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(Gina)

Uwe Timm: Morenga

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Uwe Timm gehört zu meinen absoluten Lieblingsautoren. Aber das war nicht der einzige Grund, warum ich "Morenga", eines seiner Frühwerke, jetzt endlich bestellt und gelesen habe. Ich arbeite zurzeit selbst an einem Jugendroman über die deutsche Kolonialgeschichte in Südwest-Afrika und war natürlich neugierig, was Timm aus dem Thema gemacht hat.

Ich habe fast drei Wochen für "Morenga" gebraucht – viel länger als für die anderen Romane des Autors, die ich in wenigen Tagen ausgefressen habe. Das liegt natürlich vor allem am schwer verdaulichen Thema: "Morenga" handelt von dem Kolonialkrieg, den das Deutsche Kaiserreich Anfang des 20. Jahrhunderts gegen aufständische "Hottentotten" und Hereros im heutigen Namibia führte. An der Spitze der aufständischen Namas steht Jakob Morenga, ein früherer Minenarbeiter. Der erbarmungslose und zynische Vernichtungskrieg gegen Männer, Frauen und Kinder nahm vieles vorweg, was dreißig Jahre später im Hitler-Deutschland grausige Realität wurde. Die namibischen Volksgruppen wurden mit erschütternder Gründlichkeit versklavt und vernichtet.

Ohne hier ins Detail gehen zu wollen – es ist keine gute Einschlaflektüre. Aber dennoch ein grandioses Buch. Ähnlich wie in "Am Beispiel meines Bruder" - mein Lieblingsbuch von Timm – verknüpft der Autor historische Dokumente mit fiktiven Aufzeichnungen und Berichten. So nähert man sich Morengas Geschichte wie in einem Spiegelkabinett - man entdeckt die südwestafrikanische Geschichte aus unterschiedlichen Blickwinkeln und gewinnt am Ende zwar kein vollständiges, aber sehr authentisches Bild.

Der einzige Kritikpunkt war für mich die historische Figur des Jakob Morenga, der für meinen Geschmack zu sehr zum edlen Wilden Namibias stilisiert wird und so zu einer Mischung aus Winnetou und Che Guevara wird. Die ironische Distanz, aus der Timm die übrigen Protagonisten – ob historisch oder fiktiv – betrachtet, hätte auch Morenga gut getan.

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