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Aristoteles Poetik - Aufbereitet

Empfohlene Beiträge

Neulich habe ich diesen Text im Internet gefunden:

 

"Aristoteles’ Poetik aufbereitet für Drehbuchautoren" (Link ungültig) (Link ungültig)

 

Hier hat sich jemand die - wirklich recht mühsam lesbare - "Poetik" vorgenommen und ihre Aussagen und Anregungen auf heutige Anforderungen angewandt und "übersetzt". Dabei bezieht sich der Autor in erster Linie auf Drehbücher, und wir alle wissen, dass die Dramaturgie eines Filmes eine andere ist, als die eines Buches. Aber nichts desto trotz lässt sich vielen davon anwenden, und man ist überrascht, dass einem einiges davon irgendwie bekannt vorkommt, entweder aus anderen Lehrbüchern oder aus eigenen Rückschlüssen und Erfahrungen.

 

Viel Spaß!  ;)

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Ich liebe die Poetik von Aristoteles, aber ich bin misstrauisch die dramaturgische "Übersetzung" von Drehbuchgurus dazu zu lesen.

 

 

Ich habe schon in zuvielen Büchern von Field oder McKee Aussagen über die Poetik gelesen die sich so auf den Originaltext (ich meine damit die deutsche Übersetzung!) nicht wirklich zurückführen lässt.

 

Seid also vorsichtig damit. Im Zweifelsfall lest lieber das Original und interpretiert selber daran herum.

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A-hahaha!... das wusste ich, dass Kurt sich auf die Poetik stürzen würde :) Mit dieser Fliege fängt man die dicken Karpfen im Teich  ;)

 

Ich halte mich durchaus für hinreichend intelligent und gebildet, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich die Poetik für unlesbar halte. Eine katastophaler  Haufen von zum Teil zusammenhanglosen, zusammengestückelten, sich wiederholenden und nur schwer verständlichen (weil aus einem zweitausend Jahre alten Kulturkontext stammenden) Klassifizierungen und Richtlinien...

 

Mir hat allerdings sehr geholfen, dass ich *vorher* den oben zitierten Text gefunden hatte. Ich habe Aristoteles erst hinterher gelesen, und konnte dann die entsprechenden Passagen wiederfinden, und besser verstehen. Inhaltlich ist der antike Text ja durchaus wertvoll und in vieler Hinsicht noch immer aktuell. Und sei es, wenn man verstehen möchte, welche traditionellen Regeln man gerade bricht.

 

Vielleicht haben andere Menschen einen anderen und einfacheren Zugang zur Poetik. Dieser Nicht-akademische Ansatz hat mir jedenfalls sehr gefallen. Vielleicht kennst du andere, ähnliche Aufbereitungen, die du hier empfehlen kannst?

 

Andreas

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*hüpft hilflos im Fischernetz auf und ab und versucht verzweifelt duch die Kiemen in der Luft zu atmen*

 

 

Ich hoffe, du fühlst dich gut bei diesem Bild, du grausamer Mörder! :(.

 

 

Zur Poetik:

 

Es gibt viele Legenden über den Text. Einige behaupten die Poetik wäre nichts anderes als der Teil einer Schulmitschirft die ein Schüler von Aristoteles angefertigt hat als er versuchte den Ausführungen des Meisters zu folgen.

 

Der komplette zweite Teil fehlt ja: Die Komödie. War übrigens der McGuffin in Name der Rose.

 

Was die Poetik selbst angeht ist sie sicherlich nicht einfach zu lesen, aber so schwierig ists auch wieder nicht. Ich denke dass viele sich bei dem Text schwertun weil sie eine zu detaillierte Auflistung von Wie-macht-mans? erwarten. Das ist die Poetik nicht...es ist KEIN HOw to do it Buch.

 

Es ist eher eine sehr feine Analyse eines sehr gegabten und professionellen Denkers. Fast so als würde sich ein Schopenhauer oder Karl Popper mit dem Geschichtenerzählen auseinandersetzen.

 

Aristoteles erkennt gewisse Tatsachen die unglaublich wichtig sind wie zum Beispiel diese:

 

Emotion ist Alles.

 

Entweder das Lachen oder das Erschüttert-Sein. Das Lachen ist die Domäne der Komödie, das Erschüttert-Sein die der Tragödie.

 

Die Tragödie ist bei Aristoteles mehr als nur das was wir heute unter dem Wort verstehen. Er setzt ja Tragödie defacto in Vielem mit dem Epos gleich, und Epos ist die klassische Geschichte die sich dann später spaltete in die verschiedensten Literaturgattungen:

Fantasy, Sci-Fi, Abenteuer, Western, Krimi, Historischer Roman etc..

 

Eine der wichtigsten (und von den Drehbuchgurus nicht gerne gehörten) Dogmen bei Aristoteles ist dass wahre, echte Gefühle nur ausgelöst werden können wenn sich Leute die sich nahestehen und GUT sind einander wehtun. Je näher, desto besser. Die Traditionalisten wollen das aber nicht. Bei ihnen muss es einen Protagonisten geben der gegen einen Antagonisten kämpft, der möglichst negativ und verabscheuungswürdig sein muss.

 

Nur damit kann man keine echte Tragik weben. Und nur Tragik bringt uns wirklich zum Weinen. Und Weinen ist der emotionale Kitt, der den Leser mit dem Autor verbindet...Aristoteles versteht das als Mittel zum Zweck um die Sehnsüchte und Triebe des Publikums zu läutern (Katharsis).

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Der komplette zweite Teil fehlt ja: Die Komödie. War übrigens der McGuffin in Name der Rose.

Seit dem wissen wir ja auch, dass die Seiten alle vergiftet sind ;)

 

Eine der wichtigsten (und von den Drehbuchgurus nicht gerne gehörten) Dogmen bei Aristoteles ist dass wahre, echte Gefühle nur ausgelöst werden können wenn sich Leute die sich nahestehen und GUT sind einander wehtun. Je näher, desto besser. Die Traditionalisten wollen das aber nicht. Bei ihnen muss es einen Protagonisten geben der gegen einen Antagonisten kämpft, der möglichst negativ und verabscheuungswürdig sein muss.

Sicherlich sind die plakativen Antagonisten (übrigens natürlich immer an der schwarzen Kleidung und dem schwarzen Pferd zu erkennen, und/oder den Narben im Gesicht) eher dämlich. Andererseits muss man dem Film zugestehen, dass er andere Bedürfnisse und ein anderes Publikum befriedigt, als ein Roman. Außerdem sind seit den Tagen Aristoteles' auch neue Erzählformen entstanden, die nämlich, die ohne künstlerischen, moralischen oder sonstigen Anspruch "niedere Genuss-Triebe" ansprechen wollen, das sogenannte Popcorn-Kino.

Hier haben die "villians" ihre Berechtigung. Nur sollten sie natürlich auch dort bleiben.

[offtopic]Wem ist aufgefallen, dass Darth Vaders berühmter Spruch "Ich bin dein Vater, Luke!", konform mit Aristoteles' Ansprüchen geht?[/offtopic]

Und nur Tragik bringt uns wirklich zum Weinen. Und Weinen ist der emotionale Kitt, der den Leser mit dem Autor verbindet...Aristoteles versteht das als Mittel zum Zweck um die Sehnsüchte und Triebe des Publikums zu läutern (Katharsis).

So ähnlich verargumentiert Stephen King den Ursprung und Nutzen von Horror-Literatur, insbesondere, wenn man sein Buch über den Horror-Film "Dance Macabre" liest.

 

Worin ich aber nicht übereinstimmte ist, dass die beim Publikum zu verursachende Emotion notwendigerweise entweder Lachen oder dramatische Erschütterung sein muss.

Was ist mit den Geschichten, in denen wir vor Rührung weinen? Forest Gump? Uns vor Abscheu schütteln? Das Perfüm? In denen wir einfach nur mitfiebern und uns freuen, wenn die Konflikte gelöst und alle Schwierigkeiten überwunden sind? Jules Verne? Oder Bücher wie "Fight Club"?

 

Derlei passt nicht so recht in das Schema, finde ich, und was ich daher viel interessanter finde, sind weniger spezielle sondern allgemeine Betrachtungen über die sinnvolle Länge, den sinnvollen Aufbau, die richtige Sprache, etc.

 

Dem allen widerspricht der von mit verlinkte Text nicht. Ich denke, du fragts dich viel eher, ob man "Drehbuch" und "Aristoteles" überhaupt in einem Satz verwenden darf. Klingt wie Fingernägel, die über eine Tafel kratzen, oder wenn man auf Kreide herumkaut, hm?  ;)

 

Lies' doch einfach mal... als Einstieg finde ich es wirklich gut, und zumindest mich hatte es sehr neugierig auf Aristoteles gemacht!

 

Andreas

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kurt, ich weiss, du bist ein fan von aristoteles. denkst du, heute gelten noch die gleichen massstäbe für literatur wie vor ein paar tausend jahren? ich habe da meine zweifel … inzwischen gibt es doch neuere erzähltechniken. man kann bestimmt von ari lernen, aber meine texte danach basteln würde ich nicht.

 

gruss, optima

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(Peter_Dobrovka)

Nun, der Satz des Pythagoras und das Archimedische Prinzip gelten auch heute noch - warum also nicht auch Aristoteles' Poetik?

 

Hehe, das mußte sein.

 

Peter

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Nun, der Satz des Pythagoras und das Archimedische Prinzip gelten auch heute noch - warum also nicht auch Aristoteles' Poetik?

 

Hehe, das mußte sein.

 

Peter

 

peter, wenn alles noch gilt, was je gedacht wurde, dann müssten wir auch heute noch daran glauben, dass die erde eine scheibe ist.

 

hehe. das musste jetzt mal sein.

 

optima

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