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(ThomasL)

Einsicht in Interviews

Empfohlene Beiträge

Hi, ihr Lieben!

 

Gerade muss ich wegen einem Literaturpreis meine ersten Interviews geben. Natürlich würde ich gerne sehen, wie der endgültige Interview-Text in der Zeitung dann aussieht - bevor die Zeitung gedruckt wird. Damit ich noch eventuell Sachen gerade rücken kann.

Der Redakteur eines Stadtmagazins hat mir gesagt, dass das Presserecht es ihm verbietet, mir das verschriftlichte Interview vor der Veröffentlichung zu zeigen.

(Ein Recht, das etwas verbietet? Ja, das habe ich mir auch gedacht...)

Dagegen der Pressesprecher einer Universität, der ebenfalls ein Interview mit mir geführt hat, hat gesagt, dass er mir den Text vor der Veröffentlichung gerne noch einmal zuschickt. Hat er mittlerweile auch getan.

Und auch der Redakteur einer Tageszeitung hat mir schon zugesichert, dass ich den Interview-Text zu sehen bekomme, bevor er gedruckt wird.

 

Was ist das nun für ein ominöses Presserecht?

Ich würde schon gerne wissen, was so über mich geschrieben wird... In Verbindung mit meinem Beruf heißt es dann noch "Junger Autor plant die nächsten Killerspiele" oder so...  :s09

 

Würde mich freuen, wenn einer von euch Bescheid wüsste. ;)

 

MfG

 

Thomas

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Hi Thomas,

 

wir Journalisten bezeichnen es als "Kannrecht".

 

Der Journalist kann dir vorher den Text geben. Rechtlich muss er aber nicht und kann auch nicht dazu gezwungen werden. Insofern ist das schon Presserecht

 

euer hef

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Ich bin kein Journalist, aber da er das Recht auf freie Meinungsäußerung hat und sich keiner Zensur unterziehen muss (auch Deiner nicht), muss er Dir den Text nicht geben. Vielleicht sind das die Punkte, die unter Presserecht zu verstehen sind.

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Hallo,

es ist in der Branche absolut üblich, dass Interviews "autorisiert" werden - sprich: dass derjenige, der sie gibt, vor dem Erscheinen nochmal abnickt. Ein "unautorisiertes" Interview kann demgegenüber schnell widerrufen werden - sprich: die Zeitung bei falsch wiedergegebenen oder verkürzten Äußerungen zur Gegendarstelllung gezwungen werden.

Völliger Unsinn ist, dass man aus rechtlichen Gründen kein Interview dem Interviewpartner vorab zeigen darf.

Liebe Grüße,

Julia

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Hallo Thomas,

 

es ist üblich und sinnvoll, sich die Zitate noch einmal zeigen zu lassen und sie dann zu autorisieren, d.h. freizugeben. Ich arbeite in der Pressestelle eines Forschungsinstituts, und wir handhaben es immer so - es ist auch ein Schutz für den Journalisten, denn unsere Wissenschaftler drücken sich gerne kompliziert aus, und die Gefahr ist stets vorhanden, sie auch mal falsch zu verstehen. ;)

Ein Interview funktioniert wie ein Vertrag: Wenn du in der Interviewsituation einforderst, deine niedergeschriebenen Zitate vor Druck noch einmal anzuschauen und der Journalist willigt ein bzw. widerspricht nicht, hast du glaube ich sogar einen Rechtsanspruch darauf. Im Nachhinein ist es schwieriger - allerdings habe ich noch nie erlebt, dass es ein Journalist verweigert hätte. Diese Praxis steht meines Wissens nach auch im Pressekodex des deutschen Presserats festgeschrieben.

 

Liebe Grüße Chrissi

Bei Droemer Knaur im März 2012:  Mondherz &&Meine neue Website

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Ich habe in meiner Redakteurinnenzeit die Interviews schon aus Selbstschutz autorisieren lassen. So lassen sich inhaltliche oder sachliche Fehler vermeiden. Meine Meinung ließ ich mir jedoch nicht redigieren!

 

Vermutlich hatte der Redakteur nicht genug Schneid "nein" zu sagen und wollte sich hinter dem Presserecht verschanzen.

 

Melle

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Hi Chrissi,

 

natürlich ist das Interview eine "Art" Vertrag. Und dass Wissenschaftler darauf bestehen sollten, die Richtigkeit der Pressemeldung vor Druck zu überprüfen versteht sich von selbst.

 

Dennoch MUSS der Journalist den Text nicht herausgeben. Dazu kann ihn kein Gericht zwingen.

 

Allerdings kenne ich keinen meiner Kollegen, der das im eigenen Interesse verweigert. Man kann ja wirklich mal was falsch verstehen und diese blöden Richtigstellungen im Nachhinein können im Verlag schon richtig Ärger machen.

 

Dennoch, verpflichten kann niemand den Journalisten.

Also immer im Vorfeld des Interviews klären....

 

euer hef

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Hallo Thomas,

 

ich arbeite bei einer Nachrichtenagentur und wir handhaben es bei uns so, dass wir Texte, die wir schreiben, nicht vorher herausgeben. Da lasse ich mir nämlich nicht reinpfuschen. Sollte ich einen Fehler gemacht haben, muss ich dafür gerade stehen, klar. Anders ist es bei direkten Zitaten. Die lege ich auf Wunsch den Interviewpartnern vor, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Dann kann kein Interviewpartner hinterher behaupten, er hat das so nicht gesagt. So finde ich das völlig in Ordnung. Aber meine Texte sind meine Arbeit, da lasse ich mir keinesfalls reinreden.

 

Und ein PS: Die meisten Journalisten sind viel gründlicher und seriöser als ihnen gemeinhin immer nachgesagt wird.

 

Herzliche Grüße Ute

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Ich schließ mich da Julia an - genau so ist es.

 

@Ute: Bei Interviews ist ja so gut wie alles Zitat, außer den eigenen Fragen. Insofern trifft dein Einwand mit dem "selbst geschrieben" da nicht. Außer es ist "selbst gekürzt" ... und gerade dann ist ein Autorisieren sehr sinnvoll  ;)

Sinn ist keine Eigenschaft der Welt, sondern ein menschliches Bedürfnis (Richard David Precht)

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Vermutlich hatte der Redakteur nicht genug Schneid "nein" zu sagen und wollte sich hinter dem Presserecht verschanzen.

Könnte sein, Melanie. Er war einen halben Kopf kleiner als ich. :p Naja, im Ernst, ich halte das wirklich für die wahrscheinlichste Möglichkeit.

 

Danke für den Einblick, ihr alle. Ist mir schon komisch vorgekommen, dass es Rechte gibt, die Dinge (explizit) verbieten.

Zumindest die Zitate werden nun von mir abgesegnet. Beim Text selbst hoffe ich dann auf die Kompetenz des Journalisten.

 

Lustig wird es beim Interview mit der 'Morgenpost', die im Stile der Bild-Zeitung aufgemacht ist und schon mal mit Titeln auf der ersten Seite aufwartet wie "OMA(82) RUTSCHTE VON BANK IN FLUSS - TOT!". :D

 

Schon eine schöne Sache, hier immer direkt die Profis fragen zu können!

 

Thomas

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ich arbeite bei einer Nachrichtenagentur und wir handhaben es bei uns so, dass wir Texte, die wir schreiben, nicht vorher herausgeben. Da lasse ich mir nämlich nicht reinpfuschen. Sollte ich einen Fehler gemacht haben, muss ich dafür gerade stehen, klar. Anders ist es bei direkten Zitaten. Die lege ich auf Wunsch den Interviewpartnern vor, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Dann kann kein Interviewpartner hinterher behaupten, er hat das so nicht gesagt. So finde ich das völlig in Ordnung. Aber meine Texte sind meine Arbeit, da lasse ich mir keinesfalls reinreden.

Und ein PS: Die meisten Journalisten sind viel gründlicher und seriöser als ihnen gemeinhin immer nachgesagt wird.

Herzliche Grüße Ute

 

Ich habe in meiner Zeit als Vorsitzende einer großen Verbandes einige sehr schlechte Erfahrungen mit Journalisten gemacht, die mich falsch zitiert haben, mir trotz vorheriger Zusage den Text nicht zusandten, Streichungen vornahmen, die den Sinn einer Aussage veränderten usw. Noch heute kursieren hin und wieder längst widerlegte journalistische Ansichten sog. "Fachjournalisten" durch die Medien, weil sie so schön medienwirksam sind. Sie werden immer wieder aus einer Datenbank(?) hervorgeholt und aufgewärmt, werden nicht überprüft bzw. gegenrecherchiert. Richtigstellungen werden selten und nur auf "Druck gedruckt". So viel zum Thema "gerade stehen".

Ich bin trotzdem der Meinung, dass der weitaus größte Teil der Journalisten seriös und sorgfältig arbeitet, aber die Schwarzen Schafe der Zunft können einiges Unheil anrichten.

 

Ich hatte mir angewöhnt, Printmedien nur noch Interviews zu geben, wenn ich die Fragen schriftlich vorliegen hatte und habe auch nur noch schriftlich geantwortet. Wer sich darauf nicht einließ, hatte Pech. Die Erfahrung zeigte, dass die Abdrucke dieser Interviews i.d.R. authentisch waren.

 

LG Gertraude

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Ich hatte mir angewöhnt, Printmedien nur noch Interviews zu geben, wenn ich die Fragen schriftlich vorliegen hatte und habe auch nur noch schriftlich geantwortet. Wer sich darauf nicht einließ, hatte Pech. Die Erfahrung zeigte, dass die Abdrucke dieser Interviews i.d.R. authentisch waren.

Scheint mir eine sehr gute Methode. Für die Zukunft merke ich sie mir auf jeden Fall. :)

 

Das Ergebnis bei mir: Ein Artikel in der Zeitung, der als Aufhänger die Tatsache benutzt, dass ich einen Auftrag der Oberbürgermeisterin abgelehnt habe. Dass das nur zu ca. einem Viertel der Wahrheit entspricht(und noch schön aufgebauscht wurde, als hätte ich sie arrogant vor den Kopf gestoßen - dabei habe ich ihr nur geschrieben, dass ich ungern organisiere und lieber selbst aktiv bin), ist noch nicht das Tollste. Das Tollste ist, dass dieser Artikel die Dame vergrault hat und ich jetzt eine Aussicht als Dozent für Kreatives Schreiben wieder abhaken kann.

Wer den Artikel liest, für den sieht es wirklich aus, als hätte ich bei der Zeitung über die Bürgermeisterin abgelästert.

Naja, wieder was gelernt, und lieber zurück zum nächsten Roman. ;)

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Von mir ist auch mal ein Artikel erschienen, wo ich mir nur die Haare gerauft habe, wie man mein Gesagtes nur so anders widergeben konnte.

Daher bestehe ich zukünftig darauf, die Artikel vorab lesen zu dürfen - und als Begründung kann ich dann auf die Erfahrung mit dem besagten Artikel verweisen.

 

Es war nichts rufschädigendes an dem Artikel, trotzdem ärgerlich.

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Solche Erfahrungen habe ich auch schon gemacht.

In den zuletzt erschienen Presse-Artikeln war oft ein großer Anteil inhaltlicher Falschinformationen vorhanden. Das lief dann von angeblich erschienen Romanen von mir bis hin zu Vermischungen meines Namens mit denen anderer beteiligter Personen.

Dem Leser als solchen werden die "Ungereimtheiten" wahrscheinlich nicht einmal aufgefallen sein. Ärgerlich finde ich das dennoch, auch wenn vermeintlich kein Schaden daraus entstanden ist.

Bei meinem nächsten Artikel werde ich jedenfalls auch darauf bestehen, vorab noch einmal einen Blick drauf werfen zu dürfen.

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Gerade vor 5 Minutenhabe ich ein Interview zum Autorisieren geschickt - und das war sogar ein per E-Mail geführtes, das aber gekürzt werden musste ;-)

 

Aus der Praxis kann ich sagen: Die Wahrheit liegt zwischen Hef (man muss es rechtlich nicht) und Julia (es ist absolut üblich). Es kommt vielleicht ein wenig darauf an, ob man den Interviewer kennt bzw ihm vertraut. Ansonsten muss man sich als Interviewter vor Augen halten, dass Antworten in wörtlicher Rede aus Notizen sinngemäß zusammengefasst werden und als wörtliche Rede dastehen bzw. aus Ton-Aufzeichnungen rausgeschrieben und zusammengekürzt werden. Zudem haben auch viele Zeitungen klare Zeilenvorgaben für die Länge von Antworten und Fragen.

 

Ich würde immer dazu raten, sich das autorisieren zu lassen und das vorher zu klären. Das Beispiel hier zeigt ja, dass es immer welche gibt, die sich nicht an das durchaus übliche Vorgehen mit dem Autorisieren halten. Das mag aber auch manchmal daran liegen, dass man es mit Journalisten zu tun hat, die Freie Mitarbeiter sind und - sorry - nicht so den Plan haben, wie das läuft. Das Herausreden auf Preserecht ist zumindest Unsinn. Die müssen damit ein bis zwei Male auf die Nase fallen, dann lassen Sie sich künftig auch alles autorisieren ;-)

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Interessant, was ihr für Erfahrungen gemacht habt. Die schlechtesten sind ja auch oft die wertvollsten.

Ich bin da auch etwas naiv herangegangen, im Stile von 'Juhu, die wollen über mich schreiben'. Ab jetzt läuft das etwas abgeklärter, und ich kann es machen, wie du, Quidam: mich auf einen ärgerlichen Vorfall in der Vergangenheit mit unautorisierten Interviews stützen.

 

Das Lustigste(es ist wirklich lustig, nicht ironisch gemeint) kommt noch: Eine Oma hat bei der Zeitung angerufen und sich darüber beschwert, wie böse ich denn sei, die Bürgermeisterin vor den Kopf zu stoßen. Ich solle mich doch "reinknien" und ihr helfen.

An sich ärgerlich, dass das auch noch auf diese verfälschte Art rezipiert wird, aber andererseits - ich musste dann doch schmunzeln, als ich davon gehört habe. ;)

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Das Lustigste (es ist wirklich lustig' date=' nicht ironisch gemeint) kommt noch: Eine Oma hat bei der Zeitung angerufen... [/quote'] Ich wurde unlängst auf der Straße von einer fremden Frau als Oma bezeichnet. Das hat mich sehr verärgert, da mich die Frau erstens nicht kannte und ich zweitens keine Enkel habe. Und dann wäre ich ausschließlich deren Oma.

 

Ich bin mir sicher, du hast es nicht abwertend gemeint, aber es geht darum, wie es von der anderen Seite aufgenommen wird.

 

LG Gertraude

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Es war wirklich nicht abwertend gemeint, Gertraude. Über die Dame weiß ich auch nichts. Sie ist nur in dem Bericht, der mir zugetragen wurde, schon als 'Oma' aufgetaucht.

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Nochmals danke für den Tipp mit dem schriftlichen Interview. Hat diesmal sehr gut funktioniert und einen schönen Artikel ergeben, in dem ich mich endlich auch einmal wiedererkenne.

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Ich bin ja zu dem Thema ein bisschen spät dran, weil ich leider nur selten dazu kommen, im Forum reinzuschauen. Aber: Ich habe vor meinem Leben als Buchautor viele Jahre als Redakteur bei einer Zeitung in Hamburg gearbeitet, viele Interview geführt und bin auch reichlich rechtlich zu dem Thema fortgebildet worden.

 

Fazit aus meiner Sicht: Beides geht und wird gemacht - Interviews dem Befragten noch einmal vorlegen und diese nicht tun. Je professioneller Zeitung und Kollegen, umso selbstverständicher wird autorisiert. Ein Muss ist rechtlich aber immer gegeben: Wird beim Interview eine Autorisierung vereinbart, muss sich der Journalist daran verbindlich halten. Wird nichts vereinbart, muss er nicht autorisieren lassen.

 

Von daher würde ich als Interview-Opfer immer vor dem Interview klar sagen, dass ich auf einer Vorlage vor Veröffentlichtung bestehe und dass das Interview nur unter dieser Bedingung durchgeführt wird (Muss man ja nicht so amtlich sagen - geht auch nett und charmant.

Ohne Autorisierung kann man grausige Sachen erleben - gerade bei unprofessionell arbeitenden kleinen Zeitungen und Magazinen - über die man sich anschließend noch Jahre ärgert.

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