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(Marcel)

Ratlosigkeit beim ersten Agenturvertrag

Empfohlene Beiträge

Hallo!

 

Ich habe einige Fragen zu einem Vertrag mit einer Literaturagentur bzw. Agenten. Da es sich um mein erstes Buchprojekt handelt, sind meine Erfahrungen in diesem Bereich sehr eingeschränkt. Vielleicht kann mir jemand von Euch einige wertvolle Tipps geben, von eigenen Fehlern oder guten Erfahrungen berichten...

 

Meine Fragen zielen weniger auf Ratschläge, die mit der Wahl eines Agenten zu tun haben (keine DKZ Vermittlung, keine Lektoratsgebühren, Referenzen etc.), sondern vielmehr auf konkrete Vertragsinhalte.

 

Ich versuche mein Anliegen einmal in Fragen zu fassen...

 

- Gibt es Dinge aus Autorensicht, die in einem Agenturvertrag unbedingt hinein müssen, von den Agenturen aber gerne ausgespart werden?

 

- Gibt es Paragraphen die die Arbeit des Agenten beschreiben, bzw. seine Pflichten klar formulieren? (In dem mir vorliegenden Vertrag ist das sehr kurz gehalten.)

 

- Gibt es übliche Vertragslaufzeiten? Was ist sinnvoll, was nicht?

 

- Die mir vorliegende Literatur beschränkt sich auf Verlagsverträge, vielleicht hat jemand ein Mustervertrag für Agenturen zur Hand?

 

- Was haltet Ihr von einem Paragraphen, der klar aussagt, dass die Liste der angesprochenen Verlage das Betriebsgeheimnis der Agentur sind und dem Autor nicht mitgeteilt werden?

 

- Gibt es Vertragsbestandteile, die Euch schon einmal zum Verhängnis wurden? Worauf würdet Ihr beim nächsten Abschluss besonders achten?

 

Es wäre lieb, wenn Ihr mir einfach ein wenig Input und Denkansätze liefert, ich fühle mich auf diesem Gebiet noch sehr unsicher.

 

Vielen Dank und liebe Grüße,

Marcel

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Hallo Marcel,

 

ich war so frei, deine Frage an meine Agentur weiterzuleiten, und hier hast du jetzt eine offizielle Antwort, die ich mich freue zitieren zu dürfen:

 


1. - aus der Sicht der Agentur sind zwei Dinge wichtig: eine exklusive Vertretung des Stoffes (wenn mehrere Parteien den Titel am Markt präsentieren macht das keinen Sinn) und eine Provision, die bei erfolgter Vermittlung gezahlt wird.

 

2. - aus der Sicht der Autoren sollten keine weitere Zahlungen (für Lektorat etc.) hinzukommen. Zudem sollte der Autor das letzte Wort haben und die Verträge selbst unterschreiben.

 

Selbstverständlich teilen wir unseren Autoren mit, an welche Verlage wir die Texte schicken. Eine solche Klausel ist unsinnig. Ebenso überflüssig sind Klauseln, die die Agenturen verpflichten, den Text an mindestens X Verlage zu schicken. Es liegt ja auch im unseren Interesse, dass die Titel verkauft werden.

 

Natürlich gibt es noch weitere Punkte die vereinbart werden aber letztendlich sind die Punkte 1. + 2. wesentlich. Die weitere Zusammenarbeit sollte möglichst auf einer Basis des gegenseitigen Vertrauens ablaufen.

 

Und nix ist schöner, als wenn die Agenturvereinbarung gegenseitig unterzeichnet wird, dann in der Schublade landete und nie wieder angeschaut werden muss...

 

Viele Gruesse

Bastian Schlueck

 


Andreas

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Hallo Andreas!

 

Das sind schon einige Aussagen, die mir hilfreich und zudem sehr sinnig erscheinen. Vielen Dank für die Mühe, wie gesagt, bin ich über jede Anregung dankbar.

 

Das Herr Schlueck seine Autoren über die Verlage informiert, denen er anbietet, finde ich auch normal.

 

Was für eine Grube mag sich wohl wieder dahinter verbergen, wenn jemand dies partout nicht will?

Nichts Gutes, befürchte ich.

 

Vielen Dank Andreas.

Hat vielleicht noch jemand ein paar Tipps für den Rookie?

 

Gruß,

Marcel

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Christine Spindler

Hallo Marcel,

 

wenn eine Agentur nicht damit herausrücken will, wo sie Manuskripte hinschickt, dann kommt einem glatt der Verdacht, dass sie keine ernstzunehmenden Kontakte bei den Publikumsverlagen hat und das damit vertuschen will.

 

Außerdem habe ich gehört: Eine Klausel, die man keinesfalls akzeptieren sollte, ist die, in der die Agentur sich Provisionen für alles sichert, was der Autor veröffentlicht, auch wenn der Deal nicht über die Agentur zustande gekommen ist.

 

Cheers

Christine

Hört mal rein in meinen Podcast: https://anchor.fm/tinazang

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Außerdem habe ich gehört: Eine Klausel, die man keinesfalls akzeptieren sollte, ist die, in der die Agentur sich Provisionen für alles sichert, was der Autor veröffentlicht, auch wenn der Deal nicht über die Agentur zustande gekommen ist.

 

Hallo Christine,

 

so eine Klausel finde ich überaus logisch. Zumindest was das betreute Projekt betrifft:

Schließlich hilft die Agentur, dass man das Projekt verbessert und wenn man es dann selbst Verlagen anbietet, die es aufgrund der Verbesserungen auch nehmen, wäre die Agentur ja betrogen, würde sie mit leeren Händen dastehen.

 

Erinnert mich an Verträge mit Immobillienmaklern. :)

 

Grüße

Quidam

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Christine Spindler

Hallo Quidam,

 

ich habe mich etwas unpräzise ausgedrückt. Ich meinte eine Klausel, in der die Agentur sich zusichert, dass sie auch dann eine Provision kassiert, wenn sie ein Manuskript nie betreut hat und der Autor es von vornherein selbst bei einem Verlag untergebracht hat. Manche Agenturen - habe ich gehört - sichern sich sogar nachträglich Provisionen an Büchern, die der Autor veröffentlicht hat, bevor er mit der Agentur zusammenkam. Sie vereinnahmen ihn mit Haut und Haar.

 

Cheers

Christine

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Liebe Christine,

 

nein, nein, ich hab es ja auch schon so verstanden. Deswegen schrieb ich ja auch, dass ich so eine Klausel zumindest beim betreuenden Projekt für überaus sinnvoll ansehe.

Geld für nicht betreute Projekte, oder bereits veröffentlichte Werke zu verlagen, ist natürlich etwas ähm.. suspekt.-))

 

Grüße

Quidam

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Geld für nicht betreute Projekte, oder bereits veröffentlichte Werke zu verlagen, ist natürlich etwas ähm.. suspekt.-))

 

Im Literaturbereich würde ich das auch als sehr ungewöhnlich empfinden. Bei Kollegen aus dem Fotobereich ist das hingegen Gang und Gäbe. Hier wird bei Vertragsabschluss eine Ausschlussliste erstellt. Alle Projekte, die über die darin aufgeführten Kanäle laufen, sind von der Provision ausgenommen. Alles andere wird provisioniert.

 

Viele Grüße

Mark

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Christine Spindler

Hallo Marcel,

 

ob du bei diesem Agenten überhaupt gut aufgehoben bist? Ich habe zweimal die leidige Erfahrung gemacht, dass ein schlechter Agent viel schlimmer ist als gar kein Agent. Inzwischen habe ich eine Top Agentin - das ist vielleilcht ein Unterschied! Ich würde mich nie wieder mit windigen Agenten abgeben, weil das eine Karriere im Keim ersticken kann. Ist mir jedenfalls beinahe passiert. Allerdings nicht in Deutschland, sondern den USA.

 

Cheers

Christine

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Hallo Christine!

 

Ich habe eine Ahnung was Du damit meinst. Aber sehen wir es einmal aus dieser Perspektive:

 

Fakt 1: Die etablierten Agenturen picken die Perlen. Das ist weniger ketzerisch gemeint als es sich anhört. Wer gut im Business ist, beschäftigt sich mit den Dingen die schnell und unkompliziert vermittelbar sind. Bleiben also die, die auch auf Ware angewiesen sind, die noch aufgebaut werden muss.

 

Fakt 2: Ein neuer und unerfahrener Autor benötigt viel Pflege und Aufwand, aber Zeit ist Geld! Er muss also Partner finden, die in ihn investieren - ...aus welchen Gründen auch immer.

 

Fakt 3: Kennt man selbst das Business nicht gut, ist man auf Hilfe angewiesen... (jetzt beißt die Ratte sich in den Schwanz).

 

Jetzt stelle ich mir die Frage, ob ein Agent der nicht zur Alphaklasse gehört, der hier und da als "windig" erscheinen mag, nicht besser ist, wenn er den jungen Autor leitet, als niemanden zu haben, der einem den Weg weist?

 

(Wird es jetzt philosophisch? Ich hoffe nicht  ;) )

 

Mit meinen Fragen versuche ich die Ehrlichen und Engagierten von den Windigen zu trennen. Das ist gar nicht so einfach - ich habe mittlerweile mindestens drei Fälle, die klar im Graubereich liegen.

 

Gruß,

Marcel

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Fakt 1: Die etablierten Agenturen picken die Perlen.

 

Wobei es natürlich darauf ankommt, was mit "etabliert" gemeint ist. Nicht immer ist die Größe der Agentur ein Qualitätskriterium, auch wenn es oft dafür gehalten wird. Nicht wenige Autoren fahren gut mit der Partnerschaft mit einem engagierten Agenten, der seine Anzahl an Autoren begrenzt, als eine der großen Agenturen, die nur wenig Zeit pro Autor aufwenden können. Sollte m.E. immer auch mit in die Entscheidung einfließen.

 

Viele Grüße

Mark

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Wobei es natürlich darauf ankommt' date=' was mit "etabliert" gemeint ist.[/quote']

Hi!

 

Damit meinte ich vor allem die Agenturen, die einem Autor bereits durch ihre reine Vertretung ein positives Aushängeschild anheften. Genauer: In der Branche etablierte Namen, die jeder kennt, weil die Unternehmen erfolgreich sind.

 

Vielleicht ist es wie beim Fußball? Ein junger Spieler kann in einem Verein der dritten Liga starten und mit seinen Fähigkeiten wachsen oder er beginnt beim FC Bayern, sitzt nur auf der Bank und versagt womöglich in dem ersten Spiel in dem er eingesetzt wird.

Für die Karriereplanung ist der zweite Weg mit sehr viel mehr Risiko verbunden (...geht aber schneller und kann natürlich auch funktionieren).

 

Gruß,

Marcel

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Christine Spindler

Hallo Marcel,

 

das Problem mit manchen Agenturen ist, dass sie mehr wollen als können. Sie versprechen einem das Blaue vom Himmel herunter - und das war's dann auch. Habe ich schon von vielen Seiten gehört.

 

Am besten ist es vielleicht, die Agentur zu fragen: welche Autoren haben Sie schon an welche Verlage vermittelt? Da müssen sie die Karten auf den Tisch legen.

 

Natürlich fängt jeder mal klein an, auch eine Agentur ::) Wenn ein Literaturagent engagiert ist und sich aufgrund einer früheren Tätigkeit (z.B. als Lektor) in der Branche gut auskennt, wird er/sie sich schnell einen Namen machen.

 

Umso wichtiger ist es, genau abzuklopfen, wie der Agent tickt.

 

Eine Freundin von mir aus England hat sich darauf verlassen, dass ihr Agent alles für sie tut - und fand dann nach 2 Jahren durch Nachfrage bei den Lektoren, denen er das Manuskript angeblich ans Herz gelegt hatte, heraus, dass er nie mit ihnen Kontakt aufgenommen hatte. Er verdiente sein Geld mit der Portokostenpauschale, die er hunderten von Autoren abknöpfte. Da kam ganz schön was zusammen.

 

Solche sehr, sehr schwarzen Schafe gibt es also leider auch.

 

So, genug gewarnt und düstere Vorhersagen gemacht :s22 Eigentlich bin ich ja ein total optimistischer Mensch, aber durch Erfahrung auch Realist geworden

 

Cheers

Christine

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