männlicher und weiblicher Attribute aufzustellen, die passgenau auf den aktuellen Literaturmarkt zugeschnitten sind ... von daher halte ich jetzt lieber meinen Mund dazu. ;)

 

LG, Karla

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Noch eine hübsche Anekdote, die hier (zumindest am Rande) gut hin passt.

 

Bei der Abgabe meines Romanmanuskripts erzählte ich meinem Agenten, dass ich drei Testleserinnen hatte. Seine Antwort sinngemäß: Da haben Sie gut daran getan, denn das Romanlektorat ist fast völlig in Frauenhand, wenn man die absolute Hochliteratur und speziell das Thema "Drittes Reich" ausklammert.

 

Herzlichst

jueb

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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Mein Senf mal wieder dazu:

 

Nicht nur, dass "männlich" und "weiblich" im Zusammenhang mit Schreib- oder Lesevorlieben hier subjektiv beurteilt werden, nein, wir kochen auch im eigenen Saft. Nämlich dem Autorensaft.

 

In diesem engbegrenzten Bereich gibt es sehr dezidierte eigene Meinungen zum Thema männlich/weiblich, die der bereits zitierten signifikanten Stichprobe nicht unbedingt entsprechen.

 

Ich gebe jedoch zu bedenken, dass draußen in der bösen, rauen Welt die Sache schlichter betrachtet wird.

Gehen wir mal von den Büchern weg zu einem anderen geschriebenen Produkt.

Wer kauft welche Zeitschriften, und wie wird das Publikum darin angesprochen.

Da findet man eine sehr klare Zielgruppendefinitioen unterteilt in männliche/weibliche/gemischt-gender Leser.

Hier wird ein Bild geprägt, und da diese Publikationen zielgenau verkauft werden, entspricht es einer sehr großen Menge von Menschen.

Das sollte man im Kopf behalten, wenn man seinen eigenen Standort zu bestimmen sucht oder sein Selbstbild als Autor definieren möchte.

 

Andrea

Neu: Das Gold der Raben. Bald: Doppelband Die Spionin im Kurbad und Pantoufle

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Hallo Karla,

 

Liebe Susann,

 

ich bin doch vollkommen Deiner Meinung und möchte Dir in keinem Punkt widersprechen.

 

Ich weiß ja, aber dein Satz hat gerade so schön gepasst. ;)

 

Aber jeder weiß, was ein "guter Kerl" und was eine "Heulsuse" oder ein "Softie" oder ein "Mannweib" ist und wie das zu bewerten ist. "Aktiv" wird mit "männlich" assoziiert, und eine aktive Frau hat somit eine männliche (= positive) Eigenschaft. Sie ist, auch in den Augen von Frauen, mehr wert als eine "weiblich"-passive Geschlechtsgenossin.

So meinte ich das: Es geht um den Sprachgebrauch - darum, dass "männlich" meist mit "höherwertig" übereingebracht wird und umgekehrt.

 

Diese Einordnungen kenne ich nicht und in meinem Umfeld wird auch weder so gedacht noch so geredet, nicht von Männern und nicht von Frauen.

Ich bin durch mein Schreiben gewohnt, die Dinge zu hinterfragen, hinter Fassaden zu schauen. Nur wenn ich genau beobachte, habe ich ansatzweise eine Chance, lebendig und authentisch zu schreiben.

Ich wehre mich gegen Schubladeneinordnungen.

Ich kenne Männer, die hart durchgreifen können.

Ich kenne Frauen, die das ebenso tun.

Ich kenne Männer, die empfindlich reagieren können.

Ich kenne Frauen, die das tun.

 

Ich kann die Liste noch weiter führen. Ein kontrollierender Charakter kann ein Mann genauso wie eine Frau sein. Ein empfindsamer Mensch kann auch beides sein. Ich kenne sehr einfühlsame Männer, genauso wie sehr beherrschende Frauen.

 

Wie Melanie oben sagt:

man wird auch keine zwei Männer oder zwei Frauen finden, die komplett gleich sind,

 

Und ich plädiere wie sie dafür, hinter die Dinge zu schauen.

Leute, wir sind Autoren! Und das Schreiben lebt vom Ungewöhnlichen, vom Überraschenden. Wie soll ich das finden, wenn ich mich nur auf ausgetretenen Klischeebahnen bewege?

 

Gruß Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Wer kauft welche Zeitschriften, und wie wird das Publikum darin angesprochen.

Da findet man eine sehr klare Zielgruppendefinitioen unterteilt in männliche/weibliche/gemischt-gender Leser.

Hier wird ein Bild geprägt, und da diese Publikationen zielgenau verkauft werden, entspricht es einer sehr großen Menge von Menschen.

 

... und manchmal bemerke ich erst an der Werbung im Heft, dass ich gar nicht zur Zielgruppe gehöre ...

:)

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Wer kauft welche Zeitschriften, und wie wird das Publikum darin angesprochen.

Da findet man eine sehr klare Zielgruppendefinitioen unterteilt in männliche/weibliche/gemischt-gender Leser.

Hier wird ein Bild geprägt, und da diese Publikationen zielgenau verkauft werden, entspricht es einer sehr großen Menge von Menschen.

 

... und manchmal bemerke ich erst an der Werbung im Heft, dass ich gar nicht zur Zielgruppe gehöre ...

:)

 

Das beste Zitat, das ich heute gehört habe :D - und so herrlich nachvollziehbar!

 

Gruß, Melanie

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... ja, aber da würde ich sofort widersprechen. Wir (ich schließe mich ausdrücklich mit ein) glauben doch immer, wir seien so individuell und so einzig, dass wir niemals diesen groben Marketing-Zielgruppen-Schablonen entsprechen. Und wer will das schon? Aber ich glaube, wir machen uns da etwas vor, so unabhängig und so frei und so einzigartig sind wir wohl leider nicht...

"Dem von zwei Künstlern geschaffenen Werk wohnt ein Prinzip der Täuschung und Simulation inne."  

AT "Aus Liebe Stahl. Eine Künstlerehe."

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@ jueb: Gute Anekdote. Die mal wieder bestätigt, wie es mit der "Wertigkeit" verschiedener Literatursparten steht. Argh.

 

@ Andrea: Knapp und messerscharf durchgegriffen. ;D Trotzdem macht es Spaß, mal zu gucken, wo man sich selbst in der für mich noch ein wenig trüben Männer-Frauen-Suppe wieder findet.

 

@ Susann: Kann es sein, dass Du mich absichtlich falsch verstehst?

 

... Egal, ich glaube, Ihr wisst, dass ich keine Klischees verbreiten will, sondern nur zeigen, dass wir nicht frei davon sind.

 

Susann, wenn Du schreibst, Du kennst auch Frauen, die hart durchgreifen, und Männer, die empfindsam sind, dann tust Du genau das: Du bedienst die Kategorisierungen "Männlich" / "Weiblich", indem Du kontrastierst.

Jeder von uns kennt in diesem Sinne "männliche" Frauen und "weibliche" Männer.

Nur sagen wir das nicht so, weil wir politisch korrekt sind.

Es geht auch hier um den Sprachgebraucht. Um den kommen wir nicht drumrum. Wir haben nunmal diese gemeinsame Sprache. Und ich bin sicher, Du weißt auch, was mit einem "Softie" gemeint ist, auch wenn Du das nicht so sagen würdest.

 

Davon ab: Natürlich gucken wir als Autoren "dahinter". Das gelingt aber besser, wenn man über die Schwachstellen der Oberfläche, die man aufkratzen möchte, gut Bescheid weiß. Und in dem Sinne finde ich es schon sehr interessant zu gucken, was uns diese Oberfläche momentan so zu bieten hat.

Der Hinweis auf Zeitschriften ist gut, finde ich, da kann man ja gewissermaßen in Echtzeit das was-ist-männlich/weiblich-Barometer mitverfolgen!

 

So, nun will ich aber aufhören damit!

 

LG, Karla

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Ich glaube, dass wir immer nur eine gewisse Schnittmenge bedienen, auch in den schon zitierten Zeitschriften. Wenn ich mir ein neues Auto kaufen will, lese ich entsprechende Zeitschriften über Autos samt Testberichten, um mich auf den neuesten Stand zu bringen - eigentlich eine Männerdomäne, oder? Aber ich bin davon überzeugt, dass viele Frauen so handeln und sich Informationen fernab der "festgelegten" Geschlechterrollen holen. Ebenso bin ich davon überzeugt, dass es Hobbyköche gibt, die sich in entsprechenden Zeitschriften Rezepte etc. holen, wenn sie die brauchen.

Bestimmte Schlüsselreize sind sicher so, dass sie auf bestimmte Empfindungen, die auch genetisch bedingte Ursachen haben, zielen und "geschlechtstypisches" Verhalten hervorrufen können. Aber das wiederum hat nichts mit der Fähigkeit des Schreibens zu tun, nichts mit der Fähigkeit, sich in eine andere Rolle hineinzuversetzen, sie auszuleben und darzustellen.

 

Gruß, Melanie

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Aber das wiederum hat nichts mit der Fähigkeit des Schreibens zu tun' date=' nichts mit der Fähigkeit, sich in eine andere Rolle hineinzuversetzen, sie auszuleben und darzustellen.[/quote']

 

Absolut richtig!

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Hallo Karla,

 

@ Susann: Kann es sein, dass Du mich absichtlich falsch verstehst?

 

Tut mir leid, ich weiß nicht, wie du darauf kommst. Das Einzige, was ich versuche, dir zu verdeutlichen, ist, dass du in Kategorien denkst (und sie als allgemein gebräuchlich definierst), die nicht die Meinen sind und die ich so nicht hinnehmen will.

 

Das zeigt sich auch hier:

 

Susann, wenn Du schreibst, Du kennst auch Frauen, die hart durchgreifen, und Männer, die empfindsam sind, dann tust Du genau das: Du bedienst die Kategorisierungen "Männlich" / "Weiblich", indem Du kontrastierst.

Jeder von uns kennt in diesem Sinne "männliche" Frauen und "weibliche" Männer.

Nur sagen wir das nicht so, weil wir politisch korrekt sind.

 

Schlüsselwort ist das Wörtchen 'auch', das ich nicht verwendet habe, du mir aber dazudichtest. Ich schrieb nur:

Ich kann die Liste noch weiter führen. Ein kontrollierender Charakter kann ein Mann genauso wie eine Frau sein. Ein empfindsamer Mensch kann auch beides sein. Ich kenne sehr einfühlsame Männer, genauso wie sehr beherrschende Frauen.

 

Ich sehe deshalb nicht, warum du einen Teilaspekt aus meinem Kommentar herausnimmst und ihn so umdefinierst, damit er in deine Argumentation passt und wehre mich dagegen.

 

Gruß Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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Susann, es tut mir Leid, aber Du scheinst echt alles, was ich sage, in den falschen Hals zu kriegen und mir zu unterstellen, dass ich schlichten männlich/weiblich-Schemata denke.

 

Ich bin nach wie vor Deiner Meinung, was die Inhalte betriftt, argumentiere in diesem Fall aber auf einer ganz anderen Ebene.

Es geht mir nicht um die Kategorien, in denen ich angeblich denke (was ich nicht tue), sondern um den Sprachgebrauch. Ein "auch" mehr oder weniger macht da den Kohl nicht fett. (Aber ich wollte Dich trotzdem nicht falsch zitieren, sorry.)

 

In keiner Weise will ich Dich angreifen!

 

So, nun ist aber genug, ich kann mich Dir offenbar nicht verständlich machen ... zumindest finde ich heute offenbar nicht den richtigen Ton oder was auch immer ... :(

 

LGK

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@Karla: Ich glaube, dass ich dich sehr wohl richtig verstanden habe ... Und, keine Angst, ich fühle mich nicht angegriffen.

 

@Andrea:

Gehen wir mal von den Büchern weg zu einem anderen geschriebenen Produkt.

Wer kauft welche Zeitschriften, und wie wird das Publikum darin angesprochen.

Da findet man eine sehr klare Zielgruppendefinitioen unterteilt in männliche/weibliche/gemischt-gender Leser.

Hier wird ein Bild geprägt, und da diese Publikationen zielgenau verkauft werden, entspricht es einer sehr großen Menge von Menschen.

Das sollte man im Kopf behalten, wenn man seinen eigenen Standort zu bestimmen sucht oder sein Selbstbild als Autor definieren möchte.

 

Ok, diese Einteilungen machen ja scheinbar auch die Verlage. Inwieweit sie den Wirklichkeiten der Leser entsprechen, darüber haben wir ja hier diskutiert. Aber werd doch einfach mal konkret.

Wie sehen typisch männliche Zielguppendefinitionen aus? Und wenn du jetzt sagst: Männer mögen Autos und nackte Frauen, dann muss ich antworten: Schön. Aber für mein Selbstbild als Autor hilft mir das nicht weiter und ist mir viel zu oberflächlich (zumal ich davon überzeugt bin, dass auch Frauen zu Autozeitschriften greifen. Meine Mutter zum Beispiel ist Formel1 -Fan)

 

Gruß Susann

Eat the frog in the morning (Mark Twain)

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"In den Siebzigern, in den Hochzeiten des Feminismus war plötzlich lesbisch angesagt und erstaunlich, wie viele plötzlich ihre lesbische Seiten entdeckten und sich damit brüsteten."

 

Genau, Hpr, so schreibt man auch in der BILD-Zeitung.

Ob das die Bildzeitung so schreibt, weiß ich nicht. Aber so habe ich es erlebt und zahlreiche andere auch.

 

Das ändert nichts daran, dass es eben Homosexuelle gibt und Lesben, denen es nicht eingeredet wurde.

 

Aber viele passen sich nun mal an. In den Fünfzigern haben sich unzählige Homosexuelle an die gültigen Vorbilder angepasst und auf Hetero gemacht, haben das selbst geglaubt und sich eingeredet.

 

Dass man heute zu deiner Orientierung stehen kannst und sich nicht selbst belügen musst, halte ich für einen großen Fortschritt, aber normal ist der leider nicht.

 

Hans Peter

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